63. Kapitel
„Oh." sagt er leise nach einigen Augenblicken. „Genau." - „Was ist?" fragt Zayn ihn und Harry lässt das Handy sinken. „Es gibt eine ziemlich hitzige Diskussion darüber, ob die Verlobung denn nun echt ist oder nicht. Andrews Interview hat wohl doch weitere Kreise gezogen, als wir dachten." fasst Harry zusammen und Harper spricht weiter. „Alles wird analysiert, jede Bewegung, die wir gemacht haben, jedes Treffen, bei dem wir zusammen gesehen worden sind. Letztens war Andrew wohl nur ein paar Straßen von dem Café entfernt wo ich mit ein paar Freunden war und zack, direkt wird angenommen, dass wir uns still und heimlich getroffen haben; dabei wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht einmal, dass er überhaupt in der Stadt ist."
Nach dem Essen holt Harry für uns alle jeweils ein Eis, wobei er darauf besteht, das Kaktus-Eis zu bekommen. Ich glaube, er wird bald eine Bestellung an die royale Küche gehen lassen. Harper hat sich mehr oder weniger beruhigt, aber glücklich ist sie lange noch nicht. Ihr ist anzumerken, wie enttäuscht sie von Andrew ist. Wir reden noch eine Weile darüber, dann wechselt das Gesprächsthema in irgendetwas banales.
„Ist das okay, wenn ich eben Duschen gehe?" fragt Harry in die Runde. „Geh nur." nicke ich. Am liebsten wäre ich zwar mitgekommen, aber nein, darauf verzichte ich jetzt einfach mal. Was nicht bedeutet, dass ich Harry nicht nachher noch für mich alleine haben kann. Harper dreht an ihrem Ring, dem Verlobungsring. „Ich war vorhin draußen." meint sie nur und zieht ihn dann mit einer Leichtigkeit, mit der ich nicht gerechnet habe, vom Finger. Sie legt ihn auf ihre gerade Handfläche und bietet ihn mir an. Bedacht nehme ich ihn und drehe ihn in meinen Fingern. „Er ist echt schön." sage ich ehrlich und sie nickt. „Ja, Harry meinte, wenn ich schon einen tragen muss, soll ich mir ihn auch aussuchen." Ich drehe ihn in den Fingern und bemerke, dass das aktuelle Jahr eingraviert ist.
„Moment, er ist neu?" fragt Zayn dann verwundert und ich gebe ihm den Ring weiter. „Ja." bestätigt Harper und ich verstehe nicht so ganz, wieso es anscheinend so merkwürdig ist. „Und?" - „Ich dachte die Ringe werden vererbt?" meint Zayn irritiert. Harper nickt und nun bin ich auch etwas verwirrt. „Werden Sie auch. Die Ringe, die gerade nicht getragen werden, lagern im Tower." erklärt sie mir und ich bin sicher, Zayn wusste das schon.
„Aber dann müsstest du doch einen davon haben, oder gilt das nur für die Eheringe?" entgegne ich. „Nein, der Verlobungsring für Harry liegt im Tower, und die Eheringe auch." antwortet sie. „Es sind die von Harrys Großeltern." - „Aber..." - „Bist du wirklich so dämlich?" fragt Zayn mich trocken, als ich nicht weiß, was ich weiter sagen soll. „Was soll ich denn jetzt wissen, Sherlock?" frage ich provokant und er verdreht die Augen.
„Das ist nicht der Verlobungsring aus dem Tower, Louis." ergreift Harper dann das Wort. „So gesehen, ist es irgendein Ring, unbedeutend. Wäre die Verlobung echt, würde ich den Ring aus dem Tower tragen und eben nicht diesen hier. Harry wollte partout nicht, dass ich den richtigen Ring bekomme, weil er ihm sehr viel bedeutet. Er hat seine Großeltern sehr geliebt und deswegen wird er den Ring auch nur jemandem anstecken, dem er sein Herz schenkt." Ich stocke und sehe wieder zu Zayn.
„Jetzt tu doch nicht so blöd." - „Ihr meint.." - „Oh garantiert!" unterbricht Harper mich sofort fest überzeugt. Dann hören wir alle, wie die Badezimmertür aufgeht und beenden das Thema an dieser Stelle; jedenfalls verbal. Meine Gedanken kreisen nur noch darum, als Harper sich den zwar wertvollen, aber nicht wirklich bedeutsamen Ring ansteckt und Harry sich setzt. Er trägt eine Shorts und ein Shirt, seine Haare sind noch nass und eine tropfen färben den Stoff seines Oberteils dunkler. Wie kann allein dieser Anblick mich schon wieder scharf auf ihn machen?
„Und? Gab es irgendetwas wichtiges?" fragt Harry locker und streckt seinen Arm nach mir aus. Ich stehe auf, rutsche zu ihm aufs Sofa und er legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Seine Fingerspitze rutsche dabei etwas weiter nach innen, als vielleicht gut wäre und ich schlucke. Oh Gott, hoffentlich bleiben seine Finger da und werden gleich nicht noch näher an meinem Schwanz liegen.
Wir schütteln den Kopf. Dann plötzlich klingelt es an der Haustür. Einmal, zweimal, dreimal. Zayn steht verwundert auf und öffnet. „Hallo?" fragt er laut und gepolter ist im Treppenhaus zu hören. Ich schaue verwundert in den Flur, aber da macht Zayn einen Satz zur Seite und eine Horde an Sicherheitsbeamten stürmen in die Wohnung. „Wir haben ihn!" Steven steht ganz vorne und sieht Harry erleichtert an. „Äh, okay?" Harper scheint verwirrt zu sein, aber Harry seufzt nur. „Ich habe vielleicht nicht Bescheid gegeben." murmelt er sichtlich genervt.
„Eure Hoheit, wenn Ihr uns bitte zum Palast zurück begleiten würdet." sagt Steven höflich, aber Harry schüttelt den Kopf und steht auf, um sich noch ein Bier zu holen. „Nö." Perplex sehen die Männer ihn an. „Eure Hoheit -" - „Steven. Ich bleibe hier." stellt er mit fester Stimme klar. „Wie habt ihr mich überhaupt gefunden?" fragt er die Sicherheitsbeamten dann. „Eurer Handy wurde geortet." antwortet der Kerl rechts von Steven. „Ach fuck." flucht Harry und zieht es aus der Hosentasche. Oh Mist. Als er es wider angestellt hat, konnte er wieder lokalisiert werden; nur leider haben wir alle daran in diesem Moment nicht gedacht. Scheißdreck.
„Prinz Harry, Ihr müsst dringend zurück in den Palast." wiederholt Steven. Harry rührt sich nicht. Dann gehen drei der Männer einen Schritt nach vorne. Harry braucht nicht einmal die Hand zu heben; nur das Kinn ein kleines Stück und sofort bleiben sie alle wie angewurzelt stehen. „Und ihr alle wisst, dass ihr mich nicht berühren dürft." - „Außer in einer Notsituation." korrigiert Steven sofort. „Sieht es wie eine Notsituation aus?" fragt Harry trocken. „Also? Ich bitte um Ruhe." Sie reagieren nicht.
„Könnt ihr aus meiner Wohnung gehen?" schalte ich mich genervt ein, aber Steven schüttelt den Kopf. „Nicht, wenn er Prinz ungeschützt hier bleibt." - „Das ist Hausfriedensbruch, wenn ihr nicht geht." überlege ich. „Und wenn verhindert wird, dass der Prinz nach Hause zurückkehren kann, nennt man es Entführung." sagt Steven und meine Augen werden groß.
„Also bitte." Harry verschränkt die Arme vor der Brust. „Als würde Louis mich entführen." - „Eure Hoheit, auf strickte Anweisung des Königs sollt Ihr unverzüglich zurück in den Palast kehren." Harry seufzt. „Gut. Ich gehe mich anziehen." Er nimmt meine Hand und zieht mich ins Schlafzimmer, wo er sich vor seine Reisetasche hockt.
„Du gehst jetzt echt?" - „Scheiße, ich würde lieber hier bleiben." murrt er und ich hocke mich zu ihm. „Ist okay, Haz." Er sieht mich entschuldigend an. „Ich hätte darüber nachdenken müssen, als ich mein Handy -" - „Nein, schon gut." Er zieht ich etwas über und wir stehen einander gegenüber. „Danke, dass du mich für ein paar Tage da raus geholt hast." lächelt er, aber ich winke ab. „Immer wieder gerne, weißt du doch." Er nickt und zieht mich an sich heran. „Kann ich dich nicht einfach mitnehmen?" fragt er provokant und ich küsse ihn sanft. „Zu gerne, aber du weißt, es geht nicht. Der König ist mit Garantie schon jetzt total wütend, was denkst du wohl, wie er es finden würde, wenn ich jetzt noch den Palast betrete."
Er seufzt. „Ich weiß, du hast recht. Trotzdem." - „Wir können ja schauen, ob wir uns morgen sehen." schlage ich vor und er nickt. „Ich bitte darum." Wieder küsst er mich und ich will von Sekunde zu Sekunde mehr. „Haz... nicht." - „Sie werden warten." murmelt er und nimmt meine Lippen wieder in Besitz. Ich gebe mich für einen weiteren, kurzen Augenblick, seinen Berührungen hin, löse mich dann aber doch von ihm. „Morgen." Er nickt und zieht sich einen mir zu großen Pullover aus dem Schrank, riecht daran und stopft ihn in seine Tasche.
An der Tür warten Steven und seine Kollegen ungeduldig. „Miss Anderson hat sich gerade ein Taxi gerufen." sagt er und Harry schüttelt den Kopf. „Ihr habt nicht den Anstand gehabt, sie nach Hause zu bringen?" vorwurfsvoll sieht er den Sicherheitschef an. „Es tut mir leid, Eure Hoheit, das nächste mal werde ich mich darum kümmern." lenkt er ohne zu zögern ein und Harry nickt zufrieden. Dann geht er zu Zayn und bedankt sich für die letzten Tage. Dieser drückt ihm noch das Rezept in die Hand und lächelt steckt mein Freund es ein. Ich bin mir sicher, Es wird Molly noch heute erreichen.
„Bis dann, Schatz." - „Ich liebe dich." Kuss. „Ich dich auch." Kuss. Harry streicht mir durch die Haare und drückt als letztes einen Kuss auf meine Stirn.
Es kommt mir vor, als würde Harry abgeführt und zurück in seine Zelle gebracht werden, als er mit den Personenschützern die Treppe herunter geht; als wären die paar Tage Freigang nun vorbei und als würde das Gefängnis seinen Insassen zurückfordern. Die kalte Luft zieht vom Treppenhaus in die Wohnung. Ich warte, bis sie unten sind, stehe so lange im Türrahmen. Und dann fällt die Haustür unten zu.
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Aus der Traum vom normalen Leben. Habt ihr damit gerechnet, als Harry sein Handy angeschaltet hat? Und was denkt ihr, passiert wenn er jetzt im Palast ankommt? Ideen? Wünsche?
Love, L
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