34. Kapitel
Zufrieden sehe ich in den Einkaufswagen, der voller Babykleidung ist. Vicky hat das zweite Trikot, dass ich reingelegt habe wieder heraus genommen und jetzt sind drei darin. Oops. Gut gelaunt laufe ich zur Kasse, während sie an der Seite steht und mit Andy telefoniert. Er hat sie gerade angerufen und gefragt, ob alles gut läuft und dann hat er gefragt, ob er schon einen Kredit aufnehmen müsse, weil die London leer kaufen.
Vicky hat nicht so gut darauf reagiert, wie er wohl erhofft hatte. Obwohl ich es lustig fand, war sie wohl anderer Meinung und sagt ihm das gerade auch deutlich. Irgendwie tut Andy mir zwar leid, aber auf der anderen Seite habe ich jetzt die Chance, zur Kasse zu huschen und schnell alles zu bezahlen. Die Verkäuferin lächelt mich an. „Wann ist es denn soweit?" fragt sie, als sie die Etiketten einscannt. „Noch ist ein wenig Zeit, sie ist jetzt im fünften Monat." antworte ich und sehe kurz zu Vicky, die offenbar immer noch mit Andy spricht und gar nicht mitbekommt, dass ich nicht mehr bei ihr stehe.
„Sie sind werden bestimmt gute Eltern." sagt sie aufmunternd und irritiert sehe ich die etwas ältere Dame an. „Ähm.. wir sind kein paar. Ich bin ihr bester Freund." antworte ich ihr und überrascht blickt sie mich an. „Oh, tut mir leid." - „Ach was, alles gut." winke ich ab und bezahle die Kleidung, die am Ende doch teurer ist, als ich erwartet habe. Danach verabschiede ich mich und gehe mit der Tüte in der Hand wieder zu der werdenden Mutter.
„Wir reden nachher." meint sie nur und legt dann auf. Armer Andy. Ich mustere sie skeptisch und sie verdreht genervt die Augen. „Alles gut?" frage ich vorsichtig und sie atmet tief ein und wieder aus. „Ja." erwidert sie erstaunlich gefasst, was aber nur veranlasst, dass ich mich erneut frage, was sich Andy wohl gerade so anhören durfte. Angeblich ist es ja so, dass Schwangere teils extreme Stimmungsschwankungen haben. Ich weiß, dass es bei Mum ab und an der Fall war, aber ich habe es bei Vicky noch nicht so mitbekommen. (Abgesehen von ihrer Auswahl, was das Essen betrifft.)
„Andy ist der Meinung, ich könnte mit dir nicht in die Stadt, weil ich sonst ja viel zu viel kaufen würde und du ja nicht weißt, was wir schon alles haben. Dabei ist das noch gar nicht so viel, aber der Mann lebt einfach minimalistisch. Nur weil er es nicht mag, in die Stadt shoppen zu gehen, heißt das nicht, dass drei Babybodies reichen werden. Aber nein, das glaubt er mir natürlich nicht!" meckert sie.
„Uhm.. wie viel habt ihr denn schon?" - „Nicht so viel! Wir waren einmal in der Stadt zusammen, aber da war es so voll, dass wir recht schnell wieder nach Hause sind. Und ich war nach der Arbeit noch ein paar Mal, aber wir müssen das vor der Geburt machen, direkt danach kann ich es schlecht, aber da brauchen wir nun einmal die Sachen! Er denkt auch, wir müssten dem Baby nur einmal am Tag etwas frisches anziehen! Es wird kotzen und sabbern und spucken!" redet sie aufgebracht weiter, als wir den Laden verlassen.
Ich weiß, dass sie da recht hat, ich habe es oft genug und in jedem erdenklichen Alter mitbekommen. Man kommt mit dem Waschen in den ersten Monaten, oder auch Jahren, kaum hinterher. Bei Ernest war es immer besonders schlimm und auch inzwischen kümmert es ihn nicht so wirklich, ob seine Hose Grasflecken bekommt, wenn er sich beim Fußball auf die Wiese schmeißt. Doris ist da schon anders, aber ich kann es ihm nicht übel nehmen. Ich war genauso und wenn ich denn mal Fußball spiele, ist es mir auch heute noch egal.
„Moment." sie bleibt abrupt stehen und sieht mich verwirrt an. „Hast du jetzt bezahlt?" will sie wissen und sieht auf die Tüte. Wir sind schon gute hundert Meter von dem Laden weg, als es ihr auffällt und schmunzelnd nicke ich. „Ja." - „Wieso das?" - „Ich bin Patenonkel und verwöhne euren Sohn mit Fußball-Sachen. Das ist doch meine Aufgabe." erwidere ich nur scheinheilig und seufzend läuft sie weiter, während sie „Wo soll das nur hinführen." murmelt.
Grinsend laufe ich neben ihr her und wir kommen an einem Laden vorbei wo ein helles Kleid auf einer Puppe im Schaufenster ausgestellt ist. Vicky wird kurz langsamer und seufzt. In ihren Augen glitzert es und es kaum zu übersehen, dass sie es gerade hätte. Es ist aber kein Geheimnis, dass sie im Augenblick sowieso nicht hinein passt.
„Alle meine Klamotten werden zu klein." meckert sie und sieht auf ihren Bauch. „Irgendwie ist es ja toll, schwanger zu sein, aber meine Füße tun weh und ich fühle mich wie ein Walross. So Fett." erzählt sie und ich schüttle den Kopf. „Du siehst toll aus! Wirklich." widerspreche ich ihr und frage mich, wie es wohl werden wird, wenn sie hochschwanger ist? Ich meine, da ist sie ja noch.. fülliger. Wobei man das so ja eigentlich kaum nennen kann. Das ist ja kein Fett, das ist ein Kind, das eben so viel Platz einnimmt.
„Und bald kann ich meine Füße nicht mehr sehen, oder nicht einmal meine Schuhe zumachen. Aber ich will auch Andy nicht immer nerven. Er hat am Anfang immer so getan, als wäre ich aus Glas und ich meinte ja, er soll das lassen, aber jetzt muss ich alles selbst machen! Und manchmal ist es einfach nicht angenehm schwanger zu sein!" beschwert sie sich, aber ich lasse sie, da ich irgendwie schon bedenken habe, dass sie noch wütender werden könnte, wenn ich ihr jetzt widerspreche. Abgesehen davon habe ich absolut keine Ahnung, wie es wohl ist, schwanger zu sein und kann auch gar nicht etwas anderes dazu sagen.
„Manchmal wünsche ich mir einfach, dass Andy sich zu mir setzt, Abends, mich küsst und massiert. Ugh, mein Rücken hat mich gestern fast umgebracht und er sitzt da und schaut Sport! Glaubst du das? Das ist so... ach was. Andy weiß ja nicht, wie es sich anfühlt, plötzlich einige Kilo mehr zu haben und es ständig, wirklich ständig zu spüren!" beschwert sie sich und ich versuche herauszufinden, wie es wohl möglich ist, sie etwas milder zu stimmen.
„Und... hast du es Andy mal gesagt?" - „Hab ich!" erwidert sie aufgebracht. „Aber ihm ist es egal!" - „ganz ehrlich, Vicky? Ich glaube du gehst etwas zu hart mit ihm ins Gericht. Ich bezweifle eigentlich, dass er es wirklich einfach ignoriert oder dass es ihm sogar egal ist. Er freut sich so unfassbar auf dieses Baby. Und er liebt dich abgöttisch! Ihr seid das Vorzeige-Paar schlechthin, also vertrau ihm ein bisschen. Und wenn du ihm sagst, dass du ihn bittest, dich zu massieren, wird er das garantiert machen, auch wenn gerade Sport läuft." sage ich nun doch und nehme Andy ordentlich in Schutz.
Überrascht und etwas perplex sieht sie mich an. „Meinst du echt?" fragt sie erstaunlich ruhig und sogar etwas unsicher. Ich nicke sicher und sie beißt sich auf die Unterlippe. „Ich war voll unfair zu ihm.." murmelt sie dann und ich seufze. „Ruf ihn schon an. Der arme Kerl." Sie nickt wieder und fischt ihr Handy aus der Tasche.
„Baby? Hallo?" fragt sie einige Sekunden danach hoffnungsvoll. „Andy, es tut mir leid, dass ich dich gerade so an gemotzt habe. Können wir heute Abend darüber sprechen? Bitte?.... Ja, mir geht es gut,... ja, dem Baby geht es auch gut... ja, Louis geht es auch gut." Ich fange an zu lachen und sie zuckt grinsend mit den Schultern. „Nein, ich bin nicht erst heute Abend spät zurück, wir gehen noch ein bisschen durch die Stadt, aber wir haben schon das meiste... ja haben wir... ich liebe dich." Offenbar antwortet er ihr das gleiche, denn sie lächelt verliebt und sieht auf den Boden.
Irgendwie ist das ja schon fast wieder zu süß. Ob Harry und ich wohl auch irgendwann so gewesen wären? Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. Wieso muss ich immer alles mit uns.. ihm und mir vergleichen. Es gibt kein uns mehr. Ich sollte langsam anfangen, auch so zu denken. Außerdem geht es gerade nicht um meinen Herzschmerz, sondern darum, Klamotten für einen zukünftigen Fußballer zu finden. Das ist wichtiger und ganz nebenbei eine super Ablenkung. Wie könnte es das auch nicht sein?
Ich beschließe, Mum die Tage anzurufen und ihr davon zu erzählen. Sie und Vicky haben erst zwei Mal miteinander gesprochen, eher zufällig, weil sie und Andy zu mir gekommen sind, weil wir bei mir mit Jeff und Zayn bei der WM zusammen Fußball geschaut haben und ich vorher mit ihr geskypt haben. Sie verstehen sich wirklich gut und ich hoffe, Mum erklärt sie nicht für vollkommen verrückt, wenn sie erfährt, dass sie mich zu einem der Paten auserkoren haben.
Und ich muss ihr sagen, dass das zwischen Harry und mir aus ist. Und den kleinen muss ich es auch noch sagen. Es wäre wirklich besser gewesen, es ihnen nicht erzählt zu haben. Doris denkt inzwischen, sie wird irgendwann eine Prinzessin und auch wenn es eigentlich nicht so richtig gewesen wäre, muss ich selbst diese Vorstellung platzen lassen. Das ist etwas, was ich absolut beschissen finde. Sie wollte auch unbedingt mal auf das Gestüt zu den Pferden, als Harry ihr angeboten hatte, sie mal dort hinzubringen und es tut mir einfach leid, dass es jetzt nicht klappen wird.
Normale Reitstunden sind einfach zu teuer, das weiß sie auch, aber das heißt nicht, dass sie sie nicht trotzdem gerne hätte. Mum würde es ihr liebend gerne ermöglichen, aber das Geld reicht eben nicht dafür. Ich hoffe nur, dass Doris nicht allzu enttäuscht sein wird. Das könnte ich jetzt nicht auch noch ertragen.
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Tja Vicky ist wohl leicht reizbar, aber wer kann es ihr schon verübeln. Meint ihr Doris wird enttäuscht sein? Und was wird Louis dann machen?
Love L
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