IV
,, Du fandest dich gestern wohl ganz schön witzig, hm?"
Es war bereits der nächste Schultag und ich war gerade an meinem Schließfach, um meine Sachen reinzulegen, als ich Gesellschaft von meiner Lieblingsperson bekam.
,,Was willst du Bryce?", genervt drehte ich mich um und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
,, Ich will, dass du mir gefälligst etwas Respekt erteilst."
,, Jaja", ich wollte an ihm vorbei gehen, doch wurde zurück gegen das Schließfach geschubst. Meine Handflächen wurden schwitzig und meine Knie wurden weicher und weicher.
,, Wir sind hier noch nicht fertig. Warum bist du so abweisend? Wir hatten doch so viel Spaß zusammen. Und ich meine du bist älter geworden, ich bin älter geworden und dein Körper... Ich sehe zwei Dinge die mich ganzschön antörnen", langsam kam er mir immer näher und seine Augen wanderten einmal über meinen gesamten Körper. Sein Blick verharrte jedoch einige Sekunden auf meinem Dekollté . Mein Puls ging schlagartig in die Höhe als ich seine Hand auf meinem Oberschenkel spürte.
,, Fass mich micht an!", ich versuchte in wegzudrücken doch er war einfach zu stark. Warum half mir keiner?
,, Ach Lili, du bist einfach zu schwach", sein Flüstern in meinem Ohr ließ einen eiskalten Schauer über meinen Rücken laufen. Ich versuchte mich loszulösen doch nichts klappte.
,, Verdammte Scheiße! Bryce verschwinde von ihr!", endlich kam Monty, stieß ihn von mir weg und verschwand mit ihm um die Ecke.
,, Hey, Lili alles okay?", Justin kam zu mir und redete auf mich ein. Er war so nah, doch seine Stimme klang, als wäre er weit entfernt. Eine starke Übelkeit überkam mich und ich sprintete zur Toilette, wo ich meinen gesamten Mageninhalt verlor.
,, Lili!", Justin erschien in der Tür des Mädchenklos und rannte sofort zu mir, um mir zu helfen.
Mein ganzer Körper zitterte, mein Herz raste und ich hatte das Gefühl zu ersticken. Ich began zu hyperventilieren und verlor die Kontrolle über meinen Körper.
Hatte einer von euch schon einmal eine Panikattacke? Nein? Dann seid froh, denn es gibt kein schlimmeres Gefühl.
,, Okay okay, du kennst den Ablauf. Konzentrier dich auf deine Atmung. Einatmen, eins, zwei, drei, vier und ausatmen, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Du machst das gut und weiter", er sah mir intensiv in die Augen und ich folgte jeder Anweisung. Er kannte den Ablauf, denn es war nicht die erste Panikattacke durch die er mir helfen musste.
,, Okay, du machst das gut. Jetzt zusätzlich die Fäuste. Anspannen und lockern. Anspannen und lockern..."
Ich spürte wie ich die Kraft in meinen Körper zurückkehrte und die heißen Tränen ihren Weg über meine Wange fanden.
,, Ich hatte solche Angst", ich viel Justin um den Hals und seufzte vor mich hin. Er strich mir sanft über den Rücken und versuchte mich zu beruhigen.
,, Ich weiß. Ich weiß."
,, Lass mich nicht los."
,, Niemals."
Wir blieben ein paar Minuten in dieser Position bis die Klingel ertönte und wir beschlossen zum Unterricht zu gehen. Ich sah kurz in den Spiegel und erschrak leicht. Meine Augen waren Rot, meine Haare zerzaust und von meinen Tränensäcken will ich gar nicht erst anfangen.
,, Was hast du jetzt?", Justin blieb ein meiner Seite und sah ab und zu mit besorgten Blick zu mir rüber.
,, Mathe bei Mr. Wood", ich kämmte meine Haare mit meinen Fingern und versuchte, mein Erscheinungsbild akzeptabel aussehen zu lassen.
,, Okay dann los."
,, Du?"
,, Ich auch."
Ich hielt ihm die Tür auf und betrat nach ihm das Zimmer.
,, Justin, Mann wo warst du de-", Montys Stimme füllte den ganzen Raum, verstummte jedoch nachdem ich hinter Justin hervorkam.
Ich blickte mich kurz um und sah Clay in der vorletzten Reihe sitzen.
Als er mein verheultes Gesicht sah stand er sofort auf und richtete seinen Blick auf Justin. Wenn Blicke töten könnten, läge Justin jetzt drei Meter unter der Erde.
Ich schüttelte meinen Kopf, um ihn verstehen zu lassen, dass Justin keine Schuld traf.
,, Ah, Miss Hudson würden sie sich bitte auf den Platz neben Mister de la Cruz setzen?"
Fan.tas.tisch.
Ohne ihn anzusehen setzte ich mich hin und packte meine Sachen aus.
,, Du bist Nervös."
,,Hm?"
,, Du malst Nicolaushäuser. Das machst du immer wenn du versuchst runterzukommen."
,, Ich weiß nicht was du meinst."
,, Bullshit. Lil, deine Tränensäcke hängen tiefer, als die Eier eines 90 jährigen. Du hattest wieder eine Panikattacke. Oder?"
,, Was interessierts dich Monty? Das hat's die letzten vier Jahre auch nicht", zum ersten mal sah ich ihn an und ich konnte eine Spur von Verletztheit in seinen Augen erkennen. Bevor er etwas sagen konnte, kam ihm Mr. Wood zuvor.
,, Miss Hudson. Da sie deutliche Desinteresse am Unterricht zeigen, schätze ich, dass sie das Thema bereits perfekt beherrschen. Dann können sie diese Gleichung bestimmt an der Tafel lösen.
Er deutete mir an nach vorne und kommen und das tat ich auch.
Gleichungssysteme lösen? Es gibt nichts einfacheres. Zuerst alles auf eine Seite bringen, das Gleichsetzungsverfahren anwenden und nach X auflösen.
,, Und was ist Y?"
Ich berechnete Y und sah meinen Lehrer mit einem siegreichen Lächeln an.
,, Setzen Sie sich bitte wieder."
~*~
Du kanntest meine schlechten Seiten, du kanntest meine Schwächen und Fehler. Du wusstest, Was ich durchmachen musste und bist trotzdem gegangen.
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