I
,, Lilian, wach auf, wir sind da!", enthusiastisch schüttelte meine Mutter meine Schultern, um mich aus meinem tiefen Schlaf zu holen.
Orientierungslos sah ich mich um und er kannte, dass wir bereits vor der Einfahrt unseres alten beziehungsweise neuen Hauses standen.
Meine Mutter war bereits ausgestiegen und schloss die Haustür auf.
,,Home sweet home", emotionslos stieg ich aus dem Auto und sah das Haus an, welches ich in den letzten vier Jahren nicht mehr gesehen habe. Wir waren wieder zurück.
Wie ich mich dabei fühlte?
Ich weiß es nicht. Ich habe 14 Jahre in Evergreen gelebt. Ich kannte jede Ecke, jeden Baum, jeden Kieselstein. Einfach alles und jeden.
Jetzt fühle ich mich wie eine Fremde. Nahezu wie ein Eindringling, der sich in eine geschlossenen Gemeinschaft schleicht und so tut, als wäre er ein Teil von ihnen.
Ihr fragt euch bestimmt warum wir hier überhaupt weggezogen sind, nicht war?
Meine Mutter lernte im Urlaub einen reichen Anwalt kennen und ließ ihr gesamtes Leben hinter sich, um zu ihm nach Kanada zu ziehen. Ich als Minderjährige musste meiner Mutter natürlich ohne wenn und aber und ohne Mitspracherecht folgen.
Jetzt denkt ihr bestimmt was für eine Rabenmutter. Zerrt ihr Kind gegen ihren Willen 2000 Kilometer von ihrer Heimat und von ihren Freunden weg, nur um ihr Glück zu machen. Wie selbstsüchtig.
Das habe ich ihr auch lange Zeit vorgeworfen und ihr nie vergeben, was sie auch lange zu spüren bekommen hat.
Nun ist die Beziehung kaputt gegangen und hier sind wir wieder.
In drei Tagen bin ich wieder Schülerin der Liberty High und ich war noch nie so nervös. Selbst der Gedanke daran bringt mich zum zittern.
Es gibt nur eine Person, die von meiner Rückkehr weiß: mein Cousin, Clay Jensen. Ihn habe ich die letzten vier Jahre zweimal gesehen, aber wir haben immer Kontakt gehalten. Er war meine Quelle für Informationen.
Er erzählte mir den Dingen die hier abliefen. Doch am meisten Interessierte mich Monty. Clay hat erzählt, dass er sich extrem verändert hätte. Genauso wie Bryce.
Bryce. Es gab nur eine Sache die mich nach dem Umzug nach Kanada glücklich machte: nie wieder Bryce Walker. Früher waren wir gute Freunde, doch auf einen Schlag veränderte er sich. Nicht zum guten, nein, ins absolut negative.
Was zwischen uns geschah ist eine Geschichte, die ich euch nicht heute erzählen werde.
Ich ging in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Die Möbel wurden zum Glück schon vor ein paar Tagen geliefert, Gott sei dank, denn Möbel aufbauen hätte mir jetzt noch gefehlt.
,, Kann ich reinkommen?"
,, Clay!", sofort sprang ich auf und lief in Clays arme.
,, Du siehst ja jetzt relativ männlich aus und nicht mehr wie ein spät pubertierender Junge."
,, Und du bist immer noch die selbe. Yippie"
Ich schlug ihn spielerisch gegen die Schulter und zog ihn aufs Bett.
,, Wie geht's wie steht's?"
,, Nichts neues wie immer."
,, Och Clay, es muss doch irgendwas spannendes geben. Vielleicht eine Lady? Oder doch eher einen Kerl?"
,, Lili, ich bin nicht Schwul."
,, Ich fände es okay wenn doch"
,, Jaja. Ähm, ich habe einen Job. Im Kino."
,, Im Crestmont?"
,, Ja."
,, Cool. Gibt es da auch weibliche Mitarbeiter?", ich zwinkerte und Clay stand genervt auf.
,, So genug quality time mit meiner reizenden Cousine."
,, Ach komm, du liebst mich!"
,, Wenn du meinst, ich treffe mich mit Tony. Willst du mit?"
,, Nein, aber richte ihm Grüße aus."
,, Mache ich", mit diesen Worten verschwand er durch die Tür und ich war wieder alleine. Die Müdigkeit überkam mich, weshalb ich mich umzog, das Licht ausschaltete und mich ins Bett legte, um zu schlafen. Es dauerte nur wenige Momente, bis ich in die Traumwelt schwand.
~*~
Die Aborigines hatten viele Weisheiten. Eine lautete:
Wir sind alle nur Besucher auf dieser Welt und zu dieser Zeit. Unsere Seelen sind nur auf der Durchreise. Unsere Aufgabe hier ist es zu beobachten, zu lernen, zu wachsen, zu lieben und dann wieder nachhause zu gehen.
War dieser Ort mein zuhause? Gehöre ich hier hin? Kann mir irgendjemand diese Frage beantworten? Nein? Wie traurig.
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