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22 ⭒ Spiegelbilder

⟁ CW: Folter, Mord, Verletzungen, mangelhafter/ stigmatisierender Umgang mit psychischen Krankheiten ⟁

25.10.1981


Eigentlich hatte Regulus schon vorher gewusst, dass er es bereuen würde.

Er wusste nicht warum, doch er war einen Moment stehen geblieben, als er an dem Salon vorbei kam, hatte durch den Türspalt Mr Lupin im düsteren Zimmer auf dem Kanapee hocken gesehen, das Gesicht in den Händen.

So leise wie möglich versuchte er, weiter zu gehen, doch scheinbar scheiterte sein Vorhaben kläglich.

"Sie werden es doch schaffen, oder?"

Bitte nicht.

Bitte, bitte nicht.

Konnte er ihn nicht einfach ignorieren und weitergehen?

"Wenn das das letzte ist, was wir einander gesagt haben, dann..."

Oh, Salazar.

Leise seufzte er. Wo war nur Sirius, wenn man ihn einmal brauchte?

Er gab sich geschlagen und blieb im Türrahmen stehen, auch wenn er am liebsten hoch in sein Zimmer rennen und sich unter seiner Decke verstecken wollte. "Als ich das erste Mal sterben sollte... waren die letzten Worte, die ich mit meinem Bruder offiziell gewechselt habe, dass er eine naive, nichtskönnende Schande für die Familie sei und mir nie wieder unter die Augen treten sollte. Das zweite Mal habe ich ihn kurz vorher nur einen verdammten Vollidioten genannt."

Lupin hob den Blick, pinnte ihn praktisch am Türrahmen fest, so dass er jetzt erst recht nicht weitergehen konnte. Zu allem Übel waren seine Augen rot und verquollen.

Er betete verzweifelt, dass Dorcas, Marlene oder, wenn es denn unbedingt sein musste, James, sich spontan für einen Spaziergang durch den ersten Stock entscheiden und ihn erlösen würden, doch mehrere, unerträgliche Momente vergingen in völliger Stille, Mr Lupin starrte weiterhin nur ihn an.

"Diese Mission ist kaum eine Herausforderung für die drei. Er würde bestimmt nicht wollen, dass ich Ihnen das erzähle, aber... Vor einer Woche saß ich noch neben ihm gefesselt im Keller von Malfoy Manor. Ihr Sohn hat Bellatrix Lestrange-", er konnte dieses elendige Zucken, wenn er ihren Namen aussprach, wenn er nur an sie dachte, nicht unterdrücken; konnte nicht vergessen, wie ihn Remus' Schreie aus der Bewusstlosigkeit zurückgezerrt hatten, wenn Zaubersprüche es nicht konnten. "- Er hat Bellatrix Lestrange überstanden, nichts im Ministerium kann ihm etwas anhaben. Und meinem Bruder oder Lily Evans genau so wenig."

"Das Ministerium ist durchwachsen mit Todesserspitzeln, wenn nur einer von denen sie erkennt... Wie sollte ich mir jemals verzeihen, wenn er stirbt? Wenn er stirbt, ohne mir je vergeben zu können..."

Es gefiel ihm nicht, dem Mann Lügen aufzutischen, ihm falschen Optimismus einzureden, doch er war nicht sicher, ob er eine andere Wahl hatte. Lupin jedoch schien sein Schweigen als Antwort zu reichen, er legte das Gesicht schluchzend wieder in die Hände.

Regulus ergriff die Chance und ging hektisch weiter, so sehr ihn das Gefühl plagte, dass er noch etwas sagen sollte.

Dorcas saß bei James und Harry in der Küche und redete leise auf James ein, versuchte wohl, ihn zum Frühstück zu bewegen. Dieser war, nett ausgedrückt, ein Wrack von Nerven, das sah man ihm sofort an. Er war leichenblass und starrte eigentlich nur auf die Tischplatte, wenn Harry, den er mit seinem guten Arm hielt, nicht für einen kurzen Moment seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Er entschied sich, dass ihm die Gesellschaft der drei zumindest lieber war als die von Lupin, also zog er sich auf einen Platz am anderen Ende des Tisches zurück und widmete sich seinem Notizbuch, um weiter an den Plänen zu klügeln.

Er hatte nicht lang Frieden. Wenige Minuten vergingen, in denen er sich den Kopf zerbrach und James sich in seine Sorgen hineinsteigerte, bis Marlene in die Küche platzte.

"Leute, wir haben ein Problem- Lupin ist weg."

"Was?!" James spuckte beinahe den Tee aus, den Dorcas ihm aufgezwungen hatte.

"Ich wollte nur nach ihm sehen, aber er war nicht mehr im Salon, und er ist nirgendwo sonst im Haus-!"

Ein eisiger Schauer lief Regulus über den Rücken, als es ihm klar wurde, und er sprang auf. "Er ist Remus gefolgt! Marlene, wir müssen ihm hinterher," zischte er und war schon auf dem Weg, sich einen Umhang umzuwerfen.

"Wie bitte?! Nein! Nein, das ist nicht im Plan, und wir können es uns nicht leisten, noch weiter abzuweichen-!", warf James dazwischen und stolperte ihnen hinterher.

"Wir müssen!", erwiderte Marlene, und Regulus war zu erleichtert über ihr Verständnis, um sich darüber aufzuregen, dass sie einen anderen seiner Umhänge zerriss, um sich einen Streifen Stoff über Mund und Nase zu binden, bevor sie auch Regulus einen reichte. "Keine Zeit für aufwendige Verwandlungen und Tarnungen. Jede Sekunde, die wir verschwenden, riskieren wir, dass jemand im Ministerium merkt, dass es einen zweiten Lyall gibt, James."

"Dann ist nicht nur Lyall, sondern auch Remus, Sirius und Lily sind in Gefahr," ergänzte Regulus und zog die Kapuze tief in sein Gesicht. "Darf ich dich daran erinnern, dass die Auroren nicht mehr auf unserer Seite sind? Ein paar Jahre Azkaban sind das beste, was ihnen dann blüht."

"Wenn ein Todesser dich sieht, bist du praktisch auf der Stelle tot, weißt du das?", protestierte James matt.

"Ich hatte nicht geplant, gesehen zu-"

James gab ihm keine Chance, seinen Satz zu beenden, als er ihn plötzlich mit seinem guten Arm fest an sich zog. "Danke," murmelte er, "Danke. Seid vorsichtig."

Er nickte knapp, als James ihn (endlich- und irgendwie doch zu früh) wieder losließ, und sah zu, wie Marlene Dorcas auf die Lippen und James auf die Stirn küsste, dann eilten sie aus dem Grimmauldplatz.

Einen Moment sah er zurück auf die Fassade, die hinter ihnen langsam zwischen den anderen Häusern verschwand, und kurz überkam ihn das Gefühl, dass er sie das letzte Mal sah.

"Komm schon, Reg. Lass uns die Welt retten gehen," sagte Marlene und bot ihm einen Arm an.

Nie hatte er geglaubt, dass er Sirius das wünschen würde, doch ihm war alles recht, wenn es bedeutete, dass sein Bruder dieses Haus wiedersah.

Es war lachhaft, wie einfach sie in das Ministerium kamen, höchstironisch. Als sie aus einem Kamin stolperten, hörten sie sofort das auf- und abschwellende Heulen einer Sirene, einen Alarm, doch er schien noch nicht lang zu erklingen. Noch griffen die Sicherheitsprotokolle des Ministeriums nicht ineinander, noch herrschte reines Chaos. Leute liefen ziellos durcheinander, niemand hatte sichergestellt, dass man die Ein- und Ausgänge verriegelte, niemand kontrollierte sie am Eingang.

Marlene zog für eine Sekunde ihre Maske ein wenig nach unten, um ihm ein zuversichtliches Grinsen zuzuwerfen, und verschwand in der Menge.

Er sah ihr kurz hinterher, bevor er schluckte und selbst in einer anderen Menschentraube untertauchte. Während sie nach Lyall Ausschau hielt, darauf hatten sie sich geeinigt, würde er die anderen suchen und hoffentlich vorwarnen können. Der Alarm bedeutete wohl, dass jemand schon Verdacht gefasst hatte, doch er hoffte, dass sie noch niemanden festgenommen hatten. Und vor Allem, dass zu keinem der Todesserspitzel, von denen Lyall gesprochen hatte, durchgedrungen war, wer hier durch die Gänge schlich.

Es war beinahe faszinierend, wie wenig die aufgeregt tuschelnden Arbeiter um ihn herum selbst jetzt auf ihre Umgebung achteten, er konnte einfach unbemerkt neben ihnen eilen, den Kopf gesenkt, und trennte sich erst von der Gruppe, als er die Treppen entdeckte.

Während er sie Stockwerk um Stockwerk heruntereilte, hatte er Talkalot vor Augen, die ihn mit den Händen auf den Hüften unbeeindruckt beobachtete. Die Kapitänin hatte ihr Team mindestens einmal wöchentlich stundenlang die Treppen der Quidditch-Tribünen hoch und runter gescheucht. Sehnsucht packte ihn plötzlich, doch er schluckte sie schnell herunter. Nach mehr als drei Jahren war er wohl deutlich außer Form, doch trotzdem konnte er seinen Atem flach halten, sich schnell in die Schatten ducken, wenn er Menschen hörte.

Er hätte vor Erleichterung singen sollen, als er sich so unbemerkt das vierte Stockwerk entlang schlich, sich hier und da wieder unter eine Menschenmenge mischte, versuchte, herauszuhören, wie viel sie von der Situation wussten.

Eine Gruppe Auroren stürmte an ihnen vorbei, er duckte sich etwas hinter einen größeren Arbeiter, und niemand sah sich zweimal nach ihm um. Statt Erleichterung jedoch standen die Haare in seinem Nacken aufrecht. So einfach konnte es nicht sein. Jeden Moment sah er die Falle zuschnappen, jeden Moment sah er Bellatrix, die Carrows, die Malfoys vor sich.

Als der Hauptflur leergefegt war, schlich er sich an die Tür von Lyalls Büro. Vorsichtig rüttelte er an der Klinke, doch die Tür war abgeschlossen. Er sah sich noch ein weiteres Mal um, bevor er sie öffnete und sich in den dunklen Raum schlich.

Auf den ersten Blick schien er leer, ganz nach Plan, und er entdeckte drei zusammengesackte Mitarbeiter hinter einem Schreibtisch, als er weiter in den Raum ging. Die anderen waren nicht mehr hier, und Lyall auch nicht.

Nachdem er die Tür hinter sich wieder doppelt verschlossen hatte, sah er sich wieder auf dem Gang um - konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass man ihn beobachtete - und schlich weiter, immer eng gegen die Wände gepresst, mit den Schatten verschmolzen.

Eigentlich blieb nur der zweite Stock, die Abteilung der Auroren, wo auch die Asservatenkammer war. Der Flur war gespenstisch leer, er vermutete, die Auroren waren überall im Ministerium verteilt, wahrscheinlich war eine der obersten Prioritäten der Schutz der Mysteriumsabteilung. Wer würde schon in das Ministerium einbrechen, um etwas aus der Asservatenkammer zu stehlen?

Trotzdem, kein einziger Auror in seiner Abteilung?

Skeptisch arbeitete er sich den Flur voran, lauschte an den Türen und sah in die Räume, wenn er feststellte, dass sie leer waren. Wenn er nur das kleinste Geräusch hörte, die Sirene blendete er mittlerweile fast aus, verschwand er schnell in einem Zimmer und wartete, bis er sich wieder sicherer glaubte. Er entdeckte ein paar kleine Büros, ein paar Vernehmungsräume, ein Archiv... und keine Menschenseele. Eine Gänsehaut zog sich über seinen ganzen Körper.

Er war vor dem letzten Raum angekommen, bevor sich zwei Gänge von dem Hauptkorridor abspalteten. Vorsichtig schob er die unscheinbare Holztür auf. Es war nur ein kleiner, spärlich ausgeleuchteter Raum, in dessen Mitte ein einzelnes, hohes Wasserbecken aus makellosem weißen Marmor stand. Perplex blieb er stehen und musterte das Becken, eine seltsame Aura schien es zu umgeben, doch er riss sich los und ging weiter.

Immerhin hatte er ganz sicher keine Zeit, sich von seltsamen Becken aufhalten zu lassen.

Er kam bis zur Mitte des linken Gangs, bis seine Schritte stoppten, bis er wie in einer Trance umkehrte. Beinahe glaubte er, jemanden- oder etwas seinen Namen flüstern zu hören.

Auf irgendeine seltsame Weise zog das Becken ihn in seinen Bann. Er wollte wirklich weitergehen, erinnerte sich scharf daran, dass er die Anderen suchte, doch stattdessen trugen seine Schritte ihn zurück in den Raum.

Scheinbar war es genau das, wonach es aussah. Eine klare, dunkle Flüssigkeit, vielleicht Wasser, füllte die Schale, fast bis zum Rand, und ein Schimmern tanzte über ihre Oberfläche, ein Schimmern wie... über den schwarzen See der Horkrux-Höhle.

Er versuchte, den Gedanken abzuschütteln, und betrachtete seine Spiegelung in der stillen, ungestörten Oberfläche. Langsam, auch wenn es eine dumme Idee war, streifte er zuerst seine Kapuze und dann das Tuch ab, das er um sein Gesicht gebunden hatte.

Regulus mied Spiegel nicht unbedingt, doch wenn er hineinsah, hatte er schon seit langem nicht mehr glauben können, dass es wirklich er war, der ihn anblickte.

Auch jetzt musterte er die matten, trüben grauen Augen des weißen Gesichts im Wasser mit ihren schwarzen Schatten, die tief eingesunkenen Wangen, und erkannte sich kaum. Sein Gesicht schien nichts als aschfahle Haut zu sein, die sich dünn über spitze Knochen streckte. Dünnes, mattes Haar schwebte um seinen Kopf.

Zaghaft ließ er die Hand über der Wasseroberfläche schweben. Er stockte, sah näher in die Augen seines Spiegelbilds. Sie waren nicht grau, nicht wirklich, sie waren verschleiert von einem milchigen weiß...

Seine Fingerkuppen berührten etwas festes unter der Wasseroberfläche und ein breites Grinsen zuckte über das Gesicht im Wasser, so heftig, dass die Mundwinkel einrissen und graues, verwestes Fleisch offenbarten-

Er machte einen Satz zurück, stolperte rückwärts gegen die Tür.

Keuchend beobachtete er, wie sich ein Kopf langsam aus dem flachen Brunnen erhob, auf einem mageren Hals, einem knöchernen Torso. Vom linken Ellenbogen abwärts fehlte diesem... Ding der Arm, als wäre er sauber abgehackt.

Wie versteinert sah er zu, wie es mit der rechten Hand seine Beine über den Rand des Beckens hob, vom Rand herabglitt.

Es machte einen Schritt auf ihn zu. Nasse, durchweichte Füße auf dem Steinboden.

Er riss die Tür auf und rannte, so schnell er konnte.

Er wusste nicht, wohin.

Er musste weg. Nur weg.

Das war ein Inferius.

Das

war

seine

Leiche.

Hinter sich hörte er es, ein immer schnelleres, widerliches Geräusch, wie nasse Füße auf dem Boden aufkamen.

"Wohin willst du rennen, Regulus?!" Seine eigene Stimme, sein eigenes spöttisches Lachen verfolgte ihn hallend durch die Korridore.

Kopflos bog er in einen anderen Gang ab, in der Hoffnung, das Ding abschütteln zu können, und erlaubte sich nur einen einzigen Augenblick, in dem er den Rücken gegen die Wand presste, nach Luft schnappte und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie konnte ihn nicht kriegen, das konnte er nicht zulassen-

Am Ende des Gangs sah er ihr blasses Gesicht um die Ecke spähen, als sei das ein Spiel für sie, als sei er nichts als ihre Beute-

Licht, Feuer, Regulus, irgendetwas-!

"Bombarda Maxima!"

Zwar dachte er noch daran, die Arme schützend vor seinen Kopf zu halten, doch es half ihm wenig, als die Wucht der Explosion ihn zu Boden warf.

Schwarz.

Klingeln.

Das Heulen der Sirene.

Er riss die Augen wieder auf.

Große schwarze Formen tanzten in seinem Sichtfeld und das, was er sah, drehte sich viel zu schnell, doch er kämpfte sich sofort wieder auf, riss sein Bein unter etwas, das wie ein Stück Fassade aussah, hervor. Er klammerte seinen Zauberstab fest an sich, sah sich hustend auf dem zertrümmerten Korridor um. Staub lag schwer in der Luft, vernebelte seine Sicht und füllte mit jedem Atemzug seine Lungen.

Der Inferius war nirgendwo zu sehen.

Am Ende des Korridors, das sein Zauberspruch wohl großzügig verfehlt hatte, zierte ein großes Relief die Wand, in seiner Mitte eine große, weiße, schlanke Figur aus Marmor, deren Gesichtszüge ihm beinahe vorwurfsvoll entgegenblickten.

Aber-

...Natürlich.

Es war nicht echt gewesen. Hatte er sich alles nur eingebildet?

Da waren Schritte. Schuhe. Kein Inferius. Ob sie echt waren?

Hinkend schleppte er sich weiter. Eine Explosion zählte wohl nicht gerade als unauffälliges Verhalten, auf das er und Marlene sich geeinigt hatten.

Erleichtert entdeckte er etwas, was wie eine Besenkammer aussah, sackte an der Wand in sich zusammen und schaffte es nur noch knapp, mit zitternden Händen die Tür hinter sich zu schließen.

Er hustete erneut. Es wollte ihm nicht gelingen, einen vollen Atemzug zu nehmen, als presste jemand seinen Brustkorb zusammen. Wenig überraschend war es ebenso wenig hilfreich, als er sich daran erinnerte, wie sich das Wasser in seinen Lungen angefühlt hatte, das Brennen, das Krampfen aller seiner Muskeln, der unerträgliche Druck auf seiner Brust-

Du verlierst den Verstand, zischte eine Stimme in seinem Kopf, und schon ihre Anwesenheit bestätigte dies als Wahrheit.

Regulus Black rennt vor einer Schüssel Wasser davon?, eine andere. Mutter. Das ist erbärmlich. Einen Erben des altehrwürdigen Hauses Black nennst du dich? Beherrsch dich, Junge.

Lasst mich in Ruhe. Lasst mich alle bloß in Ruhe!

Er hatte zu wenige Hände. Eine presste er fest über seinen Mund, um seine hektischen Atemzüge zu dämpfen, doch er konnte nicht- er konnte nicht denken! wenn die Stimmen alle durcheinander redeten.

Beherrsch dich.

Sie hatte ja recht.

Natürlich habe ich das. Ich wusste immer, was das beste für dich ist, mein kleiner Prinz.

Sei still. Sei sofort still!

Aber sie hatte recht. Er musste sich zusammenreißen, er brauchte einen klaren Kopf, er musste einfach nur durchatmen und dann weiter nach Lyall suchen- wenn er wenigstens atmen könnte-

Greyback hatte vor ihm gestanden, direkt vor ihm, wägrend sie Remus bewusstlos wegschleiften, und die leeren Höhlen, wo seine Augen gewesen waren, hatten ihn direkt angestarrt, gemustert. "Kleine Prinzen sind mein liebstes Dessert. Junges, zartes, süßes Fleisch. Bis gleich, Regulus." Er hatte gegrinst, als die Carrows Regulus mit sich gezogen hatten, und Speichel war von seinen spitzen, gelben Zähnen getropft.

Einmal, als er ihn noch nicht lang kannte, hatte er so auf dem Balkon irgendeines Reinblut-Anwesens neben Evan gestanden. Drinnen hatten sie nur über eine Mission gesprochen, und er war wie ein kopfloses Huhn aus dem Raum gestürzt. Nach einer halben Ewigkeit, die er sich am Geländer festgeklammert und tiefe Atemzüge genommen hatte, war da plötzlich Evan gewesen. Für einen Moment hatte er gedacht, er würde ihn auslachen, doch der Junge hatte ihn nur gemustert, mit etwas wie Mitleid in seinem Blick. "Du musst das abschalten," hatte er nach einer Weile gesagt. "Du verstehst doch, wozu wir das hier tun. Warum es wichtig ist. Nimm deine Schwäche, pack sie in eine große Truhe in deinem Kopf," er hatte den Zeigefinger gegen seine Stirn gedrückt und Regulus hatte fast gelächelt, "und schließ sie ab. Doppelt. Dreifach, wenn es sein muss. Du darfst nicht zulassen, dass das hier dazwischen kommt. Ich darf nicht zulassen, dass du das zulässt."

Seine Augen brannten fast mehr als seine Lungen.

Er ist seinen Weg gegangen und du deinen.

Sirius hatte gesagt, er ging an einen schönen Ort.

Ein schöner Ort... Früher war der See beim Grimmauldplatz sein Ort gewesen, an den er ging, wenn er an nichts mehr denken wollte, dann ließ er sich im Wasser treiben und konnte zumindest für den Moment vergessen.

Wenn er jetzt an den See dachte, dann dachte er an unerträglichen Schmerz, schleimige, weiße Hände, die aus dem tiefen Wasser hervorschnellten, ihn packten und mit sich zogen, dachte an seine Hände, die sich nutzlos in den Stein krallten, an Wasser in seinen Lungen und Hände, die zogen und zogen und-

"Reiß dich zusammen, Regulus. Du bist nicht dort. Du bist im Ministerium," drängte eine bekannte Stimme.

"Potter?", keuchte er überrascht und sah sich um. Beinahe automatisch, bevor James ihn überhaupt dazu auffordern musste, presste er die Handfläche gegen die Wand hinter sich, konzentrierte sich auf das Gefühl der Tapete. Du bist nicht mehr in der Höhle. Du bist nicht mehr im Keller von Malfoy Manor. "Warum bist du hier? Bist du wahnsinnig?!"

James trat aus den Schatten hervor, musterte ihn mit schiefgelegtem Kopf und- lachte. "Du nennst mich wahnsinnig? Ich bin doch überhaupt nicht hier."

So sehr er es hasste, es sich einzugestehen, James Potter hatte es tatsächlich geschafft, ihn zu verwirren. "...Was?"

Scheinbar völlig lässig lehnte sich James ihm gegenüber an die Tür. "Weißt du noch, unsere Tante Druella? Und das Weihnachtsessen, als sie sich fast die Augen herausgekratzt hat? Weil sie die Stimmen in ihrem Kopf nicht ertragen konnte?"

"Sie ist meine Tante, hör auf so zu reden, als wäre sie unsere!", zischte er gereizt. Warum konnte Potter nie einfach zum Punkt kommen?

"Ich bin du. ...Oder ein Teil von dir. Ein Hirngespinst. Was auch immer. Die guten Black-Gene, schätze ich. Bald bist du im besten Alter dafür. Also, um es ganz einfach zu sagen: Ja, du verlierst den Verstand, du hast eine Schraube locker, du drehst durch, du-"

"Ich verliere nicht den Verstand!"

"Darf ich dich daran erinnern, dass du gerade aktiv mit dir selbst redest?"

Regulus wollte am liebsten auf ihn losgehen, doch wenigstens davon konnte er sich abhalten. Stattdessen drückte er die Handballen fest gegen seine Augen. "Dann sei doch still!"

"Ich bin noch nicht fertig. Du hast einen Schaden, hier," er streckte den Finger aus, um ihn gegen Regulus' Stirn zu drücken, und die Geste erinnerte ihn so sehr an Evan, dass er davor zurückzuckte, doch natürlich hätte James' Finger ihn nie berührt. Selbst Regulus konnte wohl kaum leugnen, dass er nicht wirklich da war. "Du hast Dinge erlebt, nach denen jeder ein bisschen angeknackst wäre-"

"Ich bin nicht ein bisschen-!"

"Nein, bist du nicht. Du bist sehr angeknackst. Du brauchst eine lange Pause, weit weg von Missionen, mit sehr viel Schlaf. Davon wird trotzdem nicht alles magisch wieder verschwinden."

"Aufmunternd. Kannst du mich jetzt in Ruhe lassen?!"

"Hör zu. Du hast die Wahl, ob du dich selbst bemitleidest und hier drin durchdrehst, Sirius und die anderen im Stich lässt, oder- Schnell, da kommt jemand."

Schritte hallten durch den Flur, kamen direkt auf die Kammer zu. Er sah zurück zu der Stelle, an der James eben noch gestanden hatte, doch er war verschwunden. Natürlich.

Dann geschah alles so schnell, dass er keine Zeit hatte, darüber nachzudenken. Er hörte das Türschloss nachgeben, hörte seinen eigenen, hektischen Atem, sah die Hand, die die Tür aufschob, sprang nach vorn und packte den Mann, presste den Zauberstab unter sein Kinn-

Eisig kalter Schock durchzuckte ihn, als hätte ihn jemand zurück in das Wasser der Höhle gezerrt, sein Herz fror in seiner Brust ein.

Lyall Lupins Gesicht sah auf ihn herab.

Remus.

Er stolperte rückwärts, doch der Raum gab nicht viel her, nach zwei Schritten kollidierte sein Rücken mit der Wand; warf den Zauberstab von sich, doch es war schon zu spät, das wusste er-

Schwörst du, Regulus?

Schwörst du?

Das Lachen des Inferius hallte durch die Gänge.

Hatte er nicht gewusst, dass er nicht für immer vor dem Tod davonlaufen konnte?

"Regulus?"

Zwei Mal war er dem Tod schon aus den Händen gesprungen, zwei Mal hatte seine Krallen tiefe Narben hinterlassen.

Ich schwöre es.

Wie lang hatte er noch? Würde er jeden Moment in dieser staubigen Abstellkammer sterben? Oder würde es ihn irgendwann einholen, wenn er es am wenigsten erwartete?

Würde es weh tun? Wie die Höhle, wie Bellatrix? Schlimmer?

Was würde...

"Sirius," murmelte er und kämpfte sich wieder auf.

Was würde mit Sirius passieren? Was würde er denken?

"Regulus. Black!"

"Ich muss- Sirius- Ich-"

"Ich war gerade dabei, ihn zu suchen. - Merlin, was ist denn mit dir? Bist du verletzt?"

Er stockte. Das war nicht Remus' Stimme.

"...Lyall?"

Der Mann nickte und musterte ihn besorgt. "Da war Blut-"

"Lyall."

Regulus lachte atemlos.

"Das- Das ist super. Wir haben- Sie gesucht..." murmelte er noch, dann gaben seine Knie unter ihm nach und die Kammer verschwamm in Dunkelheit.

"...- so gefunden?"

Sirius war der erste, den er wieder hörte, als seine Sinne zu ihm zurückkehrten, und langsam dämmerte ihm, was gerade passiert war. Am liebsten wollte er im Boden versinken, oder wenigstens wieder das Bewusstsein verlieren.

"Ein Bein, würde ich schätzen. Wenn man dem Blut folgt, dürfte das von der Explosion sein."

Regulus biss sich auf die Zunge. Er konnte und wollte nicht glauben, dass er sich das alles einfach eingebildet hatte. Auch wenn er sich wohl eingestehen musste, dass er sich länger als eine Minute mit einem Hirngespinst unterhalten hatte, noch dazu mit dem nervigsten Hirngespinst, mit dem er wohl hätte verflucht werden können.

"Ja, das haben wir auch gesehen." Sirius musste direkt vor ihm knien, und tastete langsam seinen Kopf, seine Arme und Beine entlang. Er suchte nach Verletzungen, realisierte Regulus. "Marlene hat Remus gefunden, als er gerade auf dem Weg war, uns aus der Asservatenkammer zu befreien. Wir wollten gerade nach euch beiden suchen, als wir-" Seine Hände streiften Regulus' linkes Schienbein und ein blendend weißer Schmerz durchzuckte ihn, so plötzlich und heftig, dass er für einen Moment glaubte, doch wieder in Ohnmacht zu fallen.

Stattdessen riss er die Augen auf und schob Sirius mit einem scharfen Zischen von sich.

"Willkommen zurück, Reg," murmelte Sirius, der wie vermutet direkt vor ihm hockte, und aus dem Augenwinkel entdeckte er Lyall, der ihn beobachtete. "Bist du okay?"

"Nein, nimm sofort deine verdammten Hände von meinem Bein," fauchte er und setzte sich mit Mühe hektisch gerader auf.

"Gleich," versprach Sirius und tat alles andere, als seine verdammten Hände von Regulus' Bein zu nehmen. Was hatte er eigentlich erwartet?

Frustriert ließ er den Kopf zurück gegen die Wand fallen und versuchte zumindest, still zu halten. "Wie schlimm?"

Er wagte es selbst fast nicht, an seinem Bein herabzusehen und bereute es auch sofort. Als Sirius vorsichtig seine Hose zur Seite schob- hatte er gerade wirklich seine Hose zerschnitten? Die war maßgeschneidert! Warum hatte eigentlich niemand aus dieser elendigen Bande Respekt für sein Eigentum?- sah er zuerst nur rot, zerrissene Haut, und dann etwas weiß, dann sehr viel weiß, das darunter hervorstand- Entsetzt kniff er die Augen zu, warf den Kopf in den Nacken und summte, um seinen Würgereiz zu unterdrücken.

Sirius hingegen schien ruhig zu bleiben. "Remus hat sich schon schlimmer zugerichtet, keine Sorge. Das kriegen wir schon hin, oder?" Er warf fragend einen Blick zu Lyall, der die Wunde ebenfalls inspizierte.

"Es reicht schon, wenn wir es so lang stabil kriegen, bis wir wieder bei Dorcas sind," warf Lily dazwischen.

Regulus biss sich wieder auf die Zunge, und konnte damit zugleich eine Reaktion auf die stechenden Schmerzen unterdrücken, die mit Lyalls gemurmelten Zaubersprüchen immer wieder kurz aufzuflammen schienen. Wie viel Publikum wollte Sirius noch einladen?

"Nach dem letzten Quidditchunfall habe ich mir geschworen, nie wieder Skelewachs zu trinken," murmelte er und Sirius lachte leise.

"Sieht aber ziemlich gebrochen aus."

"Komplexer, als ich es heilen könnte," gab Lyall zu. "Wahrscheinlich läuft das auf Skelewachs und ein paar andere Mittelchen heraus, aber damit kenne ich mich nicht aus. Wenn Tierwesen uns angreifen, dann muss ich nur wissen, wie ich jemanden lang genug am Leben halte, um ihn ins St. Mungos zu bringen."

Sirius warf ihm einen Seitenblick zu und schüttelte kaum merkbar den Kopf. "...Was war los mit dir? Lyall sagt, du sahst aus, als wärst du in Schwierigkeiten."

Verwirrt sah er zu Remus' Vater. "Sie-...?"

"Ein paar Mal hab ich dich auf dem Korridor im vierten Stock gesehen, als ich dort nach Remus gesucht habe. Aber du warst jedesmal zu schnell verschwunden, bevor ich bei dir war."

Also hatte ihn doch jemand verfolgt. Es war keine Paranoia, wenn er Recht hatte, oder?

"Was war los?", drängte Sirius noch einmal. "Wie um alles in der Welt hast du das angestellt?"

"Zwing mich nicht," murmelte er.

Als Lyall feste Verbände heraufbeschwor, die sich um sein Bein wickelten, seufzte er beinahe vor Erleichterung. So konnte er die Schmerzen zumindest für den Moment fast ausblenden.

Was er nicht ausblenden konnte, war Sirius, der ihn immernoch wartend ansah. "Wovor bist du weggelaufen?"

"Ich..." Er seufzte und sah ihm entschieden nicht in die Augen, sprach so leise, dass hoffentlich nur er es hörte. "Ich glaube, da war nichts. Ich glaube, ich hab es mir einfach eingebildet."

Für einen langen Moment musterte Sirius ihn nur, und er sah die besorgte Falte zwischen seinen Augenbrauen.

Dann drückte er aufmunternd seine Schulter und half ihm auf. Regulus zweifelte spontan schwer daran, ob er die Schmerzen wirklich ausblenden können würde. "Marlene und Remus sehen sich gerade nach dem besten Weg hier raus um. Sie sollten gleich wieder hier sein. Lyall, du gehst mit Marlene, wir beide gehen mit Remus und Lily, niemand sollte

Lyall und Remus zusammen sehen. Wenn jemand fragt- und eigentlich haben wir schon ein Problem, wenn jemand uns lang genug ansieht, um eine Frage zu stellen- sind du und Marlene schwerverletzte Ministeriumsarbeiter, die so schnell wie möglich ins St. Mungos müssen."

Ein Gedanke kam ihm plötzlich und er sprach ihn schneller aus, als er ihn hätte unterdrücken können. "Sirius, warte. Kannst du- Können wir-?" Unbeholfen breitete er kurz die Arme aus und biss sich frustriert auf die Zunge, was er heute schon so oft getan hatte, dass er Blut schmeckte. Es konnte doch nicht so schwer sein.

Wenn er wirklich ehrlich war, dann hatte Regulus sich noch nie wirklich wohl dabei gefühlt, mit Menschen umzugehen. Als er jung war, hatte er fast geglaubt, alle anderen hatten sich hinter seinem Rücken abgesprochen, nutzten eine kryptische Geheimsprache, um ihn zu verwirren.

Er verstand es nicht, warum sie so waren, warum sie sich nicht ins Gesicht sagen konnten, was sie wollten; woher sie wussten und warum sie verstanden, was sie taten. Aber er konnte sie beobachten, konnte mit den Schatten des Raums verschmelzen, bis sie vergaßen, dass er überhaupt da war, und konnte sie studieren. Wann sie ihre Stimme hoben, wann sie sie senkten, wann sie das Gesicht verzogen, wann sie ein Lächeln tarnten, wann sie scheinbar aus dem Nichts wussten, dass sie sprechen durften, um welche Themen sie behutsam herumtänzelten.

Sein erstes Wort hatte er erst kurz nach seinem sechsten Geburtstag gesprochen, erzählte man sich in der Familie herum, so sehr Walburga auch versucht hatte, das Gerücht totzuschlagen. Es schien sie zutiefst zu beschämen, sie hatte die besten Heiler bestellt und ihr Schweigen doppelt bezahlt- ironisch, ihr Schweigen darüber, dass er schwieg-, doch alle hatten ihr das gleiche bestätigt: Es gab keinen Grund, warum er nicht sprechen können sollte.

Und Regulus konnte sprechen, er sprach nur nicht vor ihr oder Orion. Wenn er sprach, dann war es mit Kreacher, in den sicheren vier Wänden seines Zimmers, ganz selten ein paar Worte zu Sirius, doch dieser schien ihm die meiste Zeit irgendwie ansehen zu können, was er wollte (das war etwas, das er bis heute nicht wirklich verstand). Eine lange Zeit hatte Regulus schlicht und einfach keinen Nutzen darin gesehen, mit seinen Eltern zu sprechen, stattdessen schwieg er und studierte weiter.

Es war ein Tanz, verstand er bald, nichts anderes als das. Eine Abfolge von Schritten, die er erforschen und verinnerlichen konnte. Er studierte die Menschen- und durch seine Eltern war er stets vielen von ihnen ausgesetzt, viel zu vielen- fragte über das, was er von ihnen lernte, stundenlang Kreacher aus, welche Ergebnisse ihm verschiedene Wortwahl, Betonung, Mimik und Gestik bringen würden, Satz für Satz. Und wie jeder andere Tanz ging dieser ihm, wenn auch deutlich langsamer und beschwerlicher, in Fleisch und Blut über.

Wenn er Gästen im Grimmauldplatz gegenüber stand, dann hatte er einen Takt dafür, wann und wie lang er Augenkontakt hielt, wann er ein Lächeln oder ein Lachen fälschte, wann er nickte, wann er sprechen und wann lieber schweigen sollte.

Eine Umarmung aber hatte nie zu all dem gezählt. Er hatte nie die Chance gehabt, zu lernen, wie er nach einer Umarmung fragen sollte, ohne, dass Sirius ihn für ein erbärmliches Kind hielt, wie lange eine normale Umarmung anhielt, was er währenddessen tun sollte-

Sirius sah ihn einen Moment nur schweigend an, und Regulus überlegte schon, wie er es am besten überspielen sollte, als ein Lächeln sich auf das Gesicht seines großen Bruders schlich. Regulus hatte nicht einmal mehr Zeit, zu blinzeln, bevor Sirius schon die Arme um ihn warf, augenscheinlich mit dem Ziel, ihn zu zerquetschen. Ohne Widerstand ließ er es über sich ergehen und genoss, so erbärmlich und kindisch es war, für einen Moment das Gewicht, das von seiner Brust abfiel. Die Gewissheit, dass sein großer Bruder an seiner Seite war.

Er musste sich keine Sorgen um die angebrachte Länge einer Umarmung machen, denn wenige Momente später kamen Remus und Marlene atemlos um eine Ecke gelaufen.

"Wir haben zwei Routen gefunden, die gerade relativ unbewacht scheinen," erklärte Marlene und musterte zischend Regulus' Bein. Sirius verwandelte sich währenddessen, nachdem er kurz etwas mit Remus abgesprochen hatte, zurück in Padfoot.

"Ich kann immer noch laufen," verteidigte er sich, peinlich berührt, auch wenn er sich selbst nicht wirklich sicher war. "Glaube ich."

Mit einem Seufzen und einem Kopfschütteln streckte Lily den Arm aus, und er wusste es zu schätzen, dass sie ihm zumindest einen Moment ließ, um auszuweichen, bevor sie den Arm unter seine Schultern fädelte.

"Du darfst verletzt aussehen," murmelte sie ihm zu. "Besser für die Story."

"Wie nett von dir, mir das zu erlauben," gab er zurück.

Der Sarkasmus verging ihm schnell genug, als sie sich auf den Weg machten. Jeder Schritt war wie ein neuer Blitz von Schmerz, der sein Knie durchzuckte. An einigen Punkten war er versucht, sie zu fragen, ob sie ihn einfach ausknocken und hinter sich her schleifen konnte.

So erleichtert er war, als Lily ihn in einen Fahrstuhl schob, war er nicht sicher, ob das der beste Plan war. Aber er hatte wohl kaum eine Wahl, als Remus zu vertrauen, also war er für den Moment einfach still dankbar für die Entlastung.

Drei atemlose Ministeriumsarbeiter, eine Frau und zwei Männer, die sie in ihrer Größe deutlich überragten, quetschten sich zu ihnen in den Aufzug, bevor die Tür schließen konnte. Lily hielt ihn enger an sich und selbst aus dem Augenwinkel sah er ihr angespanntes Gesicht.

"Lyall? Was ist hier los?", fragte der größte der drei keuchend. "Wer ist das?"

"Eindringlinge," erklärte Remus schnell. "Wir vermuten, sie wollen an die Mysteriumsabteilung, oder aber die Abteilung für internationale Beziehungen. Ein Korridor vom zweiten Stock ist komplett zerstört, mindestens drei Verletzte, darunter er," er nickte zu Regulus, "die anderen beiden stehen unter meiner Aufsicht, während ich ihn ins St. Mungos bringe. Ich hätte sie in meinem Büro gelassen, aber jemand hat uns attackiert..."

Der Rest von Remus' Erklärung ging unter, als sich Regulus langsam des brennenden Gefühls bewusst wurde, beobachtet zu werden. Es war wohl dazu bestimmt, ihm ein ewiger Begleiter zu sein, doch als er den Blick vorsichtig schweifen ließ, bemerkte er den des Ministeriumsarbeiters, der ihn durchdringend anstarrte, anstatt Remus zuzuhören.

Kein Ministeriumsarbeiter.

Selbst unter einem schlechten Dreitagebart, seine langen braunen Haare kurzgeschoren und die Augen braun statt eisblau, die Gesichtszüge ein wenig verzerrt und verschoben, er erkannte ihn beinahe sofort. Schließlich hatten sie sich zwei Jahre lang regelmäßig an einem Tisch gegenüber gesessen. Er war sich ziemlich sicher, dass eine Kapuze und ein Streifen Stoff Travers nicht davon abhalten würden, ihn im Gegenzug auch zu erkennen.

Bevor er merken konnte, dass Regulus ihn bemerkt hatte, sank er ein wenig in sich zusammen, ließ den Kopf auf Lilys Schulter rollen, und spürte, wie sie besorgt zu ihm sah. "Wir müssen hier raus, sofort," flüsterte er, unsicher, ob sie ihn verstehen oder überhaupt hören würde.

Dann räusperte sie sich. "Sir, ich- Mr Lupin, ich möchte aus diesem Aufzug aussteigen."

"Wir müssen in den achten Stock, Ma'am. Von dort aus werden wir meinen Kollegen in ein Zaubererkrankenhaus bringen und dann werden wir uns um sie und ihren Hund kümmern."

"Nein, ich möchte jetzt aussteigen. Ich glaube, dieses Magie-Zeug bekommt mir nicht, und Procyon wird schon ganz unruhig, sehen Sie nur-"

Padfoot schien zu verstehen und fing an, winselnd rastlos im Kreis zu gehen.

"Wir können-" fing Remus an, doch mit halb geschlossenen Augen sah Regulus Lily selbst die Hand nach den Knöpfen des Fahrstuhls ausstrecken- und eine andere Hand sich um ihr Handgelenk schließen.

"Ich fürchte nicht, Miss," schnarrte der zweite Mann, bevor Remus seine Hand wegschlug.

"Ich sagte, sie stehen unter meiner Aufsicht, also lassen Sie Ihre Finger gefälligst von ihr," zischte er. "Wenn sie hier aussteigen will, dann werden wir hier aussteigen-"

"Wir fürchten nicht," wiederholte die Frau und lehnte sich gegen die Tür des Aufzugs. Padfoot baute sich vor ihr auf und fletschte die Zähne, doch es schien sie nicht zu kümmern. "Sie werden alle mit uns kommen."

"Sie wissen, mit wem Sie sprechen?", knurrte Remus und man hörte ihm wenigstens kaum Nervosität an. "Lassen Sie uns aus diesem Fahrstuhl, oder ich werde mich mit Ihren Vorgesetzten unterhalten müssen."

"Um ehrlich zu sein," Travers wandte das erste Mal den Blick von Regulus ab, "sind wir uns da nicht ganz so sicher, aber das werden wir noch früh genug herausfinden."

Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich zu früh, auf Etage sieben, und Remus zuckte, schien sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge zu beißen.

"Da-"

Lily fluchte leise.

Dort standen zwei Arbeiter, die Lyall Lupin zwischen sich festhielten. Aus einer Platzwunde unter ihrer Augenbraue lief Blut Marlenes Gesicht herab und gleich vier Zauberstäbe waren auf sie gerichtet, doch sie hörte erst auf, sich zu wehren, als sie die anderen im Fahrstuhl entdeckte.

"Was soll das hier?", fragte Remus nach einem Moment angespannter Stille, während Travers und die anderen beiden sie aus dem Fahrstuhl drängten. "Sind das die Eindringlinge?"

"Das ist Marlene McKinnon," erklärte die Frau aus dem Fahrstuhl mit verschränkten Armen. Regulus realisierte, dass sie eine Auroren-Uniform trug. "Aus dem engsten Kreis um ihren angeblichen Sohn. Sie sollten sie bestens kennen."

"Und ihr Kollege?", fuhr Travers fort und kam auf Regulus zu, der den Blick stur auf den Boden gerichtet hielt. Lilys Griff wurde fester. "Das ist Regulus Black."

"Lass deine Hände von-" Sirius hatte sich zurückverwandelt. Er hielt in seiner Bewegung inne, die Augen weit aufgerissen.

"Und Sirius Black," stellte die Aurorin überrascht fest. "Ein unregistrierter Animagus!"

"Ein Familienausflug, wie rührend," säuselte Travers und sah dann zwischen Lyall und Remus hin und her. "Vielleicht haben wir es ja auch mit einem Vater-Sohn-Duo zu tun..."

"Sie sind alle bis auf Weiteres verhaftet." Die Aurorin machte eine Geste und ihre Kollegen beschworen magische Fesseln hervor, "Mister Lupin, Sie sollten sich in Grund und Boden schämen. Ein so hoher Mitarbeiter, der sein Ministerium, sein Land verrät-"

Grünes Licht blitzte auf, und im nächsten Moment fielen vier der Arbeiter reglos zu Boden. Die beiden, die mit Travers zusammen in den Aufzug gekommen waren, und zwei Männer, die Marlene in Schach hielten.

"Jaja," seufzte einer der beiden übrigen Männer hinter Marlene gelangweilt und drückte den Zauberstab fest gegen ihre Kehle, bis sie endlich still hielt. "Wir haben da viel bessere Pläne für euch."

Regulus erkannte seine Stimme als die von Antonin Dolohov. Er hatte keinen Grund mehr, sie zu verstellen. Sie hatten sich gerade der wahren Ministeriumsarbeiter entledigt und konnten nun aus ihren Tarnungen hervorkriechen.

"Also, wer von euch beiden ist wirklich Lyall Lupin? Oder wollt ihr es uns überlassen, das herauszufinden?"

Er sah zu Marlene. In dem Moment, in dem die zwei Arbeiter sie losgelassen hatten, hatte sie es geschafft, die Hand um etwas in ihrer Manteltasche zu schließen. Als sie seinen Blick traf, schüttelte sie leicht den Kopf, doch er nickte.

Sie mussten. Sie hatten keine andere Chance.

"Ich bin es, ich bin Remus Lupin," gestand Lyall gerade, als er einen tiefen Atemzug nahm und versuchte, sich auf den Schmerz vorzubereiten.

Sofort setzte Remus an, zu protestieren, und Regulus ließ sich nach vorn fallen, zog Lily mit sich, unterdrückte mit aller Kraft einen Schrei, als er auf seinem Knie aufkam.

"In Deckung!" , rief Marlene, Glas zerbarst auf dem Boden des Korridors, und eine weitere Explosion zog über sie hinweg. Dorcas hatte darauf bestanden, ihnen noch eine Fluchtmöglichkeit mitzugeben.

So schnell er konnte richtete er sich wieder auf, und Sirius zog ihn und Lily hustend mit sich hinter ein Stück Wand, das nun in der Mitte des Korridors querlag und sie zumindest notdürftig von den anderen abschirmte. Remus rannte auf seinen Vater zu.

Der Korridor lag in Trümmern, ähnlich wie der im zweiten Stock, doch auf den ersten Blick schien niemand verletzt, bis auf einen Todesser, der keuchend am Boden lag. Marlene hatte sich mit Travers und einem anderen Todesser angelegt, und als er einen Moment weggesehen hatte, konnte er nicht mehr zwischen Remus und Lyall unterscheiden, die sich zusammen mit Dolohov und einer Todesserin duellierten.

Hinter dem Versteck der Wand gelang es Regulus, Travers zu schocken.

"Ihr seid okay?", fragte Sirius hektisch. "Benutzt das Flohnetzwerk in dem Büro da drüben, zu dem Haus in Salisbury, wir-"

Dolohov stolperte, scheinbar von einem Fluch getroffen, und brüllte wütend, griff seinen Zauberstab fester und holte aus-

Nein.

Er kannte den Fluch, der auf Dolohovs Lippen lag, die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen: eine von Mulcibers grausamsten Erfindungen, aus den tiefsten Abgründen schwarzer Magie.

Als letzten Ausweg richtete er einen Fluch auf die Wand gegenüber, ließ sie zerschmettern, doch der Todesser ließ sich nicht ablenken, blieb auf sein Ziel fixiert. Er holte aus, ein violetter Blitz barst aus seinem Zauberstab.

Es war zu spät. Selbst wenn Regulus noch in der Lage gewesen wäre, zu rennen, dann hätte er es nicht mehr schnell genug geschafft.

Das Licht fand sein Ziel frontal in der Brust eines Lupins, der andere versuchte zu spät, ihn aus dem Weg zu ziehen, und Regulus konnte nur mit weiten Augen zusehen, Sirius' Arm packen, damit er ihn ansah und nicht-

Einen Moment stand Lupin noch da, seltsam still, fast schon friedlich, dann war er weg, einfach verschwunden. Wo er gerade noch gestanden hatte, blieb nur etwas, das wie ein dichter Nebel kleiner, dunkelroter Bluttröpfchen aussah, die seinen Körper formten.

Eine weitere Bewegung von Dolohovs Zauberstab, und die Figur zerbarst, bedeckte die Wände, selbst die Decke mit einem dicken, roten Film.

Der andere Lupin stand versteinert da, von Kopf bis Fuß bedeckt vom Blut seines Vaters- oder doch seines Sohns?

Auch die beiden anderen Todesser hatten etwas abbekommen und sahen für einen Moment verwirrt zu Dolohov, während dieser auf seinen Zauberstab herabblickte, als könnte er selbst nicht ganz glauben, was er getan hatte.

Für einen Moment legte sich Stille über alles, bis sie ein Schrei zerriss.

Ein Schrei aus reiner, rasender Wut, den er sofort als Sirius' erkannte. Bevor er oder Lily sie aufhalten konnten, hatten Sirius und Marlene die anderen beiden Todesser zu Boden gebracht und jagten Dolohov mit einem Sturm von Flüchen durch den Gang.

"Oh," hauchte Lily. "Oh Gott."

Nachdem er sichergestellt hatte, dass die Todesser am Boden blieben, hinkte er hektisch auf Lupin zu und sah zu ihr zurück, als sie ihm nicht folgte.

"Hilf mir. Wir müssen hier weg, jetzt!"

Das schien sie zur Vernunft zu bringen, und zusammen zogen sie ihn mit sich in das Büro, auf das Sirius gedeutet hatte. Er machte es ihnen nicht gerade leicht, starrte nur schweigend ins Nichts, auch, als sie endlich in Salisbury aus einem Kamin stolperten.

Es war eines der kleinen leeren Häuser, die Ordensmitglieder bereitstellten, wenn jemand untertauchen musste. Lily schob Lupin in einen alten, ausgeblichenen Sessel, der in dem kleinen Wohnzimmer stand und kehrte nach einem Moment mit einem nassen Tuch aus dem Badezimmer, das sie bewundernswert schnell gefunden hatte, zurück, um das gröbste Blut von ihm zu reinigen.

Regulus setzte sich langsam auf das Sofa, musterte ihn und suchte fiebrig nach einem Indiz, welchen Lupin sie vor sich hatten.

"Du musst mit uns reden," flüsterte Lily. "Bitte."

Das Feuer im Kamin glühte grün, und Sekunden später standen Sirius und Marlene im Wohnzimmer, und Regulus fielen sofort die Blutspritzer auf, die auf ihrer Kleidung verteilt waren.

"Antonin Dolohov ist tot," sagte Marlene, und ihre Stimme triefte vor Hass.

Sirius blieb vor dem Kamin stehen und musterte Lupin, als wüsste er nicht wirklich, was er tun sollte, die Hände fest um den Stoff seiner Jacke geballt.

"Soll ich- Soll ich einen Tee aufsetzen?", fragte Lily leise und ihre weiten Augen glänzten.

"Wir müssen weiter," murmelte Lupin langsam.

Remus.

Keiner von ihnen versuchte wirklich, seine Erleichterung zu verbergen.

Bevor Lily ihm um den Hals fallen konnte, hatte Sirius ihn schon aus dem Sessel gezogen und drückte ihn fest an sich.

"Ist er tot? Mein Vater?", fragte er mit rauer Stimme, als Sirius ihn nach einer langen Zeit wieder los ließ.

"Eine Erfindung von Mulciber," murmelte Regulus und nickte leicht.

Er hielt einen Moment inne, als würde er den Schock von sich abschütteln, und straffte dann die Schultern. "Wir sollten wirklich weiter."

Sirius und Lily teilten einen besorgten Blick, doch er hatte recht. Sie hatten keine Zeit zu verschwenden.

Sie hatten eine gewisse Abfolge von Orten, die sie jedesmal variierten, statt direkt zum Grimmauldplatz zu apparieren, um sicherzustellen, dass niemand sie verfolgte, und besonders heute hielten sie sich strikt daran, auch wenn Regulus' Bein von Stopp zu Stopp langsam taub wurde. Vielleicht war das ganz gut.

Es schien, als hatte sie jemand erwartet, als sie vor dem Grimmauldplatz endlich zum Stehen kamen.

Perplex hinkte er als erster auf die silber getigerte Katze zu, die dort auf den Treppen vor der Haustür zu Nummer 11 saß und den Kopf schief legte, als er näher kam.

"Hallo," grüßte er leise und beugte sich ein wenig zu ihr herab. Sie schien nicht ängstlich, sah auch nicht ausgehungert oder verwahrlost aus, ganz im Gegenteil, ihr Fell war säuberlich gepflegt. Um ihre Augen hatte sie ein Muster, zwei dunkle Rechtecke, die ihn irgendwie an eine Brille erinnerten. Beinahe kam sie ihm bekannt vor...

"Was machst du hier, hm? Bist du den Nachbarn entwischt oder erkundest du nur?" Langsam streckte er die Hand aus, kraulte die Katze hinter den Ohren, doch sie starrte ihn nur an, wirkte beinahe verwirrt.

Hinter ihm brach Remus in hysterisches Lachen aus, schien sich gar nicht mehr einzukriegen.

Verwirrt sah er zu ihm. War das der Schock, oder...?

Als er sich wieder umdrehte, stand dort Minerva McGonagall, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst.

"Guten Tag, Mister Black."

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