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21 ⭒ Der Apfel fällt...

⟁ CW: Mord, Verletzungen, häusliche Gewalt, Kindesmissbrauch, Verletzungen ⟁

23.10.1981

Wie Lily es hasste, nach Missionen auf ihre Freunde warten zu müssen.

Es war erst spät am Abend, als die Haustür sich endlich quietschend öffnete und Marlene sich murmelnd durch Regulus' Schutzbarrieren kämpfte. Sie schien sich endlich merken zu können, in dem Flur leise zu sein, obwohl es jetzt nicht mehr nötig war. Seit James ihr Porträt zerstört hatte, schien Sirius' Mutter sich nicht mehr hinein zu trauen. Nicht, dass Lily das bedauerte.

Sie war die erste, die von der Couch aufsprang und den beiden entgegen lief, nur um zu erschrecken, als sie die beiden sah. "Gott, seid ihr-"

"Wir sind nicht verletzt," beteuerte Marlene sofort, doch Lilys Blick war an dem Blut hängen geblieben, das die beiden beschmierte. Marlene hatte einen Arm um die Taille von Dorcas geschlungen, die gespentisch blass an ihr lehnte.

Hektisch zog sie die beiden mit sich ins Bad. "Was ist passiert? Ihr wolltet vor Stunden schon zurück sein!"

"Sie ist tot," murmelte Dorcas und beugte sich langsam über das Waschbecken, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen.

"Wer?"

"Mercur. Ihr Kontakt," erklärte Marlene auch Remus und Sirius, die gerade die Treppe herunter kamen. Sie strich Dorcas tröstend über den Rücken, bis sie bemerkte, wie blutig ihre Hände waren. "Verdammt übel zugerichtet. Diese Bastarde müssen noch immer da gewesen sein, sie haben uns aus dem Nichts angegriffen. Wir wollten so sicher wie möglich sein, sie wirklich abgeschüttelt zu haben, bevor wir auch nur in die Nähe vom Grimmauldplatz kommen, deswegen sind wir jetzt erst zurück."

"Sie haben sie massakriert. ...Ohne Mercur versinkt der ganze Markt im Chaos," sagte Dorcas und trocknete ihr Gesicht, lehnte sich gegen die Wand. "So haben wir keine Chance, an Basiliskengift zu kommen. Vielleicht war das genau ihre Taktik."

Lily fuhr sich durch die Haare. "Aber wir müssen doch die Horkruxe zerstören. Es muss einen anderen Weg geben."

"Dämonsfeuer," antwortete Regulus vom Kopf der Treppe aus. "Aber ich würde es nicht empfehlen, wenn wir danach alle noch am Leben sein wollen. Was es verbrennt, kann nie wieder repariert werden, und Wasser oder übliche Löschzauber kommen dagegen nicht an. Mulciber hat es einmal heraufbeschworen, mit ein wenig Pech wäre er selbst darin umgekommen."

Mulciber. Bei dem Namen drehte sich Lilys Magen um, und das gleiche tat er bei dem Gedanken, welche zwei bekannten Gesichter hinter ihm gestanden hatten, als er Mary MacDonald gequält hatte. Sie schluckte, doch ihre Kehle blieb zu eng. "Was jetzt?", fragte sie, und ihre Stimme klang wie ein seltsames Krächzen.

"Basiliskengift ist unsere einzige Chance, von der ich weiß, wenn wir nicht wie Dumbledore enden wollen. Oder schlimmer. Und wir brauchen es schnell, bevor der Dunkle Lord nach Godrics Hollow kommt."

"Da muss welches in der Asservatenkammer der Auroren im Ministerium sein, meinte McGonagall," schlug Sirius nachdenklich vor.

"Was, willst du einfach ins Ministerium marschieren und nett nachfragen? Wir können nicht einmal mehr behaupten, wir wären für Ordensarbeit dort," seufzte Dorcas frustriert.

"Wir haben keine Zeit, nett zu sein. Ich dachte eher an eine... spontane Eigentumsübertragung."

Lily verschränkte skeptisch die Arme. "Du willst das Ministerium ausrauben?!"

"Nein, ausrauben klingt so brutal. Wir schleichen uns rein, borgen uns das Gift, schleichen uns raus und niemand muss je davon erfahren," erklärte Sirius und gestikulierte dabei so leidenschaftlich, dass Lily langsam glaubte, er meinte das wirklich ernst.

"Okay, und du willst wie genau unauffällig dort rein und raus kommen?"

Remus legte den Kopf schief. "Lene, du bist gut in Verwandlungen an Menschen."

"Naja, gut würde ich es nicht nennen, aber so, dass ich niemanden dabei umbringe und man von Zeit zu Zeit Ergebnisse sieht."

"...Das ist gut genug."

Der Mann, den Remus früh am nächsten Morgen in das Esszimmer brachte, sah sich scheinbar verwirrt in ihrer Runde um.

"Wo ist... Der kleine, pummelige Junge? Wie hieß er noch?"

"Peter ist weg," seufzte James. Dann stand er von seinem Platz auf, um seine Hand zu schütteln. "Sie müssen Mr Lupin sein."

Remus nickte. "Das ist mein Vater. Und das sind James, Lily, Harry, Dorcas und Marlene. Sirius und Regulus kennst du schon," stellte er ihn, ziemlich unnötig, vor.

Lily hatte den Mann noch nie lebendig vor sich gesehen, nur vor Jahren auf einem sehr alten Familienfoto, das Remus aus dem Koffer gefallen sein musste und das er ihr auch sofort wieder aus der Hand geschnappt hatte. Trotzdem war es offensichtlich, wer er war, wenn man seinen Sohn nur kannte.

Auch für Lupin schien keiner von ihnen fremd zu sein, obwohl Lily nicht gedacht hätte, dass Remus viel mit seinem Vater über seine Freunde sprach, oder überhaupt.

"Ihr seid aus dem Orden ausgestiegen," merkte er als erstes an, als er sich setzte.

"Du warst doch von Anfang an dagegen, dass wir beitreten. Können wir es dir irgendwann noch recht machen? Außerdem geht es jetzt nicht darum," seufzte Remus. Sein Geduldsfaden schien jetzt schon straff gespannt.

"Ich war dagegen, dass ihr je beitretet, aber ihr habt es getan und euch in diese ganzen Angelegenheiten verwickelt, aus denen ihr nicht einfach wieder rauskommt, wenn ihr den Orden verlasst. Und wer weiß, welchen Unsinn ihr anstellt, wenn ihr euch selbst überlassen seid, aus dem der Orden euch nicht mehr heraus helfen wird. Ich will nur, dass ihr sicher seid, und die sicherste Option wäre gewesen, dass ihr im Orden im Hintergrund bleibt, wenn ihr euch schon nicht versteckt."

Remus verdrehte die Augen und schüttelte mit einem ungläubigen Schnauben den Kopf. Lily schluckte, der Raum war plötzlich gefühlt tausende Grad kälter geworden.

"Wie oft noch?", zischte er. "Leb deinen Beschützerkomplex irgendwo anders aus. Ich brauche und will deinen Schutz nicht mehr. Damit bist du Jahre zu spät, Vater. Siebzehn Jahre, um genau zu sein."

Eine Weile lang erwiderte Lupin nichts. Er sah seinen Sohn an, als hätte dieser ein Messer aus der Küche geholt und es ihm direkt ins Herz gestoßen. Lily wollte sich gerade räuspern und vorsichtig wieder auf das eigentliche Thema hinweisen, als er seine Worte gefunden zu haben schien.

"Du bist grausam zu mir, Remus, weißt du das eigentlich? Was soll ich noch tun, damit du mir endlich verzeihst? Du lässt mich ja nichts tun! Es ist, als würdest du mir überhaupt nicht verzeihen wollen, als würdest du mich lieber bis ans Ende meines Lebens damit quälen wollen! Hast du Spaß daran?"

"Habe ich Spaß daran? Habe ich Spaß daran?!", fragte Remus und lehnte sich seinem Vater entgegen, als war er sich nicht sicher, ob er ihn richtig verstanden hatte. Lily sank verzweifelt in ihren Stuhl. "Weißt du, was grausam ist? Jeden Monat, seit siebzehn elendigen Jahren, jeden Vollmond-"

James' Stuhl kratzte über den Boden, als er aufsprang. "Warum gehen wir nicht eben vor die Tür, damit ihr euch in Ruhe unterhalten könnt!", rief er über Remus hinweg und war schon dabei, Dorcas und Marlene nach draußen zu schieben-

"Nein, sie sollen es hören!", widersprach Remus und wie auf einen Befehl setzten sich alle wieder und starrten ihn mit weiten Augen an. "- Jeden einzelnen Vollmond brechen all meine Knochen, jeder Muskel in meinem Körper zerreißt, um Platz zu machen für ein blutrünstiges Monster, das nicht einmal vor seinen besten Freunden eine Sekunde zögern würde. Jedes Mal bleibt mir noch eine neue hässliche Narbe, eine neue Wunde, die nicht richtig heilt. Jeden Tag, den es mir mal gut geht, weiß ich, dass das nur die Zeit nach dem letzten Vollmond und vor dem nächsten Vollmond ist. Jedes Mal würde ich mich lieber umbringen, als zu wissen, dass ich genau das gleiche unausweichlich das nächste Mal wieder durchmachen muss."

Lily biss sich fest auf die Zunge und starrte lieber auf die Tischplatte, als jemanden anzusehen. Ihr war bewusst, dass es niemandem nützen würde, wenn sie jetzt in Tränen ausbrach, doch das machte es nicht leichter, ihren besten Freund solche Dinge sagen zu hören. Warum konnte sie Remus nicht einfach umarmen und nie wieder loslassen?

"Mein ganzes Leben muss ich ein Geheimnis mit mir tragen, aufpassen, dass ich niemandem zu viel über mich verrate, nur damit sie mich weiter als Mensch sehen und nicht als seelenloses Monster, das nichts als den Tod verdient hat. Nur, weil du dich nicht ein einziges Mal beherrschen konntest."

"Remus," murmelte jemand eindringlich.

Langsam hob sie wieder den Blick, ließ ihn den Tisch entlang wandern. Sirius hatte eine beschwichtigende Hand um Remus' Arm geschlossen. James sah aus, als würde er wie Lily gerade lieber im Boden versinken, Marlene hatte schockiert eine Hand vor den Mund geschlagen und schien über Blicke mit Dorcas eine stumme Konversation zu führen, Regulus lehnte schweigend an der Wand, die Arme verschränkt.

Lupins Gesicht war schon rot angelaufen. "Es war ein einziger, kleiner Fehler. Niemand hätte wissen können, dass er ein Werwolf ist, oder was er tun würde. Denkst du, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich auch nur daran gedacht, das zu tun?!"

"Aber du hast es getan. Ohne über irgendwelche Folgen nachzudenken. Und ich muss mein ganzes Leben lang deinen Fehler ausbaden."

Krachend schlug Lupin mit der Faust auf den Tisch und James wies ihn mit einem Knurren auf Harry hin, der -noch- ungestört in der Ecke des Zimmers mit seinem Spielzeug spielte, doch mit großen Augen zu ihnen aufsah. Scheinbar beschämt schien Lupin tatsächlich für einen Moment inne zu halten, um sich zu fassen.

"Es war auch für mich schwer, wann verstehst du das endlich?! Denkst du, es war einfach für mich, meinen Sohn so zu sehen? Zu wissen, dass es meine Schuld war?"

Sein Sohn lachte nur spöttisch. "Du kannst wenigstens die Augen davor verschließen, dich Jahre lang von mir abschotten und mich einfach nicht mehr ansehen, um nicht daran denken zu müssen. Du kannst aus dem Sankt Mungo's abhauen. Ich nicht."

Lupin verzog das Gesicht. "Ich hatte nie wirklich vor, euch zu verlassen, das weißt du! Ich war überfordert, ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich hätte dir auch nicht helfen können-"

"Du hättest da sein können! Es ist dein Beruf, mit Werwölfen umzugehen, und du hättest Mum mit mir allein gelassen. Woher hätte sie wissen sollen, was zu tun ist? Du hast sie in all das überhaupt erst reingezogen!"

"Damit solltest du überhaupt nicht anfangen! Denkst du, sie haben unser Haus niedergebrannt, weil sie mit einem Ministeriumsarbeiter verheiratet war, der ihnen nie wieder in den Weg getreten ist? Oder lag es an ihrem Sohn, der offen gegen Du-weißt-schon-Wen rebelliert?"

Sirius' Kiefer klappte nach unten, ihm schien schon eine Antwort auf der Zunge zu liegen, und keine all zu höfliche-

"...Du willst mir sagen, es war meine Schuld, dass sie tot ist?", fragte Remus, plötzlich sehr leise, und Lily witterte die Gefahr, dass die Lage gleich noch viel weiter eskalieren könnte.

"Ich will sagen, du hast dich nicht unbedingt um ihre Sicherheit bemüht. Du wirfst es mir vor, aber du hast selbst nicht darauf geachtet, wie sich das, was du tust, auf die Menschen, die du liebst, auswirkt, und das nicht nur einen kurzen Moment, sondern Jahre lang. Niemand hat dich je gezwungen, dich Hals über Kopf in die gefährlichsten Missionen zu stürzen, die du finden kannst!"

Remus ballte die Fäuste, seine Augen glänzten. "Natürlich war ich dazu gezwungen! Ich werde mein ganzes Leben dazu gezwungen sein, dank deines kleinen Fehlers! Egal, was ich leiste, es wird nie mehr wert sein als das, was ein Mensch erbringt! Meine besten Leistungen sind nichts wert, wenn ein Mensch daneben das gleiche tun kann! Mein ganzes Leben wird nie wieder so viel wert sein wie das eines Menschen!"

Lily dämpfte ihr Schluchzen in ihrem Handrücken. "Das ist nicht wahr, Remus."

Lupin lehnte sich langsam vor und griff plötzlich Remus' Hände. "Hör mir zu. Du bist mein Sohn, daran wird nichts je etwas ändern. Es gibt kein Leben und keine Leistungen auf dieser Welt, die mir mehr wert sind, als deine. Ich- ... Ich liebe dich, mein Sohn. Ich liebe dich."

Remus starrte ihn scheinbar völlig kalt an, doch Lily wusste genau, wie er aussah, wenn er in seinem Kopf wieder hohe Mauern errichtete, sich von Allem abschottete. Sirius rieb ihm über den Arm, doch er lehnte sich nicht, wie üblich, der Bewegung entgegen. "Beweis es. Hilf uns mit dieser Mission. Hilf uns, in das Ministerium zu kommen."

Sein Vater schüttelte langsam den Kopf. "Das kann ich nicht. Ich werde keinen Teil dazu beitragen, dass du dich noch ein einziges Mal in Gefahr bringst. Es geht mir nur um deine Sicherheit."

"Es geht um die Sicherheit von allen. Wenn wir Voldemort siegen lassen, dann ist niemand von uns mehr sicher," erwiderte er und zog die Hände aus dem Griff seines Vaters.

"Ich kann euch nicht helfen. Ich liebe dich, aber ich werde mich damit nicht von dir erpressen lassen."

Remus musterte ihn lang, dann stand er von seinem Stuhl auf. "Du kannst jetzt gehen. Tut mir leid, dass ich deine Zeit verschwendet habe." Seine Hände zitterten, doch er versteckte es schnell, während er sich zum Gehen wandte.

Als er schon die Hand auf der Türklinke hatte, seufzte Lupin. "... Was kann ich tun?"

Lily bekam in dieser Nacht kein Auge zu. Nachdem sie bis Mitternacht wach gelegen und an die Decke gestarrt hatte, ging sie stattdessen Runden durch das Haus.

Im vierten Stock waren die Zimmer von Sirius und Regulus. Mit einem leichten Schmunzeln las sie das Schild an Regulus' Tür, unter dem nun ein weiteres klebte: Gilt besonders für Sirius Orion Black.

Sie konnte sich noch daran erinnern, wie sie und Petunia früher die gleichen Schilder an ihre Türen geklebt hatten, immer versucht hatten, die andere zu übertrumpfen. Ihr Schmunzeln verblasste.

Statt es zu riskieren, entschied sie sich, Regulus' Tür auszulassen, warf aber nach einem Klopfen einen vorsichtigen Blick in Sirius' Zimmer.

Er und Remus schienen tief und fest zu schlafen, ihre Gliedmaßen wie üblich zu einem unübersichtlichen Knoten verschlungen, der sie schon immer amüsiert hatte. Beinahe hätte sie die beiden beneidet, doch so sehr Sirius auch versuchte, es zu überspielen, sie sah ihm genau an, dass er seit Tagen nicht vernünftig, vielleicht überhaupt nicht geschlafen hatte. Wie auf ein Kommando verzog Sirius das Gesicht, murmelte etwas vor sich hin.

Remus sah selbst im Schlaf schrecklich erschöpft aus. Er hatte sich seit dem Streit am Morgen den ganzen Tag in das Zimmer zurückgezogen und sie hatte, anders als James, nicht den Mut fassen können, nach ihm zu sehen.

Sie wusste, dass es seltsam war, an ihrem Fußende zu stehen und sie einfach nur zu beobachten, doch sie konnte nicht anders. Mit einem Daumen strich sie über die hellen Spuren, die sie auf Remus' Wangen im Licht ihres Zauberstabs zu erahnen glaubte, über die tiefe Furche zwischen Sirius' Augenbrauen.

Wenn Harry einen Albtraum hatte, dann war es aus irgendeinem Grund fast immer James, der es zuerst merkte, doch wenn sie zuerst bei ihm war, dann setzte sie sich auch mitten in der Nacht mit ihm auf den Schaukelstuhl und las ihm Märchen vor, manchmal magische, manchmal die, die ihr ihre eigenen Eltern erzählt hatten. Selbst, wenn Harry sich dann beruhigt hatte und wieder eingeschlafen war, oft saß sie bis in die Morgenstunden noch auf diesem Stuhl und sah auf ihn herab, wachte über ihn, konnte sich nicht satt sehen an seinem perfekten, unschuldigen kleinen Gesicht. Konnte sich nicht erklären, wie es gerecht sein sollte, dass eine so reine Seele schon von Schrecken geplagt wurde.

"Mutter, lass ihn... Lass ihn in Ruhe..."

Sie sah zurück zu Sirius, der unruhig den Kopf hin und her warf. Der Anblick verpasste ihr einen tiefen Stich. Es war unbegreiflich für sie, wie sehr es ihn quälen musste, wieder in diesem Haus gefangen zu sein, nachdem er ihm, nachdem er seiner Mutter endlich entkommen war. Mit einem Schaudern dachte sie an Walburga Blacks kalte, wahnsinnige Augen, die sie durch ihr Porträt hindurch fixierten, ihr hysterisches Geschrei. An den Ausdruck auf Sirius' Gesicht, jedesmal wenn sie nach dem Schuljahr aus Hogwarts abreisen mussten.

Auf ihrem Weg durch das Haus hatte sie kein einziges Bild von Sirius gefunden, jedoch waren manche Wände dafür nahezu tapeziert mit Bildern von Regulus als Kind, mit einem runden Gesicht und riesigen, neugierigen Augen und wilden schwarzen Locken. Wenn sie sich vorstellte, dass Sirius einmal fast genau so gewesen war, völlig wehrlos, völlig allein in diesem fürchterlichen Haus-

"Bitte, nehmt mich, nehmt doch mich!"

"Sirius," flüsterte sie und legte eine Hand auf seine Stirn. Für einen Moment hielt er still. "Hey, Sirius. Du bist okay."

Die Falte zwischen seinen Augenbrauen glättete sich. "Lily?", murmelte er, tastete ihren Arm ab.

"Ja. Schlaf weiter. Alles ist gut."

Sirius murmelte wieder etwas und tätschelte unbeholfen ihren Arm, bevor er sich umdrehte und offenbar tatsächlich wieder einschlief. Sie blieb noch eine Weile dort stehen, beobachtete ihn, doch er blieb, zu ihrer Überraschung, still.

Sie schlich sich wieder aus dem Zimmer.

Ein Stockwerk darunter schliefen die anderen. Im ersten Zimmer des linken Flügels, das einstige Schlafzimmer von Orion Black, waren Dorcas und Marlene. Unter dem Türspalt sah sie blasses Licht hindurch scheinen.

In all den Jahren, die sie sie kannte, hatte sie gelernt, dem ganzen nie zu trauen, wenn die beiden mehr als fünf Minuten in einem Raum allein gewesen waren, also klopfte sie, wartete einen Moment und hielt sich zusätzlich die Augen zu, als sie in das Zimmer kam. Dorcas war immer noch verletzt, und die Stimmung war wohl mehr als gedämpft, doch den beiden würde sie äußerst viel zutrauen-

Dem erschrockenen Keuchen, das sie hörte, nach, hatte sie damit wohl recht. Stoff raschelte auf Stoff.

"Lily!", zischte Marlene überrascht.

"Seid ihr angezogen?", fragte sie nur.

"Jetzt schon. Was suchst du denn mitten in der Nacht hier?", murmelte Dorcas vorwurfsvoll. Lily hatte gar nicht gewusst, dass ihre Haare so chaotisch von ihrem Kopf abstehen konnten.

"Du solltest dich ausruhen," gab sie genau so vorwurfsvoll zurück.

"Das kann äußerst therapeutisch sein, habe ich gehört," grinste Marlene, die in der Hektik ihr Shirt anscheinend verkehrt herum angezogen hatte, und setzte sich auf. "Und du solltest schlafen. Wirklich, du brauchst alle Ruhe der Welt für morgen- oder besser heute..."

"Genau deswegen kann ich ja nicht schlafen. Ich wollte nur kurz sehen, ob ihr okay seid."

Dorcas seufzte und musterte sie mitleidig. "Oh, du... Uns geht's super. Aber versuch es wenigstens. Für uns?"

Lily seufzte. "Glaub mir, ich hab es schon versucht, aber ich versuch es noch einmal. Für euch, ihr Turteltäubchen. Gute Nacht."

Dann schloss sie auch diese Tür wieder hinter sich.

Lupin hatte das Zimmer nebenan genommen, eines der Gästezimmer, und auch durch den Spalt seiner Tür schien noch Licht. Sie musterte die Tür, ihr Hals war schon wieder viel zu eng, als sie an den Streit am Morgen dachte. Schweigend ging sie weiter, hatte schon fast ihr und James' Zimmer im rechten Flügel erreicht, bis sie aus dem Augenwinkel ein kleines Licht auf dem Balkon bemerkte.

Dort stand jemand, mit einer Zigarette in der Hand.

"Regulus?", fragte sie verwundert, als sie die quietschende Tür aufschob.

Er zuckte so heftig zusammen, dass ihm die Zigarette um ein Haar aus der Hand fiel, die andere schnellte sofort zu seinem Zauberstab.

"Hey," Sie hob abwehrend die Hände und nahm ein paar Schritte Abstand. "Das musst du dir wirklich schnell abgewöhnen, sonst erschreckt dich einer von uns irgendwann wortwörtlich zu Tode."

Regulus starrte sie für einen Moment nur an, die Augen weit aufgerissen und die Ringe darunter so dunkel, dass er seinem Bruder sehr ähnlich sah.

"Hey. Alles gut," wiederholte sie, diesmal besänftigend, und er ließ langsam die Hand sinken.

"Ihr solltet euch abgewöhnen, mich so zu erschrecken."

"Ich fürchte, das wird nicht so einfach. Aber ich weiß nicht, ob ich mir je verzeihen könnte, wenn du stirbst, weil ich dich das schwören lassen habe. Und Sirius könnte das ganz sicher nicht."

Regulus zuckte nur mit den Schultern.

"... Ist alles okay? Du siehst echt nicht gut aus."

"Mir ging es nie besser, danke," gab Regulus nur zurück und lehnte sich wieder gegen das Geländer, starrte scheinbar konzentriert auf eine Stelle kurz vor seinen Füßen.

"Ich wusste gar nicht, dass du rauchst," sagte sie, um die Stille zu füllen.

"Ich würde mein Geld nie für solchen Unsinn ausgeben." Er schüttelte den Kopf und hielt ihr die Schachtel hin, um ihr auch eine Zigarette anzubieten. "Ich teile, wenn du Sirius nicht verrätst, dass das seine sind."

"Nein, danke." Sie lehnte sich neben ihn an das Geländer, musterte sein Profil. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Bedürfnis, das Gespräch am Leben zu halten, doch sie wusste nicht so recht, warum. "Also, du warst in James verknallt?", neckte sie schließlich und grinste, als er nur stöhnte.

"Bitte, verschon mich. Das war die ganze Schule. Es war nur eine dumme Schwärmerei, nicht mehr, nicht weniger."

"Schon gut. Die Vorstellung ist nur irgendwie... sehr süß."

Er schien den Rauch vor Überraschung falsch einzuatmen und sah sie, noch hustend, skeptisch an. "Süß. Wenn du meinst. ...Du weißt, dass ich auch nicht versuchen würde, ihn dir auszuspannen, wenn er jemals etwas für mich empfunden hätte, richtig?"

"Du würdest nicht glauben, wie viele Freundinnen ich in Hogwarts verloren habe, weil sie vor Eifersucht fast geplatzt wären. Ich würde die Warnzeichen erkennen," schmunzelte sie.

Regulus nickte und sah ihr seltsam lang in die Augen. "...Ich glaube, ich will sowas nicht. Nie, mit niemandem. Ich meine, Evan und ich- Aber- ich könnte mir nie vorstellen, noch mal so weit zu gehen, oder eine Beziehung... Das ist komisch, oder?", platzte es plötzlich aus ihm heraus. Er sah sie an, als wüsste er selbst nicht, warum er das gerade gefragt hatte.

"Naja... Nein. Nein, Unsinn, das ist nicht komisch," stammelte sie überfordert. Ein Teil von ihr war zutiefst verwirrt, warum Regulus mit ihr über solche Dinge sprechen würde, und der andere... Eine seltsame Wärme erfüllte sie. Für einen kurzen Moment wollte sie ihn einfach nur fest umarmen, doch sie beließ es zunächst bei einem Lächeln. "Das bist einfach du. Du bist doch nicht gezwungen, eine Beziehung zu haben, wenn du keine willst."

Regulus zuckte mit den Schultern. "Wenn es nach meiner Mutter gänge, hätte ich schon vor einem Jahr heiraten sollen. Pandora Selwyn, sie war sogar ziemlich nett, aber... Dafür ist es anscheinend zu spät, wenn ich richtig gehört habe, ist sie mit einem Lovegood durchgebrannt."

"Du brauchst keine Beziehung, um glücklich zu werden, wenn du keine willst. Vielleicht sind es später nur du und deine Katzen, und da wäre doch auch kein Problem."

Er verengte die Augen. "Woher weißt du-", er seufzte, "Sirius?"

Sie lachte leise. "Woher sonst?"

"Verräter," murmelte er leise und schüttelte den Kopf.

Sie musterte ihn wieder. Noch nie hatte sie ihn außerhalb von Hogwarts und Feierlichkeiten in etwas anderem als seinem typischen weißen Hemd oder einem schwarzen Rollkragenpullover gesehen, doch er trug nur ein altes, kurzärmliges T-shirt, von dem sie sich fast sicher war, dass Sirius es auch ihr schon einmal ausgeliehen hatte. Jetzt, ohne die Fassade des kalten, überheblichen Prinzen, sah er fast schon wie ein Mensch aus.

Ihr Blick glitt zu seinen Unterarmen. Der Verband um seinen linken war mittlerweile durch ein großes Pflaster ersetzt, hier und da konnte sie darunter ein paar dunkelrote Linien, ein paar Nähte erahnen. Über die ganze Länge des anderen zog sich eine lange, dunkle Narbe.

Er schien ihren Blick zu bemerken und wickelte die Arme eng um sich selber, schien zu schaudern.

"Es ist kalt. Wir sollten wieder rein."

"Du brauchst den Schlaf mehr als ich."

Sie seufzte, aber akzeptierte seine stille Aufforderung. "Schon gut, aber erfrier hier nicht. Und lass dich nicht erschrecken. Gute Nacht, Reg." Diesmal konnte sie nicht schnell genug den Impuls unterdrücken, seinen Oberarm kurz ermutigend zu drücken.

Statt jedoch unter der Berührung wegzuzucken, wie sie es beinahe erwartet hatte, warf ihr Regulus nach einem Moment sichtbarer Überforderung ein mattes Lächeln zu. "Gute Nacht, Lily," erwiderte er leise. "Viel Glück."

"Hey, Rotfuchs," grüßte James, als sie sich schließlich zurück in ihr Zimmer schlich.

"Hey, du," flüsterte sie zurück und blieb einen Moment im Türrahmen stehen, musterte ihn im schwachen Schein des kleinen Nachtlichts. Harry lag über seine Brust ausgebreitet und schien tief und fest zu schlafen. "Noch wach? ...Hat er wieder schlecht geträumt?"

"Nein, eigentlich... war das ich," gestand James leise. "Ich wollte ihn nur kurz herholen, und dann- naja, kam ich nicht mehr hoch, also...", er lächelte verlegen.

Harry ließ sich nicht stören, auch als sie ihn James abnahm und ihn vorsichtig zurück in sein Bett legte, er schlief friedlich weiter. Mit einer Fingerspitze strich sie über seine runden Wangen, seine kleine Nase, strich ihm seine Locken von der Stirn und küsste diese sanft, bevor sie sich wieder James zuwandte, der sich langsam aufsetzte.

"Deine Schulter?", fragte sie und knipste die Lampe auf dem Nachttisch an, bevor sie durch die Schublade kramte. "Dorcas hat mir was dafür gegeben... Ah, hier." Triumphant hielt sie ihm eine kleine Dose mit Salbe unter die Nase. Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. Irgendwas bedrückte ihn, das konnte sie ihm klar ansehen, und es war nicht unbedingt schwer, sich vorzustellen, was. "Hey, was ist? Raus mit der Sprache."

James sah sie ertappt an. "Ich will nicht, dass du gehst. Also, ich- ...Ich denke einfach nicht, dass das eine gute Idee ist."

"Ich weiß, aber wer soll denn sonst gehen? Niemand kennt sich so gut mit Muggeln aus wie ich und Remus. Die ganze Zaubererwelt kennt mittlerweile wahrscheinlich Regulus' Gesicht, und Dorcas ist immer noch verletzt, genau so wie du." Vorsichtig half sie ihm, sein Shirt auszuziehen, und musterte das Chaos von schwarzen, blauen, grünen Flecken, das sich seine Schulter entlang und über seine Rippen zog. Es schien zumindest besser zu werden, doch von Heilung war es noch weit entfernt.

"Warum kann Marlene nicht gehen? Es ist doch nicht so schwer, sich verwirrt zu stellen, und wenn sie etwas wichtiges wissen muss, dann kannst du es ihr doch noch beibringen."

"Nein. Ich weiß, man merkt es ihr nicht an, aber sie hat gerade ihre ganze Familie verloren! Wir können sie nicht zu jeder Mission schicken, die ansteht, nur weil sie niemanden mehr zu verlieren hat als uns."

James sah ihr lang in die Augen. "Aber du hast so viel zu verlieren. Wir haben so viel zu verlieren," flüsterte er eindringlich. "Lily, ich hab doch nur Angst um dich, ich kann nicht hier bleiben und warten und hoffen, dass du sicher wieder nach Hause kommst-"

"Ich weiß, ich weiß wie sich das anfühlt, genau das gleiche habe ich getan, wenn du mit dem Orden unterwegs warst." Obwohl sie die Salbe so sanft wie möglich großzügig über der Haut verstrich und zusah, wie die Flecken an den Rändern blasser wurden, biss James die Zähne zusammen, und etwas sagte ihr, dass es nicht nur die Schmerzen waren, die ihn plagten. "Du kannst nicht mitkommen. Jeder Schockzauber könnte dich-", sie schluckte schwer, dachte an die Bilder, die durch ihren Kopf gezuckt waren- "Du solltest ihn nicht so sehen, Lily"- "Dein Herz hat aufgehört, zu schlagen", "...und wer verspricht mir, dass wir dich dieses Mal auch zurück bringen können?"

Er legte den Kopf mit einem schweren Seufzen auf ihrer Schulter ab, seine Daumen rieben Kreise in ihre Oberschenkel, und sie kämmte mit den Fingern ihrer freien Hand durch seine Haare. "Ich fühle mich so... so schwach, so nutzlos," murmelte er und der Stoff ihres Shirts über ihrer Schulter fühlte sich nass an. "Ein einzelner Schockzauber kann mich umbringen, was für ein fantastischer Kämpfer gegen Voldemort ich bin. Ich kann nicht mehr ins Feld, ich muss mich hier verstecken und einfach untätig zusehen. So muss sich Peter gefühlt haben. Ich weiß nicht, wie ich das ertragen soll."

"Es gibt mehr als den Kampf da draußen, James," sagte sie leise und wickelte saubere Verbände um seine Schulter und seine Rippen. "Der Krieg ist bald vorbei."

"Noch sieben Tage."

Sie nickte entschlossen. "In sieben Tagen stirbt Lord Voldemort. In sieben Tagen endet dieser Krieg."

Sie schlief in dieser Nacht nicht mehr, lag nur neben James, strich ihm durchs Haar und beobachtete das ruhige Heben und Senken seines Brustkorbs. Noch bevor die Sonne aufging, wachte auch der Rest des Hauses langsam wieder auf, wie sie es vereinbart hatten.

Marlene kümmerte sich zuerst um sie, und Lily hoffte für Remus, dass ihr Haar, das eigentlich braun hatte sein sollen, nur ein einmaliger, müdigkeitsbedingter Ausrutscher gewesen war.

Während sie ihr nun pechschwarzes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz band, wie sie es sonst nie trug, passte Marlene ihre Augenbrauen an und ließ einen Großteil ihrer Sommersprossen verschwinden.

Mit verschränkten Armen -so gut er dies gerade konnte- beobachtete James sie dabei. "Jetzt siehst du aus wie das verschollene dritte Black-Kind."

"Du sagst das so abwertend," beschwerte sich Sirius, der sich auf dem Sessel ausgebreitet hatte, und James warf ihm einen versöhnlichen Luftkuss zu.

Lily beneidete ihn. Marlene änderte nur die Farbe von Padfoots Fell, und diesmal gelang ihr ein helles Schokoladenbraun.

Schließlich widmete sie sich Remus und warf einen langen, nervösen Blick auf die Uhr, bevor sie mit der größten Narbe anfing. "Es wird nicht ewig halten, aber wenn ihr euch an den Zeitplan haltet, dann müsst ihr euch eigentlich keine Sorgen machen. Vorausgesetzt, ich bekomme es schnell genug überhaupt hin," erklärte sie, die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen.

Schlussendlich brauchte sie dafür mehr als eine ganze Stunde, die Lily damit verbrachte, den Plan und vor Allem ihre Rolle genauestens zu studieren, mit Elizabeth Newton zu verschmelzen.

"Wir müssen wissen, woran die Abteilung gerade ermittelt. Irgendwelche Details, zu denen sie Remus fragen könnten," hakte sie nach, während sie im Spiegel versuchte, sich mit ihrem Aussehen anzufreunden, doch bekam keine Antwort. Als sie sich umdrehte, sah Lyall Lupin schnell weg.

"...Mr Lupin?"

"Das müsst ihr nicht wissen," murmelte er.

Remus sah skeptisch zu ihm, wurde dafür jedoch sofort von Marlene getadelt und drehte den Kopf wieder zu ihr.

"Mr Lupin," wiederholte sie, mit Nachdruck.

"Das ist nicht wichtig für euch."

"Natürlich ist es das! Wenn Ihre Kollegen Remus eine Frage stellen und er keine Ahnung hat, wovon sie reden, dann fliegen wir doch sofort auf." Sie stemmte die Hände in die Hüften. Dieser Mann frustrierte sie.

"Es sind nur Ward, Thornton und Abbott im Büro. Ward spricht mit niemandem, wenn er es vermeiden kann, und Thornton ist unsere Praktikantin. Sie kümmert sich um die Akten und ist normalerweise viel zu schüchtern, um irgendjemanden anzusprechen. Abbott kommt eigentlich jeden Tag zu spät, sie wäre schon längst gefeuert, wenn sie nicht so verdammt gut wäre. Wenn ihr euch also an euren Plan haltet, werdet ihr höchstwahrscheinlich mit niemandem sprechen müssen."

"Trotzdem. Was verschweigen Sie uns?"

Lyall sah empört zu ihr. "Wisst ihr, ihr könnt euch glücklich genug schätzen, dass ich euch überhaupt helfe, wofür ich, wohlgemerkt, meine ganze Karriere aufs Spiel setze-!"

"Stillhalten!", zischte Marlene gereizt und schien im nächsten Moment schockiert von sich selbst, doch es funktionierte.

Lupin hielt inne und seufzte dann. "...Schön. Es sind Werwolfattacken. Überall in Schottland. Das ist das größte Problem, mit dem wir gerade zu kämpfen haben. Sie ermorden die Familien, verschleppen die Kinder. Wir nehmen an, der Befehl kommt direkt von Fenrir Greyback selbst. Er führt seinen eigenen Krieg gegen die Zaubererwelt."

Sie schluckte und merkte, dass sie nicht die einzige war, die gerade versuchte, so unauffällig wie möglich Remus zu mustern.

"Moony," sagte Sirius schließlich vorsichtig. Es überraschte sie nicht, dass er der erste war, der sprach. "Bist du sicher, dass du-"

"Keine Sorge," sagte dieser nur und warf aus dem Augenwinkel einen kalten Blick auf seinen Vater. "Ich kann mich beherrschen. -Lene, mach weiter, wir haben nicht mehr viel Zeit."

Als sie das erste Mal einen vollen Blick auf sein Gesicht erhaschte, sah er so fremd aus, dass sie zwei Mal hinsehen musste. Selbst die größten Narben, die sein Gesicht gezeichnet hatten, waren verblasst und verschwanden unter dem Makeup, das Marlene großzügig darüber auftrug, spurlos.

Ein paar weitere Bewegungen von Marlenes Zauberstab und seine Haare lagen glatt und graumeliert auf seinem Kopf, seine Nase war breiter, seine Mundwinkel zogen sich ein wenig mehr nach unten, kleine Fältchen zierten seine Augen und seinen Mund. Schließlich sah Marlene lang kritisch zwischen ihm und Lyall hin und her, bis sie Remus aufstehen ließ. Dieser trug bereits die Uniform seines Vaters und Lily war das erste Mal auf Augenhöhe mit ihm, statt dass er sie mindestens einen Kopf überragte. Obwohl Marlene ihm einen Handspiegel hinhielt, sah er nur starr in den großen Spiegel, vor dem Lily gerade noch gestanden hatte.

Langsam hob er die Hand, fuhr mit dem Finger die Haut nach, wo vor einer Stunde sich noch eine dunkle Narbe über seine Nase gezogen hatte.

Erst, als Marlene ihn leise tadelte, dass er noch das Makeup verschwischen würde, riss er den Blick los.

"Danke, Marlene. Du bist fantastisch," murmelte er und richtete den Kragen der Uniform, hielt seinen Blick gesenkt und reagierte nicht darauf, als sein Vater auf ihn zukam.

Ohne die Kleidung, war Lily sich sicher, hätte sie die beiden nicht mehr unterscheiden können.

Lyall griff sein Gesicht in beiden Händen, neigte seinen Kopf nach oben, um ihn zu mustern. So sehr er wohl versuchte, es zu unterdrücken, Lily erkannte genau, dass sich Tränen in Lyalls Augen sammelten. "Mein Junge... Mein Junge," flüsterte er, schloss die Arme fest um seinen Sohn, der jedoch nichts dergleichen tat, es zu erwidern.

"Wir müssen uns beeilen," sagte er und war schon aus dem Zimmer gestürmt, bevor Lily und Sirius reagieren konnten. Nachdem sie und Sirius sich einen besorgten Blick zugeworfen hatten, küsste sie James und Harry zum Abschied auf die Stirn und folgte ihm zügig, bevor James sie noch betteln und wahrscheinlich überzeugen konnte, doch zu bleiben.

Remus wartete im Hausflur, knüpfte langsam Lyalls Mantel zu, und seine Augen waren unverkenntlich rot.

"Oh, Remus," seufzte sie, doch er blockte ihre Umarmung ab.

"Lasst uns das einfach hinter uns bringen, okay?"

"... Okay."

Obwohl der Morgen noch jung war, die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, war das Atrium schon nahezu überfüllt mit Angestellten, die durch die Gegend eilten oder wie sie aus den Kaminen, die an beiden Seiten des langen Korridors aufgereiht waren, traten.

Remus warf ihr einen letzten fragenden Blick zu und sie nickte entschlossen, dann schloss er die Hand um ihren Oberarm und zog sie mit sich, webte sich mit ihr durch die Menschen. Padfoot lief an ihrer Seite, an einer Leine, über die sich Sirius sich ausführlich aufgeregt und nur mit sehr viel Überreden geschlagen gegeben hatte.

Fasziniert sah sie hoch an die Decke, die aussah wie ein dunkler Nachthimmel, über den goldene Symbole und Schriftzeichen tanzten. Sie war noch nie im Ministerium gewesen. Wenn Moody seinen Papierkram auf sie abgewälzt hatte, hatte sie sich elegant aus der Angelegenheit herausgehalten, und bis auf den Orden hatte sie nie eine Verbindung zum Ministerium gehabt.

Remus, der sich wie Sirius wenigstens etwas auszukennen schien, führte sie zielsicher zu den Aufzügen. Für einen Moment konnte Lily ihr Glück nicht fassen, vielleicht würden sie es einfach unbemerkt direkt in die Asservatenkammer schaffen- bis eine Hand die Tür des Aufzugs aufhielt.

Eine kleine, stämmige Frau quetschte sich zu ihnen, eine große Aktentasche in der rechten, einen Bagel in der linken Hand, bei dessen Anblick Lilys Magen eifersüchtig knurrte. Schließlich hatten sie keine Zeit gehabt, um zu frühstücken.

"Morgen," nuschelte sie kauend.

"Guten Morgen, Abbott," antwortete Lyall- nicht Lyall, Remus, erinnerte sie sich selbst, es war aber wirklich beinahe unmöglich, wenn er auch noch die Stimme verstellte- nach einem Moment des Zögerns, in dem er wahrscheinlich selbst nicht realisiert hatte, dass sie mit ihm sprach. Es schien aber wenigstens, als hätte er seine Hausaufgaben gemacht und sich die Mitarbeiter, die Lyall ihnen mit Fotos und kurzen Beschreibungen vorgestellt hatte, eingeprägt. "Sie sind spät dran."

Abbott biss genüsslich von ihrem Bagel ab und hob eine amüsierte Augenbraue. "Genau so pünktlich wie Sie, Boss."

Als sie das vierte Stockwerk erreicht hatten, trat sie mit einem weiten Grinsen vor ihnen in das Büro.

Zwei andere Mitarbeiter saßen schon an ihren Plätzen. Die eine, groß und schlaksig, schien hektisch zu versuchen, noch beschäftigter auszusehen, sie war wohl die Praktikantin. Der andere erinnerte sie ein wenig an Regulus- nur viel muskulöser und mit viel dunklerer Haut und kurzgeschorenen silbergrauen Haaren- er hatte seinen Schreibtisch in der hintersten, dunkelsten Ecke des Büros, war konzentriert über einen Ordner gebeugt und sah nicht auf, als sie herein kamen.

"Guten Morgen, Sir," grüßte die Praktikantin und kramte eine Akte aus dem Stapel auf ihrem Schreibtisch hervor, bevor Remus den Gruß überhaupt erwidern konnte. "Ich weiß, die Beobachtungsakte wollten Sie allein führen, aber seit Ihr Sohn und seine Freunde aus dem Orden ausgestiegen sind, dachte ich, kann es nicht schaden, noch ein Auge auf sie zu werfen, vor Allem, wenn-"

Lyall hatte gelogen, sie redete sehr wohl, und das ohne Punkt und Komma.

"Was?", unterbrach Remus sie und Lily realisierte erst dann, was sie gerade gesagt hatte.

"Sind Sie ein Besucher?", fragte Abbott Lily währenddessen freundlich und bot ihr auf ihr Nicken hin einen Stuhl an.

"Tut mir wirklich schrecklich leid, Sir, aber ich dachte nur, Sie würden das ganze Wochenende nicht zurück ins Büro kommen und- Sie wurden am Freitagabend gesehen."

"Was?!" Lyall- Remus schnappte ihr die Akte etwas grob aus der Hand und blätterte ungläubig durch mehrere Seiten. Lily glaubte, kurz ein Bild von sich selbst darin zu sehen.

"Meadowes und McKinnon, wenn ich mich nicht irre, Sir. Die Auroren wollten einen Handelsring des Schwarzmarkts hochnehmen, haben aber stattdessen Todesser angetroffen. Meadowes und McKinnon waren laut ihnen auch dort, sind aber geflohen."

"Und seitdem nichts?"

Sie schüttelte den Kopf. "Keine Spur, Sir."

Remus schien einen Moment zu überlegen, dann nickte er und reichte ihr die Akte zurück. "Okay. Stellen Sie die Beobachtung ein."

"Aber- Es ist zu ihrer Sicherheit-"

"Stellen Sie es ein, habe ich gesagt. Ich habe darüber nachgedacht. Ich glaube, ihm würde das nicht gefallen."

"Natürlich, Verzeihung. Tut mir leid. Verzeihung, Sir." Eilig legte sie die Akte auf einem anderen Stapel auf ihrem Schreibtisch ab.

"Thornton? Hier," er griff nach Feder und Pergament und schrieb mit außergewöhnlich ordentlicher Handschrift eine kurze Notiz, die er ihr überreichte. "Geben Sie das nachher Ihrer Praktikantenaufsicht, Sie machen sich hier sehr gut."

Thornton sah verwundert von dem Brief zu ihm und zurück, bis sie anfing, zu strahlen. Lily versteckte ein eigenes Lächeln und machte sich lieber daran zu schaffen, unauffällig an ihren und Sirius' Zauberstab zu kommen. Sie hatten sie gut in ihrer Jacke verstecken müssen, damit auch die Eingangskontrollen sie nicht aufspüren konnten, doch Marlenes ausgeklügeltes System hatte scheinbar makellos funktioniert.

"Also, Boss, werden Sie uns noch verraten, wen wir hier haben?", meldete sich Abbott zu Wort.

"Elizabeth Newton," stellte sie sich, krächzend vor Nervosität, selbst vor.

"Ein Muggel aus Greenwich," ergänzte Remus. "Sie hat dem Tierheim dort gemeldet, dass sich ihr Hund Procyon seltsam verhält, wir wurden kontaktiert, weil man vermutet, erkönnte ein Animagus sein, der in dieser Form stecken geblieben ist." Sein Blick schien plötzlich an einer Reihe von Akten im Regal hängen zu bleiben. "...Haben wir Neuigkeiten zu den Werwolfattacken?"

Abbotts Gesicht wurde ernst. "Nichts. Alles ruhig."

"Irgendwelche Spuren, wo sie sein könnten?"

Lily musterte ihn. Was tat er da? Wollte er Zeit schinden? Beinahe hatte sie ihre Zauberstäbe schon.

"Irgendwo im Norden, wenn wir von der letzten Familie ausgehen. Ich denke immer noch, dass wir unsere Zeit nicht damit verschwenden sollten, ihnen hinterher zu jagen. Diese Kinder sind verloren, und wir täten besser daran, uns von diesen Tieren einfach fernzuhalten. Das wissen Sie wohl am-...", sie hielt sich selbst davon ab, ihren Satz zu beenden. "Verzeihung."

Remus' Mundwinkel zuckten für einen kurzen Moment, er schob die Hände tief in die Taschen seines Mantels. "Vielleicht behalten Sie Ihre Meinung demnächst einfach für sich, wenn ich nicht danach frage, ja?", presste er zwischen den Zähnen hervor.

In diesem Moment ließ Lily ihren Zauberstab aus ihrem Ärmel in ihre Hand gleiten, wollte gerade so unauffällig wie möglich den Arm heben, als plötzlich Ward hinter ihr stand, den eigenen Zauberstab zwischen ihre Schulterblätter gepresst. Er musste wirklich mit Regulus verwandt sein, wie hatte er sich so an sie heranschleichen können?!

"Lupin, sie hat einen Zauberstab!", zischte er.

Remus drehte sich zu ihnen und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß. Stupor!"

Alle drei lagen am Boden, bevor Sirius sich überhaupt zurück verwandelt hatte. Sie hielt ihm seinen Zauberstab hin, bevor sie Remus half, die drei Kollegen unter einen Schreibtisch zu schleifen, damit sie dem ersten Blick von der Tür aus verborgen bleiben würden.

"Jetzt brauchen wir den schnellsten Weg zur Asservatenkammer," murmelte sie und redete mehr mit sich selbst als mit den anderen beiden. Schnell zog sie sich die Jacke von Abbotts Uniform über, vielleicht würde sie so zumindest auf den ersten Blick nicht sofort als fehl am Platz auffallen.

Sirius nickte und band seine Haare neu zurück, offensichtlich mehr, um etwas mit seinen Händen zu tun zu haben, als aus Notwendigkeit. "Ja, ich kenne ihn. Wenn wir die Tür verschließen, kauft uns das vielleicht noch ein bisschen Zeit- Moony, komm."

"Geht ihr," antwortete Remus leise. Lily sah zu ihm. Er... durchsuchte plötzlich das Aktenregal? "Ich... Ich komm hinterher, nur einen Moment..."

"Remus, was-"

"Geht schon. Wir haben keine Zeit!" Er sah nicht einmal mehr zu ihnen auf, während er auf dem Schreibtisch hektisch durch eine Akte blätterte, als würde er etwas suchen.

Sirius öffnete den Mund, schloss ihn wieder, schüttelte den Kopf und hielt ihr die Tür auf. "Es wird alles besser, wenn wir das hinter uns haben," murmelte er, als er sie hinter ihnen beiden geschlossen hatte und sah sich auf dem Flur um.

"Aber-", fing sie an, zu protestieren, doch Sirius hatte sich schon verwandelt. Sie warf einen letzten Blick hinter sich, zur Tür des Büros. "Sei vorsichtig," flüsterte sie, als könnte Remus ihre Bitte irgendwie hören, dann folgte sie Sirius zu den Treppen, die abgelegen am Ende des Flurs zu den anderen Etagen führten. Offensichtlich hatte er entschieden, die Aufzüge zu meiden.

Zwar mussten sie nur zwei Etagen tiefer, doch Lily verfluchte James in ihren Gedanken trotzdem still dafür, dass er seinen Tarnumhang je aus den Händen gegeben hatte. Mit diesem wäre wohl alles wesentlich einfacher, doch stattdessen... Es war naiv gewesen, ihn Dumbledore zu geben. Vor Allem, wenn sie sich in solcher Gefahr befanden. Doch sie konnte ihm wohl schlecht einen Vorwurf machen, immerhin hatte sie genauso wenig etwas dagegen gesagt, hatte genau wie er Dumbledore blind vertraut. Eigentlich war es schrecklich dumm gewesen, zu glauben, einer der mächtigsten Zauberer der Welt würde sich im Kampf gegen jemanden wie Voldemort überhaupt um das Schicksal einer Bande talentierter, aber nicht weiter bedeutender Teenager kümmern können.

Eine Stufe, bevor sie im fünften Stock angekommen war, blieb Padfoot stehen, den Körper

gesenkt, die Ohren flach an seinen Kopf gepresst, und knurrte leise. Sie schluckte und griff zaghaft die Leine fester. Früher, vor Hogwarts, hatte sie panische Angst vor Hunden gehabt. Manchmal glaubte sie, darüber war sie noch nicht ganz hinweg, auch wenn Sirius scheinbar entschlossen war, sie mit Konfrontation zu therapieren.

In Cokeworth, vor Allem in Gegenden wie Spinner's End, hatte es zahlreiche Streuner gegeben, deswegen (und, wie sie sich noch weniger gern eingestand, auch deswegen, wie man über Spinner's End sprach) hatte sie sich immer geweigert, Sev zu- Snape zu besuchen, auch wenn dieser sie nur belächelt und gemeint hatte, die Hunde hätten doch mehr Angst vor ihr als umgekehrt. Stattdessen hatten sie sich immer in Lilys Nachbarschaft getroffen, zum Leidwesen von Petunia. Vielleicht hatte sie von Beginn an Recht gehabt- Er ist einfach seltsam, du solltest ihm nicht so schnell vertrauen.

Lily schluckte noch einmal und zwang sich, nicht an ihre Schwester zu denken. In letzter Zeit tat sie das viel zu oft (oder doch viel zu selten?), eigentlich immer, wenn sie Regulus und Sirius beobachtete. Wenn die beiden es geschafft hatten, dann...

Sie presste der Reihe nach die Fingernägel ihrer linken Hand in das Fleisch ihrer Daumenkuppe, um sich zu sammeln. "Was ist?", fragte sie leise, obwohl Padfoot ihr wohl kaum antworten würde. "Was hast du?"

Padfoot hatte gar keine Zeit, ihr irgendwie eine Antwort zu signalisieren, als schon drei Ministeriumsarbeiter um die Ecke liefen. Zwei von ihnen unterhielten sich hitzig auf einer Sprache, die wie Französisch klang, doch in ihrer Mitte lief eine ältere Dame, die Lily beinahe sofort entdeckte und verwirrt musterte.

Für einen Moment war sie sich sicher, dass ihr Herz aussetzte, bevor es so heftig zu schlagen anfing, dass sie fast glaubte, die Dame konnte es durch den ganzen Flur hinweg hören.

Einen Moment stand sie noch wie eingefroren da. Dann straffte sie die Schultern, nickte den drei Arbeitern freundlich grüßend zu, und zog Padfoot mit sicherer Hand mit sich die Treppen weiter herunter.

Sie hatte keine Zeit, erleichtert zu kollabieren, als sie die drei nicht mehr sah und ihnen keiner hinterher zu rennen oder Alarm zu schlagen schien, denn natürlich war der Gang des zweiten Stocks auch nicht leer.

Langsam war sie sich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt etwas wie einen verdammten Plan hatten oder sich nur von einer waghalsigen Nahtod- (oder zumindest Nah-Azkaban-) Erfahrung in die nächste stürzen und hoffen wollten, dass es vielleicht irgendwie klappte? Wenn Remus sich wenigstens an den "Plan" halten würde, aber nein, er musste wieder auf eigene Faust seinem eigenen Plan nachgehen und alles und alle in Gefahr bringen-!

Entsetzt stellte sie mitten in ihrer Rage fest, dass sich Schritte der Treppe näherten, in deren Mitte sie gerade eben noch zumindest etwas versteckt gestanden hatte. Und, dass sie sofort den Klang einer Beinprothese auf dem Steinboden wiedererkannte.

Sie biss sich fest auf die Zunge, schob ihre Schultern noch weiter zurück, hielt jedoch den Blick gesenkt und ihre Schritte zügig, als sie an Alastor Moody vorbeigingen, sie hatten schon die letzte Stufe erreicht-

Seine Hand schloss sich um ihren Oberarm.

Erschrocken- dumm, unendlich dumm- sah sie zu ihm auf, er musterte ihr Gesicht. Es brauchte wohl kein magisches Auge, um ihr anzusehen, dass sie ein einziges Bündel von Nerven war.

Sein Gesicht verzog sich vor Wut, erinnerte schon fast wieder an eine angeinstflößende Version eines Grinsens. "Ihr habt euch wohl verirrt. Warum begleite ich euch beide nicht wieder nach Hause, Evans?"

Im Bruchteil einer Sekunde ging Padfoot auf ihn los, grub die Zähne in das Material seiner Prothese. Lily hatte Moody geschockt, bevor sie darüber nachdenken konnte, war gerade noch schnell genug, um seinen Sturz abzufangen.

Sirius verwandelte sich zurück, legte zur Sicherheit noch eine Ganzkörperklammer auf ihn, bevor er ihr etwas von seinem Gewicht abnahm.

"Da, die Kammer," ächzte sie und zusammen schleiften sie Moody in die Asservatenkammer, die sich mit einem Auflegen seines Zauberstabs wie von Kinderhand öffnen ließ. Als es endlich geschafft war, sah sie keuchend zu Sirius auf. "Sirius. Sirius. Kneif mich. Sag mir bitte, dass wir gerade nicht ernsthaft- Wie?!"

"Vielleicht erwartet er von seinen Mitmenschen stets einen Angriff, anscheinend aber nicht von einem Hund," grinste dieser und nahm ihm den Zauberstab ab, legte ihn etwas außer Reichweite. "Er wird uns schon verzeihen, wenn Voldemort tot ist. Komm schon, Blümchen. Das Gift."

Er klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und sah sich in den

zahlreichen Reihen von extrem unterschiedlich hohen, schmalen Kommoden um, zog offensichtlich hier und da ohne System ein paar Schubladen heraus, und sie konnte ihm förmlich ansehen, wie der Optimismus ihn verließ.

Einige Momente lang sah sie ihm nur zu, bis ihr Herz nicht mehr drohte, aus ihrer Brust hervorzuspringen und sie sich genug gefasst hatte, um den Fokus wieder auf ihr eigentliches Ziel zu richten.

"Lass mich mal," sagte sie schließlich. "Pass du auf Moody auf. ...Siehst du die kleinen Schilder hier, auf den Kommoden? Da sind das Datum und der durchführende Auror der Konfiszierung notiert. Und wenn wir die Schilder vergleichen..." Sie las die Schilder der Kommoden links und rechts, die darüber, darunter. "...Natürlich. Eine Kommode für jede Woche!"

Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, und endlich packte sie ein Gefühl der Euphorie. "Wir wissen, dass es spätestens im Februar konfisziert wurde, als McGonagall euch davon erzählt hat, und dass Asservate höchstens für ein Jahr hier aufbewahrt werden, also-", sie lief an das andere Ende des Raums, "-fangen wir einfach von hinten an, zu suchen! So ein hochpotentes Gift wird nicht ohne weiteres hier raus kommen-"

"Lily."

"Mhm?", machte sie nur als Antwort, scannte mit ihren Augen weiter konzentriert Regal für Regal ab.

"Lily," wiederholte Sirius. Er klang alarmiert. Sie sah auf. "Die Tür."

Ihr Blick wanderte zur hohen Tür der Asservatenkammer, durch die sie gekommen waren. Schwere Riegel taten sich aus dem Metall auf, schlossen sich krachend. Sirius sprintete darauf zu, versuchte, sie wieder aufzuschieben, doch es war schon viel zu spät.

Es war nicht schwer, zu verstehen, was der Alarm, der im nächsten Moment aufschrillte, zu bedeuten hatte.

Eindringlinge.



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