15 ⭒ Der Fuchsbau
⟁ CW: Tod, Folter, Verletzungen ⟁
17.10.1981
Moody machte Anstalten, Sirius weiter zu zerren, bevor sie nach dem Landen überhaupt schon wieder richtig festen Boden unter den Füßen hatten.
Dann apparierten Peter, Marlene und Regulus neben ihnen, kaum eine Sekunde später folgten Dorcas und Remus. James, den die beiden auf ihren Schultern stützen, sackte zu Boden.
Dorcas fiel neben ihm auf die Knie, kramte hektisch in ihren Taschen und er wollte zu ihr, doch gegen Moodys Griff kam er nicht an.
"Rein!", bellte der Auror.
"Moody, er atmet nicht-!"
"REIN!", brüllte Moody so laut, dass es über die dunkle Lichtung hallte und Dorcas in ihrer Bewegung einfror. "Klare Anweisungen, Meadowes, du hast dich daran zu halten! Tragt ihn rein, bevor sie uns noch folgen!"
Er atmet nicht, hallte es in Sirius' Kopf, während er sich plötzlich ohne die Kraft für weiteren Protest von Moody mitziehen ließ. James atmet nicht.
Der Auror kam plötzlich zum Stehen, streckte den Zauberstab in die Dunkelheit. Als hätte man eine hell schimmernde Flüssigkeit ausgekippt, die vom höchsten Stockwerk aus über das Haus lief und den Tarnzauber von ihm abwusch, kam wenige Meter vor ihnen der Fuchsbau in Sicht.
In der Küche brannte Licht, auf den Treppen vor dem Haus saß eine dunkle Figur, die aufsprang, als sie sie entdeckte. "Molly, sie sind hier!", rief Arthur Weasley hinter sich und rannte ihnen entgegen, schob sie hektisch ins Haus.
Moody sah sich noch einmal vor der Tür um, hatte immer noch einen stählernen Griff um Sirius' Arm. "Arthur, warte draußen, falls noch andere kommen. Und schick einen Patronus zu den Longbottoms, wir sind zurück."
Weasley nickte, kehrte an seinen Platz vor der Haustür zurück und Moody ließ Sirius endlich los. Er wankte zum Sofa, auf dem Dorcas und Marlene James ablegten.
Er atmet nicht.
Seine Brust war unbewegt, die gebräunte Haut fahl.
"Prongs. James!"
Sirius packte seine Schultern, schüttelte ihn, verpasste ihm eine Ohrfeige, keine Reaktion. Griff nach seinem Arm, presste die zitternden Finger in die tiefe Stelle unter seinem Handgelenk.
"Es war rot," faselte Dorcas und tat es ihm an James' anderem Handgelenk gleich, suchte verzweifelt nach einem Puls. "Es war rotes Licht, nicht grün..."
"Aus dem Weg," befahl Moody. "Weg von ihm!"
Entgegen ihrer Proteste schubste er Dorcas grob zur Seite und sie stolperte gegen die Wohnzimmerwand, blieb dort starr stehen. Sirius wich an die Seite des Sofas aus, James' Arm immer noch fest umklammert.
Dann holte Moody aus und schlug James plötzlich kräftig mit der Faust auf die Brust, so kräftig, dass er sich mit der Wucht für einen kurzen Augenblick aufbäumte, bevor er reglos zurück in die Sofakissen fiel.
"Was-!"
Er schlug ein weiteres Mal zu. Unter seiner Faust gab mit einem lauten Knacksen etwas nach.
"Oh, Merlin, ist das James?", hörte er Molly Weasley besorgt fragen.
James blieb reglos.
Unter Sirius' Fingern schlug kein Puls.
Leblos.
Er ließ sein Handgelenk los, als hätte er sich daran verbrannt, und sein Arm fiel schwer auf die Sofakissen.
James' Herz schlug nicht.
Leblos.
Ein drittes Mal. Wieder knackte etwas und nach Jahren von Quidditch wusste Sirius, wie sich brechende Rippen anhörten. James' lebloser Körper bäumte sich ein drittes Mal kurz auf, fiel ein drittes Mal leblos zurück in die Sofakissen.
James lebte nicht, James lebte nicht mehr, vor wenigen Minuten hätte er noch die Finger gegen sein Handgelenk legen können und dort einen kräftigen, immer einen Takt zu schnellen Puls spüren können, und jetzt war er-
James riss die Augen auf und schnappte nach Luft.
Jemand schrie überrascht auf. Vielleicht war es Sirius selbst.
James keuchte und hustete. Eine seiner Hände krallte sich in das T-shirt vor seiner Brust, mit der anderen versuchte er scheinbar hektisch, sich aufzusetzen, rutschte damit jedoch wieder und wieder von den Sofakissen ab.
"Nein," krächzte er und klang panischer, als er ihn je gehört hatte.
"Langsam," warnte Moody und half ihm auf. "Du wirst uns nicht abkratzen, bis ich mein Versprechen erfüllen konnte."
James schwankte ein wenig, während er tiefe Atemzüge nahm. Seine Augen waren weit aufgerissen, die Hand immer noch fest um sein Shirt geballt, als könnte dieses ihn sonst ersticken, als versuchte er, sein Herz darunter festzuhalten.
Er erinnerte Sirius an Regulus, an Neujahr, an einen Jungen, der dem Tod in die Augen gesehen hatte.
"Prongs?", murmelte er, immer noch völlig gelähmt.
James sah zu ihm und kämpfte sich ein atemloses, schiefes Lächeln ab. "Hi, Pads."
Remus sackte bleich in den Sessel, auf den Molly ihn scheinbar die ganze Zeit schon hatte schieben wollen. Regulus stützte sich an dessen Armlehne ab, Peter grub die Finger fest in die Rückenlehne, starrte an eine Stelle ein paar Zentimeter neben James. Beinahe synchron glitten Dorcas und Marlene an der Wohnzimmerwand herab.
Sirius konnte der Erleichterung noch nicht nachgeben. Vorsichtig, als könnte vielleicht das schon diese fragile Illusion in tausende Scherben zerbersten lassen, griff er nach James' Arm, fand mit den Fingern die tiefe Stelle unter seinem Handgelenk- und den hektischen, starken Puls, der darunter schlug.
Es war, als würde ein schwerer Eisenkäfig, der ihm vorher gar nicht aufgefalllen war, von seinem Herzen abfallen, plötzlich füllte wieder Luft seine Lungen.
"James," murmelte er benommen.
"Wir sind im Fuchsbau", stellte James fest und hob die andere Hand, um Molly zuzuwinken, bis er plötzlich zischte und sich wieder an die Brust fasste, was alle alarmiert aufschrecken ließ. "Oh, bei Merlins verdammtem... Verflucht, tut das weh!"
Moody nickte nur und klopfte ihm auf die unverletzte Schulter. "Lass dir das eine Lehre sein, Potter. Keine solchen Dummheiten mehr. Also, Molly, hast du noch guten Feuerwhiskey übrig? Ich muss zurück."
Molly Weasley, die genauso schockiert aussah wie alle anderen - mit Ausnahme von Moody - gestikulierte beiläufig in Richtung Küche und wedelte dann unbeholfen mit ihren Händen um James herum, unsicher, wo sie ihn berühren sollte. "Ohje..."
"Du warst tot," war das Einzige, was Sirius zu sagen wusste.
James stieß ein atemloses Lachen aus. "Ja. Hat sich ganz so angefühlt."
"Das warst du. Du warst wirklich..."
Draußen gab es einen Tumult und Geschrei.
"Lily," keuchte James, und Sirius und Molly hielten ihn fest, bevor er von der Couch aufspringen konnte.
"Und was glaubst du, wie sicher er ohne seinen Vater oder den Rest seiner Familie ist?! Arthur, ich schwöre dir, lass mich sie sehen oder ich jag dir einen Fluch auf den Hals!" Lily klang absolut rasend vor Wut.
"Lily, bitte, du solltest ihn nicht so sehen, verstehst du? Bitte, nur..."
Einen Moment lang herrschte eine schreckliche Stille vor der Tür. Sie sahen sich erschrocken an und ahnten, was Lily jetzt denken musste.
"Was, er ist nicht - nein. Nein." Sirius erwartete, dass sie schreien würde, versuchte, sich darauf vorzubereiten, aber es kam nicht. Stattdessen war sie entsetzlich still, und irgendwie war das noch schlimmer.
Mehrere von ihnen machten gleichzeitig Anstalten, zur Tür zu stürmen, aber Molly war zuerst da und riss sie gewaltsam auf. "Merlin, Arthur, er lebt, er lebt!", rief sie und zog Lily hinein.
Lily, die Harry auf der Hüfte trug und aussah, als hätte sie gerade eine Banshee gesehen, entdeckte James auf der anderen Seite des Raumes. Molly fing sie auf, als ihre Knie einen Moment lang fast nachgaben, und nahm ihr Harry sanft ab. "Es geht ihm gut, Liebes."
Dann, im Bruchteil einer Sekunde, durchquerte Lily den Raum und warf ihre Arme um James, der seine schmerzverzerrte Grimasse schnell in ihrer Schulter verbarg.
"Mir geht's gut, Lily. Ich hab's doch versprochen, oder?", murmelte er und Lily stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem Schluchzen und einem Lachen lag.
"Ja. Ja, das hast du."
Dann drückte sie ihm einen Kuss auf den Scheitel, bevor sie weitermachte und das Gleiche mit jedem von ihnen tat, einem nach dem anderen: Dorcas, Sirius, Remus, Peter, Marlene. Schließlich hielt sie einen Moment inne, als sie vor Regulus stand, der unsicher zu ihr aufsah, dann presste sie auch ihm einen festen Kuss auf die Stirn.
Regulus sah ihr noch immer etwas verwundert hinterher, als sie sich schon wieder zu James umgedreht hatte.
"Merlin, ich hätte nicht gedacht, dass ich euch alle jemals wiedersehen würde", flüsterte sie und ihre Augen glitzerten vor Tränen, als sie sein Gesicht in beide Hände nahm. "Geht es dir gut?"
James wandte den Blick ab, als er antwortete. Er war ein schrecklicher Lügner. "Nur ein bisschen zerschrammt."
Wie immer bemerkte Lily es, aber sie brauchte länger als sonst, scheinbar eifrig, es zu glauben. "Warum hat Arthur dann versucht, mir zu sagen, dass du tot bist?"
"Nun... Es ist nichts, wirklich. Ich war nur... einen Moment lang bewusstlos, so muss es ausgesehen haben."
"Dein Herz hat aufgehört, zu schlagen", korrigierte Dorcas leise und machte sich auf schwachen Beinen langsam auf den Weg zurück zur Couch. James warf ihr einen betrogenen Blick zu, aber er war nicht stark genug, um die Angst darunter zu verbergen. "Ich hatte recht, es war nicht der Todesfluch, der dich getroffen hat, nichts könnte dich davon zurückbringen, nicht einmal Mad-Eyes Faust," lachte sie nervös und Sirius brachte aus Mitleid ein schwaches Lächeln zustande, als niemand sonst im Raum reagierte, "Es war ein Schockzauber."
"Was, und mein Herz hat aufgehört zu schlagen, weil..."
"Tja, drei oder mehr Betäubungszauber vor die Brust zu bekommen, war nicht gerade förderlich für deine Gesundheit. Erinnerst du dich an die Sache mit Snape am Ende des siebten Schuljahres?"
Sirius sah, wie Lily den Kopf drehte und sich auf die Lippe biss, wobei ihr erneut Tränen in die Augen stiegen. "Also hat Snape fast bekommen, was er damals wollte", flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
"Er ist nicht nur schlecht", sagte James plötzlich und legte eine tröstende Hand auf Lilys.
Sirius warf ihm einen verwirrten Blick zu, ebenso wie Lily. Natürlich würde er Lily auch trösten wollen, aber er war sich nicht sicher, ob eine glatte Lüge die beste Lösung war.
"Er hat versucht, Remus zu helfen. Natürlich nicht ohne die übliche Hochnäsigkeit, aber es scheint, als würde er auch für den Orden kämpfen. Stimmt's, Moony?"
Remus saß immer noch unbewegt auf dem Sessel. Es war offensichtlich, dass sein Blick einen Moment brauchte, um James zu fokussieren. "...Was?"
Mittlerweile hielt Sirius es für sicher genug, sich ein paar Meter von James' Seite zu entfernen, und setzte sich stattdessen auf die Armlehne des Sessels, die Regulus nicht für sich beansprucht hatte.
"Snape," wiederholte James geduldig. "Kannst du dich noch daran erinnern? - Ist alles gut?"
Remus winkte seinen besorgten Blick schnell ab. "Ja, ja, ich glaube schon. Er wollte mich rausschmuggeln. Tut mir leid, mein Kopf ist so..."
"Schwammig," ergänzte Regulus leise für ihn und nickte wissend. "Wie mit Watte gefüllt."
Während Dorcas sich langsam an James' Schulter zu schaffen machte, hielt Lily ihn und Harry fest an sich und musterte die Gruppe, die sich auf dem Sessel versammelt hatte. "Was haben sie euch angetan?", fragte sie leise, als hätte sie die Hoffnung, dass sie sie nicht hören und ihr damit nicht antworten würden.
"Bellatrix' übliches Programm." Regulus versuchte sich wohl an einem abschätzigen Tonfall, und scheiterte kläglich. "Ihr guter Freund, ihr kleiner Silberdolch, und ihr bester Freund, der Cruciatus."
"Sie wussten, dass sie es nicht mit Folter oder dem Imperius oder solchen Sachen aus mir rausbekommen," knüpfte Sirius an und starrte gezielt auf den Boden. Eine von Remus' Händen legte sich über seine. "Also- Also haben sie mir nichts angetan. Stattdessen sollte ich wählen, wen der beiden ich ausliefere. Nicht, dass es irgendwie etwas bedeutet hätte, wen ich wähle. Sie haben sie einfach ausgewechselt." Dorcas hielt ihm ein Tuch hin, das er gegen den Schnitt auf Remus' Hals presste, immer noch bemüht, niemandem in die Augen zu sehen. Er wusste nicht, ob er es ertragen könnte.
"Jemand hat uns verraten. In ganzer Linie, demjenigen stand wahrscheinlich jedes einzelne Detail zur Verfügung," fuhr Regulus mit gesenkter Stimme fort, als Molly sie für einen Moment allein ließ, um die Kinder, die sicher von der Aufruhr aufgewacht waren, zurück zu Bett zu bringen. "Derjenige wusste, wo wir wohnen, und dass sie uns dort einkesseln können. Er muss den Todessern verraten haben, dass Sirius der Geheimniswahrer ist, dass sie uns beide bestens gegen ihn ausspielen können. Sie hatten meinen Brief an Dumbledore, er hat ihn für sie entschlüsselt."
Regulus hob ein blutiges Tuch von seinem linken Arm. VERRÄTER, stand dort in großen, kantigen Buchstaben über seinem dunklen Mal in die Haut geschnitten.
Er sah darauf herab und die spärliche Farbe, die in sein Gesicht zurückgekehrt war, verschwand wieder.
"Verdammt," zischte Dorcas und ließ von James ab, nachdem sie einen letzten Verband um seine Schulter gewickelt hatte. "Das ist tief."
"Wirklich? Hatte ich noch gar nicht bemerkt," antwortete Regulus, aber seiner Stimme fehlte der Biss.
Statt auf seine Antwort einzugehen, fing Dorcas an, verschiedenste Mittelchen aus ihrer Tasche auf den Schnitten auszutesten, doch nichts schien ihnen wirklich etwas anhaben zu können. "Hat sie die gleiche Klinge für euch beide benutzt?"
Als Remus nickte, riskierte Sirius einen Blick unter das Tuch, das er gegen seine Kehle drückte. Der Schnitt selbst schien nicht allzu tief zu sein, aber das Blut machte keine Anstalten, aufzuhören. Ein tiefes Rot umrahmte die Ränder des Schnittes, die gleiche Farbe wie die beiden Dreiecke, wo sie den Dolch gegen seine Haut gedrückt hatte.
"Ich glaube schon," murmelte Remus. "Da war Blut dran. "
"...Es ist wahrscheinlich verflucht, keiner meiner Tränke oder Zaubersprüche funktioniert wirklich. Tut mir leid, aber das wird definitiv ein paar Narben hinterlassen. "
"Nicht schlimm," erwiderte Regulus. "Zumindest für mich. Ich muss ja nicht länger verbergen, dass ich sie verraten habe."
"-Aber vorher kann ich euch nicht einfach langsam ausbluten lassen. Und wenn Magie nicht funktioniert, müssen wir es wohl auf die Muggelart machen und es nähen."
Während Remus nickte, schien Regulus noch blasser zu werden.
"Nähen? Wie, mit Nadel und Faden? Durch die Haut?"
"Ja. Das ist vorbei, bevor du es merkst, versprochen."
"Sicher. Fantastisch, Nähen, einfach super."
"Es ist gar nicht so schlimm, wie es sich anhört", mischte sich Remus ein und Regulus funkelte ihn nur sauer an.
"Kannst du - kannst du wenigstens so tun, als ob es dich stört? "
"Okay, okay, es ist nicht sehr angenehm. Aber nicht so schlimm wie Verbluten. Oder der Cruciatus. Das hast du auch überstanden. "
"Weil ich mittendrin ohnmächtig geworden bin. Das mach ich ganz sicher nicht nochmal, vor größerem Publikum. "
"Da ist doch nichts Schlimmes daran. Hey, mir hätte ein einziger Schockzauber fast komplett das Licht ausgeknipst, und niemand macht sich über mich lustig," meldete sich James zu Wort.
"Ja, weil du ein Herz wie ein alter Mann hast."
"Gut, dann schieben wir es bei dir eben auf die Drachenpocken. Nicht, dass wir es auf irgendetwas schieben müssten, das ist völlig in Ordnung, und wer sich darüber lustig macht, dem haue ich höchstpersönlich eine rein."
"Bei sowas kannst du dich auf James verlassen," bekräftigte Peter.
"Sie müssen sich nicht über mich lustig machen, sie müssen es nur denken. Wie erbärmlich, wie... ", murmelte er leise vor sich hin, in einem Tonfall, der Sirius stark an ihre Mutter erinnerte.
Er schüttelte den Kopf. "Das ist Unsinn, Reg, das weißt du. Du hast uns das Gegenteil schon ausführlich bewiesen."
"Wenn du meinst," sagte Regulus nur, verschränkte, so gut es ging, die Arme und sah Dorcas dabei zu, wie es ihr mit ihren zitternden Händen erst nach mehreren Anläufen gelang, den schimmernden Faden durch die Nadel zu fädeln.
"Wenigstens gibt es diesmal keine Diskussionen, wer zuerst dran ist," kommentierte Remus mit einem matten Grinsen, dann lehnte er den Kopf zurück, während Dorcas sich an die Arbeit machte.
Sirius verschränkte die Finger fest mit seinen, konnte jedoch selbst kaum hinsehen.
"Er weiß, dass wir hinter den Horkruxen her sind. Wir müssen sie so schnell wie möglich zerstören," wechselte er das Thema. Dorcas bückte sich währenddessen fluchend nach der Nadel, die ihr aus den Fingern geglitten war.
"Bellatrix weiß, dass wir den Kelch gestohlen haben. Ich musste es ihr erzählen, sonst..."
"Sonst hätte ich ihnen das Geheimnis verraten," vervollständigte Sirius. Diesmal zwang er sich, James in die Augen zu sehen. Wie er gehofft und zugleich gefürchtet hatte, fand er keine Wut, keinen Vorwurf in ihnen.
"Dass wir seine Horkruxe jagen, weiß er schon, seit ich die Mission bei den Malfoys vermasselt habe," murmelte Dorcas. Im gedimmten Licht des Wohnzimmers wirkte sie viel zu blass, eine dünne Schicht Schweiß glänzte auf ihrer Stirn. Das Zittern ihrer Hände hatte sich nur weiter verschlimmert. Ein weiteres Mal fiel ihr die Nadel aus den Händen. "Verflucht noch mal, diese verdammte, elendige-!"
"Dorcas, ist alles gut?"
"Mir geht es bestens," zischte sie, viel zu schnell, als dass es die Wahrheit sein könnte. Es wollte ihr kaum gelingen, den letzten Stich festzuziehen und schließlich ihr Werk mit einem Knoten abzuschließen.
Sie drehte sich mit einer neuen Nadel zu Regulus, drauf und dran, direkt mit ihm fortzufahren, doch Lily legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Cas, du siehst nicht gut aus."
"Es ist alles gut. Lasst mich bitte einfach-"
Als Lily ihm einen auffordernden Blick zuwarf, nahm Sirius ihr Nadel und Faden ab.
"Du solltest eine Pause machen, wir kümmern uns schon."
"Ich sagte doch, mir geht es gut! Ich kann das, jetzt lasst mich doch einfach helfen! Lily, bitte, ich war nur kurz abgelenkt, ich schwöre es dir, jetzt bin ich konzentriert, ich-"
Lily sah sie still an, und Dorcas schien zu resignieren. Schweigend stand sie auf, dann stapfte sie aus dem Haus und ließ die Tür laut hinter sich zuknallen.
"Ist alles- gut mit euch..." Molly Weasley stand mit einem Tablett Tee im Türrahmen zur Küche und sah ihr ebenso verwundert wie die anderen hinterher.
Sirius zuckte ratlos mit den Schultern. Dann sah er herab auf die Nadel in seiner Hand und dann zu Regulus, der seinen Blick wenig begeistert erwiderte. Er hatte Dorcas lang genug zugesehen, um einigermaßen zu verstehen, was sie getan hatte. Es musste ausreichen.
"Komm schon, es muss sein. Du kannst nicht einfach auf Mollys schönem Sessel verbluten."
Regulus verengte die Augen. Aus dem Augenwinkel sah er James vom Sofa aufstehen.
"Ich bin schnell, versprochen. Reg, vertraust du mir?" ... noch. Vertraust du mir noch, nachdem ich dich an Bellatrix Lestrange ausgeliefert habe?
Nach einem langen Moment seufzte Regulus und streckte ihm langsam seinen Arm entgegen. Dann wandte er den Blick ab und griff ohne zu Zögern nach der Hand, die James ihm anbot, hielt sie fest in seiner gebrochenen eigenen.
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