
Kapitel 16
Jakob POV
Als wir bei mir daheim ankamen, packte ich Luca direkt wieder, zog ihn schnell ins Haus, bevor die Nachbarn das Gezeter von ihm mitbekommen konnten.
Drin angekommen verfrachtet ich ihn auf die Couch, atmete tief durch und hockte mich dann vor ihn.
"Es tut mir leid, Luca. Es tut mir leid, was heute im Club passiert ist. Du warst noch nicht so weit und ich hätte es wissen müssen. Ich habe auf dein Fehlverhalten so reagiert, wie es ein Dom bei einem erfahrenen Sub tut. Du wolltest mich nur verteidigen, das weiß ich, aber das ein Sub einen Dom verteidigt ist einfach vollkommen absurd und falsch.", ich fuhr mir durch die Haare.
"Ich weiß, Du bist noch ganz am Anfang und dich so zurecht zu weisen, in der Öffentlichkeit, war nicht korrekt.", ich sah ihn direkt an und sein Mund stand offen. Mit einer so direkten Entschuldigung hatte er vermutlich nicht gerechnet. "Aber es erschien mir in dem Moment richtig um mein Gesicht zu wahren, vor allen Anderen, auch wenn es mir schon in dem Moment Leid getan hat, als ich es aussprach."
Luca schloss den Mund, sah an mir vorbei. "Ich, ich kann das nicht.", wiederholte er die Worte, die er schon im Club gebraucht hatte und ich fasste nach seinen Händen.
"Was kannst du nicht, Sweatheart?", fragte ich sanft, wartete, bis er mich wieder ansah.
"Das....", er präzisierte nicht was genau er meinte und ich spürte wie ein Stück weit Verzweiflung in mir aufwallte. Hatte ich mit meiner Reaktion alles kaputt gemacht? Nicht nur die Spielbeziehung die sich gerade aufbaute, sondern womöglich auch noch unsere Beziehung.
"Unsere Beziehung?", fragte ich nun gerade heraus und drückte sein Kinn nach oben, sah wie die Tränen in Bächen über seine Wangen rannen.
"Ich, ich weiß es nicht, Jakob.", sagte er erstickt und ich hatte das Gefühl es würde mir das Herz heraus reissen.
"Du hast mich so gedemütigt.", hickste er und drückte meine Hände von sich weg.
"Ich, ich brauche Zeit zum Nachdenken. Bitte ruf mich nicht an.", damit stand er auf, ging nach oben und holte seine Tasche.
Mein Herz zerbrach in tausend Einzelteile als er wieder zurück kam und sagte. "Jakob, ich liebe dich wirklich, aber ich glaube ich kann das alles nicht. Ich kann deine Wünsche nicht erfüllen, ich kann dich nicht glücklich machen. Ich brauche eine Auszeit, von allem was uns betrifft. Ich melde mich wieder bei dir. Bis dahin...", er schluchzte noch einmal auf, ehe er das Wohnzimmer verließ und ich kurz danach die Tür nach draußen zuklappen hörte.
Es war gerade wirklich, als würde die Welt über mir zusammen brechen. Ich blickte zur Tür, starrte einfach nur vor mich hin und spürte wie mein Hals sich mehr und mehr zuzog.
Ich hatte es tatsächlich versaut. Ich hatte den Mann gehen lassen von dem ich mir sicher war, dass er der wäre, den ich für den Rest des Lebens an meiner Seite wissen wollte.
"Scheiße!", brüllte ich durch das Haus, griff nach dem Glas auf dem Tisch und schmiss es verzweifelt gegen die Wand.
XXX
Luca POV
Ich saß in meiner kleinen Wohnung auf dem Bett und weinte. Die Schluchzer schüttelten schon seit Stunden meinen Körper und ich konnte mich einfach nicht beruhigen.
Warum war ich nur gegangen? Warum war ich nur weggelaufen, obwohl er sich doch bei mir entschuldigt hatte?
Natürlich hatte es mich alles überfordert, natürlich hatte ich mich unfair behandelt gefühlt, gedemütigt und kleingemacht. Aber war das nicht alles Sinn eines Subs?
Hatte mir Jakob nicht im Vorfeld genau das klar machen wollen, dass genau das passieren würde in dem Club? Hatte er mich nicht mehrfach danach gefragt, ob ich mich dafür wirklich schon bereit fühlte?
Ich hatte mein Handy in der Hand und sah auf seine Nummer. Immer und immer wieder schwebte mein Finger über dem grünen Knopf und irgendwann war es, als hätte eine andere Macht meine Bewegungen übernommen.
"Luca?", hörte ich nach dem zweiten Klingeln sofort Jakobs Stimme, doch ich schwieg.
"Luca, bist du da?", seine Stimme wurde panischer. "Sag doch was:"
Ich schluckte, wischte mir die Tränen aus den Augen. "Jakob.", meine Stimme war so heiser und verweint, dass er es vermutlich gar nicht verstanden hatte.
"Luca, wo bist du?", fragte er nun und ich schniefte erneut.
"Zuhause.", ich schüttelte den Kopf, schämte mich so unendlich, dass ich einfach auflegte.
Was hatte ich mir nur jetzt wieder mit diesem Anruf gedacht? War ich denn vollkommen von Sinnen?
XXX
Ich lag einfach nur da, starrte an die Decke, als eine halbe Stunde später die Türklingel ging, ich jedoch einfach liegen blieb. Jetzt wollte ich mit keinem sprechen, niemand sollte mich so verheult sehen.
"Luca, mach auf!", hörte ich irgendwann Jakobs Stimme und Hände, die gegen die Holztür schlugen.
Er war gekommen, er war wirklich gekommen....
"Bitte, mach auf. Sonst muss ich die Tür eintreten.", hörte ich ihn dumpf durch die Tür sagen und erneut knallten Schläge gegen die Tür.
"Moment."; fiepte ich, nicht sicher, ob er es überhaupt gehört hatte und so rutschte ich vom Bett, ging zur Tür und öffnete sie mit runterhängendem Kopf.
"Gottseidank bist du unversehrt.", Jakob nahm mich an den Schultern, schob mich ins Innere zurück und schloss die Tür hinter mir.
"Es tut mir so leid.", alle Spannung wich aus meinem Körper und ich sackte in seinen Armen zu Boden.
"Hey, hey.", er hob mich vorsichtig hoch, ging mit mir zum Schlafzimmer, wo er mich aufs Bett legte.
"Dir muss nichts leid tun.", sagte er sanft, griff nach einem Kleenex aus der Box neben meinem Bett und begann meine nassen Wangen abzutupfen.
"Doch. Ich hätte auf dich hören müssen. Du hast es mir gesagt, du hast mir mehrfach gesagt, was auf mich zu kommt. Jakob, ich bin nicht gut genug für dich. Ich kann das nicht, ich bin nicht brav und artig genug.", sprudelte es aus mir heraus und er seufzte nur, packte mich und zog mich an sich.
"Das ist vollkommener Blödsinn, Sweatheart. Du bist nicht unartig und total brav. Ich habe die Situation falsch eingeschätzt und dich etwas ausgesetzt, was definitiv noch zu früh war. Die ganze Schuld trifft mich, denn ich als Dom bin dafür verantwortlich. Und es tut mir unendlich leid, dass du deswegen jetzt so gelitten hast.", er drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge, legte seine Hand an meinen Hinterkopf. Eine Geste, die mir soviel Nähe, soviel Geborgenheit gab.
"Ich denke du solltest dich erstmal ein wenig ausruhen, du bist ja total verweint.", sagte er, schob mich ein wenig von sich weg und sah mich an.
Doch auch bei ihm sah ich rot unterlaufene Augen. "Du, du hast auch geweint.", stellte ich schockiert fest und er nickte.
"Ich habe gedacht, ich habe dich verloren, Sweatheart. Ich liebe dich und es hat mir das Herz rausgerissen, als du gegangen bist und ich nicht wusste, ob ich dich je wiedersehen würde.", er sah mir in die Augen und ich wusste, er war vollkommen ehrlich zu mir in der Situation.
"Bitte, lass uns das heute Abend vergessen und einfach da anknüpfen, wo wir heute morgen standen. Ich weiß jetzt, dass du Zeit brauchst und wir viele viele Gespräche, bevor wir wieder ein derartiges Experiment wagen. Aber ich möchte dich nicht aufgeben. Ich glaube du bist der Mensch in meinem Leben, der mir zu meinem Glück gefehlt hat und ich fühle, dass du auch der Mensch bist, mit dem ich bis zum Rest meiner Tage leben möchte. Bitte, gib uns noch eine Chance, Luca."
Ich konnte nichts anderes tun, als zu lächeln, als er diese Worte aussprach, die so sehr von Liebe zeugten, dass es schon fast kitschig war. Doch ich liebte es und mein Herz liebte ihn.
"Ich liebe dich auch, Jakob.", sagte ich leise, drückte mich wieder an ihn. "Bleibst du hier bei mir, heute nacht?", fragte ich und er lachte leise.
"Ich lasse dich nicht wieder allein. Natürlich bleibe ich hier, Sweatheart. Komm, lass uns bettfertig machen und dann kuscheln wir. Ich denke wir sind beide kaputt von diesem Abend."
XXX
Jakob POV
Luca war schnell in meinen Armen eingeschlafen, doch ich kam innerlich nicht zur Ruhe. Immer wieder sah ich auf die blonden verwuschelten Haare, die sein Gesicht verbargen, das an meiner Brust ruhte.
Sein Atem ging regelmässig auf meine Haut und es tat mir noch immer unendlich weh, dass er sich so schlecht gefühlt hatte.
Natürlich war es nötig gewesen so harsch zu reagieren. Nicht wegen Lucas Fehlverhalten an sich, aber allein wegen diesem widerlichen Kerl von Alex. Er war einer dieser Typen, die ewig schon nach einem geeigneten Sub suchten, aber keinen fanden und dann wütend auf alle anderen Doms war, die mehr Erfolg hatten. Ihm den Triumph zu gönnen, tatsächlich zu weich zu reagieren, wollte ich ihm nicht geben.
Er war einfach nur einer von diesen Dummdoms, große Schnauze und nichts dahinter. Alle Subs die er bisher gehabt hatte, waren schnell wieder aus seiner Reichweite geflüchtet, einfach weil er noch immer nicht verstanden hatte, dass BDSM keine Einbahnstraße war, in der nur Doms ihre Wünsche auslebten, sondern das die Subs zu hegen und zu pflegen waren. Das die Subs die waren, die letztlich den Ton angaben und denen man mehr Respekt zollen sollte, als so manchem Dom.
"Warum schläfst du nicht?", Luca blinzelte und seine Wimpern kitzelten auf meiner Haut.
"Ich habe nur ein wenig nachgedacht, Sweatheart. Schlaf weiter. Es ist alles gut.", ich kraulte ihm wieder durch die Haare und ein paar Sekunden später hörte ich das ruhige gleichmäßige Atmen und er war zurück im Land der Träume.
XXX
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, hörte ich Luca schon in der kleinen Küche herumkramen. Ständig poltere etwas und ich seufzte auf, als ich auf der Uhr sah, dass es gerade mal kurz nach 8 war.
"Was machst du?", fragte ich laut genug, dass er es in der Küche hatte hören müssen und tatsächlich erschien kurz danach ein Kopf im Türrahmen.
"Frühstück. Ich wollte dich mit Frühstück im Bett überraschen.", seine grauen Augen leuchteten und da zerschmolz ich wieder ein Stückchen mehr.
"Das ist toll, Sweatheart. Danke!", ich lächelte ihn an und er senkte sofort mit einem Rotschimmer auf den Wangen den Kopf.
"Bis gleich.", er verschwand und ich begann mich zu strecken und zu recken und innerlich für das Gespräch, was später fällig war vorzubereiten.
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