Kapitel 6
Simon und Mona
„Ja, Süße, das war sogar wunderschön!" flüsterte er heiser, und sie glaubte ihm jedes Wort.
„Ich könnte dir noch viele schöne Dinge zeigen, wenn du es mir erlaubst." Und auch diese Worte glaubte sie ihm.
Noch kurz kam ihr Verstand an die Oberfläche. „Ich nehme die Pille nicht! Hast du....?"
Für diese coolen, süßen Worte hätte er sie am liebsten aufgefressen.
Aber er knabberte nur ein wenig an ihrem Nacken. „Ja, Süße! Ich habe!"
Aus irgendeiner Hoffnung heraus hatte er eine Packung Kondome in seine Jackentasche gesteckt, bevor er losgefahren war.
Er trug sie dahin, wo er das Schlafzimmer vermutete, legte die Kondome auf den Nachttisch und begann sie liebevoll auszuziehen.
Kurz dachte er noch: Hoffentlich habe ich sie jetzt nicht überfahren! Ich wollte ihr doch Zeit geben!
Aber er hatte vollkommen den Kopf verloren in ihrer Nähe, konnte nicht mehr zurück.
Und er sah auch nicht die geringste Abwehr in ihren wunderschönen Augen.
Dann versank er in einem Rausch, wie er ihn noch nie erlebt hatte, auch nicht annähernd.
Er zog sie mit in einen Taumel an Leidenschaft, den sie niemals für möglich gehalten hätte, auch nicht annähernd.
Er liebte sie auf jede erdenkliche Weise, aber immer voll Zärtlichkeit, voll absoluter Hingabe an sie, an ihren Körper, an ihre Lust.
Er machte Dinge mit ihr, die sie nie erlebt, nie erträumt, nie für möglich gehalten hatte.
Er stöhnte in ihren Armen, es machte sie stolz und überglücklich, dass sie, die total Unerfahrene, ihn so hoch bringen konnte.
Kaum waren sie nach einem Höhenflug gelandet, reichte eine Berührung, ein heißer Kuss, ein wenig Streicheln, um sie beide wieder brennen zu lassen.
Er war fassungslos, wie ihn die Leidenschaft zu ihr immer wieder einfing, sie war fassungslos, wie sie fühlen konnte, wie sie ihn schon wieder in sich wollte, kaum, dass er sie verlassen hatte.
Und sie war auch fassungslos, mit welcher Hingabe er ihren Körper behandelte.
Er genoss ihre Reaktion auf ihn, genoss die Passivität, mit der sie sich ihm auslieferte.
Genoss aber später auch die Aktivität, zu der sie mittlerweile den Mut gefunden hatte.
Genoss es, wie sie ihn anfasste, wie sie ihm das Kondom überzog, streichelnd, sanft, quälend langsam, dass er es fast nicht mehr gebraucht hätte.
Sie genossen endlose, zärtliche Küsse, heiße, fordernde Küsse, verschlingende Küsse.
Sie genossen Berührungen ihrer erogenen Zonen, von denen sie beide keine Ahnung gehabt hatten, dass es sie gab.
Sie heizten sich an, erregten sich, befriedigten sich, flogen gemeinsam eins ums andere Mal.
Sie landeten in ihren Armen, brannten kurz darauf wieder, nahmen all die Gefühle fassungslos an.
Die Vögel zwitscherten vor dem Fenster, der Morgen graute schon, als sie ermattet voneinander abließen, sich im Arm haltend nebeneinander lagen.
„Und ob es dir jetzt passt oder nicht: Ich liebe dich!" sagte Simon trocken, und er wunderte sich nicht im geringsten über die Worte, die wie von selbst über seine Lippen gekommen waren.
„Es passt mir durchaus!" antwortete sie ebenso trocken und wunderte sich, wie normal sein Liebesbekenntnis klang, wie normal sie es aufnahm..
„Dann ist ja alles gut!" meinte er noch, bevor er einschlief.
Mona lag noch wach, an Schlaf war nicht zu denken.
Sie fasste nicht, was sie in den letzten Stunden erlebt hatte.
Nichts hatte sie darauf vorbereitet, dass ein Mann solche Gefühle in ihr auslösen konnte.
Sie war glücklich, ganz einfach glücklich über das, was sie erlebt hatte.
Wow! Was für ein Mann! Und das war ihr wirklich passiert?
Diese Stunden in diesem Bett hatten wirklich stattgefunden?
Und wirklich mit so einem Mann?
Einem so gutaussehenden Mann?
Es war kein Tagtraum?
Es war die Wirklichkeit?
Sie musste ihn jetzt entweder wecken, um sich noch ein paar Küsse zu stehlen, oder sie musste aufstehen, ein Glas Wein trinken und eine Zigarette rauchen, um runterzukommen.
Sie entschied sich für letzteres, er hatte schließlich seinen Schlaf mehr als verdient.
Sie musste kichern bei diesem frivolen Gedanken.
Schweren Herzens löste sie sich aus seiner Umarmung, schlich ins Wohnzimmer, schenkte sich ein Glas Wein ein, zündete sich eine Zigarette an und ging auf den Balkon.
Über ihr funkelten die letzten Sterne, und sie dankte jedem Einzelnen für diese Stunden, die Stunden, die sie zur Frau gemacht hatten.
Kurz darauf kam ein lächelnder Simon heraus, küsste sie liebevoll. „Also, deine Qualitäten im Bett sind ausgeprägter als die als Gastgeberin!" stellte er vollkommen locker fest.
Er wusste, dass er so mit ihr reden konnte.
Es fühlte sich wunderbar an, dass er das wusste.
„Ah! Mein Herr, darf ich Ihnen ein Glas Wein und eine Zigarette anbieten?"
„Von Herzen gerne, Gnädigste!" antwortete er lachend.
Sie holte beides, brachte sicherheitshalber die Flasche und die Schachtel mit.
Sie wollte sich in den Stuhl neben ihm setzen, er zog sie auf seinen Schoß. So saßen sie um vier Uhr morgens nach einer durchliebten Nacht auf dem Balkon, er trug nur seine Boxershorts, sie ein nichts an Seidenmantel, tranken ein Glas Wein, rauchten, waren fassungslos, wie nah sie sich waren, obwohl sie sich vor zwei Tagen noch nicht einmal gekannt hatten.
Waren aber auch überglücklich, wie wohl sie sich zusammen fühlten.
Mona wunderte sich, wie normal, wie ungezwungen sie mit der Situation umgehen konnte. Sie saß auf dem Schoß eines halbnackten Mannes, da war nicht der Hauch von Unsicherheit mehr in ihr.
Er hielt sie im Arm, und es fühlte sich so richtig an.
Er kraulte sie ein wenig hinter dem Ohr, sie schmiegte sich an ihn wie ein Kätzchen, und fast hätte sie geschnurrt.
Sie fühlte sich so wohl wie noch nie im Leben.
Simon fasste nicht, was mit ihm geschah.
Er saß auf einem Balkon, hielt im Morgengrauen ein Mädchen im Arm, rauchte, trank einen Schluck Wein und versuchte, sein Herz am Platzen zu hindern.
Was war da in diesem Biergarten geschehen mit ihm?
Gab es sie doch, die Liebe auf den ersten Blick?
Konnte man sich so verlieben in eine Frau, von der man kaum etwas wusste?
Plötzlich begann Mona leise zu lachen.
Er sah sie fragend an.
„Könntest du mir vielleicht deinen Nachnamen verraten?" Sie erstickte fast vor unterdrücktem Lachen.
Simon grinste sie frech an. „Jetzt schon? Du bist aber neugierig!" Er musste sie schnell küssen, nur ein bisschen diese lächelnden Lippen spüren.
„Gestatten, Gnädigste! Darf ich mich vorstellen? Simon Reiser, gerade 32 geworden, Informatiker mit einer kleinen Firma, Südstraße 5. Hobbys: Arbeiten, lesen, Musik hören, reisen, Fahrrad fahren, Mona küssen." Dass das mittlerweile sein liebstes Hobby war, zeigte er ihr ausgiebig.
Bei dem Wort Informatiker gab es Mona einen kleinen Stich, aber er war wirklich nur winzig klein. Der Rest passte hervorragend.
„Und du, Süße?" fragte er liebevoll. „Hättest du auch ein paar Informationen für mich?"
„Mona Berg, 28 Jahre, Förderlehrerin, Hobbys: Schlafen, Lesen, Fahrrad fahren, joggen, Musik hören, schwimmen" antwortete sie lächelnd.
Simon hätte es schon gerne gehört, wenn es auch zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört hätte, ihn zu küssen, aber er wollte ja nicht zu viel verlangen.
Trotzdem traf ihn die Erinnerungen an ihre gestrigen Worte – mein Gott, war das wirklich erst gestern gewesen? – wie ein Faustschlag.
„Ich kann dir keine Gefühle bieten!" hatte sie ihn gewarnt.
Galt das auch heute noch, nach dieser Nacht?
Er war verliebt, er war verknallt, er liebte sie, da war er sich sicher.
So hatte er noch nie gefühlt.
Aber was hatte diese Nacht für sie bedeutet?
Eine Erfahrung im Bett?
Eine Affäre, um es ihrem Mann heimzuzahlen?
Womöglich, um ihn eifersüchtig zu machen?
Früher war es ihm egal gewesen, aus welchen Gründen die Frauen mit ihm ins Bett gegangen waren, Hauptsache, sie waren es.
Aber bei ihr war es anders, war alles anders.
Er wollte, dass sie sich in ihn verliebte.
Er wollte ihr Herz, nicht nur ihren wunderbaren Körper.
Das erste Mal in seinem Leben brauchte er die Gefühle einer Frau, um weiteratmen zu können.
Sollte er sie fragen?
Sollte er jetzt gleich fragen, auf diesem Balkon, während er sie im Arm hielt und sie sich kraulen ließ wie ein Kätzchen?
Es musste sein!
Er drehte ihren Kopf ein bisschen, damit sie ihn ansehen musste.
„Mona?" begann er ernst den schwersten Satz, den er in seinem Leben je ausgesprochen hatte. „Du hast gestern gesagt, dass du mir keine Gefühle bieten kannst."
Sie strich ihm zärtlich die Haare aus der Stirne. „Ich habe gesagt, ich kann dir keine Gefühle bieten, so lange die andere Sache nicht ausgestanden ist."
Hoffnung stieg in ihm auf, aber er wollte es aus ihrem Mund hören, sie musste die Worte aussprechen.
„Und ist sie ausgestanden, die andere Sache?"
„Ja!" antwortete sie nur und fühlte, wie der Fels, der seit einem halben Jahr auf ihrer Seele lag, wegrollte.
Sie war frei, endlich frei.
Fabian war eine Episode in ihrem Leben, die abgeschlossen war.
Aber Simon war noch nicht ganz zufrieden. Noch ein wenig mehr musste er wissen.
„Könntest du dir vorstellen, dich in mich zu verlieben, ein bisschen zumindest?"
Sie sah ihn an, sah ihm ganz offen in die Augen, fuhr mit dem Finger seine wunderschönen Lippen nach.
„Ich weiß nicht!" antwortete sie, und sein Herz blieb stehen. „Ich weiß nicht, ob man sich in einen Mann verlieben kann, in den man bis über beide Ohren verliebt ist? Ich habe keine Erfahrung damit."
Er drückte sie an sich, konnte nicht sprechen, wollte nicht, dass sie in der ersten Nacht die unterdrückten Tränen in seiner Stimme hörte.
Verliebter Softie! dachte er. Und es ist wunderbar, ein verliebter Softie zu sein.
Diese Gedanken brachten ihn zum Schmunzeln, er konnte die Tränen wegschlucken.
„Das ist gut!" sagte er schließlich. „Dass du verliebt bist - und dass du keine Erfahrung damit hast."
Sie sahen in die Sterne, die verblassten, sahen sich an, waren schon wieder fassungslos darüber, was sie sahen: Eine wunderschöne Frau und einen höchst attraktiven Mann.
Ihre Blicke waren liebevoll, wurden sehnsüchtig, wurden leidenschaftlich.
Sie fingen an sich zu küssen, zu berühren, sich zu verwöhnen.
Sie taumelten zum Bett, ein paar Kondome waren noch übrig.
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