Liebste Marie!
Nun hat also die Schule wieder angefangen. Ich hatte es mir so schön ausgemalt, dich mal in deinem Gruppenraum zu besuchen, oder du hättest in der Pause bei uns vorbeikommen können. Ich hätte sehr gerne mit dir angegeben!
Einige meiner Schüler kennen dich, sind total begeistert von dir!
Ich musste aufpassen, dass ich sie nicht den ganzen Tag ausfrage über dich.
Die Aufsätze habe ich noch alle geschafft, wie, weiß ich nicht mehr!
Aber es hat durchwegs gute Noten gegeben, weil ich der Meinung bin, dass sich alle sehr angestrengt haben, und das ist es ja, was zählt, nicht wahr?
So hast du es ausgedrückt, als wir uns über die Schule unterhalten haben, weißt du noch? Das war beim Frühstück, also beim ersten Frühstück. Deine Ansicht über die Kinder hat mir sehr imponiert. Du bist eine fantastische Pädagogin!
Ich hätte eine Menge von dir lernen können!
Nach dem Unterricht war das Kollegium beim Essen. Es waren noch zwei andere Schulen im Bischofshof. Mein Herz ist losgerast vor Hoffnung, deine würde dabei sein.
Aber entweder war sie es nicht, oder du bist nicht mitgegangen.
Ich habe einen Teller Suppe geschafft, das Hauptgericht habe ich einem Kollegen spendiert. Dabei musste ich an den Ball denken, als du mir dein Essen hingeschoben hast, nach unserem ersten Kuss.
Danach musste ich ganz schnell nach Hause, weil ich nicht wollte, dass die Kollegen meine Tränen sehen.
Verdammt! Marie! Warum wird es denn nicht besser? Ich habe das Gefühl, die Sehnsucht wird immer größer. Mein ganzes Denken dreht sich nur um dich!
Zu Hause habe ich wieder den halben Tag verträumt, habe mit dir geredet, habe dir Erklärungen gegeben, du hast mich verstanden und mir verziehen! Und danach haben wir uns geküsst.
Ich glaube, ich schnappe langsam über!
Später hat Paul angerufen, um mit mir über die Schule zu plaudern, aber ich habe das Gespräch schnell abgewürgt.
Ich hoffe, dass die Freundschaft zwischen uns nicht auch noch den Bach runter geht, sonst wäre ja mein Opfer für die Katz gewesen!
Aber noch ist eben alles noch viel zu frisch, tut noch zu weh.
Noch ist mein Herz eine klaffende, brennende Wunde!
Marie, meine süße Marie!
Ich vermisse dich immer mehr!
Niklas.
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Hallo Niklas!
Der Alltag hat mich also wieder, und noch nie habe ich mich so auf die Schule gefreut! Die Kinder haben mich gefragt, warum ich so traurig aussehe, dann habe ich mich zusammengerissen. Der Chef hat mich geschimpft, weil ich schon wieder abgenommen habe.
Er hat das ja bei der Geschichte mit Benni mitbekommen. Er hat mich mehr oder weniger genötigt, in der Pause zwei Butterbrezen zu essen, danach musste ich alles wieder brechen.
Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, aber er hat es ja nur gut gemeint.
Nach dem Unterricht ist das ganze Kollegium zum Essen in den Bischofshof gegangen, aber ich habe mich abgeseilt. Meine Kraft war erschöpft.
Soll das jetzt mein Leben in der Zukunft sein?
Wird das Vermissen denn nie mehr weniger?
Werde ich nie wieder frei und sorglos lachen können, mich einfach an meinem Leben freuen?
Weißt du eigentlich, was du mir angetan hast?
Wie du mein Leben kaputt gemacht hast wegen einer Nacht?
Warum hast du dir nicht irgendeine andere Mieze ausgesucht für dein grausames Spiel?
Eine, die damit umgehen kann?
Eine, die die Männer besser versteht als ich?
Eine, die nicht so gelitten hätte wie ich?
Eine, die die Spielregeln kennt?
Die Spielregeln eines Faschingsflirts?
Warum konnte ich mich nicht in Mister X vergucken?
Warum habe ich das nicht einmal in Erwägung gezogen?
Warum musste es der am besten aussehende Kerl in der Halle sein?
Warum habe ich nach den so hoch hängenden Trauben gegriffen?
Warum war ich so bodenlos, so grenzenlos dumm?
Ich habe es mir angewöhnt, mich jeden Abend mit dir zu unterhalten. Ich erzähle von der Schule, als ob alles in Ordnung wäre mit uns beiden!
Aber gesund ist das auch nicht, oder?
Ich will dich endlich hassen, Niklas!
Ich will mich nicht mehr nach deinen Zärtlichkeiten, deinen Küssen, deinem Körper, deiner schönen Stimme, deinem Lachen sehnen!
Aber noch schaffe ich es nicht!
Marie
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