Marie schreibt:
Also, ich soll unser zweites Jahr beschreiben! Niklas, mein Niklas, wie ich immer noch mit klopfendem Herzen sagen, denken und schreiben darf, hat das so beschlossen. Er berichtet über das erste, hoffentlich vergisst er nichts, hoffentlich schreibt er keinen Porno!Ich weiß ja, wie wichtig ihm der Sex ist, und ich stehe ihm da in nichts nach!
Oh! Ich drifte ab! Wahrscheinlich schreibe ich den Porno.
Also, unser zweites Jahr. Es war wundervoll wie das erste, vielleicht noch besser, weil wir uns immer noch näher kamen.
Unsere Tochter Nicola, dieses unglaublich schöne Mädchen, das seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist, wurde natürlich zum Mittelpunkt unseres Lebens. Ein wenig anstrengend war es, als sie Laufen lernte, als ich den halben Tag gebückt durch das Zimmer ging, sie an der einen Hand.
Doch bald stand sie schon ziemlich sicher auf zwei Beinen, alles war kindgerecht abgepolstert, dafür hatte schon der Papa gesorgt, der wahrscheinlich in der Schule vor Angst gestorben ist während dieser Zeit. Er hätte das zwar nie zugegeben, aber warum hätte er sonst bis zu zehnmal am Tag angerufen, um zu fragen, ob alles in Ordnung war!
Aber bis auf ein paar blaue Flecke haben wir zwei Mädchen das ganz gut hingekriegt!
Nicola war ein Bilderbuchkind! Sie versuchte, von sich aus schon, sauber zu werden, schleppte immer ihr Töpfchen an! Sie sprach sehr schnell viele Worte, das erste war natürlich Papa!
Sie konnte sich sehr gut mit sich alleine beschäftigen, am liebsten mochte sie eine kleine Puppe und ein kleines Auto, Präferenzen waren also noch nicht eindeutig zu erkennen!
Mir wurde dann bald etwas langweilig, ich hatte mir das schöner vorgestellt, ich zu Hause mit meinem Kind!
Aber wenn Niklas dann von der Schule erzählte, von den Problemen seiner Schüler, die ich zum Teil ja noch kannte, wurde ich ein ganz kleines bisschen neidisch.
Bei einem unser abendlichen Gespräche habe ich mich dann an die Passage in seiner Kladde erinnert, in der er von seinen Träumen von einer Privatschule erzählte.
Schon, als ich das damals gelesen habe, erschrak ich ein wenig. Denn dieser Traum gehörte auch immer zu den meinen, was bei Benni für bösartige Heiterkeitsanfälle gesorgt hatte! Dadurch hatte ich ihn wohl auch etwas verdrängt, den Traum, meine ich.
Aber an diesem Abend mit Niklas am Tisch, bei einem Glas Wein, brach er wieder voll durch. Verblüfft hörte er mir zu, schüttelte verwundert den Kopf.
Wir lachten und alberten ein wenig herum, dass er dann ganz schnell Rektor werden würde und ich Konrektorin. Wir spielten ein paar Pläne durch, bevor wir natürlich wieder im Bett landeten!
Das passierte immer wieder, dass uns mitten in den ernstesten Gesprächen die Leidenschaft überschwemmte.
„Das liegt an deiner Intelligenz!" hatte er einmal gesagt. „Ich stehe auf schlaue Frauen!" Was ihm einen ordentlichen Knuff auf den Arm einbrachte, für das „Frauen"!
Aber er hat mir dann sehr schnell gezeigt, dass er nur noch auf mich steht!
Am nächsten Tag begann ich zu recherchieren, war wie besessen, führte eine Reihe von Telefonaten. Als Nicola am Abend schlief, habe ich Niklas meine Ergebnisse präsentiert.
„Also: Wir müssen eine Genehmigung für die Eröffnung einer Privatschule einholen. Dazu brauchen wir ein klar umrissenes pädagogisches Konzept, ein Gebäude, einen Finanzierungsplan, eine Personalaufstellung!"
Ich legte ihm die Blätter hin, die ich alle schon fertig hatte. Er brachte kaum den Mund zu, nahm mich in die Arme, wir schafften es nicht ins Schlafzimmer!
Danach erklärte ich alles, weil er noch ein bisschen glasig aus der Wäsche schaute. So ein Quickie kann einem schon ein wenig die Sinne vernebeln.
„Ich hätte auch schon ein Grundstück in Aussicht, am Rand eines Industriegebietes, aber nicht gut für Gewerbe zu erschließen, deshalb ist es ziemlich günstig. Es würde die Hälfte des Festgeldes kosten. Wir könnten mit einem ganz normalen Haus starten. Ein Klassenzimmer, ein Gruppenraum, ein Aufenthaltsraum für uns als Lehrkräfte, der auch als Büro genutzt wird. Toiletten natürlich, eine Aula.
Eine Turnhalle bräuchten wir erst ab vier Klassen, bis dahin würden Außensportanlagen genügen. Der Architekt meint, das Geld, das wir noch hätten, nach dem Grundstückskauf, würde reichen, wenn wir nicht viel Schnickschnack wollten. Er würde auf sein Honorar verzichten, würde auch die Bauaufsicht übernehmen, weil ihm das Konzept so imponiert! Und wir sollten versuchen, Spenden aufzutreiben, damit wir nicht unser ganzes Geld opfern müssten. Bezahlt würden wir ja beide weiterhin vom Staat, wenn das Schulkonzept genehmigt ist, was innerhalb eines Jahres möglich wäre."
Niklas saß mir regungslos gegenüber - und plötzlich lachte er los, konnte gar nicht mehr aufhören. Er zog mich auf seinen Schoß und flüsterte: „So viel Intelligenz braucht mehr als einen Quickie!"
An ihn gekuschelt fragte ich viel später: „Machen wir das so?" Ich hatte eine Antwort erwartet wie: „Das müssen wir noch überlegen!" oder „Ich schau mir das morgen noch einmal an!"
Aber mein unvergleichlicher Niklas sagte nur: „Klar!" Er vertraute allem, was ich unternommen, recherchiert und gesagt hatte, vollkommen. Ich musste einen Sturzbach an Glückstränen loswerden, er hielt mich im Arm, streichelte mich zärtlich, ließ mich einfach ausheulen. Dann küsste er die letzten Tränen von meinen Wangen. „Natürlich machen wir das, Mädchen! Natürlich werden wir uns unseren Traum erfüllen! Mit dir an meiner Seite kann das ja nur gelingen!" Zum Glück küsste er mich dann, denn sonst hätte ich wieder losgeheult.
Ja, das war mein glücklichster Tag in diesem Jahr! Von einem Mann, einem Kollegen so wertgeschätzt zu werden, war unübertrefflich.
Ich hatte ja das Abitur nicht gemacht, weil Benni mich in den Beruf der Förderlehrerin reingequatscht hatte, damit ich bald Geld verdiente. Im Grunde war ich schon zufrieden gewesen, aber manchmal hatte es mich auch ein wenig gezwickt, wenn ich Anweisungen von Lehrern entgegennehmen musste, die gar nichts von Pädagogik verstanden!
Aber ich hatte ja schon in Niklas' Kladde gelesen, dass er viel von mir hielt!
Es gab natürlich viele glückliche Tage im zweiten Jahr, und natürlich hatten alle mit Niklas zu tun.
Wenn er immer wieder rote Rosen anschleppte, obwohl ich es mit Schnittblumen so gar nicht habe. Wenn er Theaterkarten neben meine Kaffeetasse legte, obwohl er nicht der Fan von Klassischer Musik war, und schon gar nicht von Opern!
Wenn er mir CDs kaufte und sie stundenlang mit mir zusammen anhörte, die auch nicht wirklich sein Geschmack waren.
Oder wenn wir wieder einmal Notting Hill sahen, aneinander gekuschelt auf dem Sofa, fiebernd auf Julia Roberts Satz.
Eines der Highlights war sicher das Konzert von Foreigner in München. Wir hatten zu einem Song von ihnen auf dem Ball getanzt: I wonna know what love is! und das war noch immer unser Lieblingssong. Am besten gefiel er mir ja, wenn Niklas, der Schöne, ihn für mich sang.
Wir schliefen bei Charly, die meine zweite Schwester geworden ist. Nicola war bei meinen Eltern. Sie war schon damals ein Allerwelts-Kind, wie ich es mal genannt hatte. Sie übernachtete überall dort, wo sie geliebt wurde.
So ließen uns unsere Familien und Freunde viel Raum und Zeit für unsere Liebe.
Schön war auch, wie im Vorjahr, Niklas' Geburtstag, der 35., den wir wieder an der Donau verbrachten.
Eine ältere Frau hat sich eine Weile zu uns gesetzt, hat uns berichtet, dass sie Niklas zum ersten Mal gesehen und gehört hatte, als ihr Mann gestorben war und sie alleine auf der Bank gesessen war, die sie sich lange Jahre geteilt hatten. Sie hatte gefühlt, dass er so traurig war wie sie, aber sie hat sich nicht getraut, ihn anzusprechen.
„So ein hübscher Mann!" berichtete sie schmunzelnd. „Am Ende hätte er noch gedacht, ich baggere ihn an!" Dann bin ich aufgetaucht, und die Traurigkeit war aus seinem Gesicht verschwunden.
„War er wegen Ihnen so fertig?" fragte sie mich.
Niklas antwortete. „Nein! Wegen mir! Weil ich es in den Sand gesetzt hatte!" Etwas glücklicher verließ uns die alte Dame, schaute aber in Zukunft immer wieder vorbei, wenn wir an unserem Stammplatz waren.
Eine Woche lang planten wir unsere Schule, formulierten umfangreich aus, was ich skizziert hatte, beschlossen, mit einer dritten Klasse zu starten.
Als wir meinen Eltern von unseren Plänen erzählten, fürchtete ich Einwände gegen das große Abenteuer, auf das wir uns einlassen wollten.
Doch mein Vater nahm mich ganz überraschend in die Arme, etwas, was er noch immer nicht oft tat. „Das ist meine Tochter!" flüsterte er. „Ich bin stolz auf dich! Auf euch!"
Baff schaute ich Niklas an, der nur lächelnd mit den Schultern zuckte.
Papa verschwand kurz, als er wieder kam, strahlte er übers ganze Gesicht. „Ich hatte ein paar Aktien rumliegen, die ich fast vergessen hatte! Ich konnte sie ganz gut verkaufen! Das Geld überweise ich euch – als Spende, gegen eine Quittung natürlich!"
Er hatte unsere Kontonummer, weil er immer wieder ein bisschen Geld für Nicola oder mich überwies.
Mama nahm ihren Mann in den Arm, etwas was auch nicht so oft vorkam. Aber ich hatte das Gefühl, seit sie beide ihr Schickimicki-Leben hinter sich gelassen hatten, verliebten sie sich jeden Tag mehr ineinander.
Ein paar Tage später schaute ich ins Online-Banking und mich traf beinahe der Schlag! „Die paar Aktien" hatten knapp 200.000 Euro bedeutet! Das war natürlich eine enorm große Hilfe.
Noch überraschter war ich ein paar Tage später, als wir mit Sophie und Harald beim Essen waren.
Sophie hatte für ihre Entwürfe einen wichtigen Modepreis gewonnen, belieferte jetzt exklusive Boutiquen in ganz Europa, hatte eine eigene Näherei aufgebaut.
Harald hatte für seine Firma ein lukratives Geschäft an Land gezogen, dafür einen ordentlichen Bonus bekommen. „Wir würden euch gerne unterstützen!" meinte Harald so nebenbei.
„Nur immer zu!" scherzte ich.
Als dann noch einmal 100.000 Euro auf unserem Konto auftauchten, verschlug es sogar mir die Sprache.
Dadurch hatten wir natürlich ein komfortables finanzielles Polster, was unseren Finanzierungsplan wasserdicht machte.
Wir gründeten einen Förderverein, die ersten Mitglieder und für eine Weile auch die einzigen, waren wir beide, unser Familien und Freunde.
Dann ging es Schlag auf Schlag! Alle staatlichen Genehmigungen trafen ausgesprochen schnell ein, das Grundstück wurde gekauft, der Bau begann – und unser Leben wurde zu einem Karussell!
Aber wir waren glücklicher als je zuvor, denn wir würden Spuren hinterlassen, wir würden etwas bewegen! Wir würden uns einen gemeinsamen Traum erfüllen!
Vielleicht habe ich jetzt etwas zu viel geschrieben, Niklas, aber dieses Jahr war ja so wichtig bei der Erfüllung unseres beruflichen Lebenstraumes.
Natürlich hätte ich auch ein paar Seiten über unsere Liebe schreiben können, über die heißen Nächte, über die ruhigen, zärtlichen.
Der Stoff ginge mir sicher nicht aus! Mit den Kondomen standen wir immer noch etwas auf dem Kriegsfuß, wir waren da etwas leichtsinnig. Doch wir haben uns nicht groß aufgeregt. Sollte es kommen, wie es kam, wenn wir auch immer ziemlich erleichtert waren, wenn meine Periode einsetzte. Ein zweites Kind wäre kein Weltuntergang gewesen, aber unser Leben war zu dieser Zeit etwas leichter mit nur einem!
Sie saßen auf dem Sofa, lasen die Seiten, die der andere geschrieben hatte, lachten, schnaubten, lachten wieder.
Sie: Das war ja klar, dass das mit dem Waxing kommen musste!
Er: Das war ja auch das Schlimmste, was du mir je angetan hast!
Er: Das mit der Schule hast du echt gut gemacht!
Sie: Ich weiß!
Sie: Ein Porno ist es ja zum Glück nicht geworden!
Er: Ich kann ja im Anhang deutlicher werden!
Sie: Ich auch!
Er: Von mir aus! Ein Porno aus der Sicht einer Frau hätte sicher was!
Sie: Ach, habe ich dir schon gesagt, dass wir nächste Woche einen Mädelsabend machen?
Er: Lernst du dann endlich mal Stricken?
Sie: Klar! Dann stricke ich dir einen Pullover, und bin ganz fürchterlich beleidigt, wenn du ihn nicht
anziehst!
Er: Dann geh lieber in den Club!
Er: Aber das mit dem Geld von deiner Familie war schon der Hammer!
Sie: Ich weiß noch immer nicht, wie viel die beiden eigentlich haben. Aber egal! Vielleicht wollen sie
was aus der Vergangenheit gutmachen!
Er: Ich würde sagen, der Zeitpunkt war gut gewählt!
Sie: Sie scheinen dich zu mögen!
Er: Klar! Ich bin der Traumschwiegersohn aller Eltern! Ich sehe gut aus, bin intelligent, und, wenn die
Kinder nach mir kommen, mache ich wunderhübsche Babys!
Sie: Du hast nur einen Fehler: Du bist zu bescheiden!
Er: Apropos Babys! Das mit den Kondomen sollten wir in nächster Zeit wirklich mal in Griff bekommen!
Sie: Am besten, wir fangen gleich damit an. Wie viele haben wir noch?
Schließlich war Freitag, ein sehr gefährlicher Tag.
Er: Ich glaube, die neue Schachtel schaffen nicht einmal wir!
Sie: Gut, dass ich die Versorgung übernommen habe! Und gut, dass ich nicht mehr so ganz unerfahren
bin!
Er konnte beim besten Willen nicht mehr antworten, sein Freund im Süden war ordentlich heiß gelaufen bei ihrem Geplänkel! Sie sahen nach Nicola, die lächelnd wie immer schlief, im einen Arm die Puppe, im anderen Händchen das Auto.
Sie war das glückliche Kind von glücklichen Eltern. Vollkommen ungeplant, aber sehr willkommen!
Er schubste sie vor sich her ins Schlafzimmer, legte sich aufs Bett. „Strip!" forderte er sie auf.
Sie hatte ihn mal an einem Geburtstag damit überrascht. Das hatte sie schon drauf, Mannomann!
Marie lachte. Noch immer war es das höchste für sie, wenn sie diesen Wahnsinnsmann so erregen konnte!
Ein paar Tage später fanden sie Zeit, die nächsten Jahre zu Papier zu bringen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro