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Teil 34

Niklas

Niklas war froh, dass seine Schwester gekommen war, sonst wäre er wahrscheinlich durchgedreht.
„Was meinst du, wie lange sie braucht, um alles zu lesen?" fragte er sie.
Charly lachte. „Zum 93sten Mal: Ich weiß es nicht! Ich weiß ja nicht, wie viel hundert Seiten du mit deinem Leid und deiner Sehnsucht gefüllt hast!"

Da erinnerte er sich vage, dass er ihr diese Frage schon einmal gestellt hatte, oder vielleicht auch öfter als einmal.
Er lächelte entschuldigend.
„Meinst du, sie liest es überhaupt?"
„Auch das, Brüderchen, weiß ich nicht, wie mehrmals betont!"
Er verwuschelte seine dichten Haare. „Doch! Sie wird es lesen! Frauen sind doch von Haus aus neugierig, oder?" Er grinste seine andere Hälfte spitzbübisch an.

Und Charlotte Ebeling, zweite Geigerin des Münchner Rundfunkorchesters, hochbegabte Musikerin schmolz dahin.
Gut, dass er mein Bruder ist! dachte sie, und in ihrem Blick lag die ganze Liebe, die schwesterliche Liebe, die sie für den langen Lulatsch fühlte.
Lange Jahre war sie mit der Art, wie er mit Frauen umgegangen war, nicht einverstanden gewesen.
Hin und wieder hatte sie eine bei ihren Besuchen kennengelernt, aber nie ein zweites Mal dieselbe in seiner Wohnung angetroffen.

Doch wirklich böse konnte sie dem charmanten Kerl auch nie sein.
Wenn sie zusammen durch die Clubs zogen, umschwärmten ihn die Mädels wie die Motten das Licht.
Oft servierte er an einem Abend ein paar hintereinander ab.
Und jetzt hatte ihn die Liebe mit voller Breitseite erwischt, machte aus ihm ein verunsichertes Bündel von Mann.
„Sie liest es sicher! Wahrscheinlich ist sie schon auf dem Weg! Lehrer können doch quer lesen, oder? Hoffentlich hast du nicht zu viele Rechtschreibfehler gemacht, und sie streicht alle rot an!"
Er sah sie beleidigt an. „Pf! Du bist doof, Charlotte!" beschwerte er sich.

So ging es noch eine Weile hin und her.
Die Kabbelei lenkte ihn ab.
Doch als er auf die Uhr sah, stellte er entsetzt fest, dass nur eine Stunde vergangen war.
Er wusste gar nicht, wann Hans ihr das Buch bringen würde!
Vielleicht erst heute Abend, oder morgen!
Doch bis dahin wäre er schon längst gestorben!
Sein Herz raste sowieso schon wie verrückt!
Ob er einen Notarzt anrufen sollte?

„Soll ich was kochen?" fragte Charly, die seit ewigen Zeiten seine schweißnasse, eiskalte Hand hielt.
Langsam verkrampften ihre Finger.
„Hm!" sagte er „Baldriangemüse mit Baldriankartoffeln und Baldriansoße!"
Sie versuchte etwas anderes. „Spiel mir doch was auf der Gitarre vor!"
Wieder grinste er. „Ich kann nur Herz-Schmerz-Lieder! Und da ziehst du mich dann 30 Jahre lang damit auf! Nee, danke!"

„Wollen wir einen Film anschauen?" schlug sie mit einem genervten Augenaufschlag vor.
Er sprang auf. „Ja, super! Notting Hill!" Schon schaltete er die Geräte ein, die DVD war noch eingelegt.
Charly verbiss sich krampfhaft einen Lachanfall.
Ihr Bruder sah Liebesklamotten, und wie sie feststellte, nicht zum ersten Mal.
Fast jeden Satz konnte er mitsprechen!
Als der Film zu Ende war, wischte er seine Augen trocken und schniefte.
Aber er war ein wenig ruhiger geworden.
Sein Magen knurrte laut.

Charly ging zum Kühlschrank, wollte etwas Essbares suchen.
Ein Berg an Lebensmitteln quoll ihr entgegen.
„Ah! Du wolltest heute eine Party feiern!" zog sie ihn auf.
„Nein! Das habe ich alles für Marie gekauft! Falls sie kommt! Wegen der Anzeige!" erklärte er und verdrehte die Augen.
„Für Marie! Klar! Wenn sie also gekommen wäre, hättest du sie erst gemästet und dann mit Wein und Champagner abgefüllt?"
Er grinste. „Eher nicht! Aber ich hätte dafür gesorgt, dass sie sehr viele Kalorien verbraucht und sehr hungrig wird, also auf Essen, meine ich!"

Als Charly ausgelacht hatte, bat sie: „Zeig mir doch die Annonce!"
Stolz auf sein Werk legte er das Zeitungsblatt vor ihr auf den Tisch.
Die Schwester las: Marie, ich liebe dich! Aber ich kann dich nicht finden! Melde dich bitte!
Niklas
„Sehr romantisch!" stellte sie dann trocken fest.
„Nicht gut?" fragte er vorsichtig.
„Doch! Doch! Militärisch knapp!"

Wieder verwuschelte er seine Haare. „Aber wir haben so offen miteinander geredet. Einfach gesagt, was Sache ist!"
Charly bedauerte, dass sie ihn so verunsichert hatte. „Na, dann hätte sie die Aussage auch verstanden, oder?"
„Ja, Marie hätte verstanden! Aber sie hat sie ja nicht gelesen. Sie war beschäftigt! hat Hans gesagt!"

Dann ging es wieder eine Weile mit Mutmaßungen weiter, womit sie wohl beschäftigt gewesen war, etwas, von dem Hans wusste, und dann begann alles wieder von vorne.
„Was meinst du, wie lange sie braucht, bis sie es gelesen hat?" fragte er.
Charly stöhnte auf, ging zum Kühlschrank, richtete ein Platte her.

„Habe ich schon gefragt, ich weiß!" Er tigerte von der offenen Küche zum Essplatz, hatte aber vergessen, was er machen wollte.
Irgendwann beschloss Charly, ihn abzufüllen, sonst würden sie in absehbarer Zeit beide in der Klapse landen.
Nach dem dritten Glas Wein wehrte er ab. „Nicht mehr! Stell dir vor, sie kommt oder ruft an und ich kann nur noch lallen!"

„Es ist ein Uhr morgens!" gab sie zu bedenken. „Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass sie sich heute Nacht noch meldet!"
Sein Blick driftete ab. „Also, um zehn habe ich Hans umgerissen, so gegen elf ist er gegangen, dann war er vielleicht um 12 bei ihr, wo immer sie auch zurzeit ist. Wenn sie gleich zu lesen angefangen hat, liest sie jetzt seit 13 Stunden. Das schafft sie! Wenn es ihr wichtig ist, schafft sie das! Wenn es sie langweilt oder nervt, dann nicht! Dann legt sie es immer wieder weg, telefoniert, isst etwas, geht an die frische Luft, denkt nach, liest vielleicht weiter! Dann rührt sie sich heute nicht mehr. Aber um 1 Uhr sollte sie nicht mehr los, da hast du schon recht! Also: Flasche zu mir!"

Dann stopfte er wahllos Essen in sich hinein.
Seine Gedanken machten sich wieder selbstständig, er begann seine Zeitrechnung noch einmal von vorne, kam zu dem gleichen Ergebnis wie vorhin, nämlich zu keinem.
Die Gleichung hatte zu viele Unbekannte, zu viele Wenns!

Plötzlich durchfuhr ihn ein Schreck. „Ich hätte es kopieren sollen! Wenn Hans mir eins auswischen will, mich reingelegt hat, ist alles weg! Ich habe ihm schließlich das Mädchen ausgespannt!"
Er begann wieder seinen Marathon. „Glaubst du, ich war zu gutgläubig?"
„Niklas, bitte!" Charly konnte kaum noch die Augen offenhalten. „Mal jetzt nicht auch noch den Teufel an die Wand! Und wenn es so wäre, du findest sie auch ohne Hans! Dann musst du ihr eben alles erzählen! Mich und Kai hast du ja als Leumundszeugen!"

Er nahm sie in die Arme. „Danke, Charly! Du bist die Beste!"
„Genau! Und du bist der Beste! Deshalb wird Marie zurzeit heulend dein Buch lesen, sich danach beruhigen und sich melden! Wie und wo und wann auch immer! Du musst daran glauben!"
Und da fand Niklas zu dem Vertrauen zurück, das ihn die neun Monate hatte durchhalten lassen. Ja, er musste an sie beide glauben, sie würden es schaffen!
Sie mussten es schaffen!
Er drückte seine große Schwester noch fester. „Danke!" flüsterte er in ihre Haare. Dann legte er sich ins Bett und schlief wider Erwarten acht Stunden durch.

Charly dachte noch eine Weile nach.
Auf dieses Mädchen war sie ja nun wirklich gespannt!
Das musste ja ein Wunderwesen erster Klasse sein.

Sie hatte sich vor ein paar Tagen erst mit Kai unterhalten. „Was hat sie nur an sich, dass er so ausflippt? Dass er so abfährt auf sie?" hatte sie ihren Mann gefragt.
Er hatte nur gelächelt. „Sie ist halt endlich mal die Richtige!"
Er hatte sie leidenschaftlich geküsst. „Weißt du noch, wie sich das anfühlt, wenn man seinen Deckel findet?"

Lachend hatte sie sich erinnert an die Anfangszeiten.
Sie hatte ihr Auto zur Reparatur gebracht, zwischen ihnen hatte in der ersten Sekunde der Blitz eingeschlagen.
Aber es hatte eigentlich gar nichts gepasst. Er war drei Jahre jünger als sie, ein Bild von einem Mann, war Automechaniker, hatte mit klassischer Musik nichts am Hut gehabt.

Und doch hatte sie ihn immer wieder getroffen, konnte nicht ohne ihn sein.
Damals hatte sie gerade ihr Studium abgeschlossen, hatte sich beim Rundfunkorchester beworben.
Als sie vor dem Vorstellungsgespräch auf dem Flur saß, hatte er ihre Hand gehalten, hatte sie abgelenkt, hatte ihr Mut zugesprochen, da war er gerade mal 21!
Er hatte sie geliebt von der ersten Sekunde an, daran hatte sie nie zweifeln müssen.
Bald hatte sie seinen Tablettenkonsum bemerkt, das hatte ihr Angst gemacht. Sie hatten viele Gespräche geführt, dann hatte er sich bereit erklärt, eine Therapie zu machen, was sie ihm noch immer hoch anrechnete!
Und er war ihr auch immer dankbar gewesen, dass sie nicht locker gelassen hatte, dass er ihr wichtig genug gewesen war!
Über diesen liebevollen Gedanken schlief sie ein.

Marie

Marie war nervös.
Hans hatte das Päckchen genommen, war noch eine Weile sitzen geblieben, während Laura verzückt Nicola auf dem Arm halten durfte.
Er grinste seine mittlerweile beste Freundin, in die er einmal ordentlich verknallt gewesen war, an.

Sie blinzelte ihm zu, ahnte, was sein Männerhirn so ausheckte.
Eigentlich hätte sie es lieber gehabt, wenn er gleich losgerast wäre.
Doch jetzt kam es ja auf ein paar Minuten auch nicht mehr an.
Nicht einmal auf ein paar Stunden oder sogar Tage!
Niklas liebte sie, hatte sie nicht verlassen, weil sie nicht gut genug für ihn gewesen war, sondern, weil ein vermeintlicher Freund ihn dazu genötigt hatte.

Paul, der Volltrottel!
Sie verstand diese Männertreue nicht so recht, wusste aber, dass Männer so tickten.
Auch Benni hatte sich immer auf die Seite seiner Freunde gestellt, gegen sie, auch schon am Anfang.
Männerfreundschaften schienen heilig zu sein, unantastbar!
Frauen tickten da anders, das hatte Niklas ganz richtig erkannt.
War eine zickig, war sie eben eine Zicke.

Da gab es diese lebenslange Solidarität nicht!
Zumindest nicht in ihrem Leben.
Die Frauen seiner Freunde, die weiblichen Mitglieder seiner Familie hatten sie zweimal fallen lassen wie heiße Kartoffeln.
Obwohl sie nicht einer auch nur das Geringste getan hatte.
Im Gegenteil!

Sie hatte manchen Abend und auch manchen Tag mit Babysitten des Nachwuchses verbracht. Schließlich hatte sie ja den halben Tag frei und ein halbes Jahr Ferien!
Diese Meinung hatte auch Benni immer hinaustrompetet.
Nach der Trennung war das alles natürlich nicht mehr wahr, was sie für die anderen getan hatte. Die Böse war sie, er würde schon seine Gründe gehabt haben, sie zu betrügen!

„Woran denkst du?" fragte Hans lächelnd.
Sie sah ihn offen an. „An Männerfreundschaften und Frauen-Nicht-Freundschaften."
Sie weihte ihn knapp in Niklas' und ihre Geschichte ein.
Hans war froh, dass er nun endlich eine Erklärung bekam.
Er hatte nie verstanden, warum die beiden nicht zusammengekommen waren.
Er hatte sie auf dem Ball nicht aus den Augen gelassen, hatte das Gefühl gehabt, auf ganzer Linie verloren zu haben.
Die beiden schienen von der einen auf die andere Sekunde schockverliebt zu sein.

Natürlich hatte ihn die Eifersucht gezwickt, sie hatte ihm schon mehr als gefallen!
Und obwohl er gemerkt hatte, dass Amor kräftig zugeschlagen hatte, hatte er sie ein paar Tage später angerufen.
Er wollte eben nichts unversucht lassen, wollte sich nicht vorwerfen, feige gewesen zu sein.

Aber sie hatte ihn zum zweiten Mal eindeutig abserviert.
Damals hätte er sich nicht vorstellen können, dass dieses schöne Mädchen einmal seine beste Freundin werden würden.
Auch nicht, dass er jemals eine beste Freundin haben würde.
Aber sie war einfach ein verdammt netter Kerl!
Was dann auch Laura zugeben musste.
Laura, die das wunderhübsche Baby auf dem Arm hatte, das ihr mehr als gut stand!
Marie würde ihr Glück finden, davon war er überzeugt.
Die Tränen der Vergangenheit, die er so oft getrocknet hatte, würden eben Vergangenheit sein.
Aber dafür musste er wohl nun los, seinen Job als Postillion d'amour machen.
Es war vier Uhr nachmittags.


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