Teil 17 * Die Bücher 13
Liebste Marie!
Nun sind bald Pfingstferien. Ich habe den gebuchten Urlaub nach Korsika in letzter Minute storniert.
Es schien mir keinen Sinn zu machen, allein dort hinzufliegen, obwohl ich die Insel sehr liebe.
In den letzten Tagen bin ich etwas zuversichtlicher geworden, dass ich dich zurückbekomme. Wahrscheinlich war das Gespräch mit Lucie und Mike schuld daran.
Wir telefonieren hin und wieder miteinander, sie scheinen es zu schaffen, sprechen auch von einem Kind. Kein Ersatz für Amelie, aber ein Neuanfang.
Es würde mich freuen.
Seltsamerweise denke auch ich immer öfter an ein Kind, ein Kind mit dir, obwohl Nachwuchs in meinem Lebensplan nie einen Platz eingenommen hatte.
Ich muss mal wieder mit Paul sprechen. Wir reden nicht über dich, aber er muss doch fühlen, wie schlecht es mir geht!
Vielleicht entbindet er mich doch von meinem Versprechen.
Aber es muss bald sein, ich habe eine solche Panik, dass du dich in einen anderen verlieben könntest. Oder, noch schlimmer, dass du nach der Enttäuschung mit mir Benni zurückkommen lässt!
Fuck! Ich rufe jetzt Paul an!
So! Nichts! Keine Chance! Er hat mir die Hölle heiß gemacht! Ich sollte nicht einmal dran denken! Dann hat er wieder eine Migräneattacke bekommen, damit ich ja seine Verletzungen nicht vergesse!
Tu ich ja nicht!
Nie!
Aber schuld ist doch der Schläger, schuld bin doch nicht direkt ich!
Aber er sieht das ganz anders!
An dem anderen kann er sich ja nicht rächen, der ist ja nicht einmal erwischt worden. Für die Polizei war das einfach eine Schlägerei zwischen betrunkenen Jugendlichen. Von dem Vergewaltigungsversuch konnten wir nichts erzählen. Wir waren so jung und dumm!
Wir waren nur panisch, dass meine Eltern Wind davon bekommen!
Wenn du die Geschichte kennen würdest, würdest du mich vielleicht sogar verachten.
Und dann habe ich ihm auch noch Jenni angedreht! Ich hielt es für eine gute Idee, mich hat sie sowieso nicht mehr interessiert, ihn schon, also habe ich sie ihm gerne abgetreten! Das ahnte doch auch keiner, dass die so durchdrehen würde!
Und jetzt hängt er schon wieder in einer Ehe fest, wegen eines Kindes.
Mit der ersten Frau war es ja auch schon so!
Sein Vater hat Kohle, da hat Manu sich ein schönes Leben an seiner Seite ausgemalt, ist auch ganz überraschend schwanger geworden, und dann hat sie sich in einen anderen verknallt, ist nach Mallorca gezogen, er sieht seine Tochter einmal im Jahr! Aber zahlen darf er ordentlich!
O Marie! Jetzt hänge ich schon wieder in der Vergangenheit fest! Aber daran ist ja schließlich meine Zukunft zerbrochen! Die Zukunft, die ich so gerne mit dir geteilt hätte!
Ich war von Anfang an so sicher, dass es mit uns zwei was Ernstes werden würde.
Ich habe noch nie eine Frau gebeten, eine Beziehung mit mir einzugehen!
Im Gegenteil! Ich habe immer sehr schnell klargemacht, dass da keine Chance bestünde, nicht mit mir!
Die einen haben es geglaubt, andere haben gehofft, dass sie die eine wären, die mich umstimmen könnte.
Aber die eine warst nur du, Marie, und du hast mich nicht einmal umstimmen müssen!
Und ausgerechnet bei dir zeigt mir das Schicksal eine lange Nase.
Ich vermisse dich jeden Tag mehr, Marie!
Niklas
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Hallo, Niklas!
Heute bin ich wieder einmal am Ende mit meinen Nerven!
Das mit Benni war wohl wieder einmal ein riesiger Fehler! Er kommandiert mich herum wie früher, besteht darauf, mit zum Arzt zu gehen, gibt den ganzen Tag und überall den werdenden Vater, läuft mit stolzgeschwellter Brust herum!
Er lässt sich von den Freunden feiern, als hätte er irgendetwas mit dem Kind zu tun!
Überall verkündet er, es würde sicher ein Sohn, denn Männer wie er würden nur Söhne zeugen!
Es kotzt mich einfach nur an. Jetzt sind auch noch Ferien, und er hat sich Urlaub genommen! Sophie ist ziemlich sauer auf mich, Harald nicht minder!
Meinen Eltern haben sie es mittlerweile erzählt, also die Story von Benni und mir, aber wie ich schon gedacht habe, hat es sie nicht weiter interessiert. Aber wenigstens haben sie einen Aktiensparvertrag angelegt für das einzige Enkelkind, das sie wohl je haben werden.
So drückt man bei uns eben Gefühle aus!
Mit mir haben sie noch gar nicht gesprochen, nur mit Sophie über mich!
Wie wohl deine Eltern sind?
Sicher anders!
Ob sie sich über ein Enkelkind freuen würden? Deine Schwester hat ja Kinder, ich habe nicht einmal gefragt, wie viele!
Aber ich hatte ja gedacht, ich hätte noch etwas Zeit für all die Fragen, die man sich so stellt, wenn man ein Paar ist!
Und jetzt ist nur eine einzige geblieben, die ich dir stellen möchte: Warum?
Aber auch dazu wird es nicht kommen.
Benni ruft schon wieder nach mir!
Ich sitze doch tatsächlich im Bad und schreibe. Danach muss ich das Buch wieder unter einem Wäschestapel verstecken!
Pack ich das?
Ich glaube nicht!
Ich kann nicht mehr mit ihm zusammenleben, auch wenn er sich sehr bemüht!
Ich muss mit ihm sprechen!
Morgen!
Heute bin ich tod- tod- todmüde!
Zu viele Probleme!
Zu viel Sehnsucht!
Sehnsucht noch immer!
Zu wenig du!
Wo stünden wir heute, wenn du nicht gegangen wärst?
Ich habe mich lange immer wieder in diese Beziehung hineingeträumt!
In deine Arme zurückgeträumt!
Jetzt habe ich nicht einmal mehr das!
Benni lässt mich kaum aus den Augen, stellt immer wieder die gleichen blöden Fragen.
„Denkst du wieder an ihn?"
„Wo bist du denn schon wieder in deinen Gedanken?"
Wo schon! möchte ich ihn anbrüllen. Im Bett mit Niklas! Zufrieden?
Bisher konnte ich mich immer noch zusammenreißen, aber irgendwann werde ich explodieren, ich weiß es genau!
Marie, kurz vor dem Durchdrehen.
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