Kapitel 45 - Verrückte Ideen
Maryana war in einer kleinen Wohnung in einer durchaus gepflegten Gegend in LA untergekommen. Und vor der Türe genau dieser Wohnung stand Harry nun mit trommelndem Herzen, als er darauf wartete, dass die Blondine ihm öffnete.
»Ich warne dich!«, hörte er schon ihre zischende, genervte Stimme durch die Türe. Irritiert runzelte Harry die Stirn, doch bevor er sich weiter Gedanken darüber machen konnte, zog Maryana bereits die Wohnungstüre auf.
»Hey«, lächelte sie ihn an, wirkte aber merklich unsicher. Dieser ganze Tag musste schon jetzt zu viel für sie gewesen sein und gleich würde Harry dem Ganzen noch die Krönung verpassen.
»Komm rein«, sagte sie und machte einen Schritt zur Seite, damit er eintreten konnte.
Anstatt dass Harry sich nun aber Gedanken darüber machen konnte, ob er Maryana nicht vielleicht zur Begrüßung umarmen sollte, wie er es zu ihren guten gemeinsamen Zeiten immer getan hatte, fiel sein Blick direkt auf etwas anderes - oder besser gesagt auf jemanden. Ein großgewachsener, gutaussehender Mann stand in Maryanas kleinem Flur und sah ihm direkt in die Augen.
Für einen Moment war sich Harry sicher, dass sich Maryana in dem letzten halben Jahr neu verliebt und einen neuen Mann in ihrem Leben hatte, was seinen Plan natürlich erschwert hätte und ihm schon wieder einen Stich ins Herz verpasst hätte. Als der Kerl dann aber überschwänglich auf ihn zukam und Harry stürmisch umarmte, kamen ihm Zweifel an seiner Theorie.
»Na, dass wir uns endlich mal begegnen!«, freute er sich laut, während Harry überrumpelt die Umarmung erwiderte.
»Edin!«, zischte Maryana schon wieder erschrocken, als sie die Szene beobachtete und langsam fiel der Groschen auch bei Harry. Das musste also der berühmte Edin sein und auch ihm hatte Maryanas Warnung zuvor gegolten.
»Genau der bin ich«, nickte Edin und hatte seine Arme immernoch um ihn geschlungen. »Edin, Maryanas bessere Hälfte.«
In solchen Momenten war Harry froh darüber, dass er dank seines Jobs unerwarteten Körperkontakt gewöhnt war.
»Und du bist Harry, das weiß ich. Wir hätten uns schon viel eher treffen sollen, aber Maryana hat da wohl versagt.«
Lächelnd sah Harry den rothaarigen jungen Mann an. »Freut mich, Edin.«
»Und Edin wollte auch gerade gehen!«, grätschte nun Maryana dazwischen, woraufhin ihr bester Freund endlich seine Hände von Harry löste. Mittels Augenakrobatik wollte Maryana ihm wohl klarmachen, dass er nun endlich verschwinden sollte.
»Achja«, rollte er widerwillig mit den Augen. »Na schön. Ich wünschte, wir wären uns unter schöneren Umständen begegnet. Dann überlasse ich euch mal eurer Krisensitzung. Ich hol nur eben noch meine Sachen.«
Mit diesen Worten verschwand er wieder in eines der angrenzenden Zimmer und ließ Maryana und Harry alleine.
Eines hatte Edin tatsächlich geschafft - er hatte die Situation etwas aufgelockert. Als Harry und Maryana nun jedoch schweigend nebeneinander im Flur standen, drohte wieder diese unangenehme Stille aufzukommen.
»Na, lange nicht gesehen«, brach sie Harry, bevor sie noch an Macht gewinnen konnte.
Lächelnd zuckte Maryana mit den Schultern.
»Also ich hab dich schon oft gesehen. Oder zumindest deinen Nacken«, sagte sie und schien sich über ihre eigenen Worte zu wundern, als sie sie laut ausgesprochen hatte. »Also, wegen des Albumcovers, meine ich«, erklärte sie schnell und drohte etwas rot um die Wangen zu werden.
»Das dachte ich mir schon«, lachte Harry heiser und hörte zu seiner Überraschung auch lautes Lachen aus dem angrenzenden Raum.
»Edin, du sollst dich beeilen!«, knurrte Maryana laut durch die Wohnung, um ihren lauschenden besten Freund endlich loszuwerden.
Nur wenig später erschien Edin mit breitem Grinsen im Gesicht, sowie einem Pullover und seinem Handy in der Hand wieder im Flur.
»Bin schon weg«, verkündete er mit singender Stimme und wandte sich im Vorbeigehen nochmal an Harry. »Bis bald!«
Harry hätte schwören können, dass Edin gerade schon wieder zu einer Umarmung ausholte, als Maryana ihn aber rechtzeitig zurückhielt und ihn aus der offenen Wohnungstür schob.
»Ich melde mich«, sagte sie noch knapp und ließ die Tür ins Schloss fallen.
Dann richtete sie ihren Blick auf Harry.
»Setz das mit auf die Liste der Dinge, die mir leid tun«, seufzte sie müde, doch Harry winkte ab.
»Achwas. Scheint doch ein lieber Mensch zu sein.«
»Ist er. Und auch eine Nervensäge. Aber komm bitte erstmal ganz rein.«
Maryana führte Harry in das kleine Wohnzimmer ihrer neuen Wohnung. Seit etwas mehr als drei Monaten wohnte sie nun hier und hatte langsam das Chaos des Umzugs und auch das Chaos in ihrem Leben in Ordnung gebracht. Die Wohnung war klein, aber vor allem auch alleine Maryanas Reich.
Es hätte alles wunderbar laufen können, hätte David heute nicht alles wieder aufgewirbelt.
»Wie geht's dir?«, war Harry wieder einmal der Erste, der das Wort ergriff, kaum dass er auf dem hellgrauen Sofa Platz genommen hatte. Diese Frage hatte er Maryana inzwischen verdächtig oft gestellt.
Seufzend ließ sich Maryana neben ihn fallen und wandte sich dem Sänger zu.
»Heute ist ein richtig beschissener Tag«, sagte sie dann ehrlich und direkt. »David ist ein Penner, die halbe Welt scheint mich zu hassen und du solltest eigentlich gerade deine neue Karriere feiern, anstatt hier zu sitzen.«
Die ersten beiden Punkte konnte Harry noch nachvollziehen, doch bei Letzterem schüttelte er stur den Kopf.
»Mach dir um mich mal keine Sorgen«, versuchte er Maryana gut zuzureden, aber diese blieb bei ihrer Linie.
»Ist Jeff sehr sauer?«
»Wie kommst du denn jetzt auf Jeff?«, fragte Harry irritiert.
»Na, immerhin hat er John angerufen.«
Brummend schlug sich Harry die Hand vors Gesicht. Hätte er doch lieber mal aufmerksamer zugehört, als Jeff ihm zuvor berichtet hatte, was auf sie zukommen würde und welche Schritte er in die Wege geleitet hatte, anstatt Hasskommentare über Maryana im Netz zu lesen.
»Er hat die Buchveröffentlichung nach hinten verschoben, stimmt's?«, mutmaßte Harry und sah die Blondine fragend an.
Diese nickte. »John ist aus allen Wolken gefallen, er wusste ja von nichts.«
»Aber das hat nichts zu bedeuten. Jeff hofft einfach, dass sich das alles nach einer Weile wieder beruhigt und wir dann ohne große Aufschreie das Buch veröffentlichen können.«
Wieder schien Maryana resistent gegen Harrys Optimismus zu sein.
»Nach allem, was ich heute so gelesen habe, müsstet ihr da ewig warten. Ich werde auf ewig diejenige sein, die zwei Kerle verarscht hat und Harry Styles' Herz so gebrochen hat, dass er ein halbes Album darüber geschrieben hat«, platzte es unkontrolliert aus ihr heraus und sofort bereute sie ihre Worte wieder.
Immerhin war es auch genau das, was sie getan hatte. Die Leute hassten sie zu recht, auch wenn sie nicht involviert waren und ihrer Wut auf sie auch auf zu harte Art und Weise kundtaten.
»Tut mir leid!«, entschuldigte sich Maryana auf der Stelle und zum wiederholten Male an diesem Tag. »Ich bin einfach.. Ich bin so wütend auf mich selbst, auf David, auf all diese Leute im Netz. Und ich hab' John so enttäuscht. Er hat so viel auf mich gesetzt und war so stolz auf dieses Projekt. Und jetzt ist Maryana Clark bloß noch die Frau, die ein Buch über Harry Styles schreiben sollte und stattdessen mit ihm geschlafen hat.«
Harry hatte schnell bemerkt, dass Maryana in einer Sackgasse gelandet war, in der sie keinen Ausweg mehr sah und sich auch kein gutes Wort über sich selbst erlauben wollte.
Ob das dazu beitragen würde, dass sie seinen Vorschlag vielleicht nicht direkt als hirnrissig ansehen würde, war die Frage.
»Genau deshalb bin ich eigentlich auch hier«, hakte Harry an diesem Punkt ein. »Ich hab' gelesen, was über dich geschrieben wird und es wird auch schon bald in den Zeitungen stehen,
wenn das nicht sogar schon längst passiert ist. Das hast du nicht verdient und ich weiß, wie wichtig dein Name für deinen Job ist«, fing Harry vorsichtig an und hatte Maryanas volle Aufmerksamkeit. »Aber ich glaube, es gäbe da eine Möglichkeit, wie du doch halbwegs sauber aus der Sache rauskommst.«
»Die da wäre?«, fragte Maryana skeptisch, aber gespannt.
»Naja, David stellt sich als Opfer mit gebrochenem Herzen dar. Aber was mich angeht, können wir dagegen noch angehen. Wir können für die Öffentlichkeit behaupten, dass wir uns verliebt hätten. Das kann uns niemand vorwerfen und meine Fans - zumindest die meisten - hätten keinen Grund mehr, dich dafür zu hassen. Selbst wenn sie andere Gründe finden, dich nicht zu akzeptieren, ist zumindest dein Name reingewaschen.«
Zögerlich sah Harry Maryana an und beobachtete jede Regung in ihrem Gesicht. Dort rührte sich allerdings überraschend wenig.
»Hab ich das richtig verstanden? Du schlägst vor, wir sollten für die Öffentlichkeit ein Paar spielen, damit ich moralisch nicht wie das letzte Arschloch dastehe, das ich vor einem halben Jahr nun mal war?«, fasste sie ausdruckslos zusammen und starrte ungläubig in Harrys Augen.
»Joarh«, nickte der. »Also, zumindest für eine Weile. Wenn wir uns dann öffentlich trennen, kann auch gerne ich Schluss machen. Dann kommst du noch besser davon.«
Endlich regte sich doch etwas in Maryanas Gesicht. Zu Harrys Erstaunen lachte die Blondine herzhaft.
»Harry, das ist doch irre«, meinte sie. »Nach allem, was passiert ist. Wieso solltest du das machen? Du hast doch so viele andere Dinge, um die du dich im Moment kümmern solltest.«
Schulterzuckend lächelte Harry sie an und fuhr sich durch die braunen Locken.
»Ich hab's dir doch gerade angeboten. Ich will eben nicht, dass dir David dein Leben verbaut. Ich hätte deinen Namen, abgesehen von dem Buch, gerne aus der Öffentlichkeit rausgehalten, aber da du nun schon mal in aller Munde bist, können wir es eben nur noch in die andere Richtung wenden. Überleg's dir einfach.«
»Das ist... verrückt«, lachte Maryana immernoch leicht und schüttelte den Kopf. »Aber auch unheimlich lieb von dir, Harry.«
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