Kapitel 26 - Aussprache [2]
Wie wild trommelte Maryanas Herz in ihrer Brust.
Wäre sie bloß nicht hierhergekommen.
Hätte sie bloß niemals einen Blick in Harrys Notizbuch geworfen.
Hätte sie ihn bloß niemals darauf angesprochen.
Alles wäre ihr lieber gewesen als die Situation, in der sie sich nun befanden.
Harry war so grausam ruhig, gefasst und vernünftig. Er tat nichts und doch löste er eine Welle an Emotionen in der jungen Frau aus, wie er dort am Fenster stand und sie flehend ansah.
»Tu als wüsstest du von nichts und sei einfach genauso wie immer, ja?«
»Aber Harry...«
»Bitte.«
Es wäre so viel einfach gewesen, hätte Harry Maryana weniger am Herz gelegen als er es nun einmal tat.
Sie konnte nicht einfach ignorieren, dass er anscheinend Gefühle für sie hatte und nun mit dieser Enttäuschung alleine sein musste.
»Du hast nichts falsch gemacht, es ist alles gut«, schenkte ihr Harry ein sanftes Lächeln, das Maryana nur noch mehr das Herz brach.
Er stieß sich von der Fensterbank ab und kam auf Maryana zu.
»Ich will mich nicht zwischen dich und David drängen, wenn du glücklich bist. Keine Sorge. Genau deshalb wollte ich all das auch einzig und alleine meinem Notizbuch anvertrauen.«
Peinlich berührt hievte sich nun auch Maryana wieder auf die Beine.
»Tut mir leid, dass ich..«
»Schon gut«, winkte Harry ab.
»Okay, dann.. dann sollte ich jetzt wohl besser gehen.«
Mit mulmigem Gefühl ging Maryana auf die Hotelzimmertüre zu und wurde prompt von Harry überholt.
Selbst jetzt öffnete er ihr noch zuvorkommend die Türe.
Noch einmal blieb Maryana vor der offenen Türe stehen und wandte sich Harry zu.
»Du musst mich gerade hassen, nicht wahr?«, murmelte sie bedauernd, doch ehrlich.
Auch für sie war diese Situation, in die sie sich manövriert hatten, unerträglich.
Wieder lächelte Harry sie an und schüttelte den Kopf.
Schon am ersten Abend waren Maryana Harrys Grübchen ins Auge gestochen und auch heute zauberten sie ihr sofort unwillkürlich ein Lächeln in Gesicht und Herz.
»Auf keinen Fall«, versicherte er der Blondine und legte ihr, als wollte er versprechen, dass er aufrichtig war, seine Hand an Maryanas Oberarm.
»Ehrlich gesagt hasse ich im Moment eher mich selbst, weil ein Teil von mir immer wieder gehofft hat, dass du in deiner Beziehung unglücklich wärst. Und das ist schrecklich egoistisch.«
Es waren Sekunden. Es waren wenige Blicke. Es war wie ein Blitz, der Maryana durchfuhr.
In seinem grauen Hoodie stand Harry vor ihr, leicht gegen die offene Tür gelehnt und eine Hand an ihrem Arm.
Und mit einem Mal war da wieder alles, was sie in den letzten Wochen und Monaten so sehr beschäftigt hatte.
Seine ehrlichen Worte und seine noch ehrlicheren Augen. Diese Fürsorge, die ihn umgab und dazu der Charme, wenn er dieses schiefe und zugleich umwerfende Lächeln aufsetzte.
In all dem verlor sich Maryana dieses Mal gänzlich und rettungslos.
Sie konnte sich bloß mehr selbst beobachten, wie ihre Hände plötzlich magisch von Harry angezogen wurden.
Nicht das leichteste Zögern, nicht der leiseste Zweifel, als sie ihre Hände um seinen Hals legte, sich leicht auf ihre Zehenspitzen stellte und Harry zu sich zog.
Widerstandslos ließ er es zu, dass sie ihre Lippen auf seine legte und ihn stürmisch küsste.
Selbst als sie seine Hände an ihrer Taille spürte und hörte, wie er schwungvoll die Türe wieder ins Schloss warf ohne sich von ihr zu lösen, machte sie keinen Rückzieher.
Sie hatte alles, was sie zuvor gesagt hatte ernst gemeint.
Sie liebte David tatsächlich - doch in diesem Moment hatte Maryana, zumindest zeitweise, all ihre Prinzipien über Bord geworfen und war Harrys Charme und seiner Nähe vollkommen erlegen.
Unter ihren stürmischen Küssen zog Maryana Harry fordernd mit sich, zurück in die Mitte der Suite.
Sie wusste nicht, wo in diesem Appartement das Bett stand, doch sie vertraute darauf, dass Harry sie in die richtige Richtung lenken würde.
Nur kurz löste er seine Lippen von ihren, um sich von der Blondine bereitwillig den grauen Hoodie über den Kopf ziehen zu lassen.
Spätestens bei diesem Anblick, als Harry seinen Pullover zu Boden warf und bloß mehr schwer atmend in seiner engen schwarzen Jeans vor ihr stand, war Maryanas Verstand ausradiert.
Anstatt ihr selbst geriet dafür Harry kurz ins Stocken und zögerte, ehe er es wagte, Maryana wieder anzufassen.
Sein Mund öffnete sich, doch als hätte er Angst davor, das Falsche zu sagen und die Situation damit kaputt zu machen, blieb er vorerst stumm.
»Du..«, vernahm Maryana bloß leise, kaum hörbar, seine Stimme. Doch bevor er weitersprechen konnte, versiegelte sie seinen Mund wieder mit ihren Lippen.
»Sag' jetzt bitte nichts«, bat sie ihn atemlos zwischen wilden Küssen und zog ihn wieder bestimmend mit sich.
Seine Nähe, seine Berührungen, seine weichen Lippen - alles fühlte sich in diesem Moment viel zu gut an, um falsch sein zu können.
Sie hatte so oft darüber geschrieben und die Menschen ermahnt, im Hier und Jetzt zu leben. Es war an der Zeit, dass sie ihre eigenen Ratschläge befolgte,
Maryana dachte nicht an später, als sie sich gemeinsam mit Harry auf dessen großes Hotelzimmerbett fallen ließ.
Sie verschwendete keinen Gedanken an morgen, als sie seine warmen Hände und weichen Lippen auf ihrer Haut spürte und gleichzeitig ungeduldig nach seinem Gürtel tastete.
Sie lebte im Hier und Jetzt und tat das, was sie genau jetzt wollte - und das war im Moment Harry.
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Das Verrückte an Lust und Leidenschaft war, dass sie ebenso schnell verschwinden konnte, wie sie gekommen war.
Erschöpft und atemlos rollte sich Maryana auf den Rücken und starrte an die Zimmerdecke, während Harry neben ihr ebenso schnell atmete.
Zwar war ihr Körper noch ausgelaugt von dem, was sich eben in diesen Laken abgespielt hatte und ihr Herz trommelte noch mit erhöhter Geschwindigkeit in ihrer Brust, doch gleichzeitig ließ dieses extatische Gefühl auch mit jeder Sekunde nach.
Die Euphorie verrauchte und legte langsam Maryanas klaren Blick auf die Dinge wieder frei.
Sie hatte David betrogen.
Unter ihren schweren Atemzügen fuhr sie sich verzweifelt durch die schweißnassen Haare.
Auf einen Schlag fühlte sich das, was unter Harrys Berührungen gerade noch so wohlig gebrannt hatte an, als stünden dort nun verräterische Brandmale.
Erfüllt von Selbsthass schlug sich Maryana die Hände vors Gesicht.
Sie war doch nie ein Mensch gewesen, der Andere hinterging - schon gar nicht den Menschen, den sie liebte.
Was hatte sie nur geritten, dass sie David das hier angetan hatte? Was war nur in sie gefahren?
»Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße!«, fluchte die junge Frau plötzlich ohne Vorwarnung vor sich hin und schnellte in die Höhe.
Ihren Körper mit dem weißen Laken verdeckend suchte sie ihre Klamotten zusammen und versuchte sich innerhalb von Rekordzeit anzuziehen.
»Was zur Hölle war das denn, das hätte niemals passieren dürfen!«, polterte sie gleichzeitig vor sich hin, ohne Harry anzusehen. »Dieser komplette Abend hätte nie passieren dürfen! Dieses Gespräch, diese Geständnisse - und ganz zu Schweigen von dem hier!«
Schon wieder wirkte Harry, genau wie schon den ganzen Abend lang, erschreckend gefasst und setzte sich ruhig auf der Matratze auf.
»Glaub mir, das war auch wirklich nicht mein Plan«, sagte er in einer fast schon entschuldigenden Tonlage.
Seufzend hielt Maryana inne und wandte sich ihm nun doch zu.
Ihr war durchaus bewusst, dass sie zuletzt die treibende Kraft gewesen war, dass es so weit kommen konnte.
»Ich weiß. Ich hätte nicht.. Es tut mir leid«, suchte sie nach den richtigen Worten und war gleichzeitig am Rande der Verzweiflung.
»Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, ich hätte das niemals tun dürfen. Das, was ich vorhin gesagt habe, war mein Ernst. Das hier hätte nie passieren dürfen!«
Ehe Maryana völlig hysterisch werden konnte, griff sie nach ihrem Handy, das lose am Boden lag und wohl aus ihrer Hosentasche gefallen sein musste.
Ein entgangener Anruf von David.
»Maryana, beruhige dich erstmal.«
»Ich.. ich geh' jetzt. Das hätte ich schon viel früher tun sollen«, seufzte die Blondine resigniert. »Wir.. wir reden später, ja?«
Harry nickte leicht.
»In Ordnung...«
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Hey, ihr Lieben!
Ich wollte mich mal für alle Votes und eure lieben Worte bedanken!
Jedes einzelne freut mich ungemein und schon macht es auch mehr Freude, hier weiterzuschreiben! :)
Wenn ich nur mal an meiner Semianrarbeit so fleißig schreiben würde wie hier, würde die Uni wohl auch geschmeidiger
laufen. Aber darin kommt eben auch leider kein Harry Styles vor.. :D
Wie dem auch sei. Wie gesagt:
Vielen lieben Dank und bis bald! 💓
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