44. Ich habe einen Fehler gemacht
Für den nächsten Abend hatte Louis Harry zu sich nach Hause eingeladen.
Die Stimmung zwischen den beiden Männern war angespannt.
Doch Louis hatte sich fest vorgenommen, Harry die Wahrheit zu sagen und ein für alle Mal alle Geheimnisse zwischen ihnen aus dem Weg zu räumen.
Es war ein kühler Abend, doch ein leises Knistern des Kamins füllte den Raum mit behaglicher Wärme.
Regale voller Bücher säumten die Wände. Ein stummes Zeichen von Louis' tiefgehender Leidenschaft für Literatur.
Die beiden Männer saßen auf dem Sofa, zwischen ihnen stand eine Flasche Rotwein und zwei Gläser.
Louis wirkte nervös, als Harry nach seinem zweiten Glas durch die vielen Manuskripte blätterte, die auf dem Sofatisch lagen.
„Louis...", murmelte er. „Die sind ... wahnsinnig gut, warum hast du sie nie veröffentlicht?"
Der Bibliothekar zuckte die Schultern. „Habe ich. Teilweise. Aber das ist für mich nicht so wichtig."
Harry zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Sondern?"
„Die Geschichte erzählt zu haben."
„Ich glaube, du könntest wirklich Erfolg mit diesen Ideen haben", sagte Harry und blätterte die Seite um.
Louis räusperte sich und nahm all seinen Mut zusammen. „Wo wir gerade von Erfolg sprechen...", stammelte er. „Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss."
Harry blickte auf und spürte, wie sein Herz begann, zu rasen.
Louis zitterte, als er ein Manuskript unter den anderen hervorzog und es Harry überreichte. „Ich möchte, dass du dir das ansiehst."
„Was ist das?", wollte Harry wissen, während er den Stoß Papier an sich nahm.
Seine Augen weiteten sich, als er den Titel erkannte.
Er blätterte durch die vielen Seiten, die alle per Schreibmaschine geschrieben waren.
Deutlich spürte er den schmerzhaften Stich in seiner Brust.
„Das ist das Originalmanuskript", flüsterte er und blinzelte.
Harry's Gesichtsausdruck wechselte zwischen Verwirrung, Überraschung und schließlich Enttäuschung. „Also hast du das Buch geschrieben."
Louis wich seinem Blick aus und heftete ihn stattdessen an den Kamin. „Ja."
Harry schluckte. „Warum hast du es mir nie gesagt?"
Einen Moment lang sagte Louis nichts, dann atmete er einmal tief durch und versuchte sich an einer Erklärung, auch wenn er diese kaum in Worte fassen konnte.
„Ich hatte Angst, dass du mich anders sehen würdest, dass es etwas zwischen uns verändern könnte. Vielleicht hatte ich auch ein bisschen Angst vor deinem Urteil."
„Meinem Urteil?", wiederholte Harry fassungslos. „Spinnst du? Ich liebe dieses Buch, und das hast du von Anfang an gewusst."
Louis hob schuldbewusst die Schultern an. „Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass es zu spät ist und dass ich den richtigen Moment verpasst habe, es dir zu erzählen."
„Blödsinn", zischte Harry. „Du hast mir die ganze Zeit über zugesehen, wie ich wie ein Vollidiot nach dem Autor dieses Buches gesucht habe, während du die ganze Zeit wusstest, dass du es selbst geschrieben hast."
„Harry..."
Der Lehrer konnte spüren, wie seine Augen feucht wurden. „Du hast mir die ganze Zeit ins Gesicht gelogen, ohne mit der Wimper zu zucken."
Louis schüttelte entschieden den Kopf. „So war das nicht."
„Doch, genau so war es", widersprach Harry. „Vertraust du mir wirklich so wenig, dass du geglaubt hast, ich hätte dein größtes Geheimnis nicht für mich behalten können?"
„Aber darum ging es doch gar nicht."
„Worum dann?", fauchte Harry, jetzt zornig. „Ich verstehe es nicht. Ich verstehe gar nichts mehr."
Louis legte seinem Freund eine Hand auf den Oberschenkel, doch der schüttelte sie sofort ab.
„Ich hatte Angst, dich zu verlieren, weil ich damit zu lange gewartet habe", erklärte Louis mit zitternder Stimme. „Ich ... Ich bin schlecht mit solchen Dingen und habe mich lange Zeit sehr wohl damit gefühlt, für mich alleine zu sein. Ich habe nicht gewusst, wie es sich anfühlt, von ganzem Herzen zu lieben."
Ein bitteres Lachen drängte sich aus Harry's Brust.
„Beschissen", antwortete er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Weil es früher oder später immer wehtut."
Louis spürte, wie es ihn innerlich zerriss, Harry so verletzt zu sehen - und zu wissen, dass er der Grund dafür war.
Er nahm seine Hand und sah ihm in die Augen. „Bitte verzeih mir, dass ich dir so lange nichts gesagt habe. Ich wusste nicht, wie. Das hat nichts mit meiner Liebe zu dir zu tun. Glaub mir, ich habe noch nie jemanden so sehr geliebt, wie ich dich liebe. Ich muss das alles doch auch erst lernen."
Harry schüttelte den Kopf und konnte kaum einordnen, was er da hörte. „Woher kommt dann dein plötzlicher Sinneswandel?", wollte er zitternd wissen. „Warum soll ich es plötzlich wissen?"
Louis seufzte. „Ich hatte ein Gespräch mit Niall und..."
„Niall?", unterbrach Harry ihn entrüstet. „Du brauchst ein Gespräch mit meinem besten Freund, um zu bemerken, dass es falsch ist, mich anzulügen?"
„Nein, er...", stammelte Louis, fieberhaft auf der Suche nach einer passenden Antwort. „Er hat mir die Augen geöffnet und mir einen Weg gezeigt, dir die Wahrheit zu sagen."
„Wann hattest du denn vor, mir das zu sagen?"
Louis schwieg.
Harry spürte, wie der tiefsitzende Schmerz in seiner Brust ihm das Atmen schwer machte.
„Hättest du es mir gesagt?"
Louis nickte. „Natürlich hätte ich das."
„Komisch", fauchte Harry. „Im Nachhinein seid ihr euch immer einig, dass ihr irgendwann schon das Richtige getan hättet."
Louis ließ entmutigt die Schultern hängen. „Komm schon, Harry, das ist nicht fair. Ich bin nicht wie die ganzen Männer, die dich vor mir falsch behandelt haben."
„Ja", gab Harry in ironischem Tonfall zurück. „Das haben die auch gesagt."
Der Bibliothekar wusste nicht, wie er die Situation entschärfen konnte.
Er konnte Harry's Reaktion verstehen, und sie überraschte ihn auch nicht - aber er wünschte sich so sehr, die ganze Sache wäre anders gelaufen und er hätte sich zu einem viel früheren Zeitpunkt für einen anderen Weg entschieden.
Harry hingegen konnte die Situation kaum begreifen.
Er verstand nicht, was er falsch gemacht hatte, warum Louis ihm nichts erzählt hatte - und vor allem fragte er sich, wie er so naiv hatte sein können, um ernsthaft zu glauben, jemand könnte so perfekt sein, so makellos und voller Liebe.
Er hatte wochenlang nach dem Haken gesucht, stundenlange Gespräche mit Niall geführt und sich schließlich davon überzeugen lassen, dass es auch ehrliche Menschen gab.
Dass es nicht nur diejenigen gab, die ihn belogen oder benutzten, weil sie gerade niemanden hatten, mit dem sie mal eben in die Kiste hüpfen konnten.
Louis konnte sehen, wie Harry seine Tränen zurückhielt. Seine Brust zuckte, er zitterte am ganzen Körper. Sein Blick lag leer auf dem Manuskript auf dem Tisch.
„Harry, ich habe einen Fehler gemacht", redete er möglichst ruhig auf ihn ein. „Aber ich war bezüglich meiner Gefühle für dich immer ehrlich."
Der Lehrer schnaubte verächtlich auf. „Wie groß kann die Liebe schon gewesen sein, wenn du mir den größten Erfolg deines Lebens verheimlichst?"
Louis spürte, wie auch seine Augen sich mit Tränen füllten. „Zu groß, um zu riskieren, dich zu verlieren."
Einen Moment lang war es still zwischen den beiden Männern, dann stand Harry auf und ging zur Tür. „Zu spät."
Augenblicklich war Louis auf den Beinen, um ihn am Gehen zu hindern.
„Bitte tu das nicht", flehte er und griff nach Harry's Hand. „Wir können in Ruhe darüber reden."
Harry blickte ihm aus tränennassen Augen entgegen. „Was hast du mir noch alles nicht erzählt?", wollte er von ihm wissen. „Hast du mit anderen geschlafen, während du mit mir zusammen warst?"
„Was?", fragte Louis ungläubig. „Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf?"
Harry wich seinem Blick aus. „Wenn ich dir als Partner schon nicht gereicht habe, dann..."
Louis presste die Lippen zusammen und zog Harry wortlos in seine Arme.
Zu seiner Überraschung wehrte er sich nicht.
Er verharrte regungslos in der Umarmung und Louis legte seine Lippen behutsam an sein Ohr. „Ich liebe dich. Nur dich. Ich will niemand anderen."
Harry schluchzte und Louis sah ihn schuldbewusst an. „Komm, setz dich. Ich bringe dir ein Glas Wasser."
Als die beiden Männer sich voneinander lösten, trafen sich ihre Blicke.
Blau traf auf Grün.
„Lass es mich wieder gut machen", flüsterte Louis und strich Harry eine feuchte Strähne aus dem Gesicht.
Sie konnten ihre Blicke nicht mehr voneinander lösen.
Harry, dessen Augen ganz gerötet waren und Louis, in dessen Mimik sich die tiefe Sorge spiegelte, die Liebe seines Lebens zu verlieren.
Es war ein Moment intensiver Stille.
Die Luft zwischen ihnen war geladen mit aufgestauten Emotionen und unausgesprochenen Worten.
Harry's Atmung war schwer, seine Augen funkelten vor Ärger, aber auch einem anderen Gefühl, das noch in ihm brodelte.
Ein Funke, der nicht nur aus Wut, sondern auch aus der Sehnsucht und der Leidenschaft bestand, die er Louis gegenüber spürte.
Louis' Hände zitterten leicht, als er Harry's Arme umfasste und über dessen Kopf hob, um ihm die Autoschlüssel aus der Hand zu nehmen.
Seine Berührungen waren fest, und ihre Oberkörper berührten sich.
Der Körperkontakt ließ beide Männer innehalten.
Die Nähe ihrer Lippen, kaum ein paar Millimeter voneinander entfernt, ließ die Luft elektrisch knistern.
Harry konnte Louis' Atem spüren, während er seinen Blick nicht von dessen Lippen nehmen konnte, ehe er ihm wieder in die Augen sah.
Ihr Ausdruck war neu für ihn, kaum zu deuten, und irgendwie doch so klar, dass er das Gefühl hatte, genau zu wissen, was in ihm vorging.
Jeder Atemzug, jede Bewegung verstärkte das Bewusstsein füreinander.
Harry's Herz schlug schneller und er spürte, wie Louis' gegen seine Brust hämmerte.
Ihre Körper schienen von einer unsichtbaren Kraft zusammengehalten zu werden, gegen die sie sich nicht länger wehren konnten.
Die Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrschte, war überwältigend. Sie fühlten sich wie zwei Magneten, die sich unaufhaltsam aufeinander zubewegten. Die aufgestaute Wut, der Schmerz und die unausgesprochenen Gefühle vermischten sich zu einer packenden Leidenschaft.
Harry's Verstand sagte ihm, dass er gehen sollte, doch sein Körper weigerte sich, zu gehorchen.
Einen Moment lang standen sie da, unfähig, sich zu bewegen.
Harry's Augen wanderten über Louis' Gesicht, er sah die aufrichtige Reue in seinen Augen und die stille Bitte um Vergebung.
Louis' Blick war intensiv, voller Verlangen und tiefer Gefühle, für die er keine Worte fand.
Dann, plötzlich und fast unerwartet, gaben sie nach.
Harry zog Louis an sich und ihre Lippen trafen sich zu einem wilden, verzweifelten Kuss.
Ihre Hände erkundeten hektisch den Körper des anderen, als wäre es das erste Mal, dass sie einander nahe kamen.
Als sie sich schließlich ineinander verloren, wurde die anfängliche Wut durch eine tiefe, leidenschaftliche Verbindung ersetzt.
Sie fielen zusammen auf das Sofa, ihre Bewegungen synchronisiert, ihre Körper verschmelzend in einer tiefen Intimität, als Louis seufzend in Harry eindrang.
Sie hatten sich noch nicht einmal Zeit gelassen, die Hemden auszuziehen.
Stöhnend warf Harry den Kopf in den Nacken, kniff die Augen zusammen und krallte seine Finger tief in den Samt des Sofas.
Schwer atmend legte Louis seine Lippen in Harry's Halsbeuge und begann, dort stürmische Küsse zu verteilen.
Hastig griff Louis zwischen ihre beiden Körper und schloss eine Hand um Harry's Erektion.
Er drückte sich ihm entgegen und stieß ein nachdrückliches Seufzen aus, ehe Louis seine Bewegungen beschleunigte.
Er legte seine Hand in dessen Nacken, und als ihre Blicke sich trafen, lehnte Louis seine Stirn gegen die seines Freundes. Harry's Atem ging stoßweise, sein Gesicht war bedeckt von einer dünnen Schweißschicht.
Louis fuhr ihm durch den feuchten Haaransatz und keuchte in den Kuss, zu dem sich ihre Lippen nur eine Sekunde später trafen.
Zitternd stieß Harry einen Schwall Luft aus seinen Lungen, während er spürte, wie er seinen Höhepunkt erreichte und sich stöhnend zwischen Louis' Fingern auf den Stoff seines schwarzen Hemdes ergoss.
Als Louis seine Hand aus Harry's Schritt nehmen wollte, war er überrascht, als er sie wieder zurückschob.
Er war hungrig, fast gierig, obwohl er vor wenigen Minuten noch nach Hause gehen und sich dort verkriechen wollte.
Louis seufzte und spürte, wie Harry sich in seinem Rücken festkrallte, als er seine Hand erneut um ihn schloss.
Harry schrie auf und hinterließ leichte Kratzer auf seinem Rücken.
Kurz darauf spürte er Louis' Lippen auf den eigenen.
Er traf einen Punkt in ihm, von dem er selbst noch nicht gewusst hatte, dass er existierte.
Einen Moment lang sah er bunte Lichter vor seinen Augen tanzen, bis ihm auffiel, dass er den Atem angehalten hatte.
Louis bewegte sich schneller in ihm, und er hätte Harry in diesem Moment nicht nah genug sein können.
Immer dichter drängte er sich an ihn, drückte ihn fester in das Sofa und spürte die Erregung in sich mit jeder Sekunde wachsen.
Schwer atmend erreichte Harry schließlich seinen zweiten Höhepunkt.
Louis kam kaum eine Sekunde später, erregt von den lustvollen Lauten, die sich aus Harry's Brust drängten.
Außer Atem zog er sich aus ihm zurück und schloss ihn behutsam in die Arme.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er eine dünne Decke über sie zog.
Harry zitterte am ganzen Körper.
Erschöpft schloss der Lehrer die Augen und spürte, wie Louis ihn zudeckte.
Er konnte seinen Herzschlag hören, als seine Atmung sich langsam wieder beruhigte.
Einander körperlich nah zu sein, brachte eine Ruhe zwischen sie, die beiden gefehlt hatte; eine nicht ganz so stille Einigung, dass sie trotz aller Schwierigkeiten zusammengehörten.
Als sie nebeneinander lagen, die Nachwirkungen der Leidenschaft noch spürbar in der Luft, wussten sie beide, dass sie einen entscheidenden Moment in ihrer Beziehung erreicht hatten.
Harry's Wut hatte Platz gemacht für Verständnis und tiefe Zuneigung, und Louis hatte endlich das Geheimnis geteilt, das ihn so lange belastet hat.
_______________
... Ups.
Das ist dann wohl etwas ausgeartet.😅
Na, wie war euer Wochenende?🤍
Was sagt ihr zum Kapitel? Und glaubt ihr, es wird nochmal krachen?😅🤍
All the love,
Helena xx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro