Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

15. Celeste

Nach seinem nächsten Arbeitstag machte Harry sich auf den Weg in einen Buchladen, in dem er sich eine neue Lektüre für das bevorstehende Wochenende besorgen wollte.

Er wusste ganz genau, dass dieser Besuch wieder ausarten und ihn mindestens hundert Pfund kosten würde, auch, wenn er sich jedes Mal schwor, es dieses Mal anders zu machen.

Er konnte einfach nicht anders.

Er wusste nicht, was es war, das Büchern eine so wahnsinnige Anziehungskraft verlieh.

Stundenlang hätte er sich zwischen ihren Zeilen verlieren können.

Bücherläden hatten diese angenehme, ruhige Atmosphäre, fernab von jeglichem Alltagsstress.

Es roch nach bedrucktem Papier und die Leute flüsterten, wenn sie sich unterhielten.

Hier drin schien die Zeit still zu stehen.

Schließlich blieb sein Blick auf einer Ausgabe von Ephemeral hängen.

Noch immer auf Platz Eins.

Noch immer führte der Roman alle Bestsellerlisten an.

Harry hatte es mittlerweile bestimmt fünf Mal gelesen, und noch immer ließ ihn die Geschichte nicht los.

Ein junger Mann, der alte Tagebücher fand, in eine längst vergangene Zeit eintauchte und schließlich das längst verloren geglaubte Liebespaar wieder zusammenführte.

Nicht unbedingt die Art von Roman, die er normalerweise las. Eigentlich verabscheute er Liebesschnulzen und würde freiwillig keine freie Minute damit verbringen, eine zu lesen.

Aber in diesem Buch spielte die Liebesgeschichte nur eine untergeordnete Rolle.

Viel mehr ging es um die Geschichte, die uralte Schriften erzählen konnten, noch Jahrzehnte und Jahrhunderte, nachdem sie verfasst worden waren.

Einen Moment lang drehte er das Taschenbuch in seinen Händen und las die ersten Zeilen des Prologs:

Zu früh, und doch zu spät, aber letztendlich pünktlich.

Eigentlich existierte kein zeitlicher Ablauf mehr.

Er war durcheinander geraten und vergangene Ereignisse schwebten auf einer feinen Grenze zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

„Kann ich Ihnen helfen?", wurde Harry schließlich von einer Angestellten aus seinen Gedanken gerissen.

Er zuckte erschrocken zusammen, weil er sie gar nicht hatte kommen hören.

Vor ihm stand ein junges Mädchen, um die zwanzig Jahre alt. Ihre blonden Locken reichten bis zu ihren Hüftknochen.

„Ein wirklich gutes Buch", kommentierte sie und zeigte auf die Ausgabe in Harry's Händen. „Sie sollten es wirklich lesen."

Harry lächelte freundlich. „Das habe ich schon."

Irritiert sah das Mädchen ihn an. „Und jetzt wollen Sie es nochmal kaufen?"

„Nein", schüttelte Harry den Kopf. „Ich denke darüber nach, es für die diesjährige Klassenlektüre auszuwählen."

Ein Lächeln umspielte die Lippen der jungen Frau. „Eine ausgezeichnete Wahl", antwortete sie. „Nur auf den Leserbrief am Schluss müssen Sie wohl verzichten. Der Autor ist anonym."

Harry seufzte. „Ja, ich weiß", gab er zurück. „Weiß man über ihn denn wirklich gar nichts?"

„Nein", sagte sie. „Niemand weiß so wirklich, wer er ist. Aber es gibt Gerüchte darüber, dass er aus unserer Stadt kommt."

„Ja", kam es prompt zurück. „Und manche behaupten auch, dass es die Briefe und deren Liebesgeschichte wirklich gegeben hat."

Ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht. „Das ist ja interessant."

Als Harry sich von der Verkäuferin verabschiedete, wies sie ihn noch auf den Rabatt hin, den die Buchhandlung für Schulklassen vergab.

Als er sich wieder draußen befand und sofort von einer weiteren, kalten Regenfront überrascht wurde, verdrehte er missmutig die Augen.

Natürlich hatte es ausgerechnet heute seinen Regenschirm zu Hause vergessen.

In London eine wahrlich schlechte Idee.

Harry beschloss noch auf seinem eiligen Weg zur U-Bahn, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Außerdem beschloss er, Louis demnächst auf der Arbeit zu besuchen. Er wollte in der Stadtbibliothek ein paar Recherchen anstellen.


Louis hingegen verbrachte den Abend mit seinem besten Freund Liam.

Die beiden Männer sahen sich oft längere Zeit nicht, wenn Liam mehrere Langstreckenflüge auf dem Programm hatte.

Denn Liam war Pilot.

Schon immer hatte er diesen Job geliebt und sich nie etwas anderes vorstellen können.

Für ihn hatte sein Berufswunsch schon als kleiner Junge festgestanden.

Mit jeweils einem Glas Moet in der Hand ließen die beiden Männer sich auf Louis' Sofa nieder.

Liam bestaunte wie immer die Wände, die Louis zu Bücherregalen umfunktioniert hatte.

Im Flur gab es keine einzige kahle Stelle an der Wand.

Von oben bis unten waren die Wände mit Regalen eingekleidet, die bis zum Rand mit Büchern gefüllt waren.

Ähnlich verhielt es sich mit der Wand im Wohnzimmer, an der eigentlich der Fernseher hätte sein können. Aber Louis besaß keinen Fernseher.

Er würde ihn ohnehin nicht benutzen.

In seinem ganzen Leben hatte er darauf noch nie sonderlich viel Wert gelegt.

Genauso wenig, wie auf sonstige digitale Geräte.

Lediglich ein Handy besaß der Bibliothekar - ansonsten suchte man in dessen Wohnung vergeblich.

Noch nicht einmal einen Laptop hatte er. Stattdessen stand eine hochwertige Schreibmaschine auf seinem Arbeitsplatz.

Liam hatte manchmal das Gefühl, Louis käme aus einer anderen Zeit.

„Du hast also jemanden kennengelernt?", hakte er nach.

Die Andeutungen seines Freundes interessierten ihn weit mehr als dessen Inneneinrichtung.

Er konnte sehen, wie sich seine Wangen sanft rötlich färbten.

„Ja", antwortete er und nahm einen Schluck aus seinem Weinglas. „Auf dem Seminar, das ich vor kurzem gegeben habe."

Liam konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Er ist also Lehrer?"

Louis nickte. „Englische Literatur und Geschichte."
Liam pfiff durch die Zähne. „Also genau dein Ding", kommentierte er. „Es wundert mich überhaupt nicht, dass es sofort gefunkt hat."

Louis verdrehte die Augen. „Ich habe manchmal das Gefühl, meinem seelischen Zwilling gegenüber zu sitzen", erklärte er und hatte dabei einen ernsten Ausdruck in den Augen.

„Ist das nicht ein bisschen unheimlich?", hakte Liam nach, bevor er noch einen Schluck aus seinem Glas nahm.

Louis zuckte die Schultern. „Nein", antwortete er und war bei näherer Betrachtung selbst überrascht davon. „Es fühlt sich an, als würde ich das Richtige tun."
Liam lächelte. „Das wurde aber auch endlich Zeit", sagte er. „Du warst viel zu lange allein."

„Sagt der Richtige", entgegnete Louis und verdrehte erneut die Augen. „Außerdem hat es mir nichts ausgemacht, allein zu sein. Ich bin lieber allein mit mir selbst als zusammen mit der falschen Person."

Liam seufzte. „Ja, schon klar", kam es zurück. „Du musst nicht gleich wieder in einem halben Gedicht antworten."

Louis konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und unterdrückte den Impuls, Liam mit einem seiner antik bestickten Sofakissen zu bewerfen.

Rotweinflecken würde er schließlich niemals wieder aus seinem Sofa herausbekommen - das Liam's Meinung nach ebenfalls so aussah, als wäre es dem Haushalt seiner Ur-Ur-Ur-Großmutter entsprungen.

Schließlich stieß er sein Gegenüber brüderlich an. „Ich würde ihn gerne mal kennenlernen."

„Ich kenne ihn seit zwei Wochen", betonte Louis, „Ich kann ihm doch nicht direkt meine halbe Verwandtschaft und meinen Freundeskreis samt deinem nervigen Kläffer vorstellen."

Liam schnappte empört nach Luft. „Also, Freundchen, Punkt Nummer eins", antwortete er aufgebracht, „Hast du keinen Freundeskreis, sondern genau einen Freund, und der bin ich. Punkt Nummer zwei: Fridolin ist kein Kläffer. Kläffer sind kleine Hunde. Sieht ein irischer Setter für dich aus wie ein kleiner Hund?"

Louis fragte sich jedes Mal wieder, wie seine Mutter es schaffte, Liam's Kalb in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung aufzunehmen, wenn er beruflich mehrere Tage unterwegs war.

Manchmal passte auch Louis auf ihn auf, und so hatte sich im Laufe der letzten drei Jahre eine Art Hassliebe zwischen ihm und dem Rüden entwickelt.

„Ist ja schon gut", winkte Louis ab. „Sei froh, dass ich so tierlieb bin. Ansonsten hätte ich ihn spätestens nach der Aktion mit meinem Teppich im Arbeitszimmer ins Tierheim gesteckt."

Liam warf lachend den Kopf in den Nacken.

Er wusste, dass Louis sehr empfindlich auf sämtliche Verschmutzungen an sich oder in seiner Wohnung reagierte.

Als Liam letztes Jahr für eine Woche fort war, hatte Fridolin ihm auf den antiken, handgewebten Teppich vor seinem Lesesessel gekotzt und im Anschluss versucht, das Ergebnis wieder aufzufressen.

Louis hatte einen mittelschweren Nervenzusammenbruch erlitten und ihm gedroht, das Tier an Ort und Stelle zu erwürgen, sollte er diesen Teppich nicht wieder sauber bekommen - was er natürlich nie getan hätte. Louis liebte Tiere allgemein, und Hunde im Speziellen, auch wenn er eher ein Katzenmensch war.

So kümmerte Liam sich rührend um die schwarze Katze, die Louis seit sieben Jahren begleitete und die er nur verließ, wenn er alle paar Monate ein Seminar geben musste.

Es war wohl sinnlos zu erwähnen, dass Liam's Hund sich nicht sonderlich gut mit Louis' Katze verstand.

Celeste - ja, sogar seine Katze hatte einen Namen, den Liam im modernen Zeitalter noch nie gehört hatte - verfolgte Louis auf Schritt und Tritt und lag meistens schnurrend zu seinen Füßen, wenn er am Schreibtisch saß.

Liam musste zugeben, dass Louis ab und an ein komischer Kauz war.

Aber er war auch jemand, auf den man sich zu hundert Prozent verlassen konnte.

Deshalb brauchte er keine große Schar an Freunden.

Es reichte, einen wirklich guten Freund zu haben.
___________________
Meine Lieben,
einen schönen Donnerstagabend wünsch ich euch. Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Woche?🤍
Bin gespannt, was ihr zu dem Kapitel sagt.🤍

All the love,
Helena xx

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro