Türchen 9
Der Schnee war geschmolzen und die ersten Knospen an den Bäumen öffneten sich zu wunderschönen Blüten, als die beiden jungen Männer nebeneinander durch die Parkanlage liefen.
In den letzten Winterwochen waren sie sich näher gekommen und trafen sich nun beinahe jeden Tag, um zu reden und Geschichten auszutauschen. Yoongi war zudem höchstinteressiert an Taehyungs Gedichten und an seiner Musik, so dass es nicht selten vorkam, dass man die beiden abends in der Halle vor einer Gayageum sitzen und Musik spielen sah.
Taehyung war der erste Mensch seit langem, welcher ein Lächeln auf das Gesicht des sonst so ernsten Kronprinzen zaubern konnte. Seinem ansteckenden Lachen und seiner durchaus positiven Art konnte schließlich keiner entkommen, nicht einmal der Mensch, von dem immer alle sagten, er hätte mit 13 Jahren die Fähigkeit verloren, sein steinernen Herz erweichen zu lassen, von dem man sagt, mit dem Tot seiner Mutter, wäre auch sein Lachen gestorben.
Doch hier liefen die beiden, Taehyung einige Schritte vor ihm, energetisch und gut gelaunt wie schon die letzten Tag immer und kurz hinter ihm Yoongi, welcher sich wenigstens versuchte an die höfischen Vorschriften zu halten und nicht wie ein kleines Kind durch den Garten zu springen, wie es sein Freund vor ihm machte.
Um genau zu sein, war Taehyung für den Jungen weit mehr als nur ein normaler Freund, von dem er allerdings auch nur in der Kindheit welche gehabt hatte. Taehyung und er hatten ein festeres Band geknüpft, als er eigentlich je bereit war zuzulassen. Taehyung erzählte ihm, was ihm auf der Seele brannte, wie auch anders herum. Beide wussten, ohne auch nur ein Wort zu hören, wie es in dem anderen gerade aussah.
Mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht, sah Yoongi dem anderen hinterher, welcher sich in diesem Moment umdrehte, um ihn zu sich zu rufen.
„Ich wusste gar nicht, dass du Fische im Teich hast!", rief Taehyung euphorisch und begab sich an den Rand des Teiches, welche sie gerade passierten.
„Doch, sie müssen wohl wieder an die Oberfläche gekommen sein, jetzt wo es wäremer wird.", antwortete Yoongi, welcher sich neben den anderen stellte, um die kleinen Fische zu beobachten, welche sich munter an der Wasseroberfläche tummelten.
„Kann man sie streicheln?"
„Du willst Fische streicheln, dann solltest du es lieber mit Kois versuchen, die sind größer und lassen sich normalerweise auch streicheln."
„Du hast keine Kois!", antwortete Taehyung mit einem Augenverdrehen und hockte sich hin, um die Fische zu streicheln.
„Du bist seltsam, andere versuchen die Fische zu fangen und du willst sie streicheln!", bemerkte Yoongi.
„Wie kann man so grausam sein und diese süßen Fische einfangen wollen?", fragte der andere entrüstet und sah zu ihm nach oben.
Mit einem schmunzeln kam die Antwort:" Wie denkst du wohl, ist dein Abendbrot gestern auf deinen Tisch gekommen. Denkst du der Fisch ist einfach in den Topf gesprungen?"
„Mörder!", kam die zerknirschte Antwort zurück und schon war Taehyungs volle Aufmerksamkeit wieder bei den kleinen Wesen im Teich.
Als diese allerdings weiter in die Seemitte schwammen und Taehyung, so unaufmerksam wie er in diesem Moment nun einmal war, weiter nach ihnen ausstreckte, um wenigstens noch die letzten zu erwischen, verlor dieser das Gleichgewicht und fiel mit einem Platschen kopfüber in den See.
Als Yoongi dies sah, hielt er vor Schock kurz den Atem aus und versuchte ihn aufzufangen, als der andere Prinz dann allerdings prustend und mit Sand in den Haaren wieder auftauchte konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Tollpatsch!", sagte er trocken und sah den anderen abwertend an.
„Hilf mir raus zu herzloser Mensch. Wie kannst du mich hier in diesem kalten See ertrinken lassen?", kam die hysterische Stimme von dem wild im See strampelnden Jungen zurück.
Yoongi sah ihn an und wartete ab, bis der andere es wohl realisieren würde.
Und natürlich dauerte es nur wenige Sekunden, ehe Taehyung den Boden unter seinen Füßen bemerkte und sich langsam, die Haare aus dem Gesicht wischend, aufrichtete.
Das Wasser ging ihm nicht einmal bis zu den Knien.
Bedröppelt stand er so da und sah Yoongi fassungslos an.
„Amüsiert Ihr euch gut, Eure Hoheit."
„Ja, es ist tatsächlich amüsant, wie du dich hier, mitten im Palastgarten zum Affen machst.", antwortete Yoongi und zeigte auf einige Dienstmädchen, welche nur wenige Meter von ihnen entfernt standen und lachend auf den pitschnassen Prinzen sahen. Als diese allerdings bemerkten, dass man von ihrer Anwesenheit bescheid wusste, zogen sie schnell ihre Köpfe ein und verschwanden.
„Du bist herzlos!"
„Ich wurde schon mit schlimmeren Titeln ausgestattet!", kam die Antwort mit einem Schulterzucken.
„Na warte!", hörte Yoongi es vom See, ehe er, ohne eine Vorwarnung am Arm gepackt wurde und ebenso mit einem lauten Platschen im See landete, wie der andere nur wenige Minuten vorher.
Prustend tauchte er wieder auf.
„Das wird dir leid tun!", rief Yoongi prustend aus, ehe er sich auf den anderen stürzte und ihn abermals ins Wasser zog.
Das Lachen der beiden jungen Männer erfüllte noch eine ganze Weile den Palastgartens, als die beiden sich immer wieder versuchten Unterwasser zu tauchen oder sich aus dem kalten Wasser zu retten, bis beide irgendwann aufgaben und sich neben den See in die warme Sonne legten, um sich wieder etwas aufzuwärmen.
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