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Winterliche Schreibchallenge: Weihnachten in Zaarlos

Wir starten mit der winterlichen Schreibchallenge der Kathiisten mit dem Prompt "You throw another enchanted snowball at me and we're going to have a problem", den ich in ein Bonuskapitel zu "Die Chroniken von Castrhys: Über die Berge von Zaarlos" eingebaut habe. Das Kapitel kann ohne Vorwissen gelesen werden.

ACHTUNG an alle, die ungern für das Buch gespoilert werden, das Kapitel solltet ihr nicht lesen. Außerdem ein Hinweis - dieses Kapitel ist NICHT canon. Nur eine Gedankenspielerei. ;)

Schnee knirschte unter Vìns Stiefeln. Um ihre Ohren pfiff der Nordwind. Ihr Atem ging keuchend in der Kälte.
Das Lied des Nordens war das einzige Geräusch auf der Eisinsel Zaarlos.

Vìn schob ihre Füße durch das unberührte Weiß. Sie war lang nicht hier gewesen. Und die heruntergekommenen Hütten des ehemaligen Militärlagers verrieten ihr, dass auch sonst kein Mensch Zaarlos betreten hatte. Die Baracken warfen Schatten in den Schnee, ragten mit ihren gezackten Giebeln in den hellgrauen Himmel. Sie waren ein Schandfleck in der Schönheit von Zaarlos. Vìn umrundete die äußerste Hütte und lächelte.

Die Soldaten, die die Baracken bewohnt hatten, waren für den Krieg auf das Festland abgezogen worden. Sie hatten es nicht gewagt, nach Zaarlos zurückzukehren. Die Insel gehörte nun ganz Vìn. So, wie es immer hatte sein sollen. Auf Zaarlos gab es nur diese eine Siedlung. Der König hatte sie als Stützpunkt seiner Armee erbauen lassen und nur seinen Männern erlaubt, einen Fuß auf die Insel zu setzen. Es war den verzweifeltsten Soldaten zu verdanken, dass auch einige Frauen auf die Schiffe geschmuggelt worden waren und Vìn das Licht der Welt erblickt hatte. Sie und ihre Geschwister waren die einzigen Kinder, denen die Eisinsel selbst das Leben geschenkt hatte – ihre wahren Herren. Die Bastarde von Zaarlos.

Mit schweren Schritten drängte Vìn sich durch den Gang in der Mitte der Hütten. Der Schnee ging ihr bis zu den Knien und durchnässte ihre Beinlinge. Klamm und feucht klebte der Stoff an ihrer Haut. Sie genoss das Beißen der Kälte, das Stechen der Luft in ihren Lungen. Während ihrer Zeit im Süden hatte sie sich an wärmere Temperaturen gewöhnt. Im Winter wurde Zaarlos zur Todesfalle für jeden, der nicht genug Fleisch auf den Rippen hatte. Vìn hätte frieren sollen. Aber in ihrer Brust loderte eine altvertraute Flamme. Zaarlos hatte sie schon immer in Brand gesetzt – sie gegen Generäle und Offiziere und selbst den Colonel bestehen lassen.

Am Kopfende der Baracken erstreckte sich der Hauptplatz des Lagers. Die Steinblöcke und Holzplanken und Stoffplanen der Hütten wichen einem See aus blendendem Weiß. Am Rand des Platzes stockte Vìn. Sie wusste, was unter dem Schnee lag – gefrorener Schlamm mit Stiefelabdrücken, blutverkrustete Steine, sogar einige ausgebleichte Knochen. Aber vor ihr erstreckte sich nur die pure, blendende Decke eines reinigenden Winters. Es war, als hätte ein gnädiger Gott die Spuren der Soldaten einfach weggewischt.
Quer über die Schneefläche zogen sich die Hufspuren eines Rehs. Vìn folgte den Abdrücken bis zu der Bühne, die den Platz überwachte. Als sie das letzte Mal vor dem hölzernen Konstrukt gestanden hatte, hatte sie um ihr Leben gekämpft. Der Colonel hatte seinen Soldaten befohlen, sie zu töten. Purer Trotz hatte sie gegen die Männer gewinnen lassen. Und Hass. Wie sie ihn verabscheut hatte, den Anführer des Heeres mit seinem höhnischen Lächeln und den Augen, die zu lodern schienen.

Holz knarzte. Vom Geländer der Bühne stob Schnee nach unten. Die Flocken verfingen sich in Vìns Haaren, kaum erkennbar auf ihren weißen Strähnen. Lederstiefel trafen auf morsche Dielen. Der Colonel betrat seine Bühne. Er verharrte, sobald er einen freien Blick auf das Lager hatte. Vìn konnte sehen, wie seine Augen über die Baracken huschten, die eingefallenen Dächer, die umgestürzten Wände. Genau wie Vìn hatte er das Militärlager immer gehasst. Aber es war ihrer beider Zuhause gewesen. Vielleicht konnten sie es gemeinsam wieder aufbauen.

Colonel Kostya stützte seine Hände auf das Geländer und ließ seinen Blick auf Vìn fallen. Die Wolkendecke riss auf und die Strahlen der Sonne fingen sich in seinen dunkelroten Haaren. Er sah unantastbar aus, dort oben auf dem Plateau, die goldene Haut wie von einem Bildhauer geschaffen. Die Wut, die Vìn bei seinem Anblick stets befallen hatte, war nur noch eine Erinnerung. Sie grinste trotzdem, als er von einem Windstoß erfasst wurde und schauderte.
»Ist dir kalt, Festländer?«

Kostya zog den Umhang enger um seine Schultern. Auf der Schiffsreise nach Zaarlos hatte ihn die Seekrankheit erwischt. Aber auch wenn er noch nicht wieder gänzlich auf der Höhe seiner Kraft war, gab Zaarlos ihm eine mächtige Aura. Für eine lange Zeit war das hier sein Herrschaftsgebiet gewesen. Bis Vìn die Krone förmlich von seinem Kopf gerissen hatte.
Kostya zuckte die Schultern. »Wir können nicht alle Eis in unseren Adern haben.«
Vìn lachte. Sie zuckte zusammen, als das Geräusch von den Baracken widerhallte. Der Wind fuhr durch ihre Haare und schien in ihr Amüsement einzustimmen. Doch auch wenn der Winter die Spuren der Soldaten auf Zaarlos überdeckte, die Kerben in Vìns Seele ließen sich nicht so einfach ausmerzen. Sie wirbelte herum. Der Schnee sollte jedes Echo schlucken. Die Härchen auf ihren Armen stellten sich auf. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Als sie sich zu dem Pavillon an der Seite des Platzes wandte, wehte nur eine zerrissene Flagge in der Brise. Langsam drehte Vìn sich um sich selbst. Der helle Himmel tauchte das Lager in ein unwirkliches Licht. Die Hütten warfen nur blasse Schatten und der Übergang zwischen Boden und Luft verschwamm. Vìn schloss ihre Augen. Mit leiser Stimme wisperte der Wind in ihr Ohr. Irgendwo zu ihrer Linken knirschte der Schnee. Vìn und Kostya waren nicht allein auf der Eisinsel.

Vìn zog ihren Dolch. Waren doch Soldaten in das Militärlager zurückgekehrt? Vìns Geschwister, die auf dem Schiff warteten, brannten darauf, ebenfalls nach Hause zu kommen. Mit einem Mal war Vìn froh, sich gegen ihre flehenden Mienen durchgesetzt zu haben. Kostya und sie waren vorausgegangen, um sich zu versichern, dass keine Gefahren in Zaarlos lauerten. Es sah ganz so aus, als wären ihre Sorgen begründet gewesen.
Kostya trat an den Rand der Bühne, aber Vìn hob die Hand. Noch vielmehr als sie war er ein Ziel für die Soldaten. Sie hatten ihm vertraut, zu ihm aufgesehen. Und er hatte sie an die Rebellen verraten. Wenn Vìn sich richtig erinnerte, gehörten zwei Dutzend Bogenschützen zu dem Heer. Auf seiner Bühne war Kostya ihnen ausgeliefert.
Zaarlos schien den Atem anzuhalten. Selbst der Wind duckte sich hinter die Nordberge. Vìn konnte ihr eigenes Blut rauschen hören.
»Runter«, zischte sie.

Kostya ließ sich fallen. Aber er wurde dennoch getroffen. Das Eis platzte auf seinem Umhang wie eine Glaskugel. Weiße Splitter auf Dunkelrot. Vìn stürzte nach vorn. Eine Gestalt schoss unter der Bühne hervor. Vìn stieß mit dem Dolch zu, aber ihr Gegner wich aus und packte sie am Handgelenk. Ihr Sichtfeld wurde dunkel, als sie unter die Holzbretter gezogen wurde. Sobald sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, warf sie sich auf den Angreifer. Mit einem Keuchen ging die Gestalt zu Boden. Vìn bekam den Stoff eines Mantels zu fassen und zog den Kragen zu. Der zappelnde Körper unter ihr fühlte sich verdächtig klein an. Und die erstickten Atemzüge waren ihr vertraut.

Vìn zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt. Doch im nächsten Moment griff sie wieder in den Mantel. Sie zog den kleinen Teufel hinter sich her und unter der Bühne hervor. Nach einem Blick auf die soldatenlosen Baracken drängte sie ihn gegen die Wand.
»Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
Ihr Bruder hatte nicht einmal den Anstand, schuldig auszusehen. Sein Grinsen ließ seine Augen funkeln. Leiv legte einen Finger an die Lippen und winkte Vìn, ihm zu folgen. Sie huschte ihm durch die Hütten hinterher zu dem Pavillon. Leiv kauerte sich gegen die halbhohe Abtrennung. Aber Vìn war nicht bereit, das Thema loszulassen.
»Du solltest auf dem Schiff bleiben«, rügte sie ihn. »Wer ist noch hier?«
»Nur Senia.«

Vìn schüttelte den Kopf. Ihre kleine Schwester war normalerweise die vernünftigste der Bastarde. Sie setzte zu einer Standpauke an, aber Leiv beachtete sie gar nicht. Er lugte am Pavillon vorbei auf den Hauptplatz. Vor der Bühne war der Schnee aufgewühlt. Kostya war von dem Plateau herabgesprungen und drehte sich auf dem Platz um sich selbst, das Schwert gezogen. Die Bühne blieb nicht lang leer. Ein Mädchen von vielleicht zehn Wintern sprang die Stufen hinauf.
Vìn schluckte ihren Protest. Selbst auf die Entfernung wirkten Senias Bewegungen sicher, selbstbewusst. Von der kränklichen Invaliden war nichts mehr zu erkennen. Nicht nur für Vìns Seele war Zaarlos das Heilmittel.

Kostya ließ sein Schwert sinken, als er Senia erkannte. Das Bastard-Mädchen streckte einen Finger in seine Richtung aus.
»Colonel Ríann Kostya!« Klar und hell schallte ihre Stimme durch das Lager. »Ich klage Euch des Verbrechens an.«
Kostya stützte sich auf seinem Schwert ab. Vìn konnte das Grinsen aus seinen Worten heraushören. »Welches Verbrechens genau? Der Verrat der Krone? Der Mord an meinem Vater? Oder doch die Befreiung der Bastarde von Zaarlos?«
Senia musste offensichtlich ihr Kichern verbergen. Aber Kostyas Hände ballten sich zu Fäusten. Er stand mit dem Rücken zu Vìn. Sie sah die Anspannung in seinen Muskeln trotzdem. In den vorangegangenen Wintern war er es gewesen, der auf der Bühne gestanden hatte. Seine Anklangen hatten sich gegen Vìn und ihre Familie gerichtet. Er hatte sie zu einer Kindheit im Dreck unter den Soldatenstiefeln verdammt. Und doch hatte er sie letzten Endes gerettet, sie auf das Schiff der Rebellen gebracht. Er war Seite an Seite mit ihnen gegen den König in den Krieg gezogen.

Senia jagte Kostyas bitteren Unterton mit einem Lachen davon. »Dein Verbrechen ist ein viel Schlimmeres. Du hast Leivs Frisur ruiniert!«
Vìns verschluckte sich an einer Schneeflocke. Sie zog die Kapuze von Leivs Kopf. Wo ihm noch zwei Sonnenaufgänge zuvor goldene Locken auf die Schultern gefallen waren, kringelten sich die Härchen jetzt kaum noch um die Spitzen seiner Ohren.
»Warum zur Hölle-«
»Ich wollte nur, dass er sie ein wenig kürzt.« Leiv verschränkte die Arme. »Aber er hat meine ganze Löwenmähne abgeschnitten!«
Vìn vergaß die Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Sie war nur dankbar dafür, dass Leiv in diesen Tagen Scherze machen konnte. Vìn hatte vor einer Weile selbst angeboten, seine Haare zu schneiden. Sie hatten das Blut nicht mehr aus Leivs Strähnen herausbekommen. Ihr Bruder war viel zu jung, um die Dinge zu erleben, die im Krieg auf ihn eingetrommelt waren.

Leiv zupfte an Vìns Tunika. »Schnell, unser Einsatz kommt gleich.«
Er begann, Schnee zwischen seinen Händen zu pressen. Für einige Momente beobachtete Vìn nur, wie er eifrig die Finger in das kalte Weiß grub. Seine Haut rötete sich von der Kälte. Er sah beinahe aus wie ein ganz normales Kind, das den Winter genoss. Sie beeilte sich, seinen Schneeballvorrat zu verdoppeln.
»Colonel Ríann Kostya!« Als Senias Stimme erneut erklang, sammelten sie die Munition in Vìns Umhang. »Die Bastarde erklären Euch den Krieg!«
Vìn und Leiv stürmten mit ihrem besten Kriegsgeheul nach vorn. Kostya warf einen einzigen Blick auf sie und zog den Schild von seinem Rücken. Er wich in den Schutz der vordersten Soldatenbaracke zurück. Vìn versuchte gar nicht erst, ihn im Laufen zu treffen. Sie überließ den Frontalangriff Leiv und lief zu Senia. Mit einem breiten Lächeln nahm ihre kleine Schwester so viele Schneebälle auf, wie sie tragen konnte. Gemeinsam umrundeten sie die Hütte, um Kostya von der Seite anzugreifen. Der ehemalige Colonel hatte sich bereits wieder gefangen. Er wehrte die Schneebälle mit seinem Schild ab und erwiderte Leivs Würfe. Aber er vergaß, was er Vìn immer wieder gepredigt hatte. Beweg' deine Füße. Sie spürte förmlich die längst verblassten Hämatome an ihren Rippen. In der Anfangszeit hatte Kostya sie viel zu oft besiegt. Du musst bereit sein, wenn du in einen Hinterhalt gerätst.
Ihr Schneeball traf ihn geradewegs im Nacken. Kostya fluchte lauthals. Über die Schulter warf er Schnee in Vìns Richtung, aber dafür kassierte er einen Treffer von Leiv. Als Vìn sich niederkauerte, um neue Munition zu formen, trat Senia nach vorn. Zielsicher übersäte sie Kostyas Umhang mit kaltem Weiß.
Doch als Kostya die Offensive aufgab und sich vollends hinter seinen Schild zurückzog, hielt Senia inne. »Er tut mir schon ein wenig leid.«

Leiv teilte ihre Sorge nicht. Geduckt schlich er auf Kostya zu. Vìn musste bereits grinsen, als Kostya noch mit keiner Bewegung verriet, dass er Leivs Vorhaben erkannte. Leiv streckte sich auf die Zehenspitzen, um über den Rand des Schildes zu spähen. Mit einem Mal schoss Kostya vor, trat ihm die Beine weg und warf sich auf ihn. Mit einem Schrei schleuderte Senia Schneebälle auf die beiden. Leivs Proteste verstummten, als ihn ein Geschoss ins Gesicht traf. Kostya gab den Jungen frei. Im nächsten Moment standen die beiden Schulter an Schulter und erwiderten Senias Beschuss.
»Verrat!«, schrie Senia.
Vìn nahm einen Schneeball in jede Hand. »Du lockst Leiv davon, ich kümmere mich um Kostya.«
Senia verlor keinen Atemzug. Sie wetzte nach vorn, duckte sich vor Schneebällen und sprang an der Wand der Soldatenbaracke nach oben. Vìn konnte ihren Händen und Füßen gar nicht so schnell folgen, wie sie an den Holzplanken nach oben kletterte. Von ihrer erhöhten Position hatten Kostya und Leiv keine Chance gegen sie. Vìns Bruder brüllte auf. Senia war flink, aber der Meister im Klettern war immer noch er. Innerhalb weniger Herzschläge war er bei Senia, die ihre Beine in die Hand nahm und auf die zweite Hütte sprang. Leiv folgte ihr über die flachen Dächer.

Vìns Sichtfeld explodierte in Weiß. Sie stolperte zurück, wischte sich den Schnee aus dem Gesicht. Kostya richtete sich auf. Mit langsamen Schritten kam er auf sie zu. Er ließ sein Schwert und den Schild aus den Händen gleiten, beachtete die Waffen gar nicht mehr. Sein raubtierhafter Gang stockte nur kurz, als er eine Handvoll Schnee aufnahm. Sein Grinsen nahm wölfische Züge an. »Jetzt bist du fällig.«
Sie erwiderte das Zähneblecken. Die Luft zwischen ihr und Kostya verschwamm. Geschosse flogen mit dem Wind um die Wette, Schnee und Eis bildeten einen Wirbel um Vìn. Sie wurde öfter getroffen als Kostya. Als er versucht hatte, ihr das Zielwerfen mit Messern beizubringen, hatte sie ihn an den Rand der Verzweiflung getrieben. Jetzt drang durch das Heulen des Windes sein Lachen an ihre Ohren. Sie klaubte Eis aus dem Kragen ihrer Tunika. Mit verengten Augen folgte sie Kostyas Bewegungen, der eilig neue Schneebälle formte. Zaarlos war ihr Terrain, ihre heilige Stätte. Hier würde sie ihn nicht gewinnen lassen. Sie gab sich dem Lied des Sturms hin, fiel in den Chor ein. Der Wind schien zu kichern, als er auf Kostya zuraste. Vìn warf ihren Schneeball. Kostya duckte sich, aber eine plötzliche Brise drückte das Geschoss nach unten. Kostya fiel von dem plötzlichen Aufprall nach hinten um.

Vìn zögerte nicht. Sie warf ihren gesamten Vorrat in Kostyas Richtung. Schnee stob auf, als er versuchte, sich auf die Beine zu kämpfen. Der Wind griff nach Vìns Schneebällen und lenkte sie aus allen Richtungen auf Kostya zu. Es gelang ihm erst, sich aufzurichten, als ihre Munition ausging.
Schneeflocken rieselten zu Boden. Bis auf ihre Atemwolken klärte sich die Luft zwischen Vìn und Kostya. Sein brennender Blick traf auf ihren. Kostyas Oberkörper hob und senkte sich heftig. Er schüttelte sich Eis aus den Haaren.
»Wenn du noch einen magischen Schneeball nach mir wirfst, werden wir beide ein Problem haben.«
Sein Knurren hallte tief in ihren Knochen wider. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und grinste.
»Du hast bereits ein Problem, Colonel.«
Sie machte sich nicht die Mühe mit einem Schneeball. Mit einer Armbewegung peitschte sie die Luft nach vorn. Schnee bäumte sich vom Boden auf und traf Kostya frontal.
»Ergib dich!«
»Niema-« Er hustete, als Eis in seine Kehle gelang.

Vìn drehte ihr Handgelenk. Der Wind wirbelte um Kostya herum, riss den Umhang von seinen Schultern. Wie eine blutrote Flagge wehte er vor der weißen Landschaft von Zaarlos. Vìn verharrte, als Kostya einen Schritt auf sie zutrat. Inmitten des Schneesturms war er nur eine dunkle Schliere. Er kämpfte sich Meter um Meter zu ihr vor. Sie wusste nicht, wie er gegen die volle Kraft des Nordens ankommen konnte. Wie sein Feuer so hell loderte, dass das Eis es nicht erstickte. Er war jetzt so nah, dass der Sturm auch an Vìns Tunika zerrte. Aber sie würde vor Kostya nicht zurückweichen. Niemals.
Mit einem Sprung war er bei ihr. Er schlang seine Arme um sie, zog ihren Körper fest gegen seinen. Der Wind verlor seine Wut. Er zupfte an Vìns Haaren, legte eine lange weiße Strähne auf Kostyas Schulter.

»Du dachtest doch nicht, dass ein bisschen Schnee mich von dir fernhalten kann?«, murmelte er dicht an ihrem Ohr.
»Nein.« Sie drehte ihren Kopf, sah zu ihm auf. Auf seinen Wimpern klebten weiße Flocken. »Dachte ich nicht.«
Das Grinsen verschwand von Kostyas Lippen. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, das ehrlicher war, tiefer. Sie lehnte sich in die Umarmung herein. Doch als sie erneut zum Sprechen ansetzte, legte Kostya einen Finger auf ihren Mund. Er kippte den Kopf auf die Seite. Vìn lauschte in den Schneefall hinein. Der Sturm legte sich vollends. Sie konnte keine verräterischen Geräusche wahrnehmen.
»Senia traue ich es ja zu, für mehr als zwei Herzschläge still zu sein.« Kostya zog bedeutungsschwer die Augenbrauen hoch. »Aber Leiv?«

Vìn fuhr zeitgleich mit Kostya herum. Sie standen Rücken an Rücken, die Hände erhoben. Aber nichts und niemand hätte sie auf den Angriff vorbereiten können, der in den Schatten der Soldatenhütten auf sie wartete. Leiv und Senia stürzten sich brüllend auf ihre neu auserkorenen Gegner. Kostya und Vìn hatten keine Chance gegen die geballte Begeisterung zweier Kinder im ersten Schnee des Jahres.
Vìn ließ sich in den Schnee und die Freudenrufe und die Präsenz ihrer Familie fallen. Der Krieg mit dem König war vorbei. Aber die Schneeballschlacht hatte gerade erst begonnen.

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