25 ꕥ Was weiß ich denn?
Seungkwan
Ich hatte einen Badhairday und ich würde ihn auf Hansol schieben. Schließlich war er daran schuld, dass ich schon seit morgens irgendwie zerwühlt aussah und auch keine Zeit gehabt hatte das zu beheben. Also hangelte ich mich so durch den Tag bis ich nach 4 Vorlesungen und 2 Laborstunden irgendwann bei Jisoo vor der Wand landete und auf die kleinen Kunstwerke starrte. Wie immer entspannte ich mich dabei zumindest ein bisschen, bei Jisoo einzufallen und mich auf ihr Bett zu setzten und die gegenüberliegende Wand anzustarren. Manchmal fragte ich mich, ob sie die kleinen Kunstwerke erweiterte, sobald ich aus dem Raum war, damit ich auch bei nächsten Mal starren wieder etwas Neues entdecken konnte.Das wäre irgendwie typisch meine Cousine.
Die Tür ging auf und Jisoo kam wieder in das Zimmer und reichte mir eine Tasse Tee, die ich ihr dankbar abnahm. Sie wohnte mit noch zwei anderen Mädchen in einer WG, dem entsprechend konnte sie nur dieses Zimmer ihr Eigen nennen, doch für eine Studentin war es mehr als genug. Ich war fast ein bisschen neidisch, die Wohnung war schöner als das Wohnheim.
Jisoo beugte sich zu mir runter und drückte mir vergnügt einen Kuss auf den Kopf. Ich tat so, als wurde ich sie abwehren wollen, doch im Grunde ließ ich es bereitwillig geschehen. Wer wurde nicht gerne von einer hübschen Frau betüdelt und wer gab das schon zu? Sie wuschelte mir nur durch die ohnehin zerzausten Haare.
"Was kann ich heute für dich tun, Seungkwan-ah?", wollte sie wissen und stellte ihren Tee auf den Nachtisch, bevor sie sich auf ihr Bett warf. "Nichts, nichts", sagte ich schnell. Ich schmollte glatt ein bisschen. "Tu doch nicht so, als ob ich nur komme, wenn mir ein Pups quer liegt", forderte ich sie auf und sie lachte leise. Sie pattete mich. "Aber meistens ist es so und ich kann auch jetzt spüren, dass dich was beschäftigt", meinte sie. Ich seufzte.
"Ja und nein", erwiderte ich vage. "Geht es um Hansol?" Ich schnaubte leise. "Natürlich geht es um Hansol. Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes." Ich seufzte leise und zuckte mit den Schultern. "Im Gegenteil." Jisoo musterte mich prüfend. "Also ist das Date gut gelaufen?", hakte sie nach. Ich nickte leicht.
"Ja, mehr als gut, was war großartig." Ich konnte mir nicht helfen, ich kam glatt ein bisschen ins Schwärmen. "Hansol war witzig, zuvorkommend und charmant und wir hatte eine Menge Spaß und waren sehr betrunken am Ende des Abends", fasste ich zusammen.
"Aber?", fügte Jisoo an. Ich lehnte mich gegen Jisoos Bett und trank einen Schluck Tee. "Na ja. Nichts, aber..." Ich starrte eine Runde auf die Bilder mir gegenüber und entdeckte in einem der Bilder ein kleines Pärchen, dass seine Buchstaben in die Rinde eines Baumes schnitze. Wieder eines dieser kleinen Details, die ich vorher noch nie bemerkt hatte. Waren die wirklich schon immer da gewesen? Für einen Moment war ich abgelenkt davon, das tat meinem alles viel zu viel überdenkenden Kopf ganz gut. Doch dann holte ich mich selbst wieder in die Realität zurück. Ich drehte mich Jisoo zu und sah sie nachdenklich an.
"Ist es dumm sich noch mal in den Typen zu verknallen, der meine Schulzeit zur Hölle gemacht hatte?", fragte ich halb verzweifelt und Jisoo lachte.
"Ja ist es", meinte sie bestimmt und trank ebenfalls von ihrem Tee. "Aber du hast dich ja nicht in denselben Typen verknallt. Hansol ist schließlich ein anderes Kaliber, als seine 15-Arschgeigen Version, oder?" Ich nickte bestimmt. "Ja, da hast du recht", gab ich zu, "und ich mag ihn wirklich." Jisoo lächelte. "Siehst du? Dann hör auf zu zweifeln." Sie zog sich ein Kissen ran und drückte es an sich. Ich eetzt mich etwas um, um Jisoo besser im Blick haben zu können und stützte meinen Kopf auf die Hand.
"Ich zweifle nicht wirklich. Ich bin nur ein bisschen verwirrt von mir selbst", gab ich zu. Ich seufzte. "Kennst du so was?" Jisoo nickte. "Sicher? Was denkst du was für Bedenken ich mit Joshua hatte? Ich wäre am liebsten nach Japan ausgewandert, um einer Entscheidung zu entgehen." Ich blinzelte überrascht. "Mit Joshua?", hakte ich nach. Sie sah mich bedeutsam an.
"Natürlich. Er ist dein bester Freund und ich bin deine Cousine und irgendwie hatte ich das Gefühl, das würde sich nicht gehören, grade, weil wir mehr wie Geschwister sind." Sie dreht sich auf den Rücken und sah an die Decke. "Ich wollte ihn dir nicht wegnehmen, weißt du? Oder mich wegnehmen lassen... oder wie rum auch immer." Mit einem kleinen Nicken klettere ich zu ihr auf das Bett und machte es mir bequem.
"Ich hatte schon Angst hinten runterzufallen", gab ich zu, "oder mich entscheiden zu müssen, sollte das mit euch nicht klappen." Wobei das zugeben die kleinere Angst gewesen war. Die Vorstellung bald wieder alleine abhängen zu müssen, weil die beiden Menschen, die zu der Zeit die einzigen waren, die ich hatte, nun ihr eigenes Ding machten hatte mir Dauermagenschmerzen bereitet. Jisoo nickte.
"Also, wenn du mich fragst, ob ich je mit Bedenken einer Beziehung entgegengegangen bin: da hast du es", meinte sie leise. Sie warf mich mit einem Kissen an, damit ich es mir schnappen und ich es mir noch bequemer machen konnte und die Einladung ließ ich mir nicht zweimal geben und bauschte mir das Kissen zurecht und ließ mich darauf fallen.
"Gefühle kann man weder erzwingen noch unterdrücken, also versuchs erst gar nicht", riet sie mir und ich konnte mir nur ausmalen, wie sehr sie wohl versucht haben mochte Joshua abblitzen zu lassen. Ich hatte nie darüber nachgedacht, denn ich hatte schon damals gesehen, dass es sofort bei ihnen gefunkt hatte und gar nicht weiter infrage gestellt, dass die beiden zusammen kommen würden und mir meine eigenen Gedanken gemacht.
"Es ist nicht falsch was mit Hansol zu starten. Er ist ein smarter Kerl und witzig ist er auch. Außerdem ist er ohne Frage gutaussehend und ihr bewegt euch auf einer Wellenlänge. Das ist ein super Start, was willst du mehr?", fasste Jisoo meinen jetzigen Struggle zusammen und tätschelte meinen Kopf.
Tja, was wollte ich mehr? Wahrscheinlich gar nichts. Sie hatte schon recht. Wenn das mit unserer Vergangenheit nicht gewesen wäre, dann hätten wir uns wahrscheinlich sofort sehr gut verstanden. Das konnte man wohl gut daran sehen, wie es lief, seitdem wir die Sache geklärt hatten. Und das war auch das Ding: Es war geklärt. Also warum sollte ich mir auch noch weiter Gedanken darum machen? Im Grunde tat ich das nicht mal. Es kreuzte nur dann und wann meine Gedanken. Es waren viel mehr Nachwehen als wirkliche Probleme.
"Wie weit seid ihr denn nun?", fragte Jisoo und riss mich aus meinem kleinen gedanklichen Exkurs. Ich summte unentschlossen. Was waren wir nun? Wir hatten noch nicht wirklich eine Definition dafür gefunden, aber auch noch keine Zeit gehabt, eine zu finden. Vielleicht war die Sache für Hansol klarer, als für mich und ich machte mir nur zu viele Sorgen, denn eigentlich sollte nach dem Morgen alles klar sein. Eigentlich. Wer wusste schon, wie Hansol die Sache sah. Unsicher kratzte ich mich am Kopf.
"Nun, wir haben heute Morgen vielleicht ein bisschen das Zeitmanagement verkackt und musste dann mehr oder weniger zu unseren ersten Vorlesungen rennen und seitdem habe ich ihn nicht zu Gesicht bekommen, also keine Ahnung?", meinte ich und kuschelte mich an das Kissen. "Wieso, was denn heute Morgen?", fragte Jisoo verwirrt und ich prustete leise. "Weißt du Jisoo, gestern Abend ist Hansol bei mir geblieben, weil wir beide einfach nur noch müde und betrunken waren, aber heute Morgen dann waren wir ... beschäftigt." Ich sah sie bedeutsam an.
"Okaaay, keine Details", blockte sie ab und ich lachte sie ein bisschen aus für das Fettnäpfchen, in das sie gesprungen war. "Das ist, als würde ich solche Sachen über meinen Bruder erfahren, ich will es gar nicht genauer wissen, du bleibst nach meinem Wissen für immer eine Jungfrau und gut." Ich schnappte gespielt empört nach Luft. Doch dann nickte ich. "Ja, dito." Jisoo drehte sich mir zu und sah mich. "Aber müsste dann nicht eigentlich alles klar sein?", fragte sie und ich seufzte verzweifelt.
"Was weiß ich denn? Es gib auch Leute, die bekommen dich einmal in die Kiste und dann schauen sie dich plötzlich nicht mehr mit dem Arsch an, auch wenn ich das bei Hansol nicht glaube. Aber was ist, wenn er trotzdem keinen Bock auf was Festes hat? Und plötzlich habe ich irgendeine Freundschaft Plus Scheiße an der Backe, die mich ins Grab bringt." Rosige Aussichten.
"Beruhige dich, Seungkwan", fuhr mir Jisoo dazwischen, bevor ich noch begann zu quasseln wie ein Wasserfall, bis mir schließlich die Luft ausging und ich in geruhsame Bewusstlosigkeit verschwand.
"Wenn du dir so unsicher bist, dann solltest du vielleicht einfach mit ihm reden, anstatt dich bei mir zu verstecken, weil du Schiss hast", schlug sie vor und ich nickte geschafft.
"Okay, gib mir noch zehn Minuten, dann reiß ich mich zusammen", versprach ich und Jisoo fuhr mir liebevoll durchs Haar. "Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst", erwiderte sie und tätschelte meine Wange. Doch dann stutzte sie und beugte sich ein Stück zu mir. "Hast du da einen Knutschfleck?", fragte sie und blinzelte. Ich zog mein Handy aus meiner Bauchtasche, um in der Spiegelung abzuchecken, ob tatsächlich was zu sehen war und in der Tat war etwas zu sehen, wenn ich den Kopf zur Seite neigte. Ich prustet und grinste ihr zu.
"Keine Sorge. Er hat zwei mehr."
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