Kapitel 20
Die Anspannung stieg nur weiter an, als ich mich fertig machte. Ich hatte wirklich Angst vor dem was ich mich erwartete. Egal wie oft mir die Ärztin es versuchte zu erklären und wie sehr sie mir die Angst nehmen konnte, ich spürte wahnsinnige Angst. Zitternd zog ich meine Jacke an und wurde schon von den Bodyguard erwartet. Der Weg zu der Klinik fühlte sich heute anders an, viel schlimmer als gestern, weil ich wusste, dass man mich heute operieren wird und das Leben in mir auslöschen wird. Es war besser so. In der Klinik gab man mir Anweisungen, was ich machen musste. Ich tauschte meine Alltagskleidung mit einem luftigen Krankenhauskittel. Dr. Lewis würde mich unter Vollnarkose operieren. Wenigstens hatte ich dann keine Schmerzen. Ich wurde in den Operationsraum gebracht, wo alles schon bereit für mich war. Grelles Licht strahlte mir in die Augen, der medizinische Geruch war beißend. Die letzten Stunden habe ich regelrecht die Anwesenheit des Babys in mir ignoriert, weil ich wusste, dass ich eine Bindung aufbauen würde, wenn ich seine Anwesenheit wahrnahm. Bisher klappte es gut, doch jetzt, wo ich hier lag, bald narkotisiert, in irgendwelchen Träumen, traute ich mich meine Hand auf meinen Bauch zu legen, wo tief in mir Inneren ein Leben vor sich hin wuchs.
„Es tut mir Leid, dass es so enden muss. Du hättest kein gutes Leben, glaub mir. Ich würde dir kein gutes Leben geben...wenn ich selber schon....es tut mir wirklich Leid....du verdienst jemand besser als ich...als deinen Appa.....deswegen ist es besser...wenn du nicht hier bist....ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst...wo auch immer du sein wirst...." Ich verkrampfte meine Hand auf meinen Bauch, die Augen wässrig wegen den Tränen, die aus meinen Augen rollen wollten. Dr. Lewis kam in mein Sichtfeld. „Are you ready, Mister Hwang?" Ich nickte. Mir wurde Narkosemittel verabreicht und ich dämmerte vor mir hin.
Mein Mund war staubtrocken und ich hatte einen widerlichen Geschmack im Mund, als ich wach wurde. Ich befand mich in einem Zimmer, in den ein paar Betten standen. Musste der Aufwachraum sein. Mein Bodyguard saß neben mir und schaute sich etwas auf seinem Handy an. „Hey...kann ich was zu trinken bekommen...?", bat ich ihn, worauf er den Blick zu mir richtete. „Ich hole am besten gleich Dr. Lewis. Ruh dich solange aus, okay?" Er stand auf und verließ das Zimmer. Wenig später kam er mit der Ärztin zurück, die mir was zu trinken gab. „The surgery was successful. You can go to your hotelroom today already. Just don't do sportive activities, you need to rest a few days. After that don't stress your body, take it slow, okay?" Der Bodyguard half mir beim Übersetzen und ich nickte. Kein Sport für die nächsten Tage. Schwer, wenn man ein Idol war. Ich machte mich auf mehr Enttäuschung von Chan und den anderen gefasst. Langsam akzeptierte ich es sogar, falls er mich nicht mehr in der Gruppe haben wollte. Ich gehörte da nicht hin. Später am Tag lag ich im Hotelzimmer und döste vor mich hin, wenn ich mich nicht mit Selbsthass fertig machte. Um meine Gemütszustand hörte ich mir bisschen Musik an. Musik beruhigte mich immer. Vor allem Balladen. Sie ließen für eine Weile die hasserfüllten Worte gegen mich verstummen.
Jeongin rief mich in an und erkundigte sich, wie es mir geht. Es war schön, dass er mich anrief. Ich vermisste ihn, obwohl ich ihn erst heute morgen das letzte Mal gesehen hatte. Um das Gespräch kurz zu halten und mich vor mehr Sehnsucht vor meinem Freund zu schützen, sagte ich ihm, dass ich müde war und legte auf. Nachts war der Selbsthass am größten und ich lieferte mir Kämpfe gegen mich selber. Außerdem konnte ich nicht vergessen, dass ich heute ein Lebewesen töten lies. Es war alles zu viel für mich und ich war unheimlich froh, dass ich hier alleine war. Niemand würde mich hören, wie ich weinte, niemand würde sehen, wie meine Augen rotverquollen wurden und den Körper bebend in der Decke eingehüllt. Niemand wusste, wie schlecht es mir ging.
Der nächste Tag war ereignislos. Ich aß etwas im Hotelrestaurant, flankiert von meinem Bodyguard und schlurfte dann zurück in mein Bett, wo ich die meiste Zeit des Tages verbrachte. Chan würde das nicht verstehen, aber ich war froh für eine Weile nicht mehr auftreten zu können. In meinem Zustand würde ich Konzerte nur verhauen und jeder würde mich noch mehr hassen. Mein Handy blieb ausgeschaltet, wenn ich nicht Musik hörte oder ein Kdrama anschaute. Ich wollte nicht in Versuchung kommen auf Twitter und Instagram zu gehen, wo mich alle wieder fertig machen würden. Nur mit meinen Gruppenkollegen schrieb ich. Eher aus Gewohnheit, da ich immer noch der Meinung war, dass sie sich eigentlich nicht mit mir abgeben wollten. Sie schrieben mir nur Gute Besserung, weil es so höflich war, mehr steckte da nichts dahinter. Sie würden insgeheim froh darüber sein, wenn ich nicht mehr auftreten konnte und Stray Kids verlassen musste. Ihr Leben würde leichter sein, wenn ich nicht mehr bei ihnen war. Ich zog wirklich in Erwähnung einfach alles hinzuschmeißen.
Meinen Entschluss würde ich allerdings erst in Seoul den anderen anvertrauen. Auch werde ich Jeongin die Wahrheit sagen. Er verdiente es zu erfahren, dass er kurz Vater war. Mittlerweile war es mir egal, ob er mich hasste, weil ich schwanger war und deswegen so viele Probleme in Amerika bereitete hatte. Nach meinem Geheimnis würde ich mit ihm Schluss machen. Ich werden den Entertainment erzählen, dass ich abgetrieben habe und hoffen, dass sie mich alle dafür verabscheuen und so jemand wie mich nicht mehr im Entertainment haben wollten. Was danach passierte lag noch offen. Erst würde ich eine Weile bei meinen Eltern leben müssen, bevor ich mir ein eigenes Leben aufbauen würde. Ich vermisste sie. Auch Kkami vermisste ich sehr. Vielleicht konnte ich ja mit meiner Kunst Geld verdienen.
Aber würde jemand Kunst kaufen, der ein Menschenleben töten lies und seine Gruppenkollegen sich alleine überließ?
Während ich im Flughafen von Los Angeles auf die anderen warteten, trank ich einen Tee und saß mit meinen Sachen bereits im Wartebereich. Für uns hatte man extra ein Teil der Wartebereich abgesperrt, damit wir ungestört sein konnten, bevor unser Flugzeug flog. Es war ungewohnt ruhig hier, keine kreischende Fangirls. An so ein Leben könnte ich mich langsam gewöhnen. Einfach normal sein. Ein normaler junger Mann mit einem normalen Leben, jenseits einem schillernden Idolleben.
Ja, daran könnte ich wirklich gewöhnen.
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