São Paulo, 07. November 2018

Nervös stand ich vor dem Paddock und wippte mit meinem Bein auf und ab. Ich warf einen Blick auf meine Uhr am linken Handgelenk, 09:55 Uhr. Um 10 Uhr sollte mich jemand von McLaren abholen und den Verlauf des heutigen Tages besprechen. Seit einer Woche hatte ich mich versucht mental auf genau diesen Tag vorzubereiten. Heute würde McLaren offiziell bekanntgeben, dass ich nächstes Jahr in ihrem Formel 1 Wagen fahren und damit das Cockpit von Stoffel Vandoorne bekommen würde. Den Vertrag hatte ich schon am Anfang der Woche im McLaren Technologie Center unterschrieben ohne die Anwesenheit von Journalisten oder Medienvertretern.

Es war eine Ehre für mich diese Beförderung zu erhalten. Vor zwei Jahren wurde ich ins Junioren Programm des Teams aufgenommen und seitdem von ihnen gesponsert. Zak, der CEO des Formel 1 Teams, hatte mir erst einen Platz in der Formel 3 beschafft, später in der Formel 2 und zum Reservefahrer ernannt, womit ich bei allen Formel 1 Rennen in der Box von McLaren war und zwei, dreimal ein Freies Training fahren durfte.

Doch nun, nun würde ich jedes Freie Training übernehmen, am Qualifying und den Rennen teilnehmen. Ich würde das Team vertreten, mit dem Ayrton Senna, Mika Häkkinen oder Alain Prost mehrmals Weltmeister geworden waren, 8 Konstrukteurs- und 12 Fahrertitel insgesamt. Auch wenn der Erfolg des Teams in den letzten Jahren nachgelassen hatte und sie weit weg von den Top Teams waren, derzeit auf Platz 6 in der Teamwertung lagen, glaubte ich an die Stärke des Teams. Schlechte Rennen und eine enttäuschende Saison konnten vorkommen. Das wichtigste waren die Rückschlüsse, die daraus gezogen wurden. In vielen Gesprächen hatte ich mit Zak darüber gesprochen, in wie weit er dabei war, das Team umzubauen und umzustrukturieren. Ich hatte Vertrauen in ihn und Andreas, der ab der kommenden Saison als Teamchef fungierte. Sie würden McLaren in den nächsten Jahren zurück auf die Erfolgsspur bringen und ich wollte dabei sein.

,,Du musst Lando Norris sein", ertönte auf einmal eine Stimme hinter mir, ,,Formel 3 Europameister und derzeit auf Platz 2 in der Formel 2."

Ein schwarzhaariger Mann in einem weißen McLaren Teamshirt und einem Tablet in der Hand kam auf mich zu. Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und nickte:,,Ja, der bin ich."

,,Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Patrick, dein PR-Assistent", stellte er sich vor und streckte mir die Hand aus. Verdattert nahm ich sie entgegen:,,Ich habe einen PR-Assistenten?"

,,Ab heute schon", schmunzelte er und deutete auf sein Tablet, ,,ich kümmere mich um all deine Medientermine und verwalte sie. Ich bringe dich zu Interviews und Pressekonferenzen und hole dich wieder ab. Außerdem trainieren wir deine Wortwahl in Interviews, Dinge, die du sagen kannst, und Ausdrücke, die du vermeiden solltest."

,,Beginnen wir mit dem Medientraining jetzt?", fragte ich interessiert nach. Zwar hatten mir Zak sowie mein Dad, der zeitgleich mein Manager war, schon viele Tipps für Interviews und Umgang mit der Presse gegeben, doch nie zuvor hatte ich einen eigenen Assistenten gehabt, der sich darum kümmerte.

,,Nein, damit fangen wir in den nächsten Wochen langsam an. Trotzdem werde ich dir gleich ein paar Ratschläge geben. Dein Tagesplan für heute ist durch deine offizielle Bekanntgabe sehr lang", erklärte Patrick.

,,Was genau bedeutet sehr lang?", wollte ich prüfend wissen.

,,Wenn alles gut läuft, sind wir um 19 Uhr zurück im Hotel", gab er zurück, was mich schwer schlucken ließ:,,9 Stunden voller Interviews?"

,,Interviews, Videodrehs, Fotoshootings... eine bunte Mischung", fügte Patrick hinzu und lächelte mitfühlend, ,,keine Sorge, sobald jede Zeitung über den neuen jungen talentierten McLaren Fahrer berichtet hat, lassen die Interviewanfragen nach."

Verstehend nickte ich. Zusammen betraten wir den Paddock und liefen zu meinen ersten Interviewpartnern. Darauf folgten unzählige weitere sowie Fototermine für die Sponsoren von McLaren. Zwar war es nervig Fragen zu beantworten, die ich davor schon drei anderen Reportern erklärt hatte, aber dennoch wurden die Interviews mit den verschiedenen Journalisten nicht langweilig, da immer wieder neue Witzeleien entstanden und ich mit jeder weiteren Antwort sicherer wurde.

Kurz nach 19 Uhr kamen Patrick und ich am Hotel an. Wir hatten abgesprochen, dass wir im Hotelrestaurant zu Abend essen würden, nachdem wir in der Mittagspause einen Wrap im Motorhome von McLaren gegessen hatten. Dazu wollte mir Patrick mehr über seine bisherigen Erfahrungen mit anderen Sportlern erzählen.

,,Oh, schau mal wer da ist", vermerkte Patrick, nachdem wir das Hotel betreten hatten, und deutete auf eine kleine Menschengruppe, die vor den Aufzügen stand. Sie bestand aus Zak und Andreas sowie zwei weiteren Männern, einer von ihnen trug ein Hemd, während der andere ein schwarz gelbes Renault Shirt trug.

,,Lass uns kurz Hallo sagen", schlug er vor, was ich mit einem zustimmenden Nicken quitterte. Somit machten wir uns auf den Weg zu Andreas und Zak, die uns mit der Zeit bemerkten und lächelten.

,,Wie ich sehe, hast du gut auf unseren neuen Fahrer aufgepasst, Patrick", grinste Andreas und begrüßte uns. Zak setzte nach:,,Wie hat er sich geschlagen?"

,,Ziemlich gut, er hat alle Termine durchgezogen und bis zuletzt sein Lächeln behalten. Es sind sicher tolle Interviews und Videos entstanden", erzählte Patrick und warf mir einen stolzen Blick zu, was mich freute. Zwar war es ein anstrengender Tag gewesen, aber es erleichterte mich, dass ich meine Aufgaben erfüllt hatte und Patrick zufrieden war.

,,Erfreulich zu hören", entgegnete Zak und wandte sich zu mir, ,,wie geht es dir? Kamst du mit den ganzen Terminen zurecht?"

,,Ich bin etwas müde, aber auch wenn es viele Fragen und oft dieselben waren, hat es Spaß gemacht", antwortete ich ehrlich.

,,Dann hoffen wir, dass sich das im nächsten Jahr nicht ändern wird", merkte Zak an und Andreas stimmte zu:,,Vor allem, wenn du nächstes Jahr Interviews mit ihm führen musst. Kennt ihr beiden euch schon?"

Er deutete auf den schwarzhaarigen Mann im Renault Shirt, Carlos Sainz. Natürlich kannte ich seinen Namen. Nicht nur, weil er seit vier Jahren in der Formel 1 fuhr, sondern auch, da sein Wechsel zu McLaren schon im August feststand. Mit ihm gesprochen oder ihn getroffen, hatte ich allerdings noch nie. Carlos lächelte und streckte seine Hand aus:,,Ich denke nicht. Ich bin Carlos, ab nächster Saison dein Teamkollege."

,,Ich weiß", hauchte ich abwesend. Ich war viel zu fasziniert von seinen tiefen braunen Augen, als dass ich überhaupt realisierte, was ich gesagt hatte. Nie zuvor ist mir aufgefallen, dass die Augen eines Menschen so wunderschön glänzen konnten.

,,Und du bist... Lando?", riss mich die amüsierte Stimme des Spaniers aus meiner Starre. Sofort wandte ich meinen Blick von ihm ab und schüttelte kurz den Kopf. Was war das, denn gerade?

Leicht beschämt griff ich nach seiner Hand und erwiderte sein Lächeln verlegen:,,Uhm ja... ja, ich bin Lando, Lando Norris, dein zukünftiger Teamkollege."

Weshalb ich mich plötzlich so ungeschickt anstellte und seine Worte noch einmal unnötig wiederholte, wusste ich nicht. Innerlich verfluchte ich mich selbst dafür. Vielleicht lag es einfach an dem langen Tag, den ich hinter mir hatte, und den vielen neuen Gesichtern. Carlos nahm es schmunzelnd hin und stellte mir auch den Mann im Hemd neben sich vor, Mario, sein Manager.

Kurz darauf löste sich die kleine Runde auf. Zak und Andreas fuhren mit dem Aufzug nach oben, während Carlos mit seinem Manager das Hotel verließ und zu irgendeiner Veranstaltung von Renault musste. Immerhin stand er dort noch bis Saisonende unter Vertrag. Patrick und ich hingegen setzten uns in das Hotelrestaurant, in dem wir den Abend mit den verschiedensten Gesprächsthemen verbrachten.

Damit endete mein erster Medientag als künftiger Formel 1 Fahrer. Die Vorfreude auf die Saison stieg, genauso wie die Nervosität. Auf der einen Seite wollte ich McLaren auf der Strecke zeigen, dass sie mit meiner Beförderung die richtige Entscheidung getroffen hatten. Ich wusste, was ich konnte und in den letzten Jahren alles gewonnen hatte. Das wollte ich sowohl dem Team, als auch allen anderen im Paddock und auf den Tribünen zeigen. Allerdings musste ich realistisch bleiben. Ich würde als Rookie in die höchste Rennserie der Welt einsteigen bei einem Team, dass schwere Jahre hinter sich hatte. Der Fokus würde vorerst darin liegen, die anderen Teams im Mittelfeld zu schlagen.

Jedoch glaubte ich daran, dass wir das schaffen konnten. Die Mechaniker und Ingenieure hatte ich im Laufe des Jahres schon kennengelernt, als ich das Auto im Freien Training testen durfte. Dazu war Patrick unheimlich nett, mit Zak und Andreas kam ich ebenfalls blendend klar und auch Carlos schien ein sympathischer Mensch zu sein, mit dem ich mich verstehen würde und wollte. Alles deutete auf ein gutes und spannendes Jahr hin.

•••

Damit ist der Anfang für dieses Buch gelegt. Ich versuche wöchentlich mindestens ein neues Kapitel hochzuladen, solange ich es nicht vergesse oder etwas dazwischen kommt.💖

Lasst gerne Feedback oder Meinungen da. Ich will noch einmal betonen, dass die Handlung sowie die Charaktere der Fahrer in dem Buch von mir frei erfunden sind. Ich will niemanden schlecht machen oder sonst zu nahtreten.<3

Außerdem habe ich versucht mic an den Verlauf der Saison 2019 zu halten, aber es kann sein, dass manche Dinge trotzdem abweichen.

Habt noch einen schönen Abend.👀
Lg. T.

Kommentar von OsByLynn:

[an alle (bitte mach den Kommentar nicht weg, falls du das irgendwann hochlädst, T): you are about to read the best ff ever, be prepared! Der Prolog gefällt mir sehr, auch wenn er dir nicht gefällt😂 ich mag ihn auch genug für uns beide :3 Das ist ein toller Einstieg in die ff, I love you <3]

[Geschrieben am 28.05.2020]