Teil 1: Der einzige Weg
Erschöpft rieb sich Vincent den Schweiß von seiner Stirn, als der letzte Animatronic in der Lagerhalle verstaut war. Sein Kumpel Luca trug nebenbei etwas auf einer Liste ein. ,,Wieso mussten wir diese Dinger nochmal umher kutschieren?'', erkundigte sich Vincent sogleich, als Luca die Liste auf eine Werkbank legte. ,,Henry Emelie hat diese Roboter an eine andere Firma verkauft. Morgen werden die abgeholt und nach New York zu einer weiteren Werkstatt gebracht".
Vincent nickte bloß, als er sich umdrehte und die Animatronics noch mal musterte. Ein Piraten-Fuchs, ein Hühnchen, ein Hase und ein Bär. Alle vier waren übel zugerichtet. Ihnen fehlten Körperteile oder Teile der Außenhülle. Vincent konnte sich nicht wirklich vorstellen, wer diese Schrotthaufen kaufen wollte, aber solange er dafür bezahlt wurde, war es ihm Recht.
Als sich die Sonne langsam hinter dem Horizont verkroch, ging Vincent nach Hause. Er freute sich schon auf seine warme Wohnung - und auf einen heißen Kaffee. Wie an fast jeden Abend waren die Straßen immer noch sehr lebendig. Trenton war eben eine große Stadt. In letzter Zeit war es hier aber sehr gefährlich geworden. Raubüberfälle und Morde geschehen aus unbekannten Gründen immer häufiger. Selbst in der Firma, in der Vincent arbeitete, hat sich ein guter Freund von seinem Chef, Henry Emelie, in einen kaltblütigen Kindermöder verwandelt. Ob diese Geschichte wahr war, wusste Vincent nicht. Er hatte davon auf jeden Fall nie etwas in der Zeitung gelesen.
Als er die Tür zum Miethaus, in dem seine Wohnung lag, öffnete, wurde er sogleich von seinem Vermieter begrüßt. Er saß auf einer kleinen Bank, die im Hausgang stand und erhob sich sofort, als er den jungen Mann sah. ,,Endlich! Ich hab die ganze Zeit auf dich gewartet!". Vincent wusste schon, was der Vermieter von ihm wollte. ,,Also, wo ist das Geld?". Nervös blieb Vincent stehen. ,,Das Geld?". ,,Ja, das Geld. Wo ist es?". Vincent sog die Luft ein. ,,Ich hab's nicht", murmelte er rasant. Er kannte Benedikt viel zu lange, um ihn anzulügen. ,, Vincent... Ich warte seit fast zwei Monaten auf deine Bezahlung. Ich kann nicht länger warten, so Leid es mir auch tut. Ich habe auch eine Familie. Ich muss auch Steuern zahlen". Vincent rieb sich angespannt im Gesicht. ,,Nur noch ein paar Tage?", bettelte der junge Mann hoffnungsvoll. Benedikt seufzte laut, als er nachdenklich zu Boden schaute. ,,Na gut. Ich gib dir bis Übermorgen noch Zeit. Dann hast du das Geld, ja?". ,,Ja...". Benedikt klopfte Vincent auf die Schulter, als er in einem Nebenraum verschwand. Wortlos stampfte Vincent die Treppen weiter empor und kam schließlich bei seiner Wohnungstür an. Als er die Tür wieder schloß, kickte er einen leeren Karton durch das Zimmer. ,,Scheiße!", rief er aus. Geld, Geld, Geld! Alles hatte er, außer Geld!
Niedergeschlagen setzte er sich an seinen Schreibtisch. Sein Kopf brodelte. Wie sollte er das Geld so schnell herbekommen? Sein nächstes Gehalt bekommt er erst in 3 Wochen!
Mittlerweile war der Mond aufgegangen und schien durch sein Fenster. Vincent schaute ihm entgegen. Wer weiß? Heute Nacht könnte vielleicht ein weiterer Räuber oder Mörder sein Unwesen treiben. Als Vincent mehr darüber nach dachte, setzte sich ein perfider Plan in seinem Kopf fest. Er schaute zu seinem Nachtkästchen hinüber. Eine Spielzeugpistole lag darauf, die er vor ein paar Wochen von Zuhause noch mitgenommen hatte. Er stand auf und ging zu ihr hinüber. Als er die Waffe in der Hand hielt, inspizierte Vincent sie für einige Herzschläge. ,,Wenn ich sie nicht benutzten muss, dürfte sie reichen", murmelte er leise vor sich hin. Sogleich schaute er auf den Wecker, der auf dem Nachtkästchen stand. 21:10 Uhr. Nochmals begutachtete Vincent die Spielzeugpistole.
Wenn nicht jetzt....
... wann dann?
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