Kapitel 20
Noch ehe ich mich im Raum umsehen konnte wurde ich von einer kreischenden Assja umgerannt. Sie drückte mich kräftig und auch ich hielt sie fest im Arm. Nacheinander begrüßte ich meine Freunde glücklich.
Bei Luana allerdings zuckte ich kurz zusammen, als sie mir um den Hals fiel. Ich spürte deutlich jeden einzelnen Knochen ihres Körpers. Sie war so dünn geworden, dass ich meine Arme hätte dreimal um ihrem Körper schlingen können.
Gut, Alle hier waren recht unterernährt, was bei den Lebensbedingungen nicht sonderlich verwunderlich war aber das blonde Mädchen stach mit Abstand heraus.
Zu Aramis ging ich als letztes, weil er mit halb geschlossenen Augen in der hintersten Ecke zusammengekauert lag. Sein Bein hatte er auf einem, aus Kisten provisorisch errichteten Haufen hochgelegt. Ich traute mich gar nicht einen Blick darauf zu werfen. Besorgt beugte ich mich über ihn und ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinen aufgeplatzten Lippen.
„Sydney, wo ist Neo ?", fragte Ajan zögerlich. Ich schluckte. Was sollte ich ihnen sagen ? Ich entschied mich, im Schnelldurchlauf unsere Geschichte zu erzählen. Dann herrschte allgemeines Schweigen.
„Neo schafft das schon.", versuchte Duran die Anderen aufzumuntern aber er klang selber nicht vollkommen überzeugt.
„Also kommen wir auf keinen Fall durch das große Tor rein ?", fragte Luana hoffnungslos als Reaktion auf meine Nennung der strengen Sicherheitsvorkehrungen am Haupteingang. Ihre Stimme war leise.
Ich schüttelte bedauernd den Kopf.
„Aber diese eine Tür, von der ich erzählt habe, ist unbewacht. Und wegen dem Alarmsystem müsst ihr euch keine Sorgen machen. Das Problem lösen wir.", fügte ich hinzu. Ich wusste zwar noch nicht wie wir es lösen sollten aber ich brachte es nicht übers Herz diesen Menschen vor mir noch mehr schlecht Neuigkeiten zu überbringen.
„Kannst du uns sagen, wo das ist, Syd?", meldete sich Duran zu Wort. Ausgehend von der Lage "meiner" Schule lieferte ich meinen Freunden eine grobe Beschreibung der Stelle von dieser Nebentür.
„Also wird es nicht mehr lange dauern?", fragte Assja und Hoffnung blitzte in ihren Augen auf. Zögernd nickte ich. „Ich glaube aber nicht, dass ich es noch mal zu euch rausschaffe.", gab ich zu bedenken."
„Dann halten wir eben hiermit Kontakt!", rief Garett aus und präsentierte stolz Isaacs Telefon. Seit Margot mir ein Handy besorgt hatte, trug ich es bei mir in der Tasche und so konnte auch ich mein Gerät zeigen. Schnell tauschten wir Nummern aus, bevor ich mich von meiner Familie verabschiedete.
Immer wieder musste ich versprechen, dass ich sie bald Alle nachholen würde.
Schweren Herzens folgte ich Garett wieder ans Tageslicht. Bevor ich auch ihm "tschüss" sagte fragte ich noch: „Was ist mit Luana? Ist sie –?"
„Nein, wir glauben nicht, dass sie den Virus hat. Sie isst nur nicht mehr." Ich sah ihn an.
Anscheinend hatte das blonde Mädchen eine ganz andere Art von Krankheit.
„Adelissa!", schallte es plötzlich durch die verlassene Gegend. Ich schreckte hoch. „Geh zu ihm, Adelissa!", Sagte Garett belustigt. Dennoch schwang ein wenig Trauer in seiner Stimme mit.
Ich nickte ihm ein letztes Mal zu und verschwand dann zwischen den Häusern.
„ADELISSA !", kam es wieder, jetzt von näher. Ich strubbelte mir einmal durch die Haare, sodass sie nun in alle Richtungen abstanden und lief dann auf die Stimme zu.
Als ich Isaac erreicht hatte, erkannte ich, dass auch der Rest der Patrouille bei ihm war. Als ich prustend und schnaufend zu Ihnen stieß, schienen sie beruhigt. „Wo zum Teufel hast du gesteckt, huh?", schnauzte Isaac mich an. Ich hob beschwichtigend die Hände. „Ich hatte Angst und bin weggerannt."
„Und mich hast du einfach liegen gelassen?" Isaac rieb sich mit gerunzelter Stirn den Hinterkopf. Ich tat als wäre ich erschrocken. „Haben Sie dir etwa wehgetan? Es waren Mehrere! Ich dachte du wärst direkt hinter mir, als ich abgehauen bin!"
Isaac beäugte mich mit kritischem Blick aber die anderen Drei Schienen mir meine Geschichte abzukaufen.
„Tut es weh?", fragte ich scheinheilig und schaute mit großen Augen zu dem Jungen hoch.
„Passt schon!", knurrte Dieser.
„Mein Bruder hat halt einen echten Dickschädel!", lachte Chris.
„Das hätte aber auch anders ausgehen können!", raunte sein bärtiger Kollege mürrisch. „Wird Zeit, dass diese Ratten aussterben."
„Hast du nicht gesehen wohin sie gerannt sind ?", hakte Chris nach und blickte sich um. Ich schüttelte zähneknirschend den Kopf.
„Sollen wir ihnen hinterher?", knurrte Isaac. Er schien sichtlich wütend, dass ihn Jemand ausgenockt hatte. Ich wurde nervös.
„Die sind längst weg.", gab der Bärtige dann Isaac aber zu verstehen, dass eine Jagd nun keinen Erfolg bringen würde.
„Fuck!", rief mein Klassenkamerad dann aus und wühlte in seinen Taschen. „Das darf doch nicht wahr sein ! Die haben sich echt mein Handy gekrallt!"
„Und dann hat dieser Abschaum dich einfach laufen lassen ?", ignorierte Chris' anderer Kollege Isaacs Ausruf und wandte sich an mich.
„Ich denke, sie haben geglaubt, dass ich zu euch renne und wollten das Risiko nicht eingehen." Ein schwacher Versuch, meine Geschichte glaubhaft zu gestalten. Aber es schien zu reichen.
„Jetzt sind wir gar nicht zu Dem gekommen, was wir heute eigentlich machen wollten.", flüsterte Isaac mir wenig später verführerisch ins Ohr, als wir uns auf dem Weg zurück befanden.
Ich machte einen gespielten Schmollmund aber innerlich lobte ich mich für meinen Plan. Das war doch heute alles noch glimpflich ausgegangen.
Meinen Freunden ging es halbwegs gut und nun konnten wir daran arbeiten, sie hier in die Virus-freie Zone zu schaffen. Fast hätte ich gelächelt, doch dann, als wir vor dem großen Eingangstor angelangt waren und darauf warteten, dass uns die Beamten, die davor Wache hielten, Einlass gewährten, rief Jemand meinen Namen.
Meinen richtigen Namen.
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