Teil 31
Benommen schlug Danila ihre Augen auf, woraufhin ein Rascheln neben ihr erklang.
>>Du bist wach.<< hörte sie eine fremde Männerstimme und realisierte nach und nach was geschehen war. Sie hatte Markus die Kehle aufgeschlitzt und dann war da jemand. Ein Schatten und ein dumpfes Geräusch, bevor sich ein Schmerz an ihrem Hinterkopf bemerkbar gemacht hatte.
Abrupt richtete sie sich auf und presste ihren Körper gegen das knarrende Holz des Bettes.
Ein Mann setzte sich auf das Bett und fixierte sie mit seinen tiefblauen Augen und wirkte besorgt.
Sein tiefschwarzes Haar, war an seinem Hinterkopf zu einem kleinen Zopf zusammengebunden und sorgte für einen perfekten Blick auf seine markanten Gesichtszüge.
Er war schön und ganz plötzlich realisierte sie, warum dieser Mann ihr so bekannt vorkam.
>>Ihr seid einer der Prinzen<< hauchte sie und zog die Decke an sich, als er eine Hand ausstrecken wollte.
Danilas Reaktion führte nun dazu, dass er seine Hände erhob und sich zurücklehnte.
>>Ja, aber ich werde euch nichts tun. Marleen hat gesagt, dass ihr nicht freiwillig bei ihm wart, deswegen trifft euch keine Schuld. Ihr könnt mich Ascian nennen. Ich bin der Kronprinz von Creisseida und werde euch sicher ins Königreich geleiten.<<
Ihre Brust zog sich zusammen. Sie wollte nicht dorthin. Sie wollte zu Cailan, auch wenn sie sich gestritten hatten und auch wenn es nicht einfach mit ihm war. Sie wollte zu ihm, so sehr, dass es körperliche Schmerzen verursachte.
Und da war noch eine Sache. Was wenn er dachte sie wäre freiwillig gegangen und was wenn der Wahnsinn nach ihm griff?
>>Ich möchte zurück.<< sagte sie entschlossen.
>>Bitte<< setzte sie an und ignorierte das entsetzen des Prinzen.
>>Ihr wollt zu diesem Mann zurück? Wisst ihr überhaupt wer er ist?<<
Wusste sie es? Vielleicht nicht das Bild, dass die Welt von ihm kannte, doch ihn selbst? Danila war sich sicher einen Cailan zu kennen, den niemand kannte, aber wusste sie wie groß dieser Anteil tatsächlich war? Immerhin war sie nur in den Mauern der Burg gewesen, abgeschottet von der Außenwelt.
Ascian schien ihr Grübeln zu bemerken und nutzte die Gelegenheit, um sie davon zu überzeugen mit ihm zu gehen.
>>Ein schwarzer Magier ist Gift für das Land. Wenn dir das alleine nicht reicht, dann werde ich dir wenn nötig die Augen öffnen.<<
Er sah sie an, so sanft und gar gutmütig, dass sie nur schweigen konnte.
Es wunderte sie wie vorsichtig er mit ihr umging, obwohl sie offensichtlich zurück zu seinem Feind wollte und langsam begann sie sich auch vor der Wahrheit über Cailan zu fürchten.
Denn er hatte ihr zwar nie erklärt, was er tatsächlich tat, aber er hat auch nie bestritten, dass die anderen Unrecht hatte mit der Annahme, er wäre schlecht.
>>Das Gebiet, dass ihm gehört und nun auf vielerlei Namen hört vornherein Blutlande. Dieses Gebiet war damals ein Teil von Creisseida und war bewohnt von Menschen und Magiern.
Cailans Mutter war die Erste, die herausfand, dass man über die Grenze des möglichen Magie praktizieren konnte und sie war die erste, die Opferrituale abhielt. Menschen verschwanden und das Land wurde trüber. So trüb, dass die Bewohner Angst bekamen und die Grenzen von Creisseida zurückließen.
Doch seine Mutter begann nach Macht zu gieren und hat das Gebiet von Creisseida abgeschnitten und während dieser Jahre veränderte sich dieses Land. Du warst dort. Du musst es gespürt und gesehen haben.
Da ist nichts Lebenswertes, denn der Tod herrscht hinter diesen Mauern.
Wir nennen es Fluch, denn auch ihr Sohn kam mit einem Schicksal zur Welt. Dieses Schicksal...<<
>>Ist mir bekannt<< teilte sie ihm stumpf mit.
Er nickte, bevor er fortfuhr.
>>Mein Schicksal ist an seines gebunden. Er braucht dich, um nicht unterzugehen und ich brauche dich, um dem allen ein Ende zu bereiten. Du bist der Saphir, der eine Seite der Medaille festlegen wird und es liegt allein bei dir, ob du dich für dieses Grauen entscheidest, oder mit mir kommst. Und ich möchte dir nicht drohen oder dich auf eine Wahl stellen, aber auch du musst wissen, dass ich nicht zulassen kann, dass er gewinnt.
Es ist ein Jahrzehnte langer Krieg Danila und dieser Krieg zwischen diesen Ländern wird weiterhin bestehen, solang du nicht die richtige Entscheidung triffst.<<
Alles was er sagte, erzählte nur von Cailans Mutter. Was hatte er getan? Warum musste er beseitigt werden?
>>Ist es wegen den Taten seiner Mutter? Er hat...was hat er getan? Wer ist er außerhalb dieser Mauern?<< zwang sie sich zu fragen, obwohl ein Teil von ihr sich dagegen wehrte. Sie wollte es nicht wissen.
>>Er ist ein Mörder. So wie seine Mutter. Auch er hat viele Menschen geopfert und viele Magier beseitigt. Auch er vergiftet das Land stetig. An seinen Händen klebt so viel Blut, dass es unmöglich sein müsste und dennoch ist es so. Kinder. Frauen. Männer. Er macht keine Unterschiede, solange es dem Zweck dient.<<
>>Welchem Zweck?<<
>>Das Gebiet zu behalten. Sie hatten nie Anspruch darauf, aber er krallt sich daran fest und wir können nicht zulassen, dass er irgendwann beschließt seine Krallen auszuweiten und sich alles zu nehmen.<<
Ihr Atem ging abgehackt und plötzliche Scham nahm Besitz von ihr.
Scham darüber, dass sie sich bewusst in dieses Grauen gestürzt hatte und sich in ein Monster verliebt hatte. Sie schämte sich, dass sie weggesehen hatte und sie schämte sich, weil sie sich noch immer nach ihm sehnte und ihn noch immer liebte.
Sie verdiente die sanften Blicke des Prinzen nicht und sein Verständnis.
Sie verdiente nichts.
>>Komm mit mir. Triff die richtige Entscheidung.<< bat sie Ascian.
Doch wenn es die richtige Entscheidung war. Warum fühlte sie sich dann so elend, wenn sie nur daran dachte?
Und warum fühlte sie sich auch elend bei dem Gedanken zurück zu gehen. Zu ihm.
Sie wusste es nicht.
Und noch schlimmer war.
Sie wusste nicht, wie sie sich am Ende entscheiden würde.
Dennoch legte sie ihre Hand in die von Ascian und akzeptierte ihr vorübergehendes Schicksal. Noch war nichts entschieden.
Noch würde sie keine Entscheidung fällen, denn irgendwas sagte ihr, dass Cailan sie finden würde, bevor sie die Grenzen von Creisseida erreichten.
Erst dann würde sie sich entscheiden.
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