Teil 2
Cailan betrachtete sie, während hinter ihnen noch immer die Schreie der beiden Männer hallten. Er hätte es gerne selbst getan und ihnen dabei in die Augen gesehen, um sich an ihrem Schmerz zu ergötzen.
Aber er konnte nicht.
Er hatte das Gefühl er wäre verloren, wenn er den Blick von ihr abwenden würde. Selbst ihre Verstimmtheit über seine brutale Ehrlichkeit, verzauberte ihn und dass sie sich krampfhaft versuchte zurückzunehmen mit den Worten, die sie ihm wohl am liebsten gegen seinen Kopf schleudern würde.
Vorsichtig wischte er ihre Tränen fort und fuhr dabei sanft über ihre Sommersprossen.
Sie war das schönste Wesen, das er je zu Gesicht bekommen hatte und ausgerechnet das, wonach er all die Monate gesucht hatte.
>>Wie ist dein Name?<< fragte er sie schließlich und war dankbar darüber, dass seine Männer mit den beiden Bastarden hinter den Bäumen verschwanden, sodass ihre Schreie ihn nicht mehr dabei störten seinen Fokus nur auf sie zu legen.
>>Danila<< antwortete sie nach kurzen zögern.
Ironie des Schicksal. Sie trug in ihrem Namen das Dunkelblau, den blauen Edelstein nach dem er so lange gesucht hatte.
Und war er sich vorher nicht schon sicher gewesen, dass sie mit dem Saphir gemeint war, dann war er sich jetzt endgültig sicher.
Ihre tiefblauen Augen sahen aus, als wären darin zwei Saphire gearbeitet, die geradewegs in seine verdorbene Seele blickten.
Die Ruhe, nach der er sich so lange sehnte war nun plötzlich da.
Wegen ihr.
>>Danila<< hauchte er ihren Namen und schnappte sich eines ihrer dunkelbraunen Strähnen, die glatt wie Wasser durch seine Finger glitten.
>>Wohin wolltest du?<< fragte er sie, als sein Blick auf das Bündel und dem entleerten Inhalt fiel.
Proviant, Kleidung und eine Brosche. Es war eindeutig, dass sie eine lange Reise vorgenommen hatte, doch warum war ihm noch schleierhaft.
>>Weg<< kam es stumpf von ihr.
Er ließ seine Hände sinken, weil er ihr Unbehagen spürte und es verwirrte ihn zutiefst, dass es ihm so weh tat, wie sie sich gerade fühlen musste.
Wie konnte es sein, dass sie ihm schon jetzt so nahe ging?
>>Warum? Warum wolltest du weg?<<
Kurz runzelte sie ihre Stirn, ehe sie mit den Schultern zuckte.
Dabei mied sie beschämt seinen Blick.
>>Ist es nicht offensichtlich gewesen? Sie hätten es nicht getan, wenn sie den Zorn meines Dorfes gefürchtet hätten. Ich bin ein uneheliches Kind und nach dieser Definition verdiene ich nicht viel.<< hörte er sie verbittert sagen.
>>Du verdienst alles<< korrigierte er sie, woraufhin ihre Augenbrauen in die Höhe schossen.
>>Ihr kennt mich nicht. Warum lässt Ihr mich nicht einfach weiterziehen? Warum sieht Ihr mich so an und sagt ich würde euch gehören?<<
Er sog tief die Luft in seine Lungen, bevor er ihre Hände in seine nahm.
Es war wie ein Zwang sie zu berühren, weil sein Körper und Geist sonst nicht mehr Funktionieren würden.
Und obwohl er gerne mehr getan hätte, als über ihre Hände zu streichen, hielt er sich zurück.
So sehr, dass es schon fast schmerzte und das an einer Stelle, dessen Kälte ihn sonst immer lenkte.
Sein Herz schien aufzutauen für diesen Saphir in seinen Händen.
>>Ich kann dich nicht gehen lassen und um ehrlich zu sein, hast du selbst keine Möglichkeiten. Wohin willst du? Was passiert, wenn du wieder solchen Männern über den Weg läufst? Jeder Mann würde in Versuchung geraten dich für sich zu beanspruchen und einige werden es sich skrupellos nehmen.<<
Sie schluckte, ehe sie ihn mit seinen eigenen Worten niederschlug.
>>Und was unterscheidet euch von diesen Männern? Ihr nimmt euch doch auch einfach, was Ihr wollt, ohne auf meinen Willen acht zu geben.<<
Er musste zugeben, dass sie nicht ganz Unrecht hatte, bis auf eine Kleinigkeit.
>>Bei mir würde es dir aber gut gehen. Du sollst nur in meiner Nähe sein und ich werde auf dich acht geben. Du wirst tun und lassen können was du willst, solang ich dich um mich habe. Es geht nicht anders. Alles wäre einfacher, wenn du freiwillig mit mir kommst Danila.<<
Sie schien tatsächlich über seine Worte zu grübeln und irgendwie sah er es ihr an, als sie zu einem Schluss kam.
Ihre aussichtslose Lage stand ihr ins Gesicht geschrieben und trübte ihn etwas, weil er wusste, dass sie ihre Entscheidung eigentlich nicht wirklich freiwillig traf.
>>Versprecht Ihr mir, dass mich niemand berührt?<< fragte sie schließlich.
Er nickte und verkrampfte sich ein Lächeln.
>>Auch Ihr nicht?<< ergänzte sie.
Ein Schatten fiel über sein Gesicht, doch er würde es halten. Auch wenn sein Herz jetzt schon bei diesem Versprechen schmerzte.
Er würde ihr dieses Versprechen zustehen und warten, bis sie es zurücknahm.
Denn auch sie würde irgendwann akzeptieren müssen, dass ihr Schicksal unvermeidlich mit seinem verknüpft war.
Er nickte abermals.
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