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„Dummer Esel. Willst nur fressen...", seufzte Taehyung und beobachtete seinen Esel, der auf der Wiese graste.
Doch dann machten seine Augen etwas Leuchtendes in seinem Maul aus. Er sprang auf und lief zu dem Tier über, nahm den Grasbüschel heraus und inspizierte es gründlich.
Seelengras?
Er legte den Kopf schief und murmelte vor sich her: „Seelengras wächst nur in der Erde voller spiritueller Energie. Daher wächst sie nur in der Nähe der Gräber der kultivierenden Clans. Vermutlich gibt es einige davon hier. Ich bin beeindruckt. Du hast einen wirklich guten Geschmack, kleiner Apfel."
Taehyung zog ihn weiter mit sich und stieß wenig später auf ein paar Gräber und einen alten Mann, der mit einem alten Besen die Steingräber säuberte. Sie befanden sich mitten auf dem Land, auf dem Berg.
„Entschuldigt bitte, zu welcher Familie gehören diese Gräber?", fragte er ihn.
„Ach, sie gibt es längst nicht mehr. Der Lee Clan ist vor langer Zeit ausgestorben."
„Lee Clan??", wiederholte er ungläubig.
Einige Erinnerungsfetzen blitzten auf. Eine Frau in einer roten Robe erzählte ihm damals, dass ihre Familie hier begraben sei. Dann einige Bilder von einer Statue und der jungen Frau, die immerzu getanzt hatte...
„Kim Taehyung. Meine Familie ist hier begraben."
Mit einem Mal fiel es ihm wie die Schuppen von den Augen.
„Es ist kein seelenfressendes Monster! Das ist nicht gut. Yeonjun..."
_____
Tempel der tanzenden Göttin
Als Taehyung bei dem alten Tempel ankam und ins Innere eilte, waren bereits einige Leute versammelt, unteranderem die Schüler des Jeon Clans und Yeonjun und seine Bediensteten.
„Wenn die Statue so wirksam ist, wie gesagt wird, dann wünsche ich mir, dass das Monster vom Dafan Berg sofort vor mir auftaucht. Statue, kannst du das mach-"
Taehyung, der seine Maske wieder aufgezogen hatte, rief bestürzt: „Yeonjun!"
Alle drehten sich zu ihm um, Soobin erkannte ihn sofort. „Junger Meister Song!"
Da sie nun auf ihn fokussiert waren, bemerkten sie nicht, wie ein bösartiges Lächeln sich auf dem Gesicht der steinigen Statue bildete, die hoch bis zur Decke reichte. Sie begann sich zu regen und verließ ihre Pose, die auch die junge Frau auf dem Hügel gemacht hatte. Ein Bein nach oben ans andere, die Arme nach rechts oben gehoben.
Taehyung hatte sich nicht geirrt.
„Geht alle sofort nach draußen! Passt auf die seelenfressende Göttin auf!"
Jemand schrie erschrocken: „Die Pose der Göttin hat sich verändert!"
Alle Anwesenden, abgesehen von Taehyung, erstarrten bei dem Anblick.
„Was macht ihr?! Rennt, rennt, rennt! Hört auf Wurzeln zu schlagen! Raus hier! Ihr könnt sie nicht besiegen."
Taehyung scheuchte sie alle hinaus und rannte mit ihnen vom Tempel weg, bis sie auf einer offenen Fläche ankamen, und er den Schülern atemlos zurief, die schneller waren als er: „Wartet auf mich, Kinder!"
Beomgyu guckte ihn irritiert an. „Wer sind deine Kinder? Weißt du von welchem Clan wir sind??"
Bei dem Gesagten verdrehte er die Augen. „In Ordnung, dann eben Brüder. Brüder, ja? Hyungs?"
Brüder, von wegen. Ich bin sechszehn Jahre älter als ihr!
„Könntet ihr eines euerer Signalfeuer senden? Um nach eurem Meister...eurem Meister J-Jungkook Sunbaenim zu rufen?", fragte er zögernd.
Soobin nickte und tastete nach seinen Taschen, jedoch schien er nichts zu finden und sah daraufhin seinen Freund erschüttert an. „Mist! Ich habe meinen schon in der Nacht bei der Familie Song benutzt. Ich habe keinen weiteren mehr."
Taehyung schaute zwischen den beiden entgeistert hin und her. „Und du hast es seitdem nicht mehr erneuert?"
„Vergessen."
„Vergessen? Du hast es vergessen? Wenn Jungkook Sunbaenim das erführt, werdet ihr bestraft werden!"
Beomgyu warf ihm einen besorgten, ängstlichen Blick zu. „Oh nein, oh nein! Sicher wird er uns schwer bestrafen... Was sollen wir bloß tun, Soobin?"
„Ja, lernt eure Lektion. Beim nächsten Mal werdet ihr es nicht mehr vergessen", versicherte Taehyung den beiden Jüngeren.
„Junger Meister Song, woher wusstet Ihr, dass es die Statue war, die die Seelen verschlang?", fragte Soobin.
„Ich habe es gesehen."
Beomgyu runzelte die Stirn. „Was gesehen?"
„Na die Gräber."
„Was?"
Taehyung verzog seine Lippen zu einer Linie und seufzte bitter. „Der Jeon Clan von Gusu bringt euch wohl nur unnötige Dinge bei, wie die Geschichte der Kultivierung und der Clans. So bedeutungslos und sterbenslangweilig! Du solltest besser nützliche Dinge lernen. Zum Beispiel die seelenfressenden Monster und Geister, die sich von den Überresten spiritueller Energie der Toten ernähren." Er machte eine Pause, ehe er weitersprach.
„Eine Frage. Es gibt hier in der Nähe so viele Gräber von Kultivierenden voller spiritueller Energie. Warum sollten die Geister Menschen angreifen?"
Beomgyu nickte zustimmend. „Stimmt, das ergibt Sinn. Aber Augenblick mal..." Er verschränkte seine Arme skeptisch vor der Brust und legte den Kopf schief. „Du bist ja gar kein Verrückter!"
Taehyung lachte das Thema peinlich gerührt ab, und Soobin verstand, dass es nicht der Zeitpunkt war, um über die geistlichen Kompetenzen des Maskierten zu diskutieren.
„Was ist dann mit Fräulein Hyesoo?"
„Zweite Frage. Ihr Verlobter verschwand, Als eine schwache, junge Frau, was hätte sie tun können?"
Soobin überlegte kurz und antwortete dann: „Beten?"
„Genau! Dieses Fräulein ist etwas Besonderes. Von all den Opfern ist sie die Einzige, dessen Seele zurückgekehrt ist. Aber warum?"
„Ja...warum?", murmelte Beomgyu.
„Fräulein Hyesoos Vater war ein sehr liebevoller Vater. Als er erfuhr, dass ihre Seele verloren war und keine Medizin helfen würde, was hätte er tun können?"
„Ha, ich weiß es! Auch er ging zum Beten! Also ging er auch zum Tempel der tanzenden Göttin und betete, dass die Seele seiner Tochter zurückkehrt."
„Richtig!", löste Taehyung auf. „Die Statue hat die Seele von Hyesoo zurückgegeben, aber ihre Seele wurde durch den Einfluss verändert, weswegen sie den Tanz und das Lächeln der Statue nachahmte. Der Vater verlor seine Seele, weil das sein Preis war."
Soobin nickte verstehend. „Also als nun Yeonjun seinen Wunsch äußerte: Ich wünsche mir, dass das Monster vom Dafan Berg sofort vor mir auftaucht! Da wurde die Statue wieder lebendig. Hab ich Recht? Aber warte, dann muss er ja auch einen Preis zahlen...!"
Taehyung erstarrte. „Moment mal... Wo ist Yeonjun??"
Das war das Stichwort. Genau in dem Moment kam die Statue vom Tempel heruntergerannt, die einigen Gehilfen vom Kim Clan folgten. Yeonjun war nicht unter ihnen, aber der ließ auch nicht lange auf sich warten.
Plötzlich kam er von, keine Ahnung woher, gesprungen und zielte im Freiflug mit seinem Bogen auf die Statue. Die Pfeile prallten natürlich ab, eine Statue war eben nun mal aus Stein, ob Göttin oder nicht. Yeonjun landete auf seinen Füßen, lernte jedoch nicht aus seinen Fehlern, sondern schoss den nächsten Pfeil auf das monströse Gestein, das diesen einfach wegschlug.
Taehyung konnte den Anblick nicht mehr ertragen, sichtete ein paar Meter weiter weg Bambus, schnappte sich das Schwert von Beomgyu, der protestierte, und rannte dorthin, um einige Bambusäste abzuschneiden.
Währenddessen packte die Statue zwei der Gehilfen und warf sie in die Luft.
Es dauerte nicht lange, bis Taehyung mit dem fertig war, was er konstruieren wollte. Ein paar Löcher rein und fertig war seine improvisierte Querflöte, auf der er begann, eine Melodie zu spielen.
Yeonjun war in der Zwischenzeit in eine missliche Lage geraten. Er lag am Boden und konnte nur zu sehen, wie die Faust der Statue auf ihn herunterschwang. Er kniff die Augen fest zusammen und bereitete sich auf den Schlag vor, als aus den Wäldern etwas, oder vielmehr jemand, heraussprang.
„Der Geistergeneral!"
Taehyung hörte auf, auf der Querflöte zuspielen. Nur einer konnte diesen Titel tragen. „Lee Eunwoo?"
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