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Selbst nachdem sie ihn in schwere Ketten versetzt hatten, die jeweils an seinen Handgelenken, Fußknöcheln und an seinem Hals herunterhingen, und ihn in den dunklen Verlies brachten, ließ sich Taehyung nicht abschrecken, sondern behielt sein furchtloses Lächeln auf den Lippen. Was sollte auch schon passieren? Er würde einige Stunden in einer Zelle sich entspannen und danach wieder freigelassen werden. Halb so wild.
„Hey, du hast mir eine Suite vorbereitet. Wie nett", sagte er grinsend, während Taeyongs Männern ihn an den Armen mit sich zerrten, nicht, dass er sich wirklich wehrte.
„Es gibt es etwas Einzigartiges an dieser Zelle. Du wirst es sehen, wenn du drin bist." Er blieb vor einem Raum stehen, in dem etwas Licht durch ein kleines Fenster hereinstrahlte.
Schulterzuckend lief Taehyung an ihm vorbei und betrat die Zelle, nur um wenige Sekunden später herauszurennen und wie erstarrt vor Taeyong stehenzubleiben, den Blick auf den Boden gerichtet. Weit aufgerissene Augen, zitternde Hände, wackelige Beine und pure Angst im Gesicht geschrieben.
Er war ein panisches Wrack.
„Hast du Angst?", fragte Taeyong und blickte an ihm herunter. Ein breites Grinsen bildete sich um seinen Mund. „Unser junger Meister Taehyung hat Angst. Kim Taehyung, sag mir...wenn du in diesem Raum mit ihm bleibst, denkst du, du wirst es bis zum Sonnenaufgang überleben?"
Taehyungs Körper bebte, seine Lippen und sein Kiefer zuckten unkontrolliert, nicht in der Lage etwas zu erwidern.
Dem anderen interessierte dessen bekümmerter Zustand nicht und schubste ihn zurück in die Zelle, bevor er die robuste Tür zuschloss.
Taehyung stolperte hinein und stand wieder diesem Biest gegenüber. Ein riesiger, schwarzer Hund, weit über seinen eigenen Kopf hinausragenden, mit blutunterlaufenden, irren Augen und einem mit spitzen, gelblichen Zähnen bestückten Maul, aus dem der Sabber an den Seiten herunterfloss.
Er hob seinen Kopf und starrte dem Monster voller Entsetzen und Schock in die Augen, während es sein Maul aufriss und ihn anknurrte. So laut wie sein Organ es zuließ, schrie er voller Furcht auf und stürzte sich auf die Tür.
Verzweifelt klopfte er gegen die Tür. „Mach die Tür auf! Mach die Tür auf!!" Immer wieder schlug er gegen sie und schaute abwechselnd zu dem Monstrum, das seine Augen auf seine Beute fixiert hatte. „Bitte! Mach die Tür auf!"
„Taehyung, wenn du die Nacht überlebst, lass ich dich gehen. Wenn du hier stirbst, tja, dann kannst du das niemand anderen verdanken als dir selbst. Bleib einfach hier und genieße deine lange Nacht mit ihm. Süße Träume~"
„Taeyong! Mach die Tür auf!", schrie er, das Gesicht vor ungeheurer Angst verzerrt, Schweißtropfen auf seiner Stirn verteilt.
Er presste sich mit dem Rücken gegen die Tür und atmete unnatürlich schnell und stockend. Sein Körper schien innerlich aufgefressen zu werden. Sein Herz schlug schmerzhaft gegen seine Brust, es raste so dermaßen rapide, dass es einem Anfall gleichkam. Ihm wurde schwindelig, sein Kopf dröhnte. In seinem Hals bildete sich ein Kloß, der immer wieder hochkam. Übelkeit machte sich in ihm breit.
Und als das Biest nach vorne schnellte und sich auf ihn stürzte, entwich ihm ein ohrenbetäubender Schrei, der durch Mark und Bein ging.
Es stieß mit einer ungeheuren Wucht gegen seinen, im Vergleich dazu zierlichen, Körper und warf ihn gegen die hinterste Wand der Zelle. Schmerzerfüllt keuchte er auf, doch der Schmerz war nichts im Vergleich zu der Angst, die ihn zerfraß.
Erneut stürzte es sich auf den zitternden Kultivierenden, der sich durch die Ketten kaum bewegen konnte, geschweige denn seine Kultivierung nutzen, und ließ seine enorme Pfote mitsamt den messerscharfen Krallen auf ihn herunterfliegen. Und das immer und immer wieder, bis seine Kleidung riss. Seine Schulter war vollkommen entblößt, lediglich Stoffstreifen hingen herunter. A seiner Brust, wo mehrere Stofflagen übereinander waren, blieben lediglich Kratzspuren zurück, was nicht hieß, dass es nicht weniger weh tat.
Die Wunden, die das monströse Tier ihm zustieß, brannten und bluteten. Schon bald klebte an seinen Händen sein eigenes Blut, seine Kleidung wurde an den Stellen, wo die Krallen und Zähne ihn erwischt hatten, ebenso durch dieses besudelt.
Taehyung drohte das Bewusstsein zu Verlieren. Seine Phobie vor Hunden erstickte ihn, schnürte ihm die Atemwege zu. Die Schmerzen betäubten seine Sinne. Alles wurde zu viel. Doch wenn er in Ohnmacht fiel, wäre sein Tod so gut wie in Stein gemeißelt, nicht, dass er behaupten könnte, dass er sich bisher besonders geschickt gewehrt hatte.
Bevor das wolfsähnliche Vieh zum finalen Schlag ansetzen konnte, flogen drei Nadeln durch die kleine Öffnung der Tür und versenkten sich in das Biest. Dieses erstarrte und blinzelte Taehyung aus seinen irren Äugelein, ehe es in sich zusammensackte und mit einem stumpfen Laut auf den Boden landete.
Atemlos starrte Taehyung auf die bewegungslose Gestalt am Boden und regte sich kein Stück, bis er sich sicher war, dass er in Sicherheit war. Er entdeckte die drei Nadeln in Schädel des Tiers und stellte fest, dass es Betäubungsnadeln waren, die es außer Gefecht gesetzt hatten.
Jisoo?
„Junger Meister Taehyung? Taehyung Hyung?"
„Eunwoo?"
Der junge Lee Clan Mitglied hatte sich vor der Tür auf den Boden hingelegt, um durch die Öffnung gucken zu können, die mit zwei Gitterstäben fixiert war.
Taehyung kroch mit seiner ganzen restlichen Kraft zu der Tür. Jede Bewegung tat ihm weh und sorgte dafür, dass seine Wunden etwas schlimmer wurden. Dennoch gelang es ihm, bis zur Tür zu krabbeln, wo er sich an die Seite lehnte und zu Eunwoo herunterschauen konnte.
„Hyung, wie geht es deinen Wunden? Oh, hätte ich fast vergessen...", er kramte aus seiner Tasche eine kleine, braune Flaschen heraus. „Ich habe Medizin für dich. Das ist ein natürlicher Energiestabilisierer. Es kann deine Energie stabilisieren und deine Core verstärken."
Er nahm die Flasche schwach entgegen, während Eunwoo noch etwas aus seiner Brusttasche herauszog.
„Hier habe ich noch etwas. Das kann deine Verletzungen heilen. Es ist nur für den externen Gebrauch."
„Was ist mit dir und deiner Schwester?", hauchte er schwach.
„Meiner Schwester geht es gut. Mach dir keine Sorgen, Hyung. Allerdings...", er zögerte traurig, „nachdem Taeyong sie zurückgebracht hat, wurde sie von Onkel Lee getadelt..."
Taehyung schloss betroffen die Augen. „Wegen...wegen Jungkook und mir."
„Ich bin mir nicht sicher, was er zu ihr gesagt hat, aber seitdem verhält sie sich komisch. Und sie hat mir gesagt... Sie hat mir gesagt, dass..."
„Dass du dich von Jungkook und mir fernhalten sollst. War es wirklich notwendig, dass sie mit allem allein fertig wird?"
Er hielt sich seinen blutigen Arm. Mit zitternden Händen, an denen sein Blut klebte, öffnete er das kleine Fläschchen und nahm den Inhalt zu sich.
„D-Danke, Eunwoo..."
„Hyung, du musst dich nicht bei mir bedanken. Es tut mir schrecklich leid für die Dinge, die sie dir angetan haben. Vor allem für die Dinge in der Wolkenschlucht."
„Was ist mit der Wolkenschlucht passiert?", fragte er panisch.
Eunwoo sah ihn erschrocken an. „Du weißt es nicht? Nachdem Taeil von der Wolkenschlucht zurückgekommen ist, hat er verkündigt, dass er das Haus für die Jeons gereinigt hätte und dass der Ort erneuert wurde. Ich habe auch gehört, dass er ein Feuer entfacht hat und die halbe Wolkenschlucht niedergebrannt wurde."
Taehyung konnte nicht fassen, was er hörte. Wie traumatisiert und verletzt musste Jungkook sein? Er war da gewesen und er hatte es mitansehen müssen, wie sein Zuhause zerstört wurde.
„J-Jungkooks Verletztung...!"
„Weil sie das letzte Teil des Yin Metalls nicht finden konnten, haben sie... Sie haben ihn brutal zusammengeschlagen und Taeil hat ihm sein Bein gebrochen..."
Er hätte vor Wut weinen können. Frustriert, verärgert und verbittert schlug er mit seiner Faust auf den harten Boden, die Brauen zusammengezogen, die Augen zu dünnen Schlitzen verengt.
Jungkooks Bein war gebrochen gewesen. Er hatte es doch gespürt. Gespürt, dass etwas nicht stimmte. Zwar hatte Jungkook seine Fassade aufrecht erhalten, sein Gesicht niemals vor Schmerz verzogen oder auch nur irgendeinen qualvollen Ton von sich gegeben, aber Taehyung hatte bei dem ersten Wiedersehen gemerkt, dass er angespannt war, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Aber, dass sein Bein gebrochen war...
Und dann hatte er auch noch wegen ihm diese verdammte Strafe mit dem Dünger bekommen, wo Jungkook sich die ganze Zeit bewegen musste!
Er wollte sich am liebsten selbst schlagen.
„Hyung, bitte beruhige dich. Pass auf deine Wunden auf...! I-Ich kann nicht länger bleiben. Meine Schwester wird sonst herausfinden, dass ich dir geholfen habe. Nimm die Medizin."
Taehyung nickte, seine Hände faltete er langsam zusammen und deutete eine Verbeugung an. „Danke...Eunwoo... Ich habe nicht die richtigen Worte, um meine Dankbarkeit auszudrücken..."
„Es ist okay, Hyung. Bitte erhol dich gut", sagte er und lächelte schwach, bevor er schnell wieder verschwand.
Taehyung betrachtete den Beutel, den er von Eunwoo bekommen hatte. „Ich sollte diese Medizin für Jungkook aufheben."
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Er hatte sich irgendwann vor Schmerzen und Schwäche auf die Dunkelheit eingelassen, die ihn schon seit einiger Zeit versuchte zu verführen. Ehe er sich versah, wachte er am nächsten Tag auf und schlug die Augen auf, als er sich nähernde Schritte wahrnahm.
Schnell kroch er zu dem Biest herüber und zog die Nadeln heraus, wodurch es allmählich erwachte.
„Kim Taehyung, atmest du noch? Mit wie vielen Beinen übrig? Wie hat unser niedlicher Junge die Nacht performt?", fragte Taeyong schmunzelnd und riss die Tür zu der Zelle auf.
Für einen Augenblick wanderten seine geweiteten Augen durch den Raum, als er Taehyung nicht sah. Doch dann fiel ihm die kümmerliche Gestalt links neben der Tür auf.
Taeyong beugte sich zu ihm herunter und betrachtete den zwar zugerichteten, schwitzenden jungen Mann, der allerdings noch lebte und ihn mit großen, unschuldigen Augen stumm anguckte. Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf das Tier.
„Kannst du nicht einmal das Fleisch in Reichweite nehmen. Wir haben dich wohl zu voll gefüttert. Du nutzloses Stück Müll", zischte er.
Mit brüchiger Stumme presste Taehyung hinter ihm hervor: „Was bist du für eine Art Held, der ein Biest für seinen Kampf kämpfen lässt? Wenn du den Mumm hast, dann kämpfe gegen mich in einem Eins-zu-eins Kampf."
Taeyong lachte verächtlich. „Lass es ruhig angehen. Wir werden heute noch genug Zeit miteinander verbringen. Lasst uns gehen. Los, bringt ihn raus!"
Seine Männer packten ihn jeweils auf beiden Seiten den Achseln und schleppten ihn aus der Zelle.
Sein geschundener Körper schien ihn herunterzuziehen und war vielmehr eine Last als wirklich ein hilfreicher Körper. Er stolperte unbeholfen in den Armen der Lee Clan Anhänger mit, den Kopf hängend.
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Ich wollte mich noch für die über 2k Reads bedanken! Vielen Dank an Alle, die dieses Buch mitverfolgen, und Votes und Kommentare hinterlassen! ♡
Mei~
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