113 ❖
Jungkook schwang sein Schwert in ihre Richtung, soweit er realisierte, dass Hoseok Taehyung zur Geisel nehmen wollte, jedoch war er bereits zu spät. Taehyung befand sich längst in den Händen des lächelnden Clan Leader des Kim Clans.
„Ich rate dem jungen Meister Taehyung, nicht zu pfeifen. Es spielt keine Rolle, ob die Flöte kaputt ist. Aber wenn ein Finger oder die Zunge verloren ist, wäre das ziemlich tragisch", säuselte Hoseok mit unschuldigem Tonfall in seine Ohren.
Taehyung stieß ein knappes, verächtliches Lachen aus, dabei bewegte sich sein Kehlkopf auf und ab und bekam den magischen Faden, der schärfer war als jede gewöhnliche Klinge, zu spüren. „Da ist schon was dran."
„Bitte schön." Hoseoks Hände klammerten sich fester an den Faden, als er mit Taehyung einige Schritte nach hinten trat.
Seine Gefolgsleute, immer noch behutsam den Bogen gespannt, und Jungkook, der sein Schwert ebenfalls noch immer auf die beiden gezielt hatte, bewegten sich angepasst an ihn.
Die Augen des Jüngeren waren eiskalt und von Wut erfüllt, auch wenn seine Miene nichts verriet. Dennoch zeigte seine Körperhaltung eine eindeutig angriffslustige, überhaupt nicht glückliche Geste. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass Taehyung sich in Hoseoks Händen befand.
Hoseok blinzelte ihn warnend an. „Zweiter junger Meister Jeon, du solltest besser nichts versuchen."
Der Faden um Taehyungs Hals wurde enger. Er konnte spüren, wie es sich in seine empfindliche Haut schnitt. Ein unangenehmes Brennen durchfuhr ihn, während das Blut aus der länglichen Wunde heraustrat.
Jungkooks Augen zuckten vor Sorge und Zorn kaum merklich. Das Blut, das sich um Taehyungs Kehle ansammelte, trieb ihn bis in die Grenzen seiner Selbstbeherrschung. Doch ihm war bewusst, dass jede seiner Bewegung, das Ende von Taehyungs Leben bedeuten könnte. Er durfte nicht zügellos handeln, auch wenn er Hoseok in dem Moment lieber den Kopf abgerissen hätte. Schließlich senkte Jungkook also sein Schwert.
Hoseok lächelte zufrieden. Auf der Stelle umgaben die Kultivierenden Jungkook.
Yoongi blickte seinen Bruder besorgt. „Jungkook."
„Hyung", stieß dieser aus und wirkte etwas fassungslos.
„Schamloserweise wurde ich reingelegt und bin in eine Falle getreten. Ich habe meine spirituelle Kraft verloren. Ich kann weder etwas mit meinem Schwert noch mit meiner Flöte etwas unternehmen", erklärte der Ältere und senkte beschämt den Kopf. Die Trauer und das schreckliche Gefühl, betrogen worden zu sein, stand ihm quer übers Gesicht geschrieben.
Taehyung starrte abwesend durch die Ferne. „Du musst dich nicht schämen. Ist Clan Leader Kim nicht der Beste im Schummeln?"
Hoseok lächelte und schaute seinen Hinterkopf an, als er sagte: „Junger Meister Taehyung, ich habe dich unterschätzt. Übrigens habe ich dich nicht gefragt, wie du diesen Ort gefunden hast. Sag mir nicht, dass du und zweiter junger Meister Jeon zufälliger in der Nähe wart, um euch Sehenswürdigkeiten anzusehen."
„Hoseok, hast du etwa vergessen, dass du einen großen Stapel mit der Adresse dieses Ortes neben dem Kopf von Bogum in deinem versteckten Hinterzimmer hattest? Erinnerst du dich?", fragte Taehyung ironisch. Wenn er sich frei bewegen könnte, hätte er in dem Moment wohl mit den Schultern gezuckt.
„Das war dann wohl durchaus meine Nachlässigkeit. Die beiden Sachen hätten definitiv an verschiedenen Plätzen gelagert werden sollen."
Yoongi guckte Hoseok an, als könnte er nach allem immer noch nicht ganz glauben, dass dieser Mann, der zu all dem fähig war, wirklich der Hoseok war, den er immer geschätzt hatte. Das Gefühl von Betrug wuchs immer mehr.
„Da wir in jetzt im Nachteil stehen, könntest du unsere Neugierde doch bestimmt sättigen, nicht wahr? Was für eine Art Schatz verbirgt sich hier im Tempel?", fragte Taehyung. Trotz den Umständen klang er nicht ängstlich, sondern fast schon amüsiert, als wäre das alles ein Scherz.
„Der Preis eure Neugierde zu sättigen, ist hoch. Bist du sicher, dass du es kosten willst, junger Meister Taehyung?" Hoseok schmunzelte vielsagend und kniff seine Brauen zusammen.
Taehyung lachte ein wenig und setzte an, etwas Sarkastisches entgegenzusetzen, aber in dem Moment ertönte das Geräusch einer sich öffnenden Tür, weshalb alle Anwesenden sich in die Richtung des Eingangstors drehte.
Zu seinem Übel war es Yeonjun, der von jeweils einem Mönch an beiden Seiten in das Innere des Tempelhofes gezerrt wurde. Der Jugendliche versuchte sich aus den Griffen zu winden, aber er war nicht stark genug, und beäugte die Älteren etwas verlegen.
Taehyung presste ein wenig bekümmert die Lippen aufeinander, während die zwei Mönche ihn zu ihnen in die Runde brachten.
Als Yeonjun ein paar Schritte vor ihnen festgehalten wurde, realisierte er allmählich, dass Hoseok hinter Taehyung stand und ihn offensichtlich bedrohte. Geschockt riss er seine Augen auf. „Onkel Hoseok!"
„Hallo Yeonjun", begrüßte dieser ihn lächelnd, als wäre das die normalste Begegnung zwischen Onkel und Neffen.
„Was ist falsch mit dir, Yeonjun? Warum kommst du in der Nacht hierher?", tadelte Taehyung ihn stattdessen sofort.
Zwei Onkel, Taehyung zwar nicht blutsverwandt. Der eine begrüßte ihn zuckersüß und der andere belehrte ihn direkt.
„Das geht dich nichts an." Yeonjun schob seine Unterlippe nach vorne und vermied den Augenkontakt mit ihm.
„Der spirituelle Hund ist sehr wild und beißt jeden, den er sieht. Entschuldigt meine Unfähigkeit. Ich habe ihn flüchten lassen", entschuldigte sich der Mönch vom Mittag, der Yeonjun an dessen rechten Arm festhielt.
„Verfolge und töte ihn."
Yeonjuns Augen wurden ganz groß, als er die Worte aus Hoseoks Mund hörte. Er war es nicht gewohnt, dass sein sanftmütiger Onkel so redete.
Hoseok sprach unbeirrt weiter: „Dieser Hund ist extrem schlau. Er wird Leute auf sich aufmerksam machen und für Ärger sorgen."
Die Mönche nickten, ließen Yeonjun los und rannten erneut hinaus.
„Onkel Hoseok...! Fee war ein Geschenk von dir... Willst du ihn wirklich töten lassen?", brach es aus dem Jugendlichen heraus.
Statt auf seine Frage einzugehen, fragte Hoseok stattdessen: „Yeonjun-ah, was machst du hier?"
„Hoseok, Yeonjun ist nur ein Kind", versuchte Yoongi auf den Kleineren einzureden, der nicht einmal für eine Millisekunde nachlässig wurde.
„Ich weiß."
„Und er ist dein Neffe."
Hoseok lächelte ihn an. „Hyung, was denkst du? Natürlich weiß ich, dass Yeonjun nicht nur ein Kind ist, sondern auch mein Neffe. Was dachtest du, würde ich tun? Ihn durch Mord zum Schweigen bringen?"
Obwohl er dies sagte, hielten alle gebannt die Luft an, als wäre es genau das, was alle gedacht hatten. Nachdem Hoseok diesen Gedanken ausgesprochen hatte, klang es gar nicht so absurd.
Yeonjun schluckte hart.
„Yeonjun-ah, hör mir zu. Wenn du rennst oder schreist, könnte es sein, dass ich dir etwas Schlimmes antue. Es kommt auf dich an."
Dem Jugendlichen fiel es schwer die jetzige Situation einzuschätzen. Das konnte Taehyung sehen. Die beiden hatten in der Vergangenheit offenbar eine gute Beziehung miteinander gepflegt. Wahrscheinlich war Hoseok sogar netter zu ihm gewesen als Jimin es gewesen war, der ihm vermutlich immer drohte, seine Beine zu brechen, wenn er ungehorsam war, auch wenn er das nie tun würde. Doch nun sah Yeonjun Hoseok in einem völlig anderen Licht.
„Habt ihr es endlich ausgegraben?", rief Hoseok hinein in den Tempel. „Macht, dass die Leute da drinnen schneller arbeiten."
Einer seiner Gefolgsleute antwortete: „Jawohl!" Mit seinem Schwert stürmte er in den Tempel, aus denen Geräusche von Schaufeln und Spitzhacken kamen, als würden viele Leute versuchen, die Erde und das Gestein aufzugraben.
Was wollten sie ausgraben? Einen Tunnel? Das Stygische Tiger Amulett? Oder das Ding, das hier unterdrückt wurde?
Taehyung spürte, wie Hoseoks Aufmerksamkeit etwas zu bröckeln begann, da dieser in den Tempel schaute. Mit einem kurzen Blick auf Jungkook, verstand dieser sofort und stürzte sich mit seinem Schwert auf die beiden, um Taehyung zu befreien. Jedoch war Hoseok nicht nachlässig genug gewesen.
Der Clan Leader des Kim Clans zog Taehyung schnell mit dem Faden fest an seine Kehle gedrückt nach hinten und nutzte den Schwarzgekleideten praktisch als Schutzschild, sodass Jungkooks Schwert letztendlich nur auf Taehyung gerichtet war.
Taehyung atmete angestrengt auf und kniff die Augen leicht zusammen, als der Faden durch die Bewegung etwas mehr in seine Haut schnitt, bis es brannte. Er war jemand, der nur selten Angst im Leben verspürte, aber gerade in diesem Moment fühlte er eine unvernünftige Angst, die ihn beinahe lähmte.
„Das war knapp. Ich hätte beinahe wieder eine gute Show mitansehen können wie damals", kicherte Hoseok amüsiert, sein Lächeln wirkte wie das eines Psychos.
Jungkook funkelte ihn finster an, sein Schwertarm zitterte vor Wut. Sein Gesicht war schon lange nicht mehr gefasst und kontrolliert, und zeigte der Außenwelt vollkommen, was er dachte. Es war für Hoseok höchstwahrscheinlich das erste Mal, dass er den zweiten jungen Meister des Jeon Clans so voller Emotionen sah.
„In der Vergangenheit wart ihr zwei der Yiling Patriarch und das gerechte Vorbild. Ihr beide habt all die Aufmerksamkeit für euch gewonnen. Aber am Ende musstet ihr trotzdem eure Waffen aufeinander richten. Ist es nicht wie heute?" Hoseok lachte ein wenig mehr, als Jungkooks Miene sich noch mehr verfinsterte. „Zweiter junger Meister Jeon, senk das Schwert. Willst du junger Meister Taehyung wirklich umbringen?"
Taehyung fühlte, wie das Blut durch die brennende Schnittwunde langsam herausfloss, aber es war nicht der Schmerz, der seine Augen glasig und feucht machte. Es lag daran, dass Jungkook nun mittellos war. Wegen ihm.
„Jungkook, hör nicht auf ihn. Ich habe dir nie die Schuld gegeben", presste er hervor, seine Tränen rollten aus seinen Augenaußenwinkeln heraus.
Aber es ging hierbei nie darum, dass er ihn beschuldigte. Es war immer Jungkook gewesen, der sich die Schuld gegeben hatte. Taehyung war immer bereit in Jungkooks Händen zu sterben, schon als er sich ihm in der Nacht vor dem Lager der Überreste des Lee Clans in den Weg gestellt hatte. Aber das war ein Missverständnis auf Taehyungs Seiten, der immer dachte, dass wenn er sich opfern würde, dass wenn er sich fallen lassen würde, alle anderen verschont werden würden. Er glaubte, dass es anderen nicht weh tun würde, ihn fallen zu sehen, solange er dabei lächelte und ihnen sagte, dass es nicht ihre Schuld war.
Aber Jungkook, der jetzt mehr denn je wusste, inwieweit Taehyung bereit war zu gehen, um sich für andere selbst zu opfern, war damit fertig, Taehyung glauben zu lassen, dass er das akzeptieren würde, er könnte ihn einfach wegstoßen und Jungkook wäre zufrieden, ihn allein der Welt gegenüber stehen zu lassen.
Nicht mehr schien Jungkooks Miene zu sagen, während er Taehyungs Blick mit Entschlossenheit und absoluter Sicherheit aufrechthielt und sein Schwert senkte.
Damals hatte Taehyung ihm die Wahl genommen, als er sich Jungkooks Griff befreit hatte, damit er allein die Schlucht hinunterstürzte. Doch heute war es seine Wahl, Taehyung nicht loszulassen.
„Jungkook bitte, geh einfach. Kümmere dich nicht um mich und hol Verstärkung", flehte Taehyung ihn an, aber als der Jüngere seinen Kopf schüttelte, blieb ihm nichts anderes übrig, als verzweifelt aufzuatmen.
Hoseok lachte belustigt auf. „Sehr schön. Dann will ich, dass du als nächstes dein Schwert zurücksteckst."
„Jungkook, tu es nicht...!"
Ohne mit der Wimper zu zucken, steckte Jungkook sein Schwert zurück in dessen Scheide.
Taehyung kniff betroffen die geröteten Augen zusammen. Auch Yoongi und Yeonjun hielten den Atem an, während sie die angespannte Szene vor sich mitansahen.
Frust staute sich Taehyung zusammen. Mit gepresster Stimme zischte er Hoseok hinter ihm zu: „Hoseok, geh nicht zu weit!"
„Das ist schon zu weit für dich?", fragte dieser schmunzelnd. „Als nächstes will ich sogar, dass zweiter junger Meister Jeon seine eigene spirituelle Kraft eigenhändig versiegelt. Was hältst du davon?"
Taehyungs Augen weiteten sich entsetzt. Der Gedanke bereitete ihm Furcht. Furcht stieg in seine Kehle auf, so dick und greifbar, dass er beinahe daran erstickte. Denn er dachte, dass er es nicht wert sei. Er konnte nicht ertragen, derjenige zu sein, der Jungkook etwas aufzwang, auch wenn es nur indirekt war.
„Du-" Bevor er zu Ende sprechen konnte, kam ein stechender Schmerz aus seiner Kehle, als ihm Fleisch zerrissen wurde. Mehr Blut tropfte seinen Hals hinunter.
Jungkooks Gesicht war blass.
Yoongi schloss bedrückt seine Augen, als könne er nicht mehr länger zusehen.
Yeonjuns Augen schienen von Sekunde zu Sekunde vor Ungläubigkeit größer zu werden.
„Wie könnte er nicht auf mich hören? Denk doch mal darüber nach, immerhin liegt sein Leben in meinen Händen."
„Fass. Ihn. Nicht. An", zischte Jungkook und betonte dabei jedes einzelne Wort, in das er so viel Hass hineinsteckte.
Hoseok lächelte ihn an. „Dann weißt du, was du zu tun hast."
Jungkook hob seine Hände und versiegelte mit zwei kräftigen Schlägen seine eigenen spirituellen Kräfte.
Die Tränen brannten in Taehyungs Augen. „Jungkook..."
Hoseoks lächelte noch etwas mehr und setzte mit sanfter Stimme an: „Das ist wirklich-"
„Lass ihn jetzt los", unterbrach Jungkook ihn harsch.
Doch Taehyung hatte anderes im Sinn. „Jungkook! I-Ich muss dir etwas sagen...!"
Hoseok starrte zwischen den beiden, die sich dermaßen intensiv anschauten, als hätten sie für den Augenblick vergessen, dass er Taehyung noch in seinen Händen hatte, ein einzelner Faden, der dessen Kehle innerhalb von wenigen Sekunden aufschlitzen konnte, verwirrt hin und her. „Lass uns das für später aufheben."
„Nein. Es ist sehr dringend", bestand Taehyung darauf.
„Na gut. Dann kannst du es auch jetzt sagen."
„Du hast recht." Direkt danach schrie Taehyung so laut, wie er konnte: „Jungkook! Jeon Jungkook! Ich will wirklich mit dir schlafen!"
„..."
„..."
„..."
Hoseoks Hände lockerten sich und die Schnur fiel. Sobald Taehyung dies spürte, wie das Stechen an seinem Hals verschwand, warf er sich nach vorne und drückte Jungkook ganz fest an sich, nicht in der Lage, auch nur eine Sekunde länger zu warten.
Während alle Anwesenden bei dem überraschenden, schamlosen Geständnis nicht so recht wussten, wie sie reagieren sollten, erstarrte Jungkook in Taehyungs Armen, die ihn so stark umklammerten, als würde sein Leben an ihm hängen.
„Jungkook, hast du gehört, was ich gesagt habe?!", rief Taehyung ungeduldig und schmiegte sein Gesicht etwas mehr in den weichen, so sehr nach Jungkook duftenden Stoff seines Gewands.
Jungkooks Lippen spalteten sich unbeholfen, als die Worte stotternd aus seinem Mund kamen. „Du..." Er war immer prägnant und umfassend mit seinen Worten gewesen und hatte nie mittendrinnen innegehalten, aber in diesem Moment zögerte er mehr als jemals zuvor in seinem bisherigen Leben. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit fuhr er fort: „Du hast gesagt..."
„Ähem!" Yoongi hatte seine rechte Hand zu einer Faust geballt und sie an seine Lippen gelegt, als er sich räusperte. Nach einigem Nachdenken sagte er: „Ihr zwei... Das ist sicherlich nicht die beste Zeit und der beste Ort, um solche Worte auszusprechen..."
Über ihnen hatten sich plötzlich dunkle Wolken versammelt, Blitze jagten und Donner grollte über ihren Köpfen.
Hoseok schien wie in Trance zu stecken, als er sich an Yoongi wandte. „Hyung, ich glaube, es wird regnen. Wir sollten reingehen."
Auch wenn Yoongi bereits unter seiner Kontrolle war, begegnete er ihm immer noch mit absoluter Höflichkeit und behandelte ihn nicht mit der geringsten Härte. Er schien nicht anders zu sein als zuvor, außer dass er besonders höflich war. Aber vielleicht war es auch einfach seine eigene Scheinheiligkeit. Selbst jetzt versuchte Hoseok seine sanftmütige, überhöfliche Natur aufrechtzuerhalten.
Der Clan Leader des Kim Clans trat als erster über die Schwelle und betrat den Tempel. Die anderen, umzingelt von den Mitgliedern seines Clans, folgten ihm widerwillig.
Taehyung blieb dicht an Jungkook, seine Arme umschlangen den rechten Arm des Jüngeren, als wäre er sein Plüschtier.
Im Inneren setzten sie sich auf die Gebetskissen am Boden. Yeonjun und Yoongi auf der linken Seite des Tempels. Der Jugendliche klammerte sich an sein Schwert und der Ältere hatte sich in eine meditative Position gesetzt, die Augen verschlossen. Sie schienen die anderen beiden keine Aufmerksamkeit zu schenken, doch in Wirklichkeit warfen sie ihnen gelegentlich verstohlene Blicke zu.
Hoseok war bereits nach hinten zu den Mönchen gegangen, die hinter der großen Statue der Gottheit immer noch buddelten. Mit einem naiven Jugendlichen, zwei starken Kultivierenden, deren spirituelle Energie ohnehin vorübergehend versiegelt war, und einem momentanen Schwächling, der seine neue Golden Core erst mal wieder neuaufbauen musste, hatte er nichts zu befürchten.
Jungkook legte zwei Kissen neben die breite Steinsäule auf der rechten Seite der Halle. „Setz dich." Seine Stimme klang wieder gefasst.
Währenddessen hatte Taehyung immer noch das Gefühl, als würde sein Inneres Purzelbäume schlagen. Mit einem Mal waren ihm seine Worte etwas peinlich, weil sie tatsächlich ziemlich fehl am Platz waren. Würde er es dennoch wieder tun? Definitiv. Der Drang war einfach viel zu stark gewesen, Jungkook irgendetwas zu sagen. Warum von all den Worten, die in seinem Kopf herumgeflogen waren, ausgerechnet diese seinen Mund verlassen hatten, wusste er auch nicht so recht.
Taehyung setzte sich hin, Jungkook neben ihn. Er schluckte hart und ergriff ruckartig wieder den Arm des Weißbekleideten. Mit geröteten Wangen drückte er sich an den anderen.
„Taehyung."
Er schüttelte trotzig den Kopf und versteckte sein Gesicht tiefer an Jungkooks Schulter. Doch Jungkook umfasste seine Schultern sanft und schob ihn eine Armbreite von sich, sein Blick war warm.
„Taehyung. Sieh mich an."
Taehyung nickte langsam und spielte ein wenig nervös mit dem Saum seines Gewands, während er zusah, wie Jungkook selbst einen Teil des Stoffs seines weißen Gewands abriss. Verwundert beobachtete er ihn, wie er den weißen, langen Streifen vor sich hielt und dann um Taehyungs Hals wickelte.
Er betrachtete Jungkooks langen Wimpern, die sich niedergelegt hatten, während er konzentriert den improvisierten Verband fixierte. Als der Jüngere seine Hände bereits zurückziehen wollte, da sein Werk vollendet war, hielt Taehyung sie fest. Jungkook hielt inne und zog seine Hände nicht weiter zurück, sein Blick blieb weiterhin auf seinen Hals gerichtet.
„Jungkook. Sieh mich an", imitierte Taehyung seine Worte.
Nun war dessen Stimme doch wieder ein bisschen angespannt. „Mnn." Er hob den Kopf und blickte ihm direkt in die Augen.
Taehyung holte tief Luft, bevor er in einem wispernden Tonfall sagte: „Ich...Ich bin manchmal etwas langsam und verstehe nicht alles auf Anhieb. Manchmal vergesse ich sogar Dinge aus der Vergangenheit, nachdem ich wiederzurückgeholt wurde. Ich habe dich damals und heute durch meine Leichtsinnigkeit womöglich verletzt."
Als Jungkook dies hörte, weiteten sich seine Augen leicht.
Plötzlich streckte Taehyung seine Arme aus und griff mit seinen beiden Händen nach Jungkook rechter Hand, die nun von seinen umklammert wurde. „Aber! Aber von nun an, was auch immer du mir sagen wirst, ich werde mich an deine Worte erinnern und auf dich hören. Ich werde sie immer ernst nehmen und für immer in meinem Herzen einschließen."
„..." Jungkook war sprachlos.
Und Taehyung hatte Redebedarf. „D-Du bist wirklich toll...! Ich mag dich."
„..."
„Oder in anderen Worten... Ich finde dich attraktiv. Ich stehe auf dich. Ich will dich. Ich kann dich nicht verlassen. Ich liebe dich. Ich was-auch-immer dich."
„..."
„Ich will für den Rest meines Lebens mit dir nachtjagen."
„..."
Taehyung legte drei Finger zusammen und zeigte auf den Himmel, die Erde und schließlich auf sein Herz. Seine Wangen waren rot und heiß, aber seine Augen waren so klar und aufrichtig wie noch nie zuvor. „Und ich möchte jeden Tag mit dir schlafen und neben dir aufwachen. Ich schwöre, dass es nicht nur aus der Hitze des Gefechts heraus ist. Ich tue es auch nicht aus Dankbarkeit. Jedenfalls liegt es nicht an etwas anderem. Ich mag dich wirklich so sehr, dass ich jeden Tag mit dir schlafen möchte. Ich will niemanden außer dir – es kann niemand außer dir sein, Jungkook. Du kannst mit mir machen, was du willst, wie es dir gefällt. Ich akzeptiere alles, solange du bereit bist..."
Noch bevor er fertig war, wehte plötzlich ein Windstoß hinein und verlöschte die Kerzenreihen im Guanyin Tempel.
Ohne dass es jemand bemerkt hatte, war der Regen zu einem Sturm geworden, auch die kollidierenden Laternen außerhalb des Tempels waren bereits vom Regenwasser befeuchtet, ihre Umgebung versank plötzlich in Dunkelheit.
Taehyung konnte keinen weiteren Laut von sich geben. Inmitten der Dunkelheit hatte Jungkook ihn bereits fest umarmt und ihn mit seinen Lippen zum Schweigen gebracht.
Jungkooks Atemzüge waren kurz und unkontrolliert. Seine heisere Stimme flüsterte neben Taehyungs Ohr: „... stehe auf dich..."
Taehyung umarmte ihn fest. „Ja!"
„...will dich... ...kann dich nicht verlassen..."
Taehyungs Stimme schien höher zu werden. „Ja!"
„...liebe dich... ...will niemand außer dir... ...es kann niemand anderes sein außer dir...!"
Er wiederholte die Worte, die Taehyung zu ihm gesagt hatte, seine Stimme und sein Körper zitterten gleichzeitig. Taehyung bekam das Bedürfnis den Kloß in seinem Hals zu entfachen und loszuweinen.
Nach jedem Satz zog sich der Arm, den Jungkook um seine Taille geschlungen hatte, fester. Taehyung schmerzte es fast schon von der Umarmung, aber auch die Arme, die er um Jungkooks Rücken geschlungen hatte, wurden fester, sodass dieser fast nicht mehr atmen konnte. Trotzdem genossen sie jeden einzelnen Moment, als wollten sie einander noch fester umarmen.
Sie konnten nichts sehen.
Aber ihre Brust war direkt an der des anderen. Die beiden Herzen konnten sich überhaupt nicht verstecken. Taehyung spürte es mit Klarheit, Jungkooks pochendes Herz, die Hitze, die aus dieser Brust auszubrechen drohte, und etwas, das in seinem Nacken landete, bevor es lautlos verschwand, etwas, das einer Träne hätte ähneln können.
Jungkooks Tränen.
∙ ─ ─ ─ ∙ ꕥ ∙ ─ ─ ─ ∙
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Taekooks offizielles Liebesgeständnis mitten in so einer gefährlichen Situation, und erst die Reaktion von allen hahaha
Ich glaube, Tae meinte das mit dem jeden Tag mit Jungkook schlafen wortwörtlich, aber wer weiß. Jungkook darf seine Worte deuten wie er will xd
Aber können wir bitte darüber reden, wie süß es ist, dass Taehyung all die verschiedenen Arten "Ich liebe dich" zu sagen, verwendet, um seine Liebe zu gestehen? Ich freue mich so für die beiden 🥺
Nicht vergessen, Mittwoch kommt erst das nächste Kapitel :)
Mei~
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