Kapitel 21
Irgendwie schaffte ich es Max, den Rest des Tages nicht mehr zu begegnen. Denn nach meiner Aktion traute ich mich nicht mehr, Max unter die Augen zu treten. Deshalb versteckte ich mich nach der Schule hinter einer Nische und wartete dabei auf Phoebe. Ich sah Max und Allison an mir vorbei laufen. Auch Cherry und andere Mitschüler. Nur fehlte jegliche Spur von Phoebe.
Ich beschloss nach kurzer Zeit, sie suchen zu gehen. Also verliess ich mein (grandioses) Versteck und betrat das Schulgebäude, dass nun Menschenleer war. Von irgendwo her hörte ich ein schluchzen, konnte aber niemanden entdecken.
Wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Mit diesen Gedanken wollte ich mich umdrehen und weg gehen. Aber ich hörte einen weiteren Schluchzer. Wer weinte den da? Ein weiterer Schluchzer erklang und jemand putze sich geräuschevoll die Nase.
Ich lief in die Richtung, wo ich die Person vermutete und tatsächlich sass Phoebe auf der Treppe, die zum zweiten Stock führte, und heulte sich die Augen aus. „Phoebe?"
Erschrocken sog sie die Luft ein und wischte sich hastig übers Gesicht. „Oh! Hi Em", begrüsste sie mich gespielt fröhlich. „Alles okay?", fragte ich vorsichtig und musterte sie. „Wieso hast du geweint?", fragte ich und setzte mich neben sie. Augenblicklich fing sie wieder an zu weinen und ich nahm sie sofort in den Arm. So gut es ging versuchte ich sie zu trösten und strich ihr beruhigend über ihren Rücken. „Hey, schsch, was ist los, Pheebs?", fragte ich sanft. Sie entzog sich meiner Umarmung, wischte sich nochmals übers Gesicht und seufzte. „Gestern habe ich mich mit Link getroffen-„
„Er hat Schluss gemacht!?", unterbrach ich sie. „Nein", sagte sie und fuhr fort, „jedenfalls, wir haben uns getroffen und er erzählte mir, dass er sich zwischen das Gute und Böse entscheiden muss un-„
„Er hat sich für das Böse entschieden!?", fuhr ich wieder dazwischen. Phoebe schüttelte den Kopf. „Für das Gute un-„
„Und was ist jetzt so schlimm daran?", unterbrach ich sie wieder. „Emma, halt jetzt die Klappe! Das versuche ich dir gerade zu erzählen!", rief sie und ich hob meine Hände. „Okay, okay. Ganz ruhig Brauner." Sie warf mir einen finsteren Blick zu und erzählte weiter: „Ich wollte ihm helfen. Ich wollte ihm helfen gut zu werden und wir haben gestern Menschen bei einem Aufzug Sturz gerettet oder besser gesagt er."
Ich nickte. So richtig verstand ich nicht wo das hinführen sollte. „Jedenfalls hat Trittzu ziemlich schnell Wind davon bekommen und mich gestern Abend angerufen. Link war noch da und wir drei haben geredet. Link soll eine eigene Stadt bekommen und sie beschützen. Ich habe mich zuerst total gefreut, weil ich dachte, wir würde Hiddenville gemeinsam beschützen", sagte sie und ich nickte wieder.
Jetzt kapiert ich so langsam, was sie mir da eigentlich sagen wollte. „Welche Stadt wird er beschützen, Phoebe?"
Sie seufzte und sah mich traurig an.
„Hongkong."
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„Steh auf, Phoebe", brummte ich und rüttelte sie nochmals an ihren Schultern. Phoebe schniefte nur und drehte sich wieder auf die andere Seite. Ich seufzte genervt. Nachdem Phoebe mir alles erzählt hatte, hatten wir entschieden, dass sie bei mir blieb. Ihre Mom und meine Mom hatten damit kein Problem. Also übernachtete Pheebs bei mir und ich versuchte sie so gut wie möglich abzulenken.
Über Link redeten wir nicht und ich versuchte das Wort 'Hongkong' zu vermeiden. Phoebe ging es mit der Zeit etwas besser, aber der Schmerz sass tief. Schlimmer wäre es gewesen, wenn Link die Wahl zwischen Hongkong und ihr gehabt hätte und sich für Hongkong entschieden hätte. Aber so war es nicht. Er hatte keine Wahl.
Eine Stunde später standen Phoebe und ich geduscht, geschminkt und startklar für den Unterricht in der Schule. Phoebe sah zwar etwas fertig aus, aber ansonsten war sie startklar. 'Genau, immer schön optimistisch bleiben.'
Nach der Schule sassen Max, Phoebe und ich draussen auf einer Bank und wartete auf Allison, die noch schnell auf der Toilette war. Auf Phoebe's Wunsch essen wir gemeinsam bei Splatburger.
Ich hatte mich mehr oder weniger drauf eingelassen mit Max an einem Tisch zu sitzen und das nur weil Phoebe es so wollte. Ich wollte Max ja schliesslich für heute und den Rest der Woche ignorieren, aber wie man sah, verlief das Ganze nicht nach meinen Vorstellungen.
„Scheisse!", fluchte ich und suchte in meiner Tasche nach meinem Telefon. Ich wollte mir die Zeit, in der wir auf Allison warteten, mit meinem Smartphone tot schlagen. „Ich kann mein Handy nicht finden", sagte ich, stand auf und suchte es in meiner Hosentasche. „Vielleicht in deinem Spind?", kam es von Max, der selber an seinem hing und mich nicht eines Blickes würdigte. „Kann sein", murmelte ich, „ich schau mal nach."
Mit meiner Schultasche eilte ich in das innere des Gebäudes. Schnurstracks lief ich in die Richtung, wo mein Spind stand. Doch kaum war ich um die Ecke gebogen, verstecke ich mich gleich wieder dahinter. Langsam lugte ich um die Ecke und hörte das Gespräch mit rasendem Puls zu.
„Sie habe sich geküsst, Sir!", rief eine weibliche Stimme ausser sich und klang panisch. Ich runzelte die Stirn. Redete sie über Max und mich? Mit wem sprach sie da?
„Sie haben sich geküsst?", fragte eine männliche Stimme verwirrt nach. Das Blut in meinen Adern gefror. Ich kannte diese Stimme! Aber das konnte nicht möglich sein. Das würde ja bedeuten-
„Sie haben sich geküsst und er hat es mir gebeichtet und mir gesagt das er nur mich liebt", unterbrach die Weibliche Stimme meine verwirrten Gedanken.
„Bring die beiden auseinander, hörst du? Max soll Emma hassen, sorg gefälligst dafür!", donnerte die männliche Stimme. „Machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Ich werde mich höchstpersönlich um unsere Emma kümmern."
Ich musste schwer schlucken, mein Kopf begann zu pochen, während ich versuchte diese neuen Informationen zu verarbeiten.
Shadow sprach gerade mit Dark Mayhem.
„Das hoffe ich doch, Shadow. Ich habe dich nicht umsonst ausgewählt", erwiderte Dark Mayhem nur. „Ich bleibe dran, Sir. Wir hören uns", sagte sie. „Auf Wiedersehen, Shadow."
Dann herrschte Stille.
Shadow hatte wohl aufgelegt.
Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte ich das bloss übersehen haben? Sie war die ganze Zeit Shadow und ich hatte es einfach nicht bemerkt.
Ich musste schwer schlucken.
Allison war Shadow.
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