Elizabeth
"Du warst die schwierigste Lektion, die ich in meinem Leben gelernt habe, aber ich werde mich für immer an diese Lektion erinnern. Ich liebe dich, Natalie"
Tränen traten mir in die Augen. Mit der Hand fächelte ich mir etwas Luft ins Gesicht, damit sie trockneten. Ich liebte das Ende dieses Romanes und die Liebeserklärung. Lächelnd klappte ich das Buch zu, als ich das Klappern von Stöckelschuhen hörte, die den Auftritt von Frau Queen bedeuteten.
Die kleine rundliche Frau stellte ihre Tasche auf den Lehrerpult und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu bekommen.
"Liebe Schüler und Schülerinnen, dieses Schuljahr wird sehr hart für euch", begann sie. "Und ich werde alles mögliche tun, damit ihr dieses Schuljahr besteht, aber ich erwarte von euch Mitarbeit, Pünktlichkeit und Respekt. Wir beginnen gleich mit dem Unterricht. Ich will euch etwas beibringen, damit ihr nach jedem Schultag mit neuem Wissen nach Hause geht. Schlag die Seite 15 in eurem Buch auf! Wren, ließ bitte den Text aus dem grünen Kasten vor, damit alle wissen worum es hierbei geht!"
Der Kopf von Wren, eines rothaarigen Mädchens, die es sich auf ihrem Tisch gemütlich gemacht hatte und fast einschlief, schnellte nach oben uns sie begann hektisch die richtige Seite zu suchen. Ich glaube sie schnitt sich auch ein Mal am Papier, denn sie fluchte leise, verzog das Gesicht und wedelte mit ihrer Hand. Rascheln und ein paar genervte Seufzer ertönten, als alle anderen ihre Bücher aus dem Rucksack nahmen.
Als alle leise waren, räusperte Wren sich und begann vorzulesen. "Eine Bakterienzelle ist eine einfache Lebensform, die keinen Zellkern hat-", aber sie kam nicht weit, denn ihre Stimme wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
Ohne auf die Antwort zu warten, drückte sich die Klinke hinunter, die Tür öffnete sich und niemand anderes als Lope kam zum Vorschein. Auf seinem Gesicht das typische schiefe Grinsen.
Es war natürlich klar, dass das Schicksal nicht auf meiner Seite war, sondern sich gegen mich verschworen hatte. Wieso musste es ausgerechnet Lope sein und nicht jemand anderes? Wieso konnte es nicht Simon sein, der hier hereinkam? Dann hätte ich ihn unauffällig betrachten können und er hätte es nicht bemerkt.
Lope zwinkerte ein paar Mädels zu, die sich bei seinem Anblick aus ihrer gelangweilten Pose aufgerichtet hatten und nun begannen, gegenseitig zu kichern und zu tuscheln, während sie ihre Haare um die Finger wickelten. Ich muss ein wenig schmunzeln und ein Prusten unterdrücken, als ich bemerkte wie ungeschickt sie es taten, denn statt richtig zufällig auszusehen, als hätten sie es nicht geplant, sah es einfach nur auffällig und komisch aus, wie sie versuchten seine Aufmerksamkeit zu ergattern.
Von einer Person hatte ich es am meisten erwartet, dass sie sich zum Affen machte, nur um ihm zu gefallen. Claire.
Sie aber saß still auf ihrem Platz und bekam schon ein paar unsichere Blicke von ihren Schoßhündchen, die nicht wussten ob sie mit der Flirterei weitermachen sollten oder doch aufhören, da Claire niemanden beachtete.
Ihr Blick war zu Fenster gerichtet, die langen schlanken Beine, die in hochhackigen Schuhen steckten, waren elegant übereinandergeschlagen. Meine Mutter wäre begeistert gewesen, von der gerade Haltung und dem hocherhobenem Kopf, dessen Gesichtszüge abweisend aber weich schienen.
Claire sah nur kurz zu Lope, bevor sie gelangweilt ihre katzenhaften grünen Augen verdrehte, die von langen Wimpern umrahmt waren. Dann zupfte sie an ihren schwarzen Locken, um sie zu richten. Ich musste zugeben, dass sie sehr gut aussah und das würde jeder, der sie sehen könnte, wahrscheinlich ebenfalls behaupten, aber ihr Charakter war anders als ihr Aussehen. Sie war gemein und falsch. Deshalb verzog ich auch skeptisch meine Augenbrauen, denn dieses Mädchen war so anders, als die Claire, die ich nur zu gut kannte.
Ich wurde wieder von Lope abgelenkt, der es sichtlich genoss im Rampenlicht zu stehen. Mit einem breitem Grinsen stellte er sich neben die Lehrerin, die verärgert darüber aussah, dass sie Gestört wurde.
"Liebe Klasse, dass ist euer neuer Mitschüler. Stell dich doch bitte ein Mal kurz vor, damit wir mit dem Unterricht fortfahren können!"
"Hallo, ich bin Lope und bin neu hierhingezogen. Ich habe eine große Familie, deshalb ist es bei uns immer sehr chaotisch zugeht. Ich bin ein Jahr älter als die meisten von euch, weil ich dieses Schuljahr wiederholen muss. Hab ihr noch Fragen?"
Er hatte seine Vorstellung noch nicht abgeschlossen, da schossen schon mehrere Finger nach oben. Der Großteil gehörte den Mädchen. Lope nahm einen muskulösen Jungen dran, dessen Namen ich vergessen hatte. Dieser fragte ihn, ob er irgendeinen Sport machte, was Lope mit: "Ich spiele schon seit mehreren Jahren Eishockey", beantwortete.
Ich wand mich von ihm ab und sah lieber aus dem Fenster, wo ein paar Vögel auf dem Baum direkt in meinem Sichtfeld herumhüpften und darauf warteten, dass ihre Mutter mit dem Essen zurückkam. Als sie neben ihnen landete, sperrten sie ihre Schnäbelchen weit auf und wollte alle den Wurm zuallererst essen. Ich lächelte leicht vor mir hin und beobachtete sie weiter.
"Nein, eine Freundin habe ich nicht, aber mein Herz gehört nur einer Person", antwortete Lope gerade einem Mädchen, was ich nur mit einem Ohr mitbekam.
"Sie ist aber viel zu sehr beschäftig, aus dem Fenster zu gucken, statt die Gefühle für mich zu erwidern", sagte er dramatisch und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er theatralisch eine Hand an seine Brust legt, um zu zeigen, was für Herzschmerzen er deshalb hatte.
Ich drehte wieder meinen Kopf nach vorne und musste feststellen, dass die gesamte Klasse auf ein Mal zu mir sah. Mein Gesicht lief knallrot an und ich zog meine Schultern bis zu den Ohren hoch, damit ich nicht so im Mittelpunkt aller stand.
"Wie schön, neben ihr ist ja auch noch ein freier Sitzplatz", freute Lope sich und ging auf mich zu, bevor er seine Tasche neben den Tisch auf den Boden schmiss und sich mit einem Ächzen auf den Freien Stuhl neben mir fallen ließ, sodass er bedrohlich knarzte.
"Wir machen weiter, wo wir aufgehört haben!", rief Frau Queen und zum Glück wandten sich alle von uns ab. Ich seufzte erleichtert auf.
Plötzlich piekte mir etwas spitzes in meine Seite. Ich ignorierte es, aber es wurde noch dringlicher. Innerlich stöhnte ich, drehte mich aber zu Lope um, der mich schon anguckte.
"Was ist?", fragte ich flüsternd.
"Ich wollte dir nur kurz sagen, dass du wunderschön aussiehst", sagte er und begann dann so zu tun, als würde er der Lehrerin zuhören, während ich ihn nur entgeistert anstarrte.
Der Junge war so unvorhersehbar!
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