Elizabeth
Ich überprüfte kurz mein Aussehen in dem Spiegel, richtete meine Haare und fuhr meine Lippen nach, da sich der rote Lippenstift schon gelöst hatte. Dann wusch ich mir die Hände in dem kalten Wasser. Da ich nirgendwo Papier zum abtrocknen bemerkte, wedelte ich sie einfach herum, damit sie an der Luft trocknen konnten.
Ich bekam einen skeptischen Seitenblick von einer blonden Frau mit pinker Handtasche, die gerade die Toilettenkabine verließ. Ihr Lipgloss war verschmiert und ihre perfekt gelockten Haare waren eine einzige Katastrophe. Als sie bemerkte, dass ich sie ansah, röteten sich ihre Wangen.
Mit hocherhobenem Kopf stöckelte sie an mir vorbei. Verwirrt sah ich ihr hinterher, bis die Tür hinter ihr zufiel. Ich dachte mir nichts dabei und zuckte nur meine Schultern. Als ich weiter meine Hände schüttelte, öffnete sich dieselbe Kabinentür wieder.
Durch den Spiegel trafen sich meine dunkelbraunen Augen mit einem Paar blauer Augen, woraufhin ich aufhörte wie bekloppt mit meinen Armen zu wedeln. Ein Junge trat mit aufgeknöpftem Hemd heraus und fuhr sich durch seine braunen Haare, die zu allen Seiten abstanden. Man sah seine muskulöse Brust und die Ärmel spannten gefährlich an seinen Armen. Ein paar Strähnen hingen ihm lässig in das Gesicht. Sein Blick wanderte kurz über meinen Körper, dann setzte er ein schiefes Grinsen auf und zwinkerte mir zu, ehe er ebenfalls durch die Tür verschwand. Sein Geruch nach Minze hing noch in der Luft, als er weg war.
Ich brauchte nicht nachzudenken, um zu wissen, was sie dort drinnen getrieben haben. Mein Gesicht erhitzte sich und ich eilte mit wehenden Haaren aus der Damentoilette, um Helene zu suchen. Kurz darauf fand ich sie mit einem Getränk in der Hand an der Bar, wo sie sich gerade auf wackeligen Beinen an den blondhaarigen Mann stützte, mit dem sie zuvor noch getanzt hatte.
Gekonnte drehte sie sich eine Strähne ihres Haares um ihren Fingen, dass es interessiert, aber nicht zu aufdringlich wirkte.
Ich musste schmunzeln, denn obwohl Helene schon seit Jahren an Theodore, ihrem Schwarm, hing, flirtete sie ab und zu mit anderen Typen. Kopfschüttelnd stellte ich mich unauffällig dazu.
Gerade warfen beide lachend ihre Köpfe zurück. Aus Helenes Mund schlüpfte ein leises Hicksen und sie kicherte leise.
"Ich glaube, es ist jetzt Zeit zu gehen", schritt ich ein.
"Das denke ich auch", antwortete der Typ.
"Helene kann kaum noch auf den Beinen stehen. Ich wette, morgen hat sie einen fetten Kater. Die Arme tut mir jetzt schon leid."
Auf Anhieb war er mir sympathisch, denn er drängte meine beste Freundin zu nichts und er sorgte sich sogar ein wenig um sie. Er umarmte Helene kurz, dann übergab er sie vorsichtig an mich. Ich legte ihren Arm um meine Schulter, nickte dem blonden Mann noch dankend zum Abschied, dann stützte ich sie aus dem Klub.
Wie ein Sack Kartoffeln hing sie an meiner Schulter und murmelte undeutlich vor sich hin. Meine Beine zitterten deutlich unter dem Gewicht. Meine Füße, die wegen der hohen Schuhe wehtaten, halfen mir nicht gerade.
Als wir draußen ankamen, schnaufte ich schon angestrengt und versuchte tief durch meine Nase einzuatmen, während ich eine kurze Pause einlegte.
"Das sieht nicht sehr bequem aus", erschreckte mich eine tiefe Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte, so angenehm war sie.
Ich versuchte mit Helene herumzuwirbeln, aber unsere Beine verknoteten sich miteinander und ich fiel fast hin, weshalb ich auf halbem Wege stoppte und nur den Kopf drehte.
Der Junge von vorhin stand lässig an der Steinmauer angelehnt und zog gerade eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche, während er amüsiert das Schauspiel vor sich betrachtete. Er nahm sich eine Zigarette heraus und zündete sie flink mit seinem Feuerzeug an. Sofort fiel mein Blick auf seine schlanken Finger und seine Hand, doch sofort hob ich meine Augen, damit er es nicht bemerkte.
Verdammt! Sogar seine Hände waren attraktiv! Er hatte Venen und durch das Hemd sah man seine Muskeln, die sich anspannten, als er seine Hände zu seinem Gesicht hob. Dabei spannte der Stoff stark an seinen Oberarmen und ich befürchtete, dass er bald reißen würde.
Stattdessen sagte ich ziemlich überzeugt: "Wieso rauchst du? Das ist sehr ungesund! Wusstest du, dass jeder siebte Tod an Zigaretten liegt? Das sind ganze 15 Prozent aller Todesfälle!", um ihn nicht wie ein Idiot anzustarren.
Er hob seine Augenbraue und ein Mundwinkel zuckte hoch. Ein kleines Grübchen bildete sich an seiner Wange.
"Interessant", murmelte er, während er seine Zigarette auf den Boden schmiss, ohne auch nur einen Zug zu nehmen und sie austrat. Die Packung verstaute er in der Hosentasche.
Hinter mir hörte ich Reifen quietschen. Ein gelbes Taxi blieb neben dem Bürgersteig stehen, auf dem wir standen.
"Das ist dann wohl unser Taxi. Ich bring euch nach Hause", bevor ich auch nur sagen konnte, dass wir gar kein Taxi bestellt hätten und zu Fuß nach Hause gehen würden, stieß er sich von der Wand ab und ging auf mich zu. Vor mir blieb er stehen, legte sich den anderen Arm von Helene um die Schulter und zog uns beide mit sich zu einem Taxi. Verwirrt stolperte ich über meine Füße, während er uns beide ins Innere drückte und sich dann neben uns quetschte.
"Wo müsst ihr hin?", fragte er.
"A-also n-nach Hause wäre nicht schlecht", stotterte ich und bezweifelte, dass es eine gute Idee war, hier einzusteigen.
Was war, wenn er ein Serienmörder oder Vergewaltiger war?
Ich hörte ein amüsiertes Schnauben.
"Und wo ist nach Hause?"
Sofort schoss mir die Hitze ins Gesicht. Woher sollte er auch wissen, wo ich wohnte? Schnell nannte ich ihm meine Adresse, da ich Helene so betrunken nicht ihren Eltern anvertraute. Sie waren sehr streng und Alkohol trinken durfte sie eigentlich nur ein bisschen. Heute hatte sie eindeutig die Grenze überschritten, denn sie lag an mir angelehnt, schnarchte laut und aus ihrem Mund lief etwas Sabber, welches auf meine Schulter tropfte. Ich presste meine Lippen zusammen und drehte meinen Kopf weg.
Sofort sprang mir das Grinsen von dem Typen ins Gesicht.
"Sind deine Eltern eigentlich Architekten?"
Ich schüttelte stumm den Kopf.
"Du bist nämlich verdammt gut gebaut."
Stöhnend klatschte ich mir die flache Hand an die Stirn. Ich wusste jetzt schon, dass die paar Minuten mit ihm ihn einem Taxi zu sein, verdammt peinlich werden könnten.
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