Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Die Götterbilder wanken II

Sorah legte ihr Ohr an den Eingang. Bei dünnen Türen gelang es ihr, so herauszufinden, ob sich Menschen auf der anderen Seite befanden.

Am Anfang hatte sie noch durch die Schlüssellöcher gespäht, aber Kematian hatte dabei stets gesagt: »Deine Ohren leisten dir bessere Dienste als deine Augen. Wenn du dich nur gut konzentrierst, dann kannst du ihre Atmung und ihren Herzschlag hören.«

Sie hatte nie Atmung oder Herzschlag durch Türen gehört und folglich wusste sie auch nicht, wovon Kematian sprach. Irgendwann aber war er ihr so auf die Nerven gegangen, dass sie nun tat, was er von ihr verlangte.

Sie hörte nichts.

Und er offenbar auch nicht, denn er ließ zu, dass sie die Klinke hinunterdrückte und eintrat.

Der Flur dahinter war leer und nur spärlich beleuchtet. Kein Teppich bedeckte den Boden, keine Gemälde die Wände. Ein einfacher Korridor, der sich schier endlos erstreckte.

Sie schlich voran und Kematian ihr hinterher. Stets lauschte sie, ob sie Schritte oder Stimmen vernahm, ob irgendetwas ihr verriet, dass sie nicht vollkommen allein waren. Am folgenden Tag sollte ein Ball stattfinden. Müssten nicht alle Diener überall herumwuseln und mit den Vorbereitungen beschäftigt sein?

Vielleicht war es aber noch zu früh oder sie waren in einem anderen Teil der Residenz unterwegs.

»Welche Verstecke hast du gefunden?«, fragte Kematian und damit wusste Sorah sicher, dass sie allein waren.

»Äh ...«, fing Sorah an. Sie hatte natürlich nicht auf Verstecke geachtet. »Da war ... eine Nische ...?«, riet sie. Es gab doch überall Nischen.

Kematians Blick verfinsterte sich, aber er sagte: »Gut, was noch?« Zwar wusste er, dass sie nur vermutet hatte, konnte sie jedoch dafür nicht behelligen, weil sie trotzdem richtig lag.

»Äh«, machte Sorah wieder. Da gab es noch mehr?

Kematian stieß ein Schnauben aus, packte sie am Kragen und zog sie zurück. Er deutete auf einen Schrank. Gut, den hätte sie wirklich sehen können.

Auf ein Gitter an der Wand kurz über dem Boden. Wie hatte er das bitte als Versteck identifiziert? Da war ein Gitter, das den Schacht dahinter versperrte.

Und er deutete nach oben. Der Stein war an einigen Stellen gebrochen und man könnte sich bestimmt irgendwie daran festhalten, ohne herunter zu fallen. Nur ›man‹ war nicht Sorah.

Der Rabe ließ sie los und sagte: »Weiter.«

Sorah ging wieder voran. Sie lauschte, sie spähte um jede Ecke, sie tat alles, was er ihr beigebracht hatte. Denn eines war sicher: Wenn jemand auftauchte, dann würde Kematian sie erst warnen, wenn sie schon fast in den Ankömmling hineingelaufen war.

Bei den Raben gab es weder Noten noch Prüfungen, die man abschließen musste, um ein vollwertiges Mitglied zu werden. Wenn der Mentor das Küken für bereit hielt, dann ließ er es gehen.

Und Sorah war noch nicht bereit, das wusste sie. Aber wenn sie jetzt zeigte, dass sie nicht hoffnungslos verloren war, dann würde Kematian ihr vielleicht öfter die Führung überlassen, ihr vielleicht auch schwierigere Aufträge geben. So sehr der Gedanke daran, auf eigenen Füßen zu stehen, sie ängstigte, so sehr strebte sie es an.

Der Korridor endete mit einer Tür. Sorah schluckte. Dahinter war es vielleicht nicht mehr so ruhig. Dahinter würden sie vielleicht jemandem begegnen.

Sie lauschte.

Nichts.

Trotzdem trommelte ihr Herz gegen ihre Rippen. Ihr Mund wurde trocken und sie zwang sich, tief durchzuatmen.

Sie warf einen Blick auf Kematian. Dieser nickte ihr zu.

Und damit kratzte sie ihren Mut zusammen und schob die Tür auf. Ein leises Quietschen ertönte.

Sie linste in den Raum dahinter. Die Decke höher als der Korridor und mit Fresken geschmückt. Ein Teppich bedeckte den Boden und Statuen standen verteilt in dem Zimmer.

Einige lachten, andere starrten mit ausdrucksloser Miene, einige waren mit Farben versehen und in edle Stoffe gehüllt, andere waren weiß und trugen nichts. Und mit ›nichts‹ meinte Sorah wirklich nichts. Bei einigen Statuen war zumindest noch das Notwendigste verdeckt, bei anderen nicht einmal das.

Gruselig, dachte Sorah. Sie konzentrierte sich lieber auf den weiteren Weg. Wohin auch immer sie überhaupt gehen wollten. Kematian hatte ihr gesagt, sie solle vorgehen, aber nicht, wohin oder wie weit sie vorgehen sollte. Das hier war eine Prüfung, doch er hatte mit keinem Wort erwähnt, wie lange sie dauern sollte.

Sie verfluchte ihn in Gedanken.

Mehrere Türen führten aus dem Raum heraus.

Sorah sah zu Kematian, in der Hoffnung, dass er ihr vielleicht einen Hinweis geben würde, durch welche Tür sie gehen sollte. Der Rabe aber blickte nur finster zurück. Er würde ihr nicht helfen.

Sie wandte sich wieder den Türen zu. Drei waren es an der Zahl. Eine ihnen direkt gegenüber, eine ebenfalls auf der gegenüberliegenden Seite, aber dicht an der Fensterfront links. Und die letzte an der rechten Wand.

Auf diese Tür deutete sie und sah wieder zu Kematian. Der Rabe nickte und fragte: »Warum?« Seine Stimme hatte er diesmal gesenkt.

Sorah verzog das Gesicht. Etwas, das sie sich nur leisten konnte, wenn sie die Maske trug. Ansonsten hätte sie sich eine Strafpredigt anhören dürfen, dass sie nicht so auf seine Fragen reagieren sollte.

»Die führt ins Innere des Schlosses«, sagte Sorah und ergänzte leise: »Vermute ich.«

Kematian nickte es ab.

Hieß das dann also ... dort sollte sie entlang? Tiefer in die Residenz? Dorthin, wo es belebter sein würde?

Sie erhielt keine Antwort auf ihre Frage. Kematian griff ihren Arm und zog sie zwischen die Statuen.

Keinen Augenblick später öffnete sich eine Tür. Schritte hasteten durch den Raum und verschwanden durch eine andere Tür.

Sorah schluckte. Sie hatte versagt. Sie hätte es bemerken müssen, selbst wenn Kematian ihr Fragen gestellt und sie sich auf anderes konzentriert hatte.

Der Rabe drückte sie weiterhin an sich. Sein Arm um ihren Oberkörper geschlungen, sein Griff eisern. Entweder er erwartete noch weitere Leute oder dass die Person zurückkehren würde. Sein Körper strahlte selbst durch die Kleidung hindurch eine unnatürliche Kälte aus.

Vielleicht war es nicht nur so daher gesagt, dass er herzlos war. Vielleicht war der Preis, um ein Rabe zu werden, alle Wärme und Güte zu verlieren.

»Ich hätte es bemerken müssen«, flüsterte Sorah so leise, dass sie nicht sicher war, ob Kematian es überhaupt gehört hatte.

Ein leises Seufzen traf ihr Ohr. Es war diese Art von Seufzen, die Kematians gesamte Enttäuschung darüber verriet, das sie immer noch nichts gelernt hatte.

»Hättest du«, sagte er mit gesenkter Stimme. Kalter Atem traf auf ihre Haut und ließ sie erschauern.

»Tut mir leid«, murmelte sie.

»Entschuldige dich nicht«, entgegnete er. »Mach es besser. Und jetzt still.«

Die Schritte kamen zurück, durchquerten wieder den Raum und verschwanden durch eine Tür. Erst jetzt ließ Kematian sie los und sie wich sofort von ihm. Sie hatte ihn am liebsten stets auf mindestens einer Armlänge Abstand.

»Ich habe genug gesehen«, sagte er.

Sorah wandte den Blick ab. Das hieß so viel wie: Sie hatte versagt. Er hatte sie prüfen wollen und sie hatte ihm nur bewiesen, dass jede Mühe an sie doch vergebens war.

Sie folgte ihm durch den Dienstbotengang, zurück auf den Hof der Residenz und wieder durch die Hecke.

Kematian nahm seine eigene Maske ab und ihre wieder entgegen. Er wandte sich ab und ging wortlos weiter.

Und Sorah heftete sich an seine Fersen. Sie seufzte leise und versuchte, den bitteren Geschmack des Versagens hinunterzuschlucken. Es gelang ihr nicht.

»Kematian.« Sorah ging stets leicht hinter ihm, doch nun holte sie zu ihm auf. Er warf ihr einen genervten Blick zu, befahl ihr aber nicht, zu schweigen.

Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte erwartet, dass er jeden Satz, den sie ohne vorangegangene Frage mit ihm wechseln wollte, im Keim ersticken würde. Doch diesmal tat er es nicht und sie musste sich schnell ihre Worte zurechtlegen, ehe er es sich anders überlegte.

Sie befeuchtete ihre Lippen, die durch all die Aufregung trocken geworden waren. »Warum müssen wir das tun?«, brachte sie letztlich hervor.

Kematian blieb stehen und wandte sich ihr gänzlich zu. Sein Blick kühl, aber nicht mehr übermäßig genervt.

Sorah schluckte. Ein kalter Schauer kroch ihr über den Rücken und sie beschlich das Gefühl, dass sie etwas grundlegend Falsches gesagt hatte.

Die beiden Raben hatten sich von den belebten Straßen ferngehalten und standen allein in der Gasse.

Kematian seufzte und rieb sich die Stirn. Einige der dunklen Strähnen hatten sich aus seinem Zopf gelöst und Staub heftete an dem schweren Umhang. Härte und Kälte, die sie von ihm so gewöhnt war, verschwanden aus dem grauen Blick und für einen Moment war er nicht länger der Mentor oder der Rabe. Für einen Moment wirkte er wie ein einfacher Mensch.

Er holte tief Luft und brauchte eine Sekunde, um sich seine Antwort zurechtzulegen. Er ließ seine Hand sinken und sah auf sie hinab.

»Wir sind nur das Schwert, nicht die Hand, die es führt«, sagte er. »Wir entscheiden nicht, gegen wen wir geschwungen werden oder wer uns zieht. Wir führen aus, was uns gesagt wird, und hinterfragen nicht.«

Er wandte sich ab. »Wir sind nur die Waffen, der Mörder ist ein anderer.« Und mit diesen Worten machte er sich wieder auf den Weg.

Sorah blieb noch für eine Sekunde stehen und lief ihm dann nach. Ob er wahrhaft an seine Worte glaubte oder sie sich nur einredete, würde ein Rätsel bleiben.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro