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Offene Geheimnisse I

Noch einige Minuten führte Jeanne sie über die Dächer, bis sie an einer Luke ankamen, die sie sogleich öffnete und hinabsprang.

Ejahl folgte ihr, ohne zu zögern. Nur V hatte – man mochte es ihr nachsehen – Hemmungen, in ein dunkles Loch zu springen, dessen Boden sie nicht sehen konnte.

»Keine Sorge, es ist nicht tief«, sagte der Meisterdieb von unten.

»Man kann sich auch den Knöchel brechen, wenn man nur in eine Kuhle tritt«, entgegnete V.

»Ich kann dich auffangen, falls dir das lieber ist«, kam von Jeanne.

»Nein«, rief V und räusperte sich. »Ich schaffe das schon.«

»Gute Einstellung«, meinte Ejahl.

»Klappe!«

Unten entflammte ein Streichholz, mit dem Ejahl eine Kerze anzündete. »Besser?«, fragte er mit einem Lächeln, das im Schein des flackernden Lichtes noch wieseliger wirkte, als es ohnehin schon war.

V antwortete nicht. Sie warf ihm nur einen düsteren Blick zu und setzte sich dann an den Rand der Luke, um sich langsam hinunterzulassen.

Die Dielen knarzten unter ihren Füßen, als sie in dem Dachboden aufkam. Einige Spinnenweben sammelten sich an der Decke und Staubflusen waren in den Ecken zu flauschigen Monstern zusammengekommen.

»War doch gar nicht so schwer«, meinte Ejahl und klopfte ihr auf die Schulter.

Sie gab ihm nur ein Brummen und fragte sich unwillkürlich, ob Kematian vielleicht nur so mürrisch war, weil er in seinem Leben zu viel Zeit mit dem Meisterdieb verbracht hatte.

Ejahl nahm die Kerze in die Hand und führte nun an. Den Dachboden verließen sie über eine Leiter, aber auch danach wurde das Gebäude nicht wohnlicher.

Kaum eine Kerze erhellte den schmalen Flur und keine Person begegnete ihnen. Nur einige Schatten bewegten sich hinter Ecken, waren aber verschwunden, sobald sie dort ankamen.

»Wie ist die Lage?«, fragte Ejahl. Seine Stimme war zwar gesenkt und doch wohnte ihr ein Ton inne, den er nur selten annahm. Wie ein Feldheer, der sich nach langer Abwesenheit den Oberbefehl zurückholte.

»Unverändert«, sagte Jeanne. »Sie geben nicht nach, wagen sich aber auch nicht allzu nahe an uns heran. Bis auf ...« Sie brach kurz ab und schüttelte den Kopf. »Marbur ist letzte Woche verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.«

Ejahl nickte es ab.

»Aber das führt dich nicht hierher«, stellte Jeanne fest. »Du wolltest in deinen Briefen nichts erklären.«

Er öffnete die Tür zu einem Raum. Die Kerze stellte er auf einen kleinen Tisch und ließ sich dann auf einer Couch, die fast die Hälfte des Zimmers füllte, nieder. Mit einer Handbewegung deutete er Jeanne und V an, sich ebenfalls zu setzen.

V kam der Bitte nach. Sie strich kurz über den rauen Stoff des Sessels, der mit Flicken und Nähten gespickt war, und nahm dann auf ihm Platz. Jeanne hingegen blieb in der Tür stehen und lehnte sich gegen den Rahmen.

»Ich suche meine Ziehtochter«, beantwortete Ejahl die Frage, »und alle Wege führen mich hierhin.«

»Das blonde Mädchen? Ich kann die Augen nach ihr offenhalten«, meinte Jeanne.

»Danke«, sagte Ejahl. »Sie wird nach einem gewissen Kematian suchen und deshalb vermutlich in den wohlhabenderen Bezirken unterwegs sein.«

V stutzte. Warum sollte Ava nach Kematian suchen?

Jeanne nickte. »Damit kann ich etwas anfangen. Ihr könnt gern hierbleiben, wenn Ihr wollt.«

»Vorerst«, sagte Ejahl. »Und jemand wird bald hier auftauchen. Ein großer, breit gebauter – und lass mich dir sagen: sehr ansehnlicher – Mann. Bis auf die Zähne bewaffnet, aber für uns ungefährlich. Ich würde mich freuen, wenn du ihm die Tür öffnen könntest, sobald er herkommt. Auch wenn er ein Rabe ist.«

Jeanne hob die Augenbrauen. »Du willst einen Raben hier hineinlassen? Widerspricht das nicht allem, was du in den letzten Jahren versucht hast, zu erreichen?«

Ejahl zuckte mit den Schultern. »Er ist nicht irgendein Rabe, er ist mein Rabe. Das macht ihn zu jemand Besonderem und ist Grund genug, um ihm Zutritt zu gewähren, wenn ich dich darum bitte.«

»Wie du meinst«, sagte sie zwar, warf ihm trotzdem einen misstrauischen Blick zu. »Dann werde ich alles in die Wege leiten«. Sie zwinkerte V zu, ehe sie den Raum verließ.

Ejahl wartete, bis die Tür ins Schloss fiel, ehe er sich durchstreckte und an die Dunkelelfin wandte. »Ich nehme an, du hast Fragen.«

»Ja«, sagte sie und ergänzte in Gedanken: Und es werden mit jeder Sekunde mehr.

Ejahl machte eine Handbewegung, um ihr anzudeuten, dass sie anfangen sollte, und meinte: »Ich werde sie besten Wissens und Gewissens beantworten.«

V räusperte sich. Was wollte sie als Erstes wissen? Es gab so viel, was sie nicht verstand.

»Weshalb sucht Ava Kematian?«, fragte sie.

Ejahl seufzte leise. »Ich bin mir sicher, dass du es schon selbst herausgefunden hast. Du musst nur dein kleines Köpfchen ein wenig anstrengen.«

V runzelte die Stirn, blieb aber stumm und überlegte. »Oh«, machte sie nur einen Augenblick später. »Er ... Ist er ihr Vater? Er sieht nicht aus, als wäre er alt genug, um ihr Vater zu sein.«

»Er ist älter, als er aussieht«, sagte Ejahl und lachte leise. »Er ist sogar älter als ich.«

Sie beäugte ihn misstrauisch. »Aber ... wie?«

Ejahl zuckte mit den Schultern. »Wenn ich dir das erzählen würde, wäre ich vermutlich schnell meinen Kopf los. Aber ich kann die einen Hinweis geben: Achte mal auf seine Zähne, vor allem, wenn er besonders mürrisch ist.«

Die Falte zwischen Vs Augenbrauen vertiefte sich. Kurz war der Gedanke ›Vampir‹ in ihrem Kopf aufgeblitzt, aber das war doch absurd. Es gab keine Vampire.

Und wenn er tatsächlich Avas Vater war ... Sie hatte stets nur in hohen Tönen von ihm gesprochen und mit keinem Wort erwähnt, dass er so ein Eisklotz war.

»Vor etwa zehn Jahren kam er zu mir«, sagte Ejahl, »und verlangte von mir, Ava aufzunehmen, da er selbst geplant hatte, zu sterben. Doch schon vor einer Weile ahnte ich, dass er überlebt hatte, und vor einigen Monaten erlangte ich eine Art Fast-Gewissheit. Mit Ava konnte ich allerdings nicht hierher aufbrechen, um ihn zu suchen – wie ich schon gesagt hatte: Mein Verhältnis mit den Raben ist ein wenig schwierig. Und daher musste ich warten, bis er sich entschloss, mich zu finden.«

Wie konnte es sein, dass der Meisterdieb mit allem, was er sagte, nur mehr Fragen aufwarf? V räusperte sich: »Was hat es mit Euch und den Raben auf sich?«

»Es ist eine eigentlich ganz einfache Situation«, sagte Ejahl. »Sie haben ihr Nest schon seit einer halben Ewigkeit in Cyrill, vor einigen Jahren aber erlitten sie einen schweren Rückschlag, sodass meine Leute die Stadt übernahmen. Das fanden die Raben leider nicht besonders toll und fingen an, mir Schwierigkeiten zu bereiten. Ständig waren Diebe verschwunden und tot in Seitengassen wieder aufgetaucht und bald hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Raben Einhalt zu gebieten. Was kann schon schlecht daran sein, Attentätern das Handwerk zu legen?«

Er hatte es ›einfach‹ genannt, aber in Vs Ohren klang es ganz und gar nicht einfach. »Nichts, schätze ich«, sagte sie.

»Genau«, meinte Ejahl. »Mit der einzigen Ausnahme, dass es sehr gefährlich werden kann, wenn man sich von ihnen erwischen lässt. Aber das ist ohnehin eher eine Kleinigkeit.«

Das klang so gar nicht nach einer Kleinigkeit.

»Und da ich mich bei den Raben nicht blicken lassen kann«, fuhr Ejahl fort, »ist Kematian gerade bei ihnen und erkundigt sich, ob sie Ava angetroffen haben. Und bevor du fragst: Ja, er ist einer von ihnen, falls du seine Rabenmaske noch nicht bemerkt hast.«

V schwieg und betrachtete nur den Dieb. Mit jedem Satz, den er sprach, wurde ihr stärker bewusst, dass sie in eine Sache hineingeraten war, der sie nicht so schnell entkommen konnte.

»Wenn nämlich weder meine Diebe noch die Raben Ava hier angetroffen haben«, sagte Ejahl. »Dann wird sie noch nicht hier sein. Ich traue ihr zwar zu, dass sie einer Gruppe aus dem Weg gehen kann, aber nicht beiden gleichzeitig.«

Er sah zu ihr. »Wir können momentan also nichts anderes machen, als darauf zu warten, was Jeanne und Kematian berichten, sobald sie wieder hier sind. Gibt es noch mehr, dass du wissen möchtest?«

Noch so viel, dachte V. Die eigentliche Frage war nur jedes Mal: Wo sollte sie anfangen? Und da fiel es ihr ein. Ihr Herz setzte einen Schlag aus und trommelte dann in ihrer Brust.

»Was ...«, sie räusperte sich und sah auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß knetete. »Was hat Kematian mit dem Dunklen König zu schaffen?«

»Du weißt von den beiden?«, fragte Ejahl. »Faszinierend. Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, was geschehen ist, aber ich kann dir erzählen, was ich weiß. Sie haben die letzten Jahre offenbar zusammengelebt – eine ... unschöne Gemeinschaft, wenn du mich fragst. Ich kenne Kematian und ich kannte Lloyd. Deren Verhältnis war schon damals mehr als schwierig, da mag ich mir gar nicht vorstellen, was zwischen ihnen vorgefallen ist.« Er schüttelte nur den Kopf.

Das würde das Blut erklären, das V in dem Herrenhaus gefunden hatte. Nur kam in ihr dann die Frage auf: Wessen Blut war es gewesen? Weder dem Dunklen König traute sie zu, den Raben verletzt zu haben, noch umgekehrt.

»Wie dem auch sein mag, Lloyd ist fort und das ist der einzige Grund, weshalb Kematian mich aufgesucht hat. Er wollte, dass ich ihn finde. Nachdem du aber in meinen Laden geplatzt bist und ihm verkündet hast, dass ich ein schlechter Vater bin und Ava verloren habe, hat er seine Prioritäten geändert. Erst Ava, dann Lloyd.«

»Und Ihr wollt Kematian helfen ...« Nein, sie konnte sich nicht dazu bringen, seinen eigentlichen Namen auszusprechen. »... ihn wiederzufinden? Obwohl deren Verhältnis so schwer ist?« Und obwohl es der Dunkle König war und man doch am besten so weit wie möglich von ihm entfernt sein sollte?

Ejahl schenkte ihr nur ein wieseliges Lächeln und hob beide Augenbrauen.

Im nächsten Moment ertönten schon schwere Schritte vor der Tür, die kurz darauf aufgestoßen wurde, und Kematian trat in den spärlich beleuchteten Raum.

Unwillkürlich spannte sich jeder von Vs Muskeln an und sie zog den Kopf ein. Wie konnte er nur Avas Vater sein? Nicht nur unterschieden sie sich äußerlich vollkommen, nein, auch vom Charakter her bestanden kaum Ähnlichkeiten.

Nur wenige Augenblicke später erschien Jeanne hinter dem Raben. »Er ist einfach so hineingeplatzt und ...«

Ejahl hob die Hand und sie brach ab. »Das ist schon in Ordnung«, sagte er. »Ich meinte doch, er kann hier frei ein- und ausgehen.«

»Ihr habt gesagt, dass ich ihn hineinlassen soll«, hielt Jeanne dagegen. »Davon, dass er hier herumstolzieren kann, wie es ihm beliebt, war nicht die Rede.«

Kematians Miene verdüsterte sich, aber er erwiderte nichts.

»Dann klären wir es jetzt«, sagte Ejahl, »und er bekommt die Erlaubnis, sich hier frei zu bewegen.«

Nun verhärtete sich auch Jeannes Blick. »Aber er ist ein Rabe.«

»Mein Rabe«, korrigierte der Dieb. »Das hatten wir doch schon besprochen.«

Kematian verschränkte die Arme vor der Brust. Er schenkte Ejahl einen Blick, der vermutlich so manch anderen erdolcht hätte, aber der Meisterdieb warf ihm nur einen Kuss zu.

»Ich traue ihr nicht.« Das waren die ersten Worte, die Kematian sprach, seit er den Raum betreten hatte.

Ejahl runzelte die Stirn. »Du sprichst von Jeanne?«

Kematian nickte.

»Nun, sie traut dir auch nicht. Dann habt ihr zwei schon eine Gemeinsamkeit, auf die ihr eine großartige Freundschaft aufbauen könnt.«

Jeanne schnaubte nur und der Rabe brummte leise.

»Sehr schön, dass wir uns alle so gut verstehen«, sagte Ejahl. »Und Jeanne, bevor ich es vergesse, hänge es am besten nicht gleich an die große Glocke, dass ich hier bin. Ich möchte ... nicht auf ungewünschte Gäste treffen.«

Jeanne beäugte ihn. »Du hast das mit Aithon immer noch nicht geklärt.«

Ejahl fuhr sich durch die Haare. »Von meiner Seite aus ist da alles klargestellt, aber ...« Sein Blick schweifte zu Kematian, ehe er sich wieder auf Jeanne richtete. »Ich gehe unangenehmen Gesprächen gern aus dem Weg, gerade wenn ... naja, unwichtig.«

»Hat es mit ihm zu tun?«, fragte die Diebin und zeigte mit dem Kinn zu dem Raben.

Dessen Blick verfinsterte sich nur weiter und er stieß ein Schnauben aus. »Wer ist Aithon?«

»Niemand«, meinte Ejahl schnell.

»Niemand?«

»Niemand, durch den du eifersüchtig sein müsstest.«

»Ich bin nicht eifersüchtig.«

»Mhm, glaube ich dir aufs Wort.«

Jeanne räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der beiden Männer wieder auf das eigentliche Thema zu lenken. Ehe sie aber etwas sagen konnte, unterbrach Ejahl sie.

»Du kannst gehen«, sagte er. »Ich übernehme von hier an. Sag mir einfach Bescheid, wenn du Hinweise zu Ava hast.«

Jeanne zuckte mit den Schultern. »Von mir aus«, sagte sie beiläufig, aber in ihrem Blick zeigte sich eine gewisse Bitterkeit.

Ejahl wartete noch, bis sie den Raum verlassen hatte, ehe er sich an Kematian wandte. Letzterer ergriff aber zuerst das Wort. »Du hast es ihr erzählt?«, fragte er mit einem Kopfnicken in Richtung V, die die Unterhaltung stumm von ihrem Platz auf dem Sessel mitverfolgt hatte.

»Einige Geheimnisse sind nicht dafür gemacht, bewahrt zu werden«, antwortete der Meisterdieb nur.

Kematian brummte etwas Unverständliches, ehe er einige Schritte in den Raum hineintrat, aber in angemessenem Abstand stehenblieb und lauter sagte: »Die Raben haben Ava nicht gesehen.«

»Hm«, machte Ejahl, »dann müssen wir darauf warten, ob meine Leute sie finden.«

»Deine Leute«, echote Kematian.

»Ja«, sagte der Dieb nur.

V zog den Kopf ein. Irgendetwas flüsterte ihr ein, dass zwischen den beiden mehr abgelaufen war, als es an der Oberfläche erschien. Die Frage war nur, ob sie tiefer graben wollte und ob ihr gefallen würde, was sie dort fand.

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