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Die Bitterkeit des Verrats II

Eugene nickte dem Dieb neben sich zu. »Jagt es hoch.« Ein Kratzen belegte seine Stimme und er räusperte sich. Er fühlte sich nicht wohl mit dem Gedanken, dass der Meisterdieb noch im Rabennest verweilte, doch seine Befehle waren unmissverständlich gewesen.

Ehe sein Gegenüber ihm antwortete, sprang ein weiterer Dieb auf das Dach und hastete an Eugenes Seite. Nur einen Atemzug verweilte er, um zu verschnaufen, dann brachte er hervor: »Niellen macht vor den Stadttoren eine Kutsche bereit.«

»Verdammt«, zischte Eugene. »Schafft Ihr das allein?«, fragte er dann, an den anderen Dieb gewandt.

Dieser nickte nur.

»Gut, dann kümmere ich mich um Niellen.« Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg. Er sprang von dem Dach und hastete durch die Straßen, bis er vor den Stadttoren ankam. Zwar war er noch nicht zu spät, aber langsamer hätte er nicht sein dürfen.

Niellen hielt einer jungen Frau die Tür zu einer Kutsche auf. Auf den ersten Blick hatte Eugene gedacht, dass es Aedal war, doch als er näher herantrat, erkannte er, dass sie keine spitzen Ohren, dafür aber flammend rotes Haar hatte.

Eugene knirschte mit den Zähnen und zog sein Schwert. »Niellen!«, rief er aus. Unbemerkt hätte er sich ihm ohnehin nicht annähern können.

Der Rabe stockte und wandte sich zu ihm. »Eugene?« Ein müdes Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er der Rothaarigen mit einer Handbewegung andeutete, in die Kutsche zu steigen.

Ihr Blick schweifte zwischen den beiden Männern hin und her und sie kam der Geste nach.

Erst dann trat Niellen auf Eugene zu. An seinem Gürtel hingen keine Waffen und seine Kleidung war fein, keine Rüstung. »Es freut mich, dich wiederzusehen«, sagte er. »Nur hätte es mich noch mehr gefreut, wären die Umstände andere.« Sein Blick richtete sich auf die Klinge in Eugenes Hand. »Willst du es wirklich so enden lassen? Nach allem, was wir damals erlebt und durchgestanden haben?«

»Damals hätte ich dich vielleicht einen Freund genannt«, sagte Eugene und umgriff sein Schwert nur fester. »Aber damals wusste ich auch noch nicht von deinen Beweggründen. Wir hatten die Chance, die Raben ein für alle Mal auszulöschen, und stattdessen hast du sie neu aufgebaut. Warum, Niellen?« Er hatte seine Stimme nicht so erheben, hatte ruhig bleiben wollen. Lange hatte er sich in Gedanken auf diese Begegnung vorbereitet, doch nun brachen all die Gefühle von damals über ihn hinein und er konnte sie nicht lenken.

»Es wird immer Leute geben, die das Morden zu ihrem Geschäft machen«, sagte Niellen. Sein Ton blieb nüchtern. »Und es wird immer diejenigen geben, die für das Morden bezahlen. Ich kann ihnen Führung und Regeln geben. Ich ...« Er wich Eugenes Blick aus. »Ich weiß, dass es nicht die beste Lösung ist. Du kennst mich, mir wäre eine Welt ohne Grausamkeit und Tod auch lieber als das, was wir tagtäglich mitansehen müssen. Ich weiß es doch, aber ich gebe hier mein Bestes.«

Eugene schnaubte und deutete auf die Stadt, über der eine Rauchsäule aufstieg. »Das nennst du ›dein Bestes‹?«

»Ich habe nicht mit dieser Fehde begonnen. Mich kümmerten die Diebe nicht, bis sie angefangen hatten, Cyrill für sich zu beanspruchen. Ihnen stand die Welt offen, aber sie mussten versuchen, mir zu nehmen, was mir am meisten bedeutet.«

»Was dir am meisten bedeutet?«, hakte Eugene nach und biss die Zähne zusammen.

»Ich gab den Dieben ständig Chancen, einem Krieg mit mir aus dem Weg zu gehen«, sagte Niellen, ohne auf ihn einzugehen. »Und selbst jetzt weiche ich noch. Ich will nicht kämpfen.«

Etwas blitzte in Eugenes Augenwinkel auf. Niellen hob eine Hand. »Lass gut sein«, meinte er. »Es gibt keinen Grund, ihn anzugreifen.«

Eine weitere Gestalt trat aus den Schatten und in das Licht der Morgendämmerung. Den schwarzen Federn an seinem Umhang gab die Sonne einen goldenen Glanz und erhellte die Rabenmaske, die an seinem Gürtel baumelte.

Nur selten trat Yareed auf, ohne seine Maske zu tragen, und jedes Mal musste Eugene den Drang bezwingen, vor ihm zurückzuweichen. Nicht, weil sein Aussehen so schaurig war, sondern weil Eugene stets das Gefühl hatte, in einen verzerrten Spiegel zu blicken. Yareeds Gestalt war seiner ähnlich, wenn auch verändert.

Dasselbe jugendliche Aussehen, obwohl beide die dreißig Lebensjahre schon hinter sich gelassen hatten, dasselbe blonde Haar, wenn Yareeds auch kürzer war. Statt der verschiedenfarbigen Augen, wie sie Eugene hatte, waren seine nur in einem dunklen Grün. Und über seine linke Wange zog sich ein tiefer vernarbter Schnitt, der bei Eugene fehlte.

Yareed drehte seinen Dolch in der einen Hand, ein Wurfmesser in der anderen. »So sehr mich dieses Zusammentreffen auch rührt«, sagte er kühl, »ich denke, es wird Zeit, es zu beenden.«

Niellen nickte langsam. »Eugene, nach allem, was wir gemeinsam erlebt haben, hätte ich dich gern an meiner Seite gewusst, aber ich verstehe deine Ablehnung. Ich hoffe, du kannst uns ziehen lassen. Ich will dir nicht schaden.«

»Glaubst du wirklich, ich könnte das?«, fragte Eugene und seine Finger schlossen sich nur eiserner um den Griff seines Schwertes. »Ich werde nicht zulassen, dass du fliehst.«

Niellen seufzte und rieb sich die Stirn. »Wenn das so ist ... Bitte vergib mir.« Die Luft um ihn herum knisterte, als würde sich ein Gewitter ankündigen. Kühler Wind zog auf und riss an Niellens schwarzem Mantel.

Diesmal hob Yareed eine Hand und unterbrach damit den aufkommenden Sturm. »Ich werde mich um ihn kümmern«, sagte er. »Du kannst schon mal gehen und ich hole später zu dir auf.«

»Sicher?«, fragte Niellen.

»Mit einem Verräter werde ich fertig.«

Niellen musterte ihn kurz und nickte langsam. Er schritt bedächtig zur Kutsche, wollte noch nicht wahrhaben, dass er Cyrill verlassen würde, und war unsicher, ob er Yareed zurücklassen konnte.

Er griff nach der Innenseite der offenen Tür und stellte den Fuß auf die erste Stufe, ehe er sich noch einmal zu Eugene umdrehte. »Möge die nächste Welt dich gnädig aufnehmen.« Mit dieser Verabschiedung und einem respektvollen Nicken trat er in die Kutsche und sie setzte sich in Bewegung.

Eugenes Aufmerksamkeit wurde aber von Yareed in Anspruch genommen. »Lange nicht gesehen«, sagte der Rabe. Den Dolch hielt er nun normal, während er das Wurfmesser weiterhin drehte. Er zog geschmeidige Schritte um Eugene, wie eine Raubkatze, die ihre Beute umkreiste. Aber Eugene ließ ihn ebenso nicht aus den Augen. Er würde sich niemals wieder von einem Raben zu einer Maus machen lassen.

In den Strahlen der Morgensonne blitzte es auf. Eugene machte einen Ausfallschritt. Die Klinge, die Yareed geworfen hatte, zog einen Riss in den Stoff von Eugenes Umhang.

»Du bist langsam geworden«, meinte der Rabe. »Träge.«

Eugene schnalzte mit der Zunge. Es war kein Tag vergangen, an dem er nicht froh war, die Attentäter verlassen zu haben. Nur manchmal erinnerte er sich noch an die Zeit zurück. Manchmal, wenn er des Nachts aufwachte und ihm ein Schauer über den Rücken lief. Wenn die Schatten aus den Ecken seines Hauses hervorkrochen und albtraumhafte Bilder malten.

Er machte einen Satz zur Seite und parierte Yareeds Angriff, löste die Spannung zwischen den Klingen auf und versuchte, seinen Gegner zu treffen, aber dieser sprang zurück und kam katzenhaft wieder auf die Füße. Staub wirbelte auf und leuchtete in den rot-orangen Sonnenstrahlen. Nur für einen Augenblick nahmen sie ihm die Sicht, aber Yareed nutzte seine Chance.

Wäre Eugene nicht mit der Art, wie Raben kämpfen, so vertraut, hätte die Klinge ihn direkt zwischen die Rippen getroffen, aber so gelang es ihm, sie abzuwehren. Mehr als das noch, er stieß mit der Schulter gegen Yareed und brachte ihn zum Straucheln.

Zielsicher schlug Eugene mit dem Schwert in Richtung von Yareeds Hals, aber der Rabe wich aus, ehe die Klinge ihn treffen konnte.

Eugene setzte nach. Metall klirrte auf Metall, als sein Schwert auf den Dolch traf. Yareed hob seine Hand ein wenig an, wollte die Klinge in der Parierstange festhalten, aber Eugene erkannte den Fehler. Auf den ersten Blick sah Yareeds Vorhaben zwar geschickt aus, doch er ließ seine eigene Deckung offen, während er sich gleichzeitig die Möglichkeit nahm, mit seinem Dolch zu agieren.

In einer schnellen Bewegung entzog er sein Schwert dem Angriff und stach es in die Naht von Yareeds Rüstung, direkt zwischen die Lederstücke. Er traf kaum auf Widerstand und die Spitze der Klinge drang mühelos in den Bauchraum ein.

Hastig zog Eugene sich zurück. Eine gute Entscheidung, wie er keinen Augenblick später bemerkte, denn Yareed hatte schon den Dolch erhoben und hätte Eugene die Kehle aufgeschlitzt, hätte er nur einen Moment länger verweilt.

Wenn er schon sterben sollte, dann hatte er den Verräter mit sich nehmen wollen. Doch er war zu langsam. Der Schmerz übermannte ihn zu schnell, schickte ein Zittern in seine Hände, in seine Knie. Blut rann aus seinem Mund über sein Kinn und tropfte auf die taufeuchte Erde, ehe seine Beine nachgaben und er zu Boden stürzte.

Eugene beobachtete ihn aus sicherer Entfernung und trat erst an ihn heran, als all seine Anstalten, sich aufzurichten, fehlschlugen. Jemand wie Yareed verdiente keinen schnellen Tod, verdiente niemanden an seiner Seite, während er starb. Aber vor Jahren schon hatte Eugene beschlossen, dass er sich niemals wieder von einem Raben zu einem Monster machen lassen würde.

Er sank neben Yareed auf die Knie. Sein Blick traf auf dessen grüne Augen und er erinnerte sich an eine Zeit, in der sie noch geglänzt und zu einem Jungen mit Bestrebungen gehört hatten. Auch er hatte die Welt verbessern und sich von den Raben befreien wollen. Sie alle hatten dies als ihr Ziel gewählt, aber nur Eugene hatte seine Fesseln sprengen können. Oder waren sie ihm nur so weit gelockert worden, dass er glaubte, er sei frei?

Er ergriff Yareeds Hand und drückte sie. »Es ist Zeit, mein Freund«, sagte er. »Unser aller Herr wird dich zu sich holen.« Ein letzter Rückstand aus seiner Ausbildung als Rabe. Er hatte nie aufgehört, den Tod als den einzigen Gott anzusehen. Denn wie könnten andere Götter auf diese Welt hinabblicken und das Leid geschehen lassen? Entweder sie lebten nicht mehr oder sie waren grausamer, als er sich ausmalen wollte.

»Und du wirst an seiner Seite stehen«, fuhr Eugene fort. »Ihm bis in alle Ewigkeit dienen.« Für einen Raben gab es keine größere Ehre. Weder ein Paradies versuchten sie, zu erlangen, noch den Himmel oder ewigen Frieden. An der Seite ihres Herren zu dienen, war alles, was sie anstrebten.

Er nahm Yareeds Dolch, den er hatte fallen lassen, und legte ihn dem Raben in die Hand. Er half ihm, die Finger um den Griff zu schließen.

Nicht jeder Rabe durfte ein Diener des Todes werden. Nur diejenigen, die ihm ihr Leben lang treu waren und im Moment ihres Ablebens ein letztes Opfer an ihn überreichten. Ihr eigenes Leben.

Andernfalls würde der Tod sie nicht aufnehmen und ihre Seelen würden bestenfalls in die Unterwelt tauchen. Sollten sie aber verloren gehen, würden sie ewig auf dieser Welt wandeln und auf Erlösung hoffen oder in der Leere des Nichts gefoltert werden.

Denn kein anderer Gott – sollte es welche geben – würde sich der Seele eines Raben annehmen. Der Tod war die einzige Hoffnung, die blieb. Eine Hoffnung, die aus purer Verzweiflung erblühte.

Yareeds Augen fokussierten sich für einen Moment. Seine Lippen bewegten sich stumm, aber Eugene verstand.

»Ich helfe dir«, sagte er. Er legte seine Hand über Yareeds und setzte die Spitze des Dolches an seiner Brust an, direkt über sein schwach schlagendes Herz.

Die Augen des Raben streiften matt an ihm vorbei, ehe sie sich wieder auf ihn richteten. Es würde nicht mehr lang dauern, bis der Blutverlust seinen Tribut forderte.

Eugene drückte die Klinge nach unten. Schwer durchstach sie den Brustpanzer, doch, nachdem es ihr gelungen war, sank sie mühelos hinab. Yareed sog scharf Luft ein. Er hauchte ein letztes Wort, bemüht, den Blick auf Eugene zu behalten. Dann war es vorüber.

Eugene atmete schwer aus. Alles hatte er von dem Zusammentreffen mit seinen alten Freunden erwartet, nur nicht das, was geschehen war. Alles wäre ihm recht gewesen. Flammender Zorn, schneidend kalte Enttäuschung, aber das ...

Frisches Blut benässte den Stoff an seinen Knien und sank in die kühle Erde. Die Sonne umsäumte ihn und warf einen Schatten auf Yareeds leblosen Körper.

Und er fühlte, was er bei jedem Mord gefühlt hatte. Nichts. Irgendwann hatte er sich daran gewöhnt, Leben zu nehmen. Irgendwann hatte die Reue nachgelassen und sein Gewissen war verstummt. Die Leere hatte seine Hand genommen und ihn in das endlose Nichts geführt.

Einige Minuten noch kniete er neben der Leiche, ehe ihm erneut der Rauch aus der Stadt in die Nase stieg und ihn zurück in die Realität holte. Er schüttelte das Nichts von sich und rappelte sich auf seine steifen Glieder.

»Möge dir der Tod gnädig sein«, murmelte er und warf noch einen letzten Blick auf seinen alten Freund, ehe er sich abwandte und sich auf den Weg zurück in die Stadt machte.

Er musste herausfinden, wie die nächsten Schritte aussahen. Nichts war in dieser Nacht nach Plan verlaufen. Seine Kehle schnürte sich bei dem Gedanken an Ejahl zu. Hoffentlich war es dem Meisterdieb gelungen, zu entkommen.

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