Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Epilog Teil 2/3 | Das Hochzeitsvideo

»Elijah! Kannst du nicht wenigstens einmal in deinem Leben die Haustüre verwenden, wenn du vom Training kommst? So wie jeder andere, normale Mensch auch«, moserte Harry kopfschüttelnd.

»Nope... Hi Dad. Du weißt doch: Jeder Umweg hält fit«, verkündete Elijah überzeugend und drückte seinen Vater grüßend an sich.

Es war wirklich ein hoffnungslos Unterfangen, außer es regnete oder schneite. Oder dann, wenn alle Fenster und Balkontüren einfach nur geschlossen waren. Denn da betrat unser Sohn das Haus auf ganz herkömmliche Weise. Notgedrungen. Aber wie oft hatten wir uns in den Sommermonaten bei ihm beschwert.

Darcys größere Tochter stürmte flugs auf ihren Onkel zu. Da sie ihn schon nicht als erstes begrüßen konnte, wollte sie immerhin die zweite sein. Das ließ sie sich keinesfalls nehmen. Hastig griff sie nach seinen Händen, um sich daran festzuhalten. Sportlich kletterte sie mit ihren Füßen an seinen Beinen hinauf. Elijah war ihre lebendige Kletterwand. Wendig und ziemlich mutig war sie für ihr Alter bereits. Stubenhocker? Sie? Darauf konnten wir lange warten. Eher hörte die Erde auf sich zu drehen, bevor das geschah. Sie war genau wie ihr Onkel, was das betraf. Meiner Tochter wünschte ich ausdauernde Stärke und Nerven wie Drahtseile.

»Lass sie das nicht machen Elay«, beschwerte sich Darcy. »Irgendwann wird sie noch genauso wie du. Sie klettert und springt jetzt schon viel zu viel. Sie ist zu jung. Sie soll das nicht.«

»Sie ist wie ich Schwesterherz. Lass sie doch, wenn es ihr Spaß macht«, verteidigte er sich. »Je früher sie anfängt zu üben, desto besser. Stimmt's?«, fragte er die kleine und erntete ein Nicken von ihr.

Zwischenzeitlich hatte er sie weiter nach oben gezogen, sodass sie nun mit gegrätschten Beinen frontal auf seinen Hüften saß. Die beiden knuddelten und klebten aneinander. Kein Millimeter Luft war mehr zwischen ihnen. »Onkel Elijah, schaust du mit uns das Hochzeitsvideo von Oma und Opa an?«, fragte sie ihn.

Er wirkte überrumpelt. »Jetzt lass mich erstmal die anderen begrüßen«, verlangte er von ihr und klopfte auffordernd auf ihre Beine. Er musste seine Nichte nicht festhalten. Augenscheinlich klebte sie wirklich an ihm. Ihre Arme hatten sich dabei feste um seinen Hals geschlungen. Nur widerwillig machte sie ihre Beine gerade und rutschte an ihm hinunter.

Mit Elijahs zweiter Nichte stand ich nun direkt neben ihm. »Naaa du kleine Stinkmorchel«, begrüßte er sie mit gerümpfter Nase und kommentierte damit zugleich ihre wohlriechende Windel. Mit seinem Zeigefinger schüttelte er dem Stinkemonster die Hand.

»Willst du sie nicht eigentlich mal wickeln gehen?«, fragte ich meinen Sohn lächelnd das Kind anbietend.

»Ahm... nein... Nur wenn sie meinen Namen sagt«, flüchtete er elegant vor der ehrenvollen Aufgabe.

Das Kind auf und ab wippend lachte ich der zahnenden Sabberschnute entgegen. »Dann sollten wir dir das schnell beibringen, damit dich Onkel Elijah auch mal wickelt, was?«

Elijah schnappte sich den Knirps und hielt ihn sich über den Kopf, vors Gesicht. »Sag mal Elijah«, übte er mit seiner Nichte, obwohl er wusste, was ihm bei Erfolg blühen würde. Die kleine schaute nur dumm aus ihrem Sabberlatz und kaute auf ihrer Hand herum. »Komm... Sag Elijah«, wiederholt er. Unverständliche Laute kamen aus ihr heraus, und wir wussten alle, dass sie das noch nicht sagen konnte. »Naja, fast«, ermutigte er das Kind. »Sag Elay«, versuchte er es zur Abwechslung mit der Kurzform seines Namens. »Ma-Ma«, bekam er zu Antwort. Trotz Hand im Mund, war das sogar verständlich. »Ey, seh ich aus wie deine Mama, oder was?«, beschwerte sich unser Sohn empört. Doch die kleine quietschte fidel und hatte in ihrer eleganten Fliegerpose offensichtlich mächtigen Spaß. Die lustigen Flugzeuggeräusche aus Elijahs Mund, entlockten ihr nur noch lautere Quietsch-Geräusche. Erfreut zappelte sie mit ihren Füßen und breitete ihre herumfuchtelnden Arme aus.

»Elay...! Hör auf meine zweite Tochter auch noch Höhensüchtig zu machen und schaff dir gefälligst eigene Kinder an, bei denen du das machen kannst«, provozierte Darcy ihren Bruder murrend.

»Haha«, äffte er seiner Schwester mit einer miesepetrigen Grimasse entgegen und nahm seine Nichte zeitgleich vernünftig in den Arm. »Für sowas gibt es keine vernünftigen Frauen auf der Welt«, verteidigte er sich und setzte die Unterhaltung lieber mit seiner Nichte fort. Die machte wenigstens keine dummen Bemerkungen, wegen seines elendigen Singledaseins. »Jetzt komm schon... Versuch's einfach nochmal«, verlangte er erneut von ihr. »Sag Iiii-leiii-schaaa«, machte er ihr langsam und ganz deutlich vor, als könne sie Lippenlesen. Sie quiekte nicht mehr, sondern lauschte aufmerksam. Und kurz darauf kam doch tatsächlich etwas mehr aus der kleinen Maus heraus. Es waren zwar nur Versuche und es war mehr ein summendes "Mmm-hmm-hhh", schon alleine wegen der Hand, die sie sich wieder in den Mund gesteckt hatte, aber drei Silben waren deutlich zu erkennen.

Ich applaudierte entzückt. »Sie hat deinen Namen gesagt. Hast du das gehört?«, frohlockte ich triumphierend.

Ganz schnell bekam ich das nass gesabberte und stinkende Kind wieder in die Arme gedrückt. »Vergiss es. Sie hat ganz klar "Oma wickel mich" gesagt.« Dazu bekam ich einen liebevollen Schmatzer auf die Wange gepresst. »Hi Ma«, begrüßte er mich endlich und versuchte mich zu umarmen, so gut es eben ging, ohne das Kind zwischen uns zu zerquetschen.

Auch Darcy wurde zu guter Letzt gedrückt. »Es wird wirklich Zeit, dass du eine Frau findest und eigene Kinder machst. Dann kannst du dich vorm Wickeln auch nicht mehr drücken«, ärgerte Darcy ihren Bruder. »Und vielleicht lernst du dann auch, durch Türen zu gehen, statt Fenster zu benutzen. Spätestens wenn sie es dir nachmachen. Mama und Papa würden sich jedenfalls sehr darüber freuen, wenn du mit deinen Füßen mal auf dem Boden bleiben würdest.«

»Bevor dieser Tag kommt, dass er Türen bevorzugt, wird er eher den Schornstein benutzen«, seufzte Harry hoffnungslos gestimmt. »Zumindest an Weihnachten«, vervollständigte er.

»Nur wenn du mitmachst Dad«, verlangte Elijah amüsiert. Sein strahlendes Lächeln war noch brillanter als das seines Vaters. Wer Elijah zu Besuch hatte, hatte Sonne im Haus. Er war ein absoluter Gute-Laune-Mensch.

»Wenn du Enkelkinder in die Welt gesetzt hast, solange ich noch aufrecht laufen kann, bin ich dabei«, ließ mein Mann leichtsinnig verlauten. »Sogar im Weihnachtsmannkostüm und einem Sack voll Geschenke, wenn du willst.«

Ich war mir nicht ganz sicher, ob er wusste, dass er aus dieser Nummer nicht mehr so einfach heraus kam. Wenn es denn mal soweit sein würde, würde Elijah ihn jedenfalls auf dieser Aussage festnageln. Harry war noch keine 50, und noch lange nicht gebrechlich. Zeit den Schornstein herunter zu rutschen, hätte er also noch zu genüge. Elijah würde das sogar tun, wenn es denn ginge. Aber zumindest aufs Dach schleppen würde er seinen Vater. So viel war sicher. Mit oder ohne Nikolauskostüm, das ließen wir jetzt mal so dahingestellt. Der betörende Geruch der vollen Windel lenkte uns zurück, zu wichtigeren Themen des Lebens. Schlussendlich ging Darcy ihre Tochter selbst wickeln. Der Rest kümmerte sich um das Abendbrot, damit es fertig war, wenn Darcys Mann von der Arbeit kam.

Gesättigt versammelte sich die Familie hinterher um den Fernseher herum, denn unsere Enkelin hatte, die ganze Zeit über, keine Ruhe gegeben. Unbedingt wollte sie das Video sehen.

»Alle bereit?«, erkundigte sich Harry mit der Fernbedienung bewaffnet. Und schon bei den ersten, bewegten Bildern, die über den großen Fernsehbildschirm flimmerten, fühlte ich mich an den Tag unserer Hochzeit zurückversetzt und fing an zu Träumen.

-Flashback Hochzeit, 14. Februar 2017-

Harry wollte mir damals wirklich die Welt zu Füßen legen. Mit seiner einmaligen und bezaubernden Art, die er besaß, schaffte er das auch heute noch - Tag für Tag. Doch damals hatte er nach einem Symbol dafür gesucht. Er wollte etwas Besonderes für unsere Eheschließung. Und was wäre hierfür geeigneter gewesen, als der höchste Berg Deutschlands? Der höchste Gipfel des Landes, in dem uns das Schicksal wieder zusammengeführt hatte, nach so vielen Jahren, die seit Harrys Geburt vergangen waren. Gemeinsam wollten wir nun hoch hinaus, in Himmelsnähe. Weit hinter uns ließen wir die Hektik der Großstädte. Schwer zu erreichen für das Geschrei der Fans, wollten wir uns das Jawort geben. Die Gäste wurden gebeten, darauf zu achten, keine allzu farbige und grelle Kleidung zu tragen. Schnee und Eistöne sollten es sein. Den Ort unserer Hochzeit sollten sie versuchen geheim zu halten. Viele bekannte Persönlichkeiten waren geladen. Schon allein deswegen wollten wir keine Störenfriede auf der Feier vorfinden. Und schon gar keine Papparazzi, auch wenn ich mich mittlerweile an sie gewöhnt hatte. Aber an diesem einen Tag in unserem Leben, wären sie einfach fehl am Platz gewesen.

Es war also an diesem wichtigen Dienstag, noch recht bald vormittags, als ich das Hotel am Fuße der Zugspitze verließ. Die Luft war noch frisch von der Nacht und der Nieselregen vom Vortag hatte endlich aufgehört. Dennoch war der Himmel unbarmherzig grau geblieben. Zusammen mit meiner Mutter, als seelischen Beistand, und mit Jaycee, meiner Trauzeugin, war ich die letzte, die sich noch im Tal befand. Der größte Teil der Hochzeitsgesellschafft wurde bereits mit den Gondeln einer Seilbahn, auf direktem Weg, zum höchsten Punkt der deutschen Alpen chauffiert. Für alle anderen war das Ziel vorerst noch nicht ganz so weit oben auf dem Berg. Mit einer Zahnradbahn wurden sie dorthin gekarrt. Zur eigentlichen Trauung waren nur Verwandte und engste Freunde eingeladen. Auch Harry müsste bereits an dieser Lokation, kurz unterhalb des Gipfels, sein. Ich hingegen hatte nun endlich den Bahnhof der Zahnradbahn erreicht.

»Ich glaub ich muss schon wieder pinkeln«, fiel mir auf, nachdem ich Jaycee meinen Brautstrauß in die Hand gedrückt hatte und gerade dabei war, mein weißes Kleid türgerecht hin zu zerren und zu quetschen, damit ich in die Bahn einsteigen konnte.

»Schaaatz... Alles wird gut. Du warst doch vor ein paar Minuten erst auf Toilette«, versuchte mich meine Mutter zu beruhigen und half mir mit dem monströsen Kleid ins Innere der Bergbahn zu gelangen.

»Das war aber auch das letzte Mal für heute, dass sie auf dem Pisspott war. Jedenfalls mit meiner Hilfe«, stänkerte Jaycee neben mir los.

»Danke, wie nett von dir Cousinchen. Ich erinnere dich dann daran, wenn du mal heiraten solltest«, warnte ich sie. »Dann kannst du dir nämlich auch jemand anderen suchen, der dir das Kleid beim Pinkeln hält. Egal ob in der engen Kabine einer Hotelgaststätte oder nicht. Also überleg es dir nochmal Jay. Wehe du hilfst mir nachher nicht«, kommentierte ich ihren genervten "Jah-Jah, quatsch du nur weiter"-Blick. »Sei lieber froh, wenn ich nicht scheißen muss«, wies ich sie darauf hin, welch ein Glück sie eigentlich hatte. Jay holte tief Luft und ihre Augen waren nun gänzlich nach oben verdreht.

»Kinder...«, mahnte meine Mutter, die sich das liebevolle Gezanke nicht mit anhören konnte.

Die Bahn hatte sich ratternd in Bewegung gesetzt. »Also nach dem Klo-Akt vorhin, weiß ich, dass ich definitiv ein schlichteres Kleid tragen werde als du«, war sich Jaycee bewusst.

»Es ist ein schlichtes Kleid Jay!«, stellte ich klar. »Es hat keine lange Schleppe und nichts. Es hat keinen grausamen Schnickschnack, nur ein paar glitzernde Steinchen an der Brust. Und das ist wohl nicht zu übertrieben für ein Brautkleid.« Ich schaute auf mein Dekolleté und fand es wirklich mehr als okay.

Ihre Hand an dem edlen Stoff des Kleides entlang streichend, mischte sich meine Mutter in unsere Unterhaltung ein: »Eine schöne A-Line hat es.«

»Da gebe ich euch ja Recht. Und letztendlich hab ich es doch vorgeschlagen, als wir es ausgesucht haben. Ihr erinnert euch, trotz benebelter Birne vom Sekt? Aber trotzdem hat es ein mega Ungetüm von Unterrock. Und bei so viel Tüll findet man seinen eigenen Arsch ohne Landkarte doch nicht wieder. Auch wenn das Kleid wirklich wunderschön ist«, plapperte Jaycee weiter und fing plötzlich an zu grinsen. »Und mit den Strass-Steinchen und den schimmernden Streifen wird es so perfekt zu Harry passen.«

Hellhörig geworden, hob ich eine Augenbraue an. »Du weißt, was er anhat?«

Jay plusterte sich wichtigtuerisch auf. »Na hör mal... Ich bin eure Trauzeugin. Klar weiß ich das. Schließlich musste ich doch dafür sorgen, dass sein Anzug zu deinem Kleid passt. Ich darf dir aber nicht verraten, was er anhat.« Gehässig streckte sie mir die Zunge raus, um mir nochmals zu verdeutlichen, dass sie wesentlich mehr wusste als ich.

Ein Auge halb zusammenkneifend funkelte ich sie böse an. »Du kannst deine Klappe doch sonst auch nicht halten. Los raus mit der Sprache«, forderte ich von ihr. »Was hat Harry an?«

»Wir werden ihn doch gleich alle sehen«, versuchte meine Mutter uns abzulenken. »Genießt lieber die schöne Aussicht noch ein bisschen, bevor für Angelina, der Ernst des Lebens beginnt.«

Die Aussicht war zeitweise wirklich fantastisch, aber meine Klappe halten konnte ich trotzdem nicht. Wenn ich sprach, war ich weniger nervös, also sprach ich, und ich kam dabei auf absurde Ideen. »So lange Harry keine funkelnden Steinchen im Haar hat, so wie ich, darf er von mir aus alles tragen«, teilte ich meinen beiden Begleiterinnen mit.

Kleinlaut fing Jaycee an zu murmeln: »Ämmm... das hat er nicht. Also nicht das ich wüsste. Bei ihm weiß man ja nie. Aber er hat- «

»Pscht... Ruhe jetzt ihr beiden!«, pfiff meine Mutter Jaycee zurück, bevor sie tatsächlich noch etwas verriet. Und ich wurde das merkwürdige Gefühl nicht los, dass auch meine Mutter wusste, was Harry heute trug. Schlagartig waren wir wirklich still. Vielleicht war ich auch etwas eingeschnappt. So genau konnte ich meine Laune in diesem Moment nicht deuten, außerdem änderte sie sich ständig. Ein wenig Muffensausen hatte ich, das wusste ich. Mein Puls schlug schneller, je höher wir kamen. Das Atmen fiel mir schwerer, nicht nur wegen der dünner werdenden Höhenluft. Jetzt waren es nur noch ein paar Meter, bis ich aussteigen dufte und zu Fuß weiter musste. Nur noch wenige Minuten trennten mich von einem Leben als verheiratete Frau. Die mächtigen Felsen strahlten eine unglaubliche Ruhe aus. Aus dem Fenster der Zahnradbahn schauend, versuchte ich den Anblick auf mich wirken zu lassen. Es half sogar ein wenig, doch nur kurze Zeit.

»Awww... Oh Gott, ich glaub's nicht! Du wirst gleich wirklich Harry heiraten!«, jauchzte Jay plötzlich neben mir los. Die Frau erwischte doch tatsächlich immer den perfektesten und überraschendsten Moment, um ihren Gefühlen mehr Ausdruck zu. Aufgeregt hüpfte sie hin und her. Mein Herz hatte ebenfalls einen riesen Satz gemacht und war vor Schreck fast neben der Bahn gelandet. Das Brautkleid brachte ich vor Jay lieber in Sicherheit. Darauf herumtrampeln brauchte sie jetzt nicht unbedingt. »Hätte mir das jemand vor ein paar Jahren gesagt, hätte ich ihm knallhart 'nen Vogel gezeigt. Ohne Scheiß... Ich raff's immer noch nicht. Meine Cousine und Harry Styles...«, wurde Jaycee lauthals, gerade wieder das Unmögliche bewusst. Ich hatte keine Ahnung, welcher Geist gerade wieder mit ihr durchs Irrenhaus ritt.

»Alles klar bei dir?«, fragte ich sicherheitshalber nach.

»Ja, alles Roger. Ich freue mich nur, dass du endlich dein Schnuffelfurzilein heiraten wirst. Und das auch noch an eurem dritten Valentinstag. So wie er das wollte.« Jaycee konnte einfach nicht stillhalten. »Awww! Das ist soooo romantisch«, quietschte sie und zerrte dabei an meinem Arm, wie sie es immer tat, wenn sie aufgeregt war. Möglicherweise war sie es in diesem Moment sogar mehr als ich. Und sie hatte es geschafft, mich wieder damit anzustecken. Mit einem Mal kehrte meine innere Unruhe zurück. Aber sie hatte Recht. Es war unser dritter Valentinstag. Und es waren drei Male, die ich Harry erst begegnen musste, bevor wir für immer zusammengefunden hatten. Harrys Geburt, der Zusammenprall in London, wegen dem Armband, das mich auch heute begleitete, und zu guter Letzt die Begegnung in Berlin. Eine atemberaubende Zeit, die sich auf immer und ewig in mein Gedächtnis gebrannt hatte.

»Es scheint wohl zu stimmen«, faselte ich verträumt vor mich hin. »Alle guten Dinge sind drei.« Mein starrer Blick war wieder aus dem Fenster gerichtet.

»Wehe, du heiratest drei Mal«, sagten Jaycee und meine Mutter im Chor.

Unweigerlich entlockte es mir ein schnaubendes Grinsen. »Nein, das habe ich nicht vor. Außer Harry fragt mich noch ein paarmal. Ich würde immer wieder ja sagen«, war ich mir sicher, denn er war der Mann meiner schlaflosen Nächte und der Mann meiner Träume.

»Jetzt übersteht erstmal dieses eine Mal«, lachte meine Mutter.

»Das werde ich schon«, machte ich mir Mut.

»Na Hopp. Dann mal los«, gab Jay das Kommando an. Die Zahnradbahn war ruckelnd stehen geblieben. Vorsichtig, damit ich mit dem Brautkleid nirgendwo hängen blieb, stieg ich aus. Wir mussten ein paar Meter laufen. Der Boden war hier oben, vollkommen mit Schnee bedeckt. Alles war weiß. Nur einige Stellen der steilen Felswände blitzten grau hervor. Mehrere Gipfel waren zu erkennen. Alles war gewaltig und groß. So klein und unbedeutend ich mich hiergerade fühlte, so riesig war, entgegengesetzt, meine Nervosität. Mit jedem Schritt, den ich mit angehobenem Brautkleid durch den Schnee stapfte, wurde es schlimmer. Sven und Mia sprangen als Spione aufgeregt umher und flitzten nun zurück zu den anderen, um ihnen die Ankunft der Braut mitzuteilen, vermutete ich. Noch bevor mich die Hochzeitsgesellschaft erblicken konnte, blieb ich stehen. Es war so abgemacht, dass Ma und Jay hier von meinem Vater abgelöst wurden. Erst als er da war, verließen sie mich. Jaycee hatte mir noch meinen Strauß mit den Rosen in zartem Pastell gegeben. Meine Mutter hatte den richtigen Sitz des Kleides ein letztes Mal überprüft. Louises Makeup-Kunst saß sowieso bombenfest. Die Haare waren zu einer, perfekt dekorierten Hochsteckfrisur mit losen Strähnchen und Löckchen gestylt. Doch war ich damit wirklich bereit für das, was auf mich zukam?

Nun stand ich hier, alleine mit meinem Dad. Er hatte eine meiner Hände genommen, um sie fest zu halten. »Du bist die schönste Braut, seit deiner Mutter«, sprach er mit angeschlagener Stimme. Er war bei weitem nicht so gelassen, wie er wirken wollte. »Und wenn Harry dich nicht auf Händen tragen wird, dann wüsste ich nicht, welcher Mann es sonst tun würde.«

»Das wird er tun, Dad«, versicherte ich ihm.

»Ich weiß. Das wird er«, lächelte mein Vater zuversichtlich zurück und drückte meine Hand ein wenig fester. »Harry ist und bleibt der Mann deines Lebens - im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin so froh, dass er mein Schwiegersohn wird und kein anderer.« Mein Vater betrachtete mich. »Trotzdem wird es mir schwerfallen, dich heute gehen zu lassen. Deine beiden Brüder haben ihr Glück bereits gefunden. Und nun wirst auch du den Schritt in ein Eheleben wagen.« Auch wenn er sich stark gab, ich konnte schwören, Dad kämpfte mit der einen oder anderen Träne. Aber mir ging es nicht anders. So sentimental hatte ich meinen Vater selten erlebt.

»Dad, hör auf,« bat ich ihn, als ich bereits einen kleinen Kloß im Hals verspürte. »Sonst muss ich noch heulen bevor wir bei den anderen sind.« Ich versuchte die entstehenden Tränen weg zu schniefen. Noch ging es. »Und Harry will bestimmt keine Braut, die grausam und verheult aussieht.« Den Tränen versuchte ich mit einem erzwungenen Lächeln entgegenzuwirken.

»Ach, das bisschen Makeup und die dicken Augen«, winkte Dad ab. »Aber wer wird denn jetzt heulen?«, fragte er verständnislos, doch seine glasigen Augen verrieten ihn. »Harry würde dich niemals grausam finden. Selbst dann nicht, wenn du als Vogelscheuche herumlaufen würdest. Aber lass uns gehen... Bist du bereit?«, fragte er in Aufbruchsstimmung und hielt mir seinen angewinkelten Arm entgegen.

Sanft nickend hakte ich mich bei ihm ein, und dann gab es kein Zurück mehr. In der Ferne erkannte ich Lucas mit seiner Familie. Jay und meine Mutter standen bei meinen Brüdern und dem Rest meiner Familienangehörigen. Harrys Vater, sein Stiefvater, Anne und Gemma standen inzwischen von Harrys restlicher Familie. Cousinen, Cousins, Onkel und Tanten und was es sonst noch so gab; alle waren da. Niall, Liam und Louis durften, trotz anhaltender Bandpause, auf keinen Fall fehlen. Ein paar enge Freunde waren hier, darunter auch Sammy mit Frau und Kind. An Vaters Seite lief ich langsam der wartenden Hochzeitsgesellschaft entgegen. Einige der Gäste hatten mich schnell entdeckt und die anderen darauf aufmerksam gemacht, dass die Braut nun tatsächlich im Anmarsch war. Jetzt wurde es ernst. Binnen kurzer Zeit, hatten sich alle zu einem dichten Spalier aufgestellt und bildeten eine Gasse, die mich zu Harry führen sollte. Für das, was mir bevorstand, war ich in diesem Moment erstaunlich gelassen. Ich war weniger aufgeregt als einige Minuten zuvor. Doch als ich Harry am Ende der Gasse erblickte, änderte sich schlagartig alles. Wohl schien die Welt um uns herum still zu stehen. - Keiner sagte mehr ein Wort, nur um Harry und mich mit Spannung zu beobachten. Mit einem Mal war es wirklich mucksmäuschenstill geworden. - Doch in meinem Inneren, sah es ganz anders aus. Wenn man sich Mühe gab, hörte man mein aufgeregtes Herz wahrscheinlich schlagen. Deutlich fühlen konnte ich es jedenfalls. Harry hatte meine Ankunft fast verpasst. Er war abgelenkt. Den Rücken zu mir gedreht, steckte er noch inmitten einer heiteren Unterhaltung. Doch auch ihm war die anhaltende Ruhe natürlich nicht entgangen und er erkannte schnell, was um ihn herum geschah. Eilig hatte er sich umgedreht. Ein suchender Blick kennzeichnete sein Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde, bis er mir direkt in die Augen sah. Es war wie ein kleiner Blitz, dessen Elektrizität meinen Körper unter Hochspannung setzte. Mein Vater und ich waren vor dem Spalier aus Menschen stehengeblieben. Verlegen blickte ich Harry an. Sein breites Grinsen, das ihm aus dem Gespräch heraus noch auf den Lippen lag, war jäh einem sanften und schüchternen Lächeln gewichen. Er war nervös, genau wie ich, das spürte ich. Würdevoll die kleine Gasse entlang schreitend, fühlte ich die aufkommende Feuchtigkeit in meinen Händen. Mein Körper zitterte ein wenig. Nicht nur wegen der winterlichen Kälte und dem festgetretenen Schnee unter meinen Füßen, der bei jedem Tritt knarzte. Harry verfolgte jeden Schritt, den ich zusammen mit meinem Vater machte. Seine Augen waren alleine auf mich gerichtet, als wir immer näher kamen. Und fürwahr hatte er keine glitzernden Steinchen im Haar, so wie Jay mir das zuvor mitgeteilt hatte. Vielmehr waren es seine Schuhe und seine Krawatte, die inmitten dieser Schneelandschaft wie tausend winzige Eiskristalle glitzerten und funkelten. Ich kannte keinen anderen außer meinem zukünftigen Mann, der dies tragen konnte, ohne verkleidet zu wirken. Mit einem weichen Lächeln bewunderte ich seinen hellen Anzug. Schimmernd reflektierte er das Licht in sanften Farben. Jaycee musste ich Recht geben. Harry und ich passten perfekt zusammen. Sein Anzug hatte denselben Glanz wie die perlmuttfarbigen Streifen meines Brautkleides. Beide konnten wir die Augen nicht voneinander lassen. Auch nicht, als wir nun direkt voreinander standen und uns mit einem verlegenen "Hi" begrüßten. Ich wusste nicht, ob ich ihn umarmen sollte, da wir uns heute noch nicht gesehen hatten. Ein kleines Küsschen vor der Hochzeit, war dies' erlaubt? Während ich noch über banale Dinge grübelte, hatte mein Vater bereits anderes im Sinn.

Unerwartet hatte er je eine Hand von uns genommen und fing an zu reden. »Du bist der Mann, dem ich meine Tochter blind anvertraue. Immer und überall. Das weißt du, Harry«, sagte er und führte unser beide Hände zueinander, fest umschlossen von seinen. »Nur heute fällt es mir besonders schwer, da Angelina meine einzige Tochter ist, und mir vorhin erst so richtig klar geworden ist, dass nun auch das letzte meiner Kinder, seine eigenen Wege gehen wird. Obwohl...« In Dads Gesicht erschien ein zierliches Lächeln, als sei ihm gerade etwas in den Sinn gekommen, aber es erschien mühevoll. »Obwohl ich als Vater sowieso nichts mehr zu melden habe. Meine Kinder stehen schon lange auf eigenen Beinen und treffen ihre eigenen Entscheidungen. Auch Angelina.« Er machte eine kleine Atempause und räusperte sich schwach, um seine Befangenheit damit los zu werden. »Und zugleich fällt es mir so unendlich leicht, weil ich weiß, wie stark eure Seelen miteinander verbunden sind. Ich weiß, wie sehr ihr euch respektiert und gegenseitig glücklich macht. Und das wünsche ich euch beiden, von ganzem Herzen, für den Rest eures Lebens.« Dad sah mich an. »Das wünsche ich dir Angelina... Zusammen mit dem großartigsten Schwiegersohn auf Erden«, richtete er seine letzten Worte nochmals alleine an mich, seine Tochter. Mit einem weiteren Blick auf Harry drückte er unsere Hände feste aneinander. Bis hierhin hatte mich mein Vater begleitet, aber jetzt war die Zeit für ihn gekommen, mich ganz nach Tradition los zu lassen und mich meinem künftigen Mann zu übergeben. Mit einer winzigen Träne im Auge überließ er uns unserem gemeinsamen Schicksal, das wir ohnehin nicht beeinflussen konnten.

Hinter mir hörte ich die ersten Gäste in ihre Taschentücher schnäuzen. Ich war also nicht die einzige, der das Wasser in den Augen stand. Selbst berührt von den Worten meines Vaters, versuchte Harry bei mir eine kleine Träne mit dem Daumen aufzufangen. Er selbst, versuchte zu lächeln und meine melancholische Stimmung umzulenken. Harry strahlte eine unglaublich beruhigende Wärme aus. Selbst jetzt, und hier, in dieser eisigen Umgebung. Es war eine Wärme, die den Engel, der neben ihm stand, zum Schmelzen hätte bringen können. Die Rede war nicht von mir, sondern von einem Engel aus Eis, der in majestätischer Schönheit neben uns stand. Ich bestaunte diese große Skulptur und die weit ausgebreiteten Flügel, die sie besaß. Diese Eisfigur hatte zweifelsohne Ähnlichkeiten mit dem gläsernen Engel, der an meinem Armband baumelte; mein Schutzengel, meine Großmutter, und für Harrys Augen war es zudem das Symbol meines Selbst. Ehrfürchtig glitten meine Fingerspitzen über die eisigen Flügel. »Er ist wunderschön geworden«, wisperte ich von Harry abgewandt.

»Das ist er wirklich«, sprach Harry dicht hinter mir. Sanft hatte er seine Hand auf meine gelegt. Gemeinsam fühlten wir die Kraft des Eises, bevor mich Harry langsam zu sich drehte. »Er ist wirklich bezaubernd geworden. Aber bei weitem ist er nicht so atemberauben wie mein persönlicher Engel«, scherzte Harry.

Das hieß: Ich sah es als Scherz, er eher nicht. Leicht an ihn geschmiegt, erwähnte ich: »Harry, du brauchst kein Süßholz mehr zu raspeln. Ich werde dich heute heiraten, auch wenn du nicht mehr so viel Schwachsinn erzählst.«

Mein Verlobter hatte mich in seine Arme geschlossen und flüsterte mir stimmhaft ins Ohr: »Schwachsinn wäre es, wenn ich meiner zukünftigen Frau keine Komplimente mehr machen dürfte.« Er küsste mich sanft aufs Ohr, dann nahm er Abstand von mir, schaute mir tief in die Augen, und mir wurde wieder klar, wie ernst er solche Komplimente tatsächlich meinte. »Es ist nur die Wahrheit, Angelina. Keiner kann all die Dinge in mir bewirken wie du es tust. Deswegen sind wir heute hier. Ich hoffe, das ist dir bewusst.«

Ohne nachzudenken fanden unsere Lippen zueinander. Mit einem harmlosen Kuss wollte ich mich bedanken, für die irrsinnige Liebe, die er mir entgegen brachte.

»Hey, macht das nach der Trauung«, geigte uns Niall mal wieder dazwischen.

Ohne seine Lippen von meinen zu nehmen, versuchte Harry zur Seite zu schielen. Dann entfernte er sich doch ein stückweit und fing an zu mosern: »Also von mir aus können wir wirklich jeden mit auf unsere Flitterwochen nehmen. Aber Niall wird irgendwo festgebunden, damit er uns auf keinen Fall folgen kann.«

Ich musste grinsen, als Harry das sagte. Und irgendwie war ich ähnlicher Meinung wie er. »Jaaa, wenn er ein größeres Talent haben sollte, als Singen, dann ist das- «

»Hey, pass auf, was du sagst«, stoppte mich Niall glucksend. »Sonst klau ich euch die Ringe.« Mit einem Augenzwinkern lief er davon.

Schluckend schaute ich seiner Gestalt hinterher. »Harry?«, entkam es mir dabei ängstlich.

»Keine Sorge. Unsere Ringe sind an einem sicheren Ort«, bestätigte er mir gelassen.

Erleichtert sah ich der Zeremonie entgegen. Die letzten Schritte waren Harry und ich gemeinsam gegangen. So, wie wir auch gemeinsam durchs Leben gehen wollten. Eine Standesbeamtin begrüßte uns. Wir kannten sie bereits. Und ich war ein wenig irritiert, als Harry sich ihr, über den Tisch hinweg, entgegen lehnte und ihr heimlich etwas zuflüsterte. Aber dann nahm alles seinen geplanten Verlauf. Die Trauung fand in einem nett geschmückten Zimmer statt. Große, weiße Kerzen, rote Rosenblätter... Die Dekoration ähnelte der, vom Schwimmbad in Berlin, auch wenn das Ambiente damit nicht zu vergleichen war. Trotz Berggipfel vor geschlossener Türe, blieb dies hier, absolut nüchtern betrachtet, eben nur ein Zimmer für eine standesamtliche Eheschließung. Die Überprüfung unserer Personalien anhand des Personalausweises, fand ich ebenfalls nicht sonderlich romantisch. Dennoch schwebte Liebe in der Luft, die uns alle betörte - schlussendlich hatte sie auch mich eingelullt. Viele Worte, einige Lacher und auch die eine oder andere Träne erfüllten den Raum, als die Standesbeamtin einige Stellen unseres Lebens wiedergab. Und dann kam die Frage aller Fragen. Ich konnte es gar nicht abwarten sie zu beantworten. Harry hatte sich zwei Sekunden mehr Zeit gelassen als ich.

»Nachdem Sie beide meine Fragen übereinstimmend mit einem "Ja" beantwortet haben, erkläre ich, dass Sie, nunmehr kraft Gesetzes, rechtmäßig verbundene Eheleute sind«, beendete die Beamtin ihre Eheschließungsformel. Trotz fehlender Romantik wurde mir nun heiß. Offiziell war ich nun verheiratet. »Wenn Sie wollen, können Sie die Braut nun küssen«, sagte sie zu Harry.

Als sich sein grinsendes Gesicht meinen Lippen näherte, fauchte ich ihm leise entgegen: »Hat sie nicht die Ringe vergessen?« Laut Plan, sollten wir sie uns nämlich, noch vor dem Kuss, gegenseitig an die Finger stecken.

»Hat sie nicht«, murmelte Harry zurück. Sich mit dem Zeigefinger nervös an der Unterlippe kratzend, schaute er neben mir zu Boden. Ich hatte meinen Kopf seitlich geneigt, damit Harry den Blickkontakt zu mir sofort wieder aufnahm. Gezwungenermaßen.

»Doch, hat sie!«, war ich mir sicher. Und auch, war ich mir sicher, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Ich wusste nur noch nicht was. Aber Harrys unsicherer Blick passte mir nicht.

»Nein, hat sie nicht«, murmelte Harry erneut. Wie die Unschuld vom Lande sah er dabei aus. »Ich hab ihr vorhin gesagt, dass sie das mit den Ringen einfach überspringen soll, da wir sie...naja.« Harry kam eindeutig ins Straucheln. »Weil die Ringe...« Harry holte tief Luft und ließ sie mit aufgeplusterten Wangen langsam wieder durch seine Lippen entweichen. »Wie soll ich dir das erklären Angel?«, drückte er sich davor, mir die Wahrheit zu sagen.

Mit hunderten von Gedanken in meinem Kopf, sah ich meinen frisch vermählten Mann an. »Weil die Ringe ...was... sind, Harry?«, fragte ich misstrauisch und schaute hinterher zu Niall, um herauszufinden, ob er irgendwas hiermit zu tun hatte. Von wegen Ringe klauen und so. Aber er wirkte normal. Er räusperte sich bloß und setzte sich aufrechter hin. War ihm mein Augenkontakt etwa doch etwas unangenehm? Die beiden Trauzeugen wirkten ziemlich gelassen. Wobei sie eigentlich beide wegsahen, als ich sie anblickte, deshalb schaute ich Harry wieder an und bekam nun leichte Panik. Scheinbar wusste hier jeder Bescheid, was mit den Ringen war. Jeder, außer mir. Mike versuchte einen Huster zu unterdrücken. Anne räusperte sich. »Sagt jetzt nicht, die sind noch in London, in Rose's & Arnold's Atelier«, warf ich in den Raum.

Harry schüttelte seinen Kopf und nahm mich ganz ruhig in den Arm. Ich ließ es zunächst geschehen, weil ich vor versammelter Mannschaft keinen Aufstand machen wollte. »Engelchen...«, sagte Harry, und ich wusste, dass ich entweder selbst etwas ausgefressen hatte, er mich belehren wollte, oder dass er mich - wie gerade - ganz einfach um den Finger wickeln wollte, wenn er mich so nannte. Meistens schaffte er das leider auch. Und der Erfolg war ihm, auch heute, so gut wie sicher, denn er hatte seine Lippen nun absichtlich, dicht neben meinem Kopf platziert, damit sein erstaunliches Können, auch dieses Mal, volle Wirkung erzielen konnte. »Wir haben eben geheiratet, wenn auch nur standesamtlich«, vibrierte seine kratzige Stimme leise, dafür aber tief im Innersten meines Ohres. »Du weißt inzwischen wer ich bin... und wie ich bin. Und ich habe dir versprochen: "Die Ringe sind an einem sicheren Ort."« Seine Wange war sanft an meine geschmiegt. Für einen Moment ließ er mich seinen unruhigen Atem belauschen. Dabei strich er mit einer Hand, meinen Arm entlang, sanft nach oben. »Küsst du mich jetzt bitte, wenn du dein Leben mit mir verbringen möchtest und du mir vollkommen vertraust?«, verlangte er ganz ruhig. Willenlos nickend ließ ich meine Augenlider zufallen. Still sagte ich ein zweites Mal "Ja" zu ihm. Viel romantischer als beim ersten Mal. Ich vertraute ihm... Ich vertraute ihm tatsächlich blind. Harrys warme Lippen nahm ich nur noch in einer Art Trancezustand wahr.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro