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85. Der Sonne entgegen

»Lina, jetzt sag schon... Wo willst du hin?«, fragte er, als ich ihn einfach mit vor die Haustüre schleppte und mit ihm zusammen den Weg nach unten einschlug. Die Sonne bereitete sich gerade darauf vor, auf zu gehen. Es war aber noch dunkel und der Regen der vergangenen Stunden stieg wieder empor und versperrte uns zusätzlich die Sicht.

»Ich will mit dir zu einem meiner Lieblingsorte hier in der Gegend«, verriet ich ihm.

»Aber dein Auto steht oben«, erinnerte er mich.

Wir waren nun unten, in der Garage. »Ich weiß«, antwortete ich. »Mit dem Auto können wir aber nicht ganz hin fahren.« Ich drückte ihm einen Nierengurt in die Hand und warf ihm einen von zwei Motorradhelmen zu. »Hier, die passt dir bestimmt«, war ich mir sicher, als ich ihm noch eine Motorradjacke von meinem Bruder übergab. Handschuhe fand ich auch noch irgendwo.

Ohne zu protestieren, zog Harry die Jacke an, die ihm, zugegeben, ein klitzeklein wenig zu groß war. »Angel... Ich habe es dir nie erzählt. Woher weißt du, dass ich Motorrad fahren kann?«, verhörte er mich und versuchte dabei nicht in der Jacke zu versinken, bei der er sich gerade die Ärmel zurecht zog. Mein Bruder, der der sich gerade im Ausland befand, war muskelmäßig eben etwas besser gebaut als Harry, aber immerhin bekam mein Freund die Jacke zu. Lieber zu groß als zu klein, dachte ich mir. Außerdem schien es Harry völlig egal zu sein.

Selbst zog ich ebenfalls den Reißverschluss meiner Jacke hoch, runzelte meine Stirn und sah ihn an. »Das wusste ich nicht Harry.«

»Wie wolltest du dann..?« Er unterbrach sich selbst, als ich ein Bein über den Sitz schwang, den Motor startete und das Zweirad mit wenig Gas, mehr rollend als fahrend, aus der Garage beförderte.

»Oh... klar... Warum überrascht mich das jetzt eigentlich schon wieder«, gab Harry unbeeindruckt von sich und stand dabei wie versteinert in der Auffahrt. Er beobachtete mich, wie ich von dem Motorrad stieg, um die Garage wieder zu schließen und das große Tor zur Straße hin aufzumachen. Es dauerte etwas bis er wieder anfing zu denken, dann zu mir eilte und mir endlich half.

Er lächelte mich an. »Ich dachte das Motorrad gehört deinem Bruder?«

»Gehört es auch... Aber er ist ja eine ganze Weile im Ausland und ich kann es fahren, wenn ich will.«

»Warum hast du mir das nicht gesagt? Und warum hast du nicht gesagt, dass du fahren kannst«, wollte er wissen.

»Hast du mich gefragt? Und hast du mir gesagt, dass du fahren kannst?«

»Nein«, lächelte er ertappt.

Ich kletterte wieder auf das Motorrad und wartete bis Harry ebenfalls aufstieg.

»Das kannst du vergessen«, äußerte er missbilligend. »Wenn, dann fahre ich!«

»Hast du etwa Angst, wenn ich fahre?«

Er schaute mich ein wenig grimmig an. »Nein, aber wie sieht das denn aus, wenn sich der Kerl von einer Frau fahren lässt?«

Ich musste lauthals loslachen. »Wie war deine Meinung über emanzipierte Frauen noch mal?«, stichelte ich. »Harry, dich erkennt mit dem Helm sowieso keiner.«

»Egal! Aber es lässt mich besser fühlen«, gab er meuternd zu.

Ich seufzte und machte ihm Platz. Die Sonne war noch nicht zu sehen, aber es wurde schon leicht hell, als ich mich nun hinter ihn setzte und mich an ihn schmiegte. Wir mussten uns nun wirklich sputen, doch er fuhr natürlich nicht los. »Ahm, Angel???? Wohin?«, fragte er kleinlaut.

»Tja, soll ich doch fahren?«, fragte ich ihn noch mal zur Sicherheit.

»Nein, sag mir wohin«, entgegnete er mir. Die faltige Stirn unter dem Helm erkannte ich glücklicherweise nur halb. Aber dieser Blick war mir mittleerweile ziemlich bekannt. Irgendwo da drunter, mussten tiefe Falten gewesen sein. Ich war mir nicht sicher, ob dagegen ein Bügeleisen geholfen hätte.

Ich zeigte in die Richtung in die er fahren sollte. »Fahr immer der Straße nach, bis ich dir was anderes zeige.«

Er salutierte und klappte sein Visier nach unten. Geschickt lotste ich ihn aus der Ortschaft raus, über eine Landstraße. Tief am Horizont und noch fast versteckt, zeigte sich die Sonne allmählich und tauchte den Planeten in ein märchenhaftes Licht. Mystische Nebelschwaden zogen dicht über die Felder und gaben uns die Sicht nur auf einige Baumwipfel und auch auf den wolkendurchzogenen Himmel frei.

Wir fuhren der Sonne entgegen bis ich Harry auf die Schulter klopfte und ihm anordnete nach links, auf eine kurvenreiche Straße zu fahren. Der Weg führte uns immer weiter nach oben, teilweise durch einen Wald. Eine Weile, war von der aufgehenden Sonne nichts mehr zu sehen. Ich tippte Harry wieder an und zeigte nun in die andere Richtung. Er stoppte kurz, fuhr dann über einen Schotterweg und schließlich erreichten wir kleinen Wanderparkplatz mitten im Wald. Mit dem Auto wäre hier die Reise zu Ende gewesen. Wieder stupste ich ihn, er hielt sofort an. Ich zeigte auf einen, etwas steileren Weg - Erdig und voller Steine.

Harry klappte sein Visier nach oben. »Bist du dir sicher?«, fragte er. »Schafft das die Maschine überhaupt? Da kommen wir doch nie und nimmer hoch.«

»Die Maschine schafft das. Auch mit uns beiden. Es kommt nur darauf an wie gut du fahren kannst.«

»Angel, ich will nicht, dass du dich verletzt oder dass ich das Motorrad kaputt mache. Wie weit ist es noch? Können wir denn, von hier aus, nicht laufen?«, fragte er besorgt.

Ich stieg vom Motorrad ab, erleichtert tat es Harry mir gleich. »Können wir, aber ich will oben sein bevor die Sonne ganz aufgegangen ist.«

»Ich fahr da nicht hoch«, weigerte er sich. Dafür setzte ich mich auf den Sitz, wo er eben noch saß.

»Steig auf«, befahl ich ihm schon fast.

»Angelina!!«, meckerte er. Leicht böse funkelte ich das Weichei an.

Wiederwillig setzte er sich hinter mich. Ich startete erneut den Motor, da Harry ihn voreilig ausgemacht hatte, und verlangte von Harry, sich so nahe wie möglich hinter mich zu setzen und sich gut an mir fest zu halten.

Ich schloss mein Visier und seins gleich mit, da er hinter mir immer noch am Quengeln war. Dann gab ich Gas, drehte eine Runde über den Parkplatz, und nahm dann den Berg in Angriff. Er sah wirklich schlimmer aus als er tatsächlich war und zu Harrys Verteidigung musste ich im Nachhinein gestehen, dass ich den Berg nicht zum ersten Mal hoch gefahren war und anfangs genauso schiss hatte, bis mich mein Bruder davon überzeuge konnte, dass er eigentlich ganz harmlos war. Harry erklärte mich für wahnsinnig und nahm mich in den Arm, als wir dort angekommen waren, wo ich hin wollte. »Ich hab mich schon mit Gips auf der Bühne gesehen und dich mit Schürfwunden davor«, moserte er immer noch rum.

Die aufgehende Sonne zeigte sich hier oben in voller Pracht. In atemraubender Größe, hing ein orangerot glühender Feuerball vor uns am Himmel. Der Nebel aus dem Tal waberte allmählich nach oben und ließ uns wie auf Wolke sieben fühlen.

»Ok, dein Dickkopf zahlt sich aus. Für Deutschland, gar keine so schlechte Aussicht«, musste er zugeben, als wir beide an einem Hang standen und in die Ferne blickten.

Wir befanden uns hoch oben, auf einer kleinen Lichtung, am Waldrand, direkt vor uns war ein Abgrund. Links von uns war eine große Feuerstelle, die an Sommerwochenende heiß begehrt war. Um diese Uhrzeit und bei dem Wetter, interessierte sich allerdings niemand dafür. Ich setzte mich mit Harry auf einen der Tische aus Baumstämmen, unsere Füße ruhten auf der Sitzbank. Es war noch kalt, aber wir genossen die Ruhe hier oben und kuschelten uns aneinander.

»Du überrascht mich immer wieder.«, meinte er und küsste mich seitlich auf den Kopf. »Und ich bin gespannt wie viele Geheimnisse du noch hast.«

»Du weiß jetzt fast alles über mich«, verriet ich ihm.

»Fast?«, fragte er. »Was hast du denn sonst noch für Hobbys? Spielst du vielleicht Tennis oder Golf?«

Ich schüttelte meinen Kopf. »Nein, nur Squash mit Lucas. Und wenn überhaupt, dann Minigolf. Ist Golf nicht was für reiche Schnösel und alte Säcke?«

»Du hast doch keine Ahnung Engelchen«, seufzte Harry und hatte damit wohl sogar Recht. »Ich kann es dir beibringen, wenn du willst.«

»Oh, du spielst Golf?«, fragte ich und musste etwas lachen.

»Japp. Und den alten Sack nimmst du bitte zurück«, meinte er grinsend.

»Ok«, machte ich mich lustig über ihn. »Kein Schnösel und kein alter Sack. Es tut mir leid.« Ich entschuldigte mich mit einem Kuss bei ihm, den er aber unterbrach, um mir einige Zeit lang in die Augen zu schauen. Er musterte mich regelrecht. Was auch immer ihm gerade durch den Kopf ging, ich hatte ihn nicht danach gefragt.

Eine Weile später erinnerte uns mein Handy daran, dass es Zeit war aufzubrechen, damit Harry rechtzeitig seinen Flug bekam. »Wir sollten los«, sagte ich betrübt.

Harry nickte und stand auf. Wir umarmten uns noch einmal liebevoll und schauten dabei der aufgegangenen Sonne entgegen, bevor wir wieder zum Motorrad liefen. Er wollte mich sogar freiwillig fahren lassen. »Du bist den Berg hoch gefahren, du fährst ihn auch wieder runter«, stellte der kleine Schisser klar.

»Nein, wir fahren außen rum«, teilte ich ihm mit. »So viel Zeit haben wir noch. Und du kannst gerne fahren, wenn du willst.«

»Wie jetzt? Es gibt noch einen anderen Weg hier hoch?«, fragte er leicht verdattert. »Warum sind wir den dann eben nicht gefahren?«

Ich nickte grinsend. »Dann hätten wir den Sonnenaufgang nicht mehr gesehen und ich hätte nicht gesehen wie du dich bei dem Berg anstellst.«

»Ja reite darauf rum«, moserte er beleidingt, aber grinsend. »Aber ich mache mir eben Sorgen um deine Gesundheit.«

Außerdem ließ er es sich nicht zwei Mal sagen, dass er fahren sollte. Eng an ihn geklammert, fuhren wir einen, etwas weniger steilen Weg zurück bis zu einer Schranke, die einen davor abhalten sollte hier überhaupt hoch zu fahren. Davor stand das Verkehrsschild *Durchfahrt verboten* und darunter stand: *Für land- und forstwirtschaftlichen Verkehr frei*.

Ich stieg kurz ab, damit Harry besser um die Absperrung herum fahren konnte. Sein neugieriger Blick zwang mich dazu, ihm den Text zu übersetzen.

»Ich bin eigentlich für alles zu haben Angel«, erklärte er mir daraufhin ruhig, »solange ich kein Ärger mit den Behörden bekomme, wegen irgendwelchen illegalen Dingen.« Er wusste selbst, dass wir keine Schwerkriminellen waren, nur weil wir auf dieser Straße hier fuhren. Seinen allgemeinen Standpunkt wollte er mir aber trotzdem vermitteln.

»Harry«, beruhigte ich ihn. »Ich würde dich nie in Schwierigkeiten bringen. Ich kenne den Förster von diesem Grundstück ganz gut. Es geht in Ordnung, dass wir hier fahren.«

»Du kennst ja auch Jäger, die dich dann erschießen wollen«, sagte er aus dem Affekt heraus. Ich schaute ihn an, er sah zu Boden. »Sorry«, meinte er dann kleinlaut.

»Ja, die kenne ich, leider Gottes. Und er ist der Sohn des Försters«, gestand ich ihm.

Harry nahm extra seinen Helm ab, um seinen Kopf schief zu legen und mich mit einem 'das-ist-jetzt-nicht-dein-Ernst'-Blick anzusehen.

»Seine Eltern sind wirklich in Ordnung«, versuchte ich Harry zu erklären. »Ich hab sie nur seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.« Kurz nachdem Sandro so durchgedreht war, meinte ich mich zu erinnern, war es das letzte Mal. Auch seine Schwester hatte ich lange nicht gesehen. Ich fragte mich, was sie jetzt eigentlich so machte. Der Kontakt zu ihr, war vollkommen abgebrochen. Damals ging sie noch zur Schule, auf ein Internat, um genau zu sein. Sie lebte etwas weiter weg und Sandro hatte mir gar nichts mehr von ihr erzählt, nachdem er auf die schiefe Bahn geraten war. Dabei war sie immer sein Ein und Alles. Vielleicht wollte sie mit ihm auch nichts mehr zu tun haben, nachdem er so komisch drauf war. Sie war wirklich ein süßes Mädchen, nur einige Jahre jünger als er. Und ich überlegte gerade, ob ich nicht versuchen sollte, sie zu kontaktieren. Sie konnte ja nichts für die Taten ihres Bruders, und eigentlich hatten wir uns immer gut verstanden.

»Hast du Sandro seitdem eigentlich noch mal gesehen, außer vor Gericht?«, wollte Harry plötzlich wissen und wirkte relativ gefasst dabei.

»Nein habe ich nicht. Ich glaube er ist immer noch in Haft.«

»Würdest du mit ihm darüber sprechen wollen?«

»Harry, lass uns nicht über Sandro sprechen, nicht so kurz vor deiner Abreise.«

»Würdest du?«, bohrte er nach.

Mir war die Frage etwas unangenehm und ich wollte nicht, dass Harry sich deswegen weitere Sorgen machte, anlügen wollte ich ihn aber auch nicht. Ich zuckte nur mit meinen Schultern und musste Harrys musternde und abwartende Blicke über mich ergehen lassen.

»Keine Ahnung, aber ich denke schon. Er hatte sich von jetzt auf gleich verändert. Ich würde schon gerne wissen, was mit ihm los war. Aber das kann mir bestimmt auch seine Schwester sagen, vielleicht rufe ich sie irgendwann mal an«, erzählte ich dann, und das beruhigte Harry wohl. Er setzte seinen Helm wieder auf und wartete, bis ich hinter ihm saß.

Als wir wieder bei mir zu Hause waren, verloren wir beide kein Wort mehr über meinen Ex. Wir hatten auch nicht mehr so viel Zeit. Eigentlich gingen wir nur noch mal ins Haus, um darauf zu warten, dass Harry gleich abgeholt wurde. Ich durfte ihn nicht zum Flughafen begleiten, damit uns keiner zusammen sah. Mir war kalt und schlecht, ich fühlte mich unwohl, und das nur, weil ich Harry nicht gehen lassen wollte. Es war für mich unvorstellbar, wie ich die kommenden drei Tage ohne seine Wärme überleben sollte. Wir kuschelten noch etwas auf dem Sofa und mein Herz fing an zu rasen, als Harrys Telefon die grausame Nachricht überbrachte, dass er raus kommen sollte.

Der Moment des Grauens war gekommen, Harry musste gehen. Das Gepäck war im Auto verstaut und wir standen oben vor meinem Haus. Unsere Gesichter waren gegenseitig in die Haare des anderen vergraben, bevor wir uns zum Abschied nochmal küssten.

»Ich melde mich, wenn ich gelandet bin, und wir telefonieren heute Abend«, versprach er mir.

Ich schniefte etwas, da sich einige Tränen in meine Augen geschlichen hatten und nickte dabei tapfer. »Ich liebe dich Harry.«

»Ich liebe dich mehr als alles«, erwiderte er. »Nicht weinen Angel, denk an Freitag. Ich freue mich jetzt schon wahnsinnig auf dich.«

Meine Gesichtszüge wurden wieder etwas entspannter, und ich fing an, mich auf die Idee zu freuen, die ich gerade hatte. »Vielleicht können wir dann...« Den Rest des Satzes flüsterte ich ihm ins Ohr, damit der wartende Herr neben uns nichts verstehen konnte.


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