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79. Erst alt, dann jung

Die Eberles waren ein sehr redseliges Pärchen. Genaugenommen war er eigentlich eher ruhig, dafür quasselte sie für mindestens drei. Sie schob ihren Rollator vor sich her, und er war, mit seinen fast neunzig Jahren, auch nicht mehr ganz so gut zu Fuß. Deswegen war es mir ein Rätsel, wo die beiden jetzt so schnell her kamen. Kunstvoll versuchte sie ihre Gehhilfe über die Bordsteinkante zu hieven, da sie wohl die Straße überqueren wollten. Ich war immer noch guter Hoffnung, dass die beiden mich nicht erkannten und prüfte drei Mal, ob die Autotür auch wirklich zu war, um mich nicht umdrehen zu müssen. Ich befürchtete nicht, dass sie Harry erkannten, eher dass sie mich jetzt stundenlang in ein Gespräch verwickelten, bei dem Harry und ich mitten auf der Straße standen, und ihn jeder sehen konnte. Doch Harry durchquerte meinen Plan. Er war Frau Eberle zur Hilfe geeilt und führte sie gentlemanlike über die Straße, genau in meine Richtung. Sie blieb mitten auf der Straße stehen und richtete sich für eine Verschnaufpause kurz auf. Dann erspähte sie mich und kurz darauf sah mich auch Herr Eberle.

»Griaß Godd Angelika«, begrüßte sie mich nun mit ihrem breiten, schwäbischen Dialekt. Sie konnte sich meinen Namen noch nie richtig merken und irgendwann hatte ich auch aufgegeben sie zu korrigieren. Sie hörte mir sowieso nie zu. Ihr Mann nickte nur höflich zur Begrüßung. Er schien nicht in Redelaune zu sein, das war mir ganz recht.

»Grüß Gott«, grüßte ich die beiden zurück.

»Ghört der Moa zu dir?«, meinte Frau Eberle. »Nett isch a.«

Ich nickte, was blieb mir anderes übrig. Natürlich gehörte Harry - der Mann - zu mir, und nett war er auch, da musste ich ihr insgeheim Recht geben.

»Dees isch abr koi Schwob nedd. Gwieß nedd«, ließ sich Frau Eberle über Harrys Herkunft aus. Sie war sich sicher, dass er gewiss kein Schwabe sein konnte. »Der verstoht ja koi oisges Wort nedd.«

»Nein er kommt aus England«, erklärte ich ihr recht laut, dass Harry kein Schwabe sei und deshalb kein einziges Wort verstand, aber ich war wohl nicht laut genug.

»Was hot se gsait Josef?«, fragte sie bei ihrem Mann nach, was ich gesagt hatte.

»Aus Engggg-land, Elfriede, hot se gsait.«

»Dees neumodische Zeug brauchn mr nedd, odr?«, äußerte Frau Eberle ihre Gedanken, die sie mit England in Verbindung brachte. Ihrer Meinung nach kam nur neumodisches Zeug aus England und das brauchte sie in ihrem Alter nicht mehr.

»Noaa, dees isch doch aus Chinaaa odr den USA, Elfriede.«

»Was host gsait, Josef?«

»U S Aaaa, Efriede, han i gsait.«

Die Gedanken der beiden drifteten total ab, und sie waren mit Sicherheit nicht mehr bei Harry und dessen Herkunft.

»Da kommet mr nemme naa, was moinscht?«, fragte Frau Eberle ihren Mann nach seiner Meinung, ob sie denn je irgendwann in die USA kommen würden.

Etwas abtrünnig, und ohne auf ihre eigentliche Frage einzugehen, sagte er dennoch, welcher Meinung er war: »A bschnottes (eng, spärlich beschnitten) hesle hot er oo, ond halba hee ischs.« Dabei zeigte er auf Harrys, tatsächlich sehr enge Hose und auf das Loch, das weit offen an seinem Knie prangte. Verwirrt schaute Harry ebenso, auf seine eigenen Knie, und ich musste lachen. Ich erklärte den Eberles, dass man jetzt so rum laufen würde.

Die zwei erzählten uns noch von anno dazumal, als wir so, in einer kleinen Gesprächsrunde, beieinander standen. Allerdings war Frau Eberle immer bei einem ganz anderen Thema als ihr Mann. Es war mehr so ein Reagieren auf bestimmte Stichworte, ohne dabei bei einer Sache zu bleiben. Eigentlich redeten die beiden total aneinander vorbei, aber sie verstanden sich bestens.

Herr Eberle erzählte meinem Freund irgendwann, was früher alles besser war und griff dabei immer wieder, freundschaftlich nach Harrys Arm, um dessen Aufmerksamkeit anzuregen. Dieser hörte den beiden sehr interessiert zu und nickte ab und zu, als ob er alles verstand, aber sie hätten eigentlich genau so gut mit einer Wand reden können und wären dabei genau so glücklich gewesen.

Und ich war überglücklich, als Frau Eberle dann ihren Mann irgendwann zum Gehen bewegen wollte und sich selbst schon in Bewegung gesetzt hatte. »Also i gang, gohscht mit Josef?«

Natürlich ging ihr Mann mit, und als ich einen Fuß vor den anderen setzte und meinen Freund unauffällig an stupste, rührte sich auch Harry wieder. Gott sei Dank war er noch nicht eingeschlafen.

In Reih und Glied liefen wir nun endlich auf die andere Straßenseite. Frau Eberle und Harry befanden sich jeweils an der Außenseite, und als die etwas gebrechliche Frau nun wieder ihren Rollator auf den Bordstein befördern wollte, joggte Harry einmal um uns alle herum und half ihr natürlich dabei. Zum Abschied winkte er den beiden mit seinem charmantesten Lächeln hinterher, dass Frau Eberle gar nicht anders konnte, als dahin zu schmelzen. Sie strich sich ihr graues, schütteres Haar hinters Ohr und lächelte aufreizend zurück. Harry grinste daraufhin noch breiter, bis sie sich umdrehten und nun in die entgegengesetzte Richtung zu uns liefen.

Ich rempelte Harry leicht mit meinem Ellbogen an. »Hör auf zu flirten«, moserte ich und verdrehte gedanklich meine Augen.

»Bist du etwa eifersüchtig?«, fragte er lachend.

Sicherlich war ich das nicht, aber ich war der Meinung: »Du musst ja nicht unbedingt jedem weiblichen Wesen, auf diesem Planeten hier, den Kopf verdrehen.«

Auf der Messe hatte ich schon mitbekommen, dass er gerne mit seinen Fans flirtete. Und was ich im Internet über ihn gelesen hatte, unterstützte diese These. Ich hatte wirklich nichts dagegen, dass er so war, aber das ging zu weit. Die Frau war steinalt und sie war wirklich total angetan von ihm. Ich schaute ihn etwas giftig an.

»Was hast du denn? Ich hab doch nichts gemacht!« Er grinste und hob unschuldig seine Arme in die Luft. »Und die beiden waren doch nett«, meinte er und lächelte immer noch.

Ich konnte nur ungläubig meinen Kopf schütteln. »Woher willst du das wissen? Du hast doch mit Sicherheit kein einziges Wort verstanden.«

»Nee, hab ich nicht, aber du scheinbar schon. Was war das überhaupt für eine Sprache?«, wollte Harry - der Deutsch für gewöhnlich erkannte - wissen, während wir Hand in Hand zum Haus meines Bruders liefen. Noch nie war ich mit Harry einfach so auf der Straße herum gelaufen. Es fühlte sich irgendwie ungewohnt an.

»Das war Deutsch, Harry«, lachte ich und erzählte ihm, was die beiden so gesagt hatten. Unter anderem, hatte Herr Eberle uns erzählt, wie verliebt er doch immer noch sei, in all den Jahren, die sie Verheiratet waren.

»Dann sollten wir uns doch einfach ein Beispiel an den beiden nehmen«, meinte Harry. Er blieb mitten auf dem Gehweg stehen und drehte sich zu mir um. »Wenn wir, wie die beiden, über sechzig Jahre verheiratet sind, will ich mit dir auch noch so glücklich und verliebt sein wie die zwei«, sagte er. Dann griff er nach meinen Händen und führte meine Arme um ihn herum, damit ich ihn in meine Arme schloss und er küsste mich, ohne darauf zu achten, wer das sehen könnte. Aber es fühlte sich alles so normal an und ich dachte selbst gar nicht mehr daran, vorsichtig zu sein. Aber außer Mia hatte uns wohl keiner bemerkt. Sie kam jetzt aus dem Haus gerannt und begrüßte uns stürmisch. Es schien sie nicht mehr zu stören, dass Harry und ich ein Paar waren. Sie begrüßte uns freudestrahlend und umarmte uns beide gleichzeitig. Harry hatte wohl nichts dagegen. Wahrscheinlich war er es gewohnt, dass ihn sogar wildfremde Menschen einfach so umarmten, und Mia war nicht mehr fremd, seit letztem waren sie ja dicke Freunde. Wir knuddelten kurz zu dritt und gingen dann schließlich zum Haus.

Mia rannte voraus und rief nach ihren Eltern: »Mama! Papa! Harry ist da!!« Dass ich auch dabei war, war ihr jetzt wohl ziemlich egal.

Harry hatte sie verstanden. Er musste schmunzeln und hatte einen Arm um meine Taille gelegt. »Ich liebe dich«, sagte er, bevor wir, Arm in Arm, nach drinnen gingen. Doch dann musste er mich auch schon wieder los lassen, weil auch mein Bruder Ansprüche stelle und mich mit einer liebevollen Umarmung begrüßen wollte.

»Hey du Schlafmütze«, sagte er grinsend. »Alles klar bei euch an der Liebesfront?«, fragte er und schwenkte dann auf Englisch um.

Ich nickte ihm freudestrahlend zu.

Harry und mein Bruder begrüßten sich, inzwischen fast schon wie alte Freunde. Und wie ich, nach und nach, feststellen musste, hatten sie sich heute Morgen wohl auch eine ganze Weile über alles Mögliche unterhalten, als ich noch im Bett lag und in meiner Traumwelt war, denn sie hatten ein gemeinsames Thema gefunden, bei dem ich nur Bahnhof verstand: American Football.

»Green Bay, was?«, hakte ich nach.

»Green Bay Packers«, sagte Tom und verdrehte seine Augen. Stimmt, da war noch was. Das war doch Toms Lieblings-Football-Team. Eine Leidenschaft, die wir Frauen nicht verstanden.

»Und wie kommt ihr jetzt da drauf?«, fragte ich verirrt.

»Dein Bruder hat heute Morgen zufällig das Logo gesehen«, erklärte Harry.

»Was für ein Logo?« Ich kam nicht ganz mit.

Harry zeigte mir umständlich ein Tattoo, an der Unterseite seines Oberarms. Der kleine Kreis mit dem "G" drin, direkt neben einem Stern. Da er T-Shirt und Hemd anhatte war das gar nicht so einfach. Ich konnte es schlecht sehen, aber trotzdem war mir klar, was er meinte. Seine Tattoos kannte ich seit gestern, vom Aussehen her, bestens, denn da hatte ich genügend Zeit gehabt, sie alle zu zählen und zu bewundern. Aber ich wusste immer noch nicht, was sie alle bedeuteten. Ich war davon ausgegangen, dass das "G" für seine Schwester Gemma stand. Da hatte ich mich wohl geirrt. Ich nahm mir vor, mit Harry zusammen, noch mal eine Tattoo-Tour über seinen Körper zu machen, mit Erklärungen von ihm, und allem Drum und Dran. Aber bevor ich dies Harry mitteilen konnte, kam auch schon Corinna um die Ecke, um uns zu begrüßen. Corinna war meine Schwägerin und die Sandkastenfreundin meines zweiten Bruders. Sie gehörte also schon lange zu unserer Familie, bevor es zwischen ihr und Tom plötzlich gefunkt hatte. Wir nannten sie alle nur Ninna, weil Jaycee das damals immer gesagt hatte, als sie angefangen hatte zu sprechen.

Wir begrüßten uns, wie immer, mit einer familiären Umarmung. Doch bei Harry wusste sie nicht so genau, wie sie ihn begrüßen sollte. Für sie war er ein Weltstar. Sie kannte ihn zwar durch Mia, auf diese Weise wahrscheinlich sogar besser als ich, aber so in Person, war er ihr fremd. Ich stellte ihn kurz vor, und er zögerte nicht lange und nahm sie einfach in den Arm. Corinna war deutlich aufgeregt, aber das Eis war nun gebrochen.

Sven hing am sprichwörtlichen Rockzipfel seiner Mutter und war etwas schüchtern, als sich Harry zu ihm runter beugte, mit ihm versuchte zu quatschen und ihn begrüßen wollte.

»Er versteht dich nicht Harry. Sven fängt gerade erst an Englisch zu lernen«, klärte ich meinem Freund auf. Und Sven erklärte ich, dass Harry sowas wie ein Onkel sei und er keine Angst vor ihm zu haben bräuchte. Schlussendlich bekam Harry seine kleine Hand und wurde somit auch von Sven offiziell in unserem Familienkreis willkommen geheißen.

Bis zum Essen hatten wir noch etwas Zeit, aber wir hatten uns wegen der Kinder absichtlich etwas früher getroffen. Mia schleppte gleich Gesellschaftsspiele an, als wir im Wohnzimmer auf dem Sofa saßen, doch Sven hatte keine Lust mehr, da er direkt die erste Spielrunde Memory verloren hatte. Er war beleidigt und fast so stur wie Mia es sein konnte. Harry bot ihm an, mit ihm gemeinsam zu spielen, so waren die beiden schlechtesten praktisch vereint. Sven sprang auf, rannte nach oben in sein Zimmer, und kam mit dem dunkelroten Stirnband wieder zurück, das ursprünglich als Indianerschmuck gedient hatte. Ich erkannte mein altes Bettlaken sofort. Die Feder von meinem Nachbarn hatte er allerdings oben liegen gelassen. Sven kletterte auf den Schoß meines Freundes. Überrumpelt bekam Harry den Fetzen Stoff in die Hand gedrückt, der mittlerweile wieder aufgeknotet war. Harry, der neben mir saß, schaute mich fragend an, als mein Neffe irgendwas vor sich hin gebrabbelt hatte. Sven sprach kein Englisch, Harry kaum Deutsch.

»Er will so aussehen wie du Harry. Du sollt es ihm umbinden«, forderte ich ihn auf und er setzte es in die Tat um. Er war ja selbst Meister darin, wenn es darum ging, sich irgendwas um den Kopf zu binden und er konnte das bestimmt besser als jeder andere hier im Raum.

Da hatten wir jetzt also das Verlierer-Team Bandana gegen den Rest der Welt. Und die beiden waren jetzt unschlagbar. In jeder einzelnen Runde. Und das ohne zu mogeln. Ok, nicht ganz. Ich konnte mir zwar keine Telefonnummern merken, aber das mit den Bildchen bekam ich ganz gut hin. Harry hatte mich mit Extraküssen bestochen, die ich zu Hause bekommen sollte, wenn ich freiwillig nicht mehr gewann. Quietschfidel hüpfte Sven nach der nächsten gewonnenen Runde auf Harrys Schoß umher und sah dabei aus wie Harry in Miniatur oder zumindest wie sein kleiner Bruder.

Wir hatten wirklich eine Menge Spaß und ich war erleichtert, dass sich Harry so wohl hier fühlte. Tom und Corinna machten sich irgendwann in der Küche ans Werk und die Kinder verschwanden kurz darauf in ihren Zimmern, um noch ein bisschen zu spielen.

Zurück blieben Harry und ich. Wir schauten uns grinsend in die Augen. »Sag Bescheid, wenn dich die Kinder zu sehr belagern«, forderte ich von meinem Freund, da er erst die alten Eberles und jetzt das Gegenteil über sich ergehen lassen musste. Erst waren es die alten und jetzt die jungen, die ihn plagten.

Er schüttelte seinen Kopf. »Nein, das ist doch ok so. Du hattest Recht. Ich mag die beiden wirklich.«

Ich saß mal wieder in der Sofaecke. Harry beugte sich zu mir rüber und hatte dabei eine Hand auf meinem Oberschenkel liegen. »Ich mag Kinder total«, sagte er leise, als sich unsere Nasen berührten. »Und vielleicht bekommen wir beide ja auch irgendwann mal sowas tolles zustande.«

Überrumpelt riss ich meine Augen etwas auf und schaute von Harrys Lippen direkt in seine Augen. »Nur wenn du willst natürlich«, beruhigte er mich und küsste mich sanft, nur so, dass sich unsere Lippen einfach nur berührten.

Wollte ich? Wollte ich Kinder? Ich hatte mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Immer stand meine Karriere im Vordergrund und bis jetzt hatte mir auch der richtige Mann dazu gefehlt.

Ich löste mich von Harrys Lippen, sah ihn wieder an und zeigte mich mit einem leichten Nicken vorerst einverstanden. »Irgendwann...«, sagte ich und räumte mir damit ein wenig Spielraum ein.

Er ließ mich erneut seine Lippen spüren und er grinste zufrieden in den folgenden Kuss hinein. Für ihn war das Thema jetzt wohl geklärt.

»Ihr könnt auch schon..!«, rief Ninna und stand plötzlich neben uns. »...mal...«, sagte sie leise und brach ihren Satz dann ab.

Harry und ich hörten sofort auf zu knutschen und schauten beide etwas beschämt drein. Wir fühlten uns irgendwie, wie bei etwas verbotenem ertappt.

»Sorry, lasst euch nicht stören«, meinte Corinna grinsend. Sie hatte nasse Händen und ein Geschirrtuch in der Hand. »Ich dachte euch ist vielleicht langweilig, aber wie ich sehe, habt ihr schon eine Beschäftigung gefunden. Bin schon wieder weg.« Sie drehte sich um und machte sich wieder vom Acker. »Weiter machen!«, rief sie, als sie schon fast wieder in der Küche war.

Wir mussten lachen. Ich fand das ganze irgendwie peinlich. Das hinderte uns aber nicht daran, tatsächlich noch eine Weile weiter zu machen. Harry konnte da sehr überzeugend sein. Auf einmal stockte er, seine Augen musterten mich eindringlich. Harry sah ernst aus. »Ich muss dir was sagen Angel.«














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