56. Morddrohungen und Mordshunger
Paul war nett und gar nicht so ernst wie ich vermutet hatte. Ich fasste sehr schnell Vertrauen zu ihm und war in seiner Gegenwart beruhigt. Selbst bei dem, was er mir alles erzählte. Wir waren beide an den Schreibtisch gelehnt und ungefähr auf gleicher Augenhöhe. Er erzählte mir, dass gerade alle dabei waren, sich auf die anstehende Tour vorzubereiten.
»Und wie viele Sicherheitskräfte kümmern sich dann um die Jungs auf so einer Tournee?«, wollte ich wissen.
»Es werden so um die zwanzig sein«, bekam ich zur Antwort.
»Das ist jetzt mehr als ich gedacht hätte«, gab ich offen zu. »Vier pro Person ist schon viel, oder?«
»Nein, mit zwanzig, meinte ich pro Person Angelina. Nicht alle gleichzeitig, aber es sind zirka 100 Sicherheitskräfte, die die Jungs rund um die Uhr beschützen und die Fans davon abhalten ihnen irgendwie zu nahe zu kommen.«
Ich war sprachlos und schaute Paul schockiert an.
»Keine Angst, deinem Harry wird schon nichts passieren«, lachte er, und munterte mich wieder auf.
Er erzählte mir ein paar lustige Anekdoten, die er mit den Jungs schon erlebt hatte. Und meine Vermutung, dass es sich hier um eine Hand voller Chaoten handelte, wurde damit nur bestätigt. Paul und ich lachten viel. Ich konnte ihm sogar ein paar Sachen über Harry entlocken. Eine davon war sehr intim. Ich lächelte in mich hinein, Harry hatte dieselben Angewohnheiten wie ich.
Ein wenig später wurde Paul wieder ernster, wir sprachen über mich. Das ganze zuvor war wahrscheinlich nur, damit ich Vertrauen zu ihm fasste, meine Anspannung etwas gelockert wurde, und wir uns einfach etwas kennen lernten. Er erklärte mir lang und breit worauf ich in Zukunft selbst zu achten hatte.
»Sprich mit Harry oder mit mir, wenn dir in deiner Umgebung irgendetwas Seltsames auffällt, oder wenn irgendwas anders ist als sonst. Wir werden versuchen, dass ihr hier so lange wie möglich geheim bleibt und eure Zweisamkeit genießen könnt, aber wir wissen heute noch nicht, was morgen vielleicht passiert.« Er lächelte und strich besänftigend über meinen Oberarm.
Ich traute mich kaum zu fragen, aber ich tat es: »Wie war das ganze denn bei seinen anderen Freundinnen? Ich bin wohl nicht seine erste, oder?«
Paul kam etwas ins Schwanken. »Ich, ähm, glaube das ist ein Thema, das du besser mit ihm selbst besprechen solltest. Da will ich mich eigentlich nicht mit einmischen.«
Ich sah Paul eindringlich in die Augen und mein Blick war wohl flehend genug.
Er gab sich geschlagen und atmete tief ein. »Harry ist schlau. Er weiß ganz genau, wie er sich gut vermarkten kann und wie er sich interessant macht. Den Leuten weniger preis zu geben, bringt häufiger mehr, da er im Gespräch bleibt, selbst wenn es häufig nur Gerüchte sind, die durch die Medien kreisen. Harry rechtfertigt sich in der Öffentlichkeit nicht. Aber er führt seine Beziehungen und sein Privatleben nicht nur deshalb ungerne in der Öffentlichkeit. Er findet, es hat dort einfach nichts zu suchen. Ich glaube bisher gab es noch nie ein offizielles Statement von ihm selbst über einen Beziehungsstatus. Vielleicht ein paar verschwommene Aussagen, mehr nicht. Und meist waren es Mädchen die selbst in der Öffentlichkeit standen, sie wussten also, was auf sie zukommen würde und mit deren Sicherheit hatte ich wenig zu tun, da sie bereits ein eigenes Team hatten. Und wenn er sich mit Models oder Sängerinnen trifft, dann kommt das schneller ans Tageslicht, als wenn er sich mit einem Mädchen trifft, das noch keiner kennt.« Mit letzterem meinte er wohl mich.
Ich nickte und wollte wissen: »Wäre es denn möglich unsere Beziehung auf Dauer geheim zu halten?« Eine dumme Frage, deren Antwort ich eigentlich kannte.
»Ich will dir nichts vormachen Angelina, ich denke nein. Harry ist zu bekannt und ihr wollt euch sicherlich nicht hier einschließen. Auf Dauer also ein ganz klares "nein". Eine kurze Affäre vielleicht, aber nicht das, was Harry in dir sieht.«
Ich lächelte verlegen. »Was sieht er denn in mir?«
»Das solltest du selbst doch eigentlich am besten wissen«, stichelte Paul und grinste mich an. »Ich glaube, anders als bisher, würde er es zu gerne jedem erzählen wie sehr er dich liebt. Auch wenn er es keinem sagen muss, man sieht es ihm an. Und ich kann dir sagen, dass er sehr besorgt um deine Sicherheit ist, falls es an die Öffentlichkeit dringt, wer sein Herz erobert hat. Ich glaube er liebt dich, wie keinen Menschen zuvor.« Er machte eine kurze Pause. »Angelina, wenige Fans dulden eine Frau an seiner Seite. Bestimmt gibt es einige die sich für euch freuen werden. Viele werden ruhig bleiben und sich einfach nur verletzt fühlen. Aber es werden auch böse Worte fallen, wenn das mit euch raus kommt. Sogar Morddrohungen gab es nicht nur einmal. Das solltest du wissen... Mit großer Sicherheit kommt das auch auf dich zu, und wir müssen so etwas leider ernst nehmen, auch wenn es, auf Twitter und so, nur einfach daher geschrieben wird, und keine ernst gemeinten Absichten dahinter stecken. Aber Menschen handeln manchmal auf unerklärliche Weise.«
Meine Reaktion darauf fiel wohl etwas anders aus als Paul es vermutet hatte. Ich war weder verängstigt, noch zeige ich äußerst große Besorgnis.
»Morddrohung?«, sagte ich fast bissig, »Ich kann die Mädels verstehen... Wenn ich nur daran denke, dass ihm eine von ihnen näher kommt als nötig. Ich würde ihnen wahrscheinlich auch die Augen auskratzen wollen, und ich bin wirklich kein eifersüchtiger Mensch.«
»Das war kein Scherz Angelina?«, sagte Paul ernst.
»Ich scherze auch nicht, und ich hab durchaus verstanden, was du mir gerade gesagt hast Paul. Ich bin vielleicht etwas unwissend, was das Leben und die Karriere der Jungs angeht. Noch nie habe ich so offen mit jemanden über One Direction oder Harry gesprochen wie gerade mit dir, und ich habe mittlerweile erkannt, dass er bekannter ist, als ich anfangs dachte. Mir fehlt jetzt nur die persönliche Erfahrung und das schreckt mich auf eine gewisse Art sogar etwas ab. Mir ist also durchaus bewusst, was auf mich zukommen könnte. Dazu muss ich nicht Sängerin oder Model sein. Und versuch mir bitte nichts über die ernste Lage einer Morddrohung zu erzählen! Damit kann ich umgehen, glaub mir.« Ich hämmerte mit beiden Handballen gegen meine Stirn. »Aber es will einfach noch nicht in meinen Schädel, wie berühmt Harry ist. Für mich ist er ein normaler junger Mann. Verstehst du was ich meine?« Vielleicht ging es ja doch irgendwann rein.
Paul nickte. »Es wird eine große Umstellung für dich sein. Mit Sicherheit wird es auch ungewohnt für dich sein, Harry irgendwann mir seinen ganzen Fans zu erleben. Das heute Mittag war nichts im Vergleich dazu, womit er tagtäglich zu kämpfen hat, wenn er auf Tournee ist. Harry kann kaum ein Schritt vor die Türe wagen, ohne dass er von Fans gesehen, und sogar verfolgt wird. Auf Tour ist das schier unmöglich, da müssen sich die Jungs heimlich aus dem Hotel schleichen. Dass er hier noch nicht entdeckt wurde, ist pures Glück, was ihr vielleicht der Tatsache zu verdanken habt, dass die Jungs in London vermutet werden. Keiner weiß, dass sie hier geblieben sind und nächste Woche noch Termine in Deutschland haben.«
Seine Worte beunruhigten mich ein wenig und irgendwie konnte ich mir gerade nicht vorstellen, wie mein Leben mit Harry außerhalb einiger schützender Wände aussehen sollte, auch wenn ich, Paul gegenüber, anderes behauptet hatte. Mir war ganz und gar nicht bewusst, was auf mich zukommen würde. Ein Leben mit Harry stellte mich wohl vor vollkommen neue Herausforderungen. Ein Ausmaß, über das ich mir nur nach und nach bewusst wurde. Paul konnte mir viel erzählen, und ich konnte lange grübeln, solange ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, und am eigenen Leib erlebt hatte. Aber ich war bereit dazu... irgendwann... vielleicht...
Auch Paul konnte meine rastlosen Gedanken lesen. »Geh es langsam an Angelina. Schritt für Schritt«, gab er mir als Tipp. »Ich halte dich für eine starke Frau und ihr werdet das zusammen meistern... Harry lebt dieses Leben jetzt schon eine ganze Weile und er weiß, was er sich und euch zumuten kann. Vertraue ihm da einfach. Er weiß wie seine Fans reagieren, und wann ihr womöglich nicht mehr sicher seid. Eine Hand voll Fans auf der Straße stellen normalerweise keine Gefahr dar. Genießt es, solange ihr hier eure Ruhe habt, aber sei dir bewusst dabei, dass es von jetzt auf gleich ganz anders aussehen kann. Seid einfach vorsichtig... Wenn du Fragen hast, dann kannst du mich jederzeit anrufen.« Er schenkte mir ein sympathisches Zwinkern. »Auch wenn es nicht nur eure Sicherheit betrifft. Okay?«
»Okay«, bestätigte ich ihm.
»Wie gut bist du eigentlich mit Herrn Pohl ausgekommen?«
Ich war überrascht über diese plötzliche Frage. »Du meinst diesen Arne-Bodyguard?«
Paul fing an zu lachen. »Ja genau den meine ich. Aber so wie du ihn nennst, scheinst du ihn nicht sonderlich zu mögen.«
Ich zuckte mit meinen Schultern. Was hieß mögen? Ich hatte nicht vorgehabt eine sonderlich tiefgreifende Beziehung zu diesem Menschen aufzubauen. »Doch, er war ok. Er telefoniert nur ein bisschen viel und irgendwie wirkt er sehr steif.«
Paul hingegen, bog sich gerade vor Lachen nach hinten über meinen Schreibtisch. »Du meinst bestimmt über sein Headset.« Ich nickte. »Angelina, er hat die ganze Zeit nicht einfach nur telefoniert. Er stand mit mir und den anderen Sicherheitskräften in Kontakt. Und er hat vielleicht ein wenig steif gewirkt, weil er korrekt war und kein Fehler machen wollte. Eigentlich ist er ein ganz lockerer Kerl. Mein Plan war, ihn auf der Messe ein wenig zu beobachten, wie er seine Arbeit macht. Es war für ihn eine Art Bewerbungsgespräch, und das wusste er. Und da du dort aufgetaucht bist, konnte ich ihn direkt auf dich ansetzen. Wenn du meinst, dass ihr miteinander auskommt, dann würde ich ihn gerne für dich beauftragen.«
»Ich... ja... keine Ahnung... ich weiß nicht.« Ich wusste wirklich nicht was ich sagen sollte. »Beauftragen heißt, er is dann mein Bodyguard?« Der Gedanke wirkte auf mich vollkommen Absurd.
»Nur im Notfall, momentan brauchst du ihn noch nicht, und auch nur, wenn du ihm vertraust. Ansonsten suche ich jemand anderen für dich.« Paul gab mir eine Visitenkarte von diesem Arne Pohl. »Mach einfach mal einen Termin mit ihm. Das Büro seiner Firma ist nicht weit von deiner Arbeit entfernt. Ihr solltet euch noch mal unterhalten, und wenn du dich entschieden hast, dann gib mir Bescheid. Es bringt nichts, wenn ich einfach irgendwen für dich engagiere. Ich Ernstfall muss du das Gefühl haben, ihm dein Leben anvertrauen zu können.«
Ich starrte das Papp-Kärtchen an und drehte es in meinen Händen. Die Rückseite war weiß. Nicht ganz so leer war mein Kopf, denn darin rumpelte es gerade ganz gewaltig. Ich hielt die Karte fragend in die Luft. »Und was kostet mich der Spaß?«
»Lass das mal meine und Harrys Sorge sein. Ich glaube, das ist kein Thema, worüber du dir Gedanken machen brauchst.«
»Ohh ok... Dann quatsche ich also einfach mal mit diesem Arne und melde ich mich dann bei dir?«
»Ja, mach das bitte«, sagte Paul und löste sich von der Schreibtischplatte, »aber lass dir nicht zu lange Zeit damit. Und jetzt geh mal schnell wieder zu deinem Harry, wenn du keine Fragen mehr hast. So wie ich ihn kenne, kommt er vor Sehnsucht nach dir wahrscheinlich gerade um.«
In null Komma nix zeichnete sich ein Lächeln in meinem Gesicht ab und ich sprang zur Türe raus.
-Zwischenzeitlich bei den Jungs, aus Harrys Sicht-
Sobald Angelina und Paul von der Treppe verschwunden waren, ging das wilde Geplapper hier unten los. Niall hatte einen großen Sitzsack von der Wohnzimmerecke mitten in den Raum geschleppt und saß jetzt zwischen Wohn- und Essbereich, mitten im Weg. Ich machte es mir liegenderweise auf dem Sofa bequem. Da, wo ich zuvor noch mit Angelina lag. Es war irre, aber ich vermisste sie sofort. Ein Bein hatte ich oben auf der Rückenlehne, währen mein Kopf auf der kleinen Armlehne lag, die in den Raum zu Niall hin zeigte und jeder der an mir vorbei lief, fummelte an meinen Haaren herum. Vielleicht sollte ich sie mir doch irgendwann abschneiden.
Zayn und Louis saßen am Esszimmertisch und Liam lag wie ich, auf dem Sofa, in der Ecke an der anderen Wand, mit seinem Kopf zum Fenster hin, da wo zuvor noch Nialls Sitzsack aufgeräumt stand, bevor er hier umgeräumt hatte.
Plötzlich hörte ich komische Geräusche aus dem Esszimmer. Ich versuchte mein Kopf, über die Sofalehne hinweg, nach links zu drehen und sah Louis, wie er die Schränke unter der Küchentheke auf und wieder zu machte. Einen nach dem anderen. Auf seinem Stuhl schaukelte er dabei gefährlich weit nach hinten und ich sah ihn schon auf dem Boden liegen.
»Louis benimm dich, wir sind hier im Haus meiner Freundin«, fuhr ich ihn an.
»Was denn? Angelina hat doch gesagt, dass wir uns umsehen können.«
»Du musst das ja nicht wörtlich nehmen. Nicht mal ich traue mich hier einfach so in ihren Sachen rum zu stöbern. Ihre Schränke sind tabu Louis! Und hör auf zu Schaukeln, du machst ihre Stühle kaputt.«
»Ihre, ihre, ihre... Seit wann bist du denn so spießig?«, fragte er genervt.
»Louuu...«, mahnte ich ihn erneut.
»Jaja, schon gut. Aber ich habe Hunger. Sie wird doch wohl irgendwo Süßigkeiten versteckt haben. Kannst du sie nicht fragen gehen?«
Mein Magen knurrte so langsam selbst etwas, aber das war mir egal. Angelina hatte seit dem Baguette auf der Messe auch nichts mehr gegessen. Ich wollte die beiden da oben nicht stören, und sicherlich gab es hier auch die Möglichkeit noch etwas bei einem Lieferservice zu bestellen. Doch ich wollte auf meinen Engel warten. »Jetzt nerv nicht. Du wirst es überleben Lou!«
Meine eigenen Überlebenschancen sanken allerdings mit jeder Minute, die ich auf Angelina warten musste, denn sie... war mein Leben.
Liam hatte den Fernseher angemacht und suchte nach einem Sender, den wir alle verstehen konnten. Niall erzählte den anderen Mittlerweile von der "Verfolgungsjagd" mit Sammy und ich machte mir so langsam wirklich Sorgen, was die beiden da oben so lange zu bequatschen hatten. Ich wusste, dass Lina einige Sachen erfahren würde, die neu für sie waren, auch einige Sachen, die sie wahrscheinlich schockieren würden. Ich hatte Angst, dass sie mit all dem nichts zu tun haben wollte. Ein Leben in der Öffentlichkeit war nicht immer einfach. Ich wollte nicht, dass sie mich deswegen früher oder später verließ. All ihre Gedanken rund um die Band waren so erfrischend naiv. Für mich war es fast schon ungewohnt, wenn mich jemand nicht irgendwoher kannte. Bei Angelina war ich froh, dass sie die Möglichkeit hatte, mich kennen zu lernen, wie ich wirklich war.
Zum Glück hatte sie ihren eigenen Leibwächter nicht gesehen, als er auf der Autobahn zeitweise neben uns fuhr. Er hatte einfach nur denselben Nachhauseweg, aber hätte sie ihn gesehen, hätte sie mir wahrscheinlich Fragen gestellt, welche ihr Paul besser beantworten konnte als ich. Und vielleicht hatte sie auch Fragen an ihn, die sie vor mir nicht stellen wollte, deswegen war ich jetzt nicht bei ihr. Trotzdem wäre es eigentlich eine Sache von ein paar Minuten gewesen, aber Paul und Angelinas Gespräch zog sich in die Länge wie mein Kaugummi, den ich mir gerade, in langen Fäden, aus dem Mund zog und dabei verträumt um meinen Finger wickelte.
Total in Gedanken, steckte ich mir den Kaugummi, samt Finger, wieder in den Mund, und fing bruchstückhaft an ein Lied zu summen.
»Was ist das?«, fragte Liam plötzlich und keiner reagierte.
»Harry?«
Ich hob meinen Kopf an und kratzte mit meinen Zähnen den hartnäckig klebenden Gummi von meinem Finger, während ich ihn aus meinem Mund nahm. »Hmm?«, brummte ich. Mit Harry meinte er wohl mich.
»Das, was du summst, was ist das?«, fragte er noch einmal. »Niall hat es vorhin auch gesummt, aber er hat keine Ahnung, wo er das gehört hat. Wo habt ihr das her?«
»Ja, verdammt... kein Plan man! Aber es geht mir nicht mehr aus dem Schädel.« Mein Hals dehnte sich, über die Seitenlehne, nach hinten, der Stimme entgegen, wo Niall, für mich kopfüber, saß.
»Ich hab auch keinen blassen Schimmer was das ist«, musste ich die beiden leider enttäuschen. »Aber Angelina hat das vorhin gespielt, bevor ihr hier wart.« Es war komisch, aber diese Melodie begleitete mich schon den ganzen Abend, seitdem sie es gespielt hatte.
Zayn telefonierte schon seit einiger Zeit mit Perrie. Sie hatte selbst Termine, genauso wie die Freundinnen der anderen Jungs, deshalb zog es meine Kollegen für die kommenden drei Tage, bis zu unseren Terminen hier, auch nicht nach Hause. Sie wollte die gemeinsame Zeit lieber für unser neues Album nutzen.
Bei mir machte sich meine Blase langsam aber sicher bemerkbar und im Gegensatz zu Niall fand ich die richtige Türe gleich. Aber auch nur, weil ich das hier alles schon mal über Skype gesehen hatte. In Erinnerung an die Wohnungsführung musste ich grinsen als ich die Toilette betrat, und noch mehr, als ich wieder raus kam, denn Angelina kam gerade die Treppen herunter gesprungen, als ich das Licht im Klo wieder aus gemacht hatte und die Türe hinter mir zu zog.
-Angelinas Sicht-
Ein paar Informationen reicher hüpfte ich voller Erwartung meine Treppen hinunter und sah wie Harry gerade aus der Toilette kam.
»Ich seh schon, ihr findet euch zurecht?«, plapperte ich los und blieb auf der letzten Stufe stehen. Paul quetschte sich an mir vorbei.
Schnell schlang ich meine Arme um Harrys Hals und war dabei ungefähr so groß wie er. Viel zu lange hatte ich ihn nicht mehr im Arm.
»Ja. Nur Louis war etwas zu neugierig. Er hat Süßigkeiten gesucht. Wir haben alle Hunger.«
»Dann hätte er mal in die obersten Küchenschänke schauen sollen. Ich hab die Süßigkeiten vor den Kindern versteckt, aber da wäre er fündig geworden. Außerdem steht ein Obstkorb in der Ecke von der Küche.«
»Ich hab ihm gesagt, dass er in gar keine Schänke zu schauen hat.«
»Warum? Ich hab doch gesagt, ihr sollt euch umschauen und euch selbst bedienen Harry. Und das meinte ich auch so.«
»Siehst du?«, sagte Louis besserwisserisch, der grad mit Paul und Liam an uns vorbei lief. »Wir gehen ein paar Sachen aus dem Auto holen. Paul fährt jetzt.«
»Und ihr habt wirklich nichts dagegen, wenn wir hier bleiben?«, fragte Liam und schaute zwischen mir und Harry hin und her.
Ich schüttelte den Kopf: »Nein, du Harry?«
»Mir ist das egal. Wie du siehst, hat es hier wirklich genug Platz und ins Schlafzimmer nimmt sie hoffentlich nur mich mit.« Harry schaute mich grinsend an.
»Na dann auf! Taschen holen. Die sind noch im Auto«, forderte Louis uns auf und stürmte zur Türe raus.
Harry hob mich von der untersten Stufe. Dann versuchten wir die anderen einzuholen.
Als mein Blick auf Harrys Füße fiel, blieb ich stehen. »Harry, zieh dir Schuhe an!«, tadelte ich ihn.
»Warum? Es ist trocken draußen!«
Einsicht sah anders aus. Ich konnte nur den Kopf schütteln und tapste ihm notgedrungen hinterher.
Wir holten das Gepäck - viel war es nicht - aus dem Fahrzeug und verabschiedeten Paul. Ich schob das Tor wieder zu, während Liam und Louis mit je zwei kleinen Taschen schon wieder ins Haus liefen.
Und dann stand ich hier alleine mit Harry in der Einfahrt. Das erste Mal, dass wir wirklich ein paar Minuten nur für uns ganz alleine waren.
Er ließ die Tasche, die um seine Schulter hing, wieder fallen, lief auf mich zu und küsste mich ohne Umwege, atemraubend tief, leidenschaftlich und sehnsüchtig. Ein lustvoller Überfall der mein Herz sofort zum Flattern brachte.
Ohne zu merken, dass wir uns großartig von der Stelle bewegten, hatte ich auf einmal das hölzerne Garagentor im Rücken und rumpelte dagegen.
Harry sah mich an. »Du hast echt wahnsinniges Glück, dass sie heute alle hier bleiben«, sagte er plötzlich, nach mehreren Minuten, die wir einfach nur mit Knutschen verbracht hatten.
»Warum?«, fragte ich leise.
»Wegen ihm.« Er griff schnell nach meiner Hand und legte sie flach in seinen Schritt. So, dass ich spüren konnte, wen er meinte. Mir stockte der Atem von seiner unvorbereiteten Handlung. Noch nie war meine Hand auch nur in der Nähe von dem, was ich gerade spürte. Doch ich kam schnell wieder zur Besinnung.
»Er hat es echt nicht leicht in deiner Hose«, grinste ich, und rieb meinen Handballen mit gutem Druck daran auf und ab.
»Gott, was machst du Angel?«, stöhnte Harry. Er schloss seine Augen und legte seinen Kopf kurz in den Nacken, bevor er mich mit purer Lust in den Augen ansah. Ein Blick, der eine leichte Gänsehaut bei mir verursachte. Ein Blick, der mein inneres Auto schlagartig über eine weitere Bodenwelle katapultierte.
»Na, ihn kennen lernen«, sagte ich dennoch ruhig. »Ich dachte du wolltest ihn mir gerade vorstellen.«
»Und ich dachte du zappelst rum, wenn ich ihn dir vorstelle«, offenbarte er seine Gedanken. »Ich wollte dich ärgern.«
Ich küsste Harry, und kurz darauf war ich diejenige, die ihm dieses Mal leise, aber mit Nachdruck ins Ohr raunte: »Tja, falsch gedacht. Du siehst, was du davon hast, also provozier mich nicht Herr Styles!«
Und dieses Mal, war auch ich diejenige, die den Knopf seiner Hose auf machte, und weiter sprach, während ich den Reißverschluss seiner Jeans nach unten zog. »Du solltest ihn nicht so einengen, das schadet seiner Gesundheit. Und außerdem ist es ganz schön unhöflich, die "Handschuhe" anzubehalten, wenn man jemanden begrüßt.«
Daraufhin schaute ich ihm tief in die Augen.
»Ach und übrigens...«, sagte ich, griff ihm ganz frech in die Short, und schüttelte meinem neu gewonnenen Freund kurz die nackte Hand, so wie es sich anständigerweise gehörte.
»Ich. Bin. Nicht. Schüchtern«, stellte ich ein für alle Mal klar. Harry hatte keine Ahnung wie ihm geschah. Er sah mich wortlos an. Dann stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und flüsterte dem großen Harry ins Ohr, während ich den kleinen Harry sanft massierte: »Er fühlt sich übrigens gut an. Ich freue mich auf mehr.«
Ich nahm die Hand aus seiner Hose und ließ mich wieder auf meine Fersen sinken.
Harry schaute mich mit offenem Mund, total entgeistert an und ließ mich auch nicht aus den Augen, als ich ihn einfach so stehen ließ und die Treppen zur Haustüre hoch lief. Mir war klar: er wollte was sagen, doch er hatte kein einziges Wort heraus gebracht.
-Harrys Sicht-
Ich war mir nicht ganz sicher, ob das hier gerade wirklich passiert war, aber ihre Hand war, wenn ich mich nicht irrte, tatsächlich in meiner Short. Als ich Angelina auf dem Sofa die Hose geöffnet hatte, wollte ich auf keinen Fall weiter gehen. Noch nicht jetzt. Ich liebte es einfach nur, sie sprachlos zu sehen. Zu sehen wie ihr Körper auf mich reagierte. Wie sie reagierte, wenn ich ihr intime Dinge ins Ohr flüsterte. Es stand außer Frage, ob ich mit ihr schlafen wollte. Natürlich wollte ich das. Aber ihre Gänsehaut und ihr nervöser Atem waren für mich jedes Mal Antwort und Befriedigung genug. Nun stand ich hier mit offener Hose. Total überrumpelt und selbst sprachlos. Unsere Provokationen mit der Lust waren scheinbar ein Geben und Nehmen. Diese Frau macht mich wahnsinnig. Sie war mein perfektes Gegenstück. So anders, so gleich...
-Angelinas Sicht-
Ich drehte mich zurück. »Was ist? Willst du Wurzeln schlagen? Komm schon! Ich hab Hunger.«
Harry sah aus wie ein begossener Pudel. Grübelnd hing er sich seine Tasche wieder um die Schulter und eilte mir mit offener Hose hinterher.
»Hey, warte mal!«, rief er. »Welches "Hunger" meinst du?«
Er hatte mich fast eingeholt und hielt mich, ein paar Stufen vor der Türe, am Handgelenk fest.
Ich drehte mich zu ihm. »Das was man stillen kann, wenn man etwas in den Magen bekommt.«
Harry runzelte seine Stirn. »Könntest du bitte etwas genauer sein? Für mich war das immer noch nicht so ganz eindeutig.«
Ich musste mich sehr zusammen reißen, um jetzt nicht los zu prusten.
»Lass uns erst mal schauen was wir so anständiges zu Essen finden. Das unanständige verschieben wir noch ein wenig, wenn er nichts dagegen hat«, sagte ich und tippte mit meinem Zeigefinger auf Harrys offene Hose.
»Und jetzt komm... und pass auf die Nacktschnecke auf.«
»Welche... uuurgh!!«
Seinen Fuß in die Luft haltend, schaute Harry mich angeekelt an.
Ich verdrehte meine Augen. »Hab ich nicht gesagt, du sollst dir Schuhe anziehen?«
Er schaute mich an wie ein unbelehrbares Kind, das gerade mega Scheiße gebaut hatte. »Ja, aber das geht doch beim Waschen alles wieder raus«, quengelte er, als er sich an mir fest hielt, während er sich die Socken auszog und mir in die Hand drücken wollte.
Ich zog meine Hände zur Seite weg, damit er mich damit ja nicht berühren konnte. »Ohhh nein... Die kommen NICHT!! in meine Waschmaschine!«
Harrys Unterlippe schob sich zu einem Schmollmund nach vorne, die Mundwinkel zog er dabei ein wenig nach unten. Seine Augen glichen denen, von einem kleinen, drolligen Welpen. Er neigte seinen Kopf etwas nach unten, nur um zu mir nach oben schielen zu können.
»Nein Harry! Du brauchst mich gar nicht so anschauen. Wirf sie weg!«
Glücklicherweise machte er das tatsächlich, als wir wieder in der Wohnung waren. Seine Tasche hatte er zuvor im Flur abgestellt, jetzt lief er mir ins Wohnzimmer hinterher, wo alle anderen schon auf uns warteten.
Mehrere Augenpaare fielen auf Harrys offene Hose und seine nackten Füße, als er nun neben mir erschien.
»Und wer von euch beiden war jetzt lauter?«, wollte Niall auf direktem Weg wissen.
Mein Blickfeld beschränkte sich jetzt auf Harrys geöffnete Hose. »Das, ähm«, sagte ich verlegen, »sieht anders aus als es ist.«
»Keiner war lauter«, verkündete Harry, »aber die Nacktschnecke ist jetzt definitiv tot.«
»Harry!«, rief Louis aus der hinteren Ecke am Fenster. »Keiner will wissen, was Angelina mit deiner Nacktschnecke angestellt hat.«
»Nicht Linaaa!«, antwortete Harry und versuchte zu erklären: »Es war wirklich anders als es für euch aussieht. Also eigentlich hab ich mit meinem Fuß diese Nacktschn- «
»Zu viele Details!«, rief Zayn, sich die Ohren zuhaltend und unterbrach Harry dabei. Er saß direkt neben Louis.
Niall lümmelte inmitten des Raumes auf meinem heißgeliebten Sitzsack und versuchte unterdessen seinen Fuß in seinen Schritt zu befördern. »Echt ausgefallene Technik«, gab er dabei murmelnd von sich.
Harry wischte sich mit einer Hand über sein Gesicht. »Irgendwann bring ich sie alle um«, brummte er zähneknirschend vor sich hin und machte dann seine Hose wieder zu.
Gleich drauf fand ich eine laut meuternde Mannschaft vor mir.
๛
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro