33. Sexdate mit Harry Styles
Nach einem kurzen Moment, in dem wir beide einfach nur vor uns hin grübelten, fragte ich scherzend: »Du willst unser erstes Mal also auf einer Toilette verbringen?«
Neckisch zeigte er mir seine Grübchen. »Es wäre zumindest was Besonderes, findest du nicht?«
»Nicht gerade sehr romantisch«, beschwerte ich mich. Er musste lachen.
»Dann machen wir es uns eben romantisch. Man kann überall ein paar Kerzen hin stellen. Das reicht vollkommen aus«, witzelte er herum. Es war doch ein Witz, oder meinte er das ernst? Begeistert sah ich ihn nicht gerade an.
»Jetzt schau nicht so. Ich bin mir sicher, dass es schön wird, egal wann und wo es passieren wird. Und ein Klo gehört wahrscheinlich nicht gerade zu meinen bevorzugten Orten. Also mach dir keine Sorgen darüber. Sollte es so für uns vorgesehen sein, werde ich das Schicksal schon irgendwie austricksen«, versprach er mir.
Mit erhöhtem Herzschlag stellte ich mir wieder einmal vor, wie er sich wohl anfühlen würde. Es ging mir einfach nicht mehr aus den Kopf. Ich wollte seine Nähe. Ich wollte ihn spüren.
»Harry?«
»Ja?«
»Morgen ist Sonntag, was hast du da eigentlich vor und warum bist du jetzt nicht bei mir? Hast du nicht gesagt du würdest auch einfach nur zum Schlafen vorbei kommen?«
Harry schaute auf seine Uhr, als würde er tatsächlich mit dem Gedanken spielen, sich in ein Flugzeug zu setzen, um zu mir zu fliegen.
»Paul würde mir den Kopf abreisen, wenn ich das jetzt tut würde. Wenn es dumm läuft, dann locke ich massenhaft Fans vor dein Haus und du bist dort womöglich nicht mehr sicher. Aber wenn er alles geklärt hat, dann können wir uns ohne Sorgen treffen, wann und wo wir wollen, und dann mach ich das auch. Ich verspreche es dir.«
Ich atmete resigniert aus. »Ok«, stimmte ich zu, es war ohnehin schon viel zu spät.
»Mir fällt das Warten doch genauso schwer, aber es geht um deine Sicherheit Angel.«
Wahrscheinlich hatte er Recht. Ich konnte es schlecht abschätzen und nickte verständnisvoll aber traurig. Meine Sicherheit... Was auch immer das zu bedeuten hatte. Und wie viele, waren massenhaft Fans? Männer übertrieben ja gerne mal, um ihr eigenes Ego aufzupolieren oder auch schlichtweg, um Frauen zu imponieren, also gab ich da nicht viel drauf.
»Und morgen weiß ich noch nicht was ich mache. Ich habe noch nichts geplant.« Er grinste mich an. »Aber wenn wir jetzt die Nacht durch telefonieren, dann werden wir beide wahrscheinlich den ganzen Tag verpennen.«
Ich schüttelte meinen Kopf. »Nee, wenn du nichts Besseres zu tun hast, dann hab ich eine andere Aufgabe für dich.«
»Okay, schieß los. Ich brauch kein Schlaf«, spaßte er und klatschte auffordernd in die Hände. »Was soll ich für dich tun?«
»Nicht für mich, für uns. Schau mal auf dein Handy.«
Harry kramte sein Telefon hervor und tippte darauf rum.
»Was schickst du mir für komische Sachen?«
»Das ist nicht komisch, das ist unsere Zukunft. Also installier das.«
Er fummelte weiter an seinem Smartphone herum. »Zukunft... warum? Beamt mich diese App etwa zu dir?«
»Haha, schön wär's«, antwortete ich darauf etwas missmutig.
»Angel das ist ein Kalender. Ich hab bereits einen Kalender auf meinem Handy.« Seine Stirn lag in Falten. Er wusste nicht, was er jetzt damit anfangen sollte, aber er kannte meinen Plan nicht.
»Das ist nicht nur ein Kalender. Das ist unser gemeinsamer Kalender. Du musst ihn einrichten. Geh in die Einstellungen...«
»Oh, ich kenne solche Kalender.«
Trotzdem erklärte ich ihm schnell, was er alles eingeben musste und gab ihm meine Verbindungsdaten durch. Auch ich fügte Harry bei meinem Kalender hinzu.
»Und jetzt geh auf synchronisieren und sag "ja" bei künftig automatisch synchronisieren.«
Harry lachte kaum hörbar und nahm dann die Terminanfrage an, die ich gesendet hatte. Ein Kalendereintrag für den heutigen Tag und die dazugehörige Erinnerung erschien auch auf meinem Display. Auch bei Harry müsste die Meldung, wegen der Zeitüberschreitung, rot blinken.
§ 22.03.2014 - Termin hat bereits begonnen - Betreff: Telefonsex - Teilnehmer: Harry Styles, Angelina Dorsen §
»Das hattest du also im Kopf, als du mich gestern gefragt hast, wann ich ein neues Handy hab.« Auf den Betreff ging er nicht weiter ein.
»Der Kalender ist toll, den benutze ich mit Lucas auch. Man kann alles eingeben was man so braucht, oder einfach nur den Ort. Du siehst deine und mein Termine und natürlich die, die wir gemeinsam haben. Sobald einer von uns einen Termin eingibt und frei gibt, bekommt der andere eine Nachricht. Einen gemeinsamen Termin muss der andere erst bestätigen. Reservierungen gibt es auch. Also wenn du willst, dass ich mir einen bestimmten Tag freihalte, dann kannst du das auch eingeben. Außerdem berücksichtigt der Kalender Zeitverschiebungen automatisch, wenn du den Ort mit eingibst.«
»So sieht also deine Lösung zu unserem Problem aus?«, fragte er belustigt und spielte mit den Fingern an seiner Wange herum.
»Erst mal ja... Du kannst wohl weniger Termine verschieben als ich. Und wenn du willst, dass wir uns sehen, wenn du auf Tour bist, dann kennst du deine Aufgabe. Du hast gesagt, ihr habt dazwischen Pausen? Die will ich mir dann auf jeden Fall freihalten so gut es geht.«
Er schien abwesend und war mit seinem Handy beschäftigt.
»Harry hörst du mir zu?«, fragte ich, da er wirklich nur noch auf sein Handy schaute und wie blöd darauf rum drückte.
»Ja natürlich. Ich bin multitaskingfähig«, lachte er kaum vernehmlich. »Und mach mir kein schlechtes Gewissen. Ich weiß, dass du dich oft nach mir richten musst.«
»Damit hab ich kein Problem. Wirklich... Wenn ich deine Termine kenne, kann ich gut planen und wir können uns dadurch vielleicht öfter sehen.«
»Reicht dir das so?«, fragte er plötzlich.
»Was denn?«
»Schau auf dein Handy Engelchen«, seufzte er und schielte leicht nach oben. Binnen kurzem hatte ich mein Handy wieder in der Hand, das ich auf lautlos gestellt hatte und neben mich gelegt hatte.
»Engelchen???«, fragte ich verwundert und musste los lachen. Dabei schaute ich auf mein Smartphone. Mir wurden vier neue Kalendereinträge angezeigt.
§25.04.2014 - Ort: Bogotá, Kolumbien - Betreff: WWA-Tour §
§ 27.04.2014 - Ort: Lima, Peru - Betreff: WWA-Tour §
§ 30.04.2014 - Ort: Santiago, Chile - Betreff: WWA-Tour §
§ 01.05.2014 - Ort: Santiago, Chile - Betreff: WWA-Tour §
‚Zwei Mal in Santiago?‛ Vielleicht hätten sie einfach einen größeren Saal anmieten sollen, statt zwei Konzerte dort zu geben. Wenn ich auch gut planen konnte, aber diese Planung ging mich nichts an.
Meine Gedanken behielt ich für mich. »Denke schon.«, sagte ich nur, kratzte mich dann am Hinterkopf und runzelte meine Stirn. Ich wollte nicht vorwurfsvoll klingen: »Lange Pausen sind das aber nicht gerade.« ‚Kein Wunder, wenn ihr lieber zwei mal in der selben Stadt auftreten wollt, statt frei zu haben.‛
»Die längeren Pausen kommen noch. Ich bin doch noch lange nicht fertig. Das mach ich aber auch nicht mehr heute Nacht.« Trotzdem tippte er weiter auf seinem Smartphone rum.
Erneut ploppte eine Benachrichtigung von dem Kalender auf.
Terminanfrage:
§ 12.05.2014 bis 22.05.2014 - Ort: egal wo - Uhrzeit: ganztags - Betreff: Sex (Real life Sex, KEIN Telefonsex!!) - Teilnehmer: Angelina Dorsen, Harry Styles - Bemerkung: Erste längere Tourpause und intensive Beziehungspflege §
Ich musste schmunzeln und Harry grinste wie ein Unschuldslamm in die Kamera. Sein Grinsen wurde noch viel breiter, als ich die Terminanfrage einfach akzeptierte und der Eintrag im Kalender unter gemeinsame Termine erschien.
»Bist du dir sicher, dass du weißt was du da gerade getan hast?«, fragte er nun erstaunt.
»Klar! Ich werde ein paar Termine verschieben oder an Lucas abtreten, dann bekomm ich das schon hin.«
»Das meine ich nicht. Du wirst danach nicht mehr laufen können. Elf Tage, ganztags... Hast du den Betreff gelesen???«
Ich nickte grinsend. »Du bekommst einen Orden von mir verliehen, wenn du selbst so lange am Stück durchhältst.«
»Okaaaaay«, lachte er etwas verlegen. Seine raue Stimme vibrierte über die Lautsprecher. »Ich werde mein Bestes geben. Dann haben wir jetzt also ein Sexdate. Aber beschwer dich hinterher nicht, wenn dir alles weh tut.«
»Ich beschwer mich höchstens, wenn wir uns vorher nicht noch sehen.«
Harry fiel mir fast schon ins Wort: »Du glaubst ja wohl kaum, dass ich es beinahe zwei Monate ohne dich aushalte. Natürlich werden wir uns davor noch ein paar mal sehen Angel. Ich will doch keine Brieffreundschaft. Was denkst du denn?«
Als er das sagte, lachte ich innerlich. Mein Herz machte riesengroße Freudensprünge. Aber mein Kopf warnte mich, dass ich mich nicht zu früh freuen sollte. »Okay, ich frage jetzt nicht wann wir uns sehen.« Ich wusste, dass er mir darauf sowieso keine Antwort geben würde.
»Wir werden sehen Angel. Es verschieben sich vielleicht noch ein paar Termine bei uns. Aber kannst du bei unserem Tourstart in Kolumbien sein?«
»Am 25. April? Ich? In Kolumbien?« Ich war etwas überrumpelt.
Er nickte.
»Ich... ähhmm... puhh... keine Ahnung.« Ich schaute schnell auf mein Handy in den Kalender und war nicht sehr begeistert. »Harry, ich hab da mehrere Termin. Und das ist ein schwieriger Kunde.«
»Lina, bitte. Komm mit mir nach Kolumbien... Das wird größer als alles was wir bisher mit der Band erlebt haben und ich würde dich wirklich gerne dabei haben.«
‚Größer... Ich in Kolumbien, beim Tourstart seiner Band?‛ Ich ließ den Gedanken einen Moment auf mich wirken, und plötzlich wurde mir ganz heiß und zugleich wieder kalt. Er wollte mich dabei haben. Ich hatte ihn noch nie auf der Bühne gesehen und für mein erstes Konzert sollte ich extra nach Kolumbien fliegen? So weit? Ich versuchte mir alles vorzustellen. Und irgendwie wurde mir jetzt erst so richtig bewusst, das mein Freund wirklich Konzerte in aller Welt gab. Jetzt wo ich mir Gedanken darüber machte, wie weit das eigentlich von hier weg war. Jetzt wo er mich gefragt hatte, ob ich mitkommen kann. Vielleicht ging ich die Sache ein wenig zu naiv an, aber schließlich wollte er nicht, dass ich das Internet nach ihm durchsuchte. Ich fing wieder an zu grübeln, warum er das wollte. Entweder One Direction waren gar nicht so erfolgreich wie er das gerne hätte und ich sollte das nicht erfahren und die Tournee war nur für Werbezwecke, als Vorband oder was auch immer. Oder aber, es war das komplette Gegenteil. Und was das für uns oder mich bedeuten würde, wollte ich mir nicht ausmalen. Ich hatte Angst davor, also blockte ich ab.
»Harry, mach dir bitte keine große Hoffnung. Die Termine sind echt wichtig für die Firma, aber ich versuche sie zu verschieben. Gib deine Termine in den Kalender ein, ich mach das mit meinen auch und nächste Woche schau ich was ich verschieben kann.« Was ich ihm sagte, war keine billige Ausrede, ich bezweifelte tatsächlich, dass ich an diesen Terminen irgend etwas rütteln konnte. Ich wäre gerne dabei gewesen, um endlich zu erfahren, wer Harry wirklich war.
»Ok, ich will nicht, dass deine Firma den Bach runter geht, weil du nicht zu den Terminen gehst. Aber es wäre schön, wenn es mit Kolumbien klappt.«
Wir hatten ganz schön die Zeit vergessen und waren fast pausenlos am Quatschen. Auch ohne über One Direction zu reden, hatten wir genügend Gesprächsstoff.
»Wie spät ist es eigentlich?«, gähnte ich irgendwann lauthals vor mich hin.
Harry schaute auf seine Uhr. »Kurz vor vier.«
»Also kurz vor fünf bei mir.«
»Ich bin auch müde, aber ich will nicht auflegen«, sagte er total goldig.
Also rappelte ich mich über meinem Bett an der Wand hoch und machte das indirekte Licht von dem Spruch an, der dort hing. Dann stand ich auf und machte das große Licht aus.
»Siehst du mich noch?«, fragte ich ihn, als ich wieder im Bett war.
»Nicht mehr so gut, aber ich seh' dich.«
Dann kuschelte ich mich unter meine Decke und rückte den Laptop zurecht.
»Hast du nicht auch ein anders Licht, damit du es bei dir dunkler machen kannst?«
Harry fasste irgendwo neben sein Bett und das Licht, was die ganze Zeit an war, wurde einfach nur dunkler. Dann machte er es sich ebenfalls bequem. Wir starrten beide unsere Bildschirme an. Ich musste wieder gähnen und steckte Harry damit an.
»Nacht Harry«, sagte ich dann einfach, um ihn wissen zu lassen, dass ich die Nacht gerne an seiner Seite verbringen würde, wenn auch nur mit technischen Hilfsmitteln. Aber so fühlte ich mich ihm trotzdem näher.
»Nacht Angel«, meinte er und strahlte mich an.
»Schläfst du immer mit offenen Augen?«, fragte ich ihn.
»Muss ich doch, sonst seh' ich dich nicht.«
Wir plapperten trotz Müdigkeit noch eine Weile, aber nach und nach fielen mir die Augen zu.
Meinen Top hatte ich zwischenzeitlich durch sein T-Shirt ersetzt und schlief schließlich irgendwann ein. Doch immer wieder wachte ich auf und sah Harry mit seiner Decke und meinem Halstuch kuschelnd schlafen. Einmal hörte ich ihn sogar leise schnarchen.
Als ich irgendwann wieder wach wurde, war es bereits hell bei Harry im Schlafzimmer und ich beobachtete ihn. Er schlief nicht mehr. Aber anscheinend hatte er nicht mitbekommen, dass er beobachtet wurde, denn er machte unbeirrt weiter mit dem, was er gerade machte.
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