Mir jetzt zu erzählen, dass er mich gerne lecken würde oder auch andere Dinge mit mir anstellen würde, war nicht fair.
»Das ist ein fieses Ablenkungsmanöver Herr Styles, das ist dir schon klar«, beschwerte ich mich scherzend.
»Ja und? Wenn es dich vor großen Dummheiten bewahrt, dann ist mir jedes Kampfmittel recht«, lachte er. »Aber du lässt mich ja sowieso nicht.«
Seine letzten Worte hatten einen ernsten Unterton, und ich wusste nicht, ob das jetzt ein ernst gemeinter Vorwurf, vielleicht Enttäuschung oder doch nur Spaß war.
Ich wollte das gleich klar stellen. »Wie kommst du darauf, dass ich dich nicht lassen würde Herr Styles?«, ärgerte ich ihn.
»Du hast mich zwei Mal erfolgreich abgewehrt, schon vergessen?« Er lachte, also meinte er es, Gott sei Dank, nicht all zu ernst.
»Komm schon... Als ob du das gemacht hättest, wenn ich "ja" gesagt hätte«, hänselte ich ihn durchs Telefon einfach weiter. Zumindest konnten wir über solche Themen reden und lachen. Das war viel Wert.
»Bist du dir da beim zweiten Mal so sicher?«, ertönte seine tiefe Stimme plötzlich mit solch einer verführerischen Ernsthaftigkeit aus meinem Hörer, dass mir fast schwindelig wurde.
Oh Gott... Hätte er..? Mit einem kaum aufzuhaltenden Kribbeln im Magen, dachte ich unweigerlich daran, wie er seine Finger in mir bewegt hatte, bevor er mich später auf dem Hotelzimmer das zweite Mal gefragt hatte, ob er nun das tun solle, was auf meinem Schlafshirt stand. Und ich dachte daran, was er mir an dem selben Abend ins Ohr geflüstert hatte. »Das nächste Mal will ich mit dir schlafen Angelina«, hatte er gesagt, bevor ich meinen Höhepunkt erreicht hatte. Wir waren uns schon so nah. Ich hatte es fast verdrängt. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, seit dem das passiert war. Was hätte er getan, wenn ich später auf seinem Zimmer einfach "ja" gesagt hätte? Hätte er mich tatsächlich seine Zunge spüren lassen? Wäre er wirklich so weit gegangen? Hätte er vielleicht sogar mit mir geschlafen, wenn ich ihm nicht gesagt hätte, dass ich schlafen müsste? Alleine der Gedanke daran bescherte mir nun eine unglaubliche Gänsehaut.
Hätte, wäre, wenn... Ich wollte es genauer wissen. »Wie weit wärst du gegangen?«, versuchte ich es ihm zu entlocken.
»Tja, jetzt wirst du es nie erfahren«, sagte er und grinste mit Sicherheit so breit, dass ich es trotz hunderten von Kilometern, die zwischen uns lagen, förmlich sehen konnte. »Aber wenn ich mir vorstelle, wie du, nur in einem Handtuch bekleidet, vor mir liegst... Glaube mir... Ich würde so einiges mit dir anstellen wollen, wenn du mich lassen würdest.«
So viele "W's"... Noch nicht mal in der Theorie klang das so schlecht. Meine Gänsehaut verstärkte sich, und mein Herz hüpfte so stark, dass ich Angst hatte, gleich ohne ihm dazustehen, weil es zu Harry durchs Telefon gesprungen war. ‚Harry Styles, du willst spielen? Mich ärgern? Mich heiß machen? Warte ab... das kann ich auch.‛ Mein Herz wollte ich behalten, auch wenn es ihm gehörte.
»Du dürftest alles mit mir machen«, verriet ich ihm und kuschelte mich dabei ganz eng an sein T-Shirt. Mich überkam plötzlich wieder eine unendliche Sehnsucht, und mein Verlangen ihn bei mir zu haben stieg mit einem mal wieder so stark an, sodass mir folgende Worte nicht sonderlich schwer fielen: »Ich würde dich jetzt gerne spüren Harry«, flüsterte ich ihm halblaut zu.
Er räusperte sich kaum wahrnehmbar und ich konnte hören wie er anfing tiefer zu Atmen. Er sagte kein Wort und sein Grinsen war ihm definitiv vergangen.
»Seitdem ich deine Finger gespürt habe, stelle ich mir andauernd vor wie du dich wohl anfühlen wirst. Und du weißt, wie ich das meine«, hauchte ich in mein Telefon. »Ich würde zu gerne wissen, wie du dich in mir bewegst.«
»Angel...«, brachte Harry qualvoll und leise hervor, aber ich ließ ihn nicht weiter reden, falls er das überhaupt vor hatte.
»Ich will mit dir schlafen Harry.«
Gott... das wollte ich wirklich. Ich hatte so Sehnsucht nach ihm.
»Angelina ich... Jeeez..!«, stöhnte er halb. »Sag sowas nicht... Nicht am Telefon.« Sein Atem war zittrig und seine Stimme klang zerbrechlich. »Nicht, wenn ich dich nicht berühren kann.«
Er schluckte hörbar und atmete tief ein. Ich wusste, dass ich ihn jetzt genau da hatte, wo ich ihn haben wollte. Er wurde heiß, und war nun wie Wachs in meinen Händen. Doch eigentlich ging es mir in diesem Moment selbst nicht besser, meine Knie waren ganz weich.
»Du hast damit angefangen?«, erinnerte ich ihn.
»Ja ich weiß... Ich zergehe hier beinahe vor Sehnsucht nach dir. Ich will dich einfach nur in meinen Armen halten und deine Nähe spüren. Aber mit diesen Gedanken in meinem Kopf, die du gerade dort auslöst... Wie soll ich es aushalten bis wir uns wieder sehen, ohne dass ich über dich herfallen möchte?«
»Wann sehen wir uns Harry? Mir ist es egal, wenn du dann über mich herfällst. Ich hätte am liebsten heute Morgen schon mit dir geschlafen. Ich will dich spüren Harry.«
»Ich dich auch. Glaub mir... Ich wollte es heute Morgen auch«, ächzte er. »Aber wir hatten kaum Zeit. Und glaube nicht, dass ich in fünf Minuten mit dir fertig bin, wenn ich erstmal damit anfange, dich auszuziehen. Und erzähl nur weiter, was du mit mir machen willst und du wirst sehen, was du davon hast, wenn wir uns bald wieder sehen.«
Jetzt drehte er also den Spieß wieder um und gewann die Oberhand in dieser Situation.
»Was hast du vor?«, fragte ich etwas besorgt.
»Das wirst du dann schon sehen... Ich werde dich genauso quälen wie du mich gerade quälst, das schwör ich dir. Dann wirst du wissen, was du im Moment mit mir machst und wie es mir gerade geht.«
»Ok, ok, ich bin jetzt artig. Außerdem will ich dich erst richtig spüren, bevor wir uns mit Telefonsex begnügen«, säuselte ich ganz lieb.
»Du willst also wirklich Telefonsex mit mir machen? Warum...« Er schnaufte und holte tief Luft. Das Grinsen hörte ich dabei aus seiner Stimme heraus. »Warum habe ich eigentlich plötzlich das unanständige Gefühl, dass du gar nicht so schüchtern und unentspannt bist wie ich zuerst dachte?«, wollte Harry wissen. »Habe ich dich wirklich so falsch eingeschätzt, oder traust du dich das alles nur am Telefon... Und wenn ich dann vor dir stehe, bist du total verklemmt und hältst dir wieder die Hand vor Augen?«, lachte er.
Lachte er mich etwa aus? ‚Schüchtern, verklemmt, unentspannt... pfff. Du wirst noch dein blaues Wunder erleben Herr Styles.‛ Warum waren Wunder überhaupt blau? Ich entschied mich, das zu einem späteren Zeitpunkt zu googeln. Vielleicht gemeinsam mit Harry, damit ich auf keine dummen Gedanken kam.
Und "ja", ich war tatsächlich schüchtern, als ich mir noch Gedanken darüber gemacht hatte, was er von mir wollte. Aber jetzt war er mein Freund und es würde bestimmt noch einige schüchterne Momente zwischen uns geben, da wir uns einfach noch nicht kannten. Aber vielleicht sollte ich ihn warnen, dass er sich warm anziehen müsse, denn ich war eigentlich alles andere als schüchtern oder verklemmt. Weder am Telefon noch sonst irgendwo.
»Find es heraus?«, kicherte ich.
»Das werde ich versuchen. Mal schauen wer dann noch lacht.« Er ließ es wie eine Drohung klingen, aber das schreckte mich keines Wegs ab.
»Ich freu mich drauf«, erwiderte ich.
»Du bist unmöglich Angelina, weißt du das?«
»Jaa, weiß ich«, grinste ich.
Harry hörte auf zu Lachen. »Und weißt du auch, dass du mir von Minute zu Minute wichtiger wirst? Also nicht wegen dem Sex, den wir bestimmt irgendwann haben werden«, erklärte er, » sondern einfach nur so, als Mensch.«
Meine Gesichtszüge normalisierten sich ebenfalls. »Mir geht es bei dir genauso«, gestand ich ihm. Ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen ohne ihn zu sein, obwohl wir kaum Zeit miteinander verbracht hatten und ich mir noch gar nicht vorstellen konnte, wie unser Alltag überhaupt aussehen würde.
Es war schon nach Mitternacht. Wir hatten noch eine Weile über dies und das geredet, und ich hatte das Gefühl, bei unserem Gespräch, in jeder Hinsicht, mehr über Harry erfahren zu haben als in der ganzen Woche in Berlin. Aber so langsam fielen mir die Augen zu.
-Harrys Sicht-
»Ich hoffe Niall hat eine Auslandsflat für Deutschland«, bemerkte Angelina besorgt.
»Keine Ahnung«, sagte ich mit einem reflexartigen Schulterzucken, das sie sowieso nicht sah. »Unser Telefonat wird ihn schon nicht in den Ruin treiben.«
Ich versuchte mir vergebens ein Lachen zu unterdrücken.
»Ja, lach ruhig, ich mach mir über so etwas eben Gedanken«, meinte sie etwas gekränkt.
»Deswegen muss ich nicht lachen, aber das klang gerade wie ein 1A Rausschmeißer... Willst du nicht mehr telefonieren?«
»Klar will ich. Aber ich bin etwas müde, du nicht?«
»Es geht. Wenn du auflegen willst, werde ich erst mal schauen, ob mein Wohnzimmer und die Küche noch zu erkennen sind. Niall, Louis und Liam sind da. Oder waren da. Keine Ahnung was die treiben, oder ob sie schon gegangen sind. Ich hab ihnen vorhin leichtsinniger Weise gesagt, dass sie machen sollen was sie wollen, weil ich telefonieren muss.«
Bei der Chaotentruppe befürchtete ich das Schlimmste.
»Und was Nialls Handyrechnung angeht...«, sprach ich weiter. »Wir sind wirklich nicht arm Angelina, aber wir werfen unser Geld auch nicht zum Fenster raus. Ok, außer Louis vielleicht, der kauft schon manchmal sonderbare Sachen. Aber so teuer sind Handygespräche ins Ausland jetzt auch nicht. Wir reisen viel und haben entsprechende Verträge. Und wenn nicht, dann war es für Niall eben eine wichtige Investition in unsere Zukunft. Der wird mich deswegen schon nicht umbringen.«
»Geld und Handys«, murmelte sie vor sich hin.
»Hmmm?« Für einen Augenblick hatte ich die Trümmer vor meinem Haus ganz vergessen, trotz dass ich über Nialls Telefonrechnung sprach. »Ohh, ja stimmt, da hab ich gar nicht mehr dran gedacht«, lachte ich dann.
Inzwischen war mir das Telefon vollkommen egal. Ich hatte Angelina wieder und das war das Wichtigste. Aber sie wurde immer ruhiger. Wahrscheinlich fielen ihr die Augen schon zu.
»Versprich mir, dass du was Schönes träumst, dann lass ich dich schlafen.«
»Können wir das Telefon nicht einfach an lassen und so schlafen? Dann hör ich dich wenigstens Atmen, wenn du schon nicht hier bist«, fragte sie Süß, und ich musste über die Idee schmunzeln. Eben hatte sie sich noch Sorgen um Nialls hohe Telefonrechnung gemacht.
»Du sollt schlafen Angel.«
»Aber wenn ich wach werde dann- «
»Dann kannst du mir schreiben, wenn du willst.«
»Aber dann wecke ich dich... Ach nee, du hast doch gar kein Telefon«, sagte sie gähnend.
Schmunzelnd fragte ich sie: »Was meinst du dann, welches ich an lassen sollte?«
»Keine Ahnung, ich... egal...«
»Schreib einfach an Nialls Nummer, wenn du wach wirst. Okay?«
»Meinst du, den interessiert das?«, fragte sie leicht verwirrt.
‚Ohh Angelina, du fängst an Unsinn zu reden.‛
Meine schlaue Freundin... Mit dem Denken klappte das gerade nicht mehr so ganz. Aber sie war so süß.
»Schlaf gut mein Engel.«
Lange sagte sie nichts mehr. Ich wollte schon auflegen, da säuselte sie noch schlaftrunken: »Du auch Harry.«
Eine Weile hörte ich ihr noch beim Atmen zu und drückte ihr Halstuch eng an mich, bevor ich dann schweren Herzens auflegte. Sie schlief.
Grinsend und endlos Glücklich, weil ich, nach all der Panik, doch noch mit Angelina telefonieren konnte, rappelte ich mich aus dem Bett, zog mir anstandshalber eine weite Short an, und machte mich auf den Weg in mein Wohnzimmer, wo meine drei Gäste tatsächlich noch rumalberten.
Wortlos ließ ich mich auf mein Sofa neben Liam fallen, streckte Arme und Beine von mir, Nialls Handy noch in meiner Hand, und grinste meine Zimmerdecke an. Die drei verstummten und glotzten mich, teils mit offenen Mündern, an.
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