127. Einfach mit Edding durchgestrichen
Meine Mutter und ich standen inzwischen irgendwo hinter der Bühne und warteten auf Harry. Und meine Mutter wäre nicht meine Mutter, wenn sie sich keine Sorgen um mich machen würde. Vor allem jetzt, nachdem sie all das hier gesehen und erlebt hatte. Doch ich konnte es ihr nicht verdenken, denn ich wusste noch zu gut, wie es mir selbst bei meinem ersten Konzertbesuch ging. Und es war eben nicht alles toll, was die Zukunft meiner Beziehung zu Harry anging. Was ich zu meiner Mutter gesagt hatte, war mein voller Ernst gewesen. Das Leben in der Öffentlichkeit, war einfach nichts für mich. Aber ich hatte mich nun mal in einen Sänger verliebt, der von zahlreichen anderen Mädels und bestimmt auch Jungen geliebt wurde; ich hatte mich in jemanden verliebt, der sich unter Leuten bewegte, mit denen ich nicht viel anfangen konnte; und ich hatte mich in einen Mann verliebt, der für meinen Geschmack einfach viel zu viel Geld hatte und der manchmal, wahrscheinlich mehrere Wochen am Stück, keine Zeit für mich haben würde. Aber nicht meine Großmutter oder irgendwer sonst, hatten ihn für mich ausgesucht, das war ich ganz alleine. Und Schicksal hin oder her: Ich wusste, dass alles zu Ende sein konnte, wenn einer von uns diese Beziehung nicht mehr haben wollte. Die Umstände, wie wir zueinander gefunden hatten, waren keine Garantie dafür, dass unsere Liebe auf ewig halten würde, und dass das mit unserer Beziehung auch klappen würde, wenn wir nicht dafür kämpfen würden. Und mir stand nun ein großer Kampf bevor. Ich hatte zu Harry zwar gesagt, dass er uns outen solle, wenn er es für richtig hielt. Zweifel hatte ich dennoch, und die hatte er mit Sicherheit auch. Warum sonst, war unsere Beziehung immer noch geheim, obwohl das Pariser Flair fast dafür gesorgt hätte, unsere Liebe preiszugeben? Aber ich wollte unsere Beziehung nicht mehr, so wie sie war. Ich hatte keine Lust mehr auf Versteckspiel. Entweder er gehörte an meine Seite, oder er gehörte es nicht. Liebe alleine reichte wohl kaum für ein erfülltes Leben, auch das andere, seine Art zu leben, durfte uns nicht zu sehr belasten. Aber woher sollte ich wissen, ob ich eine glückliche Beziehung mit Harry führen konnte, wenn ich es gar nicht erst versuchen würde, und das mit allem, was dazu gehörte?
»Mutti, ich weiß, was auf mich zukommen könnte. Ich hatte viele Gespräche mit Harry, auch mit anderen, mit seiner Familie, mit Jay. Tom macht sich Sorgen um mich, und du auch... Ich sehe im Internet tagtäglich, was über ihn berichtet wird und wie seine Fans darauf reagieren, wenn sie wieder eine neue Frau an seiner Seite vermuten. Keine weiß, was passieren würde, wenn er es irgendwann einmal zugeben sollte, dass diese Gerüchte wahr sind. Ich hab mir wirklich lange Gedanken drüber gemacht, aber ich bin nun mal Harrys Freundin, egal was andere sagen oder denken und ob es ihnen passt, oder nicht. Ich will mir das alles nicht antun, aber ich werde es mir antun. Und wenn sie mich alle in der Luft zerreißen, dann sterbe ich gerne für ihn. Ich liebe ihn mehr als meine eigene Seele, Ma.« Ich war mir noch nie so sicher darüber, dass ich Harry mit all seinem Ruhm und seiner Bekanntheit wollt. Er war einfach Harry, und es gehörte zu ihm, warum sollte ich also davor fliehen?
»Oh-jeee, dann stirbt er bestimmt mit dir«, verkündete mein Bruder, der gerade mit Harry im Schlepptau bei uns ankam und uns, im Gegensatz zu ihm, auch verstand. »Er ist jetzt schon tausend Tode gestorben, weil er dich nicht sofort finden konnte. Was versteckt ihr euch auch hier in der hintersten Ecke?« Tom übertrieb wohl mal wieder, denn Harry sah eigentlich recht lebendig aus.
»Wann immer du unsere Hilfe brauchst, dein Vater und ich sind immer für dich da, das weiß du«, sagte meine Mutter zu mir und ließ sich nicht davon beirren, dass nun alle um uns herum standen. Ich nickte ihr dankend zu.
Tom und Ninna hatten Mühe, ihre Kinder einzufangen. Aber wenige Zeit später, begab sich meine Familie wieder auf den Nachhauseweg. Es war zwar spät, aber die kleinen konnten während der Fahrt im Auto schlafen. Mein nächstes Ziel allerdings, war die schöne Schweiz. Mein Gepäck hatte ich dabei, noch am selben Abend, trat ich mit Harry unseren ersten gemeinsamen Flug an. Reisen in einem Privatjet war etwas, an das ich mich gewöhnen konnte. Ich hatte es mir mit Harry auf den Sitzen gemütlich gemacht und hatte dabei meine Beine über seinem Schoß liegen. »Harry?«, fragte ich vorsichtig, denn ich wollte ihn schonend darauf vorbereiten, dass es für mich kein Zurück mehr gab. Beiläufig wickelte ich den Zipfel von seinem T-Shirt-Ärmel um meinen Finger und starrte abwesend auf den Stoff, der um Harrys Arm herum immer enger wurde.
Er schaute seinen Arm an, schaut mich an. »Bist du irgendwie nervös?«, fragte er mich. Irritiert sah ich zu ihm auf. »Naja, wenn du Flugangst oder so was hast, kann ich dich bestimmt anders ablenken.« Er schaute wieder seinen Ärmel an, den ich gerade erneut um meinen Finger wickelte.
Seufzend ließ seinen Ärmel los und zupfte ihn zurecht, damit er nicht mehr ganz so verknittert aussah. »Ich hab keine Angst wegen dem Flug Harry«, erklärte ich. »Es ist eher die Landung, oder das danach, was mir Angst macht.« Harry sah mich fragend an, ich holte Luft. »Würdest du mich in Bern küssen?«, sprach ich nur die Hälfte meiner Gedanken aus.
Harry fing an zu grinsen. »Wo immer du willst«, sagte er und hatte damit sicherlich nicht die Öffentlichkeit im Sinn, aber ich nahm sein Angebot dankend an.
»Ok, dann im Park, am Berner Münster«, verlangte ich.
Die Grübchen meines Freundes verschwanden, dafür blähte er seine Wangen auf und ließ die Luft langsam wieder entweichen. »Du willst es jetzt drauf anlegen, dass uns jemand sieht?« Skeptisch zog er seine Augenbrauen nach oben.
Wieder griff ich zu Harrys Ärmel, aber dieses Mal zog ich einfach nur genervt daran und schleuderte ihn dann von mir weg, so gut das ging. »Man Harry, ich will das so nicht mehr!« Energiegeladen ließ ich meinem Unmut freien Lauf. »Wir sind ein Pärchen, ich will mich mit dir verhalten wie ein Pärchen, ich will mir mein Leben weder von der Presse noch von pubertierenden Mädchen diktieren lassen, ich will dich einfach lieben dürfen und ich will dich umarmen und dich küssen können, wenn uns beiden danach ist. Wie soll ich denn sonst wissen, ob ich auf Dauer mit dir Glücklich sein kann, und ob ich mit allem klar komme, wenn wir uns verstecken? Ich will das nicht mehr Harry! Ich weiß, was passieren kann, und ich weiß, dass mich die halbe Welt hassen wird. Aber wenn wir unsere Beziehung jetzt nicht öffentlich machen, wann dann? Wozu sollen wir warten?« Ich sah der Realität nun ins Auge. »Warum Harry?«, gestikulierte ich. »Je eher sich alle aufregen können, desto eher beruhigen sie sich auch wieder.« Harry holte tief Luft, sagte aber nichts. »Was?!«, fragte ich ihn. »Ich verlange doch nicht, dass du dich in Bern auf die Bühne stellst und von uns erzählst. Ich will einfach nur, dass du deine Freundin vor dem Münster beim Sightseeing in den Arm nimmst und zwischendurch mal küsst! So wie andere das auch machen, wenn sie verliebt sind. Ich will nicht jedes Mal überlegen müssen, ob ich dich gerade anfassen darf oder nicht.«
Harry hatte seine Hände ganz locker auf meinen Beinen liegen. »Du hast ja Recht Angel.« Er sah das wie ich. Wir gehörten zusammen und er wollte sich am liebsten auch nicht mehr verstecken, trotzdem war er vorsichtig. Er hatte Angst um mich. »Aber bevor wir gleich händchenhaltend durch Bern laufen, würde ich gerne testen, wie die Fans reagieren würden, wenn ich behaupte, dass ich vergeben bin. Ich will nicht, dass du sofort in der Schhh..., ahm, du weißt schon wo, stehst.«
»Schusslinie, Harry... Das Wort heißt Schusssslinie!«, sagte ich aufgebracht. »Du machst dir immer noch Sorgen wegen Sandro? Harry, hör auf damit. Von mir aus kannst du jede Schusswaffe beim Namen nennen. Ich hab damit absolut kein Problem mehr. Und wenn ich jetzt Morddrohungen erhalte, dann pfeif ich da drauf.«
»Das gibt dann aber bestimmt einen schiefen Ton«, äußerte Harry seine Bedenken dazu. Ich musste grinsen. Er war so liebenswürdig blöd. Sogar jetzt.
»Ok, was hast du vor?«, befriedigte ich meine Neugier. »Wie willst du deine Fans auf ihr Elend vorbereiten?« Ich machte Witze, aber eigentlich taten sie mir wirklich leid.
»Keine Ahnung, ich warte seit Paris immer noch auf eine passende Gelegenheit.«
Eigentlich hatte ich angenommen, Harry wartete nur darauf, bis ich endlich bereit dazu war, uns zu outen, nun war ich es, und nun wollte er nicht? »Kann es sein, Herr Styles, dass sie einfach nur Angst vor Ihrer Fangemeinde haben?«, fragte ich ihn belustigt.
Er zuckte belanglos mit seinen Schultern. »Wir sind grad mitten auf Tour, das heißt: eine geballte Ansammlung von Fans in jedem Stadion. Wenn sie über uns Bescheid wissen und sie dich dort sehen, dann weiß keiner, was passieren wird. Also ein wenig Grund zur Sorge hätten wir schon.«
Wahrscheinlich war er schon zu lange mit seinen Sicherheits-Fuzzis unterwegs und es färbte auf ihn ab, aber irgendwie hatte er ja Recht. Von dieser Seite aus, hatte ich es noch nicht betrachtet. Vielleicht wär es wirklich besser, bis nach der Tour zu warten, dann hätten sie Zeit sich daran zu gewöhnen, bevor die Jungs 'On The Road Again' wären. Nialls Einfall für den Namen der nächsten Tour gefiel mir äußerst gut.
Harry und ich grübelten noch eine Weile und diskutierten. Schlussendlich gab es kein Händchenhalten in der Schweiz. Auch nicht in Turin, und auch nicht in Barcelona, wo wir einige Tage später waren. Und ich weigerte mich, mit zu seinem Auftritt zu kommen.
»Wie, du willst heute nicht mit auf das Konzert kommen?«, fragte mich Harry dort total entgeistert.
»Harry, heute ist das Halbfinale, Deutschland gegen Brasilien, das will ich mir doch nicht entgehen lassen!«
»Du schaust doch sonst nie Fußball. Du hast gesagt, dass du noch nicht mal die Weltmeisterschaften schaust, weil es dich nicht interessiert. Und die Wette gegen Niall und mich, gewinnst du sowieso nicht. Wer setzt schon auf Deutschland? Und gegen Brasilen gewinnen sie niemals. Also vergiss es! Da bringt es dir auch nichts, wenn du aus Loyalität 90 Minuten lang auf die Flimmerkiste glotzt und gar nicht weißt, was die Jungs da überhaupt tun«, sagte Harry ganz charmant zu mir. Er konnte es nicht glauben, dass ich als Nicht-Fußballfan lieber die WM verfolgte, als zu seinem Gig zu gehen.
»Immerhin konntest du mir erklären, was ein Abseits ist«, schmollte ich, aber ein wenig stolz auf mich, dass ich die Regeln kapiert hatte. »Und was macht dich so sicher, dass ich nicht gewinne?!«
»Ich kenne die Regeln. Natürlich konnte ich dir erklären, was ein Abseits ist, aber ob du es verstanden hast, da bin ich mir nicht so sicher.« Er grinste mich fies an und zog dann seine kurze Short auf der linken Seite ein Stück nach oben. »Und siehst du, was auf meinem Bein steht?« Er zeigte mit dem Zeigefinger darauf. »Siehst du was da steht?«, fragte er erneut und nahm seinen Finger vom Bein, nur um noch ein paar Mal hintereinander demonstrativ darauf zu tippen. »Das hier, macht mich sicher, dass du gar nicht gewinnen kannst, Engelchen... Braa-siii-liii-en«, las er langsam und breit vor und fuhr mit seinem Finger oberhalb der Buchstaben entlang, um mir zu zeigen, in welchem Teil des Wortes, er sich gerade befand.
Das 'Brasil !'-Tattoo auf seinem Bein, beeindruckte mich recht wenig. Natürlich war ich nicht zu seinem Auftritt gegangen und ich hätte zu gerne Harrys Gesicht gesehen, als bereits in der elften Minute das erste Tor gegen Brasilien fiel. Ich war in der Hotelbar und schaute mir das Spiel mit einigen anderen Fußball-Fanatikern an. Wir jubelten und ich hätte meinen Cocktail fast verschüttet, als ich in der 23. Minute das nächste Mal aufsprang und mich der Kerl eben mir anrempelte. Aber egal, wenn was daneben ging, die Rechnung ging sowieso auf Harry. Bereitwillig hatte mich zur Abwechslung mal dazu überreden lassen, mich einladen zu lassen, und ich hatte mir vorgenommen, mir zu jedem deutschen Tor einen Cocktail zu genehmigen. Doch ich ließ es besser sein, denn ab der 24. Minute kam ich nicht mal mehr dazu, mich hinzusetzen. Für das Tor in der 26. Minute, war ich, jubelnder Weise, gleich stehen geblieben. Und spätestens nach der 29. Minute, in der das fünfte deutsch Tor geschossen wurde, wäre ich so was von strunz-besoffen gewesen, dass ich mein Glas gar nicht mehr hätte halten könnte. Oder hieß das sturzbesoffen und war Strunz nicht mal ein Fußballspieler? So sicher war ich mir da gerade nicht mehr. Ich musste Lachen und quietschte ausgelassen vor mich hin. In der Halbzeit hatte ich dann Schluckauf und schrieb ganz vorsichtig meinem Freund.
Angelina: [Harry Hasilein???]
Harry: [Unser Gig ist gerade zu Ende. Schaffst du es noch alleine aufs Zimmer oder muss ich dich irgendwo aufgabeln?]
Angelina: [Nee geht schon, hab gerade erst meinen vierten Cocktail in der Hand, aber der ist noch fast voll. Also ich kann noch ein bisschen laufen.]
Erneut nahm ich einen großen Schluck durch den Strohhalm und hielt mir dann die Hand vor meinen Mund, weil ich wieder Hicksen musste.
Harry: [Erst? Die Cocktails von den brasilianischen Toren zahlst du aber selbst!!!]
Angelina: [Wenn die Brasilianer bis dahin überhaupt noch wissen wie ein Ball aussieht... Es steht 5:0 für mich, Herr Styles. Ich geh jetzt aufs Zimmer und pack schon mal das Massageöl aus, damit du gleich anfangen kannst, deine Wettschulden einzulösen.]
Harry: [Welche Farbe hat denn der Ball, Engelchen? Bist du dir sicher, dass du Fußball und nicht Basketball oder so was schaust, oder die Fouls der deutschen zählst?]
Angelina: [Beweg deinen sexy Hintern zu deinem Groupie ins Hotelzimmer, wenn du dich noch traust. Du darfst heute Nacht auch mit Hose schlafen, wenn du dich schämst und dein Tattoo nicht mehr zeigen willst.]
Ich flitze mit meinem halbvollen Glas durch die Hotelgänge, weil ich die zweite Halbzeit nicht verpassen wollte. Ich war lange vor Harry im Zimmer und tanzte seit fast zehn Minuten immer noch zu dem 6:0, als er rein kam.
»Wuuhuuuuuuuu!!!!!!!!!!«, schrie ich eine Sekunde später bei dem 7:0 und zeigte freudestrahlend auf den Fernseher. Die Jungs hatten noch gar keine Gelegenheit gehabt, die Türe zu schließen und ich hatte gar keine Zeit, meinen Freund zu begrüßen. Ich sprang lieber aufs Bett, als in seine Arme, und hüpfte darauf herum wie auf einem Trampolin. Mich störte es nicht, dass mich Harry, Niall und Louis angafften, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte.
Neu entschlossen, machte ich einen großen Satz vom Bett runter und hopste auf den Fernseher zu. Mein Zeigefinger landete in der linken oberen Ecke. »Siehst du was hier oben steht? Siehst du was da steht, du Abseits-Erklärer?«, feixte ich, rannte zu den drei Jungs, die wie angewurzelt dastanden und fing an, Harrys Hose auf zu machen.
Er wich ein wenig zurück und wollte mich davon abhalten. »Okay... Du hast das mit dem Groupie wohl ernst gemeint. Aber meinst du nicht, dafür sollten wir alleine sein?«, spaßte er, aber seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, fand er es gerade wohl ein wenig beängstigend, was ich da machte und wie ich mich benahm.
Grinsend schüttelte ich meinen Kopf. »Keine Widerrede. Hose runter!«, befahl ich ihm.
Die Jungs wussten sowieso wie er aussah, also ließ er mir den Spaß. Ich durfte seine Hose weiter aufmachen, zerrte daran, und kurz drauf ließ er lachend seine Jeans nach unten gleiten. Den Rest durfte er oben behalten, trotzdem ging ich vor ihm auf die Knie.
»Die Frau hat auch gar keine Skrupel, wenn sie besoffen ist«, stellte Louis fest.
»Die ist nicht besoffen, die hat manchmal einfach nur solche merkwürdigen Anwandlungen«, bemerkte Harry und zeigte dabei mit seinem Zeigefinger, an seinem Kopf, einen kreisenden Vogel.
»Ich glaub wir lassen euch besser alleine«, ließ Niall zuvorkommend verlauten und wollte sich gerade umdrehen und gehen.
Blitzschnell und bevor er außerhalb meiner Reichweite war, schnappte ich mir den Stift aus Nialls Hand, den er wohl irgend einem Fan beim Autogrammgeben geklaut hatte, schob Harrys enge Boxershort nun ein paar Zentimeter nach oben, hatte sein Brasilien-Tattoo in Windeseile einfach mit dem Edding durchgestrichen - mehrmals sogar - und danach fein säuberlich DEUTSCHLAND darunter gekritzelt und ein Ausrufezeichen drumherum gemalt. Immerhin in Herzform, und aus dem Punkt wurde ein süßer Smiley mit langen Haaren.
»Hahahaha«, schallte es ungebremst aus Niall heraus, während dieser sich vor Lachen krümmte und wiederkehrend auf sein Knie klopfte.
Harry schaute sein Tattoo an, sein ehemaliges Tattoo. Danach schaute er mich an. Mit grummeligen Augen, mit offenem Mund und Kaugummi kauend. »Ich glaube sie ist doch besoffen«, meinte er eingestehend.
»TOOR!!!«, schrie Louis, als in der 90. Minute nun endlich das erste Tor für Brasilien fiel und ich mich wieder vom Boden erhob, bevor ich gar nicht mehr hoch kam. Nicht wirklich besoffen, aber ganz gut angeheitert. Ok, ein bisschen Karussell war auch mit dabei. Ich landete direkt in Harry Armen, der mir den Edding langsam aus der Hand nahm und sich nun über meine malerischen Fähigkeiten lustig machte.
»Bevor du meinen makellosen Körper noch weiter verschandelst, sollte ich den wohl besser sicherstellen.« Mit seiner Nase strich er sanft über meine Wange. »Meine Wettschulden löse ich bei dir ein, wenn du wieder nüchtern bist, ok?«, hauchte er mir ins Ohr. Die Gänsehaut kam wie auf Knopfdruck und mir wurde ein bisschen komisch im Bauch. Ob es an Harry lag oder an dem Alkohol, wusste ich nicht so genau.
»Okay...«, flüsterte ich zurück und schüttelte mich innerlich kurz, damit die Gänsehaut wieder weg ging. Danach sprach ich normal weiter: »...aber kannst du die zwei Jungs bitte trotzdem rausschmeißen?«, verlangte ich von Harry. »Ich würde dich nämlich gerne weiter ausziehen und mich selbst davon überzeugen, wie makellos dein Körper tatsächlich ist.«
Ich schaffte es dann tatsächlich noch, meinen Freund von seinen restlichen Klamotten zu befreien und seinen Körper küssender Weise auf gravierende Unschönheiten zu untersuchen, doch ich konnte absolut nichts finden, was mich störte und irgendwie konnte ich mich an nicht mehr viel erinnern, was danach passiert war. Ich musste wohl eingeschlafen sein. Schade nur, dass es unsere letzte gemeinsame Nacht war, bevor ich wieder nach Deutschland musste. Ich hatte einige Termine, Harry durfte noch drei Mal auf die Bühne und die Deutschen wurden sogar noch Weltmeister, bevor wir uns wieder sahen, doch dann hatten wir ganze zweieinhalb Wochen nur für uns alleine. Ich musste zwar arbeiten, versuchte meine Tage aber kurz zu halten, und wenn es ging, alles von zu Hause aus zu erledigen, auch wenn Harry es meistens schaffte, mich davon abzuhalten.
Direkt am ersten Abend, stand er eine ganze Weile einfach nur am Eingang von meinem Bürozimmer und beobachtete mich pausenlos. Seine Beine und Arme hatte er dabei verschränkt und lehnte mit der Schulter am Türrahmen.
»Ist dir langweilig?«, fragte ich ihn irgendwann.
Salopp stieß er sich vom Rahmen ab und kam kopfschüttelnd auf mich zu. »Ich beobachte dich einfach nur gerne.« Er nahm mir einen Ordner aus der Hand und griff nach meinen Händen, während ich nun aufstand und er seine Stirn gegen meine lehnte. »Du bist so wunderschön«, sagte er ganz leise. »Machst du noch lange? Ich vermisse dich unten.« Er küsste mich sanft, und an Arbeit war schlagartig nicht mehr zu denken.
An einem andern Tag, kam er mit belanglosem Blick einfach zu mir nach oben ins Büro gelaufen, nahm etwas hinter seinem Rücken hervor und legte es zielstrebig vor mich auf den Schreibtisch. Ich starrte den Gegenstand an und wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. In diesem Moment war ich genauso sprachlos wie Harry.
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