112. Auf frischer Tat ertappt
So schnell ich konnte, zog ich den Vorhang der Umkleide wieder zu, doch zu spät. Die Mädels hatten zumindest ein Teil von mir gesehen. Dass ich keine Hose anhatte, wussten sie nicht, oder hätten sie sich denken müssen. Immerhin war ich nicht ganz so blöd gewesen und hatte mich vorsichtshalber halb hinter dem Vorhang versteckt.
»Oh mein Gott Harryyyy!!!«, hörte ich schon die erste quietschen. Die zweite quietschte nur, aber ohne Worte.
»Ahhm hiiii«, begrüßte Harry seine Fans mit äußerst rauer Reibeisenstimme in einer verlegenen, hohen Tonlage. Eigentlich geschah es ihm ja ganz recht, dass er sich gerade etwas unwohl fühlte, aber was war mit meiner Angst erkannt zu werden?
Nun meldete sich die dritte zu Wort: »War das eben deine Freundin in der Umkleide Harry?«
»Das, ähm, ja, wir sind befreundet, aber eigentlich wollte ich gar nicht zu ihr«, stammelte er und versuchte sich raus zu reden. Als ob ihm das jetzt noch jemand glauben würde.
Ich war dabei, mir schleunigst eine Hose an zu ziehen, hob die, die Harry auf den Boden fallen gelassen hatte auf, und riss dann den Vorhang zur Seite. Wie eine wildgewordene Bestie, drückte ich Harry die Hose in die Hand und wetterte los: »Harry, wenn du schon einfach so in Umkleiden stürmst, dann sorge gefälligst dafür, dass du die richtige erwischt! Du weißt ganz genau, wie eifersüchtig mein Freund ist! Was, wenn er dich da drin erwischt hätte?« Ich zeigte wütend auf die Umkleide. »Er kommt sicherlich gleich zurück. Willst du meine Beziehung zerstören, oder was?« Peinlich genug, dass uns die Fans erwischt hatten, jetzt drehten sich auch noch andere Leute zu uns um. Ein älterer Herr schaute Harry an, wie einen Schwerverbrecher und schüttelte im Vorbeigehen verständnislos seinen Kopf.
Harry wirkte etwas ins Gesicht getreten und ließ seine Arme sinken, während er dem Mann kurz hinterherschaute und ihm wohl am liebsten erklärt hätte, dass er nichts Schlimmes gemacht hatte. Dann hob er seine Arme, samt Hose, wieder an, sah zu mir, und fing an sich zu entschuldigen: »Es tut mir doch leid! Ich dachte da drin ist meine Schwester. Aber jetzt hab dich doch nicht so! Am Pool sehe ich dich doch auch im Bikini.«
»Du sagst es Harry! Bikini! Nicht Unterwäsche!«, beschwerte ich mich lautstark. Im Streiten waren wir ja inzwischen geübt, doch dieses Mal war es nur Show.
Die drei Fans wussten nicht was los war, oder was sie machen sollten und hielten sich eigentlich zurück. Ich hörte sie nur tuscheln: »Also in meine Umkleide dürfte er gerne kommen.«
»Ja, die soll sich mal nicht so anstellen. Das ist doch nur Harry. Ich hätte ihn da drin festgebunden, damit er nicht flüchten kann.«
»Wo ist der Unterscheid?!«, fragte mich Harry, ohne die drei zu beachten.
Wie vom Himmel geschickt, erblickte ich Ferkel, der einige Meter entfernt und gelangweilt auf der Rolltreppe stand, die in unsere Etage führte. Erzürnt auf die Treppe zeigend, richtete ich meinen Groll an Harry: »Frag das mal besser Fabian! Der erklärt es dir sicherlich gerne.«
Keine zwei Sekunden später hatte ich mich umgedreht und spurtete los. »Fabian!«, rief ich. »Hier sind wir!« Ich machte winkend auf mich aufmerksam, bis er mich entdeckte und anfing zu strahlen. Mich beeilend, war ich ihm entgegen gelaufen. »Du musst mir und Harry unbedingt aus der Patsche helfen«, verlangte ich von ihm, als ich mich einfach an seinen Hals warf.
»Hey-joo, so stürmisch! Was ist passiert Schwester?«, fragte er mich perplex.
»Sorry, keine Zeit für lange Erklärungen. Spiel einfach meinen Freund«, verlangte ich und hatte ihn zur Begrüßung kurz auf die Lippen geküsst, damit auch alle sahen, dass es mein Freund war. Was Harry dabei dachte, war mir in dem Moment völlig egal. Der konnte froh sein, wenn wir hier unentdeckt wieder heraus kamen.
Wie von Geisterhand hatten sich Fabians Arme um meine Taille geschlungen. »Uhh jaahh! Gib mir mehr davon Babe«, stöhnte er leise. »Endlich wird mein Traum wahr. Aber hey, woher dein Sinneswandel? Ist Harry doch nicht so der Burner?«
»Halt die Klappe Ferkel und mach einfach mit«, beschwerte ich mich und griff nach seiner Hand, um mit ihm händchenhaltend zu den andern zurück zu laufen.
»Jawohl Mam«, salutierte er mit einer männlichen Stimme, so tief klingend, wie es ihm möglich war. »Stets zu Ihren Diensten«, kam übertrieben hoch hinterher. »Mein Astralkörper ist voll und ganz dein«, kam recht normal aus ihm heraus, bevor er den Redestil einer Telefonansage oder Fernsehwerbung annahm. »Herzlichen Glückwunsch Frau Dorsen, Sie haben soeben den Jackpot gewonnen. Vorsicht! Zweite Wahl. Reduzierte Ware ist vom Umtausch ausgeschlossen. Rückgabe nicht möglich. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Ap- «
»Fabian?«, unterbrach ich ihn genervt, weil der Mann niemals aufhören konnte, irgend einen Blödsinn zu quasseln.
»Ach nenn mich doch Ferkel, Pupsschnäutzelein. Ich mag es, wenn du das sagst«, plapperte er munter weiter und knurrte dann angetörnt. »Es klingt so schön dreckig aus deinem Mund.« Er und Jay hatten offensichtlich viel zu viel Zeit miteinander verbracht. Beide konnten einem den letzten Nerv rauben, Ferkel sogar noch mehr, aber ohne die beiden war es irgendwie langweilig, das musste ich leider zugeben.
Als wir unmittelbar vor den anderen standen, bemerkte ich, wie Harry sich Mühe gab, nicht auf meine und Fabians Hand zu starren.
Von den Fans, eine mit Brille, fragte Fabian schließlich: »Ist das wirklich deine Freundin?«
»So wirklich, wie ihre Oma Brunhilde heißt«, verdrehte Fabian die Wahrheit, um nicht lügen zu müssen.
Harry war gerade dabei, der anderen ein Autogramm zu geben. »Seit wann schreibst du eigentlich mit links Harry?«, fragte sie ihn aufmerksam.
»Seit ich rechtshändig Hosenträger geworden bin«, lächelte er verhalten zurück.
»Hey sag doch was. Ich kann sie doch für dich halten Kumpel«, bot Fabian ihm großzügig an und wollte sie ihm schon abnehmen.
»Ne, lass mal. Meine Schwester bringt mich um, wenn ich die Hose aus den Augen verlier. Das ist die letzte in ihrer Größe.«
»Dann nimm sie doch einfach in die linke Hand Harry«, wies ich ihn ärgernd darauf hin. Nur ich wusste, warum er das nicht machen würde.
Die Fans hätten niemals bemerkt, was Harry mit dieser versteckten Hand kurz zuvor noch gemacht hatte, doch innerlich zwang es mich zu einem schadenfrohen Grinsen, weil ich wusste, wie unangenehm es Harry war, der noch weitere Autogramme mit der linken Hand gab und dazu meinte. »Lasst mir doch ein wenig Abwechslung. Ich schreibe gerne mit links. Das soll die Gehirnhälften trainieren.« Ich fragte mich tatsächlich, wie er mit sowas bei seinen Fans durchkam. Die Autogramme waren alles andere als schön. Die Handys der Mädels, waren nun verziert mit einer kindlichen Kritzelei. Und die drei freuten sich auch noch drüber. Harry musste noch für Fotos posen und sich umarmen lassen, bevor sie glücklich von dannen zogen, ohne weitere komische Fragen zu stellen.
»Du kannst meine Freundin jetzt wieder los lassen«, brummte Harry Fabian an, als die Mädels um die Ecke waren.
»Hey das ist unfair. Jetzt wo ich mich gerade dran gewöhnt habe«, beschwerte sich Fabian. »Bekomme ich wenigstens noch einen Abschiedskuss?«
»Klar«, lenkte ich fröhlich ein. »Nein!!«, machte ihm Harry gleichzeitig klar.
Ferkel schaute zwischen uns beiden hin und her. »Ja was nu?«
Ich presste ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Das musste Harry dulden. »Danke fürs Helfen Fabian. Ohne dich wäre das hier wohl schief gegangen.« Ich war so dankbar, dass er auch noch einen zweiten Knutscher auf die andere Wange bekam.
»Hey, das reicht«, moserte Harry. Wegen dem anderen kleinen Kuss, traute sich Harry gar nicht viel zu sagen, denn wahrscheinlich hatte der die ausweglose Situation, in die Harry uns gebracht hatte, tatsächlich gerettet. Und für einen erneuten Streit, waren wir beide nicht bereit.
Schlussendlich war Fabian dann noch eine Weile mit uns Shoppen. Gemma und Louise fanden wir auch irgendwann wieder. Ich ließ mich von Lou und Harry noch zu zwei Hosen überreden und an der Kasse hatte ich dann den Beweis, dass auch Harry schon mal in diesem Laden hier gewesen sein musste, denn an einem kleinen Ständer hingen ganz viele von diesen bunt silbrigen Schmetterlings-Anhängern, von denen ich einen zu dem Schlüssel für Harrys Haus bekommen hatte. Und er hatte nicht gelogen, er war tatsächlich nicht teuer.
Ich hatte mich daran gewöhnt, dass Harry immer wieder für Fans stehen blieb und Autogramme geben musste, als wir unterwegs waren. Manchmal bat er die Fans sogar, die Bilder erst später zu posten, weil er keinen Massenauflauf haben wollte, wenn wir uns länger an einem Ort aufhielten, und es schien zu funktionieren. Er lächelte für Fotos und beantwortete geduldig die eine oder andere Frage. Und Gott sei Dank war es nicht die Regel, dass sich Leute vor seinem Haus versammelten, also konnten wir nach unserer Shoppingtour ungesehen rein.
~
Einen Abend später waren wir mit einem Kumpel von Harry, in einem Pub verabredet. Ed hieß er. Er war ein lustiger Kerl.
»Und was macht du so beruflich?«, fragte ich ihn, nachdem er mich bereits ausgequetscht hatte.
Sein Blick fiel kurz auf Harry. »Ich singe«, erzählte er mir wortkarg, als wir so zusammen an einem runden Tisch saßen.
War ja klar. Sänger kennen nun mal Sänger. Harry kannte Sänger, Harry kannte Models, Harry kannte Schauspieler, Harry kannte Fußballer, Harry kannte irgendwie jeden und ich kannte niemanden.
»Singst du auch in irgend so einer Band?«, interviewte ich ihn weiter.
»Ja, eine Einmann-Band«, lachte er.
»Angel, du solltest dich schämen«, grinste nun auch Harry und half mir auf die Sprünge. »Wir haben vorhin erst ein Lied von ihm im Auto gehört und du hast mir dabei erzählt, das Ninna das so gerne hört.«
»Sorry. Ich hab's halt nicht so mit bekannten Persönlichkeiten«, entschuldigte ich mich. Mir war das noch nicht mal peinlich. Schließlich musste ich ja nicht jeden kennen. Und dieses VIP-Volk war mir bisher immer ein wenig obskur. Eigentlich wollte ich mit denen nichts zu tun haben. Aber seit ich Harry kannte, wurde mir immer klarer, dass nicht alle Promis so arrogant und abgehoben waren, wie ich immer dachte.
»Nicht schlimm«, sagte Ed. Ed Sheeran, der nun leibhaftig vor mir saß mit seinen roten Haaren. Irgendwie hatte ich ihn mir total anders vorgestellt. »Aber wenn diese Ninna hübsch ist, kannst du sie mir ja vielleicht mal vorstellen«, grinste er.
»Vergiss es Kumpel. Sie ist zwar hübsch, aber das ist die Frau von Linas Bruder«, klärte Harry seinen Freund auf. Ed schmollte leicht, weil ihm nichts gegönnt war.
Es wurde immer später, die Leute kamen und gingen und wir drei plauderten einfach nur nett. Einige Blicke fielen auf uns, aber nur wenige trauten sich, uns zu stören und verlangten ein Autogramm oder ein gemeinsames Foto von Harry und auch von Ed.
Gerade machte ein Fan noch Bilder mit dem Rotschopf. Sie standen direkt neben unserem Tisch. Harry saß schon wieder neben mir und beugte sich wichtigtuerisch zur Seite, in meine Richtung und zeigte irgendwo in den Raum. Ich schaute zu dieser Stelle und war gespannt, was er mir zeigen wollte.
»Ich würde dich jetzt gerne küssen«, flüsterte er mir unerwartet zu und nahm gleich drauf einen großen Schluck aus seinem Glas. Alles Ablenkungsmanöver, damit unsere Vertrautheit nicht auffiel. Er sah mich dabei noch nicht mal an, als er das sagte, aber ich bekam eine prickelnde Gänsehaut, weil es so aus dem Nichts heraus kam. Wie konnte er das zu mir sagen, während hier Fans direkt vor uns standen? Kurz darauf stand er auf, um erneut ein kleines Mädchen zu umarmen.
Es war wieder so ein grausamer Abend, an dem wir uns nicht anfassen durften und gute Freunde spielten mussten. Und als ich grade mal für kleine, verliebte und vernachlässigte Mädchen war, musste ich lächeln, als ich wieder durch die Türe in die Gaststube trat. Harry hatte in einem kleinen Vorraum, der nicht einsehbar war, auf mich gewartet und stand nun vor mir. »Ist da noch jemand drin«, fragte er und zeigt dabei auf die Toilettentüre.
»Nee, warum?«, antwortete ich ihm.
Harry machte zwei Schritte auf mich zu. »Weil ich dich jetzt nicht mehr nur küssen will«, gestand er mir. »Wir haben bei unserem Sexdate definitiv zu wenig Sex, findest du nicht?« Er drehte mich an den Schultern um, griff an mir vorbei und machte die Türe vor mir auf. Seinen Körper eng an meinen geschmiegt, beförderte er mich zurück in die Frauentoilette.
»Ich dachte ein Klo gehört nicht gerade zu deinen bevorzugten Orten«, erinnerte ich ihn an unser Gespräch über unser erstes Mal, als er mir seine Definition der Zahlen "00", im Ergebnis unserer 'Wurzel-aus'-Rechnung mitteilte.
»Wahrscheinlich!, hatte ich gesagt. Also ich weiß es nicht. Wir sollten es ausprobieren. Vielleicht gefällt es mir ja doch«, grinste er und schob mein Kleid an meinem Hintern etwas nach oben, während ich seine warme Brust am Rücken spürte. »Außerdem ist das gar nicht so unpraktisch, was du an hast«, nuschelte er mir ins Haar.
Ich drehte mich in seinem Arm um. »Okay, und wo sind die Kerzen für die Romantik?«
»Naja«, meinte er, meine Haarspitzen zwischen seinen Fingern zwirbelnd. »Das wäre ja jetzt nicht unser erstes Mal. Vielleicht könntest du da ein wenig nachsichtiger sein.« Mal abgesehen davon, hatten wir da auch keine Kerzen, aber es war wesentlich romantischer, als eine triste Toilette mit grellem Licht. »Ich dachte wir könnten darauf verzichten, aber wenn du willst, schaue ich, ob es für unsere Handys eine Kerzen-App gibt«, lachte er.
»Wirklich sehr romantisch Herr Styles«, nuschelte ich und fing an ihn zu küssen. Endlich... Ich vermisste seine Lippen jede Sekunde, die ich sie nicht spüren durfte, also war es mir gerade ziemlich egal, wo wir uns befanden.
Seine Hände schoben den Stoff meines Kleides nach oben. »Nicht hier«, murmelte ich und zog ihn in eine der Kabinen. Wenigstens waren hier keine anderen Menschen, wie direkt neben der Umkleide. Meine kleine Handtasche stellte ich auf einen Mauervorsprung neben uns und hatte nun beide Hände frei für Harry. Ich machte mich an seiner Hose zu schaffen, während wir uns in Ekstase knutschten. Mein Slip schob Harry nur zur Seite, wenig später spürte ich ihn in mir und das nicht nur mit seinen Fingern.
Mittlerweile im Stehen geübt, lehnte ich an der nachgebenden Kabinenwand. Hier war es auch nicht ganz so rutschig, wie unter der Dusche. »Warum bin ich nur so heiß auf dich?«, raunte mir Harry zwischen mehreren Stößen und leidenschaftlichen Küssen entgegen.
Wir waren inzwischen beide richtig angetörnt und voll zu Gange, als plötzlich jemand zur Türe rein kam. Ich legte meine Hand auf Harrys Brust. Wir stoppten abrupt. Der Begriff "Coitus interruptus", bekam gerade eine ganz andere Bedeutung für uns. Nicht dass Harry sich jetzt aus mir zurückzog, aber wir bewegten uns keinen Millimeter mehr und vergaßen für einen Moment unsere Lust.
Es dauerte nicht lange, bis wir feststellten, dass wir zwei Klobesucher hier hatten und nicht nur einen, doch es ging nur eine von beiden auf die Toilette.
Mit einem ängstlichem Blick, entdeckt zu werde, sah ich Harry in die Augen. Er grinste nur und fing ernsthaft an, sich in mir zu bewegen. Ganz langsam und so leise wie möglich. Seine Härte ließ etwas zu wünschen übrig, aber das gab sich rasch wieder. Ich wollte ihn in die Seite knuffen, weil er damit aufhören sollte sich zu bewegen. Dummerweise polterte ich beim Ausholen mit meinem Ellbogen gegen die dünne Zwischenwand, an der ich lehnte. Natürlich hatten es die beiden gehört, wenn sie nicht taub waren. Schlagartig hatte Harry seine Augen weit aufgerissen und sein Lippen schockiert verformt. Dabei Grinste er auch noch irgendwie. Er musste sich beherrschen nicht los zu prusten, doch ich musste, alleine schon wegen Harrys Gesichtsausdruck, laut loslachen und kam mir deswegen total bescheuerter vor. Peinlicher ging es wirklich nicht mehr.
»Alles ok da drinnen?«, fragte unsere Toilettennachbarin, während sie munter vor sich hin plätscherte.
»Ja ja, passt schon. Ich muss nur über meine eigene Dummheit lachen«, antwortete ich. »Ich hab mich nur gestoßen. Es ist so eng hier drin.« Und das war es zu zweit tatsächlich.
»Haha, ja das kenne ich. Das passiert mir auch ab und zu«, verriet uns die andere, die dem Klang nach, direkt vor meiner Türe stehen musste.
Jetzt kam ich mit den beiden auch noch ins Gespräch. Sie dachten gar nicht daran uns wieder alleine zu lassen. Und über wen quatschten sie nun? Ich verdrehte meine Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. Harry Styles, war deren Gesprächsthema Nummer eins.
»Er ist so heiß«, sagte eines der Mädels.
»Du kennst doch Harry sicherlich auch? Also der von One Direction. Du weißt wie er aussieht, oder?«, wurde ich gefragt.
Ich musterte ihn. »Ja, ich hab ihn gerade klar und deutlich vor mir.« Harry sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Also ich meine, vor meinem inneren Auge. Ich weiß natürlich, wen du meinst«, verbesserte ich mich.
»Hast du das Mädchen gesehen, das vorhin mit ihm und Ed hier war?«
Ich sah Harry mit aufgerissenen Augen und aufgeblähten Nasenflügeln an. Was sollte ich jetzt sagen? Ich konnte ihn noch nicht mal fragen, wie ich darauf reagieren sollte. Harry kämmte sich mit einer Hand die Haare nach hinten aus dem Gesicht.
»Ich, ähm, ja, du meinst wahrscheinlich mich«, sagte ich unsicher. Aber was hätte es gebracht, wenn ich die beiden jetzt angelogen hätte und später hätten sie womöglich mitbekommen, wer hier zur Toilette raus läuft. Also blieb ich lieber bei der Wahrheit und tat so, als ob ich nichts zu verheimlichen hätte.
»Oh, das warst du? Kennst du ihn näher? Wir wollten Autogramme haben. Haben uns aber nicht an seinen Tisch getraut. Und jetzt ist er weg. Weißt du ob er vielleicht wieder kommt?«
»Ja klar, der ist nur kurz was besorgen«, erfand ich auf die Schnelle. Irgendwie musste ich ja seine Abwesenheit erklären und ich konnte den beiden schlecht sagen wo er - im wahrsten Sinne des Wortes - tatsächlich gerade steckte. »Kommt doch nachher einfach zu uns an den Tisch, wenn er wieder da ist.«
»Echt jetzt? Meinst du wirklich?«, jauchzte eine von den beiden.
»Sag mal, was treibst du da drinnen eigentlich so lange?«, fragte mich die andere.
»Mir... ehh... geht es nicht so gut«, log ich.
»Oh jeh. Sag uns wenn wir dir irgendwie helfen können.«
Harry hörte amüsiert unserer Unterhaltung zu. Und nicht nur das: Dieser Idiot bewegte sich breit grinsend immer noch in mir, weswegen meine Stimme ab und zu etwas gequält, und irgendwie leicht "verstöhnt" klang. Aber egal. Mir ging es ja nicht gut, also durfte sie so klingen.
»Mhh.. Danke, das ist echt nett von... eeeuch. Aber ich glaub da muss ich all-lleine durch. Ich hatte gehofft, es... ah... hilft vielleicht, wenn ich mal aufs Klo geh.«
Harry bemühte sich sooo, nicht laut los zu lachen und grunzte dabei unabsichtlich ganz merkwürdig.
»Ihh, du machst echt komische Geräusche. Hast du Probleme mit der Verdauung?«, wollte ein Mädel besorgt wissen.
Der Härtegrad von Harrys Männlichkeit schwankte wieder und er brach in ein stilles Gelächter aus. Meine Blicke brachten ihn gerade um.
»Ich hab keine Ahnung was das ist. Das kam so plötzlich. Hab üble Krämpfe«, erklärte ich.
»Ohh jehhh«, stöhnte die eine voller Mitleid.
»Duu... können wir dich was über Harry fragen?«, fragte die andere. Dieser stoppte sein stilles Lachen wieder und hörte interessiert zu. »Kennst du ihn eigentlich schon lange?«
Da ich sowieso schon am Lügen war, machte ich gleich weiter damit. »Ja, wir kennen uns schon seit unserer Kindheit«, fantasierte ich geistreich zusammen. »Aber erst durch einen Zufall, haben wir uns später wieder getroffen. Louise ist eine Freundin von mir.«
Harry sah mich an. "Was erzählst du da eigentlich für 'n Scheiß", fragte mich sein wundernder Blick. Ich zuckte nur mit meinen Schultern.
»Wow, so lange... Ist er eigentlich wirklich so ein Weiberheld? Hattest du schon mal was mit ihm?«
»Wie meinst du das jetzt?«, fragte ich, natürlich ganz ahnungslos zurück.
»Schon gut, du musst nicht antworten. Hätte mich nur interessiert«, sagte sie daraufhin, und ich hörte, wie sich ihre Freundin leise bei ihr beschwerte, weil sie mir solche Fragen stellte.
»Sorry, sie wollte eigentlich fragen, ob er wirklich so nett ist, wie immer alle erzählen?«, versuchte sie ihre Freundin zu retten.
»Klar ist er nett, sonst wäre ich nicht mit ihm befreundet. Er kann manchmal aber auch ganz schön nerven«, plauderte ich aus dem Nähkästchen und Harry stieß strafend zu. Darauf war ich nicht gefasst. »Mhhh-hg«, stöhnte ich mit abgewürgter Stimme, schloss meine Augen und krallte meine Fingernägel in seine Arme. Trotz der skurrilen Situation fühlte er sich so gut an.
»Alles ok bei dir???«
»Das sind nur die Magenkrämpfe«, keuchte ich.
Harrys linker Mundwinkel zog sich heuchlerisch grinsend Richtung Ohr, während er mir fürsorglich über den Bauch streichelte und seine Lippen dann, bei einem 'ne-is-klar'-Kopfnicken zu eine Schnute verzog.
Ich weiß nicht, wie lange wir uns noch unterhalten hatten. Aber wir hatten immer noch Hoffnung, dass die beiden bald genug hatten. Harry war fleißig dabei mich immer wieder zu ärgern, auch wenn er gerade nicht mehr so standhaft war und sich nicht mehr in mir befand, aber ab und zu beugte er sich nach vorne, um mich mit seiner Zunge und mit Küssen zu necken. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob sie nicht doch etwas hörten.
»Bist du eigentlich alleine da drin?«, fragte mich die eine plötzlich und ich hatte den Beweis.
»Nee, ich hab meinen Hamster dabei«, antwortete ich schlagfertig und mit brummiger Stimme. Ich hoffte inständig, dass die beiden sich jetzt nicht bücken würden, um die Paare an Füßen zu zählen, die sich hier in diesem Raum befanden.
»Sorry, blöde Frage«, räumte sie ein. »Geht's dir eigentlich schon besser? Dann könnten wir gemeinsam mit dir zu Ed und vielleicht ist ja auch Harry wieder da. Wir warten hier auf dich, okay?«
»WAS!!!«, formten meine Lippen. Mein Gesichtsausdruck passte sich meiner lautlosen Frage an. Ratlos presste Harry seine Lippen aufeinander und rollte sie langsam wieder auseinander.
Kurzerhand schob ich Harry von mir weg, riss etwas Klopapier ab, wischte mich trocken und warf das Papier in die Toilette, die ich kurz darauf spülte. »Naja, wahrscheinlich könnte ich hier drin übernachten, wenn ich darauf warte, dass es mir besser geht«, meinte ich und rückte Slip und Kleid zurecht, ehe ich die Türe einen spaltbreit öffnete. Vorsichtig, damit die beiden Harry nicht sahen, quetschte ich mich an der halb geöffneten Türe vorbei.
»Warum machst du sie nicht einfach ganz auf?«, lachte die eine. Sie hatte viel zu stark geschminkte Augen.
»Geht nicht«, erklärte ich. »Da steht so ein bekloppter Eimer für Damenbinden.«
Nachdem ich meine Hände gewaschen hatte, ging ich mit den beiden endlich zur Türe raus.
»Ohh, verdammt, ich hab meine Handtasche da drinnen auf der Mauer vergessen«, tönte ich und drehte mich um. »Bin gleich wieder bei euch.«
Ich stürmte zurück ins Klo. Es hätte wohl ziemlich bekloppt und verräterisch ausgesehen, wenn Harry mit meiner Frauenhandtasche zurück zum Tisch gelaufen käme, wenn er überhaupt an sie gedacht hätte.
»Harry!«, beschwerte ich mich. Er stand mitten im Raum und hatte wirklich meine Handtasche an der Schulter hängen. Und es sah wahrhaftig nicht sehr männlich aus. »Was, wenn jetzt jemand anderes hier rein gekommen wäre?« Ich griff danach, machte sie auf, drück ihm eine kleine Schachtel mit Medikamenten in die Hand, die ich gegen Krämpfe tatsächlich immer dabei hatte, und sagte dann zu ihm: »Wehe du lässt dir jetzt keine Zeit. Tauch bloß nicht gleich nach mir auf und tu wenigstens so, als ob du von draußen reinkommst und mir das von der Apotheke geholt hast.«
Er starrte die Verpackung an, dann mich. »Und was denkst du, was ich solange hier tun soll?«, fragte er mich entgeistert.
Ich zeigte auf eine der Kabinen. »Keine Ahnung, hock dich auf so 'ne Schüssel und versuch einen Song schreiben oder lass dir was anderes einfallen.«
Harry grinste. »Unsere Fans würden sich über die Texte wundern, die ich gerade im Kopf habe.« Ich sah ihn mit runzeliger Stirn an. »Naja, das Lied wäre dann wohl nicht sonderlich jugendfrei«, erklärte er und zog mich ruckartig an sich heran. »Der bekloppte Eimer für Damenbinden ist nämlich immer noch total heiß auf dich.«
Ich befreite mich von ihm. »Hast du eigentlich nur noch Sex im Kopf?«
Plötzlich wurde die Türe aufgerissen.
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