Abfahrt nach Indien
"Und pass auf dich auf, ja?"
"Natürlich", John nahm seine Mutter ein letztes Mal fest in den Arm, bevor er endgültig an Deck kletterte. Es würde kein Abschied für immer sein, aber für sehr, sehr lange Zeit. An Bord der Horizon Conquerer würde der junge Engländer als Schiffsjunge eine lange Reise zunächst nach Indien, um Tee zu kaufen und dann nach Amerika, um diesen wieder zu verkaufen, unternehmen.
Kurz legte er den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel. Die Sonne schien auf den Hafen von Plymouth herab und der Geruch von Salzwasser lag in der Luft. Der Geruch von Abenteuer.
Auf einmal konnte es John kaum erwarten in See zu stechen.
In diesem Moment rief eine Stimme: "Leinen los!"
Das war Kapitän Edward Sparkle. Er war ein hochgeschossener, schwarzhaariger Mann Ende vierzig, in Marineuniform mit einer Menge Aufnähern und mit vor Abenteuerlust funkelnden Augen.
John und ein paar ältere Matrosen machten sich daran, das Schiff loszubinden und die Taue einzuholen.
Dann legte die Horizon Conquerer langsam ab.
John stand an der Reling und blickte zurück zum Pier, wo seine Mutter immer noch stand, Tränen in den Augen, und mit einem Taschentuch winkte.
John spürte einen Kloß im Hals. Er würde sie so vermissen!
"Warte nur, Mutter. Ich werde mit viel Geld in der Tasche zurückkommen und dich und Papa stolz machen."
Johns Vater war ebenfalls ein Seemann gewesen, hatte die ganze Welt bereist und als junger Mann sogar mehrere Jahre in Amerika gelebt und dort geholfen, eine Kolonie aufzubauen. Doch vor einiger Zeit war er bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen.
John konnte sich ganz genau erinnern, obwohl er damals noch ziemlich klein gewesen war.
Der Tag, als sein Vater in See stach. Der kleine John und seine Mutter standen winkend am Kai.
Mehrere Monate keine Neuigkeiten von ihm, dann, eines verregnetes Morgens, kam ein Brief mit der furchtbaren Nachricht: Die Britannia, das Schiff mit dem der Vater unterwegs gewesen war, war unterwegs in einem Sturm geraten, zerstört worden und die gesamte Mannschaft war ertrunken.
Mutter hatte wochenlang nur geweint.
Und trotz allem wollte John immer noch unbedingt zur See fahren.
Seit frühester Kindheit zog es ihn aufs Meer, und der Tod seines Vaters hatte nicht das geringste daran geändert. Unter Tränen und Protesten hatte ihn seine Mutter schließlich gehen lassen. Und nun war er hier, an Bord der Horizon Conquerer, auf dem Weg an Orte, von denen die meisten Menschen nur träumen konnten.
Das Festland war inzwischen nur noch ein Streifen am Horizont. Johns Herz begann heftig zu klopfen.
Das hier war das Abenteuer seines Lebens, das konnte er spüren.
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