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~ Right person, wrong time ~ Pt. 1

Vom Küchenfenster aus beobachtete das erdbeerblonde Mädchen, wie ein Karton nach dem anderen aus dem Nachbarhaus getragen wurde. Seit einer Stunde hielt Amy Ausschau nach dem Jungen, der ihr seit fast einer Woche aus dem Weg ging. Doch außer den Männern vom Umzugsunternehmen und Kians Vater, der das ganze Prozedere dirigierte, konnte sie niemanden sehen. Besorgt lief sie am Fenster auf und ab, spähte ab und zu hinaus und behielt dabei die Uhr im Auge. In einer halben Stunde würden sie aufbrechen und Kian hatte ihr versprochen, sie vorher nochmal zu besuchen. Er musste einfach. Schließlich zog er mit seinen Eltern ans andere Ende des Landes und dann würden sie sich lange Zeit nur noch gelegentlich sehen können.

Ein Auto hielt vor dem Umzugswagen und auf der Fahrerseite kam Kians Mutter zum Vorschein. Für Mias Geschmack war die Frau etwas zu gut gelaunt für den bevorstehenden Tapetenwechsel, immerhin lebten sie seit über 15 Jahren in diesem Haus. Würde sie ihr Zuhause nicht vermissen? Und was war mit Kian und ihr? Wer hatte sie gefragt? 

Auf der anderen Seite des Autos kam nun der Junge zum Vorschein, auf den sie die ganze Zeit gewartet hatte. Sein Blick wanderte zum Haus ihrer Eltern und er entdeckte Amy am Küchenfenster. Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, dann sagte er etwas zu seiner Mutter und näherte sich dem Haus. Sofort sprintete das Mädchen aus der Küche, über den Flur Richtung Haustür, riss diese auf und wollte schon hinausstürmen, doch Kian stand bereits vor ihr.

Ein wenig verdutzt blieben die beiden einige Augenblicke so stehen – Amy mit der einen Hand an der Tür und Kian mit hinter dem Rücken verschränkten Armen. Dann brach der Junge mit den tiefschwarzen Haaren als erster das Schweigen. „Bekomme ich keine Abschiedsumarmung von meiner Lieblingsnachbarin?" Ein schelmisches Grinsen legte sich auf seine Lippen, doch Amy hörte aus seiner Stimme heraus, dass auch ihm der Abschied die Kehle zuschnürte.

Als hätte sie sich daran erinnert, dass sie eben noch zur Haustüre hinausstürmen wollte, fiel sie Kian um den Hals und drückte ihn so fest sie konnte an sich. „Du darfst nicht weggehen. Mit wem mache ich denn jetzt nach der Schule immer die Hausaufgaben?", nuschelte sie leise. Amy spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen als Kian sie genauso an sich drückte. Sie wollte ihren besten Freund nicht verlieren. Vielleicht konnte er nicht gehen, wenn sie ihn einfach nicht mehr losließ. 

„Du hast doch noch Liv und die Jungs. Ich hab ihnen schon gesagt, dass sie sich gut um dich kümmern müssen, solange ich weg bin. Und irgendwann komme ich wieder zu dir zurück. Bis dahin schaffst du es auch ohne mich.", setzte er zu einem Versuch an, sie aufzumuntern.

Liv und die Jungs waren aber nun mal nicht Kian. „Versprichst du mir, dass du zurückkommst? Ganz bald?" Sie löste sich leicht aus seiner Umarmung und sah ihn skeptisch an. Auch Kians Augen waren leicht gerötet, als müsste er seine Tränen zurückhalten. Doch auf seinen Lippen war ein breites Lächeln. 

„Vielleicht nicht ganz bald, aber ich komme auf jeden Fall wieder. Außerdem telefonieren wir einfach ganz oft und in den Ferien können wir uns immer besuchen." Amy nickte. Sicher würden sie das irgendwie hinbekommen.

„Hauptsache wir verlieren uns nie aus den Augen." Mit diesen Worten ließ er sie los und hielt ihr vor die Nase, was er wohl bis eben hinter ihrem Rücken versteckt hatte. Eine wunderschöne, rote Rose mit einem kleinen Bändchen daran.

Hitze stieg Amy in die Wangen. „Wofür ist die denn jetzt?", fragte sie Kian perplex, da ihr nichts Besseres einfiel. Bisher hatte ihr noch nie jemand eine Blume geschenkt und sie verstand die Bedeutung seines Geschenkes nicht so ganz.

„Na die ist einfach für dich, wenn du sie kopfüber aufhängst und trocknest, kann sie dich immer an mich erinnern.", sagte Kian so stolz, als würde er über eine wichtige wissenschaftliche Entdeckung sprechen. Schmunzelnd nahm sie seine Blume entgegen.

„Ich hab aber gar nichts für dich!", beschwerte sie sich nun und sah auf die Blume in ihrer Hand. Ein schlechtes Gefühl machte sich in ihr breit, aber Kian zerstreute ihre Schuldgefühle sofort wieder. „Dann gib mir doch etwas, dass ich für dich aufbewahren muss. Ich passe so lange für dich darauf auf, bis ich zu dir zurückkommen kann. Das erinnert mich dann auch immer an dich."

Amys Augen leuchteten begeistert auf und sofort fiel ihr Blick auf das Silberkettchen an ihrem linken Handgelenk. Sie trug das Armband eigentlich jeden Tag, doch Kian würde sie es anvertrauen. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und er begriff, was Amy vorhatte. Vorsichtig öffnete er den Verschluss und hielt dann die Kette in seiner Hand. „Bist du dir sicher?"

Amy nickte und presste die Rose an ihre Brust, als wäre sie ein Schatz, bereute es aber sofort als sie sich an einem Dorn stach. Fluchend schüttelte sie ihre Hand und Kian konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Amy liebte es, wenn er lachte, diese Momente setzten immer ein paar Schmetterlinge in ihr frei. Im Hintergrund erkannte sie seine Eltern, die sich langsam zum Auto bewegen. Kian bemerkte ihren Blick und warf ihnen einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Amy.

„Scheint so, als müssten wir uns jetzt vorerst verabschieden...", sagte er zögerlich und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. Amy schnürte dieser Satz die Kehle zusammen und sie brachte kein Wort mehr heraus. Sie wollte noch so viel zum Abschied sagen, zum Beispiel, dass sie froh war, vor zwei Jahren Jahr hier her gezogen zu sein oder dass er für sie sehr wichtig geworden war. Dass sie ihn jetzt schon vermisste, und dass sie gut auf die Rose achtgeben würde. Doch stattdessen stand sie da und kämpfte mit den Tränen.

„Wehe du weinst jetzt. Wir sollten uns lieber auf unser nächstes Treffen freuen. Na komm." Er zog sie erneut in eine Umarmung und drückte sie fest an sich. Während Amy noch damit beschäftigt war, die Rose zu retten, gab Kian ihr plötzlich einen Kuss auf die Wange. Überrascht sah sie ihn an und erntete nur ein schelmisches Grinsen. „Also dann. Man sieht sich. Wehe, du vergisst mich.", scherzte er und wandte sich zum Gehen.

„Ich...ich vergess dich doch nicht zu Witzbold!", beschwerte sie sich, was Kian erneut ein Lachen entlockte.

„Gut so. Bis dann!" Er winkte ihr zum Abschied nochmal zu und drehte sich dann von ihr weg, um zum Auto seiner Eltern zu gehen. „Bis bald!", rief Amy ihm noch hinterher als hinter ihr ihre Mutter auftauchte.

„Gehen sie schon? Beinahe hätte ich ihre Abreise verpasst.", sagte sie aufgeregt und eilte zum Auto. Amy hörte nicht mehr, was die vier beredeten, doch sie beobachtete noch, wie sich die erwachsenen einmal umarmten und ihre Mutter Kian zum Abschied die Hand auf die Schulter legte. Dann stiegen alle drei ins Auto ein und fuhren begleitet von Amys Winken gemeinsam mit dem Umzugswagen aus der Einfahrt.

Später am Abend nahm sie erneut Kians Rose zur Hand und erkannte erst jetzt, dass an dem Band der Rose noch ein kleiner Zettel befestigt worden war. Neugierig machte sie das kleine Röllchen ab und öffnete es.

Right person, wrong time? Was ist das jetzt wieder für ein Rätsel Kian?" 


~ Zwei Jahre später ~


Laut sang ich mit meiner besten Freundin zur Musik vor mich hin, stoppte dann aber als ich mich wieder an meinen Traum von letzter Nacht erinnerte. Olivia, ließ sich daran nicht weiter stören und sang aus voller Kehle den Refrain des neuen Tate McRae Songs weiter. Wieso hatte ich schon wieder von ihm geträumt? Ich habe jetzt seit fast zwei Jahren nichts mehr von ihm gehört, bestimmt denkt er nicht mal mehr an uns.

Ich erinnerte mich immer wieder gerne an den frechen Jungen mit den rabenschwarzen Haaren, den ich kennengelernt hatte, als ich mit Mom kurz vor ihrem dreizehnten Geburtstag nach München in das Haus direkt neben ihm gezogen war.

Nach anfänglichem misstrauen hatten wir uns zunächst angefreundet, wurden dann aber schnell unzertrennlich. Wir gingen gemeinsam zur Schule, machten unsere Hausaufgaben zusammen und Kian hatte mich sogar mit in seinen Freundeskreis aufgenommen. Neben Eric und Theo hatte auch Olivia zu der kleinen Gruppe gehört und in unserer Freizeit hatten wir gemeinsam die Nachbarschaft unsicher gemacht.

Doch kurz nach meinem fünfzehntem Geburtstag kam die unerwartete Nachricht von Kian, dass sein Vater ein Jobangebot in Hamburg angenommen hatte und sie umziehen würden. Für unsere kleine Gruppe war damals eine Welt zusammengebrochen.

„Denkst du schon wieder an Kian?", riss Olivia mich aus meinen Gedanken und ich zuckte ertappt zusammen. Liv hatte ein unglaubliches Gespür dafür, was mich gerade beschäftigte. Sie behauptete immer wieder, ich würde für jedes Problem und jede Sorge einen ganz neuen nachdenklichen Gesichtsausdruck erfinden, darum könne sie das so gut erkennen.

„Hast du wieder meine Gedanken gelesen?", lachte ich und richtete meine Aufmerksamkeit nun ganz auf meine Freundin. Diese sah mich tadelnd an und schüttelte dann schmunzelnd den Kopf.

„Natürlich, du machst es mir auch zu einfach mit deinem nachdenklichen Gesicht. Liegt es an deinem Traum von letzter Nacht?", hakte Liv nach und stand vom Bett auf, um zu mir zu kommen. Als wäre ich aus Glas nahm sie meine Hände in ihre. Resigniert nickte ich und wich dem Blick meiner Freundin aus.

„Ich verstehe auch gar nicht, warum mich das Ganze noch so lange verfolgt. Du und die Jungs waren noch viel länger als ich mit Kian befreundet, aber ihr habt auch irgendwie weitergemacht. Ich finde es nur unfassbar schade, dass wir Kian so völlig aus den Augen verloren haben. Kannst du glauben, dass er jetzt bald sechs Jahre lang weg ist? Unfassbar, oder?" Ich schüttelte meinen Kopf und sah auf meine Hände, die Liv noch immer festhielt.

Ich hatte damals alles versucht, Briefe geschrieben, Mails, Handy Nachrichten, doch er hatte mir nie mehr geantwortet, auf keine meiner Nachrichten, er hatte uns nie besucht, nicht mal zu meinem Geburtstag. Ich hatte ihn jedes Jahr eingeladen. Inzwischen war ich mir nicht mal mehr sicher, ob er überhaupt noch die selbe Nummer hatte. 

„Weißt du Amy, ich hab dir das schon mal gesagt aber ich bin immer noch davon überzeugt, dass Kian einfach deine erste Liebe war. Du kannst mir nicht sagen, dass ihr nur Freunde wart, wir waren einfach alle ein bisschen zu jung. Right person, wrong time, das Sprichwort kennst du doch sicher auch. Natürlich hängt dir das nach, dein Unterbewusstsein erinnert dich einfach regelmäßig daran, weil sonst nichts spannendes in unserem Leben passiert", witzelte Liv. 

Ich sah meine Freundin überrascht an. Da war es wieder, der Spruch, den Kian damals auf einen Zettel geschrieben und an die Rose gebunden hatte. War das damals so etwas wie eine Liebeserklärung gewesen? 

„Hör mir bloß auf, ich bin ja schon drüber weg. Außerdem sollten wir jetzt erstmal an unsere Koffer halten. Hast du schon von Tim gehört, wann wir uns nachher im Café treffen?" Ich entzog Liv meine Hände und verdrängte Kian vorerst aus meinen Gedanken.

„Tatsächlich hat er mir gerade geschrieben, doch da du so in Gedanken warst, wollte ich dich damit jetzt nicht auch noch belasten.", neckte Olivia mich und ich verzog das Gesicht. „Wie überaus nett von dir. Also?"

„Er holt uns gleich ab, wir müssen also gar nicht dorthin hetzen." Ein Strahlen legte sich in Olivias Augen und ich musste ein Schmunzeln unterdrücken. Dass Liv Tim mochte, war für niemanden ein Geheimnis mehr und auch ich fand, dass die beiden gut zusammenpassen würden. Wenn sie sich eingestehen würden, dass sie sich gegenseitig toll finden. Die beiden hatten sich an Olivias Uni kennengelernt. Manchmal fühlte ich mich zwischen den beiden wie das fünfte Rad am Wagen doch was tat man nicht alles für das Liebesglück seiner Freunde.

„Sehr schön, ich dachte schon, wir müssen jetzt bei der Affenhitze durch die Stadt laufen. Lass uns gleich runtergehen." Ich schnappte mir meine Tasche und meinen Koffer, zog mir meine Schuhe an und verließ nach Olivia die kleine Wohnung. Die anderen gepackten Kisten würden unsere Eltern im Laufe der Woche abholen, den Schlüssel würden wir meiner Mom nachher noch vorbei bringen. 

Unten vor der Haustüre des Häuserblocks sahen wir uns um und erkannten Tim einige Meter entfernt gegen sein Auto gelehnt, den Blick auf sein Handy gerichtet. Als wir auf ihn zugingen richtete er seine Aufmerksamkeit auf uns und hob zur Begrüßung die Hand. „Guten Tag die Damen, seid ihr schon hungrig?"

„Und wie!", sagte Liv und ich stimmte ihr nickend zu. Während wir uns über die Ereignisse der letzten Woche austauschten, fuhren wir in Richtung Innenstadt los. Zufrieden sah ich aus dem Fenster des Autos und versuchte, meine Vorfreude nicht zu deutlich zu zeigen. Liv hatte ich natürlich den Beifahrersitz überlassen, doch das störte mich nicht im geringsten.

„Ich kann es noch immer nicht fassen, dass wir es echt gewagt haben. Und du hast wirklich die Flugtickets nach Spanien besorgt? Oder träume ich doch noch?", drang Olivias Stimme bis zu mir durch und ich fiel direkt in die euphorische Stimmung meiner besten Freundin ein.

„Ich weiß wie du dich fühlst, ich kann es auch kaum glauben. Ein Jahr in Spanien, ein Traum. Du musst uns nachher mehr über unsere Unterkunft erzählen Tim, hattest du nicht eine Überraschung für uns? Noch mehr Geheimnisse verkrafte ich nicht."

Die Spanienreise war schon lange Zeit ein Traum von Olivia und mir gewesen. Doch nach dem Abschluss hat es finanziell nicht gereicht und dann waren wir beide beschäftigt gewesen. Während Olivia sich für ein Studium entschieden hatte, wollte ich erst einmal etwas Praktisches machen. Jetzt hatte ich meine dreijährige Ausbildung zur Medienkauffrau abgeschlossen und würde das Jahr in der Sonne zur Weiterorientierung nutzen. Auch Liv hatte jetzt ihren Bachelor in Animation und Illustration in der Tasche, der Entspannung stand also nichts mehr im Weg. 

Die Aktion entstand spontan und eher planlos, doch als Tim mit in die Idee eingestiegen war, bekam das Ganze eine richtige Richtung. Auch er hatte zwei Freunde, die sich ein Jahr lang mit uns ins Ausland wagen wollten wir beide waren schon mehr als gespannt darauf, die beiden am Flughafen in Spanien kennen zu lernen.

„Nur, weil ich euch meine Freunde noch nicht vorgestellt habe? Die beiden wohnen etwas weiter weg, das habe ich doch erzählt. Deshalb haben wir das erste Treffen eben ausfallen lassen und treffen uns stattdessen direkt in Spanien. Bis dahin müsst ihr eure Neugierde noch aushalten.", erwiderte Tim mit einem belustigten Unterton. „Aber jetzt lasst uns erstmal reingehen und was essen."

***

Liv schritt aufgeregt voran, ihren Koffer zog sie zügig hinter sich her während sie einige Meter voraus eilte. „Jetzt warte doch Liv, ich kann nicht so schnell. Meine Beine sind vom vielen Sitzen immer noch ganz steif", lachte ich, während ich gemeinsam mit Tim versuchte, hinter meiner besten Freundin her zu eilen. Diese konnte es offenbar kaum erwarten, aus dem Flughafen raus in die spanische Hitze zu stürmen. 

Nach und nach holte ich mehr auf und hatte Liv am Eingang endlich erreicht. Es war mir unbegreiflich, wie sie so schnell durch die Menschenmassen hatte gelangen können, während ich mich überall mühevoll hatte hindurch quetschen müssen. Tim drückte sich an uns beiden vorbei, er freute sich bereits seit Stunden darauf, seine Freunde endlich wieder zu sehen. Hinter Liv verließ ich somit als letzte das Flughafengebäude und sah mich staunend um. Vor dem Flughafen begrüßte uns eine grüne Landschaft, vom Landeflug wusste ich, dass hinter dem Flughafen bereits das Meer zu sehen war. „Wow, wenn es hier schon so schön aussieht, wie sieht es dann erst..." 

Weiter kam ich nicht, denn plötzlich stieß ich gegen Liv, die abrupt vor mir stehen geblieben war. Irritiert rieb ich mir die Schulter, von der Seite erkannte ich ihren schockierten Gesichtsausdruck sehen. Ich wollte Liv gerade fragen, was los war, als ich ihrem Blick folgte. Und selbst erstarrte.  

Tim begrüßte gerade überschwänglich zwei Jungen in unserem Alter, die vermutlich seine beiden eingeladenen Freunde waren. Doch einer der beiden konnte nicht real sein. Das musste eine Verwechslung sein. Mein Gehirn kam nicht hinterher, die Information zu verarbeiten, die sich hier direkt vor mir praktisch auf dem Silbertablett servierte. Dann sagte Liv ungläubig seinen Namen. 

„Kian?"

Als der Junge mit den schwarzen Haaren seinen Namen hörte, drehte er sich zu uns um und hielt überrascht inne, als sein Blick auf Olivia fiel. „Liv?" Dann fiel sein Blick auf mich und seine Augen weiteten sich noch mehr. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, die Zeit würde stehen bleiben. Entgeistert starrte ich Kian an, der schockiert zurück starrte. 

Tim beobachtete irritiert das Schauspiel. „Ihr kennt euch schon? Dann hätte ich mir die große Überraschung ja sparen können. Mensch, Leute..."

Liv sagte etwas zu Tim, das nicht bis zu mir durchdrang. Ich konnte es einfach nicht fassen. Kian war hier? Ich hatte mich all die Jahre gefragt, warum er den Kontakt zu mir abgebrochen hatte. Sogar mit den anderen hatte er noch hin und wieder Kontakt gehabt, bis Liv ihn immer wieder gedrängt hatte, sich auch bei mir zu melden. Seit einiger Zeit hatte aber niemand mehr etwas von ihm gehört. Und nun stand er hier, direkt vor mir als wäre nie etwas gewesen?

„Ehm...Leute, ich hab keine Ahnung was hier abgeht, aber ich hab hier gerade ein bisschen Angst um unser geplantes Auslandsjahr wenn ihr euch so geschockt anstarrt", drang Tims Stimme endlich zu mir durch, doch erst Olivias Hand auf meiner Schulter brachte mich dazu, meinen Blick von Kian zu lösen. In ihren Augen sah ich den selben aufgewühlten Gesichtsausdruck, der sich auch auf meinem Gesicht abzeichnen musste. 

„Na komm, das können wir nachher in Ruhe besprechen", versuchte Liv mich zu beruhigen, was plötzlich Wut in mir aufsteigen ließ. Ich warf Kian einen scharfen Blick zu, was ihn kaum sichtbar zusammenzucken ließ. „Es gibt nichts, was besprochen werden müsste. Es ist alles gesagt."

Mit diesen Worten wendete ich mich von Liv ab und lief an Kian vorbei, ohne ihn nochmal eines Blickes zu würdigen. Dann stellte ich mich fast schon übertrieben gespielt gut gelaunt Tims zweitem Kumpel vor. 

*** 

„Okay ihr müsst mir jetzt mal einiges erklären, ich hab das Gefühl, mir ist vorher am Flughafen etwas ganz großes entgangen Mädels."

Tim war unbemerkt in Olivias und mein Zimmer gekommen, das wir uns unter den Nagel gerissen hatten. Das kleinere von beiden, da die Jungs zu dritt in dem anderen Zimmer unterkamen, doch das Zimmer war immer noch groß genug. 

Die große Überraschung, die Tim für uns gehabt hatte bestand daraus, dass wir kaum etwas für das kleine Strandhaus bezahlen mussten, da es entfernten Verwandten seiner Mutter gehörte. Diese fuhren normalerweise ein paar Mal im Jahr in den Urlaub hier her, würden für das kommende Jahr Tim und uns zuliebe auf ihr Strandhaus verzichten. 

„Die Sache ist etwas komplizierter...", setzte Liv an, doch ich warf ihr einen skeptischen Blick zum der sie verstummen ließ. 

„Nenn mir eine Sache an der Situation, die kompliziert ist. Kian war unser bester Freund, bis er weiß Gott wo hin gezogen ist und sich dann nie mehr bei mir melden wollte. Und bei euch euch nicht mehr, als ihr ihn dazu überreden wolltet, den Kontakt wieder aufzunehmen." Ich schnaubte. 

Liv sah mich mitfühlend an, also wandte ich mich von ihr ab. "Hör mal, ich weiß, dass dich das verletzt hat, ich war die letzten Jahre immer an deiner Seite. Aber was, wenn es einen guten Grund gab? Möchtest du nicht mal mit ihm reden?"

Meine Gedanken wirbelten schon wieder durcheinander und ich fuhr mir durch das Gesicht. „Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich kann ihm das nicht einfach verzeihen. Das ist unter aller Sau, was Kian abgezogen hat, und wenn ich mich nicht so sehr auf die Zeit hier gefreut hätte, würde ich jetzt Mom anrufen und dann einen Rückflug buchen", verdeutlichte ich meinen Standpunkt. 

Liv und ich sahen uns ein paar Momente schweigend an. Dann sah sie zu Tim, der immer noch etwas ratlos drein schaute. „Kian war ihre erste große Liebe", erklärte sie ihm dann und ich sah sie empört an. 

„Das stimmt überhaupt gar nicht! Er war mein bester Freund, rede nicht so einen Unsinn!" Verärgert verschränkte ich die Arme vor der Brust und wendete mich dann von den beiden ab.

„Aaaah, jetzt verstehe ich, was hier los ist", sagte Tim mit einem Grinsen und lief dann Richtung Zimmertür. „Na dann Ladys, wie wärs wenn wir als erstes den Strand abchecken?"

***

Eine halbe Stunde später saß ich in einem meiner Sommerkleider unter einem Sonnenschirm auf einem Handtuch und sah aufs Meer hinaus, in dem Liv und Tim sich gegenseitig nass spritzten. So viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum und die aller größte Frage war, wie das alles hier real sein konnte? Wie hatte keiner von uns wissen können, dass Kian dabei sein würde? Wie hatte er nichts von uns wissen können? Hatte Tim seinen Kumpels nie von Liv erzählt? Was ging in Kian vor? Und warum war ich überhaupt mit zum Strand gekommen wo ich fest entschlossen gewesen war, noch eine Weile vor mich hin zu schmollen. 

Olivias lautes Lachen drang zu ihr durch und ich musste nun doch schmunzeln, als ich zu den beiden rüber sah. „Tim und Olivia passen wirklich toll zusammen."

Die Stimme hinter ihr ließ mich verkrampfen. Ich traute mich nicht, mich umzudrehen oder auch nur in seine Richtung zu sehen. Also tat ich gar nichts, und blieb stumm. Plötzlich waren die Sandkörner unter meinen Händen tausend mal interessanter als die Welt um mich herum. 

Als ich eine Bewegung in meinem Augenwinkel wahrnahm, drehte ich meinen Kopf doch in seine Richtung und sah direkt in seine schokoladenbraunen Augen. Seine schwarzen Haare waren länger als damals, wirkten irgendwie unordentlich und ließen ihn aussehen, als wäre er gerade erst aufgestanden. Ich musste mir eingestehen, dass ihm die Frisur stand. Er trug eine Badehose, hatte aber trotzdem ein Tanktop an. Also hatte er wohl nicht in den nächsten drei Sekunden vor, mich in Ruhe zu lassen und schwimmen zu gehen. 

„Ich weiß, ich bin schließlich jeden Tag mit den beiden zusammen." Mein Ton klang schärfer als beabsichtigt und Kian seufzte leise.

"Wusstest du es?" Er sah mich fragend an. „Wusstest du, dass Tim mit Liv zusammen ist? Die beiden sind praktisch schon fast zusammen, du kannst mir nicht erzählen, dass ihr Freunde seid und er nie von ihr erzählt hat."

Kian seufzte erneut. „Er hat uns von Liv erzählt, aber er nennt sie andauernd Livi. Woher hätte ich wissen sollen, dass es hier um unsere Olivia geht? Ihr wohnt inzwischen nicht mal mehr dort, wo wir früher alle zusammen gelebt haben. Wie hätte ich das ahnen sollen?"

Ich gestand mir ein, dass er recht hatte, auch wenn es mich ärgerte. Von allen Menschen auf dieser Erde musste ausgerechnet Kian Tims Kumpel sein. Ich konnte es kaum glauben. 

„Hör mal, ich..." Kian wusste offensichtlich nicht, was er sagen sollte, also nahm ich ihm die Arbeit ab. „Weißt du, wenn du mir nicht erklären willst, warum du uns damals allen den Rücken gekehrt hast, dann brauchst du gar nicht erst mit mir zu reden. Mir ging es lange genug schlecht wegen deiner Entscheidung. Also lass mich einfach in Ruhe Kian."

Bei meinen Worten bildete sich ein unangenehmer Knoten in meinem Hals, der es mir erschwerte, zu sprechen. „Wir haben dich damals alle furchtbar vermisst. Was es noch schlimmer gemacht hat war, dass du dich offensichtlich dafür entschieden hast, mich aus deinem Leben zu streichen, nicht mal die Jungs oder Liv haben verstanden warum. Du hast mir unfassbar weh getan Kian, und das konnte ich dir bis heute nicht verzeihen."

Tränen stiegen in meinen Augen hoch, ich hatte selbst nicht gewusst, dass Kian mir bis heute noch so wichtig war. Und die Erkenntnis tat noch mehr weh. 

„Amy, ich..." Wütend sprang ich auf und funkelte ihn an. „Ich verstehe das nicht. Ich verstehe dich nicht. Weißt du, warum ich so am Boden zerstört war? Du warst nicht nur mein bester Freund sondern auch meine erste große Liebe. Wenn ich mit dir zusammen war, hat alles so viel mehr Spaß gemacht. Und du hast alles kaputt gemacht!" 

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich immer lauter wurde, bis ich Liv aus dem Augenwinkel auf uns zueilen sah. Beschämt drehte ich mich weg und machte einen Schritt Richtung Strandhaus, als jemand mich am Handgelenk festhielt. Ich drehte mich um und funkelte Kian wütend an, sofort ließ er mich los. 

Erneut drehte ich mich um und stürmte diesmal wirklich zum Strandhaus. 

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