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16. | C H A R L I E

V E R G A N G E N H E I T

Ich saß auf der Fensterbank in dem Erkerfenster in meinem Zimmer und beobachtete gedankenverloren, wie die Sonne am Horizont verschwand, als es leise klopfte. Ich blinzelte und wandte mich um zur Tür. Mein Bruder streckte den Kopf herein.

„Kann ich rein kommen?"

„Solltest du nicht unten bei deinen Gästen sein?", fragte ich stattdessen. Unten im Wohnzimmer saßen Brycon, Evan, Sean und Ryler. Sie spielten noch irgendwelche Survival Games - anhand ihrer ständige Flüche zu urteilen - , bevor sie sich dann ein Spiel der New England Patriots ansehen würden. Ich zog mich bei solchen Treffen einfach in mein Zimmer zurück und ließ meinen Bruder und seine Freunde allein.

Er schob die Tür ein Stück weiter auf, als er plötzlich mit einer bläulichen Verpackung herum wedelte. „Ich hab Kekse mitgebracht. Darf ich jetzt reinkommen?"

„Ist das wieder einer deiner Bestechungsversuche, damit ich Mom und Dad nichts von dem Bier unten erzähle?", fragte ich skeptisch und verengte die Augen zu Schlitzen. Mom und Dad waren übers Wochenende verreist, um alte College Freunde meiner Mom zu besuchen.

Er schüttelte lachend den Kopf. „Heute ausnahmsweise nicht."

Ich hob immer noch nicht gänzlich überzeugt eine Braue.

„Wirklich. Versprochen. Keine Hintergedanken. Ich wollte einfach nur nach meiner Lieblings Zwillingsschwester sehen", versicherte er.

„Dir ist schon klar, dass man sowieso nur eine Zwillingsschwester haben kann, als Zwilling? Selbst wenn wir außer Acht lassen, dass wir sowieso keine weiteren Geschwister haben."

Er rollte mit den Augen. „Sorry, du Superhirni. Also, willst du jetzt Kekse, oder nicht?"

„Sind das Oreos?", hakte ich nach.

„Jepp, sogar extra mit Double Cream."

Ohne ein weiteres Wort machte ihm Platz auf der Fensterbank und klopfte auffordernd neben mich. Cole grinste selbstzufrieden, als er zu mir herüber schlenderte. Er reichte mir die Packung, die ich ihm nahezu gierig aus der Hand riss, während er sich die Kissen auf meiner Fensterbank zurecht rückte und es sich bequem machte. Amüsiert beobachtete Cole wie ich dann den Keks nach und nach in seine Einzelteile zerlegte und dann Stück für Stück aß.

„Willst du auch einen?", fragte ich dann, doch er schüttelte den Kopf.

„Ich habe sie für dich geholt."

Ich runzelte die Stirn. „Okay, wer bist du und wo ist mein Bruder?"

Er lachte. „Was? Darf ich meiner Schwester nicht einfach mal so ihre Lieblingskekse holen, oder ist das etwa verboten?"

„Nein, aber für gewöhnlich holst du mir nicht einfach so Kekse, geschweigenden würdest du, so verfressen wie du bist, welche ablehnen, wenn ich sie dir anbiete. Also, wenn das kein Bestechungsversuch oder so etwas ist, was ist dann los?", fragte ich ihn und lehnte mich neugierig vor.

Cole fuhr sich durch die braunen Haare, die wie meine rötlich leuchteten im Licht der untergehenden Sonne, das durch das Fenster fiel. Doch mir entging nicht, wie sein Blick hinüber zu meinem Schreibtisch glitt und er eines der eingerahmten Bilder anstarrte.

„Heute ist Grandpas 8. Todestag", sagte er dann leise und ich schluckte hart. Natürlich hatte ich das nicht vergessen. Schon den ganzen Tag gingen mir Bilder von damals durch den Kopf. Von den Geschichten, die er uns erzählt hatte und den Ausflügen zu der früheren Aussichtsplattform irgendwo oben in Wildfox Dawn.

„Ich meine, ich weiß wie wichtig dir Grandpa war."

„Dir doch auch", wandte ich ein.

Er nickte schwach. „Aber nicht so sehr wie dir. Dich und Grandpa hat viel mehr verbunden und du hast viel länger gebraucht, um seinen Tod zu verkraften, als ich."

Das war wahr. Grandpa war wohl der Grund für meine heutige Leidenschaft für die Sterne. Auch wenn Dad, die alten Geschichten seines Vaters über die Sterne für alberne Flausen gehalten hatte, die er uns in den Kopf setzte, hatten sie mich stets fasziniert. Wo ich früher nur ein paar kleine, funkelnde Sterne gesehen hatte, sah ich heute dank ihm eine Sammlung tausender Geschichten, die am Himmelszelt verewigt waren. Geschichten von Helden und Göttern aus dem alten Griechenland, Mythen über die alten Geister uralter indianischer Stämme und Vorstellungen von fernen, unerforschten Galaxien. Wann immer ich hoch in den Himmel sah, hörte ich die Stimme meines Grandpas, der uns davon erzählte.

Ein wehmütiges Lächeln huschte über mein Gesicht.

„Geht es dir denn gut?", hakte Cole irgendwann zögerlich nach, als ich noch immer gedankenverloren das Bild anstarrte und riss mich damit aus meinen Erinnerungen.

„Mir geht es gut. Wirklich", versicherte ich ihm. „Aber trotzdem süß von dir, dass du dir um mich Sorgen machst und mir Kekse mit gebracht hast." Ich grinste. „Manchmal bist du doch ganz in Ordnung, auch wenn du eine riesige Nervensäge bist", neckte ich ihn.

„Hey!", protestierte er und griff prompt nach einem der Kissen hinter sich, um mich damit abzuwerfen. Doch ich hob schnell die Hände und hielt die Packung Kekse schützend vor mich. „Hör auf, sonst kommen noch die Kekse zu schaden!"

Er verengte die Augen, ließ das Kissen dann aber wieder sinken. „Die Kekse werden dich nicht ewig schützen. Irgendwann werde ich mich rächen", warnte er mich vor mit einem hinterlistigen Grinsen vor.

„Ich will nur ungern zwischen die Fronten geraten, aber dürfte ich euch kurz stören?" Überrascht wandten Cole und ich den Kopf zu Ryler, der mit einem schiefen Grinsen in der Tür stand und uns beobachtete.

„Die Jungs haben Hunger und Sean hat schon vorgeschlagen zu kochen, aber...", erklärte Ryler, doch er schien nichts weiter sagen zu brauchen.

Mein Bruder sprang bereits von seinem Platz neben mir auf der Fensterbank auf. „Schon gut. Ich gehe lieber und bestell uns Pizza, bevor Sean die Küche abfackelt." Er seufzte, bevor er an Ryler vorbei in den Flur schlüpfte.

„Sean, rühr dich ja nicht von der Stelle!", hörte ich ihn noch panisch rufen, als er die Treppe hinunter lief.

Ich schüttelte amüsiert den Kopf über diesen chaotischen Haufen, der sie waren, bevor ich wieder zu Ryler sah. Er stand unschlüssig in der Tür, als wäre er sich nicht sicher, ob er bleiben oder wieder gehen sollte, während er neugierig den Blick durch den Raum wandern ließ.

„Hast du vor Wurzeln zu schlagen, oder kommst du rein?"

Ertappt zuckte sein Blick wieder zurück zu mir, doch ich schenkte ihm ein aufforderndes Lächeln.

Er kam herein und schluckte nervös. Bisher hatten wir uns immer im Diner, der Schule oder bei ihm in der Werkstatt getroffen. Das hier war irgendwie... intimer. Ob es das war, was ihn so nervös machte?

Er trat noch etwas tiefer ein, während er sich dabei um seine eigene Achse drehte und sich hoch interessiert alles ansah. Er schlenderte hinüber zu meinem Regal und fuhr mit den Fingern über die Buchrücken. Und während er die Titel entzifferte, beobachtete ich ihn dabei. Die Art wie er die Augenbrauen konzentriert zusammen zog und sich dabei diese kleine Denkfalte dazwischen auf seiner Stirn abzeichnete. Wie seine Lippen bewegten, als er nahezu lautlos die Titel vor sich hin murmelte oder seine Mundwinkel zuckten, wenn er an einigen Titeln länger hängenblieb. Selbst bei diesem harmlosen Zucken seiner Mundwinkel blitzten seine Grübchen auf und entlockten mir damit unwillkürlich selbst ein kleines Lächeln. Ich wollte diese Grübchen küssen, doch kaum tauchte dieser Gedanke in meinem Kopf auf, wurde mir klar, wie seltsam das klang.

Er ging hinüber zu meinem Schreibtisch und blieb schließlich davor stehen. Genauso wie bei Cole blieb sein Blick an dem Bilderrahmen hängen. „Wer ist das?", fragte er dann und wandte sich fragend zu mir um.

„Mein Grandpa", erklärte ich ruhig. „Heute ist sein achter Todestag."

Er schluckte und kratzte sich beschämt am Hinterkopf. „Oh, Charlie, dass... dass tut mir leid. Standet ihr euch nahe?"

Ich nickte. „Ja, aber ich komme damit zurecht."

„Sicher?"

Ich rollte mit den Augen, konnte mir jedoch kein kleines Lächeln über diese männliche Fürsorge verkneifen, die mir heute zuteil wurde. „Ja. Mir geht es gut. Ich kann über ihn sprechen und an ihn denken, ohne gleich in Tränen auszubrechen."

Er schien sich nichtsicher zu sein, ob er mir glauben sollte.

„Na gut, aber wenn es nicht so ist, ist das auch okay. Ich meine, ich könnte es verstehen, wenn es so wäre", versicherte er mir und sah mich noch einen Augenblick eindringlich an.

„Dass weiß ich, aber mit mir ist wirklich alles in Ordnung. Versprochen."

Er nickte langsam, ehe er wieder das Bild ansah. Einige Augenblicke verstrichen, in denen er das Foto einfach ansah. Er schien nachzudenken.

„Was ist deine schönste Erinnerung an ihn?", fragte er dann irgendwann.

„Mhm", summte ich nachdenklich und runzelte angestrengt die Stirn, als Ryler zu mir herüber kam und sich auf den Platzt setzte, auf dem Cole eben noch gesessen hatte. Gespannt sah er mich an.

„Da gibt es viele. Zum Beispiel, die Abende, wo er sich mit uns die Sterne angesehen und uns Geschichten von ihnen erzählt hat. Er hat mir auch kurz vor seinem Tod ein Kinderbuch geschenkt, das ich so oft gelesen habe, bis es fast auseinander gefallen ist. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir nur an schöne Momente mit ihm erinnern. Da ist es schwer, sich zu entscheiden."

Er schwieg und sah aus dem Fenster, statt etwas dazu zu sagen. Ein melancholischer Ausdruck lag auf seinem Gesicht, dass von dem sanften Licht der einsetzenden Dämmerung beleuchtet wurde.

„Denkst du an deine Mom? Ich meine hast du etwas woran du dich gerne zurück erinnerst?", fragte ich, doch als er noch immer nichts sagte, fügte ich hastig hinzu: „Aber du musst selbstverständlich nicht antworten, wenn dir das zu persönlich ist. Ich meine, dass wäre total in Ordnung und..."

„Hey, schon gut", unterbrach er sanft meinen panischen Redeschwall und schenkte mir ein beruhigendes Lächeln. „Du darfst mich alles fragen, was du willst, Charlie, okay?"

„Bist du dir sicher? Ich bin ein ziemlich neugieriger Mensch und ich würde mir das an deiner Stelle zweimal überlegen", riet ich ihm mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen, weil ich bereits befürchtete, die Stimmung zerstört zu haben. Auch wenn Ryler mir von seiner Mutter erzählt hatte, war es nach wie vor ein heikles Thema und ich wusste noch immer nicht, was ich ihn fragen konnte und wann ich womöglich zu weit ging.

„Du darfst mich alles fragen", wiederholte er und als er meinen Blick sah, tauchte wieder dieses schiefe, jungenhafte Grinsen auf seinem Gesicht auf. „Egal was", betonter er noch einmal und etwas daran, wie er das sagte, ließ mich an Dinge denken, bei denen mir augenblicklich das Blut in den Kopf schoss und ich den Blick auf die Packung Kekse neben mir senkte.

„A- Also, an was erinnerst du dich an liebsten zurück bei deiner Mom?", stammelte ich, um zurück zum Thema zu kommen. Oder vielmehr weg von dem Thema, dass mich an Dinge denken ließ - an Dinge mit Ryler -, die es unmöglich machten einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wollte sie möglichst schnell wieder vergessen, doch die Bilder ließen sich nur schwer aus meinem Kopf verbannen und vielleicht weigerte sich auch ein verdorbener Teil in mir dazu. Wie sollte ich Ryler ansehen, wenn ich mir solche Sachen - Sachen, die er mit mir machte - vorstellte?

Doch zu meinem Glück kommentierte Ryler meinen Themawechsel nicht weiter und lehnte sich stattdessen zurück. Sein Blick wanderte zur Decke, als er zu sprechen begann: „Ich erinnere mich nicht mehr an viel und das, woran ich mich erinnere, ist nicht alles schön, aber ich erinnere mich an ein paar wenige, gute Momente. Momente, in denen sie ganz sie selbst war. Ohne die Drogen."

Er schwieg kurz, als wäre er ganz in Gedanken versunken, ehe er dann erzählte: „Sie hat früher gerne gebacken. Sie konnte vielleicht keine dreistöckigen Torten backen und sie war auch kein Konditormeister, aber dafür machte sie die besten Brownies dieser Welt. Wenn sie den Teig in die Backform getan hatte, hat sie mir immer die Teigschale gegeben und einen Löffel und ich durfte, dann die ganzen Reste auslöffeln. Manchmal ließ sie auch absichtlich mehr drin. Danach sah ich immer aus, als wäre ich in einen Schokoladenbrunnen gefallen."

Er lächelte und ich stellte mir sofort einen kleinen Jungen mit schwarzen, zerzausten Haaren und großen dunkelblauen Augen vor, die von langen, dichten Wimpern umrahmt wurden in einem runden, pausbäckigen Gesicht, in dem überall schokoladiger Teig klebte. Ich war mir sicher, er war - mit und ohne Teig - sicherlich zum Fressen süß gewesen.

„Oh, und meine Mom tanzte ständig. Vor allem wenn Jackson Five oder Queen lief, konnte sie einfach nicht die Füße stillhalten. Sie nahm mich dann immer auf den Arm und tanzte mit mir." ER schüttelte lachend den Kopf, als er daran zurück dachte. „Gott, als kleine Junge habe ich das wahnsinnig toll gefunden und sie andauernd gefragt: dansen?"

„Ah, dann hast du also von ihr das musikalische Gen", erklärte ich und musste schmunzelnd daran zurück denken, wie ich ihn in der Werkstatt beim Tanzen erwischt hatte.

Er schien an dasselbe zu denken und schnitt eine Grimasse, als wäre es ihm noch immer peinlich. „Sieht wohl ganz so aus. Und ihr Geschmack hat wohl auch auf mich abgefärbt."

Es war schön zu wissen, dass es in dieser grauen Zeit in seinem Leben auch schöne, farbenfrohe Momente gegeben hatte, an die er gerne zurückdachte. Gerade weil er sie so früh und auf diese Weise verloren hatte.

„Warum war dein Großvater so an den Sternen interessiert? Ich meine, du hast es ganz offenbar von ihm, aber woher hatte er dieses Faszination?", fragte er schließlich und lenkte die Gedanken an einen hübschen, blauäugigen kleinen Jungen zurück zu unserem eigentlichen Thema.

„Er hat nie darüber mit mir gesprochen, aber ehrlich gesagt habe ich ihn nie danach gefragt. Dad hat mir später irgendwann erzählt, Grandpa hätte nach Vietnam oft ziemlich schlecht geschlafen und hat dann manchmal nachts einfach auf der Veranda gesessen und sich die Sterne angesehen. Vielleicht hat ihn das von seinen bösen Geistern abgelenkt, aber ich weiß es nicht genau", gestand ich und plötzlich wünschte ich, ich hätte ihn damals gefragt.

„Und das Buch, das er dir geschenkt hat? Wovon handelt es?", fragte er und neigte den Kopf neugierig.

Er hatte offenbar gut zugehört, denn selbst ich hatte fast vergessen, dass ich es erwähnt hatte und irgendwie brachte mich das zum lächeln.

„Von den Sternen. Von was sonst?", erwiderte ich.

Er rollte mit den Augen, als wäre ihm das schon klar gewesen. „Okay, aber was passiert in der Geschichte", bohrte er weiter nach.

Ich schüttelte verwirrt den Kopf, wobei mir ein paar Strähnen ins Gesicht fielen. „Warum? Es ist nur ein Kinderbuch gewesen, Ryler."

„Für dich war es aber nicht nur ein Kinderbuch. Sonst hättest du mir nicht davon erzählt, als ich dich gefragt habe, was deine schönsten Erinnerungen sind", entgegnete er ganz ruhig. „Erzähl sie mir", bat er mich mit samtiger Stimme und sah mich auf diese bestimmte Art an, bei der ich einfach nicht Nein sagen konnte.

Ich seufzte und schüttelte lächelnd den Kopf. „Wie gesagt, es ging um Sterne. Oder besser gesagt einen, kleinen Sternen von ganz vielen", begann ich. „So hieß auch das Buch. Der kleine Stern von Jason E. Wintersburg. Naja jedenfalls geht es darum, dass dieser Stern zum ersten Mal am Himmel auftaucht. Und er ist total aufgeregt und total neugierig und wartet sehnsüchtig darauf, dass die Nacht auf der Erde einbricht, von der alle sich so viel erzählen", begann ich und hielt dann inne, als ich das zurückhaltende Schmunzeln auf seinen Lippen sehe.

„Bist du dir wirklich sicher, dass du dir das anhören willst?", hakte ich noch einmal nach, weil ich mir irgendwie dämlich vorkam. Welcher Junge in seinem Alter wollte sich eine alberne Kindergeschichte anhören?

Er hob eine dunkle Braue. „Erzähl weiter, Charlie", forderte er brummend, so als würde er darüber nicht länger diskutieren wollen.

„Na gut. Jedenfalls wurde es Abend und unten auf der Erde sahen sich all die Sterne an, zählten und bewunderten sie oder suchten Sternenbilder. Aber irgendwann fiel dem kleinen Stern auf, dass ihn niemand bemerkte. Niemand interessierte sich für den Stern neben all den anderen, die so viel größer und heller waren als er. Doch er entschied einfach auf die nächste Nacht zu warten, weil sich dann vielleicht etwas ändern würde. Doch auch die nächste Nacht schien ihn niemand zu bemerken und auch die Nächte darauf nicht. Und das machte ihn so traurig, dass er einfach aufhörte zu Leuchten, weil wer würde schon einen unbedeutenden Stern wie ihn vermissen?"

Ich sah wieder die Bilder vor mir aus dem Kinderbuch. Ein kleiner Stern, der den Mund nach unten verzog und irgendwie geknickt aussah, während er immer blasser wurde. Gleichzeitig glitt mein Blick hinaus aus dem Zimmer zum Himmel, an dem langsam die ersten Sterne aufblitzten.

„Aber dann hörte er plötzlich eine Stimme, die nach ihm rief. Ein kleiner Junge, der an seinem Fenster stand und sich den Nachthimmel angesehen hatte. Jeden Abend. Und rief nach dem kleinen Stern, warum er aufhören würde zu leuchten. Der Stern erklärte ihm, dass er nicht mehr leuchtete, weil es für niemanden eine Rolle spielen würde, ob er leuchtete oder nicht. Niemand würde sein schwaches Licht neben all den anderen, strahlenden Sternen sehen. Doch der Junge erwiderte, dass er sich irren würde. Er hätte ihn gesehen und er würde jeden Abend nach ihm Ausschau halten. Und da begriff der Stern, dass ihn vielleicht nicht alle bemerkten oder bewunderten, aber dass dieser kleine Junge ihn sah. Dass es egal war, wie unbedeutend er vielleicht für all die anderen sein mochte, weil es diesen einen kleinen Jungen gab, der ihn vermisste, wenn er nicht da war. Und seit diesem Tag erinnerte der Stern jeden daran, der sich klein und unbedeutend vorkommt, dass es immer jemanden da draußen gibt, der nach einer Ausschau hält. Jemanden, dem man etwas bedeutet und der einen braucht", endete ich.

Als er schwieg und mich stattdessen einfach schweigend ansah, rutschte mir ein nervöses Lachen über die Lippen. „Doch zu albern?"

Sein Blick lag jedoch weiterhin unverwandt auf mir, bevor er dann mit ruhiger Stimme erwiderte: „Nein."

Überrascht von dem ernsten, nachdenklich Klang seiner Stimme, runzelte ich die Stirn.

„Nein, ganz im Gegenteil. Es ist vielleicht nur eine kleine Kindergeschichte, aber denkst du nicht, dass darin ziemlich viel Wahrheit steckt?"

Ich biss mir auf die Lippe, als ich darüber nachdachte.

„Was ist aus dem Buch geworden? Ist es noch ganz?", fragte er schließlich und riss mich aus meinen Überlegungen.

Ich seufzte traurig. „Keine Ahnung. Ich habe es vor ein paar Jahren verloren. Ich habe seitdem überall danach gesucht, aber ich kann es nirgends finden."

Ich hatte damals das halbe Haus auf den Kopf gestellt und verzweifelt danach gesucht, doch es war wie vom Erdboden verschwunden.

„Hattest du als Kind so etwas, so eine Sache, an der du total gehangen hast und die für dich quasi heilig war?"

„Ich schätze, dass war mein erster Football. Wir hatten uns früher die Spiele im Fernsehen angesehen und irgendwann, weil mein Dad sich keine Tickets für ein richtiges Spiel leisten konnte, ist er mit mir zu einem der Spiele an unserer High School gefahren. Ich war da gerade mal fünf und ich musste die ganze Zeit auf der Bank stehen, um irgendetwas zu sehen, aber ich danach war ich Feuer und Flamme für diesen Sport gewesen. Und naja, als Dad mir dann meinen ersten Football zu meinem sechsten Geburtstag schenkte, war das wohl das beste Geschenk aller Zeiten für mich gewesen. Ich hab stundenlang hinter Haus werfen damit geübt und habe ihn sogar mit ihn mein Bett genommen", erzählte er und ein seichtes Lachen schwang in seiner Stimme.

„Inzwischen hat der Ball seine besten Jahre hinter sich und sieht auch dementsprechend abgenutzt aus, aber ich bringe es einfach nicht übers Herz in weg zu werfen."

„Ich weiß nicht, ob ich mir dämlich vorkommen soll, weil selbst ein fünfjähriger Junge Football besser verstanden hat, als ich es heute tue", lache ich nervös.

„Wie meinst du das?"

„Na, wie wohl. Ich habe nicht die geringste Ahnung von Football. Egal, wie oft Cole es schon versucht hat zu erklären. Alles was ich weiß ist, dass das eine Team versucht das andere davon abzuhalten, dass sie dieses Leder-Ei in die Endzone bringen", gestand ich. „Und ich weiß, dass du als Quarterback den ersten Ball zu meinem Bruder passt, der dann versuchen muss möglichst weit damit zu laufen, ohne ihn zu verlieren."

„Hast du einen Football gerade als Leder-Ei bezeichnet?", schnaubte er.

„Eventuell?"

„Ich weiß, gar nicht was ich sagen soll. Das muss ich erst einmal verarbeiten", murmelte er fassungslos. „Da glaubt man jemanden zu kennen und dann stellt sich heraus, dass er nicht derjenige ist, der er zu sein vorgibt."

Ich schlug nach ihm, doch er wich mir geschickt aus. „Hör auf dich darüber lustig zu machen! Ich habe es wirklich versucht, aber ich versteh es einfach nicht. Es gibt so viele verschiede Begriffe und so komische Spielzüge. Das ist alles so kompliziert", stöhnte ich.

„Du willst mir allen Ernstes erklären, dass alles Mögliche über Astronomie weißt und mir quasi aus dem Stehgreif erklären kannst, wie es zu irgendeinem intergalaktischen Phänomen kommt, aber eine Ballsportart nicht begreifst?"

Er seufzte und schüttelte amüsiert den Kopf, ein schiefes Lächeln auf den LIppen. „Du hast Glück, dass ich dich so mag, Charlie."

Ganz unwillkürlich öffnete sich mein Mund, um seine Worte zu erwidern, doch kein Wort drang über meine Lippen, sobald ich seinem Blick begegnete. Dunkel und sehnsüchtig glänzten seine Augen, sodass meine Haut seltsam unter seinem brennenden Blick brannte. Ich könnte sie förmlich auf meiner Haut spüren wie eine Berührung, ein zartes Streicheln, eine ehrfürchtige Liebkosung.

Mein Herz stolperte in meiner Brust vor lauter Nervosität, während ich mir unwillkürlich auf die Lippe biss und damit Rylers Aufmerksamkeit auf meinen Mund lenkte. Seine dunklen Wimpern senkten sich und ich sah, wie er schwer schluckte, während er sich Zeit ließ meinen Mund zu betrachten.

Dann hob er die Hand, streckte sie nach mir aus und legte sie ganz sanft an mein Gesicht. Ich öffnete den Mund einen Spalt breit und sog scharf die Luft ein bei dieser zärtlichen Berührung, als seine schwielige Daumenkuppe mit einem Mal über meine Unterlippe glitt. Und wie seine Augen es getan hatten, zeichnete er den Schwung meiner Lippen von einem zum anderen Mundwinkel nach.

Ich hatte keine Ahnung was oder warum er das tat, doch bis auf meine Finger, die sich in den Stoff meiner Hose krallten, blieb ich völlig regungslos. Ließ zu, dass er mich weiter so berührte. Doch während ich von Außen scheinbar erstarrte, brach in mir alles in völliges Chaos aus. Meine Gedanken spielten verrückt, die Schmetterlinge in meinem Bauch drehten Loopings und mein Herz schlug so laut, dass ich befürchtete, er könnte es hören. Alles in mir stand unter Strom, als wäre ich von einem Blitz getroffen oder hätte eine Hochspannungsleitung gefasst.

Ich wusste nicht einmal ob er es war, der sich bewegte oder ob ich mich tiefer in seine Berührung lehnte, doch als sich unsere Gesichter einander näherten, war ich sicher, ich würde hier und jetzt an Herzrhythmusstörungen sterben.

Seine dichten Wimpern hoben sich und er sah mich unter schweren Lidern so sehnsüchtig an, als würde er keinen weiteren Tag überleben, ohne mich gekostet, ohne mich geküsst zu haben. Doch er hielt wenige Zentimeter vor mir inne und sah mich abwartend an, als würde er auf meine Erlaubnis warten. Doch statt etwas zu sagen oder ihm irgendeine Zeichen zu geben, glitt dieses Mal stattdessen mein Blick zu seinem Mund. Zu seinem vollen, männlichen Mund, der so verdammt nah war.

Ich hörte wie unser beider Atem ins Stocken geriet und plötzlich ein kehliges, sinnliches Geräusch tief aus seiner Brust über seine Lippen drang. „Charlie...", raunte er und mir wurde schwindelig, als...

Die Haustür klingelte. „Pizza!", rief jemand von unten und wir fuhren plötzlich auseinander, so als hätten wir bis eben ganz vergessen, dass wir nicht allein waren.

Einige Sekunden verstrichen, in denen wir bloß leise keuchend dort auf der Bank in meinem Erkerfenster saßen und sichtlich um Fassung rangen. Wir hatten uns fast geküsst. Ich hatte fast den besten Freund meines Bruders geküsst, während der nur ein Stockwerk tiefer auf dem Sofa saß und Fern sah.

Ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde und sah verlegen in eine andere Richtung, damit er nicht sah, wie ich purpurrot anlief.

War das wirklich passiert? Hätte ich wirklich zugelassen, dass er... Dass er mich als erstes küsste?

Sekunden verstrichen, in denen sich weder einer von uns bewegte noch etwas sagte. Bloß die Stimmen der Jungs von unten und unser rasselnder, hektischer Atem waren zu hören, als wären wir einen Marathon gelaufen.

„Charlie? Ryler? Kommt ihr, die Pizza ist da!", rief Cole von unten.

Ich räusperte mich und warf Ryler einen verstohlenen Seitenblick zu, der sich durchs Haar fuhr, während immer wieder den Kopf schüttelte.

„Wenn ihr nicht gleich nach unten kommt, kriegt ihr keine Pizza mehr ab!", schrie Cole noch einmal von unten.

„Wir- wir sollten wohl besser nach unten gehen", stammelte ich und strich mir mit zittrigen Fingern das Haar aus dem Gesicht. Aber ich hielt den Blick gesenkt und sah ihn auch nicht an, als ich aufstand und aus dem Zimmer ging. Doch ich spürte ihn. Direkt hinter mir. Ihn und seinen Blick, der sich in meinem Hinterkopf brannte, während wir die Stufen nach unten liefen.

Sobald wir unten waren, huschte ich in die Küche, schnappte mir einen Teller und nahm mir drei Stücke aus einer der Pappschachteln, die auf unserem Küchentresen ausgebreitet lagen.

Ich wollte mich gerade umdrehen, wieder nach oben verschwinden, als Ryler dicht neben mir auftauchte.

„Charlie, alles okay?", fragte er mit gesenkter Stimme. „Ich wollte dich nicht bedrängen oder dir Angst einjagen. Wirklich, es tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe und..."

„Sch-Schon gut", stoppte ich ihn, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich das tat, weil es mich nervös machte oder weil es mir irgendwie einen Stich versetzte, wenn ich ihn das sagen hörte.

Aber ehrlich gesagt wollte ich nicht darüber nachdenken. Irgendwie war ich überfordert mit der Situationen, mit meinem Gefühlen. War ich erleichtert, weil es alles nur verkompliziert hätte und wir doch gerade erst dabei waren Freunde zu werden oder was ich enttäuscht?

„Charlie, ich...", begann er, als Sean plötzlich neben uns in der Küche auftauchte und in seiner üblichen lässigen und beschwerten Art einen Arm um meine Schulter legte.

„Hey, Charles", begrüßte er mich breit grinsend.

„Hey, Seara", erwiderte ich und versuchte mir meine eigene Verwirrung nicht anmerken zu lassen.

Aber Sean schien das gar nicht zu merken, sondern grinste bloß noch ein Stückchen breiter, als er zwischen Ryler und mir hin und her sah. Doch Ryler sah ihn bloß finster an. „Störe ich?", fragte Sean unschuldig.

„Ja", brummte Ryler. „Wir führen gerade ein Gespräch, dass du unterbrochen hast."

„Redet ihr über nächstes Wochenende?"

„Nächstes Wochenende?", hakte ich stirnrunzelnd nach und sah fragend zwischen den Jungs hin und her. „Was ist nächstes Wochenende?"

„Wir fahren runter, zum Shephard Lake. Ein bisschen schwimmen gehen, Lagerfeuer, Marschmallows essen und sich Gruselgeschichten erzählen. Du weißt schon, der übliche Kram eben", erklärte Sean. „Aber dieser Einsiedler da" – er nickte in Richtung Ryler – „wollte nur mitkommen, wenn du auch dabei bist. Also, kommst du mit?"


A/N:

* versteckt sich beschämt hinter ihrem Laptop, weil sie solange nicht geupdatet hat und krächzte schief* Heeeeeeeeey, Leute

Äh, ja, ähm... Sorry?

Ich weiß gar nicht genau, warum ich nicht zum Schreiben gekommen bin, aber so war es eben und leider kann ich nicht versichern, ob es besser wird, da einige - EINIGE - arbeiten in den nächsten vier Wochen anstehen, ehe mein Praktikum beginnt. Was mich daran erinnert, dass ich noch meinen Lebenslauf schreiben muss, da die diesen brauchen, für den Praktikumsvertrag ....

Naja, aber hier bin ich und hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Es ist nicht mein bestes, weil dieser Dialog ursprünglich ein Telefonat war und ich das ganze aber wieder umgeschrieben habe, aber nichts desto trotz hoffe ich, dass es euch gefällt.

Übrigens war ich gestern in Endgame und wie nicht anders zu erwarten, war es einfach nur genial. Aber naja, ich bin halt ein Mega - überirdischer - Marvel - Fan (Und das ist noch echt harmlos ausgedrückt. Ich kenne quasi alle 22 Filme des MCUs in und auswendig und könnte euch hier sämtliche Theorien erzählen und er von Stellen erzählen, in denen bereits Charaktere angeteasert wurden, die erst Jahre später aktiv aufgetreten sind). Wer hat auch bitterlich geweint?

Ansonsten, sage ich hier nur noch, ciao, Kakao.

P.S. Bitte geht nicht auf die Handlung des Films für all die ein, die ihn noch nicht gesehen haben. 



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