XX: Geschwister
POV Angus:
„Sh. Leg dich hin. Schlaf noch ein wenig." Summte ich in mütterlichen Ton.
„N...Nein. Ich muss deine Formel untersuchen." Schniefte Malcolm und setzte sich langsam auf. Ich half ihm zum Küchentisch und holte dann seine chemischen Sachen. Ich sah aufmerksam zu, wie er alles aufstellte. „Ich brauche eine Blutprobe, Ang."
„Von wem?" Fragte ich verdattert.
„Von dir." Kicherte Malcolm. „Den Wolf werde ich sicherlich nicht nach einer Blutprobe fragen." Wir lachten ein wenig. Er holte die Nadel zum Blutabnehmen. Ich hatte das erst einmal gemacht und der Arzt konnte überhaupt nichts! Er hat vier Mal daneben gestochen. Jetzt habe ich Angst davor. „Streck die Arme aus, Ang." Ich tat es zittrig. Mal nahm meine Hände in die Hand und sah sich meine Venen an. Er tippte auf den rechten, inneren Ellbogen. „Da ist es ziemlich gut." Ich nickte zitternd. Er säuberte meinen Arm und vorbeireitete dann die Nadeln. Ich biss mir auf die Lippe um nicht zu wimmern. Er nahm die Nadel und sah zu mir auf. „Hast du Angst?" Ich nickte mit geschlossenen Augen. „Hey, du musst keine Angst haben. Es ist ein kleiner Picker und dann ist es vorbei."
„Das hat der Arzt damals auch gesagt." Wimmerte ich. „Und er hat gelogen." Malcolm lächelte ein wenig und streichelte meine Wange. „Der Arzt, der dich damals von oben bis unten zerstochen hat?" Ich nickte träge. „Ich bin dein Bruder. Glaubst du wirklich ich würde dich anlügen?"
„Ich habe dich angelogen." Wimmerte ich.
„Nein, hast du nicht." Er küsste meine Nasenspitze. „Ich geh es langsam an, okay? Es wird nur ganz kurz weh tun, okay? Ich hab die kleinste Nadel genommen, die es gibt. Schau." Er zeigte mir die Nadel. Sie war groß, aber auf jeden Fall nicht so groß wie die vom Arzt. Ich nickte. Malcolm legte seine Hände auf meine Schultern und massierte sie. „Ich mach es so, dass es schnell geht, okay?"
„Das hat der Arzt auch gesagt. Und dann hat er drei Mal daneben gestochen." Flüsterte ich.
„Bin ich der Arzt?" Fragte Malcolm skeptisch. Ich schüttelte den Kopf. „Na also."
„Hast du das schon einmal gemacht?" Fragte ich zitternd.
„Ja. Einmal. Jetzt entspann dich, Angus. Lehn dich zurück und denk an irgendetwas Schönes. Was magst du denn? Geburtstag, stimmt's?" Ich wusste, dass er mich ablenkte, versuchte aber mitzuspielen.
„Ja. Die Geburtstagstorte."
„Na also. Und jetzt stell dir vor, du hättest Geburtstag und würdest so eine riesige Torte bekommen. Was würdest du tun?" Ich spürte, wie er meinen rechten Arm in die Hand nahm. Gleich würde es weh tun. Ich wimmerte und versuchte meinen Arm zurück zu ziehen, doch sein eiserner Griff ließ mich das nicht. „Angus. Ich schwöre. Ich werde es so tun, dass es nur kurz weh tut und dann vorbei ist, okay? Ich will doch auch nicht, dass du Schmerzen hast." Er strich mir ein paar Locken aus dem Gesicht. Tränen liefen über meine Wangen. Er legte die Nadel sofort weg. „Oh Gott, was habe ich getan?" Flüsterte er aufgebracht und nahm mich sofort in den Arm. „Sh. Alles gut. Tut mir leid. Ich hätte dich nicht zwingen sollen. Alles gut." Ich hielt mich an ihm fest. Wieso stellte ich mich so an!? Der kleine Schmerz ist nichts im Vergleich dazu was Mal letzte Nacht durchgemacht hatte.
„Tut mir leid, Mal." Weinte ich.
„Sh. Alles gut. Ich bin das total falsch angegangen." Und da ist es schon wieder! Er nimmt die Schuld auf sich!
„Nein, du bist nicht schuld." Schniefte ich.
„Doch. Wie wäre es, wir machen einen Deal? Ich werde dir einen Kuchen backen?" Ich leckte mir über die Lippen. Malcolm machte immer total gute Kuchen. Er kicherte. „Und im Gegensatz bekomme ich dein Blut." Ich nickte langsam und streckte meinen Arm wieder aus. Ich sah weg. „Schau es dir an, Ang. Es ist nicht schlimm. Schau es dir an." Ich sah zaghaft auf meinen Arm hinunter. Malcolm säuberte ihn noch einmal und kam dann mit der Spritze. Er strich meine Haut ein wenig zur Seite und stach dann zu. Meine Augen weiteten sich. Das Blut fing an zu laufen. Mal steckte schnell ein Reagenzglas hinein und fing es auf. So füllte er drei Stück. Dann zog er die Nadel vorsichtig heraus und klebte mir ein kleines Pflaster mit einer Gitarre auf den Einstich. Das waren Kinderpfalster aber irgendwie hatten sie im Laden keine anderen gehabt. Er lächelte mich an. „Das hast du toll gemacht, Ang." Ich grinste immer noch ein wenig perplex.
„So läuft das normaler weiße ab?" Er nickte.
„Ja. Wenn der Arzt stechen kann. Jede Vene ist anders und du musst genau die richtige treffen, die genau unter der Haut liegt."
„Du bist besser als der Arzt. Danke, Mal." Ich umarmte ihn fest. Malcolm kicherte. „Jetzt werde ich mich um dich kümmern." Sagte ich und drückte ihn auf das Sofa im Wohnzimmer. Ich zog ihm das Shirt aus und fing an, seine Wunden zu säubern. Er wimmerte und steckte sein Gesicht in ein Kissen. Auf seinem ganzen Körper gab es Kratzt- und Biss Spuren. „Oh, Mal." Weinte ich und verband ihn. Ich sah ihm an, dass er müde und schläfrig war, doch er wollte aufstehen. „Wo willst du hin?"
„Ich muss dir einen Kuchen backen und mit deinem Serum arbeiten. Außerdem muss ich endlich das verdammte Dach und eine neue Tür machen."
„Mal, du legst dich jetzt sofort hin. Du bist todmüde. Das kann alles warten."
„Nein, kann es eben nicht. Wenn es regnet, sind wir am Arsch." Er holte die Ziegel und kletterte Schmerzverzehrt auf das Dach. Ich ging ihm nach. Er kratzte den kaputten Zement weg und mischte neuen. Ich kniete hinter ihm, weil ich besorgt war, dass er fallen würde. Ich legte meine Hände auf seine schlanken Hüften und hielt ihn fest, während er die Ziegel neu auflegte. Die Balken waren zum Glück nicht gebrochen und so musste man sie nicht tauschen. Er isolierte alles. Malcolms Augen schlossen sich immer wieder.
„Geh schlafen, Mal. Du bist müde." Sagte ich. Er schüttelte den Kopf und machte weiter. Ich ließ ihn weiter machen und half ihm dann vorsichtig vom Dach herunter. Er zitterte in meinen Armen. „Ich hab dich, großer Bruder." Sagte ich und hielt ihn ein wenig näher. Er zitterte stark. „Geh sofort schlafen."
„N...Nein." Stammelte Malcolm und hielt sich am Türrahmen fest.
„Doch." Ich schob ihn in Richtung Sofa, doch er drehte sich um und kämpfte dagegen an. Ich zog meine Lippe hinauf und knurrte laut. Malcolms Augen weiteten sich. Er starrte mich zitternd an. Ich gab ein zweites Knurren von mir. Sein Zittern nahm zu. Ich konnte Tränen in seinen Augen erkennen. Scheiße! Was hatte ich getan!? Er ließ mich los und lief in den Wald. „Malcolm! Warte!" Rief ich aufgebracht und lief ihm nach. Er war wegen seinen Beinen nicht sehr schnell. Noch eine Nacht mit dem Wolf würde er nicht aushalten. Mal lief genau auf einen Abgrund zu. Seine Sicht war bestimmt voller Tränen und so konnte er es nicht sehen. „Mal! Bleib stehen!" Schrie ich und beschleunigte mein Tempo. Kurz bevor er die Klippe hinunter stürzte, schlang ich die Arme um ihn und zog ihn zurück. Wir vielen kreischend auf den Boden. Mal saß auf meinem Schoß und unsere Beine baumelten die Klippe hinunter. Ich atmete schwer. „Puh. Scheiße das war knapp." Murmelte ich. Malcolm zitterte und weinte in meinen Armen. Er schlug mit seinen Fäusten schwach gegen meine Brust.
„Wolf...Wolf..." Murmelte er vor sich hin und wiegte sich. Er stand unter Schock. Ich strich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht. Seine langen Haare kitzelten mich in der Nase, weil sie wie elektrisiert in alle Richtungen standen. Er hörte auf zu schlagen und legte weinend seinen Kopf auf meine Brust. Ich hielt ihn an mich wie ein Baby.
„Sh. Ist gut. Ich bin gerade kein Wolf, okay? Ich bin dein Bruder. Erinnerst du dich? Dein kleiner Bruder Angus McKinnon Young. Du hast mir das Laufen beigebracht. Und du hast mir Gitarrenspielen gezeigt. Und du hast mit mir den Buchstaben A geübt. Weißt du noch? Ich konnte das A nicht aussprechen. Du hast mir beigebracht, wie ich meinen Namen schreibe und ausspreche." Malcolm zitterte immer noch stark. „Du bist mein großer Bruder und ich bin dein kleiner Bruder. Weißt du noch? Das habe ich damals zu dir gesagt. Du warst der einzige der an mich glaubte, als ich in der Schule ein Wettlaufen hatte. Du hast mich getröstet, als ich in der Schule verprügelt wurde." Ich fing an zu kichern. „Und danach bist du losgezogen und hast die, die mich verprügelt haben, Krankenhaus reif geschlagen. Du hast mit mir alles geteilt. Vergessen?" Ich wurde still, bevor ich flüsterte, während ich durch seine Haare streichelte: „Du warst immer für mich da. Immer. Und ich habe dir nur Kummer und Schmerz bereitet." Er drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen.
„Das stimmt nicht."
„Doch." Wimmerte ich. „Wieso hältst du das mit mir aus?"
„Weil du mein Bruder bist." Er streichelte sanft meine Wange.
„Was hat das überhaupt zu bedeuten? Das wir die gleiche Blutlinie haben? Irgendwann werde ich Kinder haben und du auch und sie werden Kinder haben, die sich gar nicht mehr kennen."
„Aber sie erden trotzdem unser Blut haben." Lächelte Malcolm und streichelte immer noch meine Wange.
„Sie werden das Blut haben, das an meinen Händen klebt." Flüsterte ich. Er sah mich schockiert an.
„Was?"
„Ich habe dich verletzt. Dein Blut klebt an meinen Händen." Er kicherte ein wenig.
„Das stimmt nicht Angus. Tut mir leid, dass ich so reagiert habe." Er drückte sich fest an mich. „Hab dich lieb, Bruder." Flüsterte er in zufriedenen Ton. Ich legte vorsichtig meine Arme um ihn.
„Hab dich auch lieb, Bruder." Er kuschelte sich an mich und atmete wieder ruhig. Ich wusste, dass er die Augen geschlossen hatte. Seine Körperhaltung war ruhig und er strahlte Zufriedenheit aus. Plötzlich krallte er sich fester an mich und wimmerte:
„Ich liebe dich so sehr, kleiner Bruder. Du darfst dich nicht mehr verwandeln. Sonst werden sie dich erschießen und damit kann ich nicht leben. Ich werde diesen Bastard finden, der dir das angetan hat und ihn dann langsam und qualvoll umbringen. Selbst, wenn ich dann ins Gefängnis komme."
„You're gonna make a Jailbreak." Kicherte ich leise. Wir lachten.
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