XIII: Der Plan
POV Angus:
Malcolm stand auf den Treppen. Er sah wacher aus als vorher. Sein Hemd war offen und er trug einen Verband um die Brust. Sein Oberarm war ebenfalls verbunden. Das konnte man sehen, weil der Ärmel an seinem linken Arm hoch geschoben war. Seine lagen Haare hingen nach hinten und seine strengen braunen Augen sahen sich um.
„Bin ich ein Außerirdischer oder was?" Fragte er wütend und hob überdramatisch die Arme. Jeder murmelte etwas und drehte sich wieder zurück. Marie, Barbara und ich lachten. Malcolm ging die Treppen hinunter und auf uns zu. Jeder drehte sich und sah ihn an.
„Hallo, Malcolm." Lächelte Barbara und umarmte ihn. „Was ist mit dir passiert?" Fragte sie ihn besorgt, als sie sein Gesicht ansah.
„Känguru." Murrte Malcolm. Da rechts neben mir Marie saß und links neben mir der Typ dessen Schafe ich heute Nacht umgebracht hatte, sah Malcolm ihn streng an. Der Mann starrte Malcolm immer noch geschockt an. „Erstens ist es ziemlich unhöflich Menschen, die man nicht kennt, anzustarren." Sagte Malcolm. Marie und ich sahen uns an und bissen uns auf die Lippe um nicht zu lachen. „Zweitens, trinken sie ja eh nichts mehr, also könnten sie bezahlen und sich vom Acker machen, weil sie auf meinem Platz sitzen." Der Mann starrte ihn an und stand auf. Er war größer als Malcolm. Mal sah mit aufgesetztem Kiefer zu ihm auf. Der Fremde wollte ihn einschüchtern. Wenn man jedoch schon einmal vor einem Werwolf stand, wird man wohl nicht vor so einem Typen Angst haben.
„Ach, ist das so?" Fragte der Mann.
„Ja, das ist so." Malcolm nahm seinen Hocker und zog ihn zu mir. Dann setzte er sich hin und tat so, wie wenn der Fremde Luft wäre. Der Mann murrte, legte Geld auf den Dresen und ging.
„Dein Ernst?" Lachte ich.
„Was denn? Ich werde doch wohl noch neben meinem Bruder sitzen dürfen oder nicht?" Verteidigte sich Malcom und fuchtelte mit seiner rechten Hand. Er versuchte ernst zu sein, grinste jedoch bald. Wir lachten. Barbara gab ihm ebenfalls etwas zu trinken. „Ang, kannst du mein Hemd zumachen?" Fragte er scheinheilig.
„Wieso tust du es nicht selbst?" Fragte ich verdattert.
„Weil ich meinen linken Arm nicht bewegen kann." Murrte Malcolm und zeigte mit seinem rechten Arm darauf.
„Wieso nicht?"
„Doc hat mir irgendeine Spritze gegeben, damit ich den Arm nicht bewegen kann. Ich spür ihn nicht einmal." Ich kicherte.
„Komm her." Er drehte sich ganz zu mir und ich fing an, sein Hemd wieder zu zuknöpfen. Ich sah den Verband traurig an. Malcolm strich mit seiner Hand über meine.
„Danke, Ang." Sein Blick sagte mir, dass er mit mir daheim sprechen würde. Ich nickte und drehte mich wieder zu Marie um mit ihr zu sprechen. „Gibt es den Alchemisten noch?" Fragte Malcolm, Barbara. Sie nickte.
„Ja. Er ist aber umgezogen. Wieso?"
„Ich brauche Chemikalien."
„Oh nein. Du wirst nicht schon wieder einen Frosch vergiften oder?" Fragte Marie kichernd. Malcolm verdrehte die Augen.
„Ich war Fünf, okay? Mit Fünf experimentieren Kinder normaler weise noch nicht." Wir lachten.
„Du schon." Kicherte ich.
„Ich wollte ja auch ein Chemiker werden und da muss man früh anfangen." Grinste Malcolm. Wir lachten wieder.
„Was brauchst du denn?" Fragte Barbara.
„Vieles. Ich werde es dann holen."
*
Wir saßen lange Zeit in der Bar und unterhielten uns mit unseren Freunden, bis wir um 17 Uhr dann zum Alchemisten gingen.
„Guten Tag." Grüßte Malcolm.
„Oh. Guten Tag Mr Young. Was brauchen Sie?" Fragte der ältere Herr fröhlich.
„Zehn Reagenzgläser, zwei Halter, drei Erlenmeyerkolben, zwei Rundkolben, drei Pipetten, einen Bunsenbrenner. Em...Kalkwasser, Chmikaliengrundbau, Salzwasser, Gas, eine Pinzette, Chlor..." Er sagte so viele Sachen auf, dass ich den Überblick verlor. Als wir alles hatten, gingen wir mit zwei riesigen Taschen wieder hinaus. Wir setzten uns in das Auto und fuhren zurück.
„Wozu brauchst du so viel?" Fragte ich.
„Ich weiß nicht, woraus dein Serum besteht, also muss ich experimentieren und dazu brauche ich eben viel." Murmelte Malcolm vor sich hin. Er rechnete eine Formel auf einem Blockblatt.
„Mal? Ich muss dir etwas sagen." Flüsterte ich.
„Was ist los, Ang?" Er sah auf.
„Ich habe heute Nacht Schafe umgebracht." Murmelte ich.
„Als Werwolf?"
„Ja."
„Was ist noch passiert?" Fragte er.
„Der Typ, dem du den Platz weg genommen hast..."
„Ja?"
„Das war der Besitzer der Schafe. Und er hat auf mich geschossen. Daher kommt die Schusswunde." Er schluckte. „Und er hat gesagt, dass er sich heute Nacht auf die Wiese setzt und warten wird, bis der Wolf wieder kommt. Und dann wird er ihn umbringen und als Trophäe ausgestopft an seine Wand hängen." Ich fing an zu weinen. Ich hielt das Auto an, da wir schon vor der Blockhütte waren. Malcolm umarmte mich fest. „Ich will nicht ausgestopft werden." Weinte ich.
„Sh. Ich weiß. Ich werde dich beschützen." Murmelte er und streichelte meinen Rücken.
„W...wie willst du das tun?" Flüsterte ich und sah ihn mit tränenden Augen an.
„Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde morgen das Dach reparieren und eine neue Tür machen. Außerdem werde ich mit deiner Formel arbeiten."
„Mal, wo wirst du dich heute Nacht verstecken? Das Haus ist ein offener Platz, wo der Wolf leicht hin kommt." Wimmerte ich.
„Ich weiß es nicht, Ang. Ich werde mich heute eh nicht verstecken können. Wenn der Typ dich umbringen will, dann muss ich versuchen, dich bei der Hütte zu behalten."
„Wie?" Weinte ich. Meine Augen weiteten sich. „Du wirst doch nicht etwa..."
„Ich muss, Ang."
„Nein! Ich lasse nicht zu, dass du den Köder spielst!" Rief ich.
„Es geht nicht anders, Ang."
„Dann soll er mich eben erschießen! Mir egal! Aber ich kann dich nicht noch einmal verletzen! Versteh das doch! Ich darf nicht!" Tränen liefen noch stärker über meine Wangen. Er hielt mich fest an sich.
„Sh. Alles gut. Ich lasse nicht zu, dass er dich umbringt, kleiner Bruder." Wir stiegen aus. Die Sachen ließen wir im Auto. Mal ging zum Schuppen. Ich folgte ihm. Er nahm einen Spaten und fing an, ein Loch hinter dem Schuppen zu graben.
„Was machst du?" Fragte ich.
„Ein Loch graben." Er buddelte weiter, bis er ein richtig tiefes, aber kleines Loch hatte. Dann ging er ins Haus. Zum Schrank.
„Was wir das?" Fragte ich, als er seine Klamotten heraus zog. Er hielt mir ein Shirt hin.
„Nach was riecht das?" Fragte er. Ich roch daran.
„Nach dir." Er nickte und hielt mir eine Unterhose hin.
„Und das?" Ich kicherte ein wenig, roch dann jedoch trotzdem daran.
„Nach dir." Wiederholte ich.
„Genau. Ich denke, dass der Wolf zu mir will. Die letzten beiden Male, hast du an mir gerochen und als du mich nicht haben konntest, bist du weck gelaufen." Er nahm seine Klamotten und trug sie hinaus. Zwei Shirts und eine Hose warf er in das Loch.
„Wie bekommst du das wieder raus?" Fragte ich.
„Irgendwie." Zuckte er mit den Schultern. Er ging zu einem Baum und fing an hinauf zu klettern. Er kletterte schon immer ziemlich gut. Ich hingegen...naja, eher nicht so gut. Er hängte Unterwäsche in den Baum und kam dann wieder hinunter. Dann verteilte er die restlichen Sachen auf dem Boden.
„Was jetzt?" Fragte ich.
„Ich werde ebenfalls irgendwo sein müssen, um dich hier zu behalten." Murmelte er. Er lief in das Haus und holte Fett heraus. Er zog sich bis auf die Unterhose aus.
„Was machst du jetzt?" Er gab mir die Tasse mit dem Fett.
„Tu das auf meinem Rücken verteilen."
„Wieso?" Fragte ich geschockt.
„Tu es einfach." Ich nickte ein wenig und tat es dann. Er setzte sich hin und überlegte.
„Was bringt das?" Fragte ich erneut.
„Das Fett nimmt meinen Duft auf. Das schmieren wir dann an die Bäume hier in der Nähe."
„Wird das funktionieren?"
„Ich weiß es nicht. Ich hoffe ja." Murmelte er.
„Was tust du, wenn es nicht funktioniert?"
„Ich weiß nicht. Ich werde wohl den Köder spielen müssen, damit du hier bleibst." Ich zitterte.
„Mal, ich...ich will dich nicht verletzen." Wimmerte ich.
„Ich weiß." Flüsterte er. Er tätschelte seinen Schoß. Ich nickte und setzte mich auf seinen Schoß. Das hatten wir früher schon gemacht. Ich wickelte meine Beine um seine Hüfte und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er legte die Arme um mich. „Ich liebe dich, kleiner Bruder. Okay? Wir kriegen das zusammen hin." Ich nickte.
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