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You Ruined Me

"I just wanna know
When did you get so cold
What happened to your soul 
Don't you see me
I thought that we were close 
But now that door is closed
When did we lose control
Guess you don't need me..."

-I Just Wanna Know, NF


"So, das wäre alles für heute! Und vergesst nicht die Deadline für die Hausarbeit ist nächsten Dienstag!", sagte Mr. Saltzman und als wäre das das Stichwort gewesen, sprangen alle Schüler hastig auf und verließen fast fluchtartig den Raum, was bei der letzten Stunde, die man am Freitag hatte, aber nicht wirklich ungewöhnlich war.

Ich hatte es jedoch nicht so eilig und packte in Ruhe mein Zeug zusammen, ehe ich aufstand und langsam aus dem Klassenzimmer ging, während ich Mr. Saltzman im Rausgehen noch freundlich zunickte.

Eine weitere Schulwoche war nun zu Ende, ohne dass ich großartig etwas vom Unterricht mitbekommen hatte. Wen konnte das auch verwundern, meine Motivation für Schule und andere alltägliche Sachen lag ungefähr bei null.

Seit Damon letzte Woche diese Show im Grill abgezogen hatte, hatte ich ihn weder gesehen noch mit ihm gesprochen, worüber ich auch ganz froh war. Ich hatte diesen Abstand dringend gebraucht, doch trotzdem war es mir nicht gelungen groß an etwas anderes zu denken als an den schwarzhaarigen Vampir. Noch ein Grund, weshalb ich Jeremy noch immer aus dem Weg ging, der nach wie vor nicht locker ließ mit seinen Versuchen mich um ein Date zu bitten.

Jedoch war das Schlimmste dabei auch noch, dass Elena noch am gleichen Abend von einem Mann bedroht worden war. Genauer gesagt von dem Mann, den wir bereits vor dem Grill gesehen hatten. Er hatte sie aufgefordert, aufzuhören nach Isobel zu suchen, da diese sie nicht kennenlernen wolle. Mit diesen Worten hatte er sich dann vor ein fahrendes Auto geschmissen, was eine schreckliche Szene gewesen war. Gott sei Dank war niemandem außer ihm etwas passiert. Doch der Anblick des toten Mannes hatte mir vollkommen gereicht. Auch Elena war vollkommen fertig gewesen, nicht nur wegen des Unfalls sondern auch wegen den Worten des Mannes vorher.

Isobel war somit nicht nur von Damon getötet, sondern auch noch verwandelt worden. Ich hatte mich somit geirrt.

Es konnte immer schlimmer kommen.

Ich seufzte leise, als ich im Flur bei meinem Spind ankam und ihn aufschloss. Ich pfefferte mein viel zu dickes Geschichtsbuch hinein, ehe ich im Seitenblick bemerkte wie jemand neben mich trat.

"Ich dachte, du wolltest mit Stefan fahren", sagte ich, als ich Elena erkannte und sah fragend zu ihr. Sie war eben genau wie alle anderen zusammen mit Stefan aus dem Klassenzimmer gelaufen, weswegen es mich jetzt wunderte, dass sie doch noch auf mich gewartet hatte.

"Ich wollte mit dir reden", erwiderte Elena, "Allein." Sie blickte mich ernst an, während ich die Augenbrauen hob.

"Das sind wir hier aber auch nicht gerade", sagte ich und blickte kurz den belebten Flur entlang, wo dutzende Schüler durcheinanderliefen.

"Naja, bei der Lautstärke ist stark zu bezweifeln, dass uns jemand hören kann, der nicht neben uns steht", sagte die Dunkelhaarige darauf nur und ich musste ihr Recht geben. Hier war es so laut, dass niemand die Chance hatte zu lauschen, wenn er nicht direkt bei uns stand, mögliche Vampire wie Stefan jetzt mal außer Acht gelassen.

"Okay, was ist los?", fragte ich und schloss meinen Spind wieder, ehe ich mich ganz zu ihr drehte. Elena hielt kurz inne, als müsste sie überlegen wie sie am bestenanfing.

"Also, ich habe nachgedacht...", begann sie langsam und ich spannte mich etwas an.

"Über die Sache mit deiner Mutter?", fragte ich vorsichtig, erntete aber sofort einen entnervten Blick von ihr.

"'Du meinst über Isobel, meine leibliche Vampir-Mutter, die mit meiner Vampir-Vorfahrin Katherine verwandt ist, die deinen Vampir-Exfreund und Bruder meines Vampir-Freundes verarscht hat? Nein, daran habe ich noch keinen Gedanken verschwendet", sagte sie sarkastisch und ich blickte sie mitfühlend an. Da war ich ja schön ins Fettnäpfchen getreten.

"Entschuldige", sagte ich, was sie jedoch nur abwinken ließ.

"Ich will mich nur mal einen Tag nicht mit diesem Mist rumschlagen müssen", sagte sie und ich nickte.

"Wem sagst du das?" Sie wusste ja gar nicht, wie sehr ich mir die Normalität zurückwünschte, in der mein größten Problem gewesen war, dass Jeremy mich bei einem Date versetzt hatte oder dass ich die Mathe-Klausur verhauen hatte.

"Deswegen wollte ich eigentlich mit dir reden", begann meine beste Freundin da und als ich ihren bittenden Blick sah, wurde ich misstrauisch, "Caroline hat Stefan und mich dazu breitgeschlagen mit ihr und Matt heute Abend auszugehen. Wahrscheinlich um deutlich zu machen, dass sie jetzt mit Matt zusammen ist." Ich runzelte die Stirn.

"Matt und Caroline sind ein Paar?", fragte ich ungläubig und Elena nickte. Das war ja dann mal wieder typisch Caroline, dass sie eindeutig ihr Revier markieren musste, vor allem da es kein Geheimnis war, dass Matt Elena noch nachtrauerte. Aber das Matt und Caroline zusammengekommen waren, war ja komplett an mir vorbei gegangen.

"Stefan meinte, dass es eine gute Idee wäre", fügte Elena hinzu, "Dass uns ein normaler Abend mal gut täte..." Skeptisch verschränkte ich die Arme vor der Brust. Sie wollte doch etwas von mir.

"Und was habe ich jetzt damit zu tun?", fragte ich nach und wieder setzte sie einen bittenden Blick auf.

"Naja... ich hatte gedacht, dass du mit Jeremy eventuell dazustoßen könntest", sagte sie und ich setzte sofort zum Widerspruch an, als sie schon weitersprach, "Bitte, Alie! Ich halte Carolines Zicken allein nicht aus! Und außerdem glaube ich, dass dir ein normaler Abend auch mal ganz gut tun wird!" Ich konnte sie nur erschrocken anblicken. Sie wollte mich als Puffer zwischen sich und Caroline, das konnte ich ja noch nachvollziehen. Aber mit Jeremy und zwei glücklich verliebten Paaren auszugehen, war kein besonders schöner Gedanke. Untertrieben ausgedrückt.

"Elena, es hatte einen Grund, warum ich Jeremy bisher immer abgesagt habe-", fing ich an, doch sie unterbrach mich.

"Ich weiß, dass du immer noch traurig bist wegen Damon", sagte sie und blickte mich mitleidig an, "Aber vielleicht hilft es ja, wenn du dich wieder mit anderen triffst."

Ich konnte nur den Kopf schütteln. Sie war meine beste Freundin und es war schon fast gruselig, wie gut sie darin war meine Gedanken und Gefühle zu lesen, doch in diesem einen Punkt verstand sie mich absolut nicht. Mich mit Jeremy zu treffen, würde alles nur noch schlimmer machen.

"Es wäre Jeremy gegenüber nicht fair", versuchte ich zu erklären, "Es kann sein, dass ich früher mal etwas für ihn empfunden habe, aber jetzt ist da nur noch Damon! Und Jeremy da etwas anderes vorzumachen, wäre nicht richtig. Ich glaube nämlich nicht, dass ich je wieder etwas für ihn empfinden werde."

"Das sagst du immer wieder", sagte meine beste Freundin kopfschüttelnd und ich seufzte, "Aber woher kannst du das so genau wissen, wenn du es nie versuchst?"

Nachdenklich sah ich sie an, als sich leise Zweifel in meinen Kopf schlichen. Konnte es so einfach sein? War da einfach nur eine Blockade in meinem Kopf, die ich überwinden musste? Konnte ich mich dann Jeremy vielleicht wieder öffnen und Damon irgendwie vergessen?

"Bitte, Alie!", flehte Elena erneut, "Lass uns einen normalen Abend zusammen verbringen, ohne dass wir über Vampire oder andere übernatürlichen Dinge nachdenken müssen."

Einen Moment sah ich sie noch unsicher an, ehe ich erneut seufzte.

"Na gut", gab ich auf, "Ich werde Jeremy fragen."

"Super!", sagte Elena erleichtert, ehe ihr Blick hinter mich fiel, "Dann frag mal." Kurz sah ich sie verwirrt an, ehe ich eine Stimme hinter mir ertönte.

"Hey, Alie!", hörte ich Jeremy rufen und ich schloss kurz die Augen, ehe ich mich langsam zu ihm drehte, "Ich hab gehofft, dich noch zu erwischen!" Himmel, hatte er ein Timing.

Er lächelte mich an und ich spürte den Stich meines schlechten Gewissens, als ich in seine hoffnungsvollen braunen Augen sah.

"Hi, Jer", sagte ich und versuchte sein Lächeln zu erwidern, "Gut, dass du kommst. Ich wollte dich etwas fragen..."

"Ähm, klar!", sagte er darauf etwas perplex, "Was gibt's?"

Ich öffnete den Mund, um ihm die Situation zu erklären, doch kein Laut wollte über meine Lippen kommen. Wieso kam ich mir nur so vor, als würde ich ihm gerade etwas vormachen?

"Also, Matt, Caroline, Stefan und ich gehen heute aus!", sprang Elena da für mich ein, "Und ich habe Alie gefragt, ob sie mit dir dazu kommen will." Ich konnte nur nicken und hoffen, dass mein Gesichtsausdruck nicht verriet wie mies ich mich dabei fühlte.

Jeremy hob die Augenbrauen und schien zu überlegen.

"So eine Art Doppeldate?", fragte er nach und Elena nickte.

"In unserem Fall wäre es wohl eher ein Triple-Date, aber ja", antwortete ich und war froh, dass meine Stimme gelassen und nicht angespannt klang.

"Also, was sagst du?", fragte Elena ungeduldig und genau wie ich zuvor blickte Jeremy seine Schwester unsicher an, ehe er etwas lächelte.

"Sicher. Warum nicht?", sagte er und ich spürte wie die Enttäuschung in mir hochkam, durch die mir klar wurde, wie sehr ich eigentlich gehofft hatte, dass er Nein gesagt hätte.

"Klasse! Dann sehen wir uns heute Abend um acht Uhr im Grill!", sagte Elena und ich konnte förmlich spüren wie erleichtert sie war, als sie sich von uns abwandte und im langen Flur zwischen den ganzen anderen Schülern verschwand.

"Dann... bist du jetzt endlich so weit mit mir auszugehen, was?", fragte Jeremy zögerlich und ich blickte wieder zu ihm, als mein Gewissen erneut in meinem Inneren stach.

"Sieht wohl so aus", antwortete ich und lächelte etwas. Jeremy erwiderte mein Lächeln und griff sanft nach meiner Hand. Ich widerstand dem Impuls sie ihm zu entziehen.

"Das freut mich", sagte er leise, ehe er sich etwas zu mir vorbeugte, "Dann bis heute Abend."

Damit ließ er mich los und verschwand wie Elena vorher in der Menge, während ich mich an den Spind lehnte und meinen Kopf hörbar dagegen sinken ließ.

Das konnte ja nur eine Katastrophe werden.


***


"Ich sage es euch! Matt mogelt!", sagte Elena etwas beleidigt, grinste aber trotzdem.

"Matt mogelt doch immer", sagte ich kopfschüttelnd und wir alle mussten lachen, ehe ich dran war und Genanntem den Spielstock abnahm, um damit die weiße Kugel über den grünen Billardtisch zu jagen.

"Ach verdammt!", jammerte ich, als ich mal wieder keinen einzigen Ball einlochen konnte, was die anderen nur noch mehr zu amüsieren schien.

"Du warst schon mal besser", neckte mich Jeremy grinsend und ich sah ihn böse an.

"Klappe!"

Der Abend lief bisher wesentlich besser als ich erwartet hatte. Wir hatten uns wie verabredet im Grill getroffen, etwas gegessen und nun spielten wir Billard.

Elenas Plan Jeremy und mich als Puffer zu benutzen ging eigentlich sehr gut auf, wir lachten alle zusammen, hatten Spaß und es war noch keine unangenehme Stille entstanden. Durch die Gruppe gelang es mir auch mit Jeremy normal reden zu können, ohne dass er mir private, unangenehme Fragen stellen konnte, was mit Sicherheit geschehen wäre, wären wir allein gewesen.

Doch so konnte der Abend echt noch schön werden.

"Aber Stefan spielt fair, oder was?", riss mich Matt aus den Gedanken und ich blickte zu den beiden Männern. Stefan hatte gerade wieder drei Kugeln hintereinander versenkt und lächelte Matt nun entschuldigend an, während dieser ihn gespielt misstrauisch beäugte.

"Also ich bin ja dafür, dass wir nächste Runde neue Teams bilden!", sagte Caroline.

"Ich auch!", sagten Elena und ich im Chor und wieder grinsten wir uns an.

"Oh nein", kam es da plötzlich verärgert von Matt und irritiert sah ich zu ihm auf, "'Das darf ja wohl nicht wahr sein.'" Er hatte den Blick in Richtung Bar gerichtet und als ich ihm folgte, sah ich, was ihn so aufregte. Seine Mutter Kelly saß an der Bar und trank Shots mit Elenas Tante Jenna und... Damon.

Ich spürte wie meine gerade erst verbesserte Laune wieder erheblich sank und schluckte. Damon betrank sich also immer noch. Dann hatte er seine andere Ablenkungsmethode sicher auch noch nicht aufgegeben.

"Hey, alles okay?", fragte Jeremy leise und ich spürte seinen besorgten Blick auf mir. Ich nickte nur etwas, vermied es jedoch tunlichst, ihn anzusehen.

"'Na, die haben zumindest Spaß'", kam es trocken von Caroline. Den hatte ich bis vor zehn Sekunden auch noch.

"'Sie sind betrunken'", erwiderte Elena kopfschüttelnd.

"'Wisst ihr noch, wie uns nach dem Schulfest Elenas und Jeremys Eltern hier erwischt haben?'", fragte Matt plötzlich und ich musste unweigerlich lächeln, als die Erinnerungen in mir hochkamen und die düsteren Gedanken verdrängten.

"Oh mein Gott", sagte ich nur und auch Elena, Jeremy und Caroline erinnerten sich.

"'Du meine Güte, ja!'", sagte Letztere und lachte.

"'Waren wir vielleicht fertig! Das war das erste Mal, dass Alie und ich betrunken waren! Schuld war Matt!'", sagte Elena und nun musste auch ich lachen.

"Nicht komplett! Ich hatte Hilfe!", widersprach der Blonde und ich wusste genau, wen er meinte.

"Schuldig", sagte Jeremy und wir tauschten einen amüsierten Blick. Er hatte mir an diesem Abend die meisten Drinks geholt. Also ja, so gesehen war es seine Schuld.

"'Eure Eltern setzten sich an den Tisch nebenan'", erinnerte sich Matt.

"'Und Matt wollte, dass ich so tue, als ob ich ersticke, damit wir abhauen konnten!'", sagte Elena und lachte noch mehr.

"Falsche Methode, wenn unser Vater Arzt ist", sagte Jeremy und ich konnte nur grinsend den Kopf schütteln. Da hatte er Recht.

"'Jap und ich bin weggerannt, auf dem nassen Boden ausgerutscht und hingefallen! Drei Stiche, einen tagelangen Kater und den da durfte ich eine Woche lang nicht mal sehen!'", erzählte Elena und deutete auf Matt.

"Wenn du dich auch erwischen lässt", sagte ich schulterzuckend.

"Wie seid ihr denn da rausgekommen?", fragte Stefan neugierig an Jeremy und mich gewandt.

"Ich hab meine Eltern schon gesehen, bevor sie ganz zur Tür reingekommen sind", erwiderte Jeremy schulterzuckend, "Ich hab mir Alie geschnappt und-"

"Und wir sind zur Hintertür raus", endete ich und kurz wurde mir warm, als ich mich daran erinnerte, wie Jeremy meine Hand gegriffen und mich lachend mit nach draußen in die Nacht gezogen hatte.

Damals war alles noch so einfach und ohne Sorgen gewesen...

Da spürte ich, wie sich eine Hand über meine legte, die auf dem Billardtisch ruhte und ich sah auf zu Jeremy, der wohl einen ähnlichen Gedankengang gehabt hatte. Jedoch ließ das Gefühl beobachtet zu werden meinen Blick weiterwandern und als würde er davon magisch angezogen werden, glitt er zur Bar und kreuzte sich mit Damons, der mich mit undefinierbarer Miene musterte.

Für einen kurzen Moment verlor ich mich im Blau seiner Augen, ehe ich mich besann und den Blickkontakt brach. Schnell richtete ich mich auf, wobei ich auch meine Hand aus Jeremys zog, der mich teils fragend teils besorgt ansah.

"Ich gehe mal kurz auf die Toilette", sagte ich in die Runde, ehe ich mich abwandte und schnellen Schrittes ins rettende Badezimmer lief, wo ich vor dem Spiegel stehenblieb und tief durchatmete.

Das Ganze war wie verhext. Jedes Mal, wenn ich mich Jeremy auch nur ein bisschen annäherte, kam Damon dazwischen, egal ob in meinen Gedanken oder in der Realität, und zerschlug wie ein Vorschlaghammer jede Gefühlsregung, die ich für Jeremy entwickelte.

Ich schloss kurz die Augen und unterdrückte den aufkommenden Heulkrampf.

Ich würde nie wieder Gefühle für Jeremy entwickeln können, wenn Damon nicht verschwinden würde.

Unwillkürlich schrak ich zusammen, als in diesem Moment plötzlich die Tür aufging und Elena hereinkam, die mich sofort besorgt musterte, was mich bitter lächeln ließ.

Sie wusste einmal wieder genau, was los war.

"Alles okay?", fragte sie und ich nickte etwas.

"Geht schon", sagte ich leise, ehe ich mein Haar mit einem Blick in den Spiegel wieder etwas richtete.

"Ich werde Stefan fragen, ob wir das Treffen zu ihm verlegen können", meinte Elena und ich sah zu ihr, "Da haben wir unsere Ruhe." Ich nickte ihr dankbar zu.

Mit 'Ruhe' meinte sie natürlich, dass wir dort nicht mit Damon und Kelly, die sich zusammen betranken, in einem Raum sein müssten, wodurch sowohl Matt als auch ich uns wesentlich wohler fühlen würden.

"Kommst du oder brauchst du noch einen Moment?", fragte Elena und ich überlegte kurz.

"Ich komme gleich", sagte ich schließlich und sie nickte verstehend, ehe sie wieder nach draußen ging, während ich nochmals tief ein- und ausatmete.

Ich würde einfach da rausgehen und mit den anderen verschwinden, ohne mich weiter mit Damon befassen zu müssen.

Ich nickte meinem Spiegelbild aufmunternd zu, ehe ich die dunklen Locken zurückstrich, und aus dem Bad trat.

Zielstrebig lief ich nun auf die Garderobe zu, wo die anderen sich bereits ihre Jacken überzogen, als sich mir jemand in den Weg stellte.

"Zoey?" Oh nein. Bitte nicht.

Wieso musste er es mir so schwer machen? Hätte er mich nicht einfach gehen lassen können?!

Bemüht ruhig blickte ich langsam zu Damon auf, der mich wie eben schon mit einem undefinierbarem Blick musterte.

"Können wir kurz reden?", fragte er und ich sah ihn unschlüssig an.

Eigentlich wollte ich nichts lieber, als hier zu verschwinden. Doch sein Blick, der nun auch viel klarer wirkte als noch vor einer Woche, machte mich unsicher.

"Was willst du?", fragte ich leise.

"Mich entschuldigen", antwortete der Schwarzhaarige ebenso leise und ich sah ihn überrascht an. Hatte er endlich eingesehen, wie mies er sich benommen hatte?

"Wofür?"

"Für die ganze Sache im Grill letzte Woche. Du hattest recht. Es war absolut falsch von mir, Alaric so vorzuführen und mit dem Mord an Elenas Mutter zu prahlen", sagte er kopfschüttelnd, während ich ihn ungläubig ansah. Das war alles, was ihm leidtat?

"Und was ist mit dem Rest?", fragte ich nur und verschränkte die Arme. Was war mit der Tatsache, dass er mit zig anderen Frauen im Bett war und sich mir gegenüber wie ein absoluter Mistkerl aufgeführt hatte?

Damon sah mich nur verwirrt an.

"Rest?"

"Die Sache im Salvatore-Anwesen?", half ich ihm auf die Sprünge, während erneut die Wut in mir hochstieg, die ich bereits beim letzten Mal verspürt hatte. Er hatte sich wirklich keinerlei Gedanken darüber gemacht.

"Zoey, ich...", fing er langsam an, ehe er verständnislos den Kopf schüttelte, "Ich weiß mein Verhalten war etwas unpassend. Aber ich war betrunken. Das kannst du doch nicht so ernst nehmen." Etwas unpassend?!

Ich schäumte vor Wut und musste in diesem Moment dem Drang widerstehen, ihm eine Ohrfeige zu geben. Wie konnte er nur so sein? So tun, als wüsste er nicht, was ich meinte?!

"Alie!", ich blickte zu Jeremy, der ein paar Schritte auf uns zu getreten war, "Kommst du?"

Kurz sah ich zwischen ihm und Damon hin und her. Wieder hätte ich dem Schwarzhaarigem am liebsten alles ins Gesicht geschrien, was in mir vorging, doch auch wenn er diesmal deutlich klarer zu sein schien, gab es hier einfach zu viele Zuhörer.

"Vergiss es einfach", sagte ich stattdessen nur, ehe ich, ohne Damon noch eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbei zu Jeremy und den anderen ging.


***


"'Ja! Das ist wesentlich besser als Damon mit seinen reifen Frauen zu zusehen'", sagte Caroline als wir das Salvatore-Anwesen betraten und ich warf ihr einen tödlichen Blick zu, den sie jedoch nicht bemerkte, "'Nicht böse gemeint'", fügte sie noch hinzu und sah Matt entschuldigend an.

"'Erinnere mich nicht dran'", sagte dieser, als wir in den Salon traten und sich sowohl er als auch Caroline und Jeremy staunend umsahen, "'Mann, ich wollte schon immer mal wissen, wie es hier drin aussieht!'"

"Nicht nur du", sagte Jeremy, der interessiert durch den Raum ging.

"'Ja, ich vermute es ist ein bisschen groß'", sagte Stefan und ich lächelte ein wenig.

"Naja, ich bin da abgehärtet", sagte ich und ließ mich auf einer der Sofas nieder, während ich meine Jacke abstreifte und neben mich legte. Seltsam, wie vertraut mir dieser Raum schon war.

"'Ich nicht'", sagte Matt kopfschüttelnd, "'Mein ganzes Haus passt hier zwei Mal rein!'"

"'Also'", sagte Elena, "'Wollt ihr euch vielleicht einen Film ansehen, oder so?'"

Ich öffnete den Mund, um zu antworten, jedoch kam Matt mir zuvor.

"'Wow, die sind ja irre!'" Beeindruckt lief er zu einer Glasvitrine, in der mehrere Modellautos ausgestellt waren.

"'Ja, das ist ein kleines Hobby von mir'", erwiderte Stefan, als Jeremy sich neben mich setzte, während Caroline und Elena ebenfalls zu der Vitrine traten.

"Was denn, bist du kein Autofan?", fragte ich den Dunkelhaarigen leise und versuchte mich einmal wieder an einem Lächeln, das echt aussah.

"Du weißt doch, dass ich eher künstlerisch veranlagt bin", antwortete er, ehe sein Blick wie so oft heute schon besorgt wurde, "Alles okay?"

"Das ist deine Lieblingsfrage heute, oder?", fragte ich scherzhaft, jedoch blieb Jeremy ernst, was mich leise schlucken ließ. Verdammt.

"Du siehst nur so aus, als müsste man dich das heute öfters fragen", sagte er nur und ich sah zu den anderen, die noch immer über die Mini-Autos redeten, um seinem Blick auszuweichen.

"Mir geht's gut. Keine Sorge", sagte ich, als Stefan sich plötzlich zu uns drehte.

"Hey, wir gehen kurz zur Garage. Bleibt ruhig hier. Wir sind gleich wieder da", sagte er und ich blickte ihn entsetzt an, was er jedoch nicht mehr sah, da er schon gefolgt von Matt, Caroline und Elena Richtung Flur lief. Letztere warf mir dabei noch einen aufmunternden Blick über die Schulter zu und ich verstand.

Das war ihre Idee gewesen.

Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Sie sollte eigentlich wissen, dass es die Situation nicht besser machte, wenn sie mich mit Jeremy allein ließ!

Ich hörte wie ihre Schritte leiser wurden und wie die Haustür auf und zuschlug, ehe bedrückende Stille herrschte.

Nervös werdend stand ich auf und lief zu einem der Bücherregale. Ich hörte wie Jeremy mir folgte, ignorierte das aber, während ich die einzelnen Buchrücken überflog und nach etwas Bekanntem suchte.

"Wieso haben die eigentlich hier Bücherregale stehen, wenn sie eine ganze Bibliothek haben?"

"Keine Ahnung", erwiderte Jeremy und mir wurde bewusst, dass ich das laut gesagt hatte, "Vielleicht war da kein Platz mehr."

Ich schmunzelte etwas, ehe wieder Stille aufkam.

"Du warst schon oft hier, oder?", fragte Jeremy schließlich und ich hielt inne.

"Ja. Zu oft", sagte ich leise und atmete hörbar aus, als mein Blick zum Kamin glitt.

Dort hatte ich Damon im Arm gehalten, als er Katherine verloren hatte...

"Was findest du eigentlich an ihm?", fragte Jeremy plötzlich und erschrocken drehte ich mich zu ihm.

"Was?"

"Was findest du an Damon?", wiederholte er und ich sah an seinem Blick, dass er die Frage absolut ernst meinte. Genau sowas hatte ich befürchtet. Dass er mir unangenehme Fragen stellte, die ich ihm nicht beantworten konnte oder wollte.

"Ich... ich denke nicht, dass dich das etwas angeht, oder?", sagte ich unsicher und Jeremys Blick wurde etwas weicher.

"Entschuldige, ich... Ich frage mich nur, was er hat und ich nicht", sagte er nachdenklich und ich biss mir schmerzhaft auf die Lippen. Was sollte ich dazu sagen? Wie sollte ich auf sowas antworten?

Dann fasste ich einen Entschluss. Ich würde einfach ehrlich zu ihm sein. Naja, zumindest größtenteils.

"Jeremy...", begann ich leise und sah ihn dabei direkt an, "Es gibt absolut nichts an Damon, was ihn besser als dich machen würde. Sogar im Gegenteil. Du hast sogar Eigenschaften, bei denen ich froh wäre, wenn er sie hätte." Wie zum Beispiel ein Mensch zu sein...

"Und trotzdem ist er deine erste Wahl", kam es ebenso leise von Jeremy und sein verletzter Blick versetzte mir einen kleinen Stich.

"Jer, glaub mir, wenn ich meine Gefühle kontrollieren könnte, mir aussuchen könnte, in wen ich mich verliebe-"

"Dann würdest du mich wählen?", fragte er bitter und ich wollte nicken, als er sich kopfschüttelnd von mir abwandte und ein paar Schritte durchs Zimmer ging, "Weißt du, was mich fertig macht?", es blieb kurz still und ich schüttele leicht den Kopf, nicht daran denkend, dass er es nicht sehen konnte, "Dass wir eine reale Chance gehabt hätten, hätte ich mich mehr bemüht, bevor Damon und sein Bruder hier aufgetaucht sind!" Er drehte sich wieder zu mir und ich sah die Wut in seinen Augen. Die Wut auf sich selbst.

Kurz dachte ich über dieses Szenario nach.

Was wäre gewesen, wenn Jeremy nie in diese Drogenphase geraten wäre? Wenn er mich nicht so mies behandelt hätte und zu dem Date, dass wir an dem Abend gehabt hätten, als ich Damon traf, erschienen wäre? Hätte ich mich dann nicht in Damon verliebt? Wäre ich bei Jeremy geblieben?

Ich seufzte. Das war zwar möglich, aber unwahrscheinlich.

Damon hatte von Anfang an eine starke Wirkung auf mich gehabt. Ich bezweifelte, dass sie meine Gefühle für Jeremy nicht begraben hätte, nur weil diese stärker gewesen wären.

"Das wissen wir nicht", antwortete ich schließlich, "Wir können nie wissen, was passiert wäre, wenn wir eine andere Wahl getroffen hätten. Wir alle treffen Entscheidungen und müssen mit den Konsequenzen leben."

"Oder wir tun alles, was in unserer Macht steht, um sie rückgängig zu machen", murmelte Jeremy da und sah ernst zu mir auf, ehe er schnellen Schrittes an mich herantrat. Ich wich instinktiv einen Schritt zurück und spannte mich an. Was hatte er vor?

"Alie, ich bin nicht dazu bereit, dich aufzugeben", sagte er und legte eine Hand an meine Wange, während er mir immer näherkam, "Ich werde um dich kämpfen, koste es was es wolle."

Ich wollte vor ihm zurückweichen, ihn von mir stoßen, ihm sagen, dass er keine Chance hatte, doch ich war so angespannt, dass ich nicht fähig war, eine Regung zu zeigen.

'Bitte, bitte, versuch nicht, mich zu küssen', schoss es mir nur durch den Kopf. Ich wollte nicht, dass er mich so berührte, wie bisher nur Damon es getan hatte. Bei Damons ersten Kuss war mein Körper vor Gefühlen fast explodiert. Doch nun, wo Jeremy mir so nah war, fühlte ich nichts weiter als Unbehagen. In diesem Moment war es mir klarer als je zuvor: Ich empfand definitiv nichts mehr für ihn.

Ich spürte bereits seinen Atem auf meiner Haut, als ich plötzlich hörte, wie die Haustür zuschlug, wodurch ich gerade noch rechtzeitig den Kopf zur Seite drehen konnte.

"Die anderen sind wieder da", sagte ich und hatte Mühe, meine Erleichterung darüber zu verbergen. Ohne Jeremy anzusehen, drängte ich mich an ihm vorbei und lief durch die Tür Richtung Flur... Nur, um dort wie angewurzelt stehenzubleiben.

Nun, ich hatte richtig gehört, es war tatsächlich jemand ins Haus gekommen. Jedoch waren das nicht Elena und die anderen, sondern Damon und Matts Mutter Kelly, die sich küssend in den Armen lagen und meine Anwesenheit nicht einmal bemerkten.

Ich konnte förmlich hören, wie mein Herz bei diesem Anblick in tausend Splitter zersprang und mein Körper schien vor Schmerz zu erstarren, als ich einfach nur da stand und die Szene beobachtete.

"Alie?" Wie durch Watte merkte ich, wie Jeremy meinen Namen rief und neben mich trat, nur um überrascht stehenzubleiben. Damon sah nun bei dem Ruf auf und blickte uns erschrocken an. Ich sah wie sich seine Lippen kurz bewegten, wahrscheinlich weil er irgendeinen Fluch ausstieß, doch ich hörte es nicht. Ich konnte nur zitternd Luft holen, während ich versuchte irgendwie den Schmerz in meiner Brust zu ertragen.

Es tat so weh! Wieso musste es so verdammt weh tun?!

"'Mom?!'", schallte es da entsetzt durch den Raum und wie in Trance glitt mein Blick zu Matt, der gefolgt von Elena, Stefan und Caroline gerade durch die Haustür getreten war.

"'Damon?!'", fragte Letztere ebenso entsetzt, als Kelly erschrocken Damon losließ und beschämt den Blick senkte, während der Schwarzhaarige sie gleichgültig ansah.

Ohne es wirklich zu merken, begann ich langsam den Kopf zu schütteln.

Nein... das war zu viel. Ich hielt das nicht mehr aus.

"Oh Gott! Alie!", sagte Elena besorgt und ich spürte, wie sich alle Blicke auf mich richteten, was alles nur noch schlimmer machte.

Schnell senkte ich den Kopf, bevor jemand die ersten Tränen bemerken würde, die den Widerstand meiner Augen überwunden hatten, ehe ich einfach loslief, an den anderen vorbei, durch den Flur direkt ins Badezimmer. Dort angekommen verriegelte ich mit zitternden Händen die Tür, ehe ich an ihr langsam zu Boden sank.

Dabei liefen die Tränen nun über meine Wangen wie kleine Wasserfälle, doch seltsamerweise entwich kein einziges Schluchzen meinen Lippen. Fast als würde meinem Körper inzwischen die Energie dafür fehlen.

Ich schloss die Augen, was aber den Tränen keinen Abriss tat.

Wie konnte das sein? Immer wieder tat Damon mir weh und das zurzeit nur mit seiner bloßen Anwesenheit. Immer wieder brachte er mein Herz dazu, vor Schmerz zu zerspringen, so sehr, dass ich es mir am liebsten selbst aus der Brust reißen wollte, nur damit es aufhören würde, wehzutun.

Und trotzdem, gegen alle Logik, konnte ich nicht aufhören, ihn zu lieben und mir immer wieder aufs Neue Hoffnung zu machen.

Ich hatte vorhin zu Jeremy die Wahrheit gesagt. Ich wollte nichts lieber, als meine Gefühle für Damon wegwischen und stattdessen etwas für Jeremy empfinden. Doch meine geringe Hoffnung, dass das vielleicht doch irgendwie möglich wäre, war durch mein Unbehagen in Jeremys Nähe und meinen unbeschreiblichen Schmerz, immer wenn ich Damon in den Armen einer anderen Frau sah, komplett zerstört worden.

Ich zuckte etwas zusammen, als es plötzlich an der Tür hinter mir klopfte.

"Alie! Komm schon! Mach auf!", hörte ich Jeremy gedämpft durch das Holz. Als einzige Reaktion darauf zog ich nur meine Beine an meine Brust und umklammerte sie mit meinen Armen, noch immer wartend, dass der Schmerz nachlassen würde.

Jeremy war nach Damon so ziemlich der Letzte, mit dem ich jetzt reden wollte.

Genau genommen wollte ich gerade mit niemanden reden. Nicht mit Damon, nicht mit Jeremy, nicht mit Elena.

Vor allem bei letzteren beiden wusste ich genau, was sie sagen würden.

Dass Damon ein schrecklicher Mensch war.

Dass ich Besseres verdiente.

Dass ich es doch weiter mit Jeremy versuchen sollte.

Ich spürte wie die altbekannte Wut in mir hochstieg.

Sie alle verstanden gar nichts!

"Alie! Bitte!", flehte Jeremy erneut und ich schloss die Augen. Konnte er nicht einfach weggehen?! Konnten nicht alle einfach verschwinden und mich allein lassen?!

"Jeremy", ertönte da plötzlich Elenas Stimme, "Vielleicht wäre es besser, wenn wir sie erstmal in Ruhe lassen. Ich denke, sie braucht jetzt Zeit für sich."

Ich öffnete die Augen wieder und blickte unendlich dankbar auf zur Tür hinter mir, auch wenn Elena es nicht sehen konnte.

Vielleicht verstand sie mich doch...

"Aber-", begann Jeremy.

"Kein Aber! Wenn sie reden wollte, wäre sie nicht da drin. Gib ihr etwas Freiraum!", unterbrach ihn Elena und meine Mundwinkel zuckten ein wenig im leichten Echo eines Lächelns.

Ja... Sie verstand mich wirklich.

"Ihr solltet nach Hause fahren", sagte jemand und ich erkannte Stefans Stimme, "Ich kann sie heimbringen, wenn sie sich wieder besser fühlt." Erneut blickte ich dankbar auf.

Das würde mir so viel ersparen. Ich müsste weder mit Jeremy noch mit Elena sprechen und könnte mich einfach allein zu Hause in mein Bett kuscheln. Und heulen.

Kurz war es still vor der Tür und fast konnte ich vor meinem geistigen Auge sehen, wie Elena mit sich rang, während Jeremy wahrscheinlich nicht einmal daran dachte, zu zustimmen.

"Okay", sagte meine beste Freundin schließlich und dumpf hörte ich Jeremys Proteste, die aber schnell leiser wurden. Wahrscheinlich wurde er durch Elena, Caroline und Matt mehr oder weniger gewaltsam zur Tür gebracht.

"Nathalie?", fragte Stefan da leise und ich horchte auf, "Ich bin draußen im Garten, wenn du nach Hause willst. Sag mir einfach Bescheid. Und lass dir Zeit." Ich spürte wie seine sanften Worte etwas den Schmerz abebben ließen und ich ein wenig meine Vorbehalte gegen ihn verlor.

"Okay", hauchte ich kaum hörbar, doch ich wusste, dass er es trotzdem wahrnahm.

Seine Schritte vor der Tür wurden leiser und verstummten schließlich, während ich einfach die Augen schloss und still ein- und ausatmete.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als der drückende Schmerz in meiner Brust etwas zurückgegangen und die Tränen schließlich versiegt waren, doch es war mir auch egal. Etwas steif setzte ich mich auf und trat langsam vor den Spiegel am Waschbecken.

Ich sah echt furchtbar aus.

Meine Augen waren verquollen und meine Nase so rot, dass man mich mit Rudolf dem Rentier verwechseln konnte.

Ich drehte den Hahn auf und schlug mir kaltes Wasser ins Gesicht, ehe ich erneut in den Spiegel sah, was mich nur lautlos seufzen ließ.

Besser wurde es wohl nicht mehr.

Kopfschüttelnd drehte ich mich um und schloss die Tür wieder auf, ehe ich langsam heraustrat.

"Und ich dachte schon, du willst für immer da drinbleiben." Erschrocken schaute ich auf und mir gefror das Blut in den Adern, als ich direkt in Damons blaue Augen sah, der mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand lehnte. Obwohl seine Stimme ein wenig amüsiert geklungen hatte, war sein Gesicht todernst, was mich verunsicherte.

Hatte er etwa die ganze Zeit da gestanden und gewartet?

Trotzdem schaffte ich es meinen gleichgültigen Gesichtsausdruck zu bewahren, ehe ich mit einem Schnauben einfach an ihm vorbei ging, um dem Flur zurück zum Salon zu folgen, wo noch meine Jacke lag.

Ich würde bestimmt nicht mit ihm reden!

"Zoey!", rief er mir hinterher, doch ich ignorierte ihn. Ich kam im Salon an und entdeckte meine Jacke auf dem Sofa, als Damon einmal wieder direkt vor mir auftauchte und mir den Weg versperrte.

"Was soll das?", fragte er verärgert, während ich nur die Augenbrauen hob.

"Was das soll?", erwiderte ich spöttisch und funkelte ihn wütend an, "Eigentlich sollte ich dir diese Frage stellen!" Damit wollte ich an ihm vorbeigehen, doch er versperrte mir weiterhin den Weg.

"Wieso führst du dich so auf?", fragte Damon weiter, ohne meine Antwort zu beachten und ich sah, wie auch bei ihm langsam Wut aufkam.

"Wieder eine Frage, die ich dir stellen könnte!", sagte ich erneut in einem spöttischen Ton und verschränkte die Arme.

"Zoey, das ist kindisch!"

"Ich bin lieber ein Kind, als ein Riesenarschloch, der alles besteigt, was nicht bei drei auf dem Baum ist!", rief ich nun richtig wütend und ich sah kurz wie Verwirrung in seine Augen trat, ehe sie der Erkenntnis Platz machte.

"Darum geht es hier?!", fragte er ungläubig, als ich es schaffte, mich an ihm vorbei zu drängen, und Richtung Sofa lief, "Mit wem ich schlafe?!"

"Was dachtest du denn, worum es geht?!", fragte ich, ohne ihn anzusehen und griff nach meiner Jacke. Ich hörte wie er bitter auflachte und drehte mich erschrocken zu ihm.

Fand er das witzig?

"Tut mir leid, aber...", er hielt kurz inne, um wieder Luft zu kriegen, "Ich finde nicht, dass dich das etwas angeht." Ich konnte ihn nur fassungslos anstarren und den Kopf schütteln.

Er verstand es einfach nicht!

"Zoey, du hast mit mir Schluss gemacht!", rief Damon aus und jegliche Belustigung war aus seinem Gesicht verschwunden, "Es ist ja wohl allein meine Sache, wie ich mich über dich und Katherine hinwegtröste! Du hast keinerlei Recht, mich deswegen zu verurteilen oder die eifersüchtige Ex zu spielen!"

"Gott! Du kapierst es einfach nicht, oder?!", rief ich und spürte, wie die gerade erst versiegten Tränen erneut in mir hochstiegen.

"Was kapiere ich nicht?!", erwiderte Damon und blickte mich genauso wütend an, wie ich mich fühlte. Und in diesem Moment hielt ich es nicht mehr aus. All der Zorn und die Verzweiflung, all die Worte und Gedanken, die ich ihm gegenüber so lange unterdrückt hatte, sprudelten mit einem Mal unkontrolliert aus mir heraus.

"DASS ICH DICH IMMER NOCH LIEBE!", schrie ich den Tränen nah, "DASS ICH NIE DAMIT AUFGEHÖRT HABE!", ich hielt kurz inne und blickte Damon an, der mich vollkommen perplex anstarrte, "Du tust die ganze Zeit so, als wärst du das Opfer! Als wärst du derjenige, dessen Liebe nicht erwidert wird! Und vielleicht stimmt das auch, was dich und Katherine angeht, aber zwischen uns beiden bin ich das Opfer, nicht du! Ich bin diejenige, deren Liebe nicht erwidert wird! Ich hab Schluss gemacht, weil du nach wie vor Eveline in mir siehst! Du liebst sie und nicht mich..." Ich musste aufhören, als meine Stimme brach und ich zitternd Luft holte, während nun wieder Tränen über meine Wange liefen.

"Zoey..." Damon war einige Schritte auf mich zugetreten, seine Stimme war im starkem Gegensatz zu vorher, leise und sanft geworden. Seine Wut schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Meine jedoch nicht!

"Ich hab mir solche Mühe gegeben, dich zu vergessen!", fuhr ich fort und schloss schmerzerfüllt die Augen, "Damit ich nicht jedes Mal zusammenbreche, wenn ich dich mit einer anderen sehe! Damit ich selbst jemand anderen in mein Leben lassen kann!", ich öffnete die Augen wieder und blickte ihn direkt an, während sämtliche Gefühle, die in mir tobten, sich in meine nächsten Worte legten, "Aber das funktioniert nicht, egal wie sehr ich mich bemühe! Und das ist deine Schuld, Damon! Du hast mir das Herz gebrochen! Du hast mich ruiniert!"

Für einen Moment war es vollkommen still, als ich ihn einfach nur mit tränenverschleierten Augen ansah und er meinen Blick stumm erwiderte. Jedoch wurden wir beide aufgeschreckt, als plötzlich das ohrenbetäubende Splittern von Glas ertönte und ich zu dem Fenster hinter mir herumfuhr, woraufhin ich sofort erschrocken einen Schritt zurücksprang.

Jemand war von draußen durch das Fenster gesprungen und lag nun direkt vor mir in tausenden Scherben auf dem Boden, jedoch nicht lange. Keine Sekunde später sprang der unbekannte Mann auf und ich schrie auf, als ich sein Gesicht sah. Es war ein Vampir!

"Kyra...", knurrte er kaum hörbar, als sich sein roter Blick auf mich richtete und er langsam auf mich zukam.

Bevor er mich jedoch erreichen konnte, schnellte Damon plötzlich mit übermenschlicher Geschwindigkeit vor mich und stieß ihn zurück.

Das ließ der fremde Vampir nicht auf sich sitzen und schlug zu. Damon parierte den Angriff und schlug seinerseits zurück, als plötzlich noch etwas durch das offene Fenster schnellte und direkt hinter Damon zum Stehen kam. Noch ein Vampir! Doch diesmal war es eine Frau!

"Damon, pass auf!", rief ich angsterfüllt, doch zu spät. Die Vampirin jagte dem Schwarzhaarigen eine Glasscherbe in die Schulter, bevor dieser hätte reagieren können, und schreckliche Angst kroch in mir hoch, als ich seinen Schmerzensschrei hörte und er auf die Knie sank.

Verzweifelt sah ich mich nach einer Waffe um, als mein Blick auf die Holzscheite neben dem Kamin fiel.

Ohne darüber nachzudenken, griff ich nach einem spitzeren Stück Holz, ehe ich damit auf den männlichen Vampir, der mir gerade den Rücken zugekehrt hatte, zu rannte und ihm das Holz in den Hals stieß. Wie Damon vorher, schrie der Vampir auf und ging zu Boden.

"Lasst ihn in Ruhe!", rief ich und zog das Holz wieder raus, um nochmal zu zustechen, jedoch wurde ich in diesem Moment plötzlich von hinten gepackt und mit voller Kraft weggeschleudert. Ich schrie als ich durch den Raum flog hart am Boden aufkam, dummerweise auch noch direkt im Scherbenmeer vor dem Fenster.

Meine Muskeln verkrampften sich unweigerlich, als ich spürte, wie sich das Glas überall in meinen Körper schnitt.

"NEIN!", hörte ich Damon schreien und blickte auf. Er wurde noch immer von dem männlichen Vampir, der sich unglaublich schnell von meinem Angriff erholt hatte, in Schach gehalten, während die Frau langsam auf mich zukam und mich mit ihrem roten Blick musterte, was mich angsterfüllt schlucken ließ.

Ich kannte diesen Ausdruck. Genauso hatte Damon ausgesehen, als er mich im Keller angegriffen hatte. Das war Hunger.

Verzweifelt versuchte ich auf die Füße zu kommen, was meine Wunden durch die Glasscherben allerdings nur noch schlimmer machte, als plötzlich noch jemand durch den Raum schnellte und sich keine Sekunde später ein Holzpfahl von hinten durch die Brust der Vampirin bohrte.

Unendlich erleichtert erkannte ich Stefan, der die sterbende Vampirin, die vor mir zusammenbrach, nicht weiter beachtete und sich zu Damon und dem Mann drehte, der nur entsetzt auf die Leiche starrte, ehe er, bevor einer der Brüder reagieren konnte, durch das offene Fenster nach draußen verschwand.

"Zoey!", rief Damon sofort und kämpfte sich auf die Füße, ehe er keine Sekunde später bei mir war und sich zu mir herunterbeugte, während er mich von Kopf bis Fuß besorgt musterte.

"Damon", hauchte ich zitternd und suchte auch ihn nach Verletzungen ab, doch außer einer blutenden Nase und der Verletzung an der Schulter schien es ihm gutzugehen.

Ich ließ zu, dass er mich auf die Füße zog, ehe ich ihn einfach umarmte und mich noch immer vor Schock zitternd an ihm festhielt. Die Schmerzen von den Glasscherben nahm ich nur am Rande war.

Unser Streit, der mir gerade so dumm und unnötig vorkam, war mir in dem Moment egal.

Er hätte sterben können!

Damon schien ähnlich zu denken, denn auch er drückte mich an sich, als fürchtete er, ich könnte ihm entgleiten, wenn er mich nicht fest genug hielt.

"'Ich erinnere mich an die beiden'", sagte Stefan da und, ohne Damon loszulassen, blickte ich fragend zu ihm, "'Sie sind von 1864. Die waren in der Gruft!'"

"'Ja'", erwiderte Damon, der Stefan ebenfalls beunruhigt ansah, ohne den Griff um mich zu lösen, "'Was das angeht...'"

Oh nein...

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