The Turning Point
"You look in my eyes, I'm stripped of my pride
And my soul surrenders, and you bring my heart to it's knees
And it's killing me when you're away, I wanna leave and I wanna stay
And I'm so confused, So hard to choose
Between the pleasure and the pain
And I know it's wrong, and I know it's right
Even if I try to win the fight, my heart would overrule my mind
And I'm not strong enough to stay away..."
-Not Strong Enough, Apocalyptica
"Gehst du heute Abend eigentlich zu der Career Night?", fragte Elena mich als wir zusammen aus der Schule traten und Richtung Parkplatz liefen.
"Ich denke nicht. Auch wenn ich mir dann wieder einen Vortrag von meinem Vater anhören darf", antwortete ich seufzend und zog mir meine Jacke über, die ich bisher in der Hand gehalten hatte. So langsam brach der Herbst über uns herein sodass man die Kälte immer mehr wahrnahm.
"Ich weiß auch nicht, ob ich gehen soll", sagte Elena nachdenklich, "Ich meine, ich bin momentan nicht sehr motiviert Zukunftspläne zu schmieden."
"Wer ist das schon, nachdem man von dem Mann verlassen wurde, von dem man gedacht hat, dass er einen festen Platz darin einnehmen würde?", erwiderte ich und lächelte matt.
"Tja, ich durfte mir auch schon von Bonnie anhören, dass wir mit Stefan und Damon ohnehin keine Zukunft hätten haben können", sagte Elena und ich hob die Augenbrauen.
"Nett", sagte ich nur und trat im Laufen einen Pappbecher vor meinen Füßen weg.
Schon den ganzen Tag hatte ich schlechte Laune und auch Elena war nicht viel besser drauf. Selbst Bonnie, die geradeso den Angriff von Damon überlebt hatte und gestern Nacht von uns über die ganze Vampirsache aufgeklärt worden war, ging es besser als uns. Doch wen wunderte das schon?
Elena und ich wurden von den Männern, die wir liebten, verlassen und wir konnten rein gar nichts dagegen tun, außer es einfach hinzunehmen. Doch niemand hatte gesagt, dass es einfach wird.
Seit gestern Abend hatten wir weder etwas von Damon noch von Stefan gehört. Wahrscheinlich waren sie schon längst fort.
Vor allem Damon. Katherine war der einzige Grund gewesen, weshalb er hier gewesen war. Und jetzt da sie unerreichbar war, hielt ihn hier nichts mehr. Das hatte er selbst gesagt.
"Weißt du, sie hätten sich wenigstens verabschieden können", sagte ich leise und Elena seufzte.
"'Stefan tut das wohl mit Absicht nicht. Er denkt er würde mich beschützen. Ein sauberer Schnitt, oder sowas...'", sagte sie kopfschüttelnd, als mein Blick auf die Parkbänke vor uns fiel und ich unweigerlich stehen blieb.
"Wenn man vom Teufel spricht", murmelte ich und blickte zwischen den beiden Brüdern hin und her. Stefan saß auf einer der Bänke und lächelte minimal als er uns erblickte, während Damon neben ihm an einem Baum lehnte und uns oder eher mich mit unergründlicher Miene musterte.
"Was macht ihr denn hier?", fragte Elena, die ebenfalls stehen geblieben war. Die gleiche Frage stellte ich mir auch.
Was wollten die Brüder hier? Ich dachte, sie wären längst fort... Oder wollten sie sich verabschieden?
"Hey", sagte Stefan und erhob sich von der Bank, um ein paar Schritte auf uns zu zukommen, "Kann ich dich sprechen?", fragte er an Elena gewandt, welche darauf fragend zu mir sah.
"Geh schon", murmelte ich und sie nickte etwas, ehe sie mit Stefan davon ging.
Ich blickte fragend zu Damon, der sich nun vom Baum gelöst hatte und zu mir trat. Ich spürte den mir mittlerweile allzu bekannten Schmerz in meiner Brust als ich in seine blauen Augen sah und behielt mit Mühe meine ausdruckslose Miene.
"Und was willst du?", fragte ich so gelassen wie möglich.
"Ich wollte mit dir reden", antwortete der Schwarzhaarige, "Kann ich dich ein Stück mitnehmen?" Er drehte sich leicht um und deutete auf seinen Wagen, der hinter den Parkbänken auf dem Schulparkplatz stand.
Ich verschränkte die Arme.
"Wenn du dich jetzt so verabschieden willst-", fing ich an, doch er unterbrach mich.
"Das ist kein Abschied", sagte er kopfschüttelnd und überrascht sah ich ihn an, "Es geht um was Wichtiges." Kurz überlegte ich, ob ich mich tatsächlich darauf einlassen sollte, doch dann gab ich nach und nickte leicht. Was hatte ich schon zu verlieren?
Damon erwiderte mein Nicken und ich folgte ihm zu seinem Wagen, wo ich auf der Beifahrerseite einstieg.
Ich atmete den mir bereits bekannten Geruch des Oldtimers ein und erinnerte mich unweigerlich an meine erste Fahrt hier drin.
Ich hatte Damon gerade erst kennengelernt und von ihm geschwärmt wie ein kleines Mädchen. Ich war so glücklich gewesen...
Ich wurde aus den Gedanken gerissen als Damon neben mir einstieg und den Wagen startete.
"Bevor wir zur Sache kommen, wollte ich mich noch bei dir entschuldigen", sagte Damon da und ich blickte ihn verwirrt an. Was meinte er?
"Entschuldigen?"
"Ja. Für das, was ich gestern gesagt habe", erwiderte er und fuhr los. Ich behielt meinen verwirrten Blick bei. Für was wollte er sich da entschuldigen? Dafür, dass er Katherine liebte und nicht mich? Dafür, dass er die Stadt verlassen und mich allein zurücklassen wollte?
"Was meinst du?", sprach ich meine Gedanken aus und kurz wandte Damon den Blick von der Straße, um mich direkt anzusehen.
"Ich weiß, dass du das, was ich gestern zu Stefan gesagt habe, mitgehört hast", sagte er leise, "Ich habe im Eifer des Gefechts ein paar unschöne Dinge gesagt und... das war nicht fair von mir. Es tut mir leid." Ich schluckte etwas. Er dachte gar nicht daran, dass er Katherine mir vorzog. Er dachte, er hätte mich mit seinen Worten gestern gekränkt.
Zugegeben er hatte Recht damit, aber das war momentan wirklich meine geringste Sorge.
"Schon gut", sagte ich nur und vermied es ihn direkt anzusehen, "Deine Wut war ja durchaus verständlich. Immerhin sind meine Vorfahren daran schuld, dass du Katherine verloren hast."
"Trotzdem hat Stefan Recht. Du und deine Familie habt nichts damit zu tun. Es tut mir wirklich leid" Ich spürte seinen Blick auf mir und biss mir leicht auf die Unterlippe. Ich konnte ihn nicht ansehen.
"Ist okay. Wirklich", sagte ich und sah auf meine Hände, die zusammengefaltet auf meinem Schoß lagen, "Also, worüber wolltest du eigentlich mit mir sprechen? Ich dachte, du und Stefan hättet die Stadt bereits verlassen?"
"Ich kann nicht von hier fortgehen", sagte Damon und nun blickte ich ihn doch an, als Hoffnung in mir aufkam, "Noch nicht."
"Und weswegen?", fragte ich leise. Hatte es vielleicht etwas mit mir zu tun?
"Sheriff Forbes kam heute Morgen zu mir. Es wurde noch eine Leiche gefunden", erklärte Damon und ich sah ihn erschrocken an.
"Leiche?", wiederholte ich, obwohl ich eine ziemlich genaue Ahnung hatte, was er damit meinte.
" Ein weiteres Opfer von Vampiren", bestätigte Damon meinen Verdacht.
"Hast du...?", fragte ich unsicher, doch er schüttelte den Kopf.
"Nein. Weder ich noch Stefan haben etwas damit zu tun. Es muss also noch einen Vampir in der Stadt geben." Ich holte entsetzt Luft, als Angst in mir hochstieg. Es war noch ein Vampir hier. Jemand, der skrupellos mordete.
"Wisst ihr, wer es ist?", fragte ich und schluckte schwer, um die aufkommende Übelkeit zu verdrängen.
"Nein", erwiderte Damon, als er den Wagen plötzlich mitten auf der Straße anhielt und sich zu mir drehte, "Aber ich werde nicht von hier fortgehen, bis wir ihn haben. Ich werde erst gehen, wenn du in Sicherheit bist, hörst du?" Eindringlich sah er mich an, während er mir beruhigend ein paar widerspenstige Strähnen aus dem Gesicht strich. Ich musste bei seinen Worten etwas lächeln und instinktiv griff ich nach seiner Hand, die er gerade von meinem Gesicht zurückziehen wollte.
"Danke", murmelte ich und er erwiderte mein Lächeln etwas, als mir Lexis Worte in den Sinn kamen: "Gib deine Hoffnung noch nicht auf. Selbst wenn er Schluss gemacht hat, er hat Gefühle für dich." Vielleicht hatte sie Recht.
Ich wurde unsanft aus diesem Moment gerissen, als ein lautes Hupen hinter uns ertönte und wir von einem Auto überholt wurden. Ich zuckte zusammen, wobei ich unabsichtlich meine Hand aus Damons zog, welcher daraufhin wieder auf Abstand ging. Kurz verfluchte ich innerlich sowohl mich als auch diesen verdammten Autofahrer für die Zerstörung dieses Moments.
Unangenehmes Schweigen kam nun auf, was ich schließlich brach als ich mich räusperte.
"Also, was machen wir jetzt?", fragte ich und er blickte mich verwirrt an, "Wie sollen wir diesen Vampir finden?" Damon schwieg daraufhin kurz, fast so, als müsste er seine Gedanken neu ordnen, ehe er in seine Hosentasche griff und eine goldene Taschenuhr herauszog.
"Nun, ich habe einen Plan. Allerdings brauche ich dafür deine Hilfe." Er sah mich bittend an, während ich nur überrascht die Augenbrauen hob.
"Meine Hilfe?", echote ich. Wie sollte ich als einfacher Mensch denn bei einer Vampirjagd behilflich sein?
"Das hier", Damon hob die Taschenuhr und drückte sie mir in die Hand, "ist ein Kompass. Ein Kompass, der auf Vampire zeigt." Skeptisch betrachtete ich die Uhr in meiner Hand und klappte sie zögerlich auf. Ich blickte auf den großen Zeiger in der Mitte, der sich suchend drehte, ehe er anhielt und direkt auf Damon zeigte.
Diese Uhr kannte ich doch irgendwoher. Nur hatte sie damals, als ich sie als Kind gesehen hatte noch normale Zeiger, wie die einer richtigen Uhr.
"Gehörte die nicht Elena und Jeremy?", fragte ich unsicher und Damon nickte leicht.
"Der Kompass wurde von Jonathan Gilbert erfunden. Elenas Vorfahren. Damit haben sie es überhaupt geschafft alle Vampire 1864 aufzuspüren und einzusperren. Er wurde in der Familie immer weitervererbt", erklärte der Schwarzhaarige.
"Aber wie bist du dann an ihn gekommen?", fragte ich verwirrt.
"Ich hab ihn Logan Fell abgenommen, als ich er im Begriff gewesen war, Stefan zu töten", erwiderte Damon und ich blickte ihn erschrocken an, "Verstehst du jetzt, warum ich den Verdacht so dringend auf jemand anderen lenken musste?" Ich nickte langsam.
Deshalb war Logan Fell auch nicht mehr im Fernsehen zu sehen gewesen. Damon hatte ihn umgebracht, um Stefan zu retten. Er hatte den vampirweisenden Kompass an sich genommen und Logan und Lexi getötet, damit die beiden Brüder in Sicherheit waren.
"Und wozu brauchst du jetzt mich?" Fragend blickte ich den Schwarzhaarigen an.
"Ich kann den Kompass nicht richtig benutzen, weil ich das Signal störe. Allerdings konnte ich herausfinden, dass er in dieser Gegend unruhiger dreht und nicht einfach nur still auf mich zeigt", erklärte Damon und deutete auf das Gerät. Ich blickte ebenfalls darauf und stellte fest, dass er Recht hatte. Der Zeiger drehte sich tatsächlich immer mal wieder suchend im Kreis, bevor er wieder bei Damon hängen blieb.
"Der Kompass hat nur eine bestimmte Reichweite. Ich will, dass du seinem Signal folgst bis du das Gebäude findest, indem der Vampir sich versteckt. Es ist helllichter Tag, er kann dir also so lange du draußen bist nichts tun", fuhr er fort und ich nickte verstehend.
Ich konnte den Kompass als Mensch ohne Störsignal benutzen und wenn Damon außer Reichweite war, konnte ich den fremden Vampir so finden.
"Okay, ich krieg das hin", sagte ich und öffnete die Autotür, als Damon mich am Arm packte.
"Wenn du das Versteck gefunden hast, rufst du mich sofort an. Du gehst da nicht rein, verstanden?", sagte er ernst und ich nickte nochmals, während ich etwas lächelte. Er machte sich Sorgen um mich.
Ich verließ endgültig den Wagen und schlug die Tür zu, während ich kurz prüfend auf den Kompass und dann auf meine Umgebung sah. Wir befanden uns hier im Industriegebiet.
Hier gab es unzählige leer stehende Lagerhäuser, fernab von jeglichen Bewohnern.
Wäre ich ein Vampir würde ich mich hier wahrscheinlich auch verstecken.
"Sei vorsichtig", sagte Damon, der das Auto inzwischen wieder gestartet hatte, mahnend durchs offene Fenster und ich lächelte erneut, ehe ich zu ihm sah.
"Du hast es doch selbst gesagt, im Sonnenlicht kann er mir nichts anhaben. Ich ruf dich an, wenn ich ihn gefunden habe", sagte ich, was Damon zögerlich nicken ließ, ehe er davonfuhr und mich allein zurückließ.
Ich blickte auf den Kompass, der sich nun wieder suchend drehte und nun in eine neue Richtung wies.
Ich atmete einmal tief durch, als doch leichte Anspannung in mir aufstieg. Auch wenn der Vampir im Sonnenlicht nicht an mich herankam, so machte es mir jetzt doch etwas Angst allein direkt zu seinem Versteck zu laufen.
Doch es ging nicht anders. Ich musste da jetzt durch.
"Dann wollen wir mal", murmelte ich und lief in die Richtung, die der Kompass mir zeigte.
***
"Bist du sicher?", fragte Damon durch das Handy an meinem Ohr.
"Ja, absolut sicher. Der Kompass zeigt eindeutig auf dieses Lagerhaus", antwortete ich und blickte nochmals prüfend auf den Zeiger, welcher nur absolut still auf das Gebäude vor mir zeigte. Wie ich mir schon vorher gedacht hatte, war es ein unbenutztes Lagerhaus.
"Okay, ich bin sofort bei dir", sagte Damon und legte auf. Ich nahm das Handy vom Ohr und steckte es in meine Tasche, während ich unsicher auf das Lagerhaus blickte.
Es wirkte irgendwie gespenstisch. Es war von den anderen Gebäuden weit abgelegen und war zudem noch von unzähligen Bäumen umgeben.
Wenn ich hier um Hilfe schreien würde, würde mich sicher niemand sehen oder hören.
Unruhig sah ich auf meine Armbanduhr. Ich hatte viel zu lange gebraucht.
Es dämmerte bereits und es war nur noch eine Frage von Minuten bis die Sonne endgültig untergehen würde.
Da spürte ich einen Luftzug hinter mir und erschrocken fuhr ich herum.
"Gott, Damon!", murmelte ich, als ich ihn erkannte und atmete tief durch.
"Entschuldige", sagte der Schwarzhaarige, ehe er zu dem Lagerhaus sah, "Hier ist es?"
"Ja", sagte ich nickend und drückte ihm den Kompass in die Hand, "Und was machen wir jetzt?"
"Ich geh da jetzt rein und du siehst zu, dass du hier wegkommst", sagte Damon und ich sah ihn erschrocken an.
"Du willst allein da rein?", fragte ich ungläubig, "Das darfst du nicht tun! Das ist viel zu gefährlich! Du weißt noch nicht einmal, ob es einer oder mehrere sind!", sagte ich aufgebracht.
"Ich werde schon mit ihm oder ihnen fertig. Mach dir keine Sorgen", erwiderte er, doch ich konnte nur verständnislos den Kopf schütteln.
"Dann lass mich mit dir da reingehen!", forderte ich, als ich sah wie er bereits zum Widerspruch ansetzte, "Oder wenigstens hier draußen auf dich warten!"
"Auf keinen Fall!", erwiderte Damon energisch und ich seufzte, "Die Sonne geht jeden Moment unter und wenn das geschieht, solltest nicht mehr in der Nähe von diesem Ort sein!"
"Ich lasse dich hier nicht allein!", sagte ich fest.
"Zoey! Geh!", sagte er und es hörte sich fast an wie ein Befehl, doch ich dachte nicht daran ihm zu gehorchen.
"Zwing mich doch!", sagte ich leise und konnte gerade noch ein triumphierendes Grinsen unterdrücken, als er die Augen verengte. Wir wussten beide genau, dass er das nicht konnte.
"Dein Glück, dass ich dich nicht manipulieren kann", murrte er nur, was mich jetzt doch leicht grinsen ließ, "Schön, du kannst hier warten. Aber wenn ich in fünf Minuten nicht wieder rauskomme, verschwindest du von hier und rufst Stefan an!"
"Okay", stimmte ich sofort zu und war froh nicht länger darüber diskutieren zu müssen. Nur verschwieg ich ihm die Tatsache, dass ich sicher auch nicht gehen würde, wenn er da drin Hilfe brauchte.
Damon musterte mich noch kurz prüfend, ehe er sich abwandte und zum vorderen Eingang des Lagerhauses ging.
Sehr vorsichtig griff er an die Türklinke und drückte sie langsam nach unten, um die schwere Stahltür zu öffnen, die dadurch furchtbar laut quietschte.
Damon sah noch kurz über die Schulter zu mir und ich nickte ihm angespannt zu, ehe er eintrat und die Tür hinter ihm zufiel.
Stille folgte und ich atmete einmal tief ein und aus, als plötzlich laute Schüsse durch die Nacht schallten. Und die Schüsse kamen direkt aus dem Lagerhaus.
"Nein!", hauchte ich und trat einige Schritte vor, als schreckliche Angst in mir hochkroch. Damon hatte keine Waffe bei sich gehabt. Das hieß irgendjemand anderes musste gerade geschossen haben.
Suchend sah ich mich um. Ich musste ihm helfen!
Doch ohne Waffe konnte ich nichts ausrichten!
Da fiel mein Blick auf eine alte verrostete Brechstange, die zwischen unzähligen anderen Metallteilen vor der Halle auf dem Boden lag. Schnell lief ich zu ihr hin und hob sie auf, ehe ich zu dem Lagerhaus aufsah.
Ich konnte unmöglich durch die gleiche Tür, wie Damon. Das war viel zu laut und außerdem würde ich dort sofort entdeckt werden.
Es musste doch noch einen Eingang geben.
Und da entdeckte ich ihn. Leicht von Gestrüpp verdeckt, befand sich auf der anderen Seite der Mauer eine weitere Tür, die nach drin führte. Und im Gegensatz zu der Tür, durch die Damon gegangen war, bestand diese hier nur aus Holz.
Sie würde also hoffentlich weniger Lärm beim Öffnen erzeugen.
Kurz zögerte ich als ich zwischen dem Brecheisen in meiner Hand und der Tür hin und her sah. Vielleicht sollte ich das doch bleiben lassen. Am Ende war Damon gar nicht in Gefahr und ich würde ihn nur in welche bringen, wenn ich dazwischenfunkte.
Doch da ertönten erneut Schüsse und ich konnte jemanden schmerzvoll aufschreien hören. Das war Damons Stimme!
In Sekundenschnelle lösten sich meine Zweifel in Luft auf und ich lief entschlossen auf die Holztür zu, um sie zu öffnen. Ganz langsam und darauf bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu machen trat ich in die spärlich beleuchtete Halle und sah mich suchend um. Ich erblickte unzählige Regale, auf denen Kartons standen, die mit sonst was gefüllt waren, doch darauf achtete ich nicht lange. Ich musste Damon finden.
"'Ich habe Tonnen von diesen Holzpatronen, also... keine Spielchen!'", hörte ich jemanden sagen und ich zuckte zusammen. Das war von dort hinten gekommen. Konzentriert bewegte ich mich zwischen den Regalen entlang, darauf bedacht kein Geräusch zu machen.
"'Das würde ich dir nicht raten, glaub mir!'" Das war Damon! Doch ehe ich mich darüber freuen konnte, dass er noch lebte schallten erneut Schüsse gemischt mit seinen Schreien durch den Raum und meine Hand schnellte zu meinem Mund, um mich daran zu hindern irgendeinen Laut von mir zu geben.
"'Das kommt davon!'", sagte die erste Stimme und ich runzelte die Stirn als ich zitternd weiterging. Ich kannte diese Stimme irgendwoher.
"'Wofür ist das?!'", fragte Damon und seine Stimme bebte vor Anstrengung. Hoffentlich war er nicht schwer verletzt.
Ich bog um ein weiteres Regal und dann sah ich sie.
Damon lag etwas entfernt von mir auf dem Boden. Sein Hemd war durchlöchert und blutgetränkt, was meine Sorge ungemein verstärkte. Doch meine hauptsächliche Aufmerksamkeit lag auf dem Mann, der mit dem Rücken zu mir vor Damon auf und ab lief mit einer Pistole in der Hand. Das musste der Vampir sein.
"'Du hast mich dazu gemacht!'", sagte er und mir wurde klar, woher ich die Stimme kannte. Das war Logan Fell! Damon hatte doch gesagt, dass er ihn getötet hat! Wie war er zum Vampir geworden?
"'Ich hab dich getötet, nicht verwandelt!'", sagte Damon, während er stöhnend versuchte sich die Holzgeschosse aus dem Körper zu ziehen.
"'Ich weiß, was ihr beide seid, du und dein Bruder. Ich habe euch eine Weile beobachtet'", sagte Logan und ließ dabei Damon nicht aus den Augen. Das war meine Chance.
Ich umgriff die Brechstange fest mit beiden Händen und nährte mich ihm so leise wie möglich. Dabei hoffte ich inständig, dass Damons Schmerzenslaute, das Geräusch meiner Schritte überdecken würde.
"'Ich wusste, dass du früher oder später hier auftauchen würdest und ich bin froh, dass du hier bist'", fuhr Logan fort und drehte beiläufig eins der Holzgeschosse in seiner Hand hin und her, "'Ich hab nämlich ein paar Fragen!'"
Da fiel Damons Blick auf mich und ich hielt kurz in meiner Bewegung inne, als er den Blick sofort wieder abwandte und keinerlei Reaktion zeigte.
Er ließ sich nichts anmerken. Gut.
"'Ich zuerst!'", forderte er an Logan gewandt und ich nährte mich den beiden weiter, "'Wer hat dich verwandelt?'"
"'Woher soll ich das wissen?!'", antwortete Logan wütend werdend, "'Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich dabei war deinen Bruder zu pfählen! Dann hast du mich gepackt! Das war's!" Ich stand nun direkt hinter ihm und ich hörte wie das Adrenalin in meinen Ohren rauschte, als ich ausholte und mit meiner gesamten Körperkraft zuschlug.
Logan stöhnte schmerzvoll auf und ging zu Boden, was ich nutzte, um noch einmal zu zuschlagen. Daraufhin rührte er sich nicht mehr und ich atmete auf, als ich mit zitternden Händen die Brechstange fallenließ.
Damon blickte nur perplex auf den bewusstlosen Vampir, ehe er den Kopf zu Boden sinken ließ.
"Wow", murmelte er nur, während ich neben ihm auf die Knie fiel.
"Das ist alles, was dir einfällt?!", fragte ich aufgebracht, während ich versuchte mein Zittern zu beruhigen.
"Naja, ich hätte nie gedacht, dass du es schaffst ihn bewusstlos zu schlagen", sagte Damon, ehe er erneut schmerzvoll aufstöhnte.
"Na besten Dank auch", sagte ich kopfschüttelnd und atmete nochmals tief durch, "So schwächlich bin ich nun auch nicht!"
Damon blickte zu mir auf.
"Es gehört aber einiges an Kraft dazu, einen Vampir k.o. zu schlagen. Kraft, die ein Mensch und vor allem ein zierliches Mädchen wie du nicht haben sollte", sagte er und ich musste trotz der Situation etwas lächeln.
"Tja, dann nimm dich in Zukunft wohl besser in Acht vor mir", sagte ich scherzhaft, ehe ich wieder ernst wurde, "Wir müssen hier weg, bevor er wieder aufwacht"
"Ich werde den Dreckskerl umbringen, bevor er wieder aufwacht!", sagte Damon verärgert und wollte sich aufrichten, ehe er aufstöhnte und wieder zu Boden ging, "Nur kann ich mich mit diesen verdammten Holzkugeln im Körper nicht bewegen!", fluchte er und ich blickte besorgt auf seine Verletzungen.
"Was kann ich tun?", fragte ich unsicher. Ich konnte Logan ja wohl kaum selbst töten. Mal abgesehen davon, dass ich mich psychisch dafür gar nicht in der Lage sah, war hier rein gar nichts in der Nähe, was einen hölzernen Pflock nahekam.
Ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen, als Damon sein ohnehin ruiniertes Hemd plötzlich in der Mitte aufriss, was den Blick auf seinen Oberkörper freigab.
"Du musst mir helfen sie rauszuholen", sagte er und ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss, als ich auf seinen durchtrainierten Torso blickte. Ich sollte die Kugeln entfernen?!
"M-mit bloßen Händen?", stotterte ich und hoffte, dass er mein Starren nicht bemerkt hatte.
"Ja, es geht nicht anders", sagte der Schwarzhaarige angestrengt und mit noch immer zitternden Händen griff ich langsam in das erste Einschussloch in seinem Bauch.
Sofort stöhnte er erneut schmerzerfüllt auf und ballte die Hände zu Fäusten.
"Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid...", murmelte ich, als ich die Kugel schließlich zu fassen bekam und rauszog, "Damon, da ist so viel Blut..." Ängstlich blickte ich auf seinen blutüberströmten Bauch.
"Ist okay", presste der Schwarzhaarige heiser hervor, "Du weißt doch, was Vampire töten kann, oder? Blutverlust gehört nicht dazu."
Ich nickte. Er hatte Recht. Ich brauchte mir wegen dem Blut keine Sorgen machen, auch wenn es gespenstisch aussah.
Etwas sicherer widmete ich mich nun dem Einschussloch in seiner Brust.
"Was, wenn die ins Herz gegangen wäre?", fragte ich, als ich kurz danach die zweite Kugel herauszog und blickte ihn direkt an. Holz im Herzen konnte Vampire doch umbringen.
"Naja...", sagte er, ehe er schief grinste, "Dann müsstet du dir wirklich Sorgen machen." Erschrocken sah ich ihn an, ehe ich ihm leicht gegen die Schulter schlug.
"Ist das dein Ernst?!", fragte ich verärgert und er sah mich entschuldigend an, "Das hätte dich umbringen können?!"
"Hat es doch nicht", erwiderte Damon und legte beruhigend seine Hand auf meine, "Keine Sorge, das wird wieder."
"Vielleicht auch nicht!", ertönte es da plötzlich hinter mir und bevor ich mich umdrehen konnte, legte sich ein Arm grob um meinen Hals und zog mich nach hinten. Ich schrie auf, verstummte aber als der Griff um meinen Hals so fest wurde, dass mir die Luft wegblieb.
"Nein!", rief Damon aus und ich sah, dass er versuchte aufzustehen, was ihm aber noch immer nicht gelang.
Ich versuchte verzweifelt mich zu befreien, als der Arm um meinen Hals sich plötzlich lockerte, bevor eine Hand sich um meine Kehle schlang und ich unsanft gegen eins der Regale gedrückt wurde.
Ich erkannte Logan vor mir und rang erstickt nach Luft, als sein Griff mir erneut die Luft abschnürte.
"Sieh an, sieh an. Nathalie Lockwood, die Tochter des Bürgermeisters und Oberhauptes des Rates der Vampirjäger, eilt einem Vampir zur Hilfe", sagte er und grinste spöttisch, ehe sein Blick dunkler wurde und sich seine Pupillen unnatürlich erweiterten, "Hör auf dich zu wehren!" Ich wusste sofort, was passierte. Er versuchte mich zu manipulieren, was nicht funktionieren würde. Doch wenn er glauben würde, dass es das tat, dann konnte ich vielleicht fliehen.
Ich ließ meine Hände, die seine an meinem Hals bisher umklammert gehalten hatten, sinken.
"Du wirst nicht fliehen! Du wirst nicht schreien!", befahl Logan noch, als er meinen Hals losließ und ich nach Luft rang, während ich bemühte, ihm ausdruckslos in die Augen zu starren.
"Ich werde nicht fliehen. Ich werde nicht schreien", wiederholte ich monoton und er schien mir tatsächlich zu glauben.
"Logan!", rief Damon aus und ich blickte zu ihm, "Ich schwöre bei Gott, wenn du ihr etwas tust, reiß ich dir das Herz raus!" Er lag noch immer am Boden und versuchte verzweifelt irgendwie auf die Füße zu kommen, doch es nützte nichts. Er war noch zu geschwächt.
Logan grinste bei seinen Worten nur und hob seine Pistole, um sie auf mich zu richten. Ich holte entsetzt Luft und schaffte es geradeso nicht zu schreien. Er würde mich erschießen...
Wieso hatte ich ihm die Pistole nicht abgenommen, als ich ihn bewusstlos geschlagen hatte? Wie hatte ich so dumm sein können?
"Ich glaube kaum, dass du gerade in der Position bist, um mir zu drohen", sagte Logan und der Spott in seiner Stimme passte zu seinem Grinsen, "Aber keine Sorge. Ich habe nicht vor sie zu töten", er ließ die Pistole wieder sinken und ich atmete auf, "Ich habe mit dem Bürgermeister noch ein Hühnchen zu rupfen und wie es der Zufall so will, gibt sie ein hervorragendes Druckmittel ab. Aber vorher", er hob die Pistole erneut und richtete sie auf Damon, "hätte ich noch eine Frage. Wie kannst du im Sonnenlicht herumlaufen?"
"'Wer hat dich verwandelt?'", stellte Damon eine Gegenfrage, während er sich unauffällig eine weitere Kugel aus dem Körper zog.
"'Wieso kannst du ins Sonnenlicht?!'", wiederholte Logan und ich blickte angespannt zwischen den beiden hin und her.
"'Wer hat dich verwandelt?!'", antwortete Damon wieder, was bei Logan wohl den Geduldsfaden reißen ließ.
"'Weißt du, ich war bisher sehr nett zu dir, aber ich werde dich töten!'", rief er wütend und trat mit erhobener Waffe ein paar Schritte auf Damon zu.
"'Dann wirst du es nie erfahren!'", sagte dieser und kam auf die Füße. Bevor Logan irgendwie reagieren konnte, schnellte Damon plötzlich auf ihn zu und griff an. Ein Gerangel entstand und ich blickte mich suchend um, unwissend was ich tun sollte.
"ZOEY! LAUF!", rief Damon mir dazu und ich gehorchte. Ich sprintete an den beiden vorbei Richtung Tür und zog mit Mühe die schwere Stahltür auf. Da hörte ich plötzlich mehrere Schüsse hinter mir und ich blickte angsterfüllt über die Schulter. Damon brach gerade vor Logan zusammen und rührte sich nicht mehr, während Logan selbst langsam zu mir aufsah.
Panisch zwang ich mich durch die halb offene Tür nach draußen und rannte.
Jedoch kam ich nicht weit, da ich keinen Moment später plötzlich an den Haaren gepackt und mit voller Kraft zurückgezerrt wurde. Ich schrie so laut ich konnte, als ich noch einen Schlag auf dem Kopf spürte und in endlose Dunkelheit fiel.
***
Als ich erwachte, wusste ich nicht, wo ich war. Dröhnende Kopfschmerzen machten es schwer sich zu konzentrieren und bewegen konnte ich mich auch nicht richtig. Mit Mühe schlug ich die Augen auf und als sich mein verschwommener Blick klärte, erkannte ich, dass ich auf dem Rücksitz eines Autos lag. Und dieses Auto war in Bewegung.
Verwirrt versuchte ich mich aufzurichten, jedoch konnte ich sowohl meine Arme als auch meine Beine noch immer nicht richtig bewegen. Ich blickte an mir herunter und erkannte den Grund dafür. Ich war gefesselt! Meine Arme und Beine wurden von Seilen zusammengehalten!
Da kamen mit einem Schlag meine Erinnerungen zurück.
Logan Fell hatte mich niedergeschlagen! Ich hatte es nicht geschafft, zu fliehen!
Vorsichtig sah ich durch die zwei Sitze in den vorderen Teil des Wagens. Durch die Spiegelung in der Frontscheibe erkannte ich Logan, der das Auto fuhr und noch jemanden auf dem Beifahrersitz. Caroline!
Er hatte auch sie geschnappt? Was hatte er nur vor?
Und wo war Damon?
Ich erzitterte als ich mich an die Schüsse erinnerte und daran, wie er leblos zu Boden gesunken war. Nein, er durfte nicht... Er war nicht...
Ich weigerte mich, diesen Gedanken zu vollenden.
"Hey Liz!", schreckte mich Logans Stimme auf und ich blickte zu ihm, "'Deine Tochter hat Interesse am Journalismus geäußert. Ich finde es wichtig jungen Geist zu fördern!'"
Kurz war ich verwirrt, bis ich erkannte, dass er telefonierte. Er telefonierte mit Carolines Mutter. Dem Sheriff.
"'Was willst du?!'", hörte ich ihre aufgebrachte Stimme durch das Handy, dass ich Logan ans Ohr hielt.
"'Die Befriedigung, deine Tochter und die des Bürgermeisters in Vampire zu verwandeln!'", sagte Logan und ich wimmerte angsterfüllt. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Das durfte nicht passieren! Verzweifelt sah ich mich nach einem Fluchtweg um, doch ich konnte absolut nichts entdecken, was mir helfen würde.
Logan hielt den Wagen an und drehte sich zu Caroline, als plötzlich Arme durch das offene Fenster nach Logans Jacke griffen und ihn mit übermenschlicher Geschwindigkeit aus dem Wagen beförderten.
Verwirrt versuchte ich den Verantwortlichen zu erkennen, als Schüsse ertönten und Logan aufschrie.
"'Rache ist verdammt süß, nicht wahr?!'", hörte ich Damons Stimme und ich spürte wie mich unendliche Erleichterung durchströmte. Es ging ihm gut.
Da ging die Autotür neben mir auf und ich erkannte Stefan, der mich aus dem Auto hob und meine Fesseln löste.
"Hey, alles okay?", fragte er besorgt und ich nickte leicht, während ich hinüber zu Damon sah, der Logan in Schach hielt.
"Mir geht's gut. Kümmere dich lieber um Caroline", sagte ich und Stefan nickte leicht, ehe er Caroline ebenfalls aus dem Auto hob.
"Ich werde sie nach Hause bringen. Du kommst klar?", fragte er mich und ich nickte, woraufhin Stefan mit der Blonden auf dem Arm verschwand.
Damon schoss nochmals auf Logan, welcher nun wie Damon selbst vorhin stöhnend am Boden lag, ehe der Schwarzhaarige sich abwandte und das Handy aufhob, das Logan gerade fallengelassen hatte. Ich stützte mich hilfesuchend am Auto ab, als mir etwas schwindelig wurde.
"'Sheriff? Hier ist Damon. Nein, den Mädchen ist nichts passiert. Ich bin auf der Elm Street!'", sagte er knapp, ehe er auflegte und mit besorgter Miene zu mir rüberkam.
"Ist alles okay?", fragte er besorgt und musterte mich prüfend von Kopf bis Fuß.
"Das wollte ich dich gerade auch fragen", sagte ich leise und fuhr mit der Hand über meine Stirn, die leicht brannte, aber kein Vergleich zu den hämmernden Kopfschmerzen war.
"Du blutest...", murmelte Damon und auch ich sah erschrocken auf das Blut, dass nun auf meiner Handfläche klebte.
"Geht schon", sagte ich und blickte zu ihm auf, "Ich habe nur etwas Kopfschmerzen." Das war vielleicht etwas untertrieben, doch ich wollte nicht, dass er sich noch mehr Sorgen machte.
Damon wollte etwas erwidern, als Logan hinter ihm nochmals stöhnte und sich seine Miene verhärtete.
"Ich bin gleich wieder bei dir", sagte er zu mir, als er einen hölzernen Pfahl unter seiner Jacke hervorzog und sich nun zu Logan drehte.
"'Ich versuch's noch ein letztes Mal'", sagte er und hielt den Pfahl angriffsbereit über Logans Brust, "'Wer hat dich verwandelt?!'"
"'Ich sage doch, ich weiß es nicht!'", erwiderte Logan und ich schnaubte. Er würde Damon nie die Wahrheit sagen.
"'Sind das deine letzten Worte?'", fragte Damon und holte mit dem Pfahl aus.
"'Wie kannst du dich auf deren Seite schlagen?'", fragte Logan kopfschüttelnd.
"'Ich schlag mich auf keine Seite! Du hast versucht mein Mädchen umzubringen! Ich will dich einfach nur tot sehen!'", rief Damon wütend und vollkommen perplex sah ich ihn an, als mein Herz unweigerlich begann schneller zu schlagen. War ihm bewusst, was er gerade gesagt hatte?
"'Noch ein letztes Mal: Wer hat dich verwandelt?'", fragte er nochmal.
"'Weiß ich nicht!'", wiederholte Logan trotzig, was Damon seufzen ließ, ehe er mit dem Pfahl endgültig ausholte, "'Warte, ich weiß es!'", rief Logan plötzlich und Damon hielt inne.
"'Du lügst'", sagte Damon kopfschüttelnd.
"'Glaubst du, du bist der einzige der in die Gruft will?! Ich lüge nicht, der Zauber kann gebrochen werden!'", sagte Logan und ich blickte erschrocken zwischen ihm und Damon hin und her. Es gab doch noch eine Möglichkeit in die Gruft zu kommen? Damon würde sich nie so eine Chance entgehen lassen...
Da blickte der Schwarzhaarige zu mir auf und unsere Blicke kreuzten sich. Ich blickte ihn nur schweigend an und versuchte keine Emotion zu zeigen. Ich wollte ihn in seiner Entscheidung, die wahrscheinlich schon feststand, nicht beeinflussen.
"Ist mir egal", sagte Damon da plötzlich und stieß Logan den Pfahl ins Herz.
Logan schrie auf, ehe er erschlaffte und seine Haut sich aschgrau färbte.
Mit offenem Mund starrte ich auf die Szene. Er hatte ihn getötet... Trotz der Versprechung, die er ihm über die Gruft gemacht hatte. Er hatte die Chance Katherine zurückzukriegen einfach fallen gelassen?
"Werde ohnmächtig", sagte Damon, der sich aufgerichtet hatte, da zu mir und ich blickte ihn verwirrt an.
"Was?"
"Tu so, als wärst du bewusstlos! Sheriff Forbes wird gleich hier sein und wenn sie merkt, dass du alles gesehen hast, wird das eine Menge Fragen aufwerfen", erklärte Damon schnell und trat zu mir.
"Okay", murmelte ich, während ich noch versuchte die vielen Gedanken in meinem Kopf zu ordnen.
"Lass dich einfach fallen", sagte Damon leise und legte die Arme um mich, "Ich halte dich." Ich blickte ihm in die Augen, ehe ich etwas nickte und die Augen schloss.
Ich spürte, wie er mit einer Hand unter meine Kniekehlen griff und mich ganz hochhob.
Allerdings schien diese Gewichtsverlagerung meinem Kopf gar nicht zu gefallen, als er darauf noch stärker dröhnte und der Schwindel überhandnahm.
Ich fühlte mich, als würde ich Karussell fahren und spürte wie ich allmählich erneut in tiefe Dunkelheit fiel, während in meinem Gedankenwirrwarr zwei Worte deutlich hervorbrachen: Mein Mädchen...
***
Als ich erwachte spürte ich eine angenehme Wärme um mich herum. Alles war weich und kein einziger Schmerz zog durch meinen Körper.
"Zoey?", hörte ich eine vertraute Stimme und blinzelnd öffnete ich die Augen.
Ich lag in einem Schlafzimmer. Ich erinnerte mich, das hier war Damons Zimmer. Ich war im Salvatore-Anwesen.
"Hey", mein Blick schnellte zu dem Schwarzhaarigen, der neben mir auf dem Bett saß und mir mit einem nassen Lappen über die Stirn strich, "Du hast mich ganz schön erschreckt."
"Hey", erwiderte ich leise, ehe ich mich etwas aufrichtete. Damon nahm den Lappen von meiner Stirn und warf ihn achtlos in die Schüssel, die neben ihm auf dem Nachttisch stand.
"Meine Kopfschmerzen sind weg", sagte ich verwirrt und blickte fragend zu Damon auf, der mich entschuldigend ansah.
"Ich habe dir etwas Blut gegeben", sagte er, "Ich wusste nicht, wie schlimm deine Verletzungen waren und als ich gemerkt habe, dass du tatsächlich bewusstlos geworden bist, habe ich mir Sorgen gemacht. Ich wollte kein Risiko eingehen."
Ich nickte verstehend.
"Schon okay", sagte ich und lächelte beruhigend, "Danke." Damon erwiderte mein Lächeln und ich blickte ihm direkt in die Augen, als eine Frage in mir aufstieg.
"Wieso hast du ihn getötet?", fragte ich leise.
"Hätte ich das nicht tun sollen?", fragte Damon verwirrt und ich biss nervös auf die Lippe.
"Durch ihn hättest du eine neue Chance bekommen können, Katherine wiederzukriegen", sagte ich, was Damon die Stirn runzeln und zu Boden blicken ließ.
"Er war eine Gefahr für dich", sagte er kaum hörbar, "Das war es mir nicht wert. Außerdem hat er wahrscheinlich sowieso gelogen."
Ich spürte, wie bei seinen Worten die unerträgliche Sehnsucht in mir hochstieg, die ich seit Wochen nach ihm verspürte, und ich schluckte hörbar.
Ich musste es ihm jetzt sagen. Wenn ich es jetzt nicht tat, würde er gehen und es wäre alles vorbei.
"Damon", begann ich leise und griff nach seiner Hand, "Ich muss dir etwas sagen-"
"Du solltest besser nach Hause gehen", unterbrach er mich da und ich blickte ihn verwirrt an, als er sich mir entzog und aufstand, "Elena ist noch hier bei Stefan. Sie kann dich sicher mitnehmen", sagte er noch und ging Richtung Tür. Ich schüttelte nur den Kopf. Er durfte nicht schon wieder vor mir weglaufen!
Das würde ich nicht nochmal mit mir machen lassen!
"Ich werde nicht gehen!", sagte ich energisch und stand ebenfalls auf, "Ich werde hierbleiben, so lange bis du mir zugehört hast!" Damon hielt in seiner Bewegung inne und ich hörte wie er ausatmete, ehe er sich zu mir herumdrehte.
"Ich...", fing ich zögernd an, ehe ich kurz die Augen schloss und all meinen Mut zusammennahm, "Ich weiß, du hast mir gesagt, wir können nicht zusammen sein und... und dass du mir nur das Herz brechen würdest und dass du Katherine liebst, aber...", ich holte tief Luft, "Aber ich glaube, dass du auch Gefühle für mich hast-"
"Zoey, nicht-", sagte Damon kopfschüttelnd und wich einen Schritt zurück, was bei mir das Fass zum überlaufen brachte.
"Damon, ich liebe dich!", brach es da aus mir hervor und ich merkte, wie er bei meinen Worten erstarrte und mich vollkommen ungläubig ansah.
"Ich liebe dich!", wiederholte ich und trat an ihn heran, "Ich liebe dich seit Ewigkeiten, so sehr, dass ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass du von hier fortgehst! So sehr, dass all die schlimmen Dinge, die du getan hast, mich nicht abschrecken können! Und glaub mir, ich habe versucht dich zu vergessen, aber das funktioniert nicht! Es ist, als würde mein Verstand versuchen über mein Herz zu bestimmen, was aber nicht geht, weil...", ich hielt kurz inne und legte meine Hände an seine Wangen, "Weil ich das will, was ich will...", hauchte ich noch, ehe ich meine Lippen auf seine legte und ihn voller Sehnsucht küsste. Doch dennoch zeigte Damon nach wie vor keine Reaktion, was mein Herz vor Schmerz erbeben ließ. Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen, als ich den Kuss langsam löste und ihn schmerzlich ansah.
Anscheinend hatte ich mich geirrt...
Ich hatte mir all die Zeichen der Zuneigung von ihm nur eingebildet.
Ich wollte meine Hände von seinem Gesicht zurückziehen, als er plötzlich nach meinen Handgelenken griff und sie eisern an Ort und Stelle hielt. Verwirrt blickte ich ihm in die Augen, welche mich nicht länger ungläubig musterten, sondern irgendein anderes Gefühl zeigten, dass ich aber nicht deuten konnte.
"Ach verdammt!", fluchte er da plötzlich und keinen Moment später spürte ich erneut seine Lippen auf meinen, nur dass der Kuss diesmal von ihm ausging.
Völlig überrumpelt erwiderte ich den Kuss, während er meine Handgelenke nun losließ und seine Arme stattdessen um meine Hüften legte, um mich näher zu sich zu ziehen.
Ich lächelte gegen seine Lippen als unfassbares Glück in mir hochstieg und die schmerzhafte Sehnsucht endlich etwas nachließ.
Ich schlang meine Arme um seinen Hals, vergrub meine Finger in seinem Haar und ließ zu, dass er mich so dicht an sich heranzog, dass nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte.
Ich wusste nicht, wie lange wir hier so standen, doch keiner von uns beiden schien daran zu denken je wieder aufzuhören. Zumindest bis zu dem Moment, als plötzlich das Klingeln eines Handys durch den Raum schallte.
Widerwillig ließ ich zu, dass Damon sich langsam von mir löste. Schweratmend lehnte er seine Stirn an meine, während er versuchte wieder zu Atem zu kommen. Danach griff er in seine Hosentasche, um sein Handy hervorzuholen, das dieses störende Klingeln von sich gab.
"Das ist der Sheriff", sagte er und ich musste kurz lächeln, als ich merkte wie heiser seine Stimme klang, "Ich bin gleich wieder da", er blickte zu mir auf und küsste mich erneut, "Nicht weggehen", sagte er noch, als er sich endgültig von mir löste und mit einem Lächeln auf den Lippen das Zimmer verließ.
Ich spürte wie meine Mundwinkel sich ebenfalls hoben und ein begeisterter Laut meinen Lippen entkam, als erneut diese unfassbare Freude in mir hochstieg.
Ich hatte es getan! Ich hatte ihm meine Gefühle gestanden! Und dann hatten wir uns geküsst! Entgegen aller Wahrscheinlichkeit fühlte er das gleiche für mich! Er hatte Katherine absichtlich für mich aufgegeben! Für mich!
Noch immer lächelnd ließ ich mich auf dem Bett sinken, während ich ungeduldig Richtung offener Tür sah und auf Damons Rückkehr wartete.
Jedoch war es nicht Damon, der plötzlich ins Zimmer trat.
"Elena?", fragte ich verwirrt, als ich meine beste Freundin erkannte, die mich mit glasigem Blick ansah, "Was ist los?" Sie sah wirklich aufgebracht aus, so sehr, dass ich mir ernsthaft Sorgen machte.
Elena sagte nichts, sondern hielt mir zwei Zettel hin, während sie schwer schluckte, als müsste sie an sich halten, nicht in Tränen auszubrechen.
Langsam lief ich zu ihr herüber, ehe ich verwirrt die Zettel entgegennahm, als ich bemerkte, dass das gar keine Zettel waren, sondern Fotos. Und zwar sehr alte Fotos.
Ich blickte auf das erste Bild und holte erschrocken Luft. Das war Elena, aber... Ihre Haare, ihre Kleider, so etwas hatte Elena nie getragen. Doch als ich den Untertitel las, stieg Übelkeit in mir auf: Katherine Pierce, 1864.
Entsetzt sah ich zu Elena auf, doch sie starrte nur auf das andere Bild, welches ich jetzt ebenfalls genauer betrachtete.
Das war Damon, er trug das Haar anders und auch sein Kleidungsstil unterschied sich komplett von der Gegenwart, aber dennoch war es er. Er hielt eine Frau im Arm... mich?
Ich blinzelte einige male, um auch sicher zu sein, dass meine Augen mir keinen Streich spielten. Das war mein Gesicht, aber... Ich hatte nie so langes Haar gehabt und auch nie so ein Kleid getragen. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
Langsam glitt mein Blick zu den Zeilen, die unter diesem Bild geschrieben standen: Damon Salvatore und seine zukünftige Frau Eveline Lockwood 1860.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
"Das... Ich...", stotterte ich, ehe ich nochmals, doch diesmal heftiger den Kopf schüttelte, "Sicher gibt es eine Erklärung dafür." Es musste eine geben. Eine logische, sinnvolle Erklärung. Mein Verstand weigerte sich, etwas anderes zu glauben.
"Alie!", sagte Elena eindringlich und ihre Stimme zitterte leicht, als ich zu ihr aufsah, "Es gibt eine Erklärung! Und sie ist ganz einfach: Stefan und Damon haben uns nur benutzt!" Ich spürte wie sich bei ihren Worten ein dicker Kloß in meinem Hals bildete.
"Nein", hauchte ich, während ich wieder und wieder den Kopf schüttelte, "Nein, das ist nicht wahr." Es konnte nicht sein. Das war alles ein Missverständnis. Damon und ich waren endlich glücklich. Wir hatten doch alles geklärt. Es konnte nicht sein, dass er mich schon wieder belogen hatte. Er hatte doch versprochen, mich nie mehr zu belügen...
"Überleg doch mal...", sagte Elena leise, "Damon war von Anfang an, nur an dir interessiert. An niemand anderen. Hast du dich nie gefragt, aus welchem Grund?", ich schluckte bei ihren Worten hart, als mir Tränen in die Augen stiegen, "Alie, wir waren nur Ersatz."
Ich spürte wie mein gerade erst geheiltes Herz bei diesem Satz in tausend Stücke zu zerspringen schien und der unerträgliche glühende Schmerz mit voller Kraft in meine Brust zurückkehrte. Das war also der Grund gewesen. Er war in meiner Nähe, weil ich aussah wie Eveline. Deswegen hatte er sich auch für mich und nicht für Katherine entschieden.
Ich schluchzte leise.
Er hatte sich nicht für mich entschieden... Sondern für Eveline. Für seine Evie.
Als hätte man mich in Watte gepackt, merkte ich am Rande, wie Elena meine Hand griff und mich mit nach draußen zog.
Ich wehrte mich nicht.
Ich spürte nur noch den Schmerz und wie eine einzige Träne heiß über meine Wange lief.
-Damons Sicht-
Seufzend legte Damon auf, als Sheriff Forbes sich endlich mit seiner Erklärung zufriedengegeben und ihm eine Gute Nacht gewünscht hatte. Es war nicht einfach gewesen, sie davon zu überzeugen, dass Nathalie nichts mehr von dem Abend wusste, außer dass sie überfallen worden war und es ihr gut ging, so gut, dass keine Notwendigkeit bestand, ihre Eltern zu informieren. Vor allem beim letzten Punkt war Liz Forbes schwierig zu überreden gewesen, doch Damon hatte sie mit dem Argument umstimmen können, dass Richard und Carol Lockwood sich nur unnötig Sorgen um ihre Tochter machen würden.
Natürlich war es Damon völlig egal, was ihre Eltern dachten. Jedoch wollte er Nathalie das unangenehme Gespräch mit ihnen ersparen. Sie hatte eh schon genug für Damon und Stefan gelogen. Da musste sie nicht auch noch ihren eigenen Eltern etwas vormachen.
Damon steckte das Handy wieder in seine Hosentasche, ehe er aus dem Gästezimmer trat, in das er zum Telefonieren gegangen war, ehe er den langen Flur hinunter sah zu der Tür, die in sein eigenes Schlafzimmer führte.
Er musste lächeln.
Nathalie hatte ihm ihre Gefühle gestanden. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte.
Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf. Nicht einmal Katherine hatte das je laut zu ihm gesagt. Und Nathalie tat es einfach so, ohne zu wissen, ob er das gleiche für sie empfand.
Damon runzelte die Stirn.
Empfand er das gleiche? Liebte er sie auch?
Er konnte sich diese Frage nicht beantworten. Wenn er an Nathalie dachte, spürte er starke Empfindungen für sie. Durch sie ebbte der Schmerz von Evelines Tod immer weiter ab. Durch sie erschien ihm selbst Katherine als immer mehr verblassender Traum.
Ja, er hatte definitiv Gefühle für Nathalie, doch ob es tatsächlich Liebe war, konnte er nicht sagen.
Er hatte immer geglaubt, dass er Katherine lieben würde. Dass seine Gefühle für sie, der Inbegriff von Liebe seien. Und doch fühlte er vollkommen anders, wenn er an Nathalie dachte. Nicht in besserer oder schlechterer Hinsicht, sondern einfach anders.
Damon schüttelte erneut den Kopf. Er musste sich dringend darüber klar werden.
Er musste sich entscheiden, was er wollte.
Jedoch wurde ihm schnell bewusst, dass er das schon so gut wie getan hatte.
Logan hatte Informationen darüber gehabt, wie die Gruft zu öffnen war und doch hatte er ihn getötet. Weil ihm Nathalies Schutz wichtiger gewesen war als das Wissen, wie er Katherine befreien konnte.
Damon erwachte aus seinen Gedanken als er draußen hörte, wie ein Auto startete und losfuhr.
Verwirrt trat er an ein Fenster und sah gerade noch so, wie der schwarze Geländewagen die Auffahrt verließ und auf die Straße bog.
Elena fuhr schon nach Hause?
Kaum hatte Damon diesen Gedanken vollendet, überkam ihn ein ungutes Gefühl.
Er fuhr herum und lief schnellen Schrittes durch den Flur zurück in sein Schlafzimmer.
"Zoey?", rief er fragend in den Raum, doch ein Blick genügte, um festzustellen, dass sie nicht mehr hier war.
Jedoch entdeckte er ihre Jacke, die noch auf dem Bett lag, was sein ungutes Gefühl verstärkte. Sie war in Eile gewesen. Doch warum? Und wieso sollte sie einfach verschwinden, ohne ihm Bescheid zu geben?
Sofort zog Damon sein Handy hervor und wählte ihre Nummer, noch während es klingelte, ging er einige Schritte nach vorne, den Raum mit den Augen nach weiteren Hinweisen absuchend. Dabei spürte er, wie er auf etwas trat, was unter seinem Gewicht leise raschelte und sein Blick schnellte zu Boden.
Sein Anruf wurde weggedrückt, doch das nahm Damon nicht wirklich wahr.
Langsam beugte er sich nach vorne, um die beiden Papierstücke aufzuheben.
"Nein, nein, nein!", murmelte er kopfschüttelnd, als er die ihm bekannten Bilder erkannte.
Das konnte doch nicht wahr sein!
"Elena?!", hörte er da Stefans Rufe im Flur, als Wut in ihm aufstieg, die sich mit seiner Sorge vermischte. Schneller als ein menschliches Auge wahrnehmen konnte, rannte er aus dem Raum, um Stefan, der gerade durch den Flur gelaufen war unsanft zurückzustoßen.
"Was zum Teufel hast du getan?!", rief Damon wütend und Stefan blickte ihn verständnislos an.
"Wovon redest du?", fragte er. Damon hielt ihm anklagend die Bilder hin.
"Wieso lässt du die offen in deinem Zimmer herumliegen, genau da wo Elena sie finden und Zoey zeigen kann?!", rief der Schwarzhaarige zornig, als Stefan ihm langsam die Bilder aus der Hand nahm.
Das Schlimme war nicht nur, dass Nathalie mal wieder durch Elena völlig falsche Schlüsse gezogen haben musste, sondern auch, dass die beiden nun allein nachts über die Straßen fuhren, wo ihnen sonst was passieren konnte.
"Die Bilder müssen sie verwirrt haben", sagte Stefan leise und Damon wurde noch wütender.
"Ach, was du nicht sagst!", fuhr er seinen kleinen Bruder an, ehe er sich abwandte und zur Treppe lief. Er musste sie finden.
"Wo sind sie?", fragte Stefan nach.
"Sie sind weg! Aber ich werde sie finden!", sagte Damon und lief die Treppen hinunter.
"Das solltest du nicht tun", sagte Stefan da und stand eine Sekunde später kopfschüttelnd neben ihm, "Sie werden erstmal Abstand brauchen." Damon blickte ihn verständnislos an.
War er völlig von Sinnen?!
"Du scheinst es nicht zu kapieren, kleiner Bruder! Elena fährt völlig aufgewühlt mit Zoey mitten in der Nacht über die Straßen! Was denkst du wie konzentriert sie dabei sein wird und wie hoch die Chancen für einen Unfall sind?!", Stefan wollte etwas antworten, doch Damon fuhr schon fort, "Zoey hat mein Blut in ihrem Organismus und ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht! Also bleib du von mir aus hier und gib ihnen Freiraum! Ich werde sie jetzt suchen!"
Damit stürmte Damon aus dem Haus und verschwand mit übermenschlicher Geschwindigkeit in die Nacht.
Wenn Nathalie jetzt etwas geschah und sie zum Vampir wurde, nur weil er sie belogen hatte, würde sie ihm niemals verzeihen. Er würde sich selbst nie verzeihen...
-Nathalies Sicht-
Ich schluchzte leise, während Elena mit viel zu hoher Geschwindigkeit über die Hauptstraße fuhr. Ich hatte keine Ahnung, wohin wir eigentlich fuhren, doch dass Elena den Ortsausgang ansteuerte war mir schon ganz recht.
Ich wischte mit meinem bereits durchnässten Ärmel über meine nassen Wangen.
Ich hatte es satt zu weinen. Ich hatte es so satt von Damon immer und immer wieder verletzt zu werden... immer wieder belogen zu werden.
Er hatte mir versprochen, mir alles zu sagen. Doch dann hatte er mich wieder belogen.
Das Wichtigste hatte er mir vorenthalten.
Ich sah aus wie sie. Es war so absurd und dennoch ergab es Sinn. Nur deshalb hatte sich Damon so für mich interessiert. Das war der einzige Grund, warum er sich mir öffnete.
Ich war für ihn Eveline und nicht Nathalie.
Erneut schluchzte ich, während ich hörte wie Elena tief durchatmete, um die Fassung zu behalten.
"Warum haben sie das getan?", hauchte ich leise, doch Elena hörte es trotzdem und sie blickte kurz zu mir.
"Wir waren der perfekte Ersatz", sagte sie kalt und auch meine Miene verhärtete sich, als erstmals, neben dem Schmerz, Wut in mir aufstieg.
"Ja... Die perfekten Doppelgänger", stimmte ich zu und blickte wieder auf die Straße, als ich in diesem Moment dort eine Gestalt in der Dunkelheit erkannte.
"Elena! Pass auf!", rief ich aus und ich hörte das Quietschen der Reifen, als sie versuchte noch zu Bremsen, doch es war zu spät. Wir trafen, die Gestalt mit voller Wucht und ich merkte noch wie das Auto seinen Halt auf der Straße verlor und unkontrolliert zur Seite schleuderte, ehe ich nur noch einen gleißenden Schmerz spürte, bevor alles schwarz wurde.
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